In Jesu Namen, Amen!
Begegnung auf dem Berg in Galiläa
Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie bestellt hatte. Als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder, doch einige zweifelten.
Jesus trat zu ihnen und sagte: „Mir ist alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben. Darum geht hin und macht zu Jüngern alle Völker. Tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Lehrt sie, alles zu halten, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.“ Amen.
Die Vielfalt der Berge als Symbol
Nähe Freunde, natürlich könnte ich Sie auf die Stuttgarter Stadtberge führen. Schließlich habe ich ein halbes Leben lang hier zu ihren Füßen gewohnt: der Trümmerberg mit seinem Kreuzturm, der Killesberg mit seinem Park, der Rotenberg mit seiner Grablege – alles beliebte Ausflugsziele für einen schwäbischen Pfarrer, der sonntagnachmittags für seine große Kinderschar Weide suchte.
Ich könnte Sie auch auf die Uracher Albberge führen. Die Luft kommt hier noch aus erster Hand, und die Menschen sind dem Himmel ein Stück näher als am Nesenbach. Der Hochberg mit seiner Aussicht, der Rundberg mit seinen Ausgrabungen und der Josiberg mit seinem jährlichen Wallfahrtstreffen der Alpietisten sind lauter Beweisstücke für die These unseres Nationaldichters August Limmle, der gesagt hat: „Nirgends in Deutschland ist eine schönere Heimat als auf der Alb.“ Recht hatte er.
Natürlich könnte ich Sie auch auf die Prägin zur Waldberge führen: Csesszaplana, Mittagsspitze, Karnisflo – alles Freizeitstätten und Ausflugsziele im Sommer. Aber Berggeschichten könnten wir endlos erzählen.
Die Bedeutung israelitischer Berge in Jesu Leben
Es geht hier nicht um Stuttgarter, schwäbische oder österreichische Berge, sondern um israelitische Berge. Wichtige Geschichten aus dem Leben Jesu sind zugleich bedeutende Berggeschichten. Leider kenne ich nicht immer den genauen Ort, aber ich kenne ihre Bedeutung.
Alles begann mit dem Teufelsberg. Dort schlich Satan um Jesus herum und versuchte, ihn dazu zu bringen, ihn anzubeten. Im Gegenzug bot er ihm die ganze Welt an.
Dann folgte der Kanzelberg. Dort hielt Jesus seine Bergrede. Eine große Menschenmenge hörte ihm zu. Sie waren entsetzt und erschüttert über diese grundlegende Rede.
Später kam der Verklärungsberg. Dort stand Jesus mit drei seiner Jünger. Der Morgenglanz der Ewigkeit verwandelte ihn in eine Gestalt der Herrlichkeit.
Schließlich gab es den Kalvarienberg, die Spitze, die alles überragte. Dort wurde Jesus gekreuzigt. Er wurde hingepflanzt, hingegossen und hingeschmiedet. Dieses Sterbenswörtlein kam noch über seine Lippen: „Es ist vollbracht.“ Auf Deutsch heißt das: „Es ist bezahlt.“ Die Schuld ist bezahlt, und der Tod ist heimgezahlt.
Doch damit endet das Bergpanorama nicht. Ein Berg überragt diese Landschaft noch: der Abschiedsberg.
Das Gipfeltreffen der Jünger und der Abschied
Alle elf waren noch einmal zusammengekommen, um Abschied zu feiern.
Da war Thomas, der Berufszweifler, der nicht lockerließ, bis er die Wunden inspiziert hatte. Petrus, der Berufsfischer, der nach Osten seinen größten Fang machte und wieder einmal mit roten Ohren in der Gegend stand. Andreas, der Berufsschweiger, der neben seinem großen Bruder nie den Mund auftat und sich gut schwäbisch gab: „Ich denk mir mal Sache.“
Matthäus, Lukas, Jakobus – alle, alle, alle waren zu diesem großen Abschied auf dem Berg gekommen.
Dann haben wir ja genug Abschied schon mitgemacht, um zu wissen, wie solche Festlichkeiten ablaufen. Mein eigener Abschied aus der Stiftskirche mit einem herzlichen Prälatenwort und einer herzhaften Erbsensuppe – dieser Speisung der Zweitausend auf dem Schirrplatz – war eher daneben. Aber sonst muss es ja nach folgendem Protokollgedanken gegangen sein:
Tagesordnungspunkt eins, Top eins: Rückblick. Im Zeitraffertempo laufen noch einmal die Highlights der letzten drei Jahre ab. Rückblicke sind gebündelte Geschichte.
Top zwei: Danksagung. Orden und Ehrenzeichen, Blech und Lametta, werden an der Brust festgemacht. „Sie haben sich für das Reich Gottes verdient gemacht“, wird ihnen gesagt.
Top drei: Verabschiedung. Unter den Klängen des großen Zapfenstreichs gibt es einen feuchten Händedruck. Dann gehen Matthäus ir, Lukas ir, Jakobus ir in den wohlverdienten Ruhestand.
Ein anderer Auftrag statt Ruhestand
Aber so geht es nicht. Es läuft nach einem anderen Protokoll, nach anderen Tagesordnungspunkten.
Es gibt keinen Rechenschaftsbericht, weil niemand Rechenschaft ablegen muss. Es gibt keine Danksagung, denn wir haben nicht alles getan, was wir tun sollten. Es gibt keine Verabschiedung in den Ruhestand, weil es keine Rentner gibt und damit auch keine Rentnerprobleme.
Es gibt nur einen neuen Befehl: Geht in eure Häuser, dort, wo Eltern ratlos sind angesichts des Verhaltens ihrer Kinder. Geht in eure Schulen und Universitäten, dort, wo die Verantwortlichen ratlos sind wegen der Motivation der Schüler und Studenten. Geht in eure Fabriken und Betriebe, dort, wo die Menschen ratlos sind angesichts der Arbeitslosigkeit und der Aussichten auf dem Arbeitsmarkt.
Geht in diese Welt, wo Menschen ratlos sind, wo Terror herrscht, Blut vergossen wird und Kriege toben. Alle Orte sind Missionsfelder. Alle Orte sind Missionsfelder.
Seit dieses Gipfeltreffen nicht zu einem Treffen alter Kameraden verkommen ist, sondern zu einem Missionarstreffen umfunktioniert wurde, gilt dieser Missionsbefehl für alle als Marschbefehl: Gehet, gehet!
Die Herausforderung des Missionsbefehls
Natürlich ist es keine Aufforderung zu einem Spaziergang. Schon Mose, der zum Pharao gehen sollte, sagte: „Herr, ich bin mit meiner Zunge nicht gut zu Fuß.“ Auch Jeremia, der Prophet, sagte: „Für das alles bin ich ein zu junger Dachs.“
Jonah von Amitai – Jonah heißt auf Deutsch Taube – war flatterig. Traugott, Flattermann, er machte die Fliege und haute ab. Doch Gott kennt unsere Widerstände. Er überwindet sie alle: unsere Hindernisse, unsere Mikos, unsere Rückfragen.
Er tut dies mit dem dreifachen Hinweis: „Hier seht auf meine Allmacht, redet in meiner Vollmacht und steht unter meiner Schutzmacht.“
Die Zusage der Allmacht Gottes
Drei Aussagen, die uns alle betreffen.
Zuerst seht auf meine Allmacht, auch wenn ihr zunächst etwas ganz anderes wahrnehmt. So wie die Elfmannschaft auf dem Berg des Abschieds: Wenn sie zurückblickt, sieht sie die Besatzungsmacht eines Pilatus, der nicht die Kraft hatte, irgendetwas zu verändern. Er ließ die Unschuldigen verurteilen und Barabbas frei laufen. Doch tatsächlich hat sich nichts verändert.
Wenn sie hinunterschauen, sehen sie die Ohnmacht ihrer Hände. So wie Petrus, der einmal den starken Mann spielen wollte, sein Schwert zog und Malchus das Ohr abhieb. Da rief Jesus erzürnt: „Stecke dein Schwert weg! Gewalt löst nur Gegengewalt aus!“
Wenn sie nach vorne schauen, sehen sie die Großmacht römischer Gottkaiser, die zur Hetzjagd gegen die Christen aufriefen. Christen sind Akoluthen, sie müssen vor den Löwen leiden. Leiden ist das Normale, Freunde, leiden ist das Normale für seinen Nachfolger. Alles andere ist die Ausnahme.
Doch in diesem Augenblick schauen sie nicht zurück, nicht hinunter, nicht nach vorne, sondern hinauf. Dort sehen sie in dieser nachösterlichen Gestalt jenen, der vor der Besatzungsmacht keine Furcht zeigte. Er sagte dem Statthalter ins Gesicht: „Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von mir gegeben worden wäre.“
Über dieser nachösterlichen Gestalt sahen sie jenen Mann, der die Naturgewalten nicht fürchtete. Im Boot stand er auf, reckte seine Hand aus und sagte: „Schweig und verstumme!“
Sie sahen in dieser Gestalt auch jenen Mann, der keine Angst vor dem Teufel zeigte und den Teufel zum Teufel jagte. Über allen Mächten erkannten sie die Allmacht ihres Herrn. Er offenbarte sich in einer unglaublichen Machtfülle.
Weil sie ihren Ohren dennoch nicht trauten und einer dachte, das sei eine Halluzination, die ihn täuscht und an der Nase herumführt, fügte er hinzu: „Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden.“
Es gibt keine Gegenmacht, die mir gefährlich werden könnte. Alle Scheinmächte haben ausgespielt, bevor sie sich aufspielen. Die Machtfrage ist seitdem geklärt, Freunde, die Machtfrage ist seitdem geklärt.
Die Aufforderung, den Blick nach oben zu richten
Warum schauen Sie eigentlich immer wieder zurück und fürchten jene Mächte, die die Landkarte verändern könnten? Diese Warlords mit ihren Brigaden oder diese Terroristen mit ihren Sympathisanten – als ob sie wirklich die Landkarte verändern könnten. Mir ist alle Macht gegeben.
Warum blicken Sie immer wieder nach unten und verzweifeln an der Ohnmacht Ihrer Hände? Wer sich auf die eigene Faust verlässt, ist ohnehin verlassen.
Warum schauen Sie immer wieder nach vorne und fürchten sich vor den Naturgewalten, die über Sie kommen könnten? Erdbeben, Überschwemmungen oder Verstrahlungen?
Liebe Freunde, warum sehen Sie eigentlich überall herum? Warum schauen Sie überall hin? Sehen Sie doch endlich wieder hinauf!
Schauen Sie zu dem, der der wirkliche Machthaber ist. Siehe, mir ist alle Macht gegeben. Er sagt es denen, die meinen, mit ein paar Waffen und mit ein paar Öllachen sei die Macht schon verteilt: Mir ist alle Macht gegeben.
Er sagt es denen, die vor der Krankheitsmacht sich fürchten. Wie viele sind unter uns krank? Wie viele fürchten die Krankheitsmächte? Er sagte es denen, die die Krankheitsmächte fürchten: Mir ist alle Macht gegeben.
Und er sagte es denen, die meinen, die Todesmacht sei die größte Macht schlechthin: Nein, mir ist alle Macht gegeben.
Mut fassen in der Nachfolge
Martin Luther war unterwegs. Damals gab es keine Staus auf der Autobahn, aber andere Gefahren. So führte die Saale Hochwasser. Der Fährbetrieb war eingestellt, die Ampeln standen auf Rot. Der stürmische Luther rief: „Setzt über!“ Doch der Fährmann zeigte auf die Wellen. Melanchthon verwies auf die ungünstigen Konstellationen der Sterne, und die Freunde rieten ab.
Aber Luther sprang ins Boot und rief: „Dominismus, wir sind es Herren!“
Nicht nur die Saale führt Hochwasser, es sind viele Flüsse, die Hochwasser führen. Vielen unter uns steht das Wasser bis zum Hals. Viele haben Angst, dass ihr Lebensschifflein kippen und absaufen könnte.
Fassen Sie heute Morgen an dieser Stelle wieder den Mut eines Martin Luther: Dominismus, wir sind es Herren!
Und wenn Ihnen das Wasser bis hier steht – wir sind es Herren!
Und wenn Sie Angst haben, Ihr Lebensschifflein könnte kippen und absaufen – wir sind es Herren!
Und wenn Sie Angst haben, es ginge nicht mehr weiter – wir sind es Herren!
Wir gehören dem Herrn, wir bleiben des Herrn eigen!
Vertrauen auf Gottes heilbringende Führung
Johann David Herrenschmidt, der die entfesselten Gewalten des Habsburger Erbsstreits miterlebt hat, schrieb in aller Not mitten auf einem Platz ein Lied. Dieses Lied trägt den Titel: Gott will es machen, dass die Sachen gehen, wie es heilsam ist.
Auch in Ihren entfesselten Ängsten, in all den Nöten, die Sie mitgebracht haben, in all Ihren Verzweiflungen, hören Sie doch: Gott will es machen, dass die Sachen gehen, wie es heilsam ist.
Lass die Wellen höher schwellen, wenn du nur bei Jesus bist. Darum geht es: Wenn du nur bei Jesus bist, seht auf die Allmacht unseres Herrn.
Die Vollmacht zum Verkündigen
Und das andere redet in meiner Vollmacht, auch wenn ihr ganz anderes zu hören bekommt, so wie diese Elfermannschaft.
Ihr müsst die Lage analysieren, wie die Situation nach Jesu Weggang aussieht. Ihr müsst Dialoge führen, um zu klären, wie die Schnittmengen zwischen Jahwe-Glauben und Allerglauben aussehen. Außerdem müsst ihr Diskussionen führen, ob nicht doch nonverbale Verkündigung dran sei und ob Mission überhaupt noch zeitgemäß ist.
Jean-Wilhelm Kerry, dieser einfache englische Schuster, der eines Tages einen Dreifuß wegstellte und in die Mission ziehen wollte, ging zum Oberkirchenrat, zur Kirchenleitung, und trug ihnen, den Kirchenherren, sein Anliegen vor. Diese schlugen die Hände über dem Kopf zusammen. Wenn Gott etwas so Unmögliches wie die Heidenmission gewinnen wollte, dann bräuchte er dazu keinen Schuster Kerry.
Und dann ging er – er ging auf eigene Faust los. Dieser Herr sagt nicht analysiert, dialogisiert, diskutiert, sondern er sagt alarmiert, proklamiert, missioniert, lehrt, haltet, verkündet.
Liebe Freunde, Vision ist doch keine Geschmackssache, die dem einen das Leben versüßt und dem anderen versalzt. Mission ist doch keine Ansichtssache, die der Einfachgewickelte so sieht und der mit seinem scharfen Verstand anders.
Mission und Glaube sind doch keine Privatsache, die ich mit mir selber abmache. Glaube ist Eilsache, weil sie mit der Wahrheit zu tun hat. Und Wahrheit darf in dieser Welt nicht unterschlagen werden.
Die Dringlichkeit der Verkündigung
Verstehen Sie jetzt die Propheten? Verstehen Sie jetzt die Apostel, wenn sie sagten: „Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte“? Verstehen Sie diese Männer, wenn sie sagten, wir können es nicht lassen, nicht zu reden von dem, was wir gehört, gesehen und erfahren haben?
Verstehen Sie diese Männer, wenn sie sagten, wir können den Mund nicht halten über die weltbewegende Offenbarung, die in Jesus Christus geschehen ist? Doch es stellt sich die Frage: Wollen die Menschen das überhaupt hören? Wollen sie es mitbekommen? Wollen sie es überhaupt aufnehmen?
Liebe Freunde, vielleicht wollen sie Wahrheit, so wie die Römer. Vielleicht wollen sie Schönheit, wie die Griechen. Vielleicht wollen sie Macht und Ehre. Aber wer will heute das Wort eines gehängten Galiläers?
Es ist nicht die Frage, was die Leute wollen, sondern was sie brauchen. Das ist die entscheidende Frage: Nicht, was die Leute wollen, sondern was die Leute brauchen.
Die Welt braucht Antworten auf existenzielle Fragen
Ich frage doch auch nicht jeden Morgen meine sechs Kinder: Wollt ihr heute Haribo und Cola statt Brot und ein Glas Milch?
Ich frage doch auch nicht beim Mittagessen: Wollt ihr Sahnetörtchen und Pepsi, oder lieber Lauch, Gemüse und Kartoffeln?
Und ich frage doch nicht abends: Wollt ihr heute einen Big Mac von Onkel Donald?
Eltern müssen wissen, was ihre Kinder brauchen, und Jünger müssen wissen, was die Welt braucht. Die Welt braucht Antworten auf die Schuldfrage: Wohin mit dem ganzen Schutt und Müll unserer Ehen und Familien? Geht und sagt: Du nimmst alle meine Sünden auf Dich.
Die Welt braucht Antworten auf die Angstfrage: Wohin geht es mit all dem, was um uns herum geschieht? Wohin führt uns unsere dunkle Nacht? Geht und sagt: In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.
Die Welt braucht Antworten auf die Todesfrage: Wohin geht es, wenn man mir schließlich ein Sauerstoffgerät anschließt, wenn man mich ins Sterbezimmer schiebt und die Vorhänge schließt? Geht und sagt ihnen: Ich lebe, und ihr sollt auch leben.
Und wohin geht unsere Hoffnungslosigkeit, wenn ich im Loch sitze? Zu viele leiden unter Depressionen, alles scheint finster und dunkel. Geht und sagt ihnen: Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück (Psalm 23,4).
Die Herausforderung der Verkündigung in schwierigen Zeiten
Die Welt braucht eine Antwort auf die Ratlosigkeit. Es waren damals schwierige Jahre in Stuttgart. Zwar war der Schleier entführt worden, und in Stammheim saßen Baader und Meinhof in Haft. Die Angst ging um in Stuttgart.
Eines Tages rief mich die Polizei zur Stiftskirche. Als ich dort ankam, sah ich die Bescherung: Terroristen und Sympathisanten hatten sich Zugang zum großen, runden Turm verschafft und oben große weiße Fahnen herausgehängt. Darauf standen Parolen wie „Freiheit für Baader Meinhof“. Die Stiftsstraße war dicht gedrängt von Menschen, und Fernsehteams waren vor Ort.
Ich stand mittendrin. Ein älterer Herr neben mir, sichtlich betroffen, meinte: „Das ist doch eine Schande.“ Ich antwortete: „Richtig, das ist eine Schande.“ Immer wenn Kirchtürme als Fahnenmasten verwendet werden, ist Gefahr im Verzug.
Doch dann sagte ich: „Ist das wirklich die Schande? Oder ist die eigentliche Schande nicht ein paar Stockwerke tiefer, nämlich die Schande von den Kanzeln?“ Wenn behauptet wird, dass Jesus nicht für unsere Sünden sterben musste, ist das keine Schande? Wenn gesagt wird, dass Jesus nur in den Köpfen einiger Jünger auferstanden ist, ist das keine Schande? Wenn gesagt wird, dass Jesus nur Retter, aber nicht als Richter wiederkommt, ist das keine Schande?
Dass das Tötungsverbot nicht für zwei Monate alte Kinder unter dem Herzen der Mutter gilt, ist das keine Schande? Und wenn heute in der Kirche behauptet und gesagt wird, dass auch homosexuelle Paare getraut und gesegnet werden können, ist das keine Schande? Geht hin und sagt ihnen, dass es eine Schande ist!
Wenn dein Wort nicht mehr zählt, worauf soll der Glaube ruhen? Mir geht es nicht um tausend Welten, sondern darum, dein Wort zu tun. Rede in meiner Vollmacht!
Die Zusage des Schutzes trotz Widerständen
Aber auch das Dritte, nämlich: Steht unter meiner Schutzmacht, steht unter meiner Schutzmacht, obwohl er immer wieder im Regen steht – so wie die Elfermannschaft, als sie vom Berg heruntergingen, um irgendwo ihre Rettungsaktion zu beginnen.
Da standen nicht etwa um Hilfe rufende Menschen, sondern sie erlebten etwas ganz anderes. In einem Ort wurden sie verlacht: „Seht diese Spaßvögel!“ Im anderen Ort wurden sie angegriffen: „Nehmt sie fest, diese Miesmacher!“ Und im dritten Ort wurden sie verhaftet.
Nun soll sich niemand mit diesen Aposteln messen, aber einige Parallelen zu ihren Nachfolgern gibt es schon. Manche unter uns wissen, wie es ist, verspottet zu werden. Mir fällt noch einmal Sören Kierkegaard ein, der dänische Religionsphilosoph. Er schrieb einmal, wie es gewesen sei auf den Straßen von Kopenhagen, als die Leute mit Fingern auf ihn zeigten.
Er sagte: Es sei nicht so schlimm, auf dem Feuer gebraten zu werden, wie von Menschen zu Tode gegrinst zu werden. Schüler, die in der Pause nicht auf den Pausenhof, sondern in die Gebetszelle gehen, werden von Mitschülern zu Tode gegrinst. Arbeiter, die in der Kantine ihre Hände falten und beten, werden von Kumpels zu Tode gegrinst.
Leute, die ihren Beruf aufgeben, um irgendwo in einem islamischen Land eine Arbeit für Hilfe für Brüder oder für CFI zu beginnen, werden von anderen zu Tode gekränkt. Verspottet zu werden, tut weh.
Manche unter uns wissen, wie es ist, angefeindet zu werden. Freunde rufen nicht mehr an, Bekannte lassen sich nicht mehr blicken – so wie das Fleckvieh, das gemieden wird.
Manche wissen auch, wie es ist, eingesperrt zu werden. Wir denken jetzt an all jene, die um ihres Glaubens willen einsitzen. Doch wir denken an sie.
Aber es gibt nicht nur Freiheitsentzug im Gefängnis. Es gibt auch Freiheitsentzug in einer schwierigen Ehe, in einer schwierigen Familie, in der man mit einem goldenen Ring hineingeschmiedet ist. Es gibt Freiheitsentzug dort, wo das Umfeld feindlich ist und man kaum noch Luft zum Atmen hat.
Doch das tut weh, liebe Freunde, das tut sehr weh. Aber sehen Sie: Es wird immer dafür gesorgt sein, dass seine Leute von einer Atmosphäre der Heimatlosigkeit umgeben sind.
Machen Sie sich nichts daraus – sei es in der Schule oder im Betrieb. Es wird dafür gesorgt sein, dass seine Leute von einer Atmosphäre der Heimatlosigkeit umgeben sind.
Die Zusage der bleibenden Gegenwart Jesu
Die Radfahrer nennen die Tour de France diese Radrundfahrt durch Frankreich eine Tour der Leiden. Nachfolge ist ebenfalls eine Tour der Leiden.
Weil das so ist, entlässt Jesus seine Leute nicht einfach so. Er sagt zu ihnen: „Ich bin bei euch.“ Nicht nur beim Beifall, nicht nur beim Bekenntnis, nicht nur beim Erfolg.
Er ist bei euch alle Tage, nicht nur an sonnigen, strahlenden oder schönen Tagen. Er ist bei euch alle Tage, nicht nur bis zum Schulende, Berufsende oder Lebensende. Er ist bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.
Und wenn es eng wird, wenn es hoffnungslos wird und wenn es verzweiflungsvoll wird – für seine Leute ist es nie das Ende.
Denn dort steht in Matthäus am Letzten: „Ich bin bei euch alle Tage.“ Ich bin bei euch heute, ich bin bei euch morgen, ich bin bei euch alle Zeit.
Die Zuversicht für die Herausforderungen des Lebens
Liebe Freunde, vieles vor uns kann sich wie ein Berg auftürmen. Vielleicht ist es Ihre Aufgabe, vor der Sie stehen, wenn Sie wieder aufbrechen und nicht wissen, ob Sie das schaffen. Vielleicht ist es die Operation, die vor Ihnen liegt. Möglicherweise ist es auch Ihre schwierige Ehe oder Ihre heranwachsenden Kinder, die nichts wissen wollen – all das kann sich wie ein Berg anfühlen.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass auch das Alter wie ein Berg vor einem stehen kann.
Wenn Sie mit dieser Berggeschichte kommen: Sie können jeden Berg überwinden. Sie brauchen sich nicht mehr den Kopf zu zerbrechen, denn dieser Berg stellt Sie wieder auf die Füße. Amen!
