Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 217: Rechtes Beten, Teil 1
Einführung in das Thema Gebet als Ausdruck praktischer Gerechtigkeit
Lasst uns mit dem Thema praktische Gerechtigkeit weitermachen. In der letzten Episode ging es um Nächstenliebe in Form von Almosen. Das ist eine Möglichkeit, wie wir Menschen zeigen, was sie uns wert sind.
Wenn es darum geht, Gott zu lieben, begegnen wir einem anderen Aspekt praktischer Gerechtigkeit, nämlich dem Gebet. Gebet ist das Reden mit Gott. Wie schon beim Almosengeben kommt es Gott darauf an, mit welcher Herzenshaltung wir beten.
Auch zur Zeit Jesu gab es einige wirklich schräge Vögel, die wir uns nicht als Vorbilder nehmen dürfen. Matthäus 6,5 sagt: „Und wenn ihr betet, so sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, denn sie lieben es, in den Synagogen und an den Ecken der Straßen stehend zu beten, damit sie von den Menschen gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn weg.“
Wie schon in der letzten Episode liegt der Vorwurf auf der Haltung: Sie beten, um von den Menschen gesehen zu werden.
Ich sage das, weil ich ein großer Freund von Gebetsgemeinschaften im Gottesdienst bin. Eine gute, offene und freie Gebetsgemeinschaft bringt für mich mehr als alles andere zum Ausdruck, dass wir Leib Christi sind.
Es ist nicht falsch, in der Synagoge, also beim Gottesdienst, zu beten. Aber es ist falsch, es zu tun, um andere Menschen mit unseren Worten zu beeindrucken. Entscheidend ist unser Herz.
Die richtige Herzenshaltung beim Gebet
Jürgen, was ist, wenn ich mir nicht so sicher bin? Vielleicht bete ich nur wegen der anderen Christen im Raum.
Wer sich solche Fragen stellt, muss sich eigentlich keine Sorgen machen. Falls du dich doch einmal dabei ertappst, dass du dir selbst beim Beten zuhörst und dir für deine schönen Worte und gelungenen Formulierungen gratulierst, dann tu einfach Buße darüber. Mach es beim nächsten Mal richtig.
Lasst uns bitte nie vergessen: Es gehört zum Vorrecht der Gläubigen, Gott im Kreis der Heiligen anzubeten. Hier sind drei Bibelstellen dazu.
Gott in der Gemeinschaft loben und preisen
In Psalm 22 erhalten wir einen prophetischen Einblick in das Innenleben des Messias. Dort heißt es in Psalm 22, Vers 22: „Verkündigen will ich deinen Namen meinen Brüdern, inmitten der Versammlung will ich dich loben.“ Wenn wir so sein wollen wie Jesus, gehört dazu, dass wir Gott inmitten der Versammlung loben.
In Psalm 35 bittet David seinen Gott um Rettung. Eingebettet in eine Aufzählung von Sorgen und Nöten heißt es in Psalm 35, Vers 18: „Ich werde dich preisen in der großen Versammlung, unter zahlreichem Volk dich loben.“ Kann es sein, dass unser Herz gerade dann, wenn es voller Sorgen und Nöte ist, Lobpreis braucht? Aber nicht das Singen von Liedern, wie wir den Begriff Lobpreis heute oft verstehen, sondern den gesprochenen Lobpreis. Dies ist der Moment, in dem ich mit ganz persönlichen Worten im Kreis von Geschwistern meinen Gott lobe und damit meiner Seele predige, wem ich vertraue.
Eine dritte Stelle, die mir gefällt, ist Psalm 107. Eine Bibelüberschrift nennt ihn „Das Danklied des Geretteten“. Psalm 22 gab uns einen Blick in das Gefühlsleben des Messias, Psalm 35 beschrieb den Moment der Angst, und nun kommen wir zum Dank für die Rettung. In Psalm 107, Verse 1, 2, 31 und 32 heißt es: „Preist den Herrn, denn er ist gut, denn seine Gnade währt ewig. So sollen sagen die Erlösten des Herrn, die er aus der Hand des Bedrängers erlöst hat. Sie sollen den Herrn preisen für seine Gnade, für seine Wunder an den Menschenkindern. Sie sollen ihn erheben in der Versammlung des Volkes, in der Sitzung der Ältesten ihn loben.“
Wollen wir Jesus ähnlicher werden? Wollen wir richtig mit Nöten und Sorgen umgehen? Wollen wir Gott angemessen für jeden Segen danken? Dann lasst uns ihn erheben in der Versammlung des Volkes. Lasst uns ihn mit eigenen Worten feiern, einfach weil er es verdient. Aber mit der richtigen Haltung – eben nicht, um von Menschen gesehen zu werden. Unser Gebet ist kein verbaler Schaulauf.
Das Gebet im Verborgenen als Ausdruck echter Gottesbeziehung
Und deshalb sagt der Herr Jesus hier in Matthäus 6,6: „Wenn du aber betest, so geh in deine Kammer, und wenn du deine Tür geschlossen hast, bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten.“
Wichtig! Dies ist kein Verbot von Gebetstreffen. Es ist ein Wort an Heuchler. Hier steht nicht: Du darfst nur alleine mit Gott reden und keinesfalls zusammen mit anderen Christen beten. Gebetsversammlungen waren für die ersten Christen völlig normal, und es gibt sogar eine besondere Verheißung fürs gemeinsame Beten.
Matthäus 18,19-20 sagt: „Wiederum sage ich euch: Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen, irgendeine Sache zu erbitten, so wird sie ihnen werden von meinem Vater, der in den Himmeln ist. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.“
Wenn wir miteinander beten, ist der Herr Jesus in unserer Mitte. Großartig, oder? Was für eine geniale Verheißung!
Aber Achtung: Die Herzenshaltung muss stimmen. Wenn du Gebetstreffen benutzt, um dich zur Schau zu stellen, um allen zu zeigen, wie heilig oder wie eloquent du bist, dann ab in die Kammer!
Noch einmal Matthäus 6,6: „Wenn du aber betest, so gehe in deine Kammer, und wenn du deine Tür geschlossen hast, bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist, und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten.“
Die Kammer als Symbol für das Alleinsein mit Gott
Die Kammer war ein innerer Raum, ein Lagerraum ohne Fenster. Sie steht für das Alleinsein mit Gott, besonders dann, wenn die Tür geschlossen ist.
Und was soll man in dieser Zeit tun? Bete zu deinem Vater. Ich habe vorhin gesagt, dass ich Gebetsgemeinschaften im Gottesdienst sehr schätze. Doch das Geheimnis einer lebendigen Gottesbeziehung liegt in diesem Vers.
Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass sich die Qualität meiner Gottesbeziehung an der Qualität meiner Zeit misst, die ich allein mit Gott verbringe. Ich garantiere jedem Christen, dass kaum etwas mehr angegriffen wird als die Zeit allein in der Kammer – oder wie bei mir, allein mit Gott im Wald.
Der Teufel hat kein Problem damit, wenn wir Lobpreismusik hören oder Predigten verfolgen. Wer nur hört, ist für ihn ungefährlich. Aber wehe, wir schlagen die Bibel auf und denken über einzelne Texte nach! Oder wehe, wir suchen uns unsere Kammer und kultivieren täglich eine Zeit des Alleinseins mit Gott.
Das wird dem Satan nicht gefallen. Nicht gefallen, weil er weiß, wer uns im Verborgenen sieht, wem wir dort begegnen und wer dann anfangen wird, auf unsere Gebete zu reagieren.
Ermutigung zum beharrlichen Gebet im Verborgenen
Ich mag das T-Shirt eines Freundes. Abgebildet ist ein kniender Ritter mit gesenktem Kopf. Daneben steht der Satz: „The Devil saw me with my head down and thought he'd won until I said Amen.“
Auf Deutsch heißt das: „Der Teufel sah mich mit gesenktem Kopf und dachte, er hätte gewonnen, bis ich ‚Amen‘ sagte.“
Was könntest du jetzt tun? Du könntest für dich überlegen, welche Rolle das Reden mit Gott in deinem Leben spielt. Wo hat sich vielleicht Desinteresse, Dummheit, Routine oder Unreife eingeschlichen?
Das war's für heute. Bete dafür, dass die guten Gedanken der Predigt von gestern weiterhin die Geschwister deiner Gemeinde bewegen.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
