Einführung in die Predigtreihe zum Thema Glück
Wir befinden uns in einer Reihe, die sich an diejenigen richtet, die zum ersten Mal dabei sind. Diese Reihe beschäftigt sich mit dem Thema: Wie sieht eigentlich richtiges Glück aus, und wie kann man dieses Glück finden? Es ist eine Art Gebrauchsanweisung, um glücklich zu sein.
Wir haben dieser Reihe den Titel „Glückspilz“ gegeben, weil wir uns wünschen, dass alle Menschen Glückspilze sind. Niemand sollte versuchen müssen, sein Glück an einem Ort zu finden, an dem letztlich gar kein Glück zu finden ist.
Am Ende seines Lebens möchte niemand sich umdrehen und feststellen: „Na ja, schade eigentlich. Hätte ich das früher gewusst, hätte ich manches vielleicht anders gemacht.“
Frieden als Schlüssel zum Glück
Der vorletzte Punkt auf diesem Weg: Wie wird ein Mensch glücklich? Er hat mit Frieden zu tun. Genauer gesagt damit, dass wir Frieden stiften sollen.
Das heißt in Matthäus 5,9, unserem Predigttext heute: "Glückselig sind die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen." Wer sich jemals nur ein wenig mit dem Thema Friede beschäftigt hat und aus der Bibel kommt, wird merken, dass Friede ein absolut zentrales Thema der Bibel ist.
Jesus wird von dem alten Propheten Jesaja als Friedefürst bezeichnet. Friedefürst deshalb, weil Jesus derjenige ist, der auf die Erde kam, um Frieden zu bringen. Und wo er dann auf der Erde ist, sagt er das auch seinen Jüngern. Er sagt: "Ich bin der, der Frieden gibt."
Nach seiner Auferstehung begrüßt er seine Jünger mit den Worten: "Friede sei mit euch." Wenn wir weiterlesen, sehen wir, dass nach der Himmelfahrt das Thema Friede weiterhin präsent ist. Nicht nur am Anfang der Briefe heißt es immer: "Gnade euch und Friede", sondern das Thema zieht sich viel weiter durch und wird zu einem zentralen Thema in der Predigt.
Petrus hat das Vorrecht, einem Heiden, einem römischen Hauptmann, zu predigen. Indem er dies tut, stößt er die Tür zur Heidenmission auf. Vorher hatten sich nur Juden bekehrt, und plötzlich, als er diesem heidnischen römischen Hauptmann predigt, wird klar: Das Evangelium ist nicht nur für die Juden, sondern auch für die Heiden.
Petrus kommt in das Haus dieses Cornelius, so heißt der Mann, predigt dort und fasst den Dienst, den Jesus getan hat, zusammen. Er sagt, dass Gott Frieden verkündigt hat durch Jesus Christus. Wörtlich heißt das, Gott hat Frieden evangelisiert durch Jesus Christus.
Das menschliche Problem mit Frieden
Die Bibel lässt keinen Zweifel daran, dass der Mensch tatsächlich ein großes Problem hat. Er hat ein Problem, weil er sich einerseits nach Frieden sehnt. Das kann sein innerer Friede sein, sein Frieden im Zwischenmenschlichen oder auch ein größer angelegter politischer Friede. Der Mensch sehnt sich danach und probiert verschiedene Dinge aus, aber irgendwie will es nicht klappen.
Ich kenne manche, die dann anfangen, auf die Politiker zu schimpfen und darauf, was diese alles falsch machen, oder auf die Jugendlichen. So hatte ich hier diese Woche eine kleine Graffiti-Attacke. Gestern stand ich dann da und putzte die Scheiben. Ein älteres Ehepaar kam vorbei und begann hinter meinem Rücken, über die „Bösen“, die das gemacht hatten – die sie natürlich auch nicht kannten – zu schimpfen.
In diesem Moment hatte ich die Predigt im Kopf und dachte mir: Da ist etwas falsch. Wir schimpfen so leicht auf die anderen, als ob sie immer alles kaputt machen und den Unfrieden bringen. Aber das Problem liegt doch in mir. Ich bin das Problem. Natürlich sind die anderen es auch, aber das, was ich ändern könnte, das bin ich vielleicht.
In meinem Leben gibt es da ein bisschen Hetze hier, einen kleinen Wutausbruch dort, einfach dieses Nörgeln an der einen oder anderen Stelle. Ich leiste doch meinen eigenen Beitrag dazu, dass andere Leute sagen: „Meine Kinder machen das manchmal, Papa, heute bist du nicht gut drauf, oder?“ Das Problem steckt doch sehr tief in mir drin.
Ich möchte gerne Frieden. Natürlich möchte ich in Frieden mit allen leben. Aber irgendwann muss ich der Bibel Recht geben, wenn sie im Römerbrief als Fazit unter der Beurteilung aller Menschen sagt: „Den Weg des Friedens haben sie nicht gekannt.“ (Römer 3,17)
Noch einmal: Den Weg des Friedens, so wie man in Frieden miteinander umgeht, haben die Menschen einfach nicht gekannt. Wenn wir in die Geschichte zurückschauen, sehen wir, dass wir nichts gelernt haben. Irgendwie funktioniert das einfach nicht.
Wir haben uns hier angestrengt. Denken wir doch nicht, dass es nicht Leute da draußen gibt, die verstehen, wie viel Unfriede, Krieg, Streit und all das kaputt macht. Aber es klappt einfach nicht.
Ein englisches Sprichwort sagt: „Drei können Frieden halten, wenn zwei fort sind.“ Drei können Frieden halten, wenn zwei fort sind.
Die Realität des Friedens in der Welt
Ich schmunzle manchmal, wenn ich Radio höre und dann Radio Paradiso dran ist. Vor den Hauptnachrichten gibt es dort immer – oder gab es zumindest – die gute Nachricht des Tages. Ich glaube, es gibt sie dort noch.
Abgesehen davon, dass ich die gute Nachricht des Tages manchmal gar nicht so gut finde, ist sie auch wirklich nötig. Denn das, was danach kommt, wenn man die Hauptnachrichten hört, ist definitiv keine gute Nachricht mehr.
Es geht ja nur noch um hier ein bisschen Krieg, dort wurde wieder jemand entführt, jemand wurde umgebracht. Politiker können mal wieder nicht miteinander, und jeder muss das seine sagen. Ich frage mich dann immer: Können die nicht miteinander reden, bevor das in die Presse kommt? Wir wollen doch einfach nur eine funktionierende Regierung. Aber stattdessen muss man aufeinander eindreschen.
Und du hörst dir das an? Jemand hat mal spöttisch gesagt: Friede ist jener ruhmreiche Moment in der Geschichte, in dem alle innehalten, um nachzuladen. Manchmal habe ich wirklich den Eindruck, dass es genau das ist.
Wir machen die Nachrichten an und werden konfrontiert mit den Symptomen eines viel größeren Problems. Um dieses wollen wir uns heute mal ein bisschen drehen und anschauen, was eigentlich Thema ist.
Das eigentliche Problem: Gott und Mensch
Das eigentliche Problem liegt auf der Ebene zwischen Gott und Mensch. Dort liegt das Kernproblem. Krieg, Streit und innere Unruhe sind das Ergebnis eines Lebens, das Gott ausblendet. Der Mensch lebt allein, ohne Gott – und das ist noch eine Spur schlimmer.
Das trauen wir uns manchmal nicht einmal unseren Freunden zu sagen. Doch die Realität lautet: Gott ist dein Feind. Gott hasst dich. Ich weiß nicht, wann wir das zuletzt jemandem gesagt haben: Gott hasst dich. Gott ist dein Feind. Und du lebst eigentlich mit Gott im Krieg.
Dein einziges Glück besteht darin, dass Gott Liebe ist. Weil er Liebe ist, verzichtet er darauf, seine Feinde wie lästige Ameisen zu behandeln. So wie man Ameisen irgendwo sieht oder eine Spinne – ich weiß nicht, was ihr nicht mögt. Im Moment sind es bei mir Stechfliegen.
Abends komme ich also in mein Schlafzimmer und schaue erst mal nach oben, weil ich meinen Deckenfluter anschaue. Wenn ich dort zwei, drei kleine dunkle Punkte sehe, gehe ich mit dem Staubsauger hin und mache sie weg. Die Alternative wäre, dass ich schlafe und gerade die Augen schließe, während ich dieses Summen höre. Nein, das kann ich nicht ertragen.
Stechfliegen sind in dem Fall wirklich meine Feinde, und sie überleben die Nacht nicht. Wenn Gott als unser Feind es wollte, dann würde keiner die Nacht überleben. Aber so ist Gott nicht.
Gottes Liebe bahnt einen Weg zurück aus der Verlorenheit in die Gemeinschaft. Er wartet auf Menschen, hat Geduld und möchte, dass möglichst viele Menschen, wie es so schön heißt, ihre Füße auf den Weg des Friedens richten. Er will, dass möglichst viele Menschen das Evangelium des Friedens hören, verstehen und den Herrn des Friedens – das ist Jesus – in ihr Leben aufnehmen.
Das ist es, was Gott sagt: „Hey, das wünsche ich mir.“ Ich hoffe, wir verstehen das ein bisschen.
Ich formuliere das bewusst so hart: Gott ist Feind. Gott hasst. Manche Menschen sind erschrocken, wenn sie das hören, und sagen: „Das darf man doch nicht sagen.“ Doch ich sage es, weil es in der Bibel steht.
Lasst uns Gott nicht immer nur als einen lieben Gott sehen, mit dem man irgendwie alles anfangen kann – so ein lieber Onkel, der ab und zu mal vorbeikommt, ein paar Goodies rüberreicht und dann wieder verschwindet. Nein, Gott meint es ernst.
Er liebt auf der einen Seite. Auf der anderen Seite ist er aber auch jemand, der sagt: So geht es nicht. So kannst du nicht leben. Da bin ich ganz dagegen.
Die Rolle der Jünger als Friedensstifter
In dieser brisanten Situation, in der Gott auf der einen Seite Geduld zeigt, das Gericht zurückhält und noch wartet, ist alles von Gottes Seite aus getan. Das Evangelium wird gepredigt, Jesus ist gestorben, und Gott hat seine ganze Liebe bewiesen.
Auf der anderen Seite stehen Menschen, die noch nicht reagiert haben. Sie verstehen oft noch nicht, was wirklich Sache ist und haben vielleicht noch nicht begriffen, dass Gott sie ganz persönlich liebt.
In dieser Situation, die unglaublich brisant ist, haben wir keine Zeit zu verlieren mit drittklassigem Blödsinn. Wir müssen das Wichtige tun.
In diese Zeit hinein stellt Gott seine Jünger und nennt sie glückselig die Friedenstifter.
Ich möchte diese Seligpreisung betrachten und dabei zwei Punkte herausarbeiten. Dabei will ich mir den Auftrag, Friedensstifter zu sein, aus zwei Richtungen genauer anschauen.
Frieden stiften kann nur, wer selbst Frieden mit Gott hat
Die eine Richtung ist die folgende: Frieden stiften kann nur der, der selbst Frieden mit Gott hat. Noch einmal: Frieden stiften kann nur der, der selbst Frieden mit Gott hat.
Wer möchte, kann im Römerbrief Kapitel 5 nachlesen. Besonders wichtig ist Vers 1. Dieser Vers ist zentral, weil er einen Gedanken zum Abschluss bringt. Zuvor erklärt Paulus, was es bedeutet, gerechtfertigt zu sein – oder, um es in heutigem Deutsch zu sagen, freigesprochen zu sein.
Wir stehen vor Gott als Angeklagte. Gott macht uns zu Recht Vorwürfe und sagt: „So geht das nicht in deinem Leben.“ Wenn wir das hören, können wir eigentlich nur erschrecken, denn wir haben dieser Anklage nichts entgegenzusetzen. Wir können nicht sagen: „Ich werde ab jetzt alles richtig machen.“ Das klappt nämlich nicht.
Dann stellt Paulus im Römerbrief die große Frage: Wenn alle Menschen verloren sind, wie kann ich dann Frieden mit Gott bekommen? Die Antwort lautet: Nur durch eine einzige Sache, nämlich durch Glauben. Du musst Vertrauen haben. Du musst darauf vertrauen, dass das, was Jesus getan hat, ausreicht. Du musst diesen Jesus, den Friedefürsten, den Mann des Friedens, in dein Leben einladen, damit du Frieden mit Gott hast.
So heißt es in Römer 5,1: „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott.“ Wenn du dieses Vertrauen aufbringst, dann kommt die Rechtfertigung und Gott spricht dich gerecht. Die Folge ist, dass wir Frieden mit Gott haben.
Am Kreuz von Golgatha hört die Feindschaft auf, weil Jesus dort für die Menschen, die ihm vertrauen, den Zorn Gottes erträgt. Das ist das Evangelium. Deshalb kann Paulus an anderer Stelle auch sagen: Jesus ist unser Friede. In ihm begegnet uns Friede. Wer ihn hat, der hat tatsächlich Frieden mit Gott.
Dieser Friede ist nun die Grundlage, auf der wir stehen. Wenn wir diesen Frieden in unserem Leben haben, dann kann aus diesem Fundament, auf dieser Erde, alles andere wachsen, was wir uns an Frieden wünschen. Denn solange dieser persönliche Friede mit Gott nicht da ist, solange einzelne Menschen nicht zu Gott zurückgekehrt sind und mit ihrem Schöpfer nicht im Reinen sind, wird es auch zwischen den Menschen keinen Frieden geben. Es wird auch keinen politischen Frieden geben, weil der im großen Maßstab nur das widerspiegelt, was im kleinen Maßstab nicht stimmt.
Deshalb lautet der erste Punkt: Frieden stiften kann eigentlich nur der, der selbst Frieden hat. Und wenn Gott uns Frieden schenkt, dann sollten wir aufpassen, dass wir das nicht einfach abhaken, als wäre es ein abstraktes Konzept.
Manche haben so eine Schublade mit geistlichem Wissen. Darauf steht „Friede“ und darin stecken alle Bibelverse zum Thema Frieden. Man macht die Schublade auf, schaut manchmal hinein und denkt: „Ach, was gibt es für tolle Bibelverse! Ja, so wunderbar ist der Friede mit Gott.“ Dann macht man die Schublade wieder zu – und das hat keine Bedeutung.
So etwas gibt es bei Gott nicht. Gott ist kein Freund von Abstraktionen. Er möchte ganz praktisch und real in dein Leben hineinsprechen.
Deshalb heißt es: „Glückselig sind die Friedensstifter“ – nicht „Glückselig sind die, die das mit dem Frieden verstanden haben“, sondern die Friedensstifter. In dem Moment, in dem ich Frieden mit Gott habe – eine wunderbare Sache, Paulus ist begeistert –, kommt mit dem Frieden auch eine Verpflichtung in mein Leben hinein.
Nämlich die Verpflichtung, diesen Frieden weiterzugeben, anderen von diesem Frieden zu erzählen und dafür zu sorgen, dass ich nicht der einzige Mensch bin, der das verstanden hat.
Wer Frieden mit Gott hat, soll selbst zum Friedenstifter werden
Und das ist mein zweiter Punkt: Wer Frieden mit Gott hat, der soll selbst zum Friedenstifter werden. So einfach ist das.
Ein kurzer Schritt zurück: Wenn wir uns Gedanken über Frieden machen und auch darüber, Frieden zu stiften, dann betrachten wir grundsätzlich zwei Ebenen – einmal Mensch zu Mensch, einmal Mensch zu Gott.
Auf der Ebene Mensch zu Mensch gibt es zwei Personen, die Streit miteinander haben, und ich soll zum Friedenstifter werden. Bei dieser Ebene ist die Bibel ziemlich nüchtern. Ich glaube, sie ist sogar nüchterner, als wir uns das manchmal vorstellen.
Wenn du mit irgendjemandem Streit hast, egal mit wem, dann bemühe dich nach Kräften, diesen Streit beizulegen und mit dem anderen in Frieden zu leben. Das sollte hoffentlich klar sein. Das ist sozusagen das Minimum an Friedenstiften, das man braucht. Darüber muss man kaum reden. Das ist noch nicht einmal Christentum, das ist Humanismus. Das ist klar, oder? Wenn du verantwortlich bist dafür, dass es Streit gibt mit einem anderen, dann bring die Sache in Ordnung.
Aber ist es nicht so, dass das mit manchen Leuten einfach nicht geht? Und die Bibel sagt: Stimmt, manchmal geht es nicht. An einer Stelle heißt es: Wenn möglich, so viel an euch liegt, lebt mit allen Menschen in Frieden. Das schreibt Paulus in Römer 12. Man merkt schon an der Formulierung „wenn möglich“, dass es eben nicht immer möglich ist.
Es gibt Menschen, mit denen kannst du nicht in Frieden leben, egal wie sehr du dich anstrengst. Ob du es auf die liebevolle Tour machst oder auf die harte Tour – egal, wie du es versuchst, es geht nicht. Paulus ist nüchtern genug, wenn es ums Friedenstiften geht, gleich zu sagen: „Hey, pass auf, wenn möglich, kümmere dich darum, setz dich ein, investiere dich.“ Aber ich verspreche dir eins: Es wird Grenzen geben.
Ein anderer Vers sagt: Wenn zwei sich streiten, überlege dir gut, ob du dich einmischst. Überlege es dir deshalb gut. Da hinten liegt ja unser Hund. Es gibt dazu einen Spruch in den Sprüchen, der heißt: „Wer im Vorübergehen sich über einen Streit ereifert, der ihn nichts angeht, der packt einen Hund bei den Ohren.“
Stell dir vor, du gehst jetzt hin, der Hund liegt gerade da, und du packst ihn mal so richtig an den Ohren. Unser Duran ist lieb und nett, er würde dich nicht beißen, aber er mag es nicht, an den Ohren angefasst zu werden. Mir wurde erst klar, was dieser Vers eigentlich bedeutet, nachdem du mir gesagt hast, dass dein Hund das nicht mag. Anscheinend mögen Hunde es nicht, an den Ohren angefasst zu werden. Du bringst ihn zur Weißglut.
Und genau so ist es, sagt die Bibel, wenn du zwei streiten siehst. Denk an den Hund. Es ist ein bisschen so, als würdest du einen Hund an den Ohren packen. Es ist nicht immer klug, sich in einen Streit einzumischen, den zwei haben.
Wenn du weißt, dass du helfen kannst, dann geh hin und hilf. Das sollen wir tun. Aber wenn du merkst, dass du so etwas wie einen Helferkomplex hast und meinst, dich überall einmischen zu müssen, weil du der größte aller Friedenstifter bist und ohne dich sowieso kein Streit aufhört, dann ist das nicht mehr biblisch.
Auf dieser Ebene Mensch zu Mensch gilt: Glückselig sind die Friedenstifter. Da sollen wir Frieden stiften, aber wir müssen nüchtern herangehen. Es gibt einfach Grenzen. Diese Grenzen gilt es zu beachten, sonst werden wir gebissen oder frustriert, weil wir Dinge nicht schaffen, wo wir sagen: „Wir müssen doch eigentlich mit allen in Frieden leben.“ Naja, klappt nicht.
Die zweite Ebene: Frieden zwischen Gott und Mensch
Die zweite Ebene ist die Gott-Mensch-Ebene. Wenn wir auf dieser Ebene Friedensstifter werden, nennt man das Evangelisation. Gott bietet den Menschen Frieden an, und wir als Christen sind dazu da, dieses Angebot auszusprechen.
Ich weiß nicht, ob ihr auch manchmal solche komischen Gedanken habt – ich habe sie manchmal. Ich denke mir: Vater im Himmel, warum kann das Evangelium eigentlich nicht jeden Morgen mit Wolken an den Himmel geschrieben sein? Irgendwie so, in Deutsch, Russisch, Türkisch, untereinander. Ich fände das wirklich cool. Ich bin immer noch nicht ganz sicher, warum Gott das nicht macht. Aber es ist definitiv so: Ich schaue manchmal nach oben, und da ist es nicht.
Stattdessen hat Gott sich einen ganz anderen Weg ausgedacht. Wahrscheinlich weiß Gott, dass die Alphabetisierungsrate in Deutschland immer weiter sinkt, und er ist einfach auf Nummer sicher gegangen. Wir wollen uns eine Stelle anschauen, die uns betrifft: 2. Korinther 5.
In 2. Korinther 5 wird unser Auftrag beschrieben – der Auftrag von Christen, die selber den Frieden Gottes erfahren haben. Dort heißt es: 2. Korinther 5,18: „Alles aber von Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Christus und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat.“
Weiter in Vers 20: „So sind wir nun Gesandte an Christi Statt, indem Gott gleichsam durch uns ermahnt. Wir bitten für Christus: Lasst euch versöhnen mit Gott.“
Da sind beide Seiten drin: Gott, der uns mit sich versöhnt hat durch Christus. Das Wort „versöhnen“ oder „Versöhnung“ hat nichts mit „Sohn“ zu tun, sondern kommt von „Sühne“. Da hat eine Sühne stattgefunden, da ist Frieden passiert. Gott hat uns durch Christus mit sich selbst versöhnt. Wir gehören jetzt zu ihm. Dieser alte Kriegszustand ist aufgehoben, der Kriegszustand hat aufgehört, es ist Frieden geschlossen worden.
Gott hat uns durch Christus mit sich selbst versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung gegeben. Dann heißt es so schön: „So sind wir nun Gesandte an Christi Statt.“ Ein Gesandter – wir würden heute vielleicht sagen: ein Diplomat. Das bist du. Du bist Botschafter Gottes auf dieser Welt.
Wenn jemand zu dir nach Hause kommt, betritt er quasi Gottes Botschaft. Er wird Gott nicht näher kommen als dort, wo er dir begegnet. Jetzt haben wir draußen keine Flagge hängen, und auch da, wo wir wohnen, gilt noch bundesdeutsches Recht – so ist das nicht. Aber irgendwie ist das so eine Doppelstellung. Man begegnet uns, und man begegnet in uns den Botschaftern Gottes.
Gott möchte auch, wie er hier sagt, gleichsam durch uns ermahnen oder ermuntern. Wir sind die, durch die Gott ermahnt. Wir sind diejenigen, die im Leben anderer Menschen hineinwirken und ihnen etwas weitergeben können vom Evangelium. Die Leute hören das sonst nicht mehr.
Wir sind diejenigen, die den Mund aufmachen, den Geldbeutel öffnen, Bücher verschenken, Einladungen aussprechen, kleine Traktate weitergeben, mal die Bibel rausholen und sagen: „Hey, ich erkläre dir den Vers, wenn du das nicht verstanden hast.“ Wir öffnen überhaupt die Augen für das, was sein könnte.
Das ist unser Job. Wir sind Botschafter. Wenn ihr so einen normalen Botschafter hier in Berlin betrachtet, dann ist sein Job, sein Land zu repräsentieren. Er muss dafür sorgen, dass sein Land in Deutschland wahrgenommen wird. Er bringt auch Broschüren heraus, wo man hinfahren kann, wie man dort Urlaub machen kann und so weiter.
So ähnlich ist das bei uns auch. Wir sind Botschafter, wir sind Gesandte an Christi Statt. Und dann kommt hier etwas, das mich total beeindruckt: „Wir bitten für Christus: Lasst euch versöhnen mit Gott.“
Das ist ein Satz, der mich herausfordert. Wir bitten für Christus. Zum einen ist es spannend, darüber nachzudenken, was das für ein Gottesbild ist – ein Gott, der bittet.
Gott gibt dieses Gleichnis vom verlorenen Sohn. Der Sohn geht erst weg, landet bei den Schweinen und überlegt dann: „Zu Hause hatte ich es so viel besser.“ Er kehrt um und geht zurück zu seinem Vater.
Das ist natürlich ein Bild für den Menschen, der von Gott beschenkt wird, weggeht, ohne Gott leben will und irgendwann merkt: „Das ist doch alles Murks hier. Ich fühle mich, als würde ich Schweinedreck fressen. Da muss es doch noch mehr geben.“ Er kehrt um und geht zurück zu Gott.
In diesem Gleichnis steht Gott – oder steht da ein Vater für Gott – und der Vater ist draußen, wartet auf seinen Sohn und steht mit offenen Armen da. Der Sohn traut sich gar nicht zurückzukommen. Aber das ist Gott.
Wir bitten für Christus. Gott stellt sich hin und sagt: „Hey, ich bin bereit, mich zu demütigen, ich bin bereit, einzuladen, zu bitten: Lasst euch doch versöhnen mit Gott.“ Er ist bereit, den Menschen so nahe zu kommen, wie es irgendwie möglich ist.
Ob Musiker, Tenniskolleginnen, Studentenfreunde, Schülerinnen und Schüler – keine Ahnung, wem wir da so begegnen – wir sind die, die ihnen so nahe kommen, wie nur irgend möglich. Und wir bitten an Christi Statt.
Stellt euch das vor: Gott ist es nicht zu schade, Bitte zu sagen. Gott ist nicht der, der sagt: „Nee, komm, entweder kommst du so oder gar nicht.“ Nein, Gott bittet, und er bittet durch uns: „Lasst euch versöhnen mit Gott!“
Wer das tut, wer sagt: „Diese Art von Frieden möchte ich wirklich gerne stiften“, für den wird gesagt: „Glückselig sind die Friedenstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen.“
Die Friedenstifter treten in die Fußstapfen Jesu. Jesus kam – er war Gott oder er ist Gott, er wurde Mensch, er starb am Kreuz, bezahlte für die Sünden. Und jetzt plötzlich ist dieses Friedensangebot da, um verlorene Menschen zu retten.
Das ist das, was Jesus gemacht hat. Der Sohn Gottes bietet Frieden an. Und wir sind diejenigen, die jetzt genau das Gleiche tun. Natürlich können wir nicht für andere Menschen sterben. Aber wir können das, was Jesus getan hat, dieses Angebot nehmen und zu den Menschen tragen.
Gott ist geduldig, Gott wartet, Gott schickt seine Leute – das sind wir. Indem wir das tun, indem wir so leben, werden Menschen etwas erkennen. Sie werden merken: Da, wo echte Christen sind, gibt es so etwas wie eine Familienähnlichkeit zwischen Jesus und seinen Leuten.
Sie sind irgendwie ähnlich drauf, haben die gleiche Leidenschaft, sind ähnlich ausgerichtet. Sie wollen wirklich, dass ich mich mit Gott, mit der Bibel, mit dem Evangelium beschäftige. Sie sind wirklich an mir interessiert und bereit, ihr Leben in mich zu investieren.
Wenn Menschen das erkennen und feststellen: „Das ist ja genau so wie bei diesem Jesus“, dann wird das passieren, was hier steht: Sie werden Söhne Gottes heißen oder genannt werden. Man wird merken, sie gehören zur Familie. Ist doch logisch – sie haben Familienähnlichkeit.
Die vier grundlegenden Lebensfragen und der Frieden
Ich habe vorletztes Mal behauptet, dass ein Mensch im Wesentlichen vier Dinge klären muss, um sein Leben ganz grundsätzlich auszurichten.
Das erste war, dass er seinen Umgang mit anderen Menschen regeln muss. Ich habe gesagt, an dieser Stelle lautet die Lösung Barmherzigkeit, gelebte Liebe.
Der zweite Punkt ist, dass ich meinen Umgang mit Gut und Böse, also meine Moral, klären muss. Wir haben uns letztes Mal die Sache mit dem reinen Herzen angesehen, mit diesem ungeteilten Herzen, das sich ganz von Gott leiten lässt.
Der dritte Punkt betrifft den Umgang mit der Sinnfrage: Warum bin ich eigentlich hier? Warum macht es Sinn, dass ich dreißig, vierzig, fünfzig, sechzig, siebzig oder hundert Jahre hier auf der Erde stolpere, Luft verbrauche und anderen Leuten die Zeit stehle? Warum macht es Sinn, wozu bin ich da?
Die Antwort haben wir heute bekommen. Sie lautet: Ich bin hier, um Frieden mit Gott zu finden und anderen diesen Frieden zu bringen. Das ist unsere höchste Bestimmung, die wir haben.
Ich bin hier, um den Frieden mit Gott zu finden und anderen Menschen diesen Frieden zu bringen.
Frieden als Quelle des Glücks – eine persönliche Erfahrung
Macht das glücklich? Es geht ja ums Glücklichsein. Und die Antwort lautet: Ja.
Ich erinnere mich an eine Autofahrt. Es hat geregnet. Das war einer der glücklichsten Momente meines Lebens. Das ist jetzt ungefähr zehn Jahre her. Damals hatten wir gerade angefangen, unseren ersten Hauskreis abzuhalten.
Was soll ich sagen? Wir hatten noch nie zuvor mit anderen Leuten groß in der Bibel gelesen. Ein- oder zweimal vielleicht hatten wir den Hauskreis abgehalten. Warum haben wir den Hauskreis gestartet? Weil eine Freundin sagte: „Meine Mama würde gerne mal in der Bibel lesen.“
Okay, kein Problem. Wenn Mamas in der Bibel lesen wollen, machen wir einen Hauskreis. Und ihre Mama war eine besondere Frau, eine Frau, die ich wirklich bewundere für das, was sie in ihrem Leben alles durchlitten hat. Eine Frau, die die Zeit ihres Lebens geschuftet hat, mit einem Trinker verheiratet war und mehrere Kinder großgezogen hat. Man würde eigentlich sagen, sie hatte nie wirklich Glück. Eine kleine, abgearbeitete Putzfrau.
Wir fingen an, in der Bibel zu lesen und trafen uns. Irgendwann war ihr Mann dagegen, also trafen wir uns heimlich. Und wir lasen weiter.
Sie sagte mir: „Jürgen, ich lese hier etwas in der Bibel. Ich wusste, dass es Gott gibt, aber ich habe einfach nicht gewusst, wie ich an ihn rankommen soll. Ich hätte das schon vor zwanzig Jahren machen sollen.“
Wir lasen weiter, und es kam der Abend, an dem eigentlich alles klar war. Sie hatte immer dann für die Enkelkinder Babysitting gemacht, und ich bin dann zu ihr hingegangen. Dann hatten wir heimliche Treffen.
Ich weiß noch genau, an diesem Abend, als eine Putzfrau, die in dieser Welt überhaupt nichts gilt, von vielen wirklich herablassend angesehen wird und gefragt wird: „Was bist du denn?“ — da saß sie mit Tränen in den Augen, faltete ihre Hände und gab ihr Leben Gott. Absolut irre, das zu erleben. Zu erleben, was Gott aus ihrem Leben gemacht hat. Aber einfach in so einem Moment dabei zu sein, wenn ein Mensch sein altes Leben hinter sich lässt und mit Gott neu anfängt, wenn eine Suche zu Ende geht und ein Mensch mit Gott Frieden findet – unglaublich!
Das war der Abend, an dem ich nach Hause fuhr und mein Herz schier vor Freude geplatzt wäre, weil Gott mich an dieser Stelle benutzt hat. Es ist ein Vorrecht, ein absolutes Vorrecht. Und es wird ein Moment sein, der in alle Ewigkeit Bedeutung trägt – mehr als meine Diplomarbeit oder sonst irgendein Ding, das man sonst macht und das gemeinhin anerkannt ist. Wahnsinn!
Insofern: Lasst euch ermutigen, glücklich sind die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen (Matthäus 5,9). Lasst uns ein paar Lieder singen!