Einführung in den Taufkurs und das Thema Verlorenheit
Zehn Dinge, die man vor der Taufe verstanden haben sollte: Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um die Verlorenheit des Menschen. Wir sind in Lektion drei unseres Taufkurses angekommen.
Ich hatte bereits erwähnt, dass der Kurs unsere Täuflinge auf ein Gespräch mit der Gemeindeleitung vorbereitet. Dazu dient er in erster Linie. Gleichzeitig ist der Kurs aber auch eine Art Abriss des Evangeliums, so wie wir es in der Gemeinde verstehen. Er soll sicherstellen, dass die Täuflinge sich bewusst taufen lassen.
Nachfolge bedeutet für mich, mein eigenes egoistisches Leben aufzugeben. Deshalb darf die Taufe nicht aus einer emotionalen Laune heraus geschehen oder nur, weil man Teil einer Gemeinschaft werden möchte, die man liebgewonnen hat.
So kommen wir zu unserem heutigen Thema: die Verlorenheit des Menschen.
Der Mensch als Geschöpf Gottes und moralisches Wesen
In den ersten beiden Lektionen ging es um den Menschen als Teil einer vergänglichen Schöpfung und um den Menschen als moralisches Wesen. Irgendetwas stimmt nicht mit der Welt, und als Mensch merke ich das, weil ich anders bin. Anders als die Spatzen auf meinem Balkon, deren einziger Lebenssinn gerade nur das Nestbauen und Brüten ist.
Ich bin im Bild Gottes geschaffen. Und ich habe einen freien Willen, auch wenn ich nicht völlig frei bin – das ist niemand. Trotzdem kann ich echte Entscheidungen treffen. Gott fordert mich auf, das Richtige zu tun oder, wie er es gegenüber Mose formuliert hat, das Leben zu wählen.
Im 5. Mose 30,19 heißt es:
„Ich rufe heute den Himmel und die Erde als Zeugen gegen euch auf. Das Leben und den Tod habe ich dir vorgelegt, den Segen und den Fluch. So wähle das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen.“
Von Salomo wissen wir, dass wer das Leben wählt, sich ausstreckt nach Gottes Furcht und Gehorsam. So weit, so gut.
Die Realität der Sünde und ihre Folgen
Nun zum Problem: Irgendetwas stimmt nicht mit dem Menschen. Seit dem Sündenfall ist nicht nur das Paradies verloren, sondern auch der Tod ist in die Welt gekommen. Der Tod ist Ausdruck einer zerstörerischen Macht, die im Menschen wohnt.
Wenn man so will, haben sich Adam und Eva während des Sündenfalls einen Parasiten eingefangen, den sie an alle Nachkommen weitergegeben haben. Dieser Parasit, der in uns lebt und uns langsam tötet, heißt Sünde.
Seit dem Sündenfall ist der Mensch nicht nur jemand, der gelegentlich etwas falsch macht, sondern er ist ein Sünder. Versteht ihr das Problem? Einerseits sind wir im Bild Gottes geschaffen, dazu bestimmt, das Gute zu tun, Gott zu gefallen und das Leben zu wählen. Andererseits steckt in uns die Sünde, die ihr Unwesen treibt und uns versklavt.
Ich benutze das Bild der Sklaverei bewusst. Paulus verwendet es in Römer 6, um den Zustand des Menschen zu beschreiben, der noch nicht glaubt. Lasst mich das deshalb noch einmal sagen: Der Mensch ist nach dem Sündenfall nicht mehr gut, obwohl er einen Sinn für das Gute hat. Sondern er ist ein Sünder. Das ist seine Stellung vor Gott, das ist seine Natur.
Deshalb muss sich kein Mensch besonders anstrengen, um böse zu handeln. Ich denke, wir wissen alle, wovon ich spreche. Niemand muss sich anstrengen, um zornig zu werden, neidisch zu sein, eine Notlüge zu benutzen oder zu viel Alkohol zu trinken. Das kommt alles einfach so aus uns heraus.
Und diese Dinge, die ich aufgezählt habe, sind noch die harmlosen Sünden. Da schlummern noch ganz andere, viel bösere Gedanken im Herzen eines Menschen. Das Herz des Menschen ist eine Mördergrube.
Vielleicht gestehe ich mir das nicht ein. Vielleicht hält mich mein Gewissen zurück, mehr Böses zu tun. Oder ich habe Angst vor strafrechtlichen Konsequenzen. Vielleicht bin ich sogar klug genug, auf bestimmte Sünden zu verzichten, weil ich bereits erlebt habe, wie zerstörerisch sie sind.
Eines bleibt: Ich muss mich nicht anstrengen, um böse zu handeln. Es kommt einfach so aus mir heraus, weil ich eben nicht nur aus Versehen ab und zu etwas Falsches tue, sondern weil ich als Mensch Sünder bin.
Und da hilft es übrigens auch nicht, dass Gott mich erzieht. Man könnte ja denken: Okay, wenn ich ein Sünder bin, dann fehlt es mir bestimmt nur an Einsicht. Wenn ich nur wüsste, wie man richtig lebt, dann würde ich das bestimmt auch aus eigener Kraft irgendwie auf die Reihe bekommen. Falsch.
Die Offenbarung der Sünde durch das Gesetz
Woher weiß ich das? Paulus beschreibt seine Reaktion auf das Gesetz und wie es war, als er das Gesetz kennenlernte.
In Römer 7,7 heißt es: „Die Sünde hätte ich nicht erkannt, wenn nicht das Gesetz gesagt hätte: Du sollst nicht begehren.“ Paulus macht hier deutlich, dass es gut ist, das Gesetz Gottes zu kennen. Das Gesetz Gottes offenbart die Sünde. Es zeigt uns Sünden, die wir sonst nicht einmal als solche erkannt hätten.
Hier geht es konkret um das zehnte Gebot aus den Zehn Geboten: „Du sollst nicht begehren“, also sei nicht neidisch. Paulus sagt in etwa, dass Neid in seinem Leben eigentlich kein Problem war, bis er dem zehnten Gebot begegnet ist.
In Römer 7,8-9 steht: „Die Sünde aber ergriff durch das Gebot die Gelegenheit und bewirkte jede Begierde in mir; denn ohne Gesetz ist die Sünde tot. Ich aber lebte einst ohne Gesetz; als aber das Gebot kam, lebte die Sünde auf.“
Die Macht der Sünde wird durch das Wissen um die Gebote Gottes nicht kleiner, sondern größer. Wenn ich weiß, was verboten ist, habe ich erst so richtig Lust darauf. Paulus war nicht neidisch, bis er las: „Du sollst nicht begehren.“ In dem Moment begann es.
Wissen ist kein Schutz vor Sünde. Vielmehr ist es so: Kommt das Gebot, lebt die Sünde auf. Dann beginnen die Probleme in mir erst richtig.
Die Zerrissenheit des Menschen und die Konsequenzen vor Gott
Das ist der Mensch: Einerseits nach dem Bild Gottes geschaffen und dazu berufen, ein moralisch gutes Leben zu führen, andererseits aber auch dazu verdammt, ein Sünder zu sein. Dabei spielt es nicht einmal eine Rolle, ob jemand viel oder wenig sündigt.
Es gibt definitiv einen Unterschied zwischen einem Zuhälter und einem Falschparker. Vor Gott ist das jedoch in Bezug auf die Verlorenheit erst einmal egal. Jede Sünde ist zunächst nur Ausdruck unseres Sünderseins und spiegelt unsere wahre Natur wider.
Das Christentum kennt auch keine Waage, auf der auf der einen Seite die guten Taten und auf der anderen Seite die bösen Taten liegen. Im Gericht geht es nicht darum, mehr gute als böse Taten getan zu haben.
Das liegt daran, dass die guten Taten im biblischen Christentum die bösen Taten nicht aufwiegen. Die guten Taten sind einfach das, was Gott sehen will, und die bösen Taten sind der Grund, warum Gott uns zum ewigen Tod verurteilen muss.
Er muss es tun, weil wir böse sind – der eine mehr, der andere weniger. Das wird sich dann im Strafmaß schon irgendwie niederschlagen, aber verloren sind wir trotzdem. Und wir kommen aus dieser Situation auch nicht heraus.
Egal, wie sehr wir uns anstrengen: Je mehr wir uns mit Gottes Geboten beschäftigen, desto mehr erkennen wir, wie kaputt wir sind. Doch dieses Wissen macht die Lage nur noch schlimmer.
Zusammenfassung der menschlichen Verlorenheit
Fassen wir zusammen: Das Drama des Menschen besteht darin, dass er weiß, was gut ist. Nicht vollständig, aber er weiß genug. Er kennt das Gute, doch er tut trotzdem das Böse.
Er ist ein Sklave der Sünde, die seine Gedanken prägt, seine Worte formt und seine Handlungen beeinflusst. Der Mensch ist nicht nur ein bisschen sündig, sondern hoffnungslos verloren.
Diese Verlorenheit zeigt sich für den, der sie erkennen will – jeden Tag, in den Nachrichten, aber eben nicht nur dort. Es sind nicht immer nur die anderen.
Praktische Aufgabe für die Täuflinge und Abschluss
Welche Aufgabe gibt es für die Täuflinge?
Schreibe eine Liste mit deinen Sünden. Nimm dir Zeit dafür. Keiner wird sie lesen, sie ist nur für dich und Gott. Aber nimm dir wirklich Zeit dafür.
Das war's für heute.
Tauftipp Nummer drei: Überlege dir für deinen Täufer ein schönes Geschenk und besorge es rechtzeitig.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
