Einführung und Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit
Wir haben heute Nachmittag das Thema „Die Herrschaft Jesu Christi im Leben des Gläubigen“.
Zu Beginn werden wir zwei Verse aus der Apostelgeschichte 22 lesen.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich herzlich für die schöne Zeit bei Ihnen bedanken. Dies ist unser letztes Zusammenkommen in dieser Reihe.
Morgen werde ich weiterreisen in Richtung Halle, Westfalen, Bielefeld und Augustdorf. Dort habe ich noch Dienste in zwei Gemeinden. Ich bin dankbar, wenn Sie im Gebet daran denken.
Vielen Dank für alle Gebete bis jetzt, für das Miteinander, für die Gespräche und für die schöne Zeit. Das habe ich wirklich genießen dürfen.
Die existenziellen Fragen des Menschen vor dem Herrn
Apostelgeschichte 22, Vers 8: „Wer bist du, Herr?“ Hier geht es um Saulus, dem der Herr Jesus diese Frage stellt: „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“ Saulus antwortet mit der Frage: „Wer bist du, Herr?“
Eine zweite wichtige Frage, die Saulus stellt, findet sich in Vers 10: „Was soll ich tun, Herr?“
Das Wort „Herr“ kommt hier also zweimal vor. Zuerst in der Frage: „Wer bist du, Herr?“ und dann in der Frage: „Was soll ich tun, Herr?“
Diese beiden Fragen sind existenziell für den Menschen. Zuerst muss der Mensch verstehen, wer der Herr ist. Danach folgt die nächste Frage: „Was willst du, dass ich tue, Herr?“
Hier sehen wir einen Menschen am Anfang seines Lebens mit dem Herrn. Er fragt: „Was soll ich tun, Herr?“
Das ist genau das, was wir brauchen. Wir brauchen einen Herrn und wir brauchen einen Helfer. Gott ist sowohl Herr als auch Helfer.
Die Annahme Jesu als Herrn und Besitzer
In Johannes Kapitel 1, wenn ich mit Menschen die Bibel lese, habe ich hin und wieder evangelistische Bibelkreise erlebt. Dabei haben wir immer wieder das Johannesevangelium gelesen.
In Johannes 1,12 steht dieser bekannte Vers: „So viele ihn aufnahmen oder annahmen, denen gab er Vollmacht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.“
Dann frage ich die Leute oft: Was heißt annehmen? Annehmen als was? Der Zusammenhang macht es klar. Schon in Johannes 1,1 heißt es: „Im Anfang war das Wort, das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.“ In Vers 3 lesen wir: „Alles entstand durch ihn, ohne ihn entstand auch nicht eines, das entstanden ist.“ Er ist also der Schöpfer, dem alles gehört.
In Vers 11 steht: „Er kam in das Eigene, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ Er kam in sein Eigentum, denn ihm gehört alles. Er ist der, der alles gemacht hat. Er kam in seine Schöpfung hinein, und dort sogar zu einem besonderen Volk.
Er ist der Herr, der Besitzer der ganzen Schöpfung. Im Psalm 24 lesen wir, dass Gott alles gehört. Dort heißt es in Psalm 24,1: „Des HERRN ist die Erde und was darinnen ist.“ Also alles, was darauf ist. Wenn dem HERRN die Erde gehört, dann gehören ihm auch alle Menschen, die darauf leben. Er hat alles gemacht. Er kam in sein Eigentum.
Dann frage ich die Leute: Wem gehörst du? Sie antworten oft: Nach diesem Vers gehöre ich Gott.
Weiter heißt es: „So viele ihn aber annahmen, denen gab er Vollmacht, Gottes Kinder zu werden.“ Annehmen als was? Ja, als das, was er ist: als den Besitzer von Himmel und Erde und als den Besitzer der Menschen. Also Annahme als den Eigentumsherrn, als den Besitzer. Wenn ich ihn annehme, heißt das, ich nehme ihn als den Herrn an, dem alles gehört.
Jesus Christus anzunehmen bedeutet, seine Herrschaft persönlich über sich selbst anzuerkennen, über uns anzuerkennen.
Wir möchten heute ein bisschen über diese Herrschaft nachdenken. Dabei wollen wir nicht vergessen, wer dieser Herr ist. Es ist der Herr, der uns liebt und der alles gegeben hat für uns, und...
Die Beziehung zwischen Herrschaft und Freundschaft bei Jesus
Dieser Herr hat in Johannes 15, Vers 15, zu seinen Jüngern gesagt: „Ich nenne euch nicht mehr Sklaven.“
Im griechischen Text steht hier vielleicht „Knechte“, aber das Wort „Doulos“ bedeutet tatsächlich „Sklave“ oder „Leibeigener“. Jesus sagt also: „Ich nenne euch nicht mehr Sklaven, weil der Sklave nicht weiß, was sein Herr tut. Euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich euch alles kundgetan habe, was ich von meinem Vater gehört habe.“
Obwohl der Herr Jesus hier betont, dass er sie nicht mehr Sklaven nennt, ist es doch klar, dass seine Jünger ihn so verstanden haben, dass sie weiterhin Sklaven Christi sind. Sie haben sich sehr wohl als Sklaven verstanden, auch wenn Jesus sie nicht so nannte. Sie sprachen ihn weiterhin als „Herr“ an – auch später in der Apostelgeschichte immer wieder.
Damals nannte ein Sklave denjenigen, dem er untergeordnet war, „Kyrios“, also „Herr“. Er war sein Leibeigener. Die Jünger haben Jesus also nicht als Freund, Kollegen oder guten Kumpel angesprochen, sondern als Herrn. Das war ihnen klar.
Auch Paulus betont das in seinen Briefen. Zum Beispiel stellt er sich in Römer 1, Vers 1 als „Sklave Jesu Christi“ vor. Ebenso in Philipper 1, Vers 1, wo Paulus und Timotheus sich als „Sklaven Jesu Christi“ bezeichnen. In Titus 1, Vers 1 nennt sich Paulus „Sklave Gottes, Apostel Jesu Christi“. Jakobus schreibt in Jakobus 1, Vers 1: „Jakobus, Sklave Gottes und des Herrn Jesus Christus.“
Auch Petrus nennt sich in 2. Petrus 1, Vers 1 „Simon Petrus, Sklave und Apostel Jesu Christi“. Judas schreibt in Judas 1, Vers 1: „Judas, Sklave Jesu Christi.“
An den Briefanfängen lesen wir also sehr oft, dass die Apostel betonen, sie seien Sklaven Jesu Christi.
Freundschaft mit dem Herrn und bleibende Herrschaft
Was der Herr Jesus hier in Johannes 15 den Jüngern sagen wollte und zeigte, war: Ihr seid viel mehr wert als Sklaven. Ihr seid mir nicht einfach nur leibeigene Sklaven, sondern Freunde. Ich gebe euch mein Herz kund. Ich habe eine Liebesbeziehung zu euch, wie man sie nur zu Freunden hat. Auch alle seine Nachfolger, also auch uns, nennt der Herr seine Freunde. Dennoch bleibt er der Herr. Wir nennen ihn Herrn, und er nennt uns seine Freunde.
Petrus sagt einmal in 1. Petrus 2,16: „Als Freie und nicht als solche, die die Freiheit zum Deckmantel der Bosheit haben, sondern als Sklaven Gottes leben wir.“ Das heißt also, die Christen haben sich ganz klar als Sklaven Gottes verstanden, nicht nur die Apostel, sondern auch die anderen.
Petrus hat also auch die Christen von damals angesprochen, und sie haben sich ebenfalls als solche Sklaven Gottes verstanden. Auch in der Offenbarung steht es so: Offenbarung 1,1 – „Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Sklaven zu zeigen, was in Kürze geschehen muss.“ Dort steht „Knechte“, und Luther hat das so übersetzt. Damals verstand man unter einem Knecht genau, was ein Knecht ist, und das hatte die gleiche Bedeutung wie Sklave.
Übrigens, wenn wir heute das Wort „Sklave“ hören, klingt das manchmal negativ in unseren Ohren. Dann denken wir an Peitschenhiebe. Aber Sklaven waren nicht einfach nur Leute, die durchgepeitscht wurden. Im Griechentum gab es durchaus gebildete Sklaven. Diese waren zum Beispiel Lehrer, die die Kinder im Haus unterrichteten.
Diese Lehrer waren ebenfalls Sklaven, aber sie wurden nicht durchgepeitscht. Sie waren geehrte Leute im Hause. Man nannte sie Pädagogos, Pädagogen, was wir heute als Lehrer, Pädagogen oder Erzieher bezeichnen. So gab es also ganz verschiedene Arten von Sklaven.
Die praktische Herrschaft Jesu Christi heute
In der Christenheit wird die praktische Herrschaft Jesu Christi heute oft leider geleugnet. Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass man nicht bei jeder Entscheidung fragt, was der Herr eigentlich will und dass man tun soll.
Doch so ist es nicht gedacht. Gott weiß sehr wohl, wer er ist, und er weiß auch, wie die Beziehung zu ihm aussehen sollte. Er liebt uns so sehr, dass wir seine Diener sind und ihn jederzeit fragen: „Herr, willst du, dass wir dies tun?“ Wie Paulus fragen wir: „Herr, was möchtest du, dass ich tue?“
Heute singt man oft in Liedern bestimmte Worte. Ich habe festgestellt – ich weiß nicht, ob Sie das auch bemerkt haben – dass es heute Lieder gibt, in denen Jesus einfach so besungen wird. Zum Beispiel: „Jesus, wir warten auf Dich“, „Jesus, wir lieben Dich“ oder „Wir sehen auf Dich“. Dabei wird Jesus im Gebet einfach nur mit seinem Namen angesprochen, ohne weitere Ehrfurchtsbezeichnung.
Ich habe einmal nachgeschaut, ob das in der Bibel auch so ist. Dabei habe ich keine einzige Stelle gefunden, in der der erhöhte Herr im Gebet einfach nur mit „Jesus“ angesprochen wird. Wenn gebetet wurde, nannte man ihn „Herr Jesus“ oder einfach „Herr“. Zum Beispiel sagt Stephanus: „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf“ (Apostelgeschichte 7,59). Oder in der Offenbarung heißt es: „Herr Jesus, komme bald“ (Offenbarung 22,20).
Jesus wird also immer mit besonderer Ehrfurcht genannt. Ich habe bemerkt, dass in manchen Kreisen vergessen wird, wer der Herr wirklich ist. Oft wird in Gebeten gedankenlos das Wort „Herr“ wiederholt – so oft, dass man gar nicht mehr daran denkt, wer er ist.
Ich erinnere mich an einen Bruder, Herbert Jansen, den ich sehr schätze und mit dem ich viel zusammengearbeitet habe. Ich habe ihn beim Beten beobachtet. Er betete „Herr“ und machte dann eine Pause. Ich dachte zunächst, er wisse nicht, was er als Nächstes sagen soll. Doch dann sprach er weiter.
Warum machte er diese Pause nach dem Wort „Herr“? Nicht, weil er nachdachte, was er sagen sollte, sondern weil er sich bewusst machen wollte, wer der ist, mit dem er gerade spricht: Herr. Diese bewusste Haltung hat er mehrmals gezeigt.
Die Bedeutung des Sklavendaseins im biblischen Kontext
Die Bibel sagt, dass wir Sklaven sind. In der Bibel gab es auch Sklavennamen. Diese Sklaven wurden oft mit Nummern bezeichnet. Zum Beispiel gab es den Sklaven Secundus, was Sklave Nummer zwei bedeutet. Ebenso gab es Tertius, der Sklave Nummer drei, und Quartus, den Sklaven Nummer vier. Diese Namen sind lateinisch.
Im Römerbrief kann man diese Namen nachlesen. Dort waren Sklaven, die sich bekehrt hatten, und sie wurden einfach so genannt: Secundus, Tertius, Quartus. Man rief sie mit ihrer Nummer, etwa „Sklave Nummer fünf, komm her“, „Sklave Nummer sechs, mach das“, „Sklave Nummer sieben, geh dorthin“. Die Sklaven waren einfach durchnummeriert.
Gott macht das anders. Er gibt uns einen Namen und nennt uns beim Namen. Er sagt: „Ich habe dich mit deinem Namen gerufen, du gehörst mir, du bist mein.“
Heute möchten wir einige Punkte über den Sklaven durchgehen. Erster Punkt:
Die Lebenswirklichkeit eines Sklaven im Glauben
Erster Punkt: Besitzrecht des Herrn
Ich habe versucht, einmal zu schauen, was die Bibel über den Sklaven sagt und das dann auf meine Beziehung zu Jesus Christus anzuwenden.
Erster Punkt: Ein Sklave weiß, dass sein Leib und alles, was er hat, nicht ihm selbst gehört, sondern seinem Herrn. Ein Sklave war ein Leibeigener seines Herrn.
Der Herr Jesus hat seinen Jüngern gesagt: Niemand kann zwei Herren dienen. Niemand kann gleichzeitig Sklave von zwei Herren sein. Das geht nicht, weil der Sklave seinem Herrn gehört. Wenn es zwei Herren gibt, gehört der Sklave entweder dem einen oder dem anderen. Er kann nicht beiden gleichzeitig dienen.
Wenn ein Sklave zwei Herren hätte, würde der eine Herr etwas verlangen, der andere Herr aber etwas anderes. Der Sklave könnte das nicht vereinbaren. Niemand kann zwei Herren gleichzeitig Sklave sein. Entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird sich zu dem einen halten und den anderen verachten.
Dieser Gedanke steht in Matthäus 6,24.
Der Herr hat ein Besitzrecht über seinen Sklaven.
Übrigens hat der Herr Jesus ein dreifaches Besitzrecht über seine Kinder, über seine Nachfolger. Erstens ist er der Schöpfer, denn er hat alles geschaffen, wie wir in Johannes 1 lesen.
Zweitens ist er der Erlöser, denn er hat uns alle gekauft.
Drittens, nachdem er uns gekauft hat, ist er der Bewahrer, der uns geistlich am Leben erhält.
So hat der Herr ein dreifaches Besitzrecht über jeden Menschen.
Die Leviten als Beispiel für Zugehörigkeit
Die Leviten im Alten Testament – es gab eine besondere Gruppe von Menschen, die Leviten. Von ihnen heißt es, dass sie dem Herrn gehören sollten.
In Israel war es so, dass der Erstgeborene immer dem Herrn gehörte. Die Erstgeborenen sollten ein Lösegeld für ihr Leben bezahlen. In 2. Mose 30,12 heißt es: „Wenn du die Gesamtzahl der Söhne Israels nach ihren Mustern aufnimmst, dann soll jeder bei der Musterung dem Herrn ein Lösegeld für sein Leben geben, damit bei der Musterung keine Plage über sie komme.“
Bei der Musterung musste man also einen halben Schekel Silber zahlen. Aber die Erstgeborenen gehören dem Herrn, wie es in 2. Mose 13,1-2 heißt: „Jahwe redete zu Mose und sagte: Heilige mir alle Erstgeborenen, alles, was den Mutterschoss durchbricht unter den Söhnen Israels, an Menschen und an Vieh, es gehört mir.“
Dasselbe steht in 2. Mose 22,28: „Den Erstgeborenen deiner Söhne sollst du mir geben.“
In 4. Mose 3,13 heißt es: „Mein ist alle Erstgeburt, also mir gehört alle Erstgeburt.“
In 4. Mose 3,39 wurden alle gemusterten Leviten gezählt, die Mose und Aaron nach dem Befehl Jahwes nach ihren Familien aufnahmen. Alle männlichen von einem Monat an waren es 22.000.
Jahwe sagte zu Mose: „Mustere alle männlichen Erstgeborenen der Söhne Israels von einem Monat an und darüber und nimm ihre Zahl auf.“ In Vers 43 heißt es: „Alle männlichen Erstgeborenen nach der Zahl der Namen von einem Monat an und darüber nach ihren Mustern waren 22.273.“
Jahwe redete zu Mose und sagte: „Nimm die Leviten anstatt aller Erstgeborenen unter den Söhnen Israels und auch das Vieh der Leviten anstatt ihres Viehs. Mir sollen die Leviten gehören, mir, Jahwe.“
Worum geht es hier? Es geht um eine Musterung, eine Zählung des Volkes. Die Erstgeborenen wurden gezählt, es waren 22.273. Dann wurden die Leviten gezählt, es waren 22.000. Nun sagt Gott: „Nimm die Leviten anstelle der Erstgeborenen.“ Das heißt, man kann die Erstgeborenen austauschen. Für jeden Erstgeborenen gibt man einen Leviten.
Es waren 22.000 Leviten und 22.273 Erstgeborene. Passt das auf? Die Rechnung geht nicht auf, denn es bleiben 273 Erstgeborene zu viel. Was soll man nun machen?
Jahwe sagt: „Mir sollen die Leviten gehören.“ Und zur Lösung der 273 überzähligen Erstgeborenen heißt es: „So sollst du je fünf Schekel für den Kopf nehmen, nach dem Schekel des Heiligtums, zwanzig Gerer das Schekel.“
Was passiert mit den Überzähligen? Die Erstgeborenen müssen mit Geld ausgelöst werden – fünf Silberschäkel pro Person. Das war damals ein hoher Betrag. Normalerweise kostete die Auslösung eines Israeliten bei der Musterung einen halben Schekel, doch für die Erstgeborenen war es das Zehnfache, nämlich fünf Schekel.
Was lernen wir daraus? Hier wird gezeigt, dass die Erstgeborenen Gott gehören. Anstelle der Erstgeborenen kommen die Leviten. Die übrigen Erstgeborenen werden ausgelöst, also mit Geld freigekauft.
Die Leviten sind eine besondere Klasse von Israeliten, die ganz dem Herrn gehören. Sie hatten keine andere Existenzberechtigung als dem Herrn zu dienen. Sie waren ausschließlich für diesen Dienst bestimmt.
Diese Loslösung der Erstgeborenen bedeutet, dass die Leviten dem Herrn gehören. Die Leviten waren die Diener im Gottesvolk, die an der Stiftshütte dienen mussten. Sie trugen die Stiftshütte durch die Wüste und hatten den Gottesdienst zu leisten.
Die Leviten im Neuen Testament
Im Alten Testament gab es eine Gruppe von Dienern, und die andere Gruppe bildete einfach das Volk. Im Neuen Testament jedoch sind im neutestamentlichen Gottesvolk alle Christen Leviten. Das bedeutet, alle Christen, alle Gläubigen sind Diener des Herrn. Sie werden Duloi genannt, was Sklaven oder Leibeigene bedeutet. Sie gehören mit Haut und Haar ganz dem Herrn. Er hat sie mit seinem Blut erkauft, und ihm dienen sie.
In 1. Korinther 6,20 heißt es: "Ihr wurdet um einen hohen Preis gekauft." Der Preis, den er bezahlt hat, war sehr, sehr teuer. Weiter heißt es: "Wisset ihr nicht, dass euer Leib ein Tempelheiligtum des Heiligen Geistes ist, den ihr von Gott habt, und dass ihr euch nicht selbst gehört? Denn ihr wurdet um einen hohen Preis erkauft. Verherrlicht also Gott in eurem Leibe und in eurem Geiste, welche Gottes sind, welche Gott gehören."
Das Leben als Levite bedeutet also: Du gehörst dir nicht selbst. Wenn ich nun Christ geworden bin, dann habe ich eine wunderbare Botschaft: Ich gehöre nicht mir selbst. Das ist großartig, denn ich gehöre dem besten Herrn, den es gibt. In bessere Hände kann ich gar nicht fallen. Ich gehöre ihm, ich bin erkauft.
Genauso wie es die Lebensaufgabe des Leviten war, dem Herrn zu dienen, so ist es auch die Lebensaufgabe des Christen, dem Herrn zu dienen.
Die natürliche Sehnsucht des wiedergeborenen Menschen
Das ist ja interessant: Wenn Menschen sich zu Christus bekehren und der Heilige Geist in ihr Leben kommt, merkt man, dass neues Leben da ist. Sie haben große Freude am Herrn.
Was wollen die Christen dann tun? Wenn jemand echt wiedergeboren ist, was möchte er tun? Er will dem Herrn dienen. Das ist wie ein angeborener Wunsch bei den wiedergeborenen Menschen. Sie sagen: „Ich möchte dem Herrn dienen, Herr Jesus, ich möchte, dass mein Leben für etwas eingesetzt wird, das das Leben überdauert. Ich möchte, dass aus meinem Leben Frucht hervorgeht für die Ewigkeit.“
Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich zum Glauben kam. Ich war damals 17 Jahre alt, noch in der Schule, hatte noch ein Jahr bis zum Abitur. Ich war so erfüllt von Jesus Christus, ich dachte: „Ich gehöre jetzt dem Herrn Jesus Christus, ich höre mit der Schule auf, ich möchte dem Herrn Jesus dienen.“ Zum Glück habe ich das nicht gemacht, aber der Gedanke war da: „Ich möchte ganz dem Herrn dienen.“
Dann erinnere ich mich, dass jemand fragte: „Was machst du denn, wenn du fertig bist mit der Schule?“ Ich dachte: „Was ist das für eine Frage? Natürlich dem Herrn dienen!“ Für mich war das so klar wie nur was. Ich wollte dem Herrn dienen, ja, weiter habe ich gar nicht gedacht.
Nun, der Herr ließ mich noch zwanzig Jahre warten, bis es so weit war, dass ich so dienen durfte, wie ich es eigentlich wollte. Aber das waren gute, wichtige zwanzig Jahre. Ich habe dann studiert und bin nach dem Theologiestudium zurückgekommen. Danach wurde ich Hilfsarbeiter für drei Jahre in einer Textildruckerei mit giftigen Dämpfen und furchtbar schlechten Umständen. Aber es war eine gute, gute Schule – Prüfungen und Schulungen inklusive.
Das Wichtige war immer: „Herr, ich möchte dir dienen, ich möchte einfach für dich da sein.“ Dann habe ich verstanden: „Ach, das heißt ja nicht vollzeitlich.“ Was heißt denn vollzeitlich dienen? Ich dachte immer, vollzeitlich dienen heißt, man gibt den Beruf auf und predigt die ganze Zeit oder tut sonst etwas. Nein, vollzeitlich dienen heißt: Dort, wo der Herr mich hingestellt hat, sage ich: „Herr Jesus, das gehört jetzt dir – mein ganzes Leben!“
Das Beispiel des Petrus
Es gab einen Tag im Leben von Petrus, an dem er nicht arbeitete, um Fische zu fangen. Kennen Sie diesen Tag? Petrus war Fischer von Beruf. An diesem Tag saß er einfach da, während sie ihre Netze wuschen oder reinigten.
Jesus predigte in der Nähe, und Petrus hörte entweder zu oder auch nicht. Jedenfalls, als Jesus sagte, sie sollten hinausfahren, sprach er mit den Fischen und forderte sie auf, hinaus auf den See zu fahren und die Netze auszuwerfen. Petrus aber sagte, dass das jetzt überhaupt nicht die richtige Zeit sei. Er dachte sich, Jesus sei vielleicht ein Spezialist im Predigen, aber sicher kein Experte im Fischefangen, denn zu dieser Zeit fischte man normalerweise nicht.
Jesus sagte erneut: „Fahr hinaus und wirf das Netz aus.“ Darauf antwortete Petrus: „Herr, auf dein Wort hin fahre ich hinaus und werfe das Netz aus.“ Das war der erste Tag in Petrus’ Leben, an dem er nicht fischte, um Fische zu fangen.
Wissen Sie, warum er fischen ging? Nicht, um Geld zu verdienen, sondern weil der Herr es ihm gesagt hatte. Er ging hinaus, weil Jesus es befohlen hatte. Er warf die Netze aus, und was geschah? Die Netze waren so voll, dass sie zu reißen drohten. Es war der größte Fischfang, den er je erlebt hatte.
Dann stieg Jesus ins Boot, und Petrus fiel vor ihm auf die Knie. Er sagte: „Geh weg von mir, ich bin ein sündiger Mensch, ich kann nicht in deiner Gegenwart sein.“ In diesem Moment wurde Petrus von einer tiefen Sündenerkenntnis erfasst. Er erkannte: Hier steht der Schöpfer des Himmels und der Erde vor mir, der Herr über die Fische.
Jesus sagte zu ihm: „Steh auf, ab jetzt fangen wir Menschen. Du wirst ein Menschenfischer werden.“ So begann das Leben des Petrus neu. Er erkannte, dass Jesus nicht nur Herr über den Sabbat ist, sondern auch Herr über den Montag, den Dienstag, den Mittwoch – kurz gesagt, Herr über jeden Tag.
Das ist die Bedeutung der Herrschaft Jesu Christi: Der Herr Jesus hat Sklaven, die ihn lieben, die er liebt, die ihm gehören und die er gebraucht. Ein Christ möchte dem Herrn dienen.
Paulus schreibt dazu im 2. Korinther 5,14-15: „Denn die Liebe Christi drängt uns, weil wir überzeugt sind, dass einer für alle gestorben ist; folglich sind alle gestorben. Und er ist für alle gestorben, damit die, die leben, nicht länger für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferweckt worden ist.“
Jesus starb also für alle, die leben, damit diese nicht mehr für sich selbst leben, sondern für ihn, der für sie gestorben und auferstanden ist. Paulus hat verstanden: „Herr, was willst du, dass ich tun soll?“ Jetzt drängt ihn die Liebe Christi. Er möchte nur eins: für ihn leben.
Paulus macht sich Gedanken über sein Leben. Er fragt sich, was er eigentlich will. Möchte er eine berufliche Karriere machen? Möchte er viel Geld verdienen? Möchte er am Ende eine goldene Uhr von der Firma bekommen? Was will er, dass aus seinem Leben wird?
Wir sind beim ersten Punkt: Der Sklave weiß, dass sein Leib und alles, was er hat, nicht ihm selbst gehört, sondern seinem Herrn.
Gehorsam und Verfügbarkeit des Sklaven
Zweiter Punkt: Ein Sklave gehorcht bedingungslos seinem Herrn und steht ihm jederzeit zur Verfügung.
In Römer 6,16 heißt es: „Wisst ihr nicht, dass, wem ihr euch als Sklaven zum Gehorchen zur Verfügung stellt, ihr dessen Sklaven seid, dem ihr gehorcht? Ob Sklaven der Sünde zum Tode oder Sklaven des Gehorsams zur Gerechtigkeit.“
Gott sei Dank, dass ihr früher Knechte der Sünde gewesen seid, aber von Herzen gehorsam geworden seid dem Muster der Lehre, dem ihr übergeben wurdet.
Ein Sklave ist dienstbereit und völlig verfügbar für seinen Herrn. Er reagiert auf jeden Wink seines Herrn und geht sofort auf die Wünsche, Bitten und Befehle seines Herrn ein. Er sagt: „Hier bin ich!“ Er arbeitet für den Herrn fleißig, zuverlässig, aufmerksam und umsichtig. Er erkennt, was notwendig ist, und tut, was getan werden muss. Je mehr er arbeitet, desto besser wird er in seiner Arbeit. Er arbeitet auch dann, wenn ihm die Arbeit nicht gefällt. Er arbeitet einfach, weil er ein Sklave ist.
Er kommt auch mit seinen Mitsklaven gut aus. Er weiß, dass er sich mit ihnen gut verstehen und mit ihnen zusammenarbeiten muss. Er ist nicht beleidigend, negativ oder kritisierend, nicht streitsüchtig und auch nicht anklagend.
Ein guter Sklave ist absolut dem Willen seines Herrn bedingungslos unterworfen. Er hat sein Ohr dem Herrn gegeben. Was heißt das?
In der Bibel ist es so: Ein hebräischer Sklave, wenn ein Hebräer verarmt oder zu einem Sklaven eines anderen Hebräers, eines anderen Israeliten, wird, muss er sechs Jahre dienen. Am siebten Jahr darf er frei ausgehen, dann endet die Sklaverei.
Wenn er aber sagt: „Es geht mir so gut bei meinem Herrn, und ich liebe meinen Herrn, ich möchte bei meinem Herrn bleiben“, dann soll er sein Ohrläppchen nehmen und es seinem Herrn geben. Der Herr nimmt das Ohrläppchen, stellt ihn an die Türpfosten und durchbohrt das Ohrläppchen mit einem Pfriemen. Das macht ein Loch ins Ohr, und das ist das Zeichen: Du bist jetzt ein Sklave für ewig. Das heißt, du bleibst bei deinem Herrn.
Wenn ich das Ohr des Sklaven habe, dann habe ich ihn ganz. Dieses Bild ist hier natürlich ein Doppelbild. Das Ohr – wir sagen ja auch zu unseren Kindern: „Gib mir dein Ohr!“ Wenn ich das Ohr des Kindes habe, dann habe ich das Kind. Wenn ich das Ohr habe, dann hört es. Wenn das Kind hört, dann gehorcht es. Jedenfalls lernt es Gehorsam.
Also, ein guter Sklave hat sein Ohr dem Herrn gegeben, und ein gutes Kind hat sein Ohr den Eltern gegeben. „Mama, da ist mein Ohr, bitteschön, sprich!“
Der Herr Jesus sagt in Psalm 40,7: „Ohr hast du mir gegraben.“ Psalm 40,7 lautet: „An Opfern und Speisopfern hast du nicht Lust, Ohr hast du mir gegraben.“ In Vers 8 heißt es: „Da sagte ich: Siehe, ich komme; im Buch steht von mir geschrieben, deinen Willen zu tun, mein Gott, das ist meine Lust.“
Also sagt Jesus: „Ich komme, um deinen Willen zu tun.“ Der Herr Jesus hat sein Ohr dem Vater gegeben und gesagt: „Ohr hast du mir gegraben.“ Vielleicht ist das hier dasselbe Bild, das gebraucht wird: Ein Loch hast du mir ins Ohr gebohrt. Jetzt gehöre ich dir, ich bin dein Sklave.
Als Christen haben wir unsere Ohren dem Herrn Jesus gegeben und geben sie ihm immer wieder. Wir sagen: „Herr, hier ist mein Ohr, nimm mein Ohr, dass ich höre wie ein Jünger.“
Wir müssen aber achtgeben. In der Bibel lesen wir, dass nicht jeder, der zu Jesus Christus „Herr, Herr“ sagt, ein Sklave Jesu Christi ist. In Matthäus 7,21 heißt es: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern nur der, der den Willen meines Vaters tut.“
Wir stellen fest, dass es damals einige Sklaven gab, die äußerlich gesagt haben, sie seien Sklaven Jesu Christi. Sie haben zu ihm äußerlich „Herr, Herr“ gesagt, aber innerlich waren sie ganz weit weg von ihm. Ungerechte Sklaven, böse Sklaven.
Ich komme zu meinem dritten Punkt.
Nachahmung des Herrn und Ausrichtung auf ihn
Drittens: Ein Sklave handelt wie sein Herr und schaut zu ihm auf
Psalm 123, Vers 2: „Wie die Augen der Sklavin auf die Hand ihres Herrn, wie die Augen der Sklavin auf die Hand ihrer Gebieterin, so sind unsere Augen gerichtet auf den Herrn, unseren Gott, bis er uns gnädig ist.“
Was bedeutet das? Die Sklavin und der Sklave schauen genau hin, wie der Herr handelt. Sie achten genau auf die Hand des Herrn. Vielleicht gibt er ihnen einen Wink, ob sie stehen bleiben oder kommen sollen. Sie beobachten aufmerksam die Hand ihres Herrn.
Genauso sind unsere Augen auf den himmlischen Herrn gerichtet, auf unseren Gott.
Der Herr Jesus Christus war so ein absolut vollkommener Sklave. Er entschied sich: „Ich werde Mensch.“ Er, als Gott, entschied sich, Mensch zu werden und wie ein Sklave zu leben. Im Philipperbrief lesen wir, dass er „wie ein Sklave erfunden“ wurde. Ganz Mensch und als Mensch sogar wie ein Sklave, der bis zum Schluss gedient hat – ja, bis zum Tod, bis zu einem Tod am Kreuz.
Er lebte in völliger Abhängigkeit.
Jesaja 50, Vers 7: „Mein Herr, Jahwe, hat mir eine Zunge der Belehrten gegeben, also eine Schülerzunge, damit ich wisse, den Müden durch ein Wort aufzurichten. Er erweckt mich jeden Morgen, er erweckt mir das Ohr.“
Vielleicht sollte man auch am Montagmorgen beten: „Erwecke mir das Ohr, Herr, dass ich höre, wie Jünger hören, wie Schüler hören.“ Also: Erwecke mir das Ohr, dass ich höre wie solche, die belehrt werden.
„Mein Herr hat mir das Ohr geöffnet, und ich bin nicht widerspenstig gewesen, ich bin nicht zurückgewichen.“ Das heißt: Ich habe gehorcht.
Vers 6: „Ich bot meinen Rücken dar denen, die mich schlugen, und meine Wangen denen, die mich rauften. Mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel.“
Aber mein Herr, Jahwe, hilft mir. Darum bin ich nicht zu Schanden geworden. Darum machte ich mein Angesicht wie einen Kieselstein, und ich weiß, dass ich nicht beschämt werde.
Ich habe mein Angesicht festgemacht. Der Herr hat gesagt: „Ich soll nach Jerusalem gehen.“ Der himmlische Vater hat gesagt: „Ich soll nach Jerusalem gehen.“ Dann gehe ich nach Jerusalem – um was zu tun? Um zu sterben für meine Feinde.
Das war der Herr Jesus. Er war ein Sklave, der immer so handelte, dass er auf seinen himmlischen Vater schaute. Er wurde ein echter Sklave. Als er auf der Erde war, war er gehorsam bis zum Tod – ja, zu einem Tod am Kreuz.
Wir wollen hier kurz eine Pause machen und dann weitermachen.
