Wer bin ich? Von Chris Morphew – eine Lesung von Raoul Simeonescu.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und ich darf euch exklusiv die Lesung eines ganz neu erschienenen Buches präsentieren: Chris Morphew – Wer bin ich und warum bin ich wertvoll?
Die Frage nach dem eigenen Wert
Kapitel zwei
Woher weiß ich, dass ich wertvoll bin?
Der Titel dieses Buches ist eine Frage. Genau genommen besteht er aus zwei Fragen. Fangen wir mit der zweiten an: Warum bin ich wertvoll?
Ich frage mich, wie sehr dich diese Frage berührt. Vielleicht hast du ein starkes, tiefes Empfinden, dass du wertvoll bist. Möglicherweise kannst du nicht genau erklären, warum, aber du bist dir sicher, dass es wahr ist. Du bist wertvoll, du bist wichtig, du hast Bedeutung. Ich meine, das ist schließlich offensichtlich, oder?
Vielleicht ist das aber auch nicht so. Vielleicht bist du gar nicht überzeugt, dass du überhaupt einen Wert hast. Vielleicht gibt es Menschen in deinem Leben, die dir das Gefühl vermitteln, du seist eine reine Platzverschwendung. Vielleicht kommt diese Botschaft aber auch von innen heraus. Sie ist etwas, das du dir anscheinend immer wieder selbst einreden musst.
Ganz gleich, ob wir nun glauben, dass wir wertvoll sind oder nicht – wir alle wollen, dass es so ist, oder? Du willst vielleicht nicht weltberühmt werden oder Geschichte schreiben oder so, aber wir alle sehnen uns danach, von Bedeutung zu sein. Wir sehnen uns danach, dass es einen Unterschied macht, dass wir hier sind.
Wir wollen glauben, dass wir wertvoll sind, und wir wollen, dass andere Menschen auch glauben, dass wir Bedeutung haben.
Die Suche nach Bedeutung in Besitz und Geld
Und wir können an vielen verschiedenen Orten nach diesem Sinn suchen. Eine beliebte Möglichkeit, nach Bedeutung zu suchen, besteht zum Beispiel darin, sich an dem zu orientieren, was man besitzt.
Natürlich bin ich etwas wert – siehst du nicht, wie reich und erfolgreich ich bin? Du kannst dein ganzes Leben darauf ausrichten, Geld zu verdienen. Mit diesem Geld kannst du dir dann ein großes Haus, ein neues Auto, ein neues Handy, teure Kleidung, vielleicht sogar ein zweites neues Auto, Fernreisen oder fantastisches Essen leisten. Und natürlich das nächste neue Handy kaufen.
Man sagt zwar, Glück könne man nicht kaufen, aber mit Geld kann man durchaus immer mehr coole Dinge und tolle Erfahrungen erwerben. Was, wenn das im Grunde doch dasselbe ist? Außerdem ist Geld beeindruckend, oder? Wenn du das neueste Handy, die aktuellsten Klamotten, das größte Haus und die besten Dinge hast, wenn du die besten Partys geben und alle deine Freunde an die tollsten Orte mitnehmen kannst, dann werden die Leute immer in deiner Nähe sein wollen.
Sie werden so sein wollen wie du, und wenn alle anderen sich wünschen, sie hätten dein Leben, wirst du dich definitiv als etwas Besonderes fühlen. Selbst wenn die meisten von uns es nie zu Berühmtheit oder Milliarden bringen werden, ist es leicht, das Gefühl zu bekommen, dass wir, wenn wir nur ein bisschen mehr Geld hätten, das kaufen könnten, was wir brauchen, um glücklich zu sein und die Menschen um uns herum zu beeindrucken.
Natürlich. Wenn du im Moment in Armut lebst, wenn du nicht ausreichend gesunde Nahrung hast, keine saubere Kleidung tragen kannst oder kein sicheres Zuhause besitzt, dann wird dir mehr Geld natürlich definitiv weiterhelfen. Ich glaube jedoch, dass für den Rest von uns vor allem eines gilt: Was wir eigentlich brauchen, ist ein Perspektivwechsel.
Die Falle des immer mehr haben Wollens
Einer der reichsten Menschen, die je gelebt haben, war ein Mann namens John D. Rockefeller. Dieser Mann verfügte über weit mehr Geld, als man jemals brauchen kann. Wenn es jemanden gab, der sich ein glückliches und sinnerfülltes Leben hätte kaufen können, dann war er es.
Angeblich fragte ihn einmal ein Journalist: „Wie viel Geld ist genug?“ Weißt du, was er antwortete? „Nur ein kleines bisschen mehr.“ Er war einer der reichsten Menschen, die jemals lebten, und trotzdem dachte er, er hätte nicht genug.
Es stellt sich heraus: Egal wie viel du hast, wenn du dir von Geld das Gefühl erhoffst, wertvoll zu sein, wirst du immer nur ein kleines bisschen mehr haben wollen.
Denn klar, dieses neue Handy ist heute ziemlich beeindruckend. Aber es wird nicht lange dauern, bis dein neues Handy dein altes Handy sein wird. Dann wirst du ein neues, neues Handy brauchen.
Diese Klamotten mögen heute alle Blicke auf sich ziehen. Aber gib dem Ganzen ein paar Wochen. Deine neuen Klamotten werden zu deinen alten Klamotten werden. Und dann wirst du neue, neue Klamotten haben wollen.
Ich glaube, das ist einer der Gründe, warum Jesus Geld als einen Herrn beschreibt, der uns zu Sklaven machen kann, wenn wir nicht aufpassen (Matthäus 6,24).
Wenn du darauf zählst, dass Geld dir das Gefühl vermittelt, wertvoll zu sein, wird dieses Gefühl immer nur ein kleines bisschen außer Reichweite bleiben. Du wirst immer nur ein kleines bisschen mehr wollen.
Die Suche nach Wert im Aussehen
Eine weitere beliebte Variante besteht darin, im eigenen Aussehen nach Bedeutung zu suchen. Natürlich bin ich etwas wert, schließlich siehst du doch, wie attraktiv und beliebt ich bin.
Man kann sein ganzes Leben darauf ausrichten, schön, dünn, athletisch oder modisch zu sein. Dann hofft man, dass einem das Aufmerksamkeit, Likes und ein positives Gefühl gibt, wenn man in den Spiegel schaut.
Falls du jetzt denkst: „Wow, das ist wirklich oberflächlich. Darum würde ich mir niemals so einen Kopf machen.“ – sei nicht zu voreilig. Denn klar, vielleicht ist es nicht dein Lebensziel, Influencer in den sozialen Medien zu werden. Aber wir wollen uns doch alle wohl und selbstbewusst in unserer Haut fühlen, oder? Und wenn uns das nicht gelingt, kann uns das ganz schön fertig machen. Unser Körpergefühl ist nicht gleichgültig.
Doch genau aus diesem Grund ist es so schädlich und gefährlich, den eigenen Wert im Aussehen zu suchen.
Zunächst einmal: Woran machst du fest, wie gut du deiner Meinung nach aussiehst? Indem du dich mit anderen Leuten vergleichst, oder? Nimmst du dann noch die sozialen Medien dazu, hast du nicht nur die Menschen in deinem echten Leben, mit denen du dich vergleichen kannst. Du hast das ganze Internet – zig Millionen Menschen, an denen du dich messen könntest.
Wenn du diese perfekt posierenden, bearbeiteten und gefilterten Bilder mit dem vergleichst, was du morgens als Erstes im Spiegel siehst, ist es dann wirklich so überraschend, wenn du dich am Ende hässlich und unsicher fühlst?
Und selbst wenn du all das irgendwie ändern könntest, selbst wenn du die unmögliche, perfekte Version deiner selbst werden könntest, die du dir im Kopf ausmalst – würde das den Druck nicht wegnehmen.
Das Einzige, das sich ändern würde, wäre, dass du dich nicht länger unter Druck fühlen würdest, schön zu werden, sondern schön zu bleiben.
Das ist jedoch ein Kampf, den du am Ende nicht gewinnen kannst. Denn irgendwann wirst du einfach alt und schrumpelig werden und ohnehin all das verlieren.
Wenn du darauf setzt, dass dein Aussehen dir Wert gibt, wird es dich früher oder später im Stich lassen.
Die Suche nach Bedeutung in Zielen und Erfolgen
Okay, vielleicht ist es gar nicht nötig, dir von mir sagen zu lassen, dass du nicht dein ganzes Leben auf Geld oder dein Aussehen bauen solltest. Vielleicht hast du eine andere, sinnvollere Sache, der du dein Leben verschreiben willst. Du könntest dein Land bei den Olympischen Spielen vertreten, ein Restaurant eröffnen, ein Musikalbum veröffentlichen, eine Krankheit ausrotten, einen Roman schreiben oder eine NGO gründen.
Wunderbar, das sind alles phantastische, lohnenswerte Ziele. Zählst du allerdings darauf, dass irgendetwas davon deinem Leben Bedeutung, Sinn und Glück verleiht, und sagst dir: „Wenn ich nur das erreichen könnte, dann wüsste ich, dass ich wertvoll bin“, dann bereite dich besser darauf vor, enttäuscht zu werden.
Warum? Nun, egal was dein Traum, dein Ziel oder dein Erfolg ist, es kann nur auf zwei Arten enden, oder? Entweder du erreichst dein Ziel oder nicht. Sagen wir also, du scheiterst, sagen wir, du schaffst dein Ding nicht – was dann? Nun, war dein Ziel nur ein Ziel unter anderen, wirst du über deine Enttäuschung hinwegkommen und weitermachen. War das Erreichen dieses Ziels jedoch das, worauf du gezählt hast, um dich wichtig und wertvoll zu fühlen, dann wird dein Scheitern nicht nur eine Riesenenttäuschung sein, sondern dich zerstören.
Wenn du darauf setzt, dass irgendein Erfolg deinen Wert unter Beweis stellt, wenn du dies so wichtig für dich werden lässt und es dann nicht geschieht, wirst du dich elend fühlen. In dem Fall scheint die Lösung ziemlich einfach, oder? Scheitere einfach nicht!
Sagen wir also, du schaffst tatsächlich die Sache, für die du so hart gearbeitet hast. Sagen wir, du gewinnst den Wettlauf, wirst Jahrgangsbester, bekommst den Preis. Herzlichen Glückwunsch, gut gemacht! Nun wirst du für immer glücklich sein, oder? Na ja, nein. Eine Zeit lang bist du glücklich, und das ist großartig. Aber kein Erfolg reicht für immer.
Es gibt immer den nächsten Wettlauf, die nächste Runde, den nächsten Pokal, die nächste Person, die hinter dir auftaucht, um deinen Rekord zu brechen. Es ist genauso wie die Sache mit dem Geld: Der neue Erfolg wird schnell der alte Erfolg sein. Und schon brauchst du einen neuen Erfolg.
Das bedeutet: Setzt du darauf, dass deine Erfolge oder Leistungen in der Welt deinen Wert beweisen, wirst du niemals zur Ruhe kommen. Du wirst einfach immer weiterarbeiten, dich stressen und danach streben müssen, dich zu beweisen, bis du irgendwann nicht gewinnst. Und dann wirst du dich elend fühlen.
Die Wahrheit lautet: Egal ob du gewinnst oder verlierst, deine Identität auf deine Erfolge und Leistungen zu bauen, ist einfach nur eine weitere Sackgasse.
Der Versuch eines gesunden Mittelmaßes
An dieser Stelle denkst du vielleicht, dass ich die Dinge zu kompliziert darstelle. Vor kurzem sprach ich mit einer Bekannten über all das. Sie wies mich auf eine scheinbar ziemlich einfache Lösung hin: Können wir nicht einfach ein gesundes Mittelmaß mit all diesen Dingen finden?
Natürlich wird es dich fertig machen, wenn du von Geld, deinem Aussehen oder deinen Errungenschaften wie besessen bist. Also sei einfach nicht besessen davon. Genieße all diese Dinge um ihrer selbst willen, gib dein Bestes, um ein gutes Leben zu führen, und finde darin deinen Sinn, dein Glück und deine Bedeutung.
„Okay, das klingt ziemlich gut“, sagte ich meiner Freundin, „aber wie stellen wir das eigentlich an? Wie vermeiden wir, dass uns etwas so in Besitz nimmt? Wie finden wir dieses gesunde Mittelmaß? Woher wissen wir überhaupt, was ein gutes Leben ist?“
Sie zuckte mit den Schultern und sagte: „Tja, das ist die wahre Herausforderung, nicht wahr? Wie stellen wir es also an?“
Die Suche nach der eigenen Identität
Menschen suchen an den unterschiedlichsten Orten nach Sinn. Doch wie wir gesehen haben, erweisen sich viele dieser Wege als Sackgassen. Wohin können wir uns also wenden, um Klarheit über all das zu gewinnen?
Mir scheint, bevor du herausfindest, wie wertvoll du bist oder ob du überhaupt etwas wert bist, musst du zunächst herausfinden, wer du überhaupt bist.
Das war es für heute. In der nächsten Episode geht es mit der Lesung weiter.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.