Wer bin ich? von Chris Morphew – eine Lesung von Raoul Simeonescu.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und ich darf euch exklusiv die Lesung eines ganz neu erschienenen Buches präsentieren: Chris Morphew, Wer bin ich und warum bin ich wertvoll?
Kapitel zehn: In der Liebe Jesu Ruhe finden.
Kapitel zehn: In der Liebe Jesu Ruhe finden
Die zentrale Gewohnheit aus dem Leben Jesu
Bevor ich dieses Buch abschließe, möchte ich noch eine weitere Gewohnheit aus dem Leben Jesu mit dir teilen. Ich habe sie bis zum Schluss aufgehoben – zum Teil, weil sie mein absoluter Favorit ist, aber vor allem, weil ich zu folgender Überzeugung gelangt bin: Je mehr wir diese Gewohnheit einüben, desto besser werden wir darin, all die anderen zu praktizieren.
Welche unglaubliche Aktivität meine ich also? Welche mächtige Gewohnheit wird dir dabei helfen, in engerer Verbindung zu Gott zu leben und mehr im Einklang mit deiner eigenen wahren Identität zu stehen? Nun, sie ist ziemlich einfach: Du musst nur aufhören.
Die Bedeutung des Sabbats für Gottes Volk
Erinnerst du dich noch an den Berg, auf dem Gott Israel eine Liste mit Regeln gab? Diese Regeln sollten den Menschen zeigen, wie sie als sein Volk leben sollten. Eine dieser Vorschriften betraf den sogenannten Sabbat. Das ist ein Tag in der Woche, an dem jeder für vierundzwanzig Stunden mit aller Arbeit aufhören musste. Stattdessen sollte man sich ausruhen, feiern und sich an Gott erinnern (5. Mose 5,12-15).
Es mag vielleicht seltsam erscheinen, dass Gott seinem Volk so etwas befahl. Doch diese Vorschrift ist absolut sinnvoll, wenn man bedenkt, wer diese Menschen waren. Denk daran: Gottes Volk hatte gerade vierhundert Jahre Sklaverei hinter sich. Jahrhundertelang hatte man ihnen gesagt, dass ihr Wert und ihre Würde völlig davon abhingen, was sie produzieren, leisten und tun konnten.
Einer der Gründe, warum Gott seinem Volk den Sabbat gab, war daher folgender: Er sollte als wöchentliche Erinnerung dienen, dass sie so viel mehr waren als das. Ihr Wert hing nicht davon ab, was sie taten, sondern davon, wer sie waren – Gottes kostbare, befreite und von Herzen geliebte Kinder.
Gott wollte, dass sein Volk lange genug stillhält, um sich wieder an seine wahre Identität zu erinnern. Für ehemalige Sklaven war das eine Botschaft, die sie dringend hören mussten.
Die Herausforderung der Ruhe in unserer hektischen Kultur
Und ich glaube nicht, dass es nur ihnen so ging. Vor einer Weile unterrichtete ich gerade eine Gruppe meiner Fünftklässler über diese Gewohnheiten aus dem Leben Jesu. Wir hatten eine fantastische Lektion zur Dankbarkeit. Außerdem machten wir eine dreiwöchige Gebetsreihe, an der einige von ihnen teilnahmen. Wir führten auch ein paar großartige Gespräche zum Thema Bibellesen, Gemeinschaft und einen großzügigen Lebensstil.
Alles lief prima, bis wir zu der Lektion zum Thema Ruhe kamen. Sobald ich anfing, über die Idee zu sprechen, sich jede Woche einen Tag zu nehmen, um innezuhalten und wieder mit Gott in Verbindung zu treten, herrschte eine seltsame, unangenehme Stille im Klassenzimmer. Irgendwann meldete sich ein Mädchen und sagte, was alle dachten: „Herr Morphew, ich glaube nicht, dass das wirklich realistisch ist. Wir können uns nicht einen Tag freinehmen, wir haben keine Zeit.“
Ich frage mich, ob du das Gefühl nachempfinden kannst. Wir leben in einer der hektischsten Kulturen, die die Welt je gesehen hat. Schon während wir aufwachsen, wird uns ständig gesagt, dass wir hart arbeiten und das Beste aus jeder Gelegenheit herausholen müssen, um im Leben erfolgreich zu sein.
Wir stehen unter einem enormen Druck, immer weiterzumachen: Schule, Arbeit, Sport, Hobbys und Familienverpflichtungen, gesellschaftliche Verpflichtungen und Aufgaben im Haushalt, die erledigt werden müssen. Und selbst wenn gerade nichts ansteht, sorgen unser Handy und andere Geräte oftmals dafür, dass wir trotzdem immer weitermachen.
Es gibt immer einen neuen Post zu liken, eine neue Nachricht zu beantworten oder eine neue Sendung zu schauen. Das bedeutet, selbst wenn wir ausruhen, ruhen wir nicht wirklich. Unser Leben bleibt trotzdem voller Hektik.
Jesus lädt zu einem anderen Lebensstil ein
Jesus lädt uns zu einem besseren Lebensstil ein. Durch den Sabbat fordert er uns auf, uns regelmäßig eine Auszeit von unserem endlosen Tun zu nehmen. So lernen wir, in dem zu ruhen, was er bereits für uns getan hat.
Falls du das Gefühl hast, keine Auszeit zum Ausruhen nehmen zu können, ist das möglicherweise das größte Anzeichen dafür, dass du es dringend tun solltest. Vielleicht erfordert es einige Verhandlungen mit deiner Familie und Veränderungen in deinem Zeitplan. So kannst du sicherstellen, dass du trotzdem all die Dinge erledigst, die wirklich wichtig sind.
Vielleicht kannst du dir derzeit keinen ganzen Tag freinehmen. Aber vielleicht findest du einen Nachmittag. Oder vielleicht nur eine Stunde. Wenn das so ist, dann fang genau damit an.
Der Schlüssel liegt darin, dir regelmäßig bewusst Zeit zu nehmen, um innezuhalten. Richte deine Aufmerksamkeit auf Gott und lasse dich von ihm an die Wahrheit erinnern, wer du wirklich bist.
Praktische Umsetzung der Ruhe im Alltag
Okay, aber was genau mache ich dabei? Nun, offensichtlich sieht diese Gewohnheit bei jedem etwas anders aus, aber so sieht sie bei mir aus.
Samstags arbeite ich gar nicht. Keine Schulvorbereitung für die nächste Woche, keine Arbeit an meinem nächsten Buch, kein Bügeln, Staubsaugen oder Aufräumen. Ich höre einfach auf, nehme mir Ruhe, bete, lese, gehe spazieren. Manchmal schaue ich einen Film oder so, aber insgesamt versuche ich, nicht unendlich viel Zeit vor Bildschirmen zu verbringen.
Ich esse gutes Essen und verbringe Zeit mit meinen Freunden und meiner Familie. Ich tue die Dinge, die mich innerlich auftanken lassen. Dabei reduziere ich mein Tempo genug, um all die Empfindungen wahrzunehmen, für die ich unter der Woche keine Zeit hatte, und um all die Gedanken zu verarbeiten, für die ich ebenfalls keine Zeit hatte.
Ich lasse mich von Gott an alles erinnern, was ich bisher in diesem Buch gesagt habe: Dass ich, selbst wenn ich mit all meiner Arbeit und all den anderen Dingen aufhöre, durch die ich mich zu beweisen versuche, immer noch wertvoll bin – einfach, weil Gott es sagt. Mein wahrer Wert, meine Bedeutung, meine Bestimmung und meine Identität sind freie Geschenke von Gott. Dasselbe gilt auch für dich.
Die Auswirkungen des Ruhens in Gottes Liebe
Je mehr du lernst, darin zu ruhen, wer du in Gottes Augen bist, desto mehr wird sich alles andere verändern. Du wirst in der Lage sein, das Geld, die Gegenstände und Erfahrungen zu genießen, die Gott dir auf deinem Weg schenkt, ohne von irgendetwas besessen zu sein.
Denn du weißt, dass all dies ein Geschenk von Gott ist und nichts davon auch nur annähernd so viel wert ist wie das ewige Leben, zu dem er dich eingeladen hat. Du wirst frei sein, großzügig mit dem umzugehen, was du hast, weil du weißt, dass Gott sich immer um dich kümmern wird.
Du wirst deine Erfolge genießen können, ohne selbstsüchtig zu werden. Ebenso wirst du fähig sein, dich aufrichtig über die Erfolge anderer Menschen zu freuen wie über deine eigenen, weil du weißt, dass das Leben kein Wettbewerb ist. Selbst wenn du scheiterst, ist das in Ordnung.
Denn deine wahre Identität hat ohnehin nie auf irgendeinem dieser Dinge beruht. Du wirst ein Leben voller Liebe und Frieden führen, voller Großzügigkeit und Güte – nicht um dir Gottes Liebe zu verdienen oder sie zu sichern, sondern aus der tiefen Freiheit, Sicherheit und dem Frieden heraus, weil du weißt, dass dir seine Liebe längst sicher ist.
Ein persönliches Erlebnis als Bild für Gottes Liebe
Eine der eindrücklichsten Erinnerungen meines Lebens ist der Tag, an dem meine Nichte geboren wurde und ich sie im Krankenhaus besuchte. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich die kleine Hettie zum allerersten Mal hochhob und diese winzige Person in meinen Armen hielt. Ich war völlig überwältigt von Liebe.
Damals dachte ich: Wie ist das möglich? Ich habe dich doch gerade erst kennengelernt. Wie kann ich dich schon so sehr lieben? So etwas hatte ich zuvor noch nie empfunden. Und das ist das Entscheidende: Hettie konnte zu diesem Zeitpunkt überhaupt nichts tun.
Wie jedes Neugeborene konnte sie weder ihren Blick fokussieren noch ihren eigenen Kopf halten. Wenn sie mich ansah, sah sie nur meine verschwommenen Umrisse. Wirklich, Hettie brachte der Welt keinen großen Mehrwert – außer schmutzigen Windeln und Geschrei.
Doch trotz all dem wollte ich die ganze Zeit bei ihr sein. Bis heute ist das so. Sie muss nichts tun, nichts beweisen. Sie wird zutiefst, völlig und bedingungslos geliebt, und sie muss absolut nichts tun, um das zu verdienen.
Die Einladung, Gottes Liebe anzunehmen
Ich frage mich, was sich in deinem Leben ändern könnte, wenn du bis in dein tiefstes Innerstes aufnehmen würdest, dass Gott in Jesus ganz genau dasselbe über dich denkt.
Was könnte sich verändern, wenn du dich wirklich darauf einlassen würdest, dass der Gott, der dich geschaffen hat, dich bis in deine finstersten Abgründe hinein kennt und sich trotzdem völlig auf dich einlassen will?
Was könnte sich verändern, wenn du wirklich verstehen würdest, dass es nichts mehr zu beweisen gibt?
Könntest du dann ein bisschen aufatmen?
Abschluss und Einladung Jesu
Zum Schluss möchte ich dir folgende Einladung von Jesus mitgeben:
Kommt alle zu mir, die ihr geplagt und mit Lasten beschwert seid; bei mir erholt ihr euch. Unterstellt euch mir und lernt von mir, denn ich bin freundlich und von Herzen zum Dienen bereit. Dann kommt Ruhe in euer Leben, denn mein Joch trägt sich gut und meine Last ist leicht.
Matthäus 11,28-30
Mein Gebet für dich ist, dass du, wenn du dieses Buch jetzt beendest, dich von Jesus dienen lässt, damit du seine Freundlichkeit erfährst und Ruhe in dein Leben kommt. Ich wünsche dir, dass du darauf vertraust, dass er dir zeigen wird, wer du in Wahrheit bist. So kann er dir das erfüllte Leben geben, für das er dich geschaffen hat.
Ich wünsche dir, dass du tief in deinem Inneren erkennst, dass du nichts mehr leisten, beweisen oder erreichen musst. Das Leben ist ein Geschenk, und du bist wertvoll, weil Gott das sagt.
Ich wünsche dir, dass du jeden Tag mit Jesus lebst und in ihm die wahre Freude, den wahren Frieden und die Ruhe findest, nach der du die ganze Zeit gesucht hast.
In der nächsten Episode geht es mit Jesu Leben und Lehre weiter. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.