Einführung in die biblische Lebensordnung
Kolosser 3,18-25 fasst Paulus den Inhalt zusammen, den wir zuvor im Brief an die Epheser gehört haben. Wenn bestimmte Themen mehrfach in der Bibel vorkommen, sollten wir sie nicht einfach beiseiteschieben, sondern darauf achten.
Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie es sich im Herrn gebührt. Ihr Männer, liebt eure Frauen und seid nicht bitter gegen sie. Ihr Kinder, seid in allen Dingen gehorsam euren Eltern, denn das ist wohlgefällig im Herrn. Ihr Väter, erbittert eure Kinder nicht, damit sie nicht mutlos werden. An dieser Stelle machen wir als Väter oft viele Fehler.
Ihr Sklaven, seid in allen Dingen gehorsam euren irdischen Herren, nicht nur, um den Menschen zu gefallen, sondern von Herzen und in der Furcht des Herrn. Alles, was ihr tut, tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen. Denn ihr wisst, dass ihr vom Herrn als Lohn das Erbe empfangen werdet. Ihr dient dem Herrn Christus.
Wer Unrecht tut, wird das empfangen, was er unrecht getan hat. Dabei gilt kein Ansehen der Person.
Ihr Herren, gewährt den Sklaven, was recht und billig ist, und bedenkt, dass auch ihr einen Herrn im Himmel habt.
Die Macht und Größe Jesu als Grundlage des Lebens
Im Kolosserbrief sind wir bereits begeistert davon, wie Paulus die Größe und Macht Jesu darstellt. Alle Gewalten dieser Welt, alle Mächte – sogar die unsichtbaren dunklen Mächte – müssen sich vor dem Namen Jesu beugen, denn Jesus siegt.
Wenn man dann Geschichten hört, in denen Menschen es gewagt haben, auf Jesus zu bauen und einem mächtigen Herrscher zu trotzen, erscheint es oft so, als wären sie ganz allein. Jahre lang sieht es so aus, als hätten sie verloren. Ähnlich kennen wir Missionsberichte, in denen Menschen schwach und armselig in einem fremden Land leben, umgeben von Dämonenfurcht und dem Hass der Menschen, und dennoch allein auf Jesus bauen.
Dann hören wir gern von den Siegesberichten, wie Jesus heute wirkt. Ich hoffe, dass auch Sie heute viel erzählen könnten über die Siegeskraft Jesu in den vergangenen Tagen. Wie Jesus mächtig wirkt, wie er Türen öffnet, die wir für unzugänglich hielten, und wie er Wunder schenkt.
Das Bewährungsfeld des Sieges Jesu im Alltag
Jetzt kommt Paulus an die Stelle im Kolosserbrief, an der er uns sagen will, wo wir den Sieg Jesu erleben sollen. Er spricht nicht von der Mission oder von Diensten auf fernen Kontinenten. Vielmehr sagt er – und das tut er in all seinen Briefen –, dass das Bewährungsfeld, auf dem du den Sieg Jesu erleben musst, zuerst in deinen eigenen vier Wänden liegt.
Das bedeutet in deiner Ehe und in deiner Familie. Danach folgt dein Berufsverhältnis, also dort, wo du Menschen untergeordnet bist oder wo du selbst Verantwortung für andere trägst. Genau dort musst du den Sieg Jesu erfahren. Dort fängt es an: dein Zeugnis von der Siegesmacht Jesu!
Herausforderungen der Ehe und Familie in der heutigen Zeit
Aber wenn ich heute nur „Ehe“ sage, dann weiß ich genau, was ich meine. In unserer Zeit sind viele Dämme niedergerissen, Tabus gebrochen. Jeder von Ihnen ist ständig damit konfrontiert, dass längst nicht mehr nur die junge Generation, sondern vielleicht sogar viele ältere Menschen, darunter zahlreiche Rentner, den Jüngeren vorgemacht haben: Warum heiraten? Brauchen wir das überhaupt? Wir können doch auch so ganz glücklich zusammenleben. Warum also den Trauschein brauchen?
Dann heißt es oft: Ich kann mein Leben doch auch ganz fröhlich alleine leben, warum nicht? Und viele der Gesetze, die bis vor einigen Jahrzehnten selbstverständlich für unser Volk waren, sind ausgelöscht und verworfen worden. Was mich dabei immer wieder am meisten schockiert, ist, wie viele in unserer Mitte dadurch unsicher werden. Werden Sie auch unsicher, nur weil Ihre Umgebung ins Wanken gerät?
Schauen Sie genau hin: Heute tut sich eine unvorstellbare Not auf. Eine grauenhafte Not. Menschen suchen Liebe und Erfüllung. Doch in all diesen modernen Lebensformen, in denen sich jeder nach seinen Gefühlen verwirklichen kann, findet niemand wirklich Liebe und Erfüllung.
Vor ein paar Tagen sagte mir eine Frau, die keine Christin ist, bei einem Besuch: Es ist ganz merkwürdig, dass junge Leute jahrelang zusammenleben, ohne zu wissen, warum sie heiraten sollten. Und kaum sind sie verheiratet, wollen sie natürlich die Scheidung. Ja, das ist eine grausame Fessel, vor allem wenn man dann noch eine Trauung hat.
Was soll das plötzlich, nachdem man vorher schon alles hatte, aber keine Erfüllung, kein Lebensglück und keine Freude? Eine Liebe ohne Treue hinterlässt nur Wunden und Verletzungen.
Leitlinien für das christliche Zusammenleben
Und jetzt ist es so, dass Paulus uns keine Kataloge mit Geboten hinterlässt, obwohl manche meinen, das wäre heute hilfreich. Er gibt einem Christen eine große Freiheit. Er gibt nur ein paar Leitlinien – und das tut er in einer bestimmten Zeit.
Was wollte ich sagen, als es noch schlimmer stand um die öffentliche Moral? Ich habe mir extra aus meinem Bücherschrank ein großes Werk über die Kultur der Griechen herausgeholt. Das ist ja hellenistische Kultur, damals Kolosse gewesen.
In der griechischen Kultur galt die Frau überhaupt nichts. Die Frau durfte nicht einmal allein aus dem Haus gehen, sie hatte keine heilende Bildung. Der Mann hatte meist drei andere Frauen, mit denen er seine Liebesbedürfnisse erledigte. Die Frau war zur Versorgung des Hausrats da, war weiter gar nichts. Es war dann meist sehr despektierlich, wie man über Frauen geredet hat. Wissenschaft, Kultur und öffentliches Leben haben nur Männer gestaltet. Das waren die Herren damals.
Jetzt passiert etwas ganz Wunderbares: Wo das Evangelium hinkommt, verändern sich die Familien. Sagen wir mal, nicht aus Geburtsverpflichtung heraus, sondern weil Menschen Jesus erfahren.
Was war das für diese unterdrückten, unterjochten Frauen für ein Erleben: Wir sind von Jesus auserwählt, geheiligt und geliebt – wie die Männer, ganz genau wie die Männer! Es gibt ein Zitat eines Römers, der sagte: „Mensch, ihr Christen, was habt ihr für herrliche Frauen!“ Ja, natürlich!
Wenn eine Frau in der Liebe Jesu zur Entfaltung ihres Lebens kommt – und ich muss das vornewegstellen, sonst gibt es Missverständnisse heute –, was will Jesus aus ihrem Leben machen? Wir hatten da die schöne Formulierung im letzten Mal: Kapitel 3, Vers 10, nach dem Ebenbild dessen, der sie geschaffen hat. Oder der solch eine Frau geschaffen hat, wenn man so erneuert wird und in dieses Bild hineinwächst, das Jesus aus uns machen will.
Die Bedeutung von Unterordnung und Liebe im christlichen Leben
Jetzt gibt Paulus einige Leitlinien, keine Gebote. Er gibt diese Leitlinien, und sie sind eigentlich so schockierend, wenn man sie liest, dass er die Zuhörer bittet, bis zum Schluss zuzuhören. Erst dann verstehen sie vielleicht, dass diese Leitlinien gar nicht so schockierend sind, wie sie zunächst meinen.
Wie ist das mit dem Glück der Menschen? Wie kommen sie zur Erfüllung? In einer Zeit, in der die Liebe erkaltet und die Gesetzlosigkeit überhandnimmt, sagt Paulus ganz ungeniert: Seid untertan! Da geht natürlich der Hut hoch, und viele ärgern sich. Das kann man doch heute nicht mehr sagen, wenn Leute auf der Kanzel stehen und die Menschen das einfach hinnehmen. Seid untertan! Warum? In unserer Zeit geht es doch um meine Freiheit, um mein Selbstbewusstsein. Ich möchte leben, ich möchte meine Gaben entfalten, ich möchte ich selbst sein, und das darf mir niemand nehmen. Das wird doch schon unseren Kindern in der Schule beigebracht, wo man ihnen sagt: Lehnt euch auf gegen Zwänge, gegen alles, was euch einengt. So toll war doch die 68er-Revolution, die unsere ganze Kultur verändert hat. So lebt es doch! Aber eigentlich ist das schon seit der Aufklärung so: Lebt doch die Freiheit! Wie kann Paulus da sagen: Seid untertan?
Deshalb habe ich Ihnen gerne vorher aus dem Epheserbrief vorgelesen. Es geht nicht nur gegen die Frauen allein, sondern da heißt es ja: Seid einander untertan. Jeder gläubige Christ soll das Untertansein lernen, auch die Männer. Das Untertansein heißt: Seid einander untertan in der Furcht Christi. Und wenn von den Männern gesagt wird: Liebt eure Frauen, wie können sie einen Menschen lieben, wenn sie sich ihm nicht ganz schutzlos ausliefern? Ich weiß nicht, ob Sie schon einmal richtig verliebt waren. Da hat man keine Rückversicherung mehr, man setzt alles auf eine Karte. Die Liebe sucht nicht das Ihre, die Liebe will nicht herrschen.
Deshalb geht es nicht darum, dass die Frauen kuschen sollen und die Männer das große Wort führen. Um das geht es nicht. Es geht darum, dass im Evangelium immer wieder heißt: Seid untertan! Übrigens nicht nur in der Ehe. Auch der Obrigkeit gegenüber sollen Christen keine Revolutionäre sein. Wir sagen das auch allen modischen Theologien zum Trotz: Wir sollen den Ältesten untertan sein. An vielen Stellen in der Bibel wird erwähnt, dass wir uns überall einordnen sollen.
Und wenn es dann heißt: in der Furcht Jesu, ja, wie Jesus, der ewige Gottessohn, der aus der Herrlichkeit des Vaters kam, in der Krippe ruht und so wörtlich seinen Eltern untertan wird. Wie schwer fiel das Jesus? Maria und Joseph haben sicher auch manche sonderbaren Befehle gegeben und die Kinder geärgert. Jesus war ihnen untertan. Es gebührt uns, alle irdische Gerechtigkeit zu erfüllen.
Jesus als Vorbild für Unterordnung und Vertrauen
Jesus hat sich einem politischen System unterworfen, das sehr ungerecht war, einem Steuersystem, das noch schlimmer war als unseres heute, bei den Söllnern. Ganz einfach hat sich Jesus darunter gestellt. Er sagte: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist. Er hat sich einer korrupten Gerichtsbarkeit unterstellt.
Warum hat er das getan? Das erkennen wir erst bei Jesus. Das ist keine Ohnmacht, das ist keine Schwäche. Für Menschen, die ihr Leben ganz dem ewigen Gott ausliefern, ist es größte Macht.
Wenn Jesus dem überlässt, der da Recht richtet, wenn Jesus auf den Knien liegt und mit dem Vater redet: „Wenn es möglich ist, gehe diese Kirche an mir vorüber, aber dein Wille geschehe“, dann ist das höchste Machtentfaltung. Es geschieht doch ohnehin nur, was Gott will. Jetzt müssen die Menschen sich entscheiden: Bestimmen sie ihr Leben selbst, oder ist es Gott?
Wenn es wahr ist, dass Gott ihr Leben bestimmt, dann brauchen sie sich nicht zu fürchten. Auch wenn sie hier und da zurückstecken müssen in der Entfaltung ihrer Eigenheit – wie es in der Zeitung so schön heißt: Wir sind alle lauter Ichlinge mit unserem Ego, mit unserem starken Ichbewusstsein – da muss man manchmal zurückstecken in diesem Leben.
Wer sechs Kinder hat, kann sein Kind nicht mehr so erziehen wie jemand, der nur eins hat. Der mit nur einem Kind kann ihm jede Freiheit geben; das ist nicht so kompliziert. Aber bei sechs Kindern wird es schwierig, weil es so viele Ichlinge gibt. Da muss man einen gemeinsamen Kurs steuern.
In dieser Welt müssen wir uns vielen unterstellen.
Gleichwertigkeit und Vielfalt vor Gott
Übersehen Sie in dem ganzen Abschnitt bitte nicht, dass dort steht: Bei Gott gilt kein Ansehen der Person.
In unserer Welt geht es immer darum: Wer soll jetzt zurückstehen, die Männer oder die Frauen? Bei Gott geht es nicht um die eine oder die andere Gruppe. Wir teilen in der Welt immer ein. Bei uns geht es darum, ob die Reichen oder die Armen, die Gebildeten oder die Ungebildeten, die Jungen oder die Alten, die Singles oder die Verheirateten.
Bei Gott geht es gar nicht um die Gruppe. Es geht nicht darum, ob Mann oder Frau. Gott geht es darum, dass wir uns einander zuwenden, obwohl es verschiedene Gaben gibt.
Es gibt auch Frauen, die dazu taugen, Kommandeure im KZ Buchenwald zu sein und Männerrollen übernehmen können. Aber nicht jede Frau hat solch eine herrische Art in ihrem Blut. Vielleicht ist es eher richtig, wenn man sagt, dass, wenn der Mann das Haupt sein soll – das habe ich erst von meiner Frau gehört – manche sagen, die Frau sei der Hals, der den Kopf dreht.
Nein, die Frau ist das Herz. Die Frau ist das Herz, natürlich. Sehen Sie, es ist so schwierig mit den Bildern, wie man das sagen soll. Aber das ist in einer Ehe so wunderbar.
Das können Sie doch an meiner Frau und mir so schön sehen. Alles, was mir an Gaben fehlt, bringt meine Frau ein – und noch viel darüber hinaus. So herrlich die Ergänzung.
„Seid einander untertan“ – vielleicht war es doch so, dass auch heute viele Frauen in modernen Ehen leiden, wenn sie keine Vaterfigur mehr im Mann finden. Eine Vaterfigur, die auch Verantwortung in der Familie übernimmt und an der sich eine Frau in schwierigen Augenblicken anlehnen kann.
Es geht nicht um eine Diktatur oder um eine Tyrannei, sondern um unsere Gaben, wie Gott uns geschaffen hat und wie sie zur Entfaltung kommen.
Beim Haupt wird immer gesagt, wie Christus über seine Gemeinde regiert: Das ist ein Dienst der Liebe und der Fürsorge.
Verantwortung der Eltern und die Rolle des Vaters
Wenn ich heute oft höre, dass gesagt wird, die geistliche Erziehung der Kinder liege in der Verantwortung der Frau, möchte ich widersprechen. Der Vater ist der Hauspriester. Er trägt die Verantwortung dafür, was im Haus geschieht und welcher Geist im Hause herrscht – das ist das biblische Bild.
Es geht letztlich um die Liebe. Man kann niemandem etwas befehlen, und man kann sich auch selbst nicht wirklich erziehen. Das habe ich Ihnen schon früher oft gesagt. Man kann sich überhaupt nicht erzwingen, sich zu erziehen, denn das geschieht nicht aus der Liebe. Man kann sich nur lieben. Und aus der Liebe heraus kann man füreinander beten.
Ich weiß, dass bei Ihnen jetzt viele Probleme aufkommen. Frauen, die mit einem Geizkragen verheiratet sind, bei dem der Mann sagt: „Ich verteile das Geld.“ Das ist natürlich eine große Ehenot. In der Seelsorge werde ich dabei wahrscheinlich oft auf Mauern stoßen. Es gibt viele solcher Nöte.
Aber Gott kann Herzen wenden. Darum geht es. Wenn ich mein Leben mit Gott führe und ihm vertraue, kann ich Wunderbares erleben. Paulus sagt in diesem Abschnitt über die Unterordnung, dass der Sieg Jesu darin sichtbar wird.
Die Ausstrahlung der ersten Christengemeinden
Die ersten Christengemeinden hatten eine enorme Ausstrahlung, gerade durch die gelebte Liebe, die sie miteinander teilten. Sie hatten Gemeinschaft, kamen zusammen und waren eines Sinnes. Darum geht es jetzt nicht nur darum, dass eine Partei zurückstecken soll und Israel immer das letzte Wort hat. Nein, es geht darum, dass wir uns wieder von Jesus mit diesen Aufgaben senden lassen.
Ich habe meine Predigt heute überschrieben mit „Die Zukunft der Familie“. Erst danach habe ich festgestellt, dass das Wort Familie in der Bibel überhaupt nicht vorkommt. Komisch. Vom Haus ist die Rede, von der Gemeinschaft, von der Großfamilie, und auch von der Ehe ist etwas geschrieben. Vielleicht ist das auch gut für viele Singles oder junge Leute.
Ich bin überall in Beziehungen hineingestellt, und es geht nicht nur um die engste Familie, die jemand gründet, oder die zwei Liebenden, die eine Familie gründen. Es geht um unsere Beziehungen insgesamt, darum, dass ich hier meinen Platz finde. Das ist doch eine Gabe: Gott schenkt uns im Miteinander der Gemeinschaft eine Heimat, wo wir verwurzelt sind, anerkannt und geliebt werden. Wo wir nicht dem Konkurrenzkampf unterliegen, sondern Anerkennung erfahren.
Dort werden wir versorgt, wenn wir schwach und krank sind. Was für ein großer Schatz ist das! Ich möchte das in unseren Tagen besonders betonen, wo die Familie so zerstört wird – ja, sogar planmäßig zerstört wird. Ich will gar nicht mehr sagen, dass Sie wissen, was Familie bedeutet. Die, die keine Familie haben, sehnen sich nach etwas, wo sie geborgen sein können in der Liebe.
Unterordnung im Berufsleben und stille Revolution der Christen
Aber nun geht es um unsere Berufsverhältnisse, in denen wir stehen. Es gibt wahrscheinlich nur wunderliche Herren und Chefs, launische Vorgesetzte. Manchmal meinen diese Chefs sogar, sie seien gar keine Chefs. So kann man sich oft täuschen, besonders wenn man sich selbst nicht gut kennt.
Von der Seite der Mitarbeiter sieht alles sehr launisch und willkürlich aus. Paulus rät hier auch zum Unterordnen, zum Einordnen. Es geht dabei um Sklaverei. Zuerst kann man nur den Kopf schütteln und sich fragen, warum die Christen nicht den Mut hatten, mit der Sklaverei zu brechen. Sie hatten doch ganz deutlich erkannt, dass es keinen Menschen gibt, der minderwertig ist.
Alle Menschen sind vor Gott gleichwertig, auch wenn sie nicht gleich sind. Mann und Frau sind verschieden, Alte und Junge unterscheiden sich, etwa in der Körperkraft, in ihrer Erfahrung und in ihrem Wissen. Doch sie sind gleichwertig vor Gott. Darum geht es.
Die Christen haben keine große, laute Revolution gemacht, weil eine Revolution hauptsächlich nur Stau bringt und oft auch Blut und Tränen. Stattdessen haben sie in einer stillen Revolution all das überwunden. Es ist ganz gewaltig, wie in diesem Römischen Reich auf einmal die christliche Familie siegt – und das nicht durch Konstantin, sondern durch das beispielhafte Leben der Christen. Sie haben einfach so gelebt, dass andere sagten: So wollten wir auch leben.
Manchmal denke ich, wir sollten heute gar nicht so viele Worte über die Familie machen, sondern einfach Familie leben. Dann wird uns erst bewusst, wie viel wir versäumen und wie viel wir falsch machen.
Im Zusammenleben, auch mit schwierigen Chefs, verlangt Paulus nicht nur Unterordnung, sondern von Herzen Gehorsam. Von Herzen, von innen heraus. Das kann einen manchmal schier zerreißen und zerbrechen, wie Johann Jakob Moser, wenn er so einen Chef hat wie den Herzog Karl Leugin. Nicht nur wegen ihm, sondern auch wegen vieler Familien und Bauernfamilien, die durch diese abscheuliche Politik in den Tod getrieben wurden.
An diesem Punkt muss man Gott mehr gehorchen als den Menschen.
Beispielhafte Persönlichkeiten und Gebet in schwierigen Zeiten
Nehmen Sie ruhig dieses Bild von Johann Jakob Moscher mit. Wer ein Mann des Wortes blieb, aufrecht und standhaft, dem ist noch ein anderer Mann aus dieser Zeit gegenwärtig: Freiherr Christoph Karl Ludwig von Pfeil. Er war ein Reichsfreiherr, der zur gleichen Zeit beim Karl Eugen im Staatsdienst tätig war. Mit zwanzig Jahren war er hier in Stuttgart Legationsrat. Damals waren noch Karrieren möglich, und er machte in kurzer Zeit eine bemerkenswerte Staatskarriere.
Er hat auch Lieder gedichtet, unter anderem für unser Gesangbuch. Er ist ein Ur-Ur-Ur-Großvater der Freifrau von Seckendorf in Cannstatt, die dort den Seelsorgebetrieb leitete. Einmal schrieb er das Lied „Mein Adel ist nicht von der Welt, er ist vom Himmel her“. Darin heißt es: „In meinem Wappen steht das Feld der Eitelkeiten leer, ich will nicht Menschen dienen.“
In den schwierigen politischen Auseinandersetzungen jener Zeit, in denen es darum ging, von Herzen zu dienen und dennoch Unrecht niemals gutzuheißen, betete er: „Schenk einen unerschrockenen Geist, der sich nicht durch Gunst und Hass noch durch das, was Weltpolitik heißt, brechen lässt. Lehr mich allein, das bitte ich dich, nach deinem Willen zu handeln.“
Er bat: „Lass jegliche Minute mich vor deinen Augen wandeln.“ Außerdem hat er das herrliche Lied vom Gebet gedichtet: „O der unergründlichen Macht von der Heiligenbeten, Betgemeinde heilige dich.“ Er betonte die Kraft des Betens.
Sogar der gottlose, liederliche Karl Eugen soll sich noch bekehrt haben. Im fünfzigsten Lebensjahr bat er vor seinem ganzen Volk um Verzeihung. War das nicht die Wirkung der Gebete?
Als dieser Freiherr von Pfeil später Gesandter des preußischen Königs, Alten Fritz – Friedrich der Zweite – war, wollte der Alte Fritz ihn einmal sprechen. Der Kammerdiener sagte: „Ich darf nichts stören.“ Nach einer Weile kam er zurück und sagte zu ihm: „Eure Majestät, wir müssen entschuldigen, ich habe eine Audienz bei dem König aller Könige gehabt.“ Das war ihm wichtig. Er wollte vor Gott bestehen.
Leben in der Unterordnung unter Christus als Quelle der Freiheit
Und nur wenn sie diese Position einnehmen, dann wird es plötzlich so, dass sie nicht mehr um ihre Eitelkeiten kämpfen oder um die Verletzungen, die ihnen zugefügt wurden.
Siebenmal steht in diesem Abschnitt, hier in dem kurzen Kolosserabschnitt, das Wort „Herr“. Herr, ihr dient dem Herrn, seid untertan in dem Herrn. Das ist dieser große, mächtige Christus, dem die ganze Welt gehört und auf dem alles geschaffen ist.
Lebt eure spannungsvollen Ehen ganz realistisch mit Christus. Auch eure schwierigen Berufsverhältnisse sollt ihr so gestalten. Und ihr dürft dann entdecken und erfahren, wie Gott für euch streitet, sodass ihr es nicht selbst tun müsst.
In dem Herrn sollt ihr sein, und dem Herrn sollt ihr dienen, niemand anderem. Ihr sollt frei sein und nicht mehr euren Gefühlen dienen.
Das ist in unserer Zeit Sprengstoff, besonders für euch jungen Leute. Heute sagt man jedem: Leb dich aus, lebe deine Gefühle aus. Nein, genau das nicht! Ich will ein Knecht Jesu sein, und sei das auch!
Jesus hat einmal von der letzten Zeit angekündigt, dass die Gesetzlosigkeit überhandnehmen wird und die Liebe in vielen erkalten wird. Da ist es schön, wenn es Christen gibt, die wieder eine Alternativkultur leben und sich nicht darum scheren, was die anderen dazu sagen oder wie sie sie verspotten. Wir wollen Christus leben.
Und das fängt in unseren vier Wänden an. Es ist gut, dass im Evangelium das immer so dargestellt wird. Dort ist das wichtigste Bewährungsfeld, an dem mein Christsein anfängt.
Amen.
