Ich werde wieder mit einem Quiz beginnen: Ein ganzes Leben für Gott – oder was wird einmal über meinem Leben stehen?
Die Frage lautet: Wer ist der Sohn der Jedida? Der Jedida? Ich kenne den Namen gar nicht, oder? Steht das in eurer Bibel? Vielleicht ist das ein guter Tipp für Nachkommen, Enkel oder so. Ein schöner Name, Jedida. Wer weiß, wer ihr Sohn war?
Schlagen wir nach in 2. Chronik 34. Die Geschichte dieses Mannes – oder besser gesagt dieses Jungen – steht auch in 2. Könige 22. Aber wir schauen uns erst einmal 2. Chronik 34 an. Was steht dort? Josia.
Der Name Josia ist besser bekannt als der Sohn von Jedida, seiner Mutter. Vielleicht erzähle ich euch auch ein wenig Geschichte dazu. Die Dinge, die ich euch dazu sage, finden wir in 2. Könige, aber ich erzähle sie euch jetzt.
Wir schreiben also das Jahr 649 vor Christus. In diesem Jahr wird der Prophet Jeremia geboren. Das sollte man vielleicht im Hinterkopf behalten: Jeremia ist ein Jahr älter als Josia. Sie sind Zeitgenossen und haben in Juda einiges bewegt.
Die Herkunft und Zeit Josias
649, in einem kleinen Ort in den jüdischen Bergen namens Boskat – so steht es in 2. Könige 22 – wird die Tochter des frommen Offiziers Adarja mit Amon, dem Prinzen des gottlosen Königs Manasse, verheiratet. Wahrscheinlich war diese Ehe für die Frau, Jedida, nicht sehr freiwillig. Ihr Vater war ein frommer Offizier. Aus ihrem Namen geht hervor, dass er den Namen Gottes enthält: Adaia, was „Beute Gottes“ oder „Beute Jahwes“ bedeutet.
Der damalige König Manasse war ein gottloser Herrscher. Sein Vater Hiskia hingegen war ein frommer Mann. Doch wir erkennen bis heute, dass Glaube in der Regel nicht vererbt wird. Wie man sagt: Gott hat keine Enkelkinder, sondern nur Kinder. Manasse war ein gottloser König, und sein Sohn Amon war es ebenfalls. Dieser gottlose Prinz Amon heiratet also die fromme Tochter Jedida. Beide waren noch sehr jung, als sie heirateten. Übrigens ist Jedida ein schöner Name, der „die viel Geliebte“ bedeutet. Merkt euch das für zukünftige Generationen.
Wenn man etwas zurückrechnet, muss man feststellen, dass Amon zu dem Zeitpunkt, als er heiratete, etwa sechzehn Jahre alt gewesen sein muss – ein Teenager. Damals war es offenbar üblich, sehr jung zu heiraten. Solche Traditionen gibt es ja auch heute noch, wenn auch nicht mehr ganz so jung wie in der DDR, wo man in der Regel etwas früher heiratete als in den westlichen Bundesländern. Das hat sich inzwischen auch wieder geändert. Man bindet sich also sehr früh.
Amon heiratet Jedida, und im nächsten Jahr, 648, bekommen sie ihren ersten Sohn, den sie Josia nennen. Das ist schon erstaunlich; anscheinend hat sich die Mutter mit diesem Namen durchgesetzt. Sechs Jahre später stirbt Manasse, und Amon wird mit 22 Jahren König. Jedida ist nun Königin von Juda, und ihr kleiner Sohn ist sechs Jahre alt und damit Kronprinz.
Josia wächst in einer sehr turbulenten Zeit auf. Das Nordreich Israel war bereits durch die Assyrer besiegt und verschleppt worden. Es existiert also nur noch das Südreich Juda mit der Hauptstadt Jerusalem. Amon, der König und Vater Josias, passt sich den umliegenden Völkern an und folgt den Götzen Baal, Aschera usw.
Im Südreich Juda hatte während der Zeit des Urgroßvaters von Josia, Hiskia, eine kurze Reformation stattgefunden. Doch der Großvater Manasse und der Vater Amon kehrten zum Götzendienst zurück. Das ist eigenartig, aber es erinnert an frühere Zeiten in Deutschland: Wie der Herr, so das Geschirr; wie der König, so das Volk. Auch heute noch erleben wir, wie die Regierung das Volk beeinflusst. Das Volk kehrt also zum Götzendienst zurück.
Politische Lage und prophetische Zeit
Vielleicht ist es hilfreich, sich einmal die Geschlechterlinie der Könige von Juda anzuschauen. Zur Zeit Josias, der insgesamt 31 Jahre regierte, waren die Propheten Jeremia und Sacharja tätig. Diese Zeit liegt nur kurz vor dem Untergang des Südreichs, das durch die Babylonier unter Nebukadnezar besiegt wurde.
Während der Herrschaft Nebukadnezars gab es drei Wegführungen. Bei der ersten Wegführung wurde auch Daniel ins Exil geführt. Bei der dritten Wegführung wurde der Tempel in Jerusalem zerstört. Wir befinden uns also praktisch nur eine Generation vor dem Beginn der sogenannten babylonischen Gefangenschaft. Mit ihr wurde das Reich Israel vollständig aufgelöst.
Schon etwa 150 Jahre zuvor hatten die Assyrer das Nordreich besiegt. Nun stand auch die Wegführung des Südreichs kurz bevor. Josia war somit der letzte König, der noch eigenständig über sein Reich herrschte. Danach wurde das Land fremdbestimmt, und die nachfolgenden Könige wurden jeweils vom babylonischen König eingesetzt.
Bereits gestern hatte ich erwähnt, dass Israel politisch in einer äußerst schwierigen Lage lag. Die Weltmächte befanden sich im Norden – damals Babylonien, das die Assyrer abgelöst hatte – und im Süden Ägypten. Wenn diese beiden Mächte miteinander kämpften, geriet Israel immer in die Mitte des Konflikts.
Die Truppen aus dem Süden zogen nach Norden, die ägyptischen Könige wollten gegen die Babylonier kämpfen, und die Babylonier kamen daraufhin zurück, um sich zu revanchieren. Jedes Mal zog der Krieg durch Israel. Man kann sich vorstellen, dass fremde Heerscharen, die durch ein Land ziehen, nicht immer friedlich vorgehen. Dabei blieb vieles auf der Strecke.
Israel war somit sozusagen der Pufferstaat zwischen diesen beiden Weltmächten. Deshalb erlebte Israel viele Kriegszüge mit. Aus dieser Zeit wurde ein Siegel gefunden, das von Gedalja, einem Hofbeamten des Königs Josia, unterschrieben ist. Gedalja war der Verwalter des Hauses, und dieses Siegel stammt genau aus der Zeit, in der Josia König wurde.
Ich werde jetzt keine Gruppenarbeit mit euch machen, sondern wir gehen gemeinsam die einzelnen Punkte durch. Anhand von 2. Chronik 34 und 35 sowie 2. Könige 22 und 23 kann man sehr schön nachvollziehen, wie das Leben Josias verlaufen ist.
Josias Kindheit und frühe Herrschaft
Ich sagte eben, Josia ist sechs Jahre alt, als sein Vater Amon König wird. Sein Vater regiert nur zwei Jahre. Das heißt also, Amon wird nur 24 Jahre alt. Im Jahr 640 wird er Opfer einer Verschwörung und ermordet.
Damit steht die junge Königin Jedida mit ihrem gerade achtjährigen Sohn als Witwe da. Josia ist also erst acht Jahre alt – man könnte sagen, er ist im Jungscheralter. Und dennoch wird er vom Volk zum König gemacht. Man kann sich vorstellen, dass ein achtjähriger Junge auf dem Königsthron im Grunde nur eine Fassade ist. Diejenigen, die wirklich regieren, stehen im Hintergrund. Vielleicht konnte Josia gerade seinen Namen schreiben, um einige Dinge zu unterschreiben, aber regieren konnte er noch nicht.
Das Volk macht ihn zum König, und dann wird über ihn gesagt – und das finde ich sehr bezeichnend: „Er tut, was Recht ist in den Augen Gottes.“ Das ist erstaunlich für einen achtjährigen Jungen, zumal sein Vater Amon gottlos war.
Welche Vermutung liegt da nahe? Die Mutter! Die Mutter war eine fromme Frau. Seht, ihr Lieben, wie wichtig Erziehung ist. Das fällt sowieso auf, und vielleicht machen wir das mal im nächsten Jahr, dass wir uns einzelne Könige aus Israel und Juda anschauen. Ihr könnt dann zuhause anhand der Konkordanz nachschauen, wie oft im Buch der Könige bei der Nennung eines Königs auch der Name seiner Mutter erwähnt wird. Daraus kann man jeweils schließen, wie der Sohn geprägt ist, ob die Mutter gottesfürchtig war oder nicht.
Mütter haben einen großen Einfluss auf ihre Kinder. Ich habe schon einmal gesagt, dass die Mutter von John Wesley gefragt wurde: „Was hast du für Gott getan?“ Da antwortete sie: „Ich habe Männer für Gott erzogen.“ In der Kirchengeschichte gibt es oft große Namen von Gottes Männern. Man sollte einmal Lebensbilder ihrer Mütter herausfinden, um zu sehen, wie viel Segen im Hintergrund gewirkt hat.
Gerade bei Josia zeigt sich das sehr gut. Er tut schon als Kind das, was Gott möchte. Es heißt dann, er geht ganz in den Wegen seines Vorfahren David und weicht nicht zur Rechten oder zur Linken ab. Ich habe bereits gesagt, dass die Frage bleibt, wie die Mutter ihn erzogen hat.
Ich glaube, es ist sehr wichtig, gerade für junge Männer, wie die Mütter sind. Wahrscheinlich wissen wir das auch aus Erfahrung: Mädchen werden oft durch den Vater geprägt, Söhne durch die Mutter. Bei Josia ist das ganz offensichtlich.
Josias Jugend und Beginn der Reformen
Als Josia sechzehn Jahre alt war – wir würden heute sagen, er war ein Teenager – begann er, Gott zu suchen. So heißt es in Vers 3, Kapitel 34. Ich lese mal die ersten Verse aus 2. Chronik 34:
Josia war acht Jahre alt, als er König wurde, und er regierte einunddreißig Jahre in Jerusalem. Er tat, was recht war in den Augen des Herrn. Er ging auf den Wegen seines Vaters David und wich nicht zur Rechten noch zur Linken ab. Im achten Jahr seiner Regierung, also mit sechzehn Jahren, als er noch ein Junge war, fing er an, den Gott seines Vaters David zu suchen.
Im zwölften Jahr, also mit zwanzig Jahren, begann er, Juda und Jerusalem von den Höhen, den Ascherim sowie den geschnitzten und gegossenen Bildern zu reinigen. Er riss die Altäre der Ba'alim vor ihm nieder und hieb die Räucheraltäre, die sich oben auf ihnen befanden, um. Die Ascherim und die geschnitzten und gegossenen Bilder zerschlug und zermalmte er und streute ihre Überreste auf die Gräber derer, die ihnen geopfert hatten. Die Gebeine der Priester verbrannte er auf ihren Altären. So reinigte er Juda und Jerusalem.
Auch in den Städten von Manasse, Ephraim, Simeon und bis nach Naftali hin, in ihren Trümmern ringsum, riss er die Altäre nieder. Die Ascherim und die Götzenbilder schlug er in Stücke und zermalmte sie. Alle Räucheraltäre hieb er um im ganzen Land Israel. Danach kehrte er nach Jerusalem zurück.
Er belässt es also nicht dabei, nur in seinem Regierungsbezirk die Götzenbilder abzureißen. Wir haben gelesen, dass er auch im ehemaligen Nordreich, wo die Israeliten nach der Niederlage durch die Assyrer weggeführt worden waren, herumzog und alle Götzenbilder vernichtete.
Wenn man die Parallelstellen dazu in 2. Könige betrachtet, wird das teilweise etwas detaillierter beschrieben. Daraus geht auch hervor, dass Josia bereits mit vierzehn Jahren geheiratet hat. Das ist heute kaum vorstellbar, aber damals waren die Menschen wohl sehr früh reif.
Er muss also mit dreizehn Jahren geheiratet haben. Mit vierzehn bekam er seinen ersten Sohn Eljakim, den späteren Joachim, von seiner Frau Sebudda aus Ruma. Mit sechzehn bekam er seinen zweiten Sohn Joachas von Hammutal aus Libna. Er hatte also zwei Frauen und das schon im Teenageralter. Für uns heute kaum vorstellbar, aber die Bibel berichtet es so.
Trotzdem merken wir, dass er bemüht ist, so zu leben wie sein großes Vorbild David. David ist ihm wirklich zu einem Vorbild geworden. Anscheinend hat er in den alten Geschichtsbüchern nachgeguckt. Immerhin sind es dreihundertfünfzig Jahre her, seit David gelebt hat. Das wäre so, als wenn man heute zurückschauen würde in die Zeit vor dreihundertfünfzig Jahren.
Josia beginnt also nachzuforschen, wie sein Vorfahre David gelebt hat. Er scheint die Bücher von David und die Psalmen gelesen zu haben. Er sucht den Gott Davids, und das prägt ihn.
Die Frage ist vielleicht auch für unser Leben relevant: Was haben wir für Vorbilder? Ich glaube, es ist manchmal gut, Lebensbilder aus der Kirchengeschichte zu lesen. Vor ein paar Monaten habe ich das Lebensbild von August Hermann Francke gelesen. Ich muss sagen, ich bin total beeindruckt, was Gott durch diesen Mann bewirken konnte.
Wenn man das Lebensbild sieht, denkt man: Wie schafft ein Mann dieses Arbeitspensum? Was hat er auf die Beine gestellt? Da sind wir alle „weise Knaben“ dagegen. Ich muss mich wundern. Das ist ähnlich wie bei Gerich Müller. Das waren Männer des Gebets.
August Hermann Francke stand morgens um fünf Uhr auf, machte erst einmal eine ganze Stunde stille Zeit, betete und traf sich dann um sechs Uhr mit seinen Angestellten und den Lehrern seiner Schulen. Dort hielt er eine Andacht, und dann ging es an die Arbeit.
Es ist für mich erstaunlich, wie Gott damals durch diesen Mann Deutschland geprägt hat. Und damals konnte er Josia gebrauchen, obwohl dieser noch ein Teenie war. Josia hatte Vorbilder, und zwar gute Vorbilder.
Mit zwanzig Jahren, so haben wir gelesen, beginnt er – wir würden heute sagen – ein konsequentes Heiligungsleben. Er räumt auf, sieht den Missstand in Israel und entfernt die Götzen und Götzenaltäre im gesamten Land.
Mir scheint, dass er während dieser Zeit moralische Unterstützung bekam. Denn als er 21 war, trat zum ersten Mal Jeremia als Prophet auf. Jeremia, wir erinnern uns, war ein Jahr älter als Josia – zwei Teenager, würde man heute sagen. Jeremia war 22, Josia 21.
Beide rufen das Volk zur Umkehr zu Gott auf und gehen ihnen voran.
Ich frage mich: Wie können wir ein geheiligtes und konsequentes Leben für Gott führen? Ich bin überzeugt, dass gerade die heutige Jugend danach sucht. Jugendliche in Deutschland suchen Vorbilder. Weil sie nur wenige finden, laufen sie den großen Schlagerstars und Idolen von der Leinwand nach – und das sind nun wirklich keine Vorbilder.
Jugendliche suchen Vorbilder. In der Regel suchen Teenager diese nicht bei ihren Eltern. Eltern tun sich oft schwer, wenn sie merken, dass ihre Kinder in diesem Alter andere Vorbilder suchen.
Daher ist es sehr wichtig, dass wir in unseren Gemeinden Vorbilder sind – gerade für die junge Generation. Das heißt nicht, dass wir sie anpredigen, sondern dass wir ihnen vorleben.
Das ist ein biblisches Prinzip: Vorbild sein und nachmachen – das heißt Jüngerschaft. So hat Jesus es auch gemacht. Er hat seinen Jüngern das vorgelebt. Paulus hat es Timotheus vorgemacht.
Ich habe den Eindruck, wir sind in unseren Gemeinden völlig davon abgekommen, dass Ältere Jüngeren etwas vorleben.
Hier sind zwei Teenager, die ihr Herz auf Gott ausgerichtet haben, und sie bewirken in Israel eine ganze Menge.
Tempelrenovierung und Wiederentdeckung des Gesetzes
Als Josia ein junger Erwachsener war, mit 26 Jahren, lesen wir ab Vers 8 in Kapitel 34, dass dies im achtzehnten Jahr seiner Regierung geschah. Während er das Land und den Tempel reinigte, sandte er Schaffan, den Sohn Assaljas, den Stadtobersten Maaseja und den Berater Joach, den Sohn des Joachas, aus, um das Haus des Herrn, seines Gottes, auszubessern – also den Tempel.
Er begann eine Sammlung in Israel, damit der Tempel renoviert werden konnte. Der Tempel Salomos war in die Jahre gekommen, baufällig geworden und musste dringend restauriert werden.
Ab Vers 8 und im gesamten Kapitel wird beschrieben, wie Josia vorgeht und was während der Erneuerung des Tempels geschieht. Er beginnt, das Haus Gottes auszubessern. Während der Bauarbeiten, beziehungsweise als sie den Opferkasten leeren, in dem gesammelt worden war, findet der Priester Hilkija in dieser Sammelbox das Buch des Gesetzes.
Das ist etwas Eigentümliches, oder? Was hatte Gott eigentlich für den König in Israel angeordnet? Gott hatte bestimmt, dass jeder König eine Abschrift des Gesetzes neben seinem Thron haben sollte. So konnte er das Volk nach Gottes Recht regieren und wusste stets, wie Gott es wollte. Offensichtlich war das seit Generationen nicht mehr der Fall.
Man findet das Buch des Gesetzes, und Schaffan bringt es zum König. Josia lässt es sich vorlesen. An seiner Reaktion merkt man, dass er die Bibel noch nie gelesen hatte. Man fragt sich: Wie kann ein israelischer König ohne die Bibel regieren? Wie kann er Gott suchen, wenn er das Wort Gottes nicht kennt? Josia suchte Gott, und Gott ließ sich finden.
Bis heute denke ich manchmal, wenn ich Nachrichten in Idea oder in Topic über die Obersten der Kirchen lese: Man sollte ihnen eigentlich eine Bibel schenken. Offensichtlich lesen sie überhaupt nicht mehr, sonst kämen sie nicht auf so merkwürdige Gedanken.
Wie kann es sein, dass man selbst in der evangelischen Kirche darüber nachdenkt, ob gleichgeschlechtliche Paare in Pfarrhäusern wohnen dürfen? Wie kann man sich vorstellen, darüber zu diskutieren, ob man solche Paare segnen soll? Solchen Kirchenleitern sollte man wirklich die Bibel geben, damit sie sich wieder orientieren können.
Gott sagt, dass das ein Gräuel ist. Im Alten Testament musste so jemand gesteinigt werden. Im Neuen Testament ist die Gnade Gottes groß, es gibt Vergebung, aber dafür muss man Buße tun. Doch heute wird vieles auf den Kopf gestellt. Obwohl die Bibel das meistgedruckte Buch ist, scheint sie das am wenigsten gelesene Buch zu sein.
Damals liest Schaffan Josia aus dem Wort Gottes vor. Und was ist seine Reaktion? Josia zerreißt seine Kleider. Er ist entsetzt darüber, dass man so viele Jahrhunderte nicht mehr nach Gottes Wort gefragt hat.
Er schickt Boten zu der Prophetin Hulda und bittet um ein Wort Gottes. Er möchte wissen: Wenn das Volk Israel so viele Jahre nicht nach Gott gefragt hat und stattdessen getan hat, was es selbst für richtig hielt – wie denkt Gott darüber?
Wahrscheinlich wurde aus dem dritten, vierten und fünften Buch Mose gelesen. Damals hatte Gott gesagt: „Ich lege euch heute den Segen und den Fluch vor.“ Er hatte deutlich gemacht, dass, wenn sich das Volk nicht nach seinem Wort richtet, es an die umliegenden Völker verkauft und vertrieben wird.
Josia sah, dass das Nordreich bereits vertrieben war. Er wusste, dass sein Vater und sein Großvater gottlos gewesen waren. Er fragte sich: Was wird Gott mit meinem Volk tun?
Die Boten kehren zurück und berichten, dass Gott Gericht ankündigt. Das Volk wird vertrieben und gefangen genommen werden. Doch weil Josia sich gedemütigt hat – und das ist ein sehr schönes Wort – weil sein Herz weich geworden ist, wird Gott dieses Gericht in seinen Tagen noch nicht ausführen.
So weiß Josia, dass der Segen Gottes auf ihm liegt, solange er regiert. Doch danach kommt die Katastrophe.
Bibelleseprogramm und geistliche Erneuerung
Und was ist die Folge? Im Kapitel 34, Vers 30 lesen wir, dass Josia ein Bibelleseprogramm anordnet. Er fragt sich: Wie kann ich das Volk wieder auf die richtige Spur bringen? Dabei merkt er, dass es nicht reicht, nur Dinge per Gesetz anzuordnen.
Per Gesetz kann man zwar von außen fromm leben, doch das Herz wird dadurch nicht verändert. Veränderung geschieht im Herzen. Und wie geschieht Veränderung im Herzen? Indem ich das Wort Gottes für mich persönlich höre. Deshalb ordnet Josia an, dass das Wort Gottes vor allen Israeliten gelesen wird.
Das ist nach dem fünften Buch Mose das erste Mal, dass vor dem gesamten Volk aus der Bibel vorgelesen wird. Später geschieht das noch einmal unter Nehemia. Ich denke, das wäre das Wichtigste für unsere Gemeinden, wenn wir das einführen würden.
Vor sechs Jahren haben wir in unserer Gemeinde ein Bibelleseprojekt gestartet. Alle Geschwister lesen zur gleichen Zeit dasselbe in der Bibel – in achtzehn Monaten chronologisch durch die Bibel. Wir haben die Geschwister gebeten, sich verbindlich anzumelden, mit Unterschrift. Denn wir sind der Überzeugung, dass eine Unterschrift verbindlicher ist als ein bloßes „Ja, wollen wir mal gucken“.
Wir haben unseren Geschwistern das Projekt vorgestellt und erklärt: Der Vorteil ist, wenn alle zur gleichen Zeit das Gleiche lesen, kannst du dich jeden Tag mit jedem aus der Gemeinde über das austauschen, was du gerade gelesen hast. Ich muss sagen, wir waren überwältigt, dass sich gleich bei der Anmeldung 184 Personen gemeldet haben. Wir haben das Projekt sowohl in der Gemeinde als auch im Jugendgottesdienst vorgestellt.
Natürlich muss man ehrlich sagen, nicht alle haben durchgehalten. In 18 Monaten chronologisch durch die Bibel zu lesen bedeutet, pro Tag zwei bis drei Kapitel. Ich habe immer gesagt, das ist eigentlich nur eine Frage des Weckers: Man muss den Wecker früher stellen, dann klappt das.
Ich muss sagen, das hat unserer Gemeinde gut getan. Wenn man sich besuchte, unterhielt man sich tatsächlich über die Bibel – und nicht über Urlaub, Krankheit oder Fußballergebnisse. Das ist das Beste, was passieren kann. Alte Brüder haben sich mit Teenies getroffen, um jeden Tag gemeinsam die Bibel zu lesen. Teenies haben sich täglich zum Bibellesen getroffen. Familien haben wieder angefangen, miteinander die Bibel zu lesen. Ich kann nur sagen: Das ist das Beste, was es gibt – auch wenn Ehepaare gemeinsam die Bibel lesen.
Ich glaube, es ist wichtig, dass wir solche neuen Dinge immer wieder in unseren Gemeinden propagieren. Ich weiß inzwischen von dreißig Gemeinden, die dies gemacht haben, und ich kann nur Appetit darauf machen.
Ich habe den gesamten Bibelleseplan auf eine CD gepackt. Damit es eine runde Sache wird, habe ich auch Vorschläge gemacht, welche Kapitel jeweils in der entsprechenden Woche in der Bibelstunde gelesen werden können. Außerdem habe ich Vorschläge gemacht, worüber man sonntags predigen kann, damit das in Zusammenhang damit steht.
Ich bin dankbar, dass damals unser Teeniekreis, unser Jugendkreis und die Frauenstunde ebenfalls darauf eingegangen sind und jeweils ein Kapitel aus dem betrachteten Wochenabschnitt gelesen haben. Wenn man über solche Themen in der Gemeinde predigt und davon ausgehen kann, dass die meisten Geschwister das in den letzten Tagen gelesen haben, kann man völlig anders predigen, oder?
Josia ordnet ein Bibelleseprogramm an, weil er merkt: Nur dadurch, dass wir Gottes Wort lesen, kennen und darüber nachdenken, wird unser Leben verändert. Die Sonntagspredigten allein sind zu wenig. Das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, zumal wenn die Predigten immer kürzer werden. Wie sagt man: In der Kirche darf man über alles predigen, nur nicht länger als zwanzig Minuten. Aber das ist doch erst mal nur die Einleitung. Zwanzig Minuten – dann geht es doch erst richtig los.
Lernen wir von Josia: Er fordert sein Volk auf, Gott zu dienen, und ordnet weitere Reinigungen vom Götzendienst an. Dann geschieht etwas, das uns in 2. Könige 23, Verse 16 bis 18 berichtet wird. Ihr könnt das später zuhause oder im Zimmer nachlesen.
Während Josia einen Götzenopferaltar niederreißt und die Asche auf die umliegenden Gräber schüttet, wird er darauf aufmerksam gemacht, dass dort ein Grab eines Propheten ist, der 300 Jahre zuvor gelebt hat. Darüber wird in 1. Könige 13, Vers 2 berichtet.
Das ist also 300 Jahre vorher gewesen, wo schon im Voraus gesagt worden ist, was Josia tun wird. Josia erlebt, dass durch seine Reinigungsmaßnahmen eine Prophezeiung erfüllt wird, die vor 300 Jahren ausgesprochen wurde – ohne dass er es wusste.
Könnt ihr euch vorstellen, was das für eine Glaubensstärkung ist? Er merkt, dass schon vor 300 Jahren über ihn etwas geschrieben wurde. Er weiß: Ich bin nicht zufällig hier. Gott kennt meinen Fahrplan.
Dann studiert er weiter. Ab Kapitel 35 in 2. Chronik ordnet er an, dass das Passafest wieder gefeiert wird. Auch das war völlig in Vergessenheit geraten. Dabei war die Anordnung Gottes, dass es jedes Jahr gefeiert werden sollte.
Es heißt, seit den Tagen Josuas sei es nicht mehr gefeiert worden. Das Passafest sollte die Israeliten an den Auszug aus Ägypten erinnern – an die Anfänge und an die Wunder, die Gott getan hatte. Doch man hatte es vergessen.
Die Bedeutung der Feiertage und heutige Herausforderungen
Manchmal denke ich, die christlichen Feiertage werden zwar auf dem Papier noch gefeiert, aber keiner weiß wirklich, warum.
Vergangenen Weihnachten haben Erika und ich in unserem Stadtteilcafé ein Heiligabendtreffen für Singles organisiert, damit niemand allein Weihnachten feiern muss. Sechzehn Singles kamen. Wir haben gemeinsam gegessen, Weihnachtslieder gesungen und es uns anschließend gemütlich in den Sesseln gemacht. Dann habe ich gefragt: Warum feiern wir Weihnachten?
Die Älteren sagten, dass Jesus geboren wurde. Daraufhin fragte ich: Wenn man Geburtstag feiert, wer bekommt dann Geschenke? Sie schauten mich an und antworteten: Ja, eigentlich komisch. Es ist doch eigentlich merkwürdig, dass wir uns an Weihnachten gegenseitig Geschenke schenken. Eigentlich müsste doch Jesus Geschenke bekommen, oder? Er hat doch Geburtstag.
Ich fragte weiter: Was könnten wir Jesus schenken? Sie überlegten eine Weile. Eine Frau meinte schließlich: Ich glaube, das Beste wäre, wenn wir ihm unser Leben schenken. Dabei dachte ich, wie weit unser Volk vom Evangelium entfernt ist.
Weihnachten wird heute als Fest der Familie und der Freude gefeiert. Sogar Muslime feiern Weihnachten und stellen sich einen Weihnachtsbaum auf, einfach weil man das so tut. Ostern feiern wir mit dem Osterhasen und verschenken Ostereier. Und mit Pfingsten weiß kaum jemand etwas anzufangen. Himmelfahrt ist zum Vatertag geworden, und Bos und Wesach sind in Vergessenheit geraten.
Merken wir etwas? Wir sind nicht besser als die Israeliten. Wir brauchen eine Reformation, oder? Josia ordnete an, dass das Passah gefeiert wird, als Rückbesinnung auf die Anfänge.
Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass wir, auch wenn wir nicht den großen Einfluss auf unser Volk haben, zumindest im Kleinen in unseren Familien ganz bewusst wieder dahin zurückfinden. Was erzählen wir unseren Kindern und Enkeln? Was erzählen wir in der Gemeinde?
Josias Lebensweg und sein tragisches Ende
Bei Josia können wir feststellen, dass er, egal ob im Kindesalter, im Teenageralter, als Zwilling oder als junger Erwachsener, seinen Weg mit Gott geht. Man wünschte, Josia hätte lange regiert. Er regierte einunddreißig Jahre. Wie alt ist er also geworden? Neununddreißig Jahre. Ein junger Mann.
Und wie ist er ums Leben gekommen? Er ist leider nicht eines natürlichen Todes gestorben. Sein Ende entsprach nicht dem, wie es seinem Leben eigentlich hätte entsprechen sollen.
Wir lesen davon in 2. Chronik 35,20ff: Nach all dem, als Josia das Haus wieder hergerichtet hatte, zog Necho, der König von Ägypten, herauf, um bei Karkemisch am Euphrat zu kämpfen (zusammen mit den Babyloniern). Josia zog ihm entgegen. Das heißt, die südliche Weltmacht zieht durch Israel, und Josia kommt auf den Gedanken, sich dieser Heeresmacht entgegenzustellen.
Man könnte sagen: Ach, er hätte doch in Jerusalem bleiben sollen. Doch er zieht Richtung Megiddo und kämpft gegen Necho, den Pharao Ägyptens. Dort wird er tödlich getroffen.
Es heißt dort weiter: Necho sandte Boten zu Josia und ließ ihm sagen: „Was habe ich mit dir zu tun, König von Juda? Ich komme heute nicht gegen dich, sondern gegen das Haus, mit dem ich Krieg führe. Gott hat zu mir gesagt, dass ich loslassen soll. Lass ab von Gott, der mit mir ist, damit er dich nicht verderbe.“
Aber Josia wandte sein Gesicht nicht von ihm ab. Stattdessen verkleidete er sich, um gegen ihn zu kämpfen. Er hörte nicht auf die Worte Nechos, die aus dem Mund Gottes kamen. Er kam in die Ebene von Megiddo, um zu kämpfen.
Die Bogenschützen schossen auf König Josia. Da sagte der König zu seinen Knechten: „Bringt mich weg, denn ich bin schwer verwundet.“ Seine Knechte halfen ihm aus dem Wagen und setzten ihn auf den zweiten Wagen, den er hatte. Sie brachten ihn nach Jerusalem, wo er starb und in den Gräbern seiner Väter begraben wurde.
Das passiert, wenn man sich in Dinge einmischt, die einen nichts angehen. Der Pharao warnte ihn noch, sagte, er komme nicht gegen ihn und solle sich raushalten. Trotzdem starb Josia.
Ganz Israel, ganz Juda und Jerusalem trauerten um ihn. Jeremia stimmte ein Klagelied über Josia an. Alle Sänger und Sängerinnen sangen in ihren Klageliedern von Josia bis auf den heutigen Tag. Man machte diese Klagelieder zu einem festen Brauch in Israel. Sie sind in den Klageliedern schriftlich festgehalten.
Das Vermächtnis Josias und die Frage nach dem eigenen Leben
Als ich darüber nachdachte, fragte ich mich: Was wird einmal im Buch des Lebens über mich stehen? Glücklicherweise steht in diesem Buch nichts Negatives mehr von mir. Dafür bin ich dankbar, denn das ist unter das Kreuz gekommen.
Dennoch hoffe ich, dass mehr von mir dort verzeichnet sein wird als nur ein Strich zwischen zwei Jahreszahlen. Die meisten Gräber tragen lediglich zwei Jahreszahlen und einen Strich dazwischen – und das soll das Leben sein?
Über Josia wird in der Bibel etwas sehr Schönes gesagt. Das finden wir in 2. Könige 23,25. Dort wird ihm ein beeindruckendes Zeugnis ausgestellt, das das Fazit seines Lebens darstellt. Es heißt: Vor ihm ist seinesgleichen kein König gewesen, der zu Yahweh umgekehrt wäre mit seinem ganzen Herzen, mit seiner ganzen Seele und mit seiner ganzen Kraft, nach allem Gesetz Moses. Und nach ihm ist seinesgleichen nicht aufgestanden.
Dieses Zeugnis ist noch größer als das über Salomo und auch größer als das über David. Bei David wird die Sache mit Bathseba eingeschränkt erwähnt. Aber Josia folgte Gott mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft – vor ihm und nach ihm gab es niemanden, der so Gott nachgefolgt wäre.
Ich frage mich erneut: Was wird einmal im Buch des Lebens über mich, über dich stehen? Gott möchte, dass wir nicht einfach nur gesetzlich nach seinem Wort leben, sondern dass wir ihm mit ganzem Herzen nachfolgen. So können wir ein Zeugnis sein, auch in unserem Umfeld.
Amen.
