Einführung in den Psalm und seine Bedeutung
Jetzt soll das Wort Gottes im Mittelpunkt stehen. Ich habe Psalm 84 ausgesucht. Ich fand es so schön, dass Markus Bender zu den Psalmen ging. Wir haben durch die Psalmen immer wieder große Ermutigung bekommen. Es gab auch immer wieder Predigtreihen über die Psalmen.
Psalm 84 ist immer schwierig zu beurteilen, wenn man sagt, es sei einer der schönsten Psalmen. Es gibt so viele schöne Psalmen. Die Psalmen sind sehr ideal, besonders wenn man unterwegs ist oder am Flughafen sitzt und viel Zeit ungenutzt verstreicht. Da liest man am leichtesten in den Psalmen, auch in der Straßenbahn. Die Psalmen gehen so leicht, sie holen einen dort ab. Man blättert ein bisschen und sucht, was gerade passt, und dann kann man es beten und mitnehmen.
Psalm 84 ist ein besonders fröhlicher Lobpreispsalm, den man kennen muss. Es ist ein Psalm der Söhne Korah, vorzusingen auf der Gittit. Das habe ich jetzt vergessen zu überprüfen, was die Gittit genau ist. Weiß jemand das? Wir haben hier ja musikalische Leute. Ich glaube, es ist ein Instrument, aber ich meine, was für eins – Seiteninstrument, oder? Ich bin da noch interessiert.
Sehnsucht nach Gottes Gegenwart
Wie lieb sind mir deine Wohnungen, Herr Zebaoth! Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des Herrn. Mein Leib und meine Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.
Der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen, deine Altäre, Herr Zebaoth, mein König und mein Gott. Wohl denen, die in deinem Hause wohnen, die dich immer loben!
Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten und von Herzen dir nachwandeln. Wenn sie durchs Dürretal ziehen, wird es ihnen zum Quellgrund, und der Frühregen hüllt es in Segen.
Das mit dem Jammertal ist trotzdem nicht so schlecht gewesen. Wenn sie durchs Jammertal ziehen – wenn nur der alte Text hat –, gehen sie von einer Kraft zur anderen und schauen den wahren Gott in Zion.
Herr Gott Zebaoth, höre mein Gebet, vernimm es, Gott Jakobs, Gott unser Schild! Schaue doch an das Angesicht deines Gesalbten!
Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend. Ich will lieber die Türhüter in meines Gotteshauses sein als wohnen in den gottlosen Hütten.
Denn Gott, der Herr, ist Sonne und Schild. Der Herr gibt Gnade und Ehre, er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen.
Herr Zebaoth, wohl dem Menschen, der sich auf dich verlässt!
Persönliche Herausforderungen und die Bedeutung der Gemeinde
Wie es mir geht, darf ich ganz persönlich beginnen: Wenn man zurückkommt und vielleicht vier Ausgaben der Zeitschrift Idea auf einmal liest, wird man fast – nein, man wird richtig psychisch belastet. Die Lage der Kirche und all die verschiedenen Stimmen sind einfach so belastend, dass man mutlos wird.
Meine Frau hat gesagt: Du hast jetzt nicht die Kraft, all das zu bewältigen. Es ist immer weise, die Kraft zu haben, alles zu verarbeiten. Aber vorher musst du das Ganze erst einmal ein paar Tage liegen lassen, bis du die seelische Kraft hast, dich wieder damit auseinanderzusetzen.
Heute ist es auch bei uns sehr verbreitet, dass wir immer das Negative sehen und ständig von Schreckensnachrichten hören. Natürlich, wenn Sie alles wüssten, was letzte Nacht in Stuttgart Schlimmes passiert ist, dann würden Sie geisteskrank werden – das könnten Sie gar nicht verkraften. Ich glaube, wir dürfen auch gar nicht alles wissen, was an Schlimmem geschieht.
Vielleicht denken Sie, ich sei blind. Ich leide ja unter vielem, und wir sprechen auch vieles beim Namen an. Aber die Kirchenkritik steht heute oft so sehr im Vordergrund, dass sie viele junge Leute beherrscht.
Ich habe auch manche getroffen, die sich hochmütig abgesetzt haben und sagen: „Damit will ich doch nichts mehr zu tun haben, mit diesem Haufen.“ Doch ich will mit diesem Haufen, mit der Gemeinde Gottes, zu tun haben, und dort gehöre ich hin. Den Stab darüber zu brechen und sich abzusetzen, das ist nicht unser Recht.
Die wahre Bedeutung von Kirche und Gemeinschaft
Jetzt wollen wir uns ganz deutlich auseinanderdividieren. Wir bleiben nicht aus Treue zur Kirche, weil wir irgendwo in einen Verwaltungsbezirk eingeteilt sind oder weil der Taufschein einmal mit einem Dienstsiegel ausgestellt wurde. Was uns wichtig ist, ist die Gemeinde Gottes.
Hier steht vom Haus Gottes, und das Haus Gottes ist sein Tempel, seine Gemeinde, sein Haus von lebendigen Steinen. Wo gläubige Leute sind, da gehören wir dazu. Und genau dorthin zieht es uns. Der Psalm spricht viel davon: „Mich zieht es zu den gläubigen Leuten.“
Ich glaube, dass heute einiges falsch läuft. Wer so redet, der bleibt am Ende allein und einsam. Heute Morgen habe ich noch einen indischen Gast zum Flughafen gebracht. Er erzählte von der gesegneten Bhakt Singh Bewegung in Indien. Viele von Ihnen haben diese Bewegung ja auch früher verfolgt. Die Geschichte ist leider sehr traurig: Überall sind die Leute in kleinen Hausgemeinden am Ende hängen geblieben. Sie sind geistlich ausgehungert, und die meisten stehen nicht mehr im Glauben.
Das war eigentlich eine tolle Idee: weg von den großen Kirchen, hin zu den Hauskreisen. Doch am Ende sind sie geistlich vertrocknet und hatten keine Hirten mehr, die sich um sie gekümmert haben. Manche haben sich vielleicht auch hochmütig von anderen Gemeinden abgewandt. Es war eine gesegnete Bewegung, die jedoch im Nichts endete.
Davor wollen wir uns hüten. Es ist sektenartig, wenn man sagt: „Ja, ich will damit nichts zu tun haben.“ Wir sind die reine Gemeinde – und es gibt keine reine Gemeinde, schon deshalb nicht, weil wir dazugehören. Wenn es eine reine Gemeinde gäbe, würde sie im Moment aufhören, rein zu sein, sobald wir dazukommen.
Deshalb wollen wir uns hüten, die Gemeinde immer so zu sehen. Wir sehen eine Gemeinde mit allen Mängeln, auch wenn sie eine Gemeinde Gottes sein will. Und dann gehören wir dazu.
Die Bedeutung von Gemeinschaft und Gottesdienstorten
Uns interessiert nicht der Bau von Steinen, uns interessiert nicht das Budget, die Kirchensteuer oder ähnliches. Wir suchen nach gläubigen Menschen. Jesus hat das Maß gesetzt: Wo zwei oder drei in seinem Namen beieinander sind, da ist seine Gegenwart – und das ist bewegend.
Heute Mittag habe ich einige Bilder gezeigt, darunter auch aus Taiwan. Taiwan ist ein sehr zerklüftetes Land. Ich wusste nicht, dass es so groß ist wie Baden-Württemberg, aber der größte Teil ist unbewohnbar. Dort gibt es extrem steile Gebirge, bis zu 3200 Meter hoch, oft mit Schnee bedeckt über weite Teile des Jahres. Es führt nur eine einzige, abenteuerliche Straße durch, die durch zahlreiche Tunnel in den Bergen verläuft.
Wenn man dort ein Stück fährt und etwas Höhe gewinnt, steht plötzlich ein kleines Kirchlein da. In Taiwan sind nur etwa vier Prozent Christen. Dieses kleine Kirchlein, umgeben von der herrlichen Bergwelt, interessiert mich nicht wegen des Gebäudes, sondern weil dort Menschen sind, die beten und das Wort Gottes verkündigen. Dann spürt man Heimat, Heimatluft, und der Psalm klingt von dieser Heimatluft.
Wir wollen uns nicht an Städten festklammern, obwohl sie uns auch etwas bedeuten können. Wenn jemand sagt: „Dort wurde ich konfirmiert, dort habe ich Erinnerungen, dort war ich in der Kinderkirche“, dann sind das wichtige Erinnerungen und ein Ort bleibender Heimat. Heimat ist dort, wo Menschen im Glauben stehen, wo der Tempel der Gegenwart Gottes ist.
Deshalb ist Vorsicht bei der Kritik geboten. Durch Schimpfen kann man sich alles verbauen. Sicher, wir sehen Missstände, und wir müssen nicht dort bleiben, wo Missstände herrschen – ganz bestimmt nicht. Dort ist nicht unser Platz. Wir wollen nicht an Orten sein, wo Spötter sind. Das haben wir auch von Daniel gelernt: Er war nicht dort, wo die Spötter waren, sondern hat sich abgesetzt. Aber die Freude an der Gemeinde gehört für uns dazu.
Gottes Wohnung in der Gemeinschaft der Gläubigen
Vers 2: Wie lieb sind mir deine Wohnungen, Herr Zebaut!
Hier geht es nicht um Steine, ganz bestimmt nicht. Immer wurde zwar ein Kult um Steine und Gebäude getrieben, doch es geht vielmehr darum, wo Gott Wohnung macht. Das kann ein Hauskreis sein, ein schlichter Saal oder ein anderer Ort.
Es ist immer wieder merkwürdig: Im Korntaler Missionsseminar haben sie unten einen Keller zur Kapelle ausgebaut. Jemand meinte, es sei nicht richtig, wenn man im Hörsaal eine Morgenandacht hält – man brauche eine Kapelle. Ich habe dafür nie Verständnis gehabt. Mir reut das Geld für einen Extraraum, der dann oft leersteht.
Ich finde es schön, wenn man Andacht im Arbeitsraum oder im Hörsaal hält. Das ist wunderbar. Besonders eindrücklich ist es, wenn Sie zu Hause dort, wo Sie arbeiten, Ihre Bibel lesen. Die Wohnungen sind nie so gemeint, als müssten sie Sakralräume sein.
Der Tempel, das Heiligtum des Alten Bundes, ist zerfallen. Interessant ist, wie Jesus das vorausgesehen hat: Der Tempel wird zerbrochen werden, obwohl er unter Salomos Gebet eingeweiht wurde. Er zerbrach bei der ersten Zerstörung, dann kam der erneuerte Tempel, später der Herodestempel – und wieder heißt es, der Tempel wird zerbrochen werden.
Wenn man die alttestamentlichen Verheißungen über das Zerbrechen des Tempels liest, erfährt man, dass dies die Zeit sein wird, in der sich die Heiden bekehren. Es ist wunderbar, wie Jesus das so gefügt hat, dass dort, wo der Tempel von Jerusalem zerbrochen wurde, er sich einen Tempel aus lebendigen Steinen gebaut hat.
Die Gemeinde als lebendiger Tempel Gottes
Ihr seid der Tempel Gottes, sagt Paulus. Ihr seid der Tempel Gottes, die Wohnung Gottes, wo Menschen sich für ihn öffnen. Das ist immer wieder etwas Großes, wenn man an einem fremden Ort so etwas findet.
Die lieben Rebbis haben mir erzählt, wie sie auf Kreta plötzlich eine Gemeinde entdeckt haben. Es ist eine ganz kleine Gemeinde, und es ist ihnen jetzt wichtig, dass man dieser Gemeinde hilft. Ich finde das auch so schön.
Vorhin hat wieder jemand am Telefon gesagt: „Euer Name ‚Hilfe für Brüder‘ ist so doof.“ Das ist nicht doof, das ist Jesussprache. Jesus unterschied nicht zwischen Frauen und Männern, sondern sprach von Brüderlichkeit. Ja, wir wollen denen helfen, die Jesus liebt. Das sind meine Brüder, meine geringsten Brüder. Um sie geht es uns.
Dort ist seine Gegenwart. Das ist etwas Erhebendes und Bewegendes, wenn man das sieht.
Worin hat mich ein Unger angerufen. Interessant, er wollte eine Auskunft von mir und sagte: „Wissen Sie, dass es hier in Stuttgart ein Heim gibt, in dem Juden aus Russland leben? Dort gibt es auch eine gläubige judenchristliche Familie in Stuttgart.“ Das ist interessant, denn so kann jemand Kontakt knüpfen.
Es ist so interessant, weil man einfach sieht, dass das Kinder Gottes sind. Das bedeutet nicht, dass wir andere Menschen nicht mehr für wichtig halten. Nein, die Bruderschaft ist etwas Heiliges. Menschen, die sich für den Geist Gottes öffnen und wo Gott Wohnung nimmt.
Wenn zwei oder drei zusammenkommen und in seinem Namen vereint sind, ist das ein ganz bewegendes Geschehen. Wenn sie mit anderen beten und einen bitten: „Dann betet doch mit mir.“ Das ist etwas Wunderbares. Ein Besuch bekommt dadurch auch einen ganz anderen Tiefgang.
Und das ist ein Dienst, den wir miteinander tun.
Die Sehnsucht nach Gottes Gegenwart und lebendiger Gemeinschaft
Wie lieb sind mir deine Wohnungen, Herr Zebot! Damit meine ich nicht nur die Kirchengebäude oder die Dobbelstraße 14, sondern die Orte, an denen Gottes Ehre wohnt. Das kann ein Urlaubsfreizeitheim sein, ein Hauskreis oder auch ein Platz, an dem man sich mit anderen zum Gebet trifft. Das ist schön.
Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des Herrn. Mein Leib und meine Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.
Heute sind wir Zuschauer geworden. Überall schaut man nur noch zu – beim Fußball, beim Fernsehen – überall gibt es nur noch Zuschauer. Vielleicht kommt daher die Mentalität, dass man immer so viel meckert. Als Zuschauer sieht man ja immer die Fehler und sagt: „Mensch, der Schiedsrichter, den muss man vom Platz stellen, der ist ja ungerecht!“ Oder: „Wie der Spieler heute schlecht spielt!“ Deshalb weiß der Zuschauer immer, wie es richtig geht.
Auch im Geistlichen gibt es sehr viele Zuschauer. Beobachten Sie mal andere Christen: Wie viel sie sagen können! „Oh, in der Gemeinde ist nichts, dort ist nichts“, und sie sagen: „Ich gucke mir erst mal alles an.“ Das sind immer die tollsten Leute, die erst mal alles anschauen. Sie finden nie eine Gemeinde, in der sie heimisch werden, weil sie nur vom Zuschauen leben.
Man muss ihnen immer sagen: „Geh mal runter in die Küche und hilf beim Kartoffelschälen!“ So erlebt man Gemeinde. Komm, mach mal einen Mittag Gemeindebrief aus, dann wirst du heimisch in einer Gemeinde. Beten gehört dazu.
Beim Gebetskreis der Männer waren wir heute fünf. Heute waren wir ganz viele. Jetzt glauben Sie gar nicht, wie lebendig unsere Gemeinde ist. Wir haben fünf Männer beim Beten. Alle anderen brauchen es nicht. Bei den Frauen waren es sieben – Frauen sind immer besser. Die ganze Gemeinde schrumpft auf so einen Kern zusammen, andere brauchen es nicht. Das ist wunderbar.
Aber machen Sie mal mit, finden Sie Gemeinschaft! Dürfen Sie Ihre Nöte und Krankheiten auch sagen. Das Mittragen ist wichtig. Man muss mitarbeiten, hineingehen, sich öffnen und einem anderen sagen: „Denk an mich, morgen habe ich einen schwierigen Arztbesuch“ oder „Ich habe Nöte mit meinen Kindern.“ Ich sage Ihnen das vertraulich zum Beten.
Wenn Sie anfangen, Gemeinschaft zu praktizieren, dann erleben Sie Gemeinde. Keine Zuschauer! Zuschauersein macht unglücklich und undankbar. Da liegen die Probleme bei vielen: Heute sind sie nur noch Zuschauer. Man kann auch richtig „stinkfromm“ sein und doch nur Zuschauer bleiben. Man erlebt Gemeinde nie, weil man sie nicht richtig praktiziert.
Für uns ist es immer noch wunderbar, dass überall – auch in unserer anstößigen, fehlerhaften, unbefriedigenden Volkskirche landeskirchlicher Prägung, die viel von Menschenordnungen und geschichtlichen Willkürentscheidungen geprägt ist – dass hier überall Gemeinde Jesu gemacht werden kann.
Die Kraft des Glaubens und der Gemeinde trotz Herausforderungen
Ich saß neulich mit jungen Pfarrern und Vikaren zusammen, die fragten, ob es in der Gesellschaft überhaupt noch einen Wert hat. Sie sagten: „Ja, wunderbar, überall kann man das machen.“
Es mag sein, dass man dabei auch mal ein bisschen Kritik bekommt. Das macht nichts, es tut einem sogar gut. Die Bäume müssen ja nicht in den Himmel wachsen. Aber überall kann man anfangen. Und dort, wo man anfängt, die Bibel zu lesen und zu beten, entsteht Gemeinde.
Nichts anderes ist notwendig. Manche sagen, man müsse so beten, mit den Händen in die Luft oder mit besonderen Wundern und Zeichen. Das ist nicht wahr, absolut nicht wahr. Die Bibel, unverkürzt, und das Gebet – darauf kommt es an. Und dann wird Gemeinde entstehen, wo auch immer.
Dafür braucht man keinen Talar oder Ähnliches. Gemeinde wird entstehen. Sie können das tun, und Sie müssen die Augen öffnen. Gott wird Ihnen die Menschen zuführen. Sie werden dort miteinander erleben dürfen, aber nicht nur als Zuschauer. Sie dürfen nicht bloß Tribünenchrist sein, der von oben herab schaut. Sie müssen mitmachen, hineintreten.
Die Frage ist: Wo können Sie mit Ihren Gaben mitmachen? Dann sagen Sie: „Da mache ich mit.“ Und Sie werden immer erleben, dass Sie beschenkt werden, wenn Sie dabei sind.
Darum heißt es hier: Meine Seele verlangt danach, ich muss das haben, ich brauche das. Nicht bloß, dass wir das „Absitzen“ sagen, „Da muss ich wieder hin.“ Doch ein großer Segen liegt darauf, wenn man die Gemeinschaft sucht und sagt: „Ich nehme es vor, auch wenn es blitzt und stürmt und ich keine Lust habe.“ Und wenn man geht, dann verlangt man nach der Gemeinschaft mit Gott.
Darum gehen wir zur Gemeinschaft, zur Gemeinde, zu den Vorhöfen des Herrn. Ich will dort sein, wo Gott sich offenbart, wo Gottes Gegenwart zu finden ist. Und er sagt, wie es in diesem Psalm heißt: Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.
Die Erneuerung durch Gottes Gegenwart
Leib, dieser müde Leib heute Abend. Diejenigen, die gerade von der Arbeit kommen, sagen: „Ich bin ganz groggy, ich bin abgeschafft, ich bin müde, habe Kopfweh, ich schlafe fast ein auf dem Stuhl.“ Sie sind müde, und doch freut sich der Leib an Gott.
Dann geht noch einmal eine erquickende Kraft durch uns hindurch. Die Seele kann noch einmal ausatmen. So wichtig ist es, ob Sie heute Abend alles aufnehmen können. Vielleicht können Sie vor Gott den Tag noch einmal Revue passieren lassen und sagen: „Herr, nimm hin, was nicht recht war, vergib, was falsch und lieblos geredet wurde. Mach du den Schlussstrich unter diesen Tag mit deiner Vergebung.“ Das ist wunderbar, wenn man so den Tag abschließt.
Mein Leib und meine Seele freuen sich in dem lebendigen Gott, in dem Gott, der da ist. Als Verweisstelle habe ich Psalm 42 gewählt. Dort kommt der Hirsch vor, der schreit, wie nach frischem Wasser, so sehnsüchtig nach der Gegenwart Gottes.
Sie haben heute vielen komischen Menschen ins Gesicht geschaut und haben sich über manche Dinge geärgert. Jetzt sehnen Sie sich noch einmal, wie diese Frau in Bethlehem, die Blinde, die sagt: „Ich möchte Jesus sehen“, noch einmal den Blick haben auf die neue Welt Gottes. Dann können Sie ruhig werden und wissen: Ich lege einfach mal ab, was in meinem Leben ungeklärt bleibt und was ich nicht lösen kann.
So ist dieser Psalm doch schön: „Ich sehne mich nach der Gemeinschaft mit Gott, und ich sehne mich von Leib und Seele nach dieser Gemeinschaft.“
Das Bild vom Nest als Symbol der Geborgenheit
Und dann kommt dieses schöne Wort vom Nest, vom warmen Nest. Der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen.
Wo steht das in unserer Kirche, in unserem Gebäude? An der Turmseite, an der Tafel. Diese erinnert an die Gabe der amerikanischen Lutheraner, die dieses Kirchendach gestiftet haben. Wenn man hineinkommt, sieht man diese Tafel. Manchmal wirkt sie ein bisschen unscheinbar, weil sich die Schrift nicht so stark abhebt. Dort ist dieses Psalmwort festgehalten.
Aber es soll, wie gesagt, nicht nur für das Kirchengebäude gelten, sondern vor allem für die Gemeinschaft mit Gläubigen. Mit Gläubigen, mit denen man sich trifft – das ist die Voraussetzung. Es hat keinen Wert, wenn das später zerbricht. Dann ärgert man sich nur.
Somit brauchen wir Gläubige, Menschen, mit denen wir nicht diskutieren oder streiten müssen, ob die Bibel Gottes Wort ist. Das kann ich nicht mehr ertragen. Ich weiß gar nicht, wie lange ich noch lebe, und die wenige Zeit, die mir bleibt, möchte ich nicht im Streit verbringen. Darum ist mir die Gemeinschaft mit den Gläubigen wichtig.
Man muss nicht jeden Streit suchen oder schlichten, wer noch Kraft dazu hat. Die jungen Leute dürfen das tun. Aber deshalb brauchen wir die Gemeinschaft mit den Gläubigen. Und ich freue mich, wenn wir diese Gemeinschaft wahrnehmen können.
Dann haben wir ein warmes Nest gefunden, wie ein Vogel, der sein Nest sucht, wie die Schwalbe, die ihre Jungen dort hat. Und was ist dieses warme Nest?
Die wahre Nestwärme: Frieden am Altar Gottes
Jetzt kommt natürlich ein Kritiker und wird sagen: „Jetzt habe ich es gehört, die suchen nur die Erbauung ihrer Seele.“ Quatsch! Wir sind Tag und Nacht im Kampf! Das ist bei Ihnen heute nicht anders. Von allen Seiten sind wir von Versuchungen umkämpft. Wir sind im Kampf und in der Verantwortung und müssen wirken.
Da brauchen wir irgendwann ein paar Ruheplätze, an denen wir wieder aufatmen können, wo wir wieder Frieden finden. Das brauchen heute die Menschen erst recht. Sie sind ja fast alle in ihrer Seele krank und in ihrem ganzen Wesen krank. Wir haben keinen Frieden mehr. Darum brauchen wir das warme Nest, die Behaglichkeit dessen, der da seine Nestwärme sucht.
Was ist diese Nestwärme? Deine Altäre – was heißt das, deine Altäre? Wir müssen die Bibel ganz schlicht am Wort ausleben. Was sind die Altäre? Dort lag ein Lamm geschlachtet, und das Blut floss herunter. Die Kinder standen da und fragten: „Papa, warum ist das liebe Lämmlein geschlachtet worden?“
Dann sagt der Vater: „Für unsere Sünde, als ein Sündopfer.“ Das ist das warme Nest für uns – die Altäre, wo das Rauchopfer aufstieg, wo erst wieder deutlich wurde, dass der Weg zu Gott erst frei gemacht werden muss.
Also, es geht doch nicht darum, dass wir in der Gemeinde eine behagliche Gemütlichkeit finden.
Ach, das muss ich Ihnen noch erzählen: Der Leiter dieser christlichen Dienste im Flüchtlingslager, ein ganz lieber Amerikaner, Sohn von Miss Fionards Eltern, die in Äthiopien sind, Gordon Spach, wollte uns eine ganz besondere Freude in Manila machen, als Ausdruck der großen Dankbarkeit für die Schwestern, die wir haben.
Er hat vielleicht etwas ganz Wunderbares gemacht. Aber was hat er jetzt noch? Er sagt: „Ein Restaurant“, und wir dachten, gut, wir essen gern, ich esse gern gut. Aber wo er uns dann hingeschleppt hat, das war fast ein Schock: In das Restaurant Schwarzwälder.
Da standen Philippinos in bayerischen Lederhosen, und die Bedienung trug ein bayerisches Dirndl. Die Frau, die uns bediente, hieß Agnes. Nebenher lief Musik – ein Verstandereignis. Das Wort „Bierherr“ fiel mehrmals. Der Amerikaner war so glücklich, dass er uns Deutschen eine Schweinshaxen bestellen konnte. Das tut meiner Galle gar nicht gut, ich habe schon gar keine mehr.
Das war der größte Trübsinn. Ich habe mich so geschämt, Deutscher zu sein. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich kein Deutscher mehr sein wollte.
Also, ich suche nicht die Gemütlichkeit. Die Gemütlichkeit suche ich nicht. Manche meinen, die Pietisten, die evangelikalen Fundamentalisten, die suchen ihre Nestwärme. Aha, die suchen ihre Nestwärme. Aha, aha. Nein, darum geht es gar nicht.
Ich suche die Altäre Gottes. Da atme ich auf, wenn ich auf das Blut Jesu sehe. Da ist meine Schuld gebüßt. Das gibt mir Frieden, verstehen Sie? Es geht nicht um Gemütlichkeit, bayerische Gemütlichkeit, Deftiges, verstehen Sie, mit Lederhosen.
Sondern es geht um das Friedenfinden am Blut Jesu, an den Altären Gottes. Und da wird uns noch einmal deutlich, welches Opfer Gott da hingelegt hat, damit wir Frieden haben.
Um den Frieden geht es, um die Nestwärme geht es – und das brauchen wir. Sonst sind wir ganz hin- und hergescheuchte Leute. Sie kriegen nur Frieden in ihrem Leben.
Die Befreiung durch Vergebung und Gottes Gnade
Jetzt sind wir wieder an dem Punkt, den wir schon vorhin beim Eingangslied bedacht haben: die Japaner sagen, die Schuld könne man gar nicht aussprechen. Sie wollen die Sittlichkeit vom Christentum übernehmen.
Den Frieden erhält man im Evangelium aber nur, wenn man sich seiner Schuld stellt.
Liebe Freunde, vielleicht ist das bei uns auch so. Wir reden viel darüber. Ist das bei Ihnen der Punkt, an dem Sie vor Gott sagen: "Ich mache einen Schlussstrich und lege jetzt die Schuld ab von diesem Tag"? "Ich habe heute viel falsch gemacht, und es tut mir leid, von Herzen leid." Es ist oft auch sehr befreiend in einer Ehe, wenn man sagt: "Du, ich habe viel falsch gemacht, und jetzt vergib mir." Manche bringen es nicht mehr über die Lippen.
Ihnen ist es vor Gott leichter, als vor Menschenschuld zuzugehen. Das muss doch leichter sein. Es gibt ja keinen Menschen, der nicht auch Fehler macht. Vor Gott, der nie Fehler macht, müsste es eigentlich schwieriger sein.
Da sehen wir nur, wie oberflächlich wir das tun und auch gar nicht überlegen, was wir da meinen.
Das sind die Altäre, an denen wir das Haus gefunden haben. Ehrlich gesagt könnte man den Altar wegen mir aus der Kirche raustun. Auf den Altar werden auch keine Ochsen mehr geschlachtet.
In unseren Kirchen ist der Altar als Abendmahlstisch meist auch nicht sehr geschickt angebracht. Aber das sind Traditionen der Kirchbauenden und Liturgiker, die jetzt schon einen Herzanfall bekommen würden, wenn sie solche Worte hören würden.
Ich will keinen Altar aus der Kirche entfernen. Mir gefällt sie genauso, wie sie ist. Nur soll niemand denken, es werde jetzt irgendetwas Bilderstürmen geben. Mir geht es nur darum, was die Altäre sind.
Der Altar muss da sein, wo vom Blut Jesu gesprochen wird, wo Menschen Frieden finden. Darum ist nicht der Stein wichtig, der da steht, sondern der andere Ort, an dem Menschen Heimat haben und in ihrer Anfechtung wissen, was sie hält.
Ermutigung durch Zeugnisse aus dem Leben
Unter den Briefen, die man vorfand, war auch die Todesanzeige unseres lieben Werner Kircher. Er war ein Studienfreund von unserem Willi Ehret und lebte in Heilbronn. Regelmäßig hörte er unsere Kassetten, weil Willi Ehret es noch möglich gemacht hatte. Werner Kircher konnte sich seit Jahren nicht mehr bewegen, war gelähmt und konnte nach einer verunglückten Operation nicht mehr sprechen. Die Operation war jedoch notwendig. Er war erst 34 Jahre alt.
Er ist nun heimgegangen, gerade an dem Tag, an dem wir weggefahren sind. Das schrieb eine liebe Frau, die ihn einmal in der Woche besucht hat. Es ist immer schön, was einem so zugetragen wird. Das sind für mich Ermutigungen, und da muss man eigentlich etwas erzählen.
Ich dachte, vielleicht sollte man diese Frau einmal bitten, dass sie es im Gottesdienst selbst erzählt. Diese Frau, die ihn besucht hat, litt selbst in ihrer ganzen Not. In ihrer Gemeinde gab es keine Verkündigung, sie hatte nur einen kleinen Hauskreis. Trotzdem hat sie sich einmal in der Woche um Werner Kircher gekümmert.
Vor einem Jahr erlebte sie, dass ihr achtjähriger Sohn Christian von einem Lastwagen überfahren wurde und sofort tot war. Sie schrieb das jetzt in einem Brief nieder, wie sie das alles mitnimmt. Sie hat viel darüber gesprochen und hat am Ostersonntag Werner Kircher mit dem Rollstuhl zum Grab ihres Sohnes Christian mitgenommen. So wollte sie das alles noch einmal an seinem Grab verarbeiten.
Doch sie kam einfach nicht darüber hinweg. Sie sagte dann zu Werner Kircher, der nur noch schwer sprechen konnte: „Am besten wäre es, man lebte gar nicht mehr.“ Und dann erzählt sie, wie er sie angesehen hat. Sie hat wieder so viel Lebensmut bekommen, weil da ein Glaubender war, der nicht mehr reden konnte, aber etwas vom Trost Gottes begriffen hatte.
Das ist für mich so wichtig geworden. Wir, die wir uns heute oft in irdischen Geschäften, Geld, Politik und Streit verlieren, übersehen, dass es Menschen gibt, die Gott durch die tiefsten Täler führt. Diese Menschen buchstabieren das dann aus und sagen: „Ja, die Gnade Gottes hält mich.“ Da lebt er.
Die Frau schrieb sechs Seiten mit geistlichen Erfahrungen, die man am Ende seines Lebens macht. Dort, wo keine Hoffnung von Menschen mehr bleibt und alles zu Ende scheint, bleibt nur noch der Trost Gottes. Das ist für mich eine große Ermutigung, und ich möchte sie weitergeben.
Es geht immer ganz tief, weil es unsere eigene tiefste Schicht berührt: Worauf leben wir? Worauf stehen wir? Was hält uns eigentlich noch? Das ist so schwer. Wir haben ja selbst nichts, was wir vorweisen können – keinen Erfolg. Was wollen wir eigentlich?
Die Gnade Gottes trägt mich. Er hat mich lieb, er will, dass ich lebe und bei ihm bin. Er hat den Tod überwunden, und wir leben in dieser christlichen Hoffnung. Ich möchte heute Abend einfach, dass Sie Freude haben und sagen: „Ich freue mich an der Gemeinschaft.“ Das muss jedes Mal auch in mein Leben hineinwirken.
Wie die Leute sagen: „Wenn ich meinen Hauskreis nicht hätte, wäre bei uns alles ganz tot.“ Werner Kircher sagte, niemand aus der Gemeinde sei gekommen, um ihn zu besuchen, schrieb seine Mutter. Da wird man immer so traurig und denkt: Was für ein Versäumnis ist das, wenn Menschen einsam sind und keine Gemeinschaft haben. Das ist das Allerschwerste – abgehängt zu sein.
Ich habe ihn auch nie besucht. Umso dankbarer bin ich, dass eine Frau es ergriffen hat und sich um ihn gekümmert hat. Das ist schön, wenn man einander nicht nur sagt: „Ich komme und bringe Saft mit.“ Das brauchen die Menschen nicht. Beten Sie mit ihnen, sprechen Sie ein Gotteswort. Sie werden erleben, wie die Gegenwart Gottes auch in einem Krankenzimmer plötzlich da ist und lebendig wird.
Vertrauen auf Gottes Stärke und Führung
Jetzt kommen noch die Worte: Wohl den Menschen, die sich für ihre Stärke halten.
Das Schlimmste ist, wenn man sich selbst für stark hält, wenn man sein Fleisch für seinen starken Arm hält und meint, dass es ausreicht. Das ist das Schlimmste.
Das Wunderbarste hingegen ist, wenn ein Mensch sagt: Ich traue nur noch auf Gott. Das ist eben eigenartig, aber das können dann die tun. Die Mutter wollte es erleben, als der Junge die 100 Meter zum Bücherbus rennen wollte und nicht mehr zurückkommt. Oder der andere, der gelähmt im Rollstuhl sitzt.
Diese Menschen sind uns vielleicht an der Stelle voraus, weil sie nicht mehr dem eitlen Tand der Welt nachlaufen wie wir. Wir lassen uns von allem betören.
Und dann gibt es den anderen, der sagt: Ich kann bloß noch weitermachen, weil Gott mich hält, weil er meine Stärke ist. Ein David, der dem Goliath entgegenzieht, weil er vielleicht als Kind so schwach war, dass er sagt: Aber ich traue auf den Herrn Seebaut, und in seinem Namen komme ich zu dir.
Dieses Vertrauen auf Gott, das uns heute so schnell als Kinderglauben verkauft wird, ist doch Stärke – wahre Stärke.
Die Menschen, die Gott für ihre Stärke haben, sagen: Ich kann selbst gar nichts, aber Gott kann. Das kommt uns manchmal so primitiv vor, aber wie denn sonst? Das ist Stärke.
Wir meinen immer wieder, wir müssen es allein schaffen. Doch wir müssen es nicht allein machen.
Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten und von Herzen dir nachwandeln – von Herzen, von innen heraus. Die wollen das mit Leidenschaft, mit Hingabe und mit Liebe.
Ja, es hat auch eine emotionale Seite, von Herzen. Aber das muss nicht emotional schmusig sein. Die Liebe zu Jesus muss irgendwo auch Raum haben.
Die Erfahrung von Gottes Segen in schwierigen Zeiten
Wenn Sie durchs Dürretal ziehen – ja, die Wüstenwanderung unseres Lebens gehört mit dazu – machen Sie eine Erfahrung wie das Volk Israel in der Wüste. Sie gehen durch dieses heiße Wüstenland, die Wüste Sinai, und erleben, wie der Fels, der Sie dort so kalt anblickt, plötzlich zur Wasserquelle wird.
Sie sagen: „Ich halte es nicht mehr aus, das sind doch nur Steine!“ Und dann merken Sie plötzlich, dass Gott aus dem Stein, der Ihnen so ärgerlich ist, Wasser fließen lässt. Verstehen Sie, was die Bibel sagt? Das, was Ihnen gerade noch Ärgernis war, wird zum Segen. Das, was Ihnen gerade noch so schwierig erschien, dass Sie vielleicht glauben, Sie müssten Ihrer Ehe davonlaufen, oder denken: „Diese Menschen sind mir so furchtbar“, oder „Ich halte den Druck in meinem Beruf nicht mehr aus“ – Gott sagt mitten darin: „Lass dich von mir erquicken.“ Er ist es, der da ist.
Der Frühregen – das war in Israel immer der erste Regen, der das ganze Land in Grün verwandelte. So gehen Sie von einer Kraft zur anderen und schauen auf den wahren Gott. Es ist nicht so, dass Sie auf einmal die Megapower bekommen. Heute gibt es ja oft solche Reden mit schönen Worten, aber tatsächlich bekommen Sie immer nur kleine Portionen – Stück um Stück, immer wieder neu. Dann sind Sie wieder leer, und dann nehmen Sie erneut. Es ist so schön, eins nach dem anderen.
Wir werden in dieser Welt noch nicht in voller Kraft leben, sondern gehen von Kraft zu Kraft. Wir schauen auf den wahren Gottessinn, erleben Gott schon im Glauben und dürfen ihn eines Tages in der Ewigkeit schauen.
Die Sehnsucht nach Gottes Haus und seine schützende Gegenwart
Ja, ich will lieber die Tür hütend in Gottes Haus stehen, als in den Hütten der Gottlosen wohnen. Die Gottlosen haben natürlich keine einfachen Hütten, sondern schicke Bungalows.
Aber ich möchte lieber nur einen Stehplatz im Tempel haben, als in den schicken Villen wohnen, in denen die Gottlosigkeit herrscht. Ich will dort sein, wo Menschen sind, die Gott lieben.
Es ist auch wichtig, wenn man eine Wohnung sucht, auf die Gemeinschaft zu achten. Man muss irgendwo hineinpassen können.
Abschluss: Gottes Gnade und Verlässlichkeit
Ich will mich heute nur noch dem Schluss zuwenden. In diesem Psalm steckt sehr viel. Man könnte eine ganze lange Reihenpredigt darüber halten, denn er ist voller wunderbarer Formulierungen.
Gott, der Herr, wird hier als Sonne und Schild beschrieben. Diese beiden Bilder zusammenzufassen, fällt schwer. Die Sonne steht als Symbol für die Energiequelle, die alles Leben ermöglicht. Sie hält die biologischen Prozesse in den Pflanzen am Leben. Ohne Sonne gibt es kein Leben. Gott ist derjenige, der uns Leben schenkt, der unser Leuchten ermöglicht und uns aufatmen lässt.
Gleichzeitig ist Gott aber auch der, der uns schützt und birgt. Die Bilder in der Bibel stehen oft ungeordnet nebeneinander. Man muss über jedes einzelne nachdenken. So heißt es auch: Der Herr gibt Gnade und Ehre. Das sind zwei ganz unterschiedliche Begriffe. Gnade ist immer unverdient. Der Herr schenkt Gnade und Ehre und macht seine Leute groß.
Wir bleiben nicht die unscheinbaren Mauerblümchen. Der Herr beschenkt uns und macht unser Leben groß. Er wird den Frommen nichts Gutes mangeln lassen. Natürlich muss man auch sagen, dass manche fragen: Warum habe ich dann nicht im Lotto gewonnen? Aber das wäre nicht gut für dich. So etwas gibt es nicht. Wir wissen nicht immer, was gut für uns ist.
Am Ende des Wüstenzugs hat Gott zu Mose gesagt: An nichts hast du Mangel gehabt. Obwohl es kalt war. Auch bei den Jüngern heißt es: Habt ihr je Mangel gehabt? Sie antworteten: Nein, Herr. Gott weiß, was wir brauchen, und wir dürfen es ganz in seine Hand legen.
Heute, in der Zeit des Überflusses, neigen wir dazu, diese Verse anders zu deuten. Aber wer noch die Hungerjahre erlebt hat, weiß: Gerade diese Verse waren damals die wichtigsten. Wie oft haben wir sie mit unseren Kinderstimmen gesungen: „Macht schöne rote Wangen, oft bei geringem Mal.“ Man wusste nicht, was 1945 auf den Tisch kommen würde.
Denn es ist wahr: Der Herr versorgt seine Seinen wunderbar. Auch dort, wo es fehlt. Wir erleben das gerade in Krankenbetten und auf schweren Leidenswegen. Der Herr sorgt wunderbar.
Wohl dem Menschen, der sich auf dich verlässt! Verlass dich auf ihn und nicht auf dich selbst. Ein herrlicher Psalm des Lobpreises. Ich hoffe, dass er Ihnen heute Abend ein Stück Weite geschenkt hat und dass Sie sich auf den Herrn verlassen. Mögen Sie heute Abend fröhlich nach Hause gehen.