Wir wollen heute mit einer neuen Reihe beginnen. Die Reihe trägt den Titel „Glück finden – eine Gebrauchsanweisung“.
Wenn man sich mit dem Thema Glück beschäftigt, stellt man schnell fest, dass es viele Menschen anspricht. Irgendwie möchte jeder Glück finden. Vielleicht kann nicht jeder genau sagen, was Glück ist, aber jeder wünscht sich, glücklich zu sein. Glück ist das, wonach die meisten Menschen streben.
Man könnte sagen: Was nützt es, reich zu sein, wenn man dadurch nicht glücklich wird? Aber man kann es nicht umdrehen und fragen: Was nützt es, glücklich zu sein, wenn man dadurch nicht reich wird? So würde kaum jemand formulieren.
Warum ist das so? Denn von Aristoteles bis zum Dalai Lama, das heißt von der Antike über die Gegenwart bis in die Moderne, gilt Glück oder das Glücklichsein als das höchste Ziel. Darum geht es letztlich: „Ich möchte Glück.“
Das ist ja schön. Gut. Vielen Dank für das Glas Wasser, lieber Till.
Einführung in das Thema Glück und seine Bedeutung
Bevor wir uns also mit der Frage beschäftigen, wie eigentlich der Weg zum Glück aussieht, müssen wir zunächst einen Blick auf den Begriff „Glück“ selbst werfen. Es geht hier um einen Einführungsvortrag in das gesamte Thema, daher ist es wichtig, sich die Frage zu stellen: Was ist Glück eigentlich?
Diese Frage ist besonders relevant, weil der Begriff „Glück“ früher, zur Zeit Jesu, in der Antike anders verwendet wurde als heute. Es hat sich also eine Wandlung im Verständnis des Begriffs vollzogen.
Wenn wir heute draußen jemanden fragen, was es bedeutet, glücklich zu sein, oder was Glück eigentlich ist, dann bekommen wir meist Antworten, die eher mit Zufriedenheit zu tun haben. Man sagt zum Beispiel: „Ich bin glücklich, wenn ich mich glücklich fühle.“
In diesem Sinne macht es für die meisten Menschen auf der Straße keinen Sinn, wenn man sagt: „Du fühlst dich zwar glücklich, aber du bist gar nicht glücklich.“ Dann schauen sie einen mit fragenden Augen an und fragen sich, was man ihnen eigentlich sagen will. Sie denken: „Ich fühle mich glücklich, aber ich bin nicht glücklich?“ Das erscheint ihnen widersprüchlich.
Historische Perspektive auf Glück: Philosophen und wahres Glück
Lasst mich euch zweieinhalbtausend Jahre zurück in die Zeit der Philosophen mitnehmen, in die Zeit von Platon und Aristoteles. Diese Menschen haben als Erste, zumindest schriftlich, über das Thema Glück nachgedacht – insbesondere Platon in seinem Klassiker Der Staat.
Es sind Denker, die weitergedacht haben und sich mit Glück als bloßer Zufriedenheit nicht zufrieden gaben. Sie erkannten, dass Glück mehr sein muss als Zufriedenheit. Ich habe versucht, dafür ein passendes Wort im Deutschen zu finden. Es ist immer merkwürdig, wenn eine Sprache keine Worte mehr hat für das, was man eigentlich ausdrücken möchte. Im Hintergrund verändert sich dabei oft das Denken, und zwar weg von einer Sache.
Wenn die alten Philosophen über Glück sprechen, meinen sie so viel wie wahres, echtes Gesegnetsein. Sie verstehen darunter nicht bloße Zufriedenheit. Für sie kann nur der glücklich sein, der richtig lebt. Zu richtigem Leben gehört, dass man das Gute tut und Gerechtigkeit lebt.
Deshalb ist im alten Denken der Gerechte derjenige, der das Gute tut und Glück erntet. Auf der anderen Seite steht der Ungerechte. Er mag besitzen, so viel er will, so viel Spaß haben, wie er möchte, und so viele Unternehmungen starten, wie er will. Doch wirkliches, tiefes Glück wird er nie finden.
Unterschiedliche Begriffe von Glück: Zufriedenheit versus Gesegnetsein
Ich habe jetzt zwei Begriffe, die ich gegenüberstellen möchte: Zum einen wird der Begriff Glück in unserer Zeit oft als Zufriedenheit verstanden. Zum anderen, wenn wir die Bibel aufschlagen, geht es eigentlich um ein Gesegnetsein. Es geht darum, dass mein Leben gesegnet ist.
Ich möchte diese beiden Begriffe an drei Punkten gegenüberstellen, um den Unterschied zwischen Zufriedenheit und Gesegnetsein wirklich zu erfassen.
Was macht wahres Glück aus?
Echtes, wahres Glück erfährt nur der, der moralisch gut ist. Zufriedenheit dagegen kann auch ein Bankräuber empfinden, der einen gelungenen Coup gelandet hat. Keiner kommt ihm auf die Schliche, und er fühlt sich total zufrieden, weil er erreicht hat, was er wollte.
Biblisch gesehen und auch im Blick auf das, was die alten Philosophen gesagt haben, ist das kein wirkliches Glück. Warum nicht?
Der zweite Punkt ist: Echtes Glück ist eine Sache der Seele. Es ist etwas, das in mir drin stattfindet. Zufriedenheit hängt dagegen sehr von meinem äußeren Zustand, von meinem Körper und meinen Lebensumständen ab. Diese können natürlich je nachdem, wie das Schicksal es mit mir meint, mal besser, mal schlechter sein. Echtes Glück hingegen liegt in meiner Verantwortung.
Bei Zufriedenheit ist das oft nicht so. Sie folgt oft dem Zufall. Du wachst morgens auf und hast Kopfschmerzen – dafür kannst du nichts. Das ist aber ein Zustand der Unzufriedenheit und hat mit wirklichem Glück nichts zu tun.
Der dritte Punkt ist: Echtes Glück ist auf Dauer angelegt. Dieses Gesegnetsein betrifft nicht, ob ich morgens Kopfschmerzen habe oder nicht. Gesegnetsein heißt, dass ich mich am Ende meines Lebens umdrehe, auf mein Leben schaue und sage: Ich bin ein gesegneter Mann. Ich bin eine gesegnete Frau. Ich habe Glück erfahren.
Zufriedenheit ist etwas ganz anderes. Ich bin gesegnet – das ist auf das ganze Leben angelegt. Zufriedenheit gilt nur für den Moment. Ich bin in einem Moment irgendwie zufrieden, da kommt der Kick, und ich fühle mich gut.
Ihr wisst alle: Wenn es einem so richtig gut geht in einem Moment, dann kann man schon darauf warten, bis dieser Moment von einem Gefühl der Unzufriedenheit und Leere abgelöst wird.
Deshalb kennt ihr sicher den Slogan von Spandau. Linda, kennst du den Slogan von Spandau? Der Slogan heißt: Spandau macht Spass – mit Doppel-S. Also: Spandau macht Spass. Und das stimmt auch. Aber Spandau macht nicht glücklich.
Das heißt: Für einen kurzen Moment kann dir Spandau Zufriedenheit schenken, aber für ein ganzes Leben, für ein wirkliches Gesegnetsein reicht das nicht. Dafür ist Spandau zu wenig. Das kann Spandau nicht.
Verbindung von Zufriedenheit und Gesegnetsein im alten Denken
Wenn wir uns diese beiden Vorstellungen von Glück noch einmal kurz vergegenwärtigen – auf der einen Seite Zufriedenheit und auf der anderen Seite das Thema Gesegnetsein – dann fällt uns natürlich auf, dass der alte Philosoph in seiner Vorstellung von Gesegnetsein auch die Idee der Zufriedenheit mit einbezieht.
Er weiß natürlich, dass es schön ist, wenn man 3,50 Euro mehr zum Ausgeben hat. Ebenso kennt er den Spaß im Leben.
Umgekehrt gilt das Gleiche, wenn jemand eigentlich nicht weiß, wie man glücklich wird. Wenn jemand nur von einem Kick zum nächsten lebt, wenn er nur darauf wartet, wann endlich Wochenende ist oder wann er wieder feiern gehen kann, dann weiß sein Inneres oft gar nicht, was es heißt, wirklich glücklich zu sein.
Stattdessen lebt er von Event zu Event. Wenn das seine Vorstellung von Glück ist, dann weiß er tief in seinem Innersten, dass das nicht alles sein kann. Er spürt, dass es mehr geben muss.
Er sehnt sich nach einem Glück, das von Dauer ist, nach einem Glück, das echt ist. Er wünscht sich ein Glück, das nicht so sehr von den Wechseln und Zufällen des Schicksals abhängig ist. Ein Glück, das seine innere Persönlichkeit ausfüllt.
Letztlich ist es ein Glück, das er sich verdient hat.
Umfrage zum Glück: Was Menschen als Glück empfinden
So, jetzt möchte ich mit euch eine Umfrage machen. Wir gehen raus auf die Straße und fragen die Menschen: „Was gehört eigentlich zum Glück dazu?“
Franziska im Blumengeschäft zum Beispiel – jeder, der eine Blume kauft, müsste diese Frage beantworten. Sie soll fünf bis acht Dinge nennen, die zum Glücklichsein dazugehören. Ich denke, folgende Liste würde ungefähr entstehen: Ganz oben stünde Geld oder Reichtum.
Warum? Wenn dir jemand mit einem breiten Lächeln entgegenkommt, fragst du ihn vielleicht: „Hast du einen Sechser im Lotto?“ Warum? Weil das wahrscheinlich der Grund für sein Lächeln ist.
Wir wissen natürlich alle, dass Geld nicht glücklich macht. Wisst ihr, wo die glücklichsten Menschen wohnen? Die glücklichsten Menschen leben in Vanuatu. Vanuatu ist ein kleiner Inselstaat, dessen Pro-Kopf-Einkommen etwa drei Dollar im Jahr beträgt – nicht im Monat, im Jahr.
Es gibt dort so gut wie kein Internet, kein Telefon, und die soziale Absicherung ist ebenfalls sehr begrenzt. Eigentlich könnte man sagen, den Leuten dort geht es nicht gut. Trotzdem, wenn man den Glücksforschern glaubt, sind das die Menschen, die weltweit am glücklichsten sind.
Also hängt es definitiv nicht am Geld. Trotzdem sagen viele, wenn man sie fragt: „Was wäre das Erste, das passieren würde, wenn ich mehr Geld hätte?“ – dann antworten sie: „Ich wäre glücklicher. Ich hätte so gern mehr Geld.“ Und genau deshalb spielen viele auch Lotto.
Weitere Wünsche der Menschen für Glück
Zweiter Punkt
Das Zweite, was sich Menschen wünschen, ist Freiheit von Schmerzen. Ich meine damit nicht nur körperliche Schmerzen, sondern auch innere Schmerzen wie Enttäuschung, Selbstzweifel, Traurigkeit und Probleme. Viele von uns können sich gar nicht mehr vorstellen, dass es einmal eine Zeit ohne Schmerzmittel gab.
Stellt euch vor, ihr geht in ein Museum, zum Beispiel ein mittelalterliches Museum, und durchlauft die einzelnen Abteilungen. Dann kommt ihr an der Abteilung für Zahnärzte vorbei. Habt ihr das schon einmal gemacht? Man schaut in so einen Schaukasten, oben steht das Schild „Medizin“, und unten sieht man Stahlränder, Eisenzangen. Da denkt man sich: „Nein, das kann nicht wahr sein.“ Doch, das sind die Instrumente, mit denen man damals in den Mund ging. Ich habe mir gedacht: Mit so einer Zange zieht man auf einmal drei Backenzähne heraus. Und das alles ohne lokale Betäubung! Da hat dich einer festgehalten, der zweite hat dir einen Riemen umgebunden, und dann ging es los.
Das ist Mittelalter. Insofern kann ich verstehen, wenn jemand sagt, dass Schmerzmittel eine der größten Errungenschaften der Menschheit sind. Wahrscheinlich würde jemand auch Unstimmungsaufheller dazu zählen.
Dritter Punkt
Der dritte Wunsch ist wahrscheinlich Macht. Ich möchte Macht haben, ein Alexander der Große im Kleinen sein, ein Weltbeherrscher und Eroberer. Ich möchte jemand sein, der machen kann, was er will. Glücklich sein heißt, am längeren Hebel sitzen, Chef sein, sich durchsetzen können und sich nicht einschränken müssen.
Wenn ihr nicht versteht, warum Leute Computerspiele spielen, in denen es genau darum geht, ganze Welten aufzubauen, denkt an diesen Punkt: Es macht einfach Spaß, weil man Macht hat. Niemand kann einem reinreden. Das ist heute ein ganz wichtiger Punkt, um glücklich zu sein.
Vierter Punkt
Das sagen uns die modernen Propheten, die Psychologen: Du musst einen ordentlich ausgeprägten Selbstwert haben. Du musst zu dir stehen können. Du musst sagen können: „Ich bin toll, so bin ich, und da kann mir auch keiner reinreden.“ Wenn das möglichst gut gelingt, wenn du zu dir stehen kannst, dann bist du glücklich.
Fünfter Punkt
Wir wünschen uns alle Gerechtigkeit und Frieden. Deshalb kaufen wir auch nur Tee mit dem Siegel für fairen Handel. Deshalb sind wir gegen alle Kriege, die in der Welt stattfinden. Gerechtigkeit und Frieden für alle – wenn das überall wäre, wäre das super, und dann wären wir glücklich.
Sechster Punkt
Sex. Seien wir ehrlich, diese Antwort wird kommen. Vielleicht nicht so plump, aber es gibt ein paar Dinge, die Spaß machen. Ich nenne es mal Sex, Drugs und Rock and Roll – alles, was mich stimuliert. Wenn ich das ausleben kann, wie ich will, glaube ich, dann bin ich glücklich. Das würde zumindest, wenn man ehrlich ist, Franziska in der Blumenhandlung sagen: Ja, das gehört dazu.
Siebter Punkt
Der siebte Punkt klingt vielleicht etwas komisch, aber ich glaube, er ist wirklich ernst gemeint: Ich möchte gewinnen. Ich bin glücklich, wenn ich ein Gewinner bin.
Ihr werdet es nicht glauben, aber meine Frau ist gerade draußen und wird sich irgendwann diese Predigt anhören. Wenn ich mit ihr „Siedler von Catan“ spiele – ein harmloses Spiel, bei dem es darum geht, eine Insel zu besiedeln – und ich mich regelkonform verhalte, aber im letzten Moment, bevor sie ihre längste Handelsstraße baut (wer es nicht weiß, muss damit leben), ihr die entscheidenden zwei Punkte zum Sieg verhindere, dann würdet ihr meine Frau nicht wiedererkennen.
Meine Frau möchte gewinnen, obwohl sie ansonsten lammfromm und ein unglaublich geduldiges Wesen ist – sonst wäre sie nicht mit mir verheiratet. Aber an dieser Stelle merkt man: Sie möchte einfach gewinnen. Und das steckt in uns allen drin. Keiner möchte ein Verlierertyp sein. Wir wollen auf dem Treppchen ganz oben stehen, und dann sind wir glücklich. Ganz oben stehen, egal wie viel Epo ich genommen habe, um dem Hauptfeld davonzufahren – wir wollen oben stehen!
Achter und letzter Punkt
Was unbedingt dazugehört, damit jemand glücklich werden kann, ist, dass er angenommen sein möchte. Er möchte dazugehören und geschätzt werden.
Interessanterweise hat man in der Antike Menschen besonders geschätzt, die Besonderes geleistet haben, die besonders brauchbar für die Gesellschaft waren. Heute ist das anders: Heute wird man geschätzt, wenn man sich anpasst, wenn man dazugehört, wenn man gleich ist.
Deshalb passen sich viele Menschen an, weil sie angenommen sein und dazugehören wollen. Aber niemand würde sagen: „Ach, zum Glücklichsein gehört es dazu, Außenseiter zu sein.“ Das würde keiner sagen.
Ich denke, diese acht Punkte sind im Denken unserer Zeitgenossen unverhandelbar, wenn es um Glück und Glücklichsein geht. Wenn sich jemand hinstellen und sagen würde: „Wahres Glück hat nichts zu tun mit Reichtum, Wohlgefühl, Macht, Selbstwert, Gerechtigkeit, Sex, Siegen und Angenommensein“, dann würde man wahrscheinlich fragen: „In welcher Welt lebst du eigentlich?“
Die Bergpredigt als Gegenentwurf zu weltlichen Glücksvorstellungen
Und jetzt kommt es: Es soll ja eine Predigt sein und kein Vortrag. Irgendwann muss ich ja auch die Bibel bringen. Nun kommt das große Aber.
Der berühmteste und anerkannteste Prediger in der Geschichte der Welt behauptet genau das Gegenteil – und zwar Punkt für Punkt. Und das nicht irgendwo, sondern in der bekanntesten Predigt, die es in der gesamten Weltgeschichte gibt: der Bergpredigt.
Die Bergpredigt findet sich im Matthäusevangelium, Kapitel 5, am Anfang des Neuen Testaments. Sie beginnt mit den sogenannten Seligpreisungen. Deshalb lautet der Predigtitel heute auch „Der Weg zum Glück. Die Seligpreisungen“.
Es gibt acht Seligpreisungen, und alle beginnen mit dem Satz „Glückselig sind …“, gefolgt davon, was denn nun glückselig macht. Dabei möchte ich den Begriff „glückselig“ einmal in unseren deutschen Gebrauch übersetzen. Er bedeutet so viel wie „überglücklich“, genauer gesagt so glücklich, wie Gott ist.
Gott interessiert sich tatsächlich für unser Glück. Aber er möchte uns nicht einfach nur irgendwie glücklich machen, sondern er möchte uns rundum Glück schenken. Er möchte, dass wir mehr als Zufriedenheit in unserem Leben erleben – mehr als momentanes Glücklichsein. Er wünscht sich ein Glück, das weit über das hinausgeht, was wir uns vorstellen können.
Deshalb beginnt Jesus die Bergpredigt mit den acht Seligpreisungen. Es ist, als würdest du eine 180-Grad-Wendung machen. Wenn du diese Seligpreisungen liest, denkst du im ersten Moment, Jesus stellt alles auf den Kopf. In Wirklichkeit ist es anders: Wir stehen auf dem Kopf, und Jesus dreht uns herum, damit wir überhaupt mal geradeaus schauen können.
Wenn wir die Seligpreisungen durchlesen, kommt uns das, was Jesus sagt, völlig verkehrt vor. Aber das liegt daran, dass unser Leben verkehrt ist, dass unser Wertesystem verkehrt ist. Wer ehrlich ist, wird doch merken, dass die meisten Menschen um uns herum überhaupt nicht glücklich sind. Dass es nicht funktioniert, auf die Weise glücklich zu werden, wie wir es vorhin in der Umfrage fiktiv zusammengestellt haben.
Wir kennen doch genug Leute, deren Leben mit schöner Regelmäßigkeit gegen die Wand gelaufen ist. Wenn uns Jesu Aussagen im ersten Moment unsinnig und komisch vorkommen, dann liegt das daran, dass wir ohne Sinn und als Komiker unterwegs sind.
Überblick über die Seligpreisungen als Weg zum Glück
Ich möchte mit euch jetzt kurz den Weg zum Glück betrachten. In den kommenden Wochen werden wir uns Zeit nehmen, jede einzelne Seligpreisung einzeln zu betrachten. Heute genügt es jedoch, wenn wir wie ein Jet im Tiefflug einmal über den Text gehen und ganz grob jede einzelne Seligpreisung anreißen. So bekommen wir einen Eindruck davon, wie der große Weg aussieht, bevor wir dann in den nächsten Wochen die einzelnen Schritte genauer betrachten.
Wir beginnen also in Matthäus Kapitel 5, im Matthäusevangelium Kapitel 5. Ich hatte gesagt, wenn man eine Umfrage macht, steht ganz oben das Thema Geld. Dem Wunsch nach Reichtum hält Jesus Folgendes entgegen: Er sagt in Matthäus 5, Vers 3: „Glückselig sind die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich der Himmel.“
Statt materiell reich zu sein, ist es in Jesu Augen erstrebenswert, geistlich arm zu sein. Das heißt, abhängig zu sein. Überhaupt spielt Geld bei Jesus keine Rolle. Reich zu sein ist für Jesus nie ein Punkt, der mit Glücklichsein etwas zu tun hat. Für uns muss so eine Aussage eigentlich wie ein Schlag vor den Kopf sein. Hier dreht einer einfach alles um.
Wir leben in einer Gesellschaft, in der Geld und Reichtum eine unglaubliche Anziehungskraft haben. Die Werbung redet uns ständig ein, was wir kaufen müssen, um glücklich zu sein, dass der Besitz von Dingen glücklich macht. Wenn wir das hier lesen, müssen wir für einen kurzen Moment still werden und nachdenken: Was meint Jesus eigentlich, wenn er sagt, „Glückselig sind die Armen im Geist“?
Das, was er meint, hat damit zu tun, dass er darauf anspielt, dass Gott von uns eine Sache verlangt, die ganz am Anfang unseres Wegs zum Glück steht – und das ist Ehrlichkeit. Wenn jemand nicht bereit ist, ehrlich zu sein vor Gott, ehrlich zu sagen: „Ich stehe mit leeren Händen vor Gott, ich habe Gott nichts zu geben, ich bin in Gottes Augen ein Bettler. Gott braucht mich nicht, und ich kann Gott weder bestechen mit dem, was ich habe, noch kann ich ihn manipulieren mit dem, was ich bin. Ich brauche Gott, aber er braucht mich nicht. Ich bin hilflos und leer und ohne irgendetwas, was Gott mir anrechnen müsste vor Gott,“ dann kann dieser Mensch überhaupt kein Glück finden.
Denn Glück kann nur der finden, der Gemeinschaft mit Gott hat. Und das ist die Verheißung hier: „Glückselig sind die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich der Himmel.“ Das Reich der Himmel, ein Leben im Königreich Gottes, ein Leben mit Gott, fängt überhaupt erst dort an, wo ich ehrlich werde vor Gott und zugebe, dass mir Geld, Besitz und Reichtum überhaupt nicht die Sicherheit und Erfüllung geben können, die mir allein Gott geben möchte.
Das ist der erste Punkt.
Die Seligpreisungen als Antwort auf menschliche Sehnsüchte
Der zweite Punkt ist genau so ein Thema. Auf der einen Seite steht der Wunsch nach einem Leben ohne Schmerzen. Jesus sagt jedoch: „Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden“ (Matthäus 5,4).
Jesus erklärt, dass Glück überhaupt erst dort beginnt, wo ich meine eigene Verlorenheit und meine Fehler an mich heranlasse. Glück entsteht mit einer gesunden Einstellung zu meiner eigenen Sündhaftigkeit.
Im Moment beschäftige ich mich mit einem Buch, das die Auswirkungen im Leben von Erwachsenen behandelt, die in der Kindheit missbraucht wurden. Das Buch ist sehr interessant, vor allem weil ich mir die Frage gestellt habe, was eigentlich das größte Problem bei solchen Menschen ist, um ihnen zu helfen.
Und wisst ihr, was das größte Problem ist? Das größte Problem ist, sie dahin zu bringen, dass sie einen ehrlichen Blick auf sich selbst und auf das, was sie erlebt haben und wie sie sind, werfen – einen ehrlichen Blick. Und wisst ihr, warum das so schwierig ist? Weil dieser ehrliche Blick auf das eigene Ich, auf das eigene Verhalten eine Sache auslöst: Traurigkeit.
Ich schaue auf mich, und ich werde traurig, wenn ich mich anschaue. Genau davor fürchten sich Menschen: traurig zu sein. Sie fürchten sich davor, vor sich selbst zu erschrecken. Das Problem ist nur: Ich habe zwar Angst, mein verletztes Herz anzuschauen und meiner eigenen Angst zu begegnen. Aber ohne Schmerzen und ohne Traurigkeit gibt es keine Veränderung. Es gibt keine Vergebung, keinen Trost.
Deshalb lautet die Verheißung hier auch: „Denn sie werden getröstet werden.“ Der Weg zum Glück führt nicht darüber, dass ich meine Schmerzen ignoriere und so tue, als sei da nichts. Der Weg zum Glück führt über den Punkt, an dem ich meinen Schmerzen Raum gebe, sie zu Gott bringe und mich von Gott trösten lasse.
Dem Wunsch nach Macht – jeder will ein kleiner Alexander der Große sein – hält Jesus entgegen: „Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben“ (Matthäus 5,5).
Sanftmut ist in der Bibel die Eigenschaft eines Menschen, der seine eigene Kraft und Fähigkeit von Gott einsetzen lässt. Jesus war sanftmütig, nicht weil er weich, feige oder nur nett gewesen wäre, sondern weil die Kraft in ihm die Dämonen austrieb und die Todkranken mit einem Schnips gesund machte. Diese Kraft stellte Jesus Gott zur Verfügung; er ließ sich von Gott gebrauchen.
Und da, wo ich das tue – wo ich nicht Macht ausübe, weil es Spaß macht, sondern bewusst bereit bin, mich von Gott als Werkzeug einsetzen zu lassen –, da fängt wahres Glück an. Wenn ich mich mit meinen Fähigkeiten von Gott gebrauchen lasse, damit die Liebe Gottes in diese Welt kommt, und nicht lebe, um einfach nur Macht auszuüben, sondern um anderen zu dienen, dann beginnt wahres Glück.
Dem Wunsch nach Selbstwert und Selbstwertgefühl hält Jesus in Matthäus 5,6 entgegen: „Glückselig, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden.“
Wieder so ein Satz. Wie ist das in deinem Leben? Bist du mit dir zufrieden? Oder gibt es in dir einen Hunger, einen Durst, ein tiefes Verlangen danach, gerecht zu werden, gut zu werden?
Die eine Seite ist, dass ich mich hinstelle und sage: „Boah, bin ich toll!“ Jesus wünscht sich, dass jeder sich fragt: „Was ist eigentlich mit mir los? Wie kann es sein, dass ich so bin, wie ich bin?“ Diese Haltung, diese Sehnsucht, anders zu sein, hat etwas mit Traurigkeit zu tun – mit dem Zulassen von Traurigkeit und Verlorenheit.
Diese Sehnsucht, gerecht zu sein, bedeutet nicht einfach nur, neue Regeln zu bekommen oder ein weiteres Buch mit Tipps zu lesen, sondern wirklich gerecht zu werden. Diese Sehnsucht steht am Anfang von wahrem Glück, weil sie uns zu Gott treibt. Ich merke, dass ich aus mir selbst heraus gar nicht so gerecht sein kann, wie ich gerne wäre.
Im Alten Testament lesen wir von Abraham: „Und sein Glaube wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.“ Plötzlich erkenne ich, dass ich jemanden brauche, der mich gerecht macht, weil ich es allein nicht schaffe. Ich brauche jemanden, der mir hilft, gerecht zu leben. Ich brauche Gottes Kraft in meinem Leben, um gerecht zu leben.
Diese Sehnsucht im Leben zu haben, immer wieder kritische Fragen an das eigene Leben zu stellen, nie ganz zufrieden zu sein und zu sagen: „Ich möchte weiterkommen“ – das ist der Weg zum Glück.
Dem Wunsch nach Gerechtigkeit und Frieden in dieser Welt unterstreicht Jesus und erweitert ihn: „Glückselig die Barmherzigen, denn ihnen wird Barmherzigkeit widerfahren“ (Matthäus 5,7).
Barmherzigkeit – ich weiß nicht, wer von euch die Geschichte vom barmherzigen Samariter kennt. Ein Mann wird von Räubern krankenhausreif geschlagen und liegen gelassen. Dann kommt der barmherzige Samariter vorbei, sieht ihn liegen und steht vor der Entscheidung: Will ich mein Geld, meine Zeit investieren? Will ich mich überhaupt mit ihm beschäftigen? Und er sagt: Ja, das möchte ich, weil das ein Mensch ist. Und das will ich tun, obwohl der Mann ihm in diesem Moment nichts zurückgeben kann.
Wisst ihr, die Sehnsucht, gerecht zu leben, ist schön und gut. Aber Gott fordert mehr. Gott fordert, dass wir barmherzig sind. Barmherzigkeit ist gelebte Liebe. Sie fängt dort an, wo ich mich in einen anderen investiere, der mir nichts zurückgeben kann.
Der Gerechte sagt: „Wie du mir, so ich dir.“ Der Barmherzige sagt: „Wie Gott mir, so ich dir.“ Der Barmherzige hat verstanden, dass wir alle jeden Tag davon abhängig sind, dass Gott uns seine Barmherzigkeit schenkt.
Weil wir abhängig sind, lautet die Verheißung: „Denn ihnen wird Barmherzigkeit widerfahren.“ Wir brauchen bis zum Schluss Barmherzigkeit. Deshalb sagt Gott: „Ich wünsche mir, dass du barmherzig lebst.“
Und deshalb ist der Anfang zum Glück, dass wir uns selbstlos in andere investieren und uns aufgeben.
Dem Wunsch nach Sex und Spaß hält Jesus entgegen: „Glückselig die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen“ (Matthäus 5,8).
Ein reines Herz bedeutet reines Denken, reines Wollen, ein Denken ohne Verunreinigungen, ein Herz, in dem das Böse keinen Platz hat – ein Herz ohne Egoismus.
Wenn ich mir das so überlege, stelle ich gerade beim Thema Sex, Drugs und Rock ’n’ Roll die Frage: Wie oft ist die Freude des einen Leid für den anderen? Wie oft hat der eine Spaß, und der andere bleibt auf der Strecke?
Dabei kommen mir sofort Gesichter in den Sinn, meistens alleinerziehende Mütter und ihre Kinder. Ich denke dann: Das ist nicht fair, nicht gut und nicht in Ordnung.
Wahres Glück wird nicht auf Kosten anderer gefunden. Wahres Glück will nichts mit Bösem und Egoismus zu tun haben. Das Böse macht nicht glücklich.
Im Alten Testament heißt es einmal: Niemand kann Gott schauen, weil Gott heilig und wir unheilig sind. Die Verheißung hier lautet: „Sie werden Gott schauen.“
Du wirst Gott auf Augenhöhe begegnen, ihn sehen und ihm so nahekommen, wie nur irgend möglich. Aber der Weg dahin – und das ist der Weg zum Glück – führt über ein reines Herz. Er führt darüber, dass wir das Böse aus unserem Leben verbannen.
Dem Wunsch, gewinnen zu wollen und Sieger zu sein, hält Jesus entgegen: „Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen“ (Matthäus 5,9).
In dieser Welt gibt es Krieg, und man kann kaum verstehen, wann die Menschheit es endlich lernt – und sie wird es nie lernen. Krieg und der kleine Bruder vom Krieg, nämlich Streit zwischen Menschen, sind Symptome einer Krankheit.
Diese Krankheit heißt Sünde. Der Mensch ist ein Sünder, er kann nicht miteinander in Frieden leben, weil er keinen Frieden mit Gott hat.
Weil er keinen Frieden mit Gott hat, kam der Sohn Gottes auf die Erde, um Frieden zu stiften. Jesus ist am Kreuz gestorben, um für die Sünden zu bezahlen.
Deshalb ist es die höchste Aufgabe, ein Friedensstifter zu sein: zu den Menschen zu gehen und zu sagen: „Du brauchst Jesus. Du brauchst Vergebung für deine Sünden. Du musst neu anfangen. Du brauchst ein neues Herz. Du brauchst eine ganz neue Ausrichtung für dein Leben. Du brauchst Frieden mit Gott.“
Nur wer diese Aufgabe annimmt und Friedensstifter wird, kann Glück finden. Denn Glück findet man dort, wo man an der wichtigsten Sache mitarbeitet.
Es macht nicht glücklich, den VW-Konzern umzubauen – entschuldigt, das wird in einer Million Jahren keine Rolle mehr spielen.
Aber dort, wo wir Friedensstifter zwischen Gott und Menschen geworden sind, wird man in einer Million Jahren noch sagen: „Das war stark damals.“
Deshalb gehört zum Glück dazu, dass wir als Botschafter Gottes die Aufgabe erfüllen, für die Gott uns berufen hat: in die Nachfolge Christi zu treten, in die Fußstapfen Christi, und wie der Sohn Gottes gekommen ist, um Frieden zu stiften, selbst Friedensstifter zu werden.
Wo wir das tun, wird man uns „Söhne Gottes“ nennen. Man wird sagen: „Wenn ich so die Bibel lese und dich anschaue, kommt mir das bekannt vor. Jesus hat immer so ähnliche Dinge gepredigt wie du.“
Genau so werden wir dem Sohn Gottes ähnlich.
Der letzte Punkt: Dem Wunsch nach Akzeptanz hält Jesus Matthäus 5,10-12 entgegen:
„Glückselig sind die, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Reich der Himmel. Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen euch reden werden um meinetwillen. Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß im Himmel; denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren.“
In einer Welt voller Böses kann der Gute nur anecken, er kann nie wirklich dazugehören. Das verwundert uns immer wieder. Man meint es gut mit anderen, investiert sich, ist barmherzig, erklärt das Evangelium, kümmert sich. Und am Ende erfährt man oft Ablehnung.
Jesus sagt: Sei nicht verblüfft. Diese Welt ist böse, jeder Mensch ist böse, er ist verloren. Wenn du zu ihm kommst und das Evangelium bringst, wird er erst einmal Abstand nehmen und fragen: „Was tust du da eigentlich? Was erlaubst du dir, mich einen Sünder zu nennen und mir zu sagen, dass ich Erlösung nötig habe?“
Wenn er Macht hat, kommt es, wie hier beschrieben, zur Verfolgung, zu schlechtem Gerede und Ablehnung.
Jesus sagt: Wenn ich euch diesen Weg zum Glück beschreibe, wird damit einhergehen, dass ihr abgelehnt werdet.
Ist es schlimm, abgelehnt zu werden? Ja, das ist schlimm.
Doch es gibt Dinge, für die es sich lohnt, abgelehnt zu werden: wenn wir um der Gerechtigkeit und Jesu willen verfolgt werden, wenn wir uns auf die Seite des Guten stellen.
Jesus sagt, wenn das passiert, habt zwei Dinge im Blick:
Erstens: Es wird eine Zeit kommen, in der sich das, was ihr hier erlebt, lohnt und ihr Lohn bekommt.
Zweitens: Es gibt gute Vorbilder, an denen ihr euch orientieren könnt – die Propheten im Alten Testament. Auch sie wurden verfolgt, obwohl sie Gottes Wort brachten.
Für Jesus ist klar: Wahres Glück kann nur finden, wer genau das tut, was er hier sagt.
Die Frage ist: Glauben wir wirklich, was Jesus sagt? Glauben wir diese paradoxen Aussagen, die man kaum glauben kann? Glauben wir sie, obwohl sie alles, was die Welt sagt, auf den Kopf stellen und für falsch erklären?
Ich weiß nicht, ob ihr es glaubt. Ich habe den Eindruck, dass viele Christen nur glauben, dass sie glauben. Sie glauben an ihren Glauben, dass sie glauben, aber nicht wirklich an das, was Jesus gesagt hat.
Denn wenn ich ernsthaft betrachte, was hier steht und was Jesus wirklich gelehrt hat – dass Glück darin zu finden ist –, dann muss ich konkret in meinem Leben manches ändern.
Ich muss der kurzfristigen Zufriedenheit den Laufpass geben und mich nach dem tiefen, echten, unveränderlichen und über dieses Leben hinausreichenden ewigen Glück ausstrecken.
Darum soll es in unserer Reihe „Glückspilz – Glück finden, eine Gebrauchsanweisung“ gehen. Wir wollen diesen Weg gemeinsam betrachten, weil ich uns wünsche, dass wir wirklich Glück finden.
Ich wünsche euch von ganzem Herzen, dass ihr am Ende eures Lebens zurückblickt und sagen könnt: „Ich bin ein gesegneter Mann, ich bin eine gesegnete Frau, ich habe wirklich Glück gefunden.“