Verheißung göttlicher Gnade und Schutz
Guter Schäffbruch bat mich, aus Jesaja 54 die Verse 7 bis 14 zu lesen.
Jesaja 54,7-14:
„Einen kleinen Augenblick habe ich dich verlassen, aber mit großem Erbarmen werde ich dich sammeln. Im auffallenden Zorn habe ich einen Augenblick mein Angesicht vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade werde ich mich über dich erbarmen, spricht der Herr, dein Erlöser.
Wie die Tage Noas gilt mir dies: Als ich schwor, dass die Wasser Noas die Erde nicht mehr überfluten sollten, so habe ich geschworen, dass ich dir nicht mehr zürnen noch dich bedrohen werde. Denn die Berge mögen weichen und die Hügel wanken, aber meine Gnade wird nicht von dir weichen und mein Friedensbund nicht wanken, spricht der Herr, dein Erbarmer.
Du Elende, Sturmbewegte, Ungegröstete, siehe, ich lege deine Steine in Hartmörtel und lege deine Grundmauern mit Saphiren. Ich mache deine Zinnen aus Rubinen, deine Tore aus Karfunkel und deine ganze Einfassung aus Edelsteinen.
Und alle deine Kinder werden von dem Herrn gelehrt, und der Friede deiner Kinder wird groß sein. Durch Gerechtigkeit wirst du fest gegründet sein. Sei fern von Bedrängnis, denn du brauchst dich nicht zu fürchten, und von Schrecken, denn er wird sich dir nicht nähern.
Bis dahin will ich dich nicht verabschieden.“
Meine Frauen, für mich war es wieder eine ganz herrliche Zeit, hier in Berlin zu sein. Da wird ja alles wieder lebendig.
Historische und gegenwärtige Herausforderungen Berlins
Was hat diese Stadt erlebt im Dritten Reich, im Zweiten Weltkrieg und während der Teilung? Wer hätte sich vorstellen können, dass der eiserne Vorhang fallen würde? Heute ist Berlin wieder eine Wirtschaftsmetropole, in der unzählige Menschen aus allen Nationen und Völkern leben.
In vielen Zeitungen lese ich und im Radio höre ich, dass fast 80 Prozent der Bevölkerung in großen Ängsten leben. Angst – obwohl wir doch eine Friedenszeit haben. Ich glaube, in der deutschen Geschichte gab es noch nie eine so lange Friedenszeit. Trotzdem haben die Menschen Angst, Angst vor Terror.
Wenn man die Kuppel des Bundestags besuchen möchte, wird man genau untersucht. Alle stehen unter Pauschalverdacht, ein Terrorist zu sein. Alles wird durchleuchtet. Am Flughafen muss man oft sogar den Hosengürtel ausziehen und wird gründlich kontrolliert. Die Sicherheitsvorkehrungen sind streng, aber eine wirkliche Sicherheit gibt es nicht. Terror bleibt eine Bedrohung.
Die Polizei sagt schon lange, dass sie das nicht mehr überwachen kann. Wie sollte sie das auch schaffen? Und diejenigen, die ein schönes Eigenheim besitzen, haben Angst vor Einbruch – das ist furchtbar. Ich habe es selbst erlebt: Man kommt nach Hause, und alles ist durchwühlt und verschmutzt. Das erzeugt Angst vor wirtschaftlichem Absturz.
Die politischen Nöte und die sich erhobenen Nationen machen die Lage nicht besser. Jesus hat schon davon gesprochen, dass Hunger und teure Zeiten bleiben werden. Er sagte auch, dass die Liebe in vielen erkalten und die Gesetzlosigkeit überhandnehmen wird (vgl. Matthäus 24,12). Wir haben kein Vertrauen mehr, dass irgendjemand diese Probleme managen kann – egal, ob er von der Mitte, von links oder von rechts kommt.
Wer will uns in der Gefahr schützen? Die Polizei ist zwar präsent, zum Beispiel an der Gedächtniskirche, aber der Terror findet andere Wege. Die Gefahren werden uns an die Wand gemalt: von Atomverstrahlung, von verschmutzten Lebensmitteln und von alten Bedrohungen.
Die Suche nach Sicherheit in einer unsicheren Welt
Ja, wenn man es nicht aus dem eigenen Leben wüsste, dass wir alle bedroht sind – schon die kleinen Kinder, um die wir bangen, ob sie das Leben gewinnen oder ob sie von der Krankheit überwunden werden. Die Schatten des Todes liegen doch über uns, erst recht über uns Alten. Wo gibt es denn Sicherheit? Wo gibt es denn Sicherheit in unserer Welt, wenn selbst der verehrte Bundespräsident sagt, dass die Welt aus den Fugen geraten ist?
Aber nicht erst heute, sondern seitdem es Menschen gibt, ist die Welt aus den Fugen, weil es keine Sicherheit mehr gibt, keine Geborgenheit. Wir sehnen uns doch nach gar nicht mehr. Wir wollen doch gar nicht viel – ein bisschen Sicherheit, in Ruhe leben und das genießen, was wir erworben haben.
Man tut heute so, als ob die großen Katastrophen, auch die des Klimas, gemanagt werden könnten. Ach, wenn das so einfach wäre, dass man nur die Häuser dämmt und dann gäbe es keine Überschwemmungen mehr und keine Hurrikans mehr!
Wir Schwaben wissen ja, dass wir vor zweihundert Jahren in den vergangenen Jahren nicht so viel Wasser verbraucht haben wie heute. Haben wir in Württemberg eine so schreckliche Klimakatastrophe erlebt? Wissen Sie das überhaupt? Weil ein Vulkan in Indonesien ausgebrochen war, lagen den ganzen Sommer über Schattenwolken über weiten Teilen der Welt. Im Winter hat man im Eis die Rüben aus dem Acker herausgegraben.
Es war die größte Auswanderungswelle, die Württemberg je erlebt hat. Und als Dank dafür hat man ein landwirtschaftliches Hauptfest gegründet, das Cannstatter Volksfest. Immer jedes Jahr gibt es die großen Fruchtsäulen, damit das Wunder der Gnade Gottes gefeiert wird!
Die Realität von Katastrophen und menschlicher Ohnmacht
Aber es gibt all die Katastrophen, die niemand managen kann und die zu unserer Welt gehören – auch Erdbeben. Mich lässt der Gedanke nie los, dass Geologen sagen, vor Los Angeles stehen große Verschiebungen an. Diese kündigen sich jetzt in Südamerika an. Es könnte ein großes Erdbeben geben, begleitet von einer Tsunamiwelle, die ganz Hollywood wegspülen kann. Auch die großen Städte San Francisco und Los Angeles könnten weit überflutet werden.
Das ist unsere Welt, und das kann kein Mensch verhindern – weder mit Vorsorge noch mit Umweltpolitik. In dieser Welt leben wir. Wo gibt es denn Sicherheit?
Unsere Vorfahren wussten es noch: Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns betreffen. Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der kann sagen: „Mein Gott und mein Herr, ich lebe und sterbe in ihm.“ Und wenn ich sterbe, so öffnet sich der Weg zum Himmel, wo die Barmherzigkeit Gottes mir die Tür öffnet.
Die Bedeutung von Glauben und Gewissheit
Was sind wir heute arm geworden in unserer Zeit! Was ist denn eigentlich bei uns passiert? Das Wissen um die einzige Geborgenheit, die es in dieser Welt gibt, ist so schwach geworden.
Wissen Sie, für uns ist der Glaube oft nur ein Flop. Es ist ein billiges Gefühl, hoffentlich. Wer weiß, Glauben, wie man sagt, heißt nicht Wissen. Da hat es ja überhaupt keinen Wert. Was soll mein Glaube denn sein?
Darum die wichtigste Frage, die mich heute Morgen bewegt: Gibt es überhaupt Gewissheit in unserer Welt? Gibt es Gewissheit im Glauben? Das ist der wichtigste Punkt.
Ich weiß, dass viele Christen um den heißen Brei herumreden und so tun, als ob der Glaube doch ein unsicheres Spiel wäre. Wissen Sie, halten Sie sich nicht an so vielen, die fromme Worte machen, sondern lesen Sie die Bibel. Lesen Sie die Bibel!
Da war ein Hiob, dem ging es so schlecht wie keinem von Ihnen. Er hatte alles verloren, und seine Kinder kamen in Unglücksfälle. Das Allerschlimmste war seine Frau. Ich hoffe, dass Sie besser verheiratet sind als Hiob. Seine Frau verachtete ihn noch und sagte: „Du glaubst an Gott?“ und verspottete ihn, und das noch, während er selbst schwer krank war.
Er hatte eine Allergie, schabte sich seine Haut auf, und die Hunde – das sind nicht die Schosshündchen, sondern Hunde, die wie Ratten sind. Ich muss die Tierfreunde enttäuschen, aber so ist es in der dritten Welt. Die Hunde lecken seine Wunden.
Und dieser Hiob sagt: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ Ich weiß das felsenfest.
Und einen Apostel Paulus hat man als rechtlosen Bürger im Römischen Reich damals auf seinen Reisen misshandelt, geschunden und geplagt. Er war selbst unheimlich krank, weil sie ihm einen Spreißel in den Finger genagelt hatten. Wissen Sie, wie das weh tut?
Er spricht von einem Pfahl im Fleisch, so war er von der Krankheit geplagt. Und er sagt: „Ich bin gewiss, nichts kann mich von der Liebe Gottes scheiden. Ich bin gewiss.“
Wie kriegt man diese Gewissheit?
Glaube als feste Grundlage und nicht als Gefühl
In unseren Tagen herrscht das große Missverständnis, dass Glaube eine Gefühlssache sei. Viele meinen, man müsse sich durch irgendwelche Gefühle oder Stimmungen einlullen lassen. Diese Stimmungen kann man durch Musik erzeugen.
Doch Sie merken schnell, dass diese Gefühle nur von kurzer Dauer sind. Sobald Sie wieder draußen sind und die Sorgen über Sie hereinbrechen, sind die Stimmungen verschwunden. Stattdessen spüren Sie vielleicht einen heftigen Zahnschmerz, und die Stimmungen sind weg.
Wie aber erlangt man Gewissheit? Man braucht Fakten, Fakten, Fakten. Der Glaube beruht auf Fakten, nicht auf irgendwelchen Gefühlen. Das ist das große Missverständnis unserer Zeit.
Was sagt Gottes Wort dazu? Gott hat uns eine Zeit lang verlassen. Wissen Sie, dass dies die Situation dieser Welt beschreibt? Gott hat seine Hand von uns abgezogen. Wir wollten ohne Gott leben, und Gott lässt uns ohne Gott leben. Er gibt uns die Freiheit dazu.
Warum lässt Gott das zu? Weil wir es wollten. Gott achtet unseren Willen. Leb doch, wie du willst, mach doch das, was du willst.
Es erschüttert mich, dass wir so wenig darüber sprechen.
Die Realität göttlichen Zorns und menschlicher Schuld
Auch im Römerbrief, dem wichtigsten Brief des Neuen Testaments, sagt Paulus, dass die schlimmste Gefahr, die der Welt droht, nicht die Hurrikane sind, nicht die Erdbeben, nicht der Umweltschmutz und auch nicht die Atomstrahlung, sondern der Zorn Gottes.
Der lebendige Gott ist nicht dieses billige Bild, das wir von Gott gemacht haben, sondern ein heiliger Gott. Wir stehen unter den Gerichten Gottes, und das spüren wir auf Schritt und Tritt.
Gott hat seine Hand von uns abgezogen. „Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig von dir verborgen.“
Martin Luther und die Suche nach Gottes Gnade
Was heute im Reformationsjubiläum, 500 Jahre Martin Luther, in vielen Orten verkündigt wird, erinnert mich an ein Kasperletheater. Dort werden Dinge über Martin Luther erzählt, als ob sie erbaulich wären.
Martin Luther war ein schwacher Mensch, wie Sie und ich. Er war ein einsamer Mensch, kam aus einfachen Verhältnissen und hat ausgelassen gelebt, wie Studenten das tun. Er griff das Leben an, solange das Lämpchen noch glühte: „Pack’s doch und genieß es!“ Dann stand er jedoch vor der Realität des Todes.
Im Tod erleben wir alle den Zorn Gottes und die Gerichtshand Gottes. Es ist ganz schlimm, dass dies in unseren Tagen geleugnet wird. Ich habe viele Menschen beerdigt und danach Trauergespräche geführt. Es war immer dasselbe: Die Leute sagten alle, „Ach, jetzt geht es der Oma aber gut.“
Woher wissen Sie das eigentlich? „Ach, sie hat jetzt sterben dürfen.“ Ist das so schön, sterben zu dürfen, wenn in unserem Leben alles vernichtet wird? Die Gerichtshand Gottes hat dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht.
Luthers Erkenntnis der Gnade durch Jesus Christus
Was bei Martin Luther besonders war, ist, dass er nicht oberflächlich war. In seiner Zeit war man sehr oberflächlich. Die Raubritter fragten nicht nach dem gnädigen Gott, die Bankleute im Hause Fugger ebenso wenig, und der Papst erst recht nicht.
Martin Luther suchte nach neuen Liebensabenteuern, während die Pfaffen es so hielten, wie es die ganze Welt tat. Aber was war das Besondere an ihm? Martin Luther fragte: Wie bekomme ich überhaupt Zugang zu diesem heiligen Gott?
Er probierte alles aus. Mit allen Werken und Taten krabbelte er auf dem Boden herum, opferte, suchte nach Gewaltfahrt, trat ins Kloster ein – kurz gesagt, er tat alles, was man tun konnte und was die Kirche empfahl. Doch er merkte, dass all das nichts brachte. Die Tür zum Himmel öffnete sich nicht.
Was entdeckte er dann beim Bibellesen? Allein in seinem Zimmer in Wittenberg erkannte er, dass Jesus Christus uns Gnade gibt. Es gibt keinen anderen Weg, um mit Gott Verbindung aufzunehmen. Der Himmel ist verriegelt. Es gibt keinen anderen Weg als allein die Gnade, die Jesus Christus anbietet.
Jesus Christus als Weg zur Gnade und Erlösung
Und da steht es vor uns, vor Augen: Ist das wirklich wahr? Wird Gott Mensch? Trägt er diese Last, dieses Erdenleben unter dem Fluch Gottes?
Ja, er sieht die Kranken. Er steht da in der Stadt, wo der Sarg hinausgetragen wird – der einzige Sohn der Witwe. Und Jesus ist da, der Sohn Gottes, und er redet. Doch die Menschen wollen ihn nicht haben.
Wissen Sie, dass durch diese Welt ein großer Hass auf Jesus geht? Ich behaupte, Jesus ist die meistgehasste Persönlichkeit in dieser Welt, weil Menschen ihm nicht gehorsam sein wollen. Und Sie bezweifeln das? Sie sagen, Jesus war ein guter Mensch.
Nein, das war er nicht. Jesus hatte einen maßlosen Anspruch: Er sei der einzige Weg zum himmlischen Vater, die einzige Wahrheit, die es in der Welt gibt. So hat noch nie jemand gesprochen wie er. Entweder ist er der größte Lügner oder es ist wahr, was er sagt.
Dann haben sie ihn ans Kreuz genagelt. Und sie standen um das Kreuz herum und spotteten: Wer will Gottes Sohn sein? Jesus hat die Tiefen dieser Welt unter dem Gericht Gottes durchlitten – so tief hinunter, im Hass angespuckt, geschlagen und verhöhnt.
Und dort, noch am Kreuz, zeigt Jesus, was Gnade ist.
Gnade als Geschenk trotz menschlicher Schuld
Was ist denn Gnade?
Da hing ein Mensch, der sein ganzes Leben lang schreckliche Untaten begangen hatte und alles Gott ins Gesicht geschlagen hatte. Plötzlich erkennt er: Mein ganzes Leben ist verkehrt und falsch. Er sagt zu Jesus: „Herr, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst. Ich möchte an deinem Reich teilhaben.“
Und dann spricht Jesus ihm zu: „Heute sollst du mit mir im Paradies sein.“
Geht das wirklich? Kann ein Mensch, der liederlich gelebt hat, ein neues Leben bekommen? Ja, das geht.
Der andere, der ebenfalls am Kreuz hing, auf der anderen Seite neben Jesus, macht das, was wir alle oft tun: Er spielt bis zum Ende durch, dass er im Recht ist, obwohl sein Leben grauenhaft war. Wir leugnen bis zum Schluss, dass die Schuld unseres Lebens uns in die Hölle hinunterzieht.
Auch bei uns frommen Leuten ist das die allergrößte Not: Wir verstecken uns. Wir sind doch kirchlich, wir machen doch ganz schön mit, und wir haben doch auch unsere guten Seiten.
Doch die bösen Dinge, die wir schon von Kindheit an als Last mit uns tragen – was wir unseren Eltern angetan haben, unseren Mitschülern, die unguten Gedanken – das ist eine Verzerrung der Schöpfung Gottes, unseres Menschenbildes.
Wir sehnen uns nach Erneuerung, und diese kann nur kommen, wenn Jesus uns aus dem Rachen der Hölle befreit.
Das ist das Evangelium, das ist Gnade.
Warnung vor der billigen Gnade und die Not der Umkehr
Es war gerade ein Berliner Bonhoeffer, der gesagt hat, das Übel der Christenheit sei die billige Gnade. Gnade werde angeboten wie Schleuderware: kostenlos, für alle verfügbar. Man sagt, Gott habe alle lieb und alle kämen in den Himmel. Das ist nicht wahr.
Jesus hat das so erschütternd oft dargestellt, vor allem in den Gleichnissen. Ich kenne kein Gleichnis, in dem nicht immer wieder betont wird, dass man hinausgestoßen wird in die Finsternis, wenn man kein hochzeitliches Kleid anhat. Dass die faulen Früchte verbrannt werden, die faulen Fische weggeworfen werden und das Unkraut, das unter dem Weizen wächst, verbrannt wird.
Es gibt eine große Scheidung. Darum ist es so wichtig, die Gnade zu ergreifen. Es ist eine ganz teure Gnade, denn Gott hat seinen einzigen Sohn geopfert. Es ist der Gipfel der Frechheit, zu sagen, das wäre ja gar nicht nötig gewesen. Man weiß gar nicht mehr, was verloren sein heißt.
Das, was Jesus angetrieben hat, war seine vollkommene Liebe, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen. Verloren ist das schlimmste Wort, das in der Bibel steht. Man kann leben, alles erwerben, und am Ende ist es nichts. Die Hölle bedeutet, von Gott verworfen und auf ewig verstoßen zu sein.
Es gibt keinen anderen Zugang zum Himmel. Auch nicht durch Yogakurse, Versenkungen oder mystische Erlebnisse. Der einzige Zugang zu Gott ist das Erkennen seiner Schuld.
Die Notwendigkeit der Buße und Umkehr
Auch das Wort Buße wird heute oft missbraucht. Seitdem die Politessen Bußgeldbescheide ausstellen, haftet dem Wort ein negativer Beigeschmack an. In der Bibel bedeutet Buße jedoch Bekehrung. Es heißt: Du musst den Kurs deines Lebens ändern.
Ich darf Ihnen sagen: Dieses Wort trifft mich jeden Tag neu – auch als Christ, auch in der Nachfolge von Jesus. Wie viel mache ich täglich falsch? Wie oft handle ich nach meinem eigenen Kopf?
Doch dass es Buße gibt, eine Umkehr, wissen Sie, das war das Thema, über das Jesus am meisten gesprochen hat. Er sagte: Tut Buße, kehrt um, reißt das Steuer um hundertachtzig Grad herum. Das ist die Botschaft, die man ergreifen muss, wenn man Jesus ernst nehmen will und die Gnade annehmen möchte, die dir angeboten wird.
Ja, es ist eine große Not unter uns Christen, die wir in langen Traditionen leben, dass wir uns mit frommem Speck umgeben und oft nicht wirklich verstehen, was die Gnade Gottes wirklich bedeutet.
Zeugnisse der Erfahrung von Gnade
Ich bin jetzt so dankbar, wenn ich Menschen erlebe, die erzählt haben, wie sie in die tiefsten Tiefen abgerutscht sind und dann plötzlich erkannt haben: Jesus rettet.
Wissen Sie, dass dieses Evangelium der Grund ist, warum heute Buddhisten, Muslime und Hindus Christen werden? Nicht, weil die Christen so nett sind. Viele sind mit Recht enttäuscht von den Christen. Es gibt nichts Attraktives an dem, was wir oft zeigen.
Aber Christus, Jesus Christus, seine ungeheure Liebe zu verlorenen Menschen, die mich liebt und sucht – das ist es. Gnade, ewige Gnade will ich dir erweisen, spricht der Herr, dein Erlöser. Er löst uns von der Macht des Bösen, von der Finsternis in uns.
Ja, das ist ganz wunderbar.
Das Wunder der Gnade in der Geschichte und Gegenwart
In unseren Tagen ereignet sich in Berlin etwas, das sich schon vor Jahrhunderten zugetragen hat. Damals war ein ganz verkommener Seemann, ein Kapitän, beteiligt, der Juden mit seinem Sklavenstift, einem Schiff, auf dem Menschen wie Ware nach Amerika transportiert wurden, beförderte.
Im Schiffssturm, in der letzten Minute vor dem Untergang, erkannte er Jesus und rief: „Wenn es dich gibt, ich will dich!“ Er hoffte, dass Gott ihn erhört. Doch er zweifelte: „Gibt es Gott wirklich?“ Das Einzige, was Gott hört, ist Gnade.
Dieser John Newton hat uns das Lied „Amazing Grace“ geschenkt. Gnade Gottes ist wunderbar – in der ganzen Welt wird es gesungen: in den Favelas Südamerikas, im afrikanischen Busch, in den Hauskirchen Chinas und Nordkoreas. Überall singen die Menschen: „O Gnade Gottes wunderbar.“
Nur diejenigen können diese Gnade wirklich erleben, die sie über der Schuld ihres Lebens erfahren haben. Sie sagen: „Ich komme nicht heraus aus dem Sumpf meines Lebens. Ich kann mich nicht von dem Bösen in mir befreien.“
Wissen Sie, das ist das Einzige, was Gewissheit schafft. Gewissheit bekommen Sie im Glauben niemals durch Diskussionen. Sie können nächtelang diskutieren. „Ach, was haben wir in der Theologie diskutiert!“ Theologen kommen durch Grübeln oft nie zur Gewissheit. Viele landen am Ende nur im Zweifel.
Gnade Gottes und Gewissheit finden Sie nur über die Vergebung Ihrer Schuld. Nicht wenige haben danach tränende Augen, weil sie nicht für möglich gehalten haben, dass der schreckliche Leidenskampf unter Sünde und Schuld in ihrem Leben ein Ende haben kann.
Gnade als Verheißung im Alten und Neuen Bund
O Gnade Gottes, wunderbar, dass ich sie empfangen kann. Diese Gnade wurde bereits im Alten Bund über Israel angekündigt.
Als Jesus kam, zeigte sich Israel merkwürdig verstockt. Besonders verstockt waren die Frommen, die sagten: „Ich bin doch gut, mir ist nichts vorzuwerfen.“
Dann kamen die Prostituierten und die Schwarzhändler. Auch die Lügner erkannten, dass Jesus Gnade gibt. Gottes Gnade ist wirklich wunderbar.
Die Einführung der Reformation in Württemberg
In Württemberg wurde die Reformation nicht auf einen Schlag eingeführt. Damals waren wir von den Habsburgern besetzt. Die freie Reichsstadt Ulm ließ die Bürger entscheiden, ob sie die Reformation annehmen wollten.
Es wurde eine Frage vorgelegt, über die die Bürgerschaft nach den Ständen abstimmte. Interessant war, dass sich die Bäcker am wenigsten für die Reformation entschieden. Die anderen Stände waren eher dafür. Alles wurde genau aufgezeichnet.
Die Frage lautete: Wollt ihr des Kaisers Gnade und Gottes Ungnade, oder wollt ihr lieber Gottes Gnade und des Kaisers Ungnade? Für die freie Reichsstadt Ulm bedeutete es das Todesurteil, wenn sie Gottes Gnade ergriff.
In vielen Teilen der Welt ist die Nachfolge Jesu heute noch teuer. Ich weiß das, weil ich einmal einem Christen aus dem Iran erzählt habe, wie ich ihn in Teheran gefragt habe: „Du weißt doch, was dir blüht, was im Koran steht, dass du getötet werden musst.“
Er antwortete: „Was macht’s? Ich habe doch Jesus.“ Das gibt Gewissheit. Das ist der einzige Grund für Gewissheit: die Vergebung meiner Schuld.
Die Quelle der Gewissheit im Glauben
Jesus Christus starb für mich.
Über alle anderen Fragen komme ich nicht durch mein Denken dorthin und zur Gewissheit. Auch durch frommes Streben gelangen sie nicht dorthin. Und wenn sie tausendmal am Tag den Vater anrufen, macht das sie kein Stück besser. Sie werden dadurch auch nicht gewisser.
Welche Art von Liedern sie singen, macht sie ebenfalls nicht gewiss. Es ist vielmehr die Erlösung, die durch Jesus Christus geschehen ist.
Darum hat Jesus so schön gesagt, wie sein Dienst ist: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, und ich werde euch Ruhe geben!“ (Matthäus 11,28)
Die Überwindung von Angst durch Glaubensgewissheit
Ich möchte Ihnen das nur für sich selbst sagen. Wenn Sie in den nächsten Tagen mit anderen Menschen sprechen, sollten Sie wissen, dass in ihren Herzen tiefe Ängste schlummern.
Es sind alles hohle Sprüche, wenn die Leute sagen: „Keine Angst.“ Und wie sagen es die Politiker? „Wir machen jetzt einfach weiter, wir haben keine Angst.“ Als ob man sich das einfach einreden könnte.
Erinnern Sie sich noch daran, wie es auf dem Breitscheidplatz war, wie alle vor den Fernsehern saßen? Angst kann man im Leben nicht einfach auslöschen. Man kann Angst nur durch Gewissheit überwinden.
Diese Gewissheit entsteht, wenn man weiß, dass es eine Überwindung der Angst gibt, weil das Leben in der Hand von Jesus steht.
Luthers Anfechtungen und die Kraft des Wortes Gottes
Martin Luther hatte viele Anfechtungen, ein Begriff, den Christen für Schwierigkeiten im Glauben verwenden, insbesondere für Zweifel. Diese Anfechtungen begannen bereits mit seiner großen körperlichen Schwäche. Schon in seiner frühen Lebenszeit litt er an schweren Nierensteinen, die furchtbare Krämpfe verursachten.
Hinzu kam die allgemeine körperliche Schwäche. Er brach oft zusammen, besonders im Jahr 1517. Dann kam noch die Pest hinzu. Der Kurfürst sagte zu ihm: „Du gehst mit mir, wir fliehen.“ Doch Luther antwortete: „Ein Hirte darf seine Gemeinde nicht verlassen. Ich bleibe in Württemberg.“ Und so blieb er während der Pest dort.
Bald wurde sogar jemand aus seiner Hausgemeinschaft pestkrank. Luther war sehr angefochten. Sie kennen das sicher: Wie man durch körperliche Schwäche, seelische Tiefpunkte, Betrübnisse und Leiden angefochten sein kann.
Zusätzlich wurde einer seiner besten Freunde gefasst, als er den sterbenden Vater in Passau besuchen wollte. Dieser Freund wurde wegen seines Glaubens verbrannt. Luther fragte sich: „Warum hat der Teufel in unserer Welt noch so viel Macht?“
Verstehen Sie, was Anfechtungen sind? Wenn Christus wirklich lebt, sind solche Anfechtungen echte Prüfungen, die unsere Gewissheit erschüttern. Wo aber fand Luther Antwort? Nur im Wort Gottes.
Das ist das Geheimnis des Wortes Gottes: Der Heilige Geist spricht nur durch das Wort Gottes. Das ist heute vielen nicht mehr bekannt. Das Wort Gottes ist so kraftvoll, weil es voll Heiligen Geistes ist.
Jesus sagt: „Meine Worte sind Geist und Leben.“ Deshalb wirkt das Wort Gottes. Es ist wie ein Samenkorn, das neues Leben schafft.
Das Wort Gottes als Quelle von Geist und Leben
Er las im Wort Gottes, besonders in den Psalmen. Dann kam dieses herrliche Lied: „Ein feste Burg ist unser Gott, ein guter Wehr und Waffen.“
Und wenn die Welt voll Teufel wäre und uns gar verschlingen wollte, so fürchten wir uns nicht so sehr.
Wie kann man solch eine Gewissheit haben? Sie liegt nicht in der Natur oder in der psychischen Kraft, erst recht nicht in frommen Werken oder im Kopf. Sondern sie entsteht im Hören des Wortes Gottes.
Der Heilige Geist ist es, den Jesus uns gesandt hat, damit er uns Gewissheit schenkt. Er versiegelt das Wort Gottes. Wissen Sie, wie das ist, wenn ein Notar ein Siegel unter ein Dokument setzt? Dann ist das Dokument gültig. So gibt Gott uns, den unzweifelnden Menschen, sogar einen Eid dazu, dass sein Wort wahr ist und nicht gebrochen werden kann.
Nur so kann man in einer ungewissen Welt leben. Diese Welt war immer ungewiss. Denken Sie an die Zeit Noahs, als es Gott reute, Menschen geschaffen zu haben. Wissen Sie, dass es Gott reut, dass er Menschen geschaffen hat? Wir sind oft fasziniert davon, wie schön und gut Menschen sein können. Doch Gott reut es, denn das Herz des Menschen ist böse von Jugend auf.
Dann kam Sodom und Gomorra. Sind unsere modernen Städte wirklich so anders? Wissen Sie noch, was Sie in diese Städte hineinrufen? Sie dürfen ganz schlicht Menschen bezeugen: Jesus gibt dir Gewissheit, Jesus liebt dich, Jesus sucht dich. Die Botschaft lautet: Kehr um, reiß das Steuer herum!
In dieser Welt gibt es keine andere Befriedigung, keine andere Freude, nichts, das wirklich erfüllt.
Die Folgen des Verlassens Gottes und die Bedeutung des Wortes
Es ist interessant, bereits in den Büchern Mose zu lesen, wie Mose auf dem Wüstenzug des Volkes Israel im Namen Gottes zu dem Volk sprach. Er verkündete: Wenn du Gott verlässt, und damit ist nicht nur gemeint, dass man ihn vergisst, sondern dass man seine Gebote und Ordnungen bricht und nach eigenem Kopf lebt, dann wird eine Seele verdorren.
Wissen Sie, was es bedeutet, wenn die Seele verdorrt? So wird es sein: Du wirst am Morgen beim Aufstehen sagen, „Wenn doch schon Abend wäre!“ Und am Abend wirst du sagen, „Ach, wenn doch schon Morgen wäre!“, weil du die Last dieses Lebens nicht mehr tragen kannst.
Es wird so sein, dass du ein Haus baust, doch der Schimmel wird im Holz sitzen. Du wirst dich mit einem Mädchen verloben, aber ein anderer wird sie heiraten. Über deinem Leben liegt der Fluch, wenn du das Wort verachtest.
Es ist ganz nah, du musst nicht in den Himmel hinaufsteigen. So heißt es in 5. Mose 29: Dieses Wort ist nah in deinem Munde, damit du damit lebst.
Die Kraft des Wortes Gottes im Alltag und im Sterben
Das Wort Gottes ist das, wovon ein Mensch lebt – das Lebensmittel, durch das Christus in unser Leben kommt.
Das Hören des Wortes Gottes ist etwas Wunderbares. Und zwar nicht nur im Gottesdienst, sondern auch, wenn Sie es im Hauskreis lesen und mit anderen besprechen. Ebenso, wenn Sie in Ihrer stillen Zeit am Morgen des Tages das Wort Gottes lesen und plötzlich den Frieden Gottes spüren, den niemand Ihnen nehmen kann.
Ach, was habe ich das schon erleben dürfen: An unzähligen Sterbebetten sah ich Menschen, die diesen Frieden hatten. Sie sagten: „Ich habe keine Angst mehr. Ich freue mich auf Jesus, wenn ich ihn in der Herrlichkeit schauen darf!“
Zeugnisse von Soldaten im Glauben
Als junger, burschenschaftlich geprägter Schüler habe ich damals ein Buch zu meinen Lieblingsbüchern gezählt. Es handelte sich um Abschiedsbriefe deutscher Soldaten, die diese in ihrem Tornister aufbewahrt hatten. Die Briefe sollten an die Eltern geschickt werden, falls die Soldaten gefallen wären.
Damals war es üblich, dass der Postbote das Päckchen mit diesen Briefen oft nur auf den Briefkasten legte. Er wollte nicht klingeln und so die schreckliche Botschaft persönlich überbringen.
Das ganze Buch ist voller junger Menschen im Alter von 19 bis 21 Jahren, die schreiben, dass sie ihren Weg fröhlich gegangen sind. Sie berichten, dass der auferstandene Jesus bei ihnen war und sie wissen, wohin sie gehen. Wenn die Nachricht euch tröstet, dass sie gefallen sind, dann wisst, dass sie bei Jesus sind.
Die Gewissheit des Evangeliums und der Gnade
Das Wunderbarste ist, dass das Evangelium von Jesus und Jesus selbst uns absolute Gewissheit geben: Nichts, keine Macht der Welt kann mich aus der Hand von Jesus reißen.
Diese Gewissheit kann ich nur erleben, wenn ich über ein schuldbeladenes Leben nachdenke, über die Reue, die sagt: „Herr, ich habe so lange geschlafen.“ Es ist die Erkenntnis meiner Schuld: „Herr, ich komme zu dir und will dich haben.“
Lasst uns nun gemeinsam beten. Ich darf Sie bitten, sich zu erheben.
Gebet um Gnade, Vergebung und Frieden
Lieber Herr, ich möchte dir danken, dass du uns heute Morgen mit all der Last, die wir tragen, deine wunderbare Gnade zusprechen lässt. Eine Gnade, die viel größer ist, als das, was Menschen uns bieten können. Eine Gnade, die ewig und unverbrüchlich ist, auch wenn Berge weichen und Hügel hinfallen. Das ist die Realität dieser Welt: Deine Gnade weicht nicht, Herr.
Wir wollen an diesem Morgen auch die Schuld vor dich bringen, die uns belastet. Herr, es tut uns leid, dass wir gegen dich gesündigt haben. Danke, dass du allen Schaden gutmachst. Niemand kann uns von der Schuld lösen, außer du allein, durch dein Opfer am Kreuz. Du nimmst alles Belastende weg und versenkst es in der Tiefe des Meeres. Danke, Herr, dass es niemand mehr hervorholt, auch am Jüngsten Tag nicht mehr. Du gibst uns diesen Frieden, besonders denen, die durch das Todestal gehen, und denen unter uns, die mit schwerer Krankheit kämpfen.
Gibst du den Frieden, damit wir unter deiner Gnade herrlich leben können! Danke, Herr, dass uns das gilt, auch mit all unseren Sorgen.
Herr, wir wollen bitten für unser Land, auch für die Politik und für die Wahlen an diesem Tag. Aber es geht nicht um Wohlleben. Es geht uns vielmehr darum, dass unser Volk umkehrt und dich wiedererkennt. Dass es aus der Leere in die Fülle findet und erkennt, wie du Frieden gibst in einer friedlosen Welt.
Wir sehen mit Schrecken, wie die Welt keine Stabilität in sich hat und das menschliche Leben vom Tod bedroht ist. Aber wir danken dir, dass du uns liebst und uns mit unserem Namen rufst. Du willst unseren Namen ins Lebensbuch einschreiben.
Herr, geh doch mit uns, wenn wir in den nächsten Tagen mit Menschen reden – mit Bekannten, mit Freunden, mit Nachbarn. Dass wir ihnen ganz schlicht bezeugen und sagen: Dein Wort ist wahr, trügt nicht und hält gewiss, was es verspricht – im Tod und auch im Leben.
Danke, Herr, dass du uns Gewissheit gibst und dass du in dieser bösen Zeit auch heute noch Menschen rufst. Amen.