Herr Präsident! Wir haben gestern Abend mit dem Thema der kommenden Herrlichkeit der Gemeinde begonnen. Dabei haben wir gesehen, dass Gott sein Volk zu seiner Herrlichkeit ruft, wie er es bereits dem alttestamentlichen Gottesvolk Israel verkündete. Es ist seine Absicht, dies zu tun.
Anschließend haben wir festgestellt, dass durch das Kommen und das Werk Jesu Christi diese Absicht Gottes erfüllt wird. Entsprechend spricht das Neue Testament häufiger von unserer Berufung zur Herrlichkeit Gottes.
Wir haben dann das Kapitel 5 in der Offenbarung aufgeschlagen, um uns bewusst zu machen, dass es für die Gemeinde eine kommende Herrlichkeit nur gibt, weil Gott Mensch wurde. Weil er zum Lamm wurde und sich als Lamm schlachten ließ, um so Gottes Gerechtigkeit Genüge zu tun und Gottes Heilsabsicht sowie Gottes Liebesabsicht zu erfüllen.
Wir fahren fort, indem wir jetzt gemeinsam Offenbarung 19 aufschlagen. Wir lesen miteinander die Verse 1 bis 9.
Ich habe darüber bisher die Überschrift gesetzt: „Gott offenbart seine Herrlichkeit“. Diese Überschrift ist noch nicht sehr präzise. Wir wollen uns deshalb fragen, auf welche Weise Gott seine Herrlichkeit offenbart.
Offenbarung 19, Verse 1-9:
„Nach diesem hörte ich, wie eine laute Stimme einer großen Volksmenge im Himmel sprach: Halleluja! Das Heil und die Herrlichkeit und die Macht unseres Gottes! Denn wahrhaftig und gerecht sind seine Gerichte; denn er hat die große Hure gerichtet, die die Erde mit ihrer Hurerei verdorben hat, und hat das Blut seiner Knechte an ihrer Hand gerächt.“
Zum zweiten Mal sprachen sie: „Halleluja! Ihr Rauch steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit!“
Die vierundzwanzig Ältesten und die vier lebendigen Wesen fielen nieder und beteten Gott an, der auf dem Thron sitzt, und sagten: „Amen, Halleluja!“
Eine Stimme kam aus dem Thron hervor und sprach: „Lobt unseren Gott, alle seine Knechte, die ihn fürchten, die Kleinen und die Großen!“
Ich hörte, wie die Stimme einer großen Volksmenge erklang, wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Rollen starker Donner. Sie sprachen: „Halleluja! Denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat die Herrschaft angetreten.“
„Lasst uns fröhlich sein und frohlocken und ihm Ehre geben! Denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und sein Weib hat sich bereitet.“
Es wurde ihr gegeben, dass sie sich kleide in feiner Leinwand, glänzend und rein; denn die feine Leinwand sind die Gerechtigkeiten der Heiligen.
Und er spricht zu mir: „Schreibe: Glückselig sind, die geladen sind zum Hochzeitsmahl des Lammes!“
Und er spricht zu mir: „Dies sind die wahrhaftigen Worte Gottes.“
Was wir hier über Gottes Handeln lesen – Gottes Handeln zum Heil, Gottes Handeln in Gerechtigkeit, Gottes Handeln in der Vollendung seiner Heilsgedanken – das offenbart Gottes Herrlichkeit.
Und genau das bewegt den Himmel zur Anbetung: die Erkenntnis Gottes, die Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes.
Nun, was bedeutet Herrlichkeit und wie kann man sie umschreiben? Ich habe es einmal so versucht zu formulieren:
Die Herrlichkeit Gottes ist die Gesamtheit seiner Vollkommenheiten. Alle Vollkommenheiten Gottes zusammengenommen ergeben Gottes Herrlichkeit. Hier offenbaren sich Gottes Macht, Gottes Gerechtigkeit und Gottes Liebe. Diese drei Vollkommenheiten Gottes – seine vollkommene Macht, seine vollkommene Gerechtigkeit und seine vollkommene Liebe – zeigen sich deutlich.
So hat Gott sich bereits in der Schöpfung offenbart. Wir lesen im Schöpfungsbericht: 1. Mose 1 offenbart uns Gottes Macht, seine Allmacht. Im zweiten Schöpfungsbericht, der ebenfalls von derselben Hand stammt, 1. Mose 2, offenbart sich besonders Gottes Liebe. Sie zeigt sich in seiner unbegreiflichen Fürsorge für den Menschen, in all dem Guten, das er dem Menschen tut – seiner Liebe.
Später sehen wir in 1. Mose, wie Gott seine Gerechtigkeit offenbart. Gott straft die Sünde. Er zeigt seine Macht, seine Gerechtigkeit und seine Liebe auch in der Erlösung. Besonders deutlich macht das Paulus im Römerbrief.
Zunächst spricht Paulus von Gottes Macht oder Gottes Kraft, die sich im Evangelium offenbart. Dann von Gottes Gerechtigkeit und schließlich von Gottes Liebe. In Römer 1,16 heißt es: „Ich schäme mich des Evangeliums nicht, denn es ist Gottes Kraft.“ Gott hat nicht nur den guten Willen zu retten, sondern auch die Macht dazu. Er hat nicht nur einen Vorsatz, sondern auch die Kraft, diesen Vorsatz zu erfüllen. Seine Macht ist vollkommen. Niemand kann Gott hindern oder aufhalten, das zu tun, was er sich vorgenommen hat.
Paulus fährt fort und sagt in Römer 1,17: „Denn darin wird offenbart Gottes Gerechtigkeit.“ Gottes Handeln in der Erlösung, so wie das Evangelium diese Erlösung proklamiert, offenbart Gottes Gerechtigkeit. Gott ist gerecht – in vollkommener Gerechtigkeit, Wahrheit und Heiligkeit.
Dann offenbart Gott seine Liebe durch das Evangelium und die Erlösung. Besonders eindringlich spricht der Römerbrief davon in Kapitel 8: „Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes in Christus Jesus.“ Es ist eine ewige Liebe, eine vollkommene Liebe, eine niemals abnehmende Liebe.
Das sehen wir auch in dem Abschnitt, den wir gerade gelesen haben: Gottes Macht, Gottes Gerechtigkeit und Gottes Liebe – diese drei Vollkommenheiten Gottes wollen wir uns nun etwas näher ansehen.
Ja, das ist es, was die Erlösten, die verherrlichten Heiligen erfüllt: die wachsende Erkenntnis Gottes, wer Gott ist und wie Gott ist. Dieses Wachstum in der Erkenntnis wird niemals aufhören, denn der Gegenstand ihrer Erkenntnis ist ewig und grenzenlos. Eine stetig wachsende Erkenntnis und damit eine stetig wachsende Liebe zu Gott – zu diesem Gott.
Beachten wir, bevor wir uns diese drei Vollkommenheiten ansehen, das Wörtlein „denn“, das in diesen Versen einige Male vorkommt.
In Offenbarung 19, Vers 2 heißt es: „Der Himmel betet an, denn wahrhaftig und gerecht sind deine Gerichte.“ Im Vers 6 erklingt eine gewaltige Stimme, die Gott die Ehre gibt und ihn anbetet. Dann wird erneut begründet: „Denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat die Herrschaft angetreten!“ Und im Vers 7 erscheint ein drittes Mal „Denn“: „Denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen.“
Dieses „Denn“ bedeutet, dass die Anbetung begründet ist. Es ist nicht so, dass der Himmel feiert, einfach weil es schön ist zu feiern und sich immer mehr in ein erhabenes Gefühl hineinsteigert. Vielmehr ist Anbetung die Antwort der gläubigen Seele – jetzt auch der erkennenden Seele. Im Himmel können wir nur noch von der erkennenden Heiligen sprechen, nicht mehr von der glaubenden.
Das ist die Antwort der erkennenden Seele auf die Erkenntnis Gottes. Wie Gott ist, wie er sich in seinem Handeln geoffenbart hat – das bewegt zur Anbetung. David sagt im Psalm 22, Vers 26, nach der Elberfelder Übersetzung: „Denn von dir kommt mein Lobgesang.“ Damit drückt er aus, dass sein Lobgesang von Gott ausgeht. Gott hat gehandelt, er hat sich geoffenbart, und genau das bewegt ihn zum Lobgesang.
Lob geht von Gott aus und führt zu Gott zurück. Im ersten Buch der Chronik 29, Vers 14, bekennt David vor dem ganzen Volk, dass alles, was sie für den Tempelbau zusammengetragen haben, von Gott stammt: „Denn von dir kommt alles, und aus deiner Hand haben wir dir gegeben.“ Es kommt von Gott, und wir geben es Gott zurück. Gott selbst ist die Hauptsache, er ist der alleinige Gegenstand der Anbetung.
Zunächst heißt es jetzt in Offenbarung 19, Vers 1: „Gott hat seine Macht geoffenbart, das Heil und die Herrlichkeit und die Macht unseres Gottes.“ Eine einzige Stimme im Himmel, eine einzige Stimme. Auch das ist ein Teil der Glückseligkeit des Himmels: nur eine Stimme. Da regiert ein Wille – Gottes Wille. Eine Stimme erhebt sich, rühmt Gott und bietet ihn an. Endlich, endlich eine Stimme.
Das ist es, was wir uns so sehr wünschen und doch so selten, eigentlich nie vollkommen erleben: dass wir mit einem Mund, mit einer Gesinnung, mit einer Stimme unseren Herrn und Gott rühmen. Das, was Paulus im Römerbrief sagt, in Römer 15, Verse 5 und 6:
„Der Gott des Ausharrens und der Ermunterung aber gebe euch, gleichgesinnt zu sein untereinander, Christus Jesus gemäß, damit ihr einmütig mit einem Mund den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus verherrlicht.“
Sie bekennen, dass das Heil und die Macht Gottes sind. Das Heil geht von Gott aus, und Gott wirkt das Heil durch seine Macht. Die Errettung ist des Herrn. Im Psalm 3, Vers 9, dem letzten Vers, heißt es: „Die Errettung ist ganz Gottes Werk, sein Rat und auch sein Werk.“ Er hat es gewirkt, seine Macht hat es vollendet.
Im Buch Jona, Kapitel 2, Vers 10, bietet Jona im Bauch des Fisches in seinem Gebet ebenso wie David vor ihm an und bekennt: „Das Heil ist des Herrn.“ Dort heißt es: „Bei dem Herrn ist Rettung.“ Man kann das auch so übersetzen: „Dem Herrn gehört das Heil.“ Das heißt, das Heil ist seine Sache, es ist sein Werk, ganz sein Werk.
Je klarer wir das erkennen, desto größer wird in uns der Wunsch, das Verlangen, diesen Gott anzubieten. Und der Himmel wird den Herrn vollkommen anbieten, weil der Himmel vollkommen erkennt.
Ja, wir werden es erst, wenn wir beim Herrn sind, erkennen, wie er wirklich alles getan hat, alles, dass wir alles ihm verdanken, alles. Durch Gottes Gnade sind wir, was wir sind – durch Gottes Gnade. Sein Wille und seine Macht haben uns zu dem gemacht, was wir sind.
Darum beten wir ihn an, diesen Gott, dass er das überhaupt wollte, unser Heil, und dass er dieses Heil dann auch vollendet hat.
Macht und Kraft zur Errettung – das haben wir in Römer 1,16 gesehen. Gott musste große Macht aufwenden, um zu erretten. Er musste die Sünde überwinden, den Tod besiegen, den Satan bezwingen. Außerdem musste er unseren Widerwillen überwinden und unseren Widerstand niederringen.
In 1. Korinther 1,18 heißt es, dass das Wort vom Kreuz die Kraft Gottes zur Errettung ist.
Eine weitere Stelle dazu finden wir im Epheserbrief, Kapitel 1, Verse 19 und 20. Paulus betet für die Gläubigen in Ephesus, dass sie erkennen mögen, welche überragende Größe seine Kraft an uns, den Glaubenden, ist. Diese Kraft zeigt sich in der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, mit der er in Christus gewirkt hat.
Er hat Christus aus den Toten auferweckt. Ja, die gleiche Kraft, die Christus aus den Toten auferweckt hat, wirkt auch in uns. Denn auch wir waren tot in Sünden, und diese Macht hat uns lebendig gemacht.
Solche Macht hat Gott aufgewendet, um uns zu retten. Das Heil und die Macht sind dein.
Dann Gottes Gerechtigkeit, das ist das Zweite. Wahrhaftig und gerecht sind deine Gerichte. Gottes Gerichte sind gerecht, alle Werke Gottes sind gerecht, alle Wege Gottes sind gerecht, alles, was Gott tut, ist gerecht. Gott ist gerecht.
Daniel sagt in Daniel 9, Vers 14: "Denn der Herr, unser Gott, ist gerecht in allen seinen Taten." Gott ist gerecht. Und der Schreiber des Hebräerbriefes sagt in Hebräer 6, Vers 10: "Gott ist nicht ungerecht." Mose sagt am Ende eines langen Lebens, kurz vor seinem Tod, in 5. Mose 32, Vers 4: "Der Fels, vollkommen ist sein Tun, denn alle seine Wege sind recht." Alle seine Wege sind recht. Es ist auch recht, es ist auch gerecht, dass ich in das Land nicht einziehen darf und es nicht sehen darf. Es ist gerecht, Gott ist gerecht.
In Esra 9, Vers 15 heißt es: "Herr Gott Israels, du bist gerecht!" Psalm 116, Vers 5 sagt: "Gott ist auch gerecht in seinem Erbarmen, gnädig ist der Herr und gerecht, und unser Gott ist barmherzig." Gott ist in allem gerecht, auch wenn er rettet. Wenn er richtet, ist er gerecht; wenn er rettet, ist er gerecht; wenn er straft, ist er gerecht; wenn er schont, ist er gerecht.
Diese vollkommene Gerechtigkeit ist mit Gottes vollkommener Macht verbunden. Je mehr wir jetzt darüber nachdenken, desto mehr müssen wir diesen Gott bewundern und anbeten. Im Himmel werden wir seine vollkommene Macht und seine vollkommene Gerechtigkeit vollends erkennen. Das wird uns zur Anbetung, zur Bewunderung, zu einer nie endenden, nie erwachsenen Bewunderung bewegen.
Gottes Macht ist verbunden mit vollkommener Gerechtigkeit. Macht ohne Recht ist Terror. Recht ohne Macht ist Frustration. Bei Gott ist beides: vollkommene Macht und vollkommenes Recht. Er hat die Macht, alles zu tun, aber er tut nur Gerechtes. Und das Gerechte, das er tut und tun will, hat er die Macht, es zu tun. Das ist Gott, unser Gott. Und darüber bietet der Himmel an.
Gottes Allmacht, verbunden mit seiner vollkommenen Gerechtigkeit, verbürgt auch für unsere ewige Sicherheit. Wäre Gott nicht vollkommen gerecht, wüssten wir nicht, was Gott mit seiner Allmacht alles noch tun könnte. Wir wären nie gewiss. Wir hätten immer mindestens einen Schatten von Zweifeln oder Bedenken, ob es auch gut bleibt. Jetzt ist alles gut geworden, aber bleibt es auch so? Kann Gott seine Meinung ändern? Nein, Gott kann sich selbst nicht verleugnen. Das Wort des Herrn ist wahrhaftig, und was er zusagt, hält er gewiss.
Nach der Luther-Übersetzung heißt es in Psalm 33, Vers 4: "Gott kann sich selbst nicht verleugnen, er ist gerecht." Das verbürgt unsere ewige Sicherheit. Weil Gott gerecht ist, können wir uns immer auf ihn verlassen, immer. Weil Gott seine Errettung, sein Heil, gewirkt hat unter Wahrung vollkommener Gerechtigkeit, haben wir Heilsgewissheit.
Jesaja sagt das in Kapitel 45, Vers 21. Jesaja, der ja unter den Propheten der Evangelist ist, sagt in Jesaja 45, Vers 21: "Es ist kein Gott außer mir, ein gerechter und rettender Gott." Ein gerechter Gott und ein Retter, ein gerechter Gott und ein Heiland. Jesaja 1,27 kündigt dieses Thema schon so früh an. Übrigens kommt das Wort „Gerecht“ und „Gerechtigkeit“ in Jesaja gerade im zweiten Teil, der zur Hauptsache von der Rettung redet, viel häufiger vor als im ersten Teil, der zur Hauptsache vom Gericht redet.
So hebt Jesaja dieses Wunder hervor, dass Gott rettet, den Schuldigen von seiner Schuld befreit, den Sünder, der unter Gottes Zorn steht, rettet und dabei gerecht handelt. Jesaja 1, Vers 27: "Ziehen wird erlöst werden durch Recht und seine Rückkehrenden durch Gerechtigkeit."
Nun, wie Gottes Gnade und Gottes Gerechtigkeit miteinander verbunden sind und wie das in der Errettung wirksam wird, das ist ja eben das große Thema des Römerbriefes. Und das ist es ja, was Paulus am Evangelium am allermeisten ergriffen hat: Im Evangelium offenbart sich der gerechte Gott, der vollkommen gerecht handelt, der sich nicht verleugnet, der Heilige und Gerechte, der Sünde straft und den Sünder rechtfertigt. Der Stellvertreter hat Gottes Gerechtigkeit in seinem Tod erfüllt.
Je mehr wir das bedenken und je mehr das unsere Herzen erfüllt, desto größer wird uns Gott in seiner Gnade und in seiner Gerechtigkeit. Im Himmel werden wir es erst richtig verstehen und darüber anbeten. Weil wir wissen, dass die Schuldfrage vollkommen gerecht gelöst wurde, haben wir Gewissheit. Darum wissen wir, dass die Schuld für immer vergeben ist. Gott hat also nicht etwas getan und versprochen, was er gar nicht dürfte, sondern er hat uns Erlösung zugesagt, verheissen, dass er unserer Sünde nie mehr gedenken wird. Dabei hat er alle seine Worte gehalten, kein einziges Wort gebrochen, um das zu tun.
Darum wissen wir, wir können uns auf alles verlassen, was er gesagt hat. Er wird dieses Wort nie zurücknehmen, dass er uns vergeben hat und unserer Sünden nie mehr gedenkt. Gottes Gerechtigkeit offenbart sich in der Errettung, Gottes Gerechtigkeit offenbart sich auch im Gericht. "Wahrhaftig und gerecht sind deine Gerichte."
Paulus sagt im Römerbrief, dass Gott so handelt und so handeln wird, dass jeder, auch der Widersprechende, bekennen muss: Gott ist gerecht, die Menschen sind Lügner. Römer Kapitel 3: "Gott sei wahrhaftig, jeder Mensch aber Lügner, wie geschrieben steht, damit du gerechtfertigt wirst in deinen Worten und überwindest, wenn du gerichtet wirst."
Ja, Menschen sitzen jetzt so gerecht über Gott, aber wenn Gott handelt im Gericht, dann wird jeder vor Gott verstummen und bekennen müssen: "Du bist gerecht. Mein Gericht ist gerecht, meine Strafe ist verdient, du bist gerecht in deinem Handeln." Offenbarung 16, Vers 7: "Ich hörte den Altar sagen: Ja, Herr, Gott, Allmächtiger, wahrhaftig und gerecht sind deine Gerichte." Der Altar sagt das.
Dort sehen wir es, die wir glauben, jetzt schon. Am Altarkreuz hat Gott bewiesen, dass er gerecht ist, dass seine Gerichte gerecht sind. Und das wird jeder, der gerichtet wird, wenn er vor Gott steht, erkennen und verstehen. Dort hat Gott bewiesen, dass er gerecht ist. Also richtete die Sünde zuerst am Sohn. Und jeder wird bekennen: "Dein Gericht, dein Gericht ist Recht." Dass Gott die gerechte Strafe auf seinen Sohn gelegt hat, können wir nicht mehr, wie wir es vielleicht einst taten, Gott zum Vorwurf machen, dass er straft.
Manche denken ja, Strafe gibt es gar nicht. Strafe ist eine schlimme Sache, Gott straft nicht, Gott ist gut. Und manche denken, man dürfe in der Gesellschaft Verbrecher nicht strafen. Nein, man muss sie reformieren. Kinder, die böse sind, dürfen nicht bestraft werden.
Nun, wenn Gott Menschen und das Böse nicht strafte, dann würde seine gerechte Regierung, sein gerechtes Regiment einstürzen. Dann hätte das Böse obsiegt, und am Ende würde das Böse alles bestimmen, alles sich unterwerfen und ewig quälen.
Darum danken wir Gott dafür, dass er das Böse straft, dass er es richtet. Weil ich das vorhin sagte wegen Menschen: Diese humanistische Vorstellung, dass man nicht strafen dürfe, Strafe sei immer negativ.
Wenn Gott Menschen richtet, ihrer Schuld wegen, behandelt er sie eben als Menschen. Straft er sie nicht, dann behandelt er sie wie Ratten, Kröten oder Hunde. Man wird eine Ratte nicht strafen dafür, dass sie etwas auffrisst, was wir eigentlich lieber für uns behalten hätten. Eine Ratte ist eben eine Ratte.
Aber ein Mensch ist kein Tier, sondern ein sittliches Wesen mit Verantwortung. Wenn man den Menschen nicht straft, zeigt man, dass man den Menschen verachtet. Das wissen übrigens Verbrecher. Verbrecher haben so lange keine Ruhe, bis sie nicht ihre Strafe bekommen haben. Erst dann sind sie als Menschen behandelt worden.
So hat Gott es in uns hineingelegt, dass wir wissen: Strafe, gerechte Strafe, ist richtig, ist gut. Und der Himmel wird darüber anbeten, dass Gott vollkommen gerecht richtet. Der Himmel betet Gott an über seine gerechten Gerichte. Wir tun das selten, ganz selten. Ich wüsste nicht, wann zuletzt in der Gemeinde bei uns jemand gebetet hat und Gott darüber angebetet hat, dass er gerecht richtet, dass er das Böse richtet, dass er an seinem Tag das Böse niederwerfen wird.
Der Himmel betet Gott darüber an. Wiederholt im Buch der Offenbarung – zwei Stellen haben wir schon gelesen – lesen wir das auch in den Psalmen, wie die Heiligen Gott darüber anbeten, dass er gerecht richtet. Gleich sehen wir noch weitere Stellen dazu.
Offenbarung 19 preist an: "Denn er hat die große Hure gerichtet." Das Böse und das Unreine wird hinausgeworfen werden, alles Verlogene, alles Unlautere wird hinausgeworfen werden. Auch das gehört zur Wonne des Himmels, dass nichts Unreines, nichts Verlogenes, nichts Verbogenes dort ist.
In Offenbarung 21, Vers 27 lesen wir vom himmlischen Jerusalem: "Nicht wird in sie eingehen irgendetwas Gemeines und was Gräuel und Lüge tut." Gott tut das hinaus. Und das hat Gott gezeigt, dass er das Unreine, das Böse hinaustut. Also richtete er die große Hure. Sie musste gerichtet werden, ehe der Herr mit der Braut erscheinen konnte. So hat er demonstriert, dass das Unreine in seiner Gegenwart keinen Platz hat.
David hat einen Psalm geschrieben, der uns zeigt, dass er das sehr gut verstanden hat: Psalm 101. Von Güte und Recht will ich singen, Güte und Recht dir will ich Psalmen singen. Ich will weise handeln auf vollkommenem Weg. Wann wir so zu mir kommen, im Innern meines Hauses will ich wandeln in Lauterkeit meines Herzens. Ich will kein Belialstück vor meine Augen stellen. Das Tun der Abtrünnigen hasse ich, es soll mir nicht ankleben. Ein verkehrtes Herz soll von mir weichen. Den Bösen will ich nicht kennen. Wer seinen Nächsten heimlich verleumdet, den will ich vertilgen. Wer stolzer Augen und hochmütigen Herzens ist, den will ich nicht dulden.
Wo hat David das gelernt? Er hat das von seinem Gott gelernt, denn so ist Gott, so ist Gott.
Nun, wir haben von unserem natürlichen Empfinden und Urteilen her Schwierigkeiten damit, dass Gott richtet, dass Gott straft, dass Gott Menschen verdammt. Aber das zeigt nur, wie sehr die Sünde unser Denken und unsere Urteile verbogen hat.
Die Knechte Gottes werden gerecht – Offenbarung 19
Er hat das Blut seiner Knechte gerecht gerächt. Dieses Wort ist fast ausschließlich mit negativen Vorstellungen verbunden. Im allgemeinen Urteil wird Rache als etwas Falsches, Böses und Übles angesehen. Gott als Rächer zu sehen, wird oft abgelehnt. Doch hier sehen wir, dass der Himmel Gott dafür anbetet, dass er das Blut seiner Knechte rächt.
Wir wollen einige Stellen aus dem Alten und Neuen Testament lesen, die zeigen, dass Gott ein Rächer ist.
3. Mose 26,25: „Ich werde das Schwert über euch bringen, das die Rache des Bundes vollzieht.“
5. Mose 32,41: „Wenn ich mein blitzendes Schwert geschärft habe und meine Hand zum Gericht greift, so werde ich Rache erstatten meinen Feinden und Vergeltung geben meinen Hassern.“
David und andere Psalmisten beteten Gott wegen seiner gerechten Gerichte und seiner Rache an. Psalm 58,11 sagt: „Freuen wird sich der Gerechte, wenn er die Rache anschaut.“
In Offenbarung 18,20 wird der Himmel aufgefordert zu jubeln: „Freut euch, ihr Himmel, darüber, dass Gott die große Ruhe gerichtet hat.“ Der Gerechte freut sich, wenn er die Rache anschaut.
Wir haben deshalb Schwierigkeiten mit dem Begriff „Rache“, weil Menschen sich meist ungerecht, aus Stolz und Bosheit rächen. Gottes Rache ist jedoch vollkommen gerecht. Darum beten die Erlösten im Himmel Gott auch dafür an.
Hebräer 10,30 sagt: „Denn wir kennen den, der gesagt hat: ‚Mein ist die Rache, ich will vergelten‘, spricht der Herr.“
1. Thessalonicher 4,6 warnt davor, den Bruder in der Sache zu übergehen, „weil der Herr Rächer ist über dies alles.“ Paulus schreibt dies in einem Brief an die Heiligen in Thessalonich.
Diese Erkenntnis, dass Gott ein Rächer ist und sich vor aller Welt als solcher offenbaren wird, soll auf uns eine heiligende Wirkung haben. Wenn es wahr ist, dass Gott ein Rächer ist, dann soll das uns lehren, Gott zu fürchten. Das gilt auch für die Heiligen.
In der Endzeitrede auf dem Ölberg sagt der Herr: „Denn dies sind Tage der Rache, damit alles erfüllt werde, was geschrieben steht, der Rache auch über das Volk Israel.“
Offenbarung 6,10 beschreibt die Seelen unter dem Altar, die um des Wortes Gottes und des Zeugnisses willen geschlachtet wurden. Dort heißt es: „Und sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: ‚Bis wann, o Herrscher, der du heilig und wahrhaftig bist, richtest und rächst du nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?‘“
In Offenbarung 18,6 heißt es: „Vergeltet ihr, wie er sie vergolten hat, verdoppelt nach ihren Werken; in dem Kelch, den sie gemischt hat, mischt ihr doppelt.“
Zu diesen Stimmen oder zu dieser einen lauten Stimme im Himmel wird nicht gesagt, wer da spricht – ob Engel oder alle im Himmel. Doch im Vers 4 heißt es: „Und die vierundzwanzig Ältesten und die vier lebendigen Wesen fielen nieder und beteten Gott an.“
Die 24 Ältesten, die die vollendete, verherrlichte Gemeinde repräsentieren, fallen nieder und beten Gott an, der auf dem Thron sitzt. Sie sagen: „Amen! Halleluja!“
Im Himmel werden wir erst erkennen, wie groß Gott ist. Das Niederfallen ist ein Ausdruck dafür, dass wir anerkennen, wie groß Gott ist und was das Geschöpf in Wahrheit vor ihm bedeutet.
Erst wenn wir vor Gott niederfallen, erkennen wir von Herzen und mit Einsicht, dass das, was Gott tut, gerecht, gut und wahr ist. Dann sagen wir „Amen“, bekennen also, dass es Recht ist, und rufen „Halleluja“, das heißt: „Lobt den Herrn!“
Sie loben Gott auch darüber. Wir haben Schwierigkeiten, dies jetzt zu verstehen, weil wir begrenzt und durch die Sünde verdunkelt sind. Trotzdem wird Gott darüber angebetet, was in Vers 3 steht: „Ihr Rauch steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
Das Deutsche ist hier mehrdeutig. Das Griechische ist eindeutig und müsste auf Deutsch so formuliert werden: „Der Rauch von ihr“, nämlich von der großen Hure – es ist der Rauch ihrer Qual, der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Davon spricht Gottes Wort und offenbart uns diese Wahrheit und Tatsachen. Offenbarung 14,11 sagt: „Und der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Die himmlischen Heiligen beten darüber Gott an.
Wenn wir damit Mühe haben, zeigt das nur, dass unser Denken und Urteilen verdunkelt sind. Sonst würden wir auch darüber anbeten.
Wir lernen aus diesem Abschnitt, dass Gott dort, wo Sünde geschehen ist, nur durch Gericht verherrlicht werden kann. Darum musste der Sohn Gottes den Zorn Gottes tragen, um Gott bezüglich der Sünde zu verherrlichen.
Menschen, die in der Sünde bleiben und sie nie bekennen, wird Gott im ewigen Gericht verherrlichen. Gott wird sich bezüglich der Sünde ewig verherrlichen.
Gott überwindet in allem. Nichts und niemand kann Gott und seine Ehre letztlich antasten. Menschen können Gott lästern, aber letztlich verderben sie sich damit selbst.
Gott wird sich auch an denen verherrlichen, die seine Feinde sind und ihn verlästern. Gott ist Gott.
Dann heißt es im Vers 5: „Eine Stimme kam aus dem Thron hervor, die sprach: Lobt unserem Gott alle seine Knechte und deren Fürchte, die Kleinen und die Großen.“
Ich habe dazu diesen Satz geschrieben: vollendete Freiheit, Gott Recht anzubieten. Wir sind ja jetzt schon befreit, um dem Herrn zu dienen und ihm nachzufolgen. Wir haben auch jetzt schon die Freiheit, ihn anzubieten, freien Zugang allezeit. Und doch sind wir so gebunden.
Aber dann werden wir vollendete Freiheit haben, den Herrn recht zu loben. Dieser Befehl geht vom Thron aus. Gott befiehlt, und das zeigt, das bedeutet, dass er mit dem Befehl auch die Fähigkeit gibt. Das ist wie bei der Erschaffung des Menschen: Gott segnete den Menschen und sprach. Das heißt, Gott gab dem Menschen die Kraft, den Willen und die Fähigkeit, auch die Möglichkeit, das zu tun, was Gott gesagt hatte – das ist segnen.
Und jetzt befiehlt Gott: Lobt ihn! Vom Thron geht diese Stimme aus, und dieser Befehl wird wirksam – vollendete Freiheit, Gott zu loben.
Wer von uns hat nicht schon darunter gelitten, dass wir gehindert sind durch mangelnde Erkenntnis oder dass wir gehalten sind durch Dumpfheit, durch Stumpfheit unseres Geistes, durch Trägheit? Dass uns eben fast nicht berührt der Gedanke an Gott, wer Gott ist und was er gewirkt hat?
Oder wir werden gehindert durch Sünde. Dinge halten uns gefangen, trennen uns von unserem Herrn, und wir können dann nicht anbeten. Dann fehlt uns die vollkommene Fähigkeit, vollkommene Freiheit, Gott recht anzubeten – auch in einer angemessenen Weise.
Das macht uns ja auch Probleme, Gott in angemessener Weise anzubeten, mit den rechten Worten. Oft finden wir die Worte nicht, oder wir verwenden Worte, die nicht passen. Und wir diskutieren manchmal darüber und haben manchmal sogar Streit, weil wir uns nicht einig sind über die angemessene Weise, Gott anzubeten.
Es gibt Gemeinden, die haben sich darüber gespalten, ob man beim Beten steht oder kniet. Andere haben sich gestritten, ob man beim Singen stehen oder sitzen soll. Wenn man solche Gemeinden besucht, kann man erleben, wie sie sich darüber zerstreiten und zerwerfen.
Wir sind oft unsicher. Aber dann werden all diese Dinge nicht mehr da sein. Dann werden wir Gott auch in angemessener Weise anbeten. Und es wird keinen Streit darüber geben, keine Meinungsverschiedenheiten, keinen unterschiedlichen Geschmack und solche Dinge, die uns jetzt auch hindern, aufhalten und stören.
Auch das gehört zur Wonne des Himmels: dass wir dann den Herrn ganz frei anbieten, vollkommen frei von allem, was zurückhält oder hindert. Und auch in vollkommen angemessener Weise, in angemessenen Worten und in rechten Melodien, im Neuen Lied.
Dann, in Kapitel 19, Vers 6, lesen wir wieder: „Von einer Stimme wie von einer großen Volksmenge.“ Eine gewaltige Volksmenge, und sie hat eine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser.
Ich hätte hier eigentlich lieber „Tosen“ übersetzt, denn „Rauschen“ ist ein bisschen schwach. Ein Rauschen kann man übertönen, ein Tosen und das Donnern von Wassermassen kann man nicht übertönen. Da hört man nur noch diese Stimme.
Der Herr hat eine solche Stimme. Das steht in Offenbarung 1, Vers 15: Seine Stimme war wie das Rauschen oder das Tosen vieler Wasser. Und jetzt heißt es hier, dass die Erlösten im Himmel eine Stimme haben werden wie das Tosen vieler Wasser, wie das Tosen der Brandung.
Wenn man nichts mehr hört, nur noch das. Das bedeutet, dass dann nur noch eine Stimme gehört werden wird: eine Stimme, die Gott anbietet.
Dann werden nicht wie jetzt tausend Stimmen sein, die etwas anderes rufen, und unzählige, die Gott lästern, herausfordern, schmähen, den Menschen rühmen, lügen. Sondern nur noch diese eine Stimme.
Auch das gehört zur Wonne des Himmels.
Wie weh tut es uns manchmal! Meistens tut es uns nicht so weh, weil wir eben so stumpf sind im Geist. Aber manchmal tut es uns weh: all diese Stimmen in der Welt, diese verlogenen Stimmen, diese bösen Stimmen, diese Lästerstimmen, die ganze Art, wie der Mensch lebt – ein beständiges Lästern gegen Gott.
Auch dann wird nur eine Stimme sein, eine gemeinsame Stimme, und keine andere wird gehört werden – nur die Anbetung Gottes und des Lammes.
Endlich, endlich!
Und der Himmel betet dann begründet, dass der Herr, unser Gott, der Allmächtige, an die Herrschaft angetreten ist.
Ja, dann werden wir es erst richtig verstehen. Wir verstehen das ja jetzt schon irgendwie, aber manches in uns sagt dann doch: Nein, dass Gott ausschließlich vollkommen und bis ins Letzte über allem herrschen sollte.
In uns ist immer noch etwas drin, das sich einfach dagegen sträubt. Nein, ein bisschen auch Widerstand, immer etwas, das dagegen ist. Und in unserem Herzen dieses Misstrauen gegen Gott, wenn wir uns völlig ihm unterwerfen, dass es uns irgendwie schlimm ergehen könnte.
Dieses Misstrauen, das da ist, wird dann weg sein.
Und dann wird es reine Wonne sein, allein dieses Wissen, dass der Herr, unser Gott, jetzt herrscht – unumschränkt, vollkommen, absolut. Nur sein Wille, nichts anderes.
Ja, wir können es auch so sagen: Der Himmel ist darum ein Ort der Glückseligkeit, der nie endenden, grenzenlosen, immer wachsenden Wonne, weil dort nur ein Wille regiert, nur ein Wille – der Wille Gottes, des Allmächtigen, in allem.
Und umgekehrt müssen wir sagen, dass diese Erde genau deshalb ein Jammertal ist, weil hier tausend Willenskräfte gegen Gott aufgestanden sind – genau deshalb.
Darum gibt es Tränen, darum gibt es Kummer, darum gibt es Jammer, darum gibt es Schmerz – genau deshalb.
Aber dann wird ein Wille regieren, der Wille unseres Gottes. Er hat die Herrschaft angetreten.
Lasst uns fröhlich sein, lasst uns fröhlich sein, weil er die Herrschaft angetreten hat.
Ja, das sind leider zu seltene, aber glückliche Stunden, solche Momente im Leben.
Manchmal greift uns Gott und sein Wort und sein Geist so, dass wir uns ihm unterwerfen mit Wonne. Und das sind Wonne-Momente, manchmal vielleicht sogar Stunden, in denen wir vor seinem Angesicht liegen und nirgends anders sein wollen als vor ihm – ihm ergeben, ihm ausgeliefert.
Aber leider ist das immer nur kurz. Am anderen Tag geht es wieder im gleichen Stil weiter.
Aber wenn wir beim Herrn sind, wird das nicht mehr der Fall sein. Dann werden wir ihm vollkommen ergeben sein, und das wird unser Glück sein, unser unbeschreibliches Glück.
Und dann wird hier gesagt – und das ist auch so überwältigend –, wie Gottes Allmacht und Gottes Liebe miteinander verbunden sind. In Vers 7 heißt es: „Lasst uns fröhlich sein und frohlocken und ihm die Ehre geben, denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen.“ Diese Liebesbeziehung, diese Verbindung Gottes, des Allmächtigen, mit seinen Erlösten wird hier so beschrieben: „Die Hochzeit des Lammes ist gekommen.“ Hochzeit.
Gott hat ja den Menschen nach seinem Bild erschaffen. Wir haben gestern gesehen, dass Gottes Rat der Erlösung vor Gottes Rat der Schöpfung war. Also kam die Erlösung zuerst, die Schöpfung danach. Das bedeutet auch, dass Gott die Schöpfung so eingerichtet hat, dass sie beständig auf die Erlösung verweist. Es ist also nicht so, dass Gott erst dachte: „Der Ehemann und die Frau – das wäre eigentlich ein ganz passendes Bild, um den Leuten darzustellen, was Christus und seine Gemeinde sind.“
Vielmehr hatte Gott zuerst den Rat, Christus und sein Volk miteinander zu verbinden. Danach hat er den Menschen nach diesem Bild erschaffen – als Mann und Frau – und sie in der Ehe zusammengeführt. So ist also hier die Erfüllung des Urbildes gegeben.
Jedes Mal, wenn Menschen heiraten und in der Ehe zusammenleben, ist das eine Vorwegnahme oder eine Demonstration dessen, was Gott vor der Schöpfung in seinem Herzen hatte und was er erfüllen wird. Er wird sich mit den Erlösten so innig verbinden wie Mann und Frau in der Ehe. Das ist die innigste Verbindung, die es unter Menschen gibt. Man kann nicht inniger verbunden sein als in der Ehe. Dort erkennen sich Mann und Frau in jeder Beziehung.
So wird Gott sich mit den Erlösten verbinden – das ist Liebe, seine Liebe. Allmacht ist also verbunden mit Liebe. Wir haben vorhin gesehen: Allmacht ist verbunden mit Gerechtigkeit. Hier haben wir Allmacht verbunden mit Liebe.
Wenn wir uns einmal vorstellen, wie es wäre, mit einem allmächtigen Gott zu tun zu haben, der nicht Liebe ist – Allmacht ohne Liebe –, dann lässt uns das erschauern. Und nur das und nichts anderes. Manchmal lässt uns Gottes Macht auch erschauern, das soll sie auch, sagt Mose in Psalm 90. Aber wir ertrügen es gar nicht.
Darum wird unser Erschaudern vor Gott immer wieder durch das Wissen um Gottes unbegreifliche, ewige, starke, mächtige Liebe abgelöst. Allmacht verbunden mit Liebe – und das verbürgt unser ewiges Glück. Eine ewige Glückseligkeit ist dadurch garantiert. Allmacht ist verbunden mit Liebe, Allmacht zum Wohl, zum Segen und zum Gut für die Erlösten.
Liebe ohne entsprechende Macht wäre nur ein Traum. Aber in Gott ist eben beides: Allmacht und Liebe. Die Hochzeit des Lammes ist gekommen – endlich! Das Hochzeitsmahl des Lammes ist die Erfüllung der Sehnsucht des Lammes. Von seiner Liebe ist das ausgegangen.
Lukas 22,15: „Mit Sehnsucht habe ich mich gesehnt, dieses Passa mit euch zu essen, ehe ich leide.“ Dort nahm er dieses große Mahl, das Hochzeitsmahl, vorweg. Danach ging er auseinander, ging in den Garten Gethsemane. Drei Jünger kamen ein Stück weit mit ihm, später war er ganz allein, und dann ließen ihn die Jünger auch allein. So gingen sie auseinander nach dem letzten Passamahl.
Aber vom Hochzeitsmahl des Lammes wird es kein Auseinandergehen mehr geben. Wir werden immer bei ihm sein, immer beim Herrn bleiben, immer mit ihm verbunden sein – immer inniger, immer tiefer mit ihm verbunden. Endlich ist der Tag der Erfüllung gekommen.
Und seine Frau hat sich bereitet, sein Weib hat sich bereitet. Das geschah am Richterstuhl Christi. Nun wollen wir uns das etwas näher ansehen. Darum will ich jetzt nicht einfach in wenigen Minuten alles hineinquetschen, sondern wir schließen an dieser Stelle und machen am Abend hier eine Fortsetzung.