Beim letzten Mal haben wir die Sorge um das Heil besprochen. Nun folgen einige Angaben über Mitarbeiter des Paulus und den Dienst, den sie tun sollten.
Ich hoffe aber in dem Herrn Jesus, dass ich Timotheus bald zu euch senden werde. So werde auch ich erquickt, wenn ich erfahre, wie es um euch steht. Denn ich habe niemanden, der so ganz meines Sinnes ist und so herzlich für euch sorgen wird. Alle suchen das Ihre und nicht das, was Jesus Christus gehört oder was Jesu Christi ist.
Ihr aber wisst, dass er sich bewährt hat. Wie ein Kind dem Vater hat er mit mir dem Evangelium gedient. Ihn hoffe ich zu senden, sobald ich erfahren habe, wie es um mich steht. Ich vertraue aber in dem Herrn darauf, dass auch ich selbst bald kommen werde.
Ich habe es für nötig angesehen, den Bruder Epaphroditus zu euch zu senden. Er ist mein Mitarbeiter und Mitstreiter, neuer Abgesandter und Helfer in meiner Not. Denn er hatte nach euch allen Verlangen und war tief bekümmert, weil er gehört hatte, dass ihr krank geworden seid. Er selbst war auch todkrank.
Aber Gott hat sich über ihn erbarmt, nicht allein über ihn, sondern auch über mich. So habe ich nicht eine Traurigkeit zu der anderen.
Ich habe ihn nun umso eiliger gesandt, damit ihr ihn seht und wieder fröhlich werdet. Auch ich habe dann weniger Traurigkeit.
So nehmt ihn nun auf in dem Herrn mit aller Freude und haltet solche Menschen in Ehren. Denn um des Werkes Christi willen ist er dem Tode so nahe gekommen. Er hat sein Leben nicht geschont, um mir zu dienen an eurer Stadt.
Hoffnung und Zuversicht trotz schwieriger Umstände
Ich hoffe aber in dem Herrn Jesus, so fängt er an. Eine ungewohnte Redewendung: Ich hoffe aber in dem Herrn Jesus.
Man muss im Philipperbrief immer wieder daran denken, dass ein Mann aus dem Gefängnis schreibt. Ein schon trostloser Ort, besonders wenn man weiß, der Prozess steht schlecht.
Stellen Sie sich vor, Sie geraten in eine Sache, vielleicht eine Wirtschaftssache oder Verkehrssache, und die Aussichten sind schlecht. Sie befürchten eine Strafe und können nicht ausweichen. Bei Paulus geht es sogar ums Ende des Lebens. Wie kann man da Zuversicht haben? Hoffnung bedeutet immer Zuversicht.
Es fällt uns schon schwer, wenn wir krank sind. Da sind wir am Boden zerstört, sehen nicht mehr weiter und sind verzweifelt. Wie wird sich das lösen? Oder bei Menschen: Oft haben wir Sorgen und Streit. Wie wird sich das lösen? Wie wollen wir das schaffen? Wir sehen keinen Ausweg mehr.
Deshalb sagt Paulus: Ich hoffe aber in dem Herrn Jesus. Er lebt so in der Verbindung mit Jesus, dass er nicht alles schwarz sieht. Ich verstehe, dass Sie sagen: Bei mir ist alles dunkel und hoffnungslos. Aber in dem Herrn Jesus gibt es keine Hoffnungslosigkeit mehr. Nichts sieht mehr verzweifelt oder traurig aus. Stattdessen kann ich zuversichtlich blicken.
Selbst wenn die Genesung nicht mehr kommt, selbst wenn der Tod vor mir steht, hoffe ich aber in dem Herrn Jesus. Er hat sogar die Hoffnung, dass sich sein Prozess noch wendet und dass er die Gemeinde wieder sieht.
Um das geht es doch in diesem Vers 19. Haben Sie es beobachtet? „Damit ich Timotheus bald schicken werde und erfahre, wie es um euch steht.“ Es ist sogar die Hoffnung, dass er die Gemeinde wieder sieht. Wie in Vers 24: „Dass auch ich selbst bald kommen werde.“
Christen haben große Hoffnung. Sie können Gott nicht zwingen und ihm keine Vorschriften machen, aber Christen hoffen aus dem Glauben heraus. Deshalb darf die Schwermut bei uns nicht das letzte Wort haben. Auch schwere Gedanken dürfen nicht beherrschend sein.
Das mag seelisch oft so sein, dass wir im Keller leben. Aber wir wollen uns durch den Glauben heute Abend wieder herausführen lassen. Wenn ich Ihnen den Dienst tun darf, dann bitte ich Sie: Fangen Sie heute Abend mal an, alles mit Jesus ganz anders zu sehen. Wenn Jesus jetzt in Ihren Schwierigkeiten wirkt, wie wunderbar wird das? Er hat eine Lösung.
Später werden Sie staunend zurückblicken. Sie haben das schon so oft erlebt: In dem Herrn Jesus hoffe ich. Nicht im vagen, ungewissen Hoffen, sondern ich bin voller Zuversicht. In Jesus bin ich voller Zuversicht.
Für Christen gibt es keine Hoffnungslosigkeit mehr. Wir dürfen nie Menschen aufgeben, weil in Jesus nie das Ende so ist, wie wir es uns vorstellen und ausrechnen. Da ist immer noch viel, viel Großes und Wunderbares möglich.
Jetzt könnte ich Ihnen viele Bibelstellen als Beispiel anführen. „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“
Mit diesen Bergen sind uns oft die riesigen Sorgenberge gleichnishaft vor Augen, die uns belasten: „Wo soll ich denn weitermarschieren?“ So war es den Pilgern einst gegangen, die dieses Lied im Psalm 121 gern sangen auf dem Weg nach Jerusalem.
Es ist wieder ein Berghochschnaufen. Da kommen wir nicht hoch in der Gluthitze. „Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn.“ Es liegen so viele schwierige Wege vor uns, und wir wissen nicht, wie wir sie bewältigen sollen. Ich hoffe aber in dem Herrn Jesus.
Ohne dies sollen Sie nichts anpacken. So können Sie viel Großes erwarten.
Sie erinnern sich doch auch an die Geschichte von Josaphat. Kennen Sie ihn aus dem Alten Testament? Josaphat? Zweite Chronik 20, das schöne Kapitel muss man lesen. Damals waren die Feinde wieder gegen Jerusalem gezogen, vom Salzmeer, vom Toten Meer, nach Jerusalem gestürmt.
Sie standen genau da mit ihren Kamelhorden. Das war damals die Kavallerie. In Jerusalem wussten sie gar nicht, was sie machen sollten unter König Josaphat. Sie gingen zum Tempel, und Josaphat hat nur gebetet: „Wir wissen nicht, was wir tun sollen, aber unsere Augen sehen nach dir, Herr.“
„Unsere Augen sehen nach dir“ – das ist unsere Lage. Es gibt oft Situationen, in denen wir nicht mehr weiterwissen. Aber wir wissen: Da ist noch ein Herr im Himmel. Deshalb ist unsere Lage nicht verzweifelt und nicht hoffnungslos.
Wir treffen heute so viele Christen, die immer wieder sagen: „Ach, jetzt weiß ich nicht mehr weiter.“ Wir sollten uns das abgewöhnen. Dieser Unglaube lästert unseren Herrn, das darf nicht sein.
Dann stimmen sie ein Loblied an und lassen sich mitnehmen durch andere im Glauben, die in der Freude an der Nähe Gottes das Lob Gottes nicht verstummen lassen.
„Die Seinen lässt in Not und Kümmern sich unser Held doch niemals nehmen.“ Ja, Jesus siegt. Unser Herr lässt uns doch nicht fallen.
Auch das Lied von Friedrich Traub ist so ein schönes Lied zum Anfang heute gewesen. Auch in schwierigen Lagen, in Kampf und Not geht das nicht verloren. Sein Volk wird bewahrt werden wunderbar.
„Eure Haare auf dem Haupt sind alle gezählt.“ Sie müssen sich das Wort Gottes in Erinnerung rufen und es bewusst vor Augen haben: Ich hoffe aber in dem Herrn Jesus.
So hat Paulus seine Gefangenenzeit im Kerker durchlitten und durchgestanden.
Das Bedürfnis nach Erquickung durch Gemeinschaft
So, das war das Erste. Das andere: Was bewegt denn Paulus, dass er erquickt werde? Steht bei Ihnen in Vers 19 ein ganz anderes Wort?
Ich hoffe, dass ich bald Timotheus zu euch senden werde, damit ich auch erquickt werde, wenn ich erfahre, wie es um euch steht. Steht bei Ihnen auch so?
Also, dieses Wort „erquicken“ bedeutet eigentlich, ja, aber das Erquicken noch einmal, dass ich erfreut werde. Es ist interessant, denn da steht ein Wort, das zeigt, dass auch ein Apostel Eingeweide hat, also Organe, ein Herz. Das ist ja wichtig – da schlägt etwas innerlich.
Und wir wissen das von uns: Wir sind in Unruhe, wir sind in Angst, wir sind voller Sorgen. Das sind immer wieder Reaktionen, bei denen Adrenalin ins Blut ausgeschüttet wird, und dann ist man in Unruhe, der Puls geht hoch und so weiter. Sie kennen das ja ein wenig. Paulus sagt, bei ihm ist es auch so viel, dass die Unruhe da ist. Man kann ja manchmal seinen Leib kaum zähmen wegen der inneren Unruhe.
Dann sagt er: Ich möchte erquickt werden. Ich möchte auch in meinem Innersten, in meinem Herzen, wieder den Frieden empfinden. Und da könnt ihr etwas beitragen. Haben Sie schon einmal daran gedacht, dass man erquickt werden kann, wenn man andere Christen sieht? Dass sich das auf unseren Leib auswirkt, doch wie ein schöner Psichuch? Man muss nicht jeden auf die Nerven fallen. Gemeinschaft erquickt.
Hoffentlich haben Sie heute ein paar nette Leute, bei denen Sie merken: Die tragen meine Last mit, die beten für mich, die sagen: Ich denke an dich. Mit anderen, mit denen man dann am Sonntag auf eine Wanderung geht, manches teilt und auch hier miteinander erlebt. Das schenkt Erquickung.
Telefon hin und her, ein Brief, den man bekommt, und wenn man hört, was andere erleben – schade, dass wir oft zu wenig erzählen. Die Erfahrungen des Glaubens erquicken andere. Lassen wir uns teilhaben an ihrem Ergehen, das gehört dazu. Sie müssen auch ihr Herz ausschütten, weil andere ihnen dann wieder einen Trost zusprechen können.
Man sieht auch, wie Paulus innerlich die Sorgen der anderen Leute mitträgt. Es geht ihm wirklich nicht bloß auf den Geist, sondern auch auf den Leib. Er hat die Sorgen um die Gemeinde. Er sagt: „Wer ist krank, und ich werde nicht krank?“ Es geht ihm wirklich so, dass er mitträgt und mitleidet. Dann freut er sich mit an den Erfahrungen der anderen.
Das ist etwas Schönes. Und da kann man nur lernen, dass man das auch so macht: sich erquicken lässt durch die Geschichten, die andere erfahren, und sich freut an dem, was andere erleben. Isolieren Sie sich nicht! Schauen Sie, wo andere sind, die ich mittragen darf und an deren Ergehen ich teilhaben darf.
Was ihn dort bewegt, ist, wie die Philipper in einer gottlosen Stadt leben. Das interessiert ihn. Ihr scheint als Lichter, so hat es ja vorher geheißen, mitten in einem verdorbenen und verkehrten Geschlecht. Wie macht ihr das mit eurem Christenstand?
Wir haben vorher in der Gebetsgemeinschaft auch das so mitgetragen. Ich finde es schön, wenn man weiß und sagt: Da hat einer jetzt gerade schwierige Herausforderungen vor sich, und davon mittragen. Er erzählt, er hat etwas Wunderbares erlebt, darf Gott dafür danken. Da hat sich in der Gebetsgemeinschaft immer etwas Schönes ergeben – dass man sich richtig leiblich erquicken lässt und dass es einem körperlich gut tut, von den Wundern und Hilfen Jesu etwas zu hören.
Er will erfahren, wie es um die Gemeinde steht und wie sie lebt. Wir sollten auch Anteil nehmen an dem, was unsere jungen Leute erleben, was andere Gruppen erleben. Wir waren am Montag im Kreis der Evangelischen Allianz in Stuttgart beieinander. Wie geht es auch bei euch in der Heilsarmee? Wie geht es bei den Baptisten?
Es ist doch schön, wie wir den Afrikaner da hatten in Togonbo-Adiyimo. Da war ich im Jugendgottesdienst – zweitausendvierhundert junge Leute in der Stiftskirche, auf dem Boden war alles vollgesessen. Was für ein herrliches Erlebnis! Wenn man sich mitfreut.
Schade, dass Sie da nicht dabeisein dürfen, wenn Sie nicht mehr zur Jugend gehören. Ich gehe sonst auch nicht hin, aber da ich den Gast hatte, das erquickt einen richtig. Dass Gott in unserer Stadt schenkt, dass junge Menschen in so großer Zahl der Botschaft des Evangeliums lauschen.
Wir sollten auch untereinander immer wieder Sachen sagen, die uns aufrichten und die uns erquicken. Das hat Paulus im Gefängnis richtig geholfen. Er hat sich an den Berichten erfreut.
Wo erfahren Sie etwas aus der weiten Welt? Das ist mir immer wichtig bei den Missionsberichten, dass man sich das Schöne auch aus den Berichten merkt. Missionsberichte – wo erfährt man etwas?
Wir legen ja immer bei uns Hilfe-Brüdern diesen Dankbrief bei. Wir legen hier dann bloß aus, wo man ein bisschen erfährt. Da haben Menschen etwas angenommen, und das freut einen doch. Aber auch wenn man sonst liest: Bei den Wycklif-Bibelübersetzungen war neulich so eine nette Geschichte drin von einem Druck des Evangeliums und was da einer so erlebt hat. Da freut man sich, wie Gott durch alle Wirren hindurch schenkt, dass es dann doch noch dazu kommt, dass dieser Druck hergestellt werden kann. Das sind Dinge, die einen aufrichten.
In der Welt hat man so viel Negatives. Wir sollten uns nicht dauernd sagen: Da ist so viel Not, und da ist es so schlimm und so weiter. Wir sollten uns freuen, dass in dieser verkehrten und verdrehten Welt Gott wirkt und Wunderbares tut.
So ging es Paulus im Gefängnis. Er hat nicht darüber geredet, wie das Wasser runtertropft, wie die Ratten durch den Raum huschen, wie die Wärter so rübelhaft sind, wie das Essen ungenießbar ist, wie die Maden aus dem Fleisch herauskommen, wie sein Körper krank ist und wie der Ischias weh tut. Er freut sich an dem Schönen, was er von der Gemeinde hört, und das richtet ihn auf.
Wir sollten etwas erleben von den großen Siegen Gottes in der Welt, etwas hören, wo Menschen zum Glauben kommen und wo Jesus heute wunderbar wirkt.
Die Suche nach treuen Mitarbeitern im Dienst
Und nun das Dritte: Er sucht Mitarbeiter. Das ist immer eine Not. Schon Jesus hat gesagt, es fehle an Arbeitern. Nicht, dass die Menschen verschlossen wären, das behaupten wir immer wieder. Jesus sagt, die Ernte sei reif, es fehle nur an Arbeitern, die hinausgehen und die Ernte Gottes einbringen.
Haltet euch nicht bei denen auf, die nichts von Jesus wollen. Es sind genug da, die Jesus suchen. Das habe ich ernst gemeint: Geht einfach weiter. Die eine Tür schließt, hat Jesus gesagt, dann geht in den nächsten Ort. Die Ernte ist reif, und ihr werdet genug finden, denen ihr das Evangelium verkündigen könnt.
Aber es gibt so wenig treue Arbeiter. Auch Paulus hat darunter gelitten und sagt, sie suchen alle das Ihre, nicht das, was Jesus Christus gehört. Timotheus war ein ganz besonders einsatzfreudiger Mann. Wir kennen ihn aus den Timotheusbriefen. Wir kennen auch seine Familiengeschichte: Er kam aus einer etwas schwierigen Familie, die schon durch die verschiedene Herkunft der Eltern problematisch war. Glaubensmäßig waren sie sehr verschieden, es war eine richtige Mischehe und so weiter.
Aber in Timotheus lebte etwas Wunderbares: Er sorgte herzlich. Das war bei ihm nicht bloß ein Spruch, sondern er war von innen heraus bei der Sache. Man merkt schnell, ob jemand nur aus Pflicht handelt oder ob er wirklich herzlich für andere sorgt. Timotheus war offenbar frei von eigenen Wünschen. Das sollte man ja auch immer sehr unterdrücken.
Heute wird zwar immer wieder gesagt, man solle all seinen Regungen freien Lauf lassen. Ich weiß nicht, das gibt eben auch Probleme. Man muss ja auch sein Fleisch einmal kreuzigen, seine Wehleidigkeit und Empfindsamkeit überwinden und sagen: So, jetzt schaue ich mal nach dem anderen.
Es ist interessant, wenn man sich aufschwingt und sagt: So, jetzt gehe ich noch einmal, auch wenn man schon müde war und denkt, jetzt reicht es vielleicht. Dieses Fürsorge für andere, dieses Dasein für andere, erquickt ungemein.
Es ist immer wieder schön, wenn Einzelne ganz direkt und unmittelbar für solche unserer Entwicklungshelfer sorgen. Wir haben ja eine ganze Fülle, die noch wenig Betreuung haben. Wenn Sie da sagen: Ich will da noch so ein kleines Stück Verbindung aufbauen, Liebe für andere zeigen, aber auch in der Nähe sein – es gibt so viel Einsamkeit und so weiter.
Herzlich für andere sorgen, das gibt es wenig. Vielleicht überkommt manche eine Rührung an Weihnachten, aber dieses wirklich herzliche Sorgen für andere war auch zu Paulus’ Zeiten in der Urgemeinde sehr selten.
Wir sollten uns prüfen, ob wir das nur den Sprüchen nachmachen und im Wort sprechen oder ob es wirklich so ist.
Paulus brauchte das nicht, also dass sie das klar sehen: Er war nicht auf die Liebe angewiesen. Viele sagen ja: Niemand kümmert sich um mich – in einem anklagenden Stil. So sagt Paulus das nicht. Er war ja später ganz allein.
Im Prozess, der im 2. Timotheusbrief Kapitel 4 erwähnt wird, verließen ihn alle, niemand stand ihm bei. Alexander, der Schmied, hat ihm viel Böses erwiesen. Da muss eine schlimme Gerichtsverhandlung gewesen sein. Wir kennen die Details nicht. Interessant ist, dass Paulus keine genauen Berichte gab, welche Prozesse wo stattgefunden haben.
Wenn man allein in einer fremden Stadt vor Gericht steht und Schwierigkeiten hat, dort angenommen zu werden, und dann erlebt, dass die eigenen Glaubensbrüder sich von einem absetzen, dann ist das hart.
Paulus sagt, es sei ihnen nicht zugerechnet, sie verließen ihn alle. So sagte er: „Herr Jesus, das muss man aber heimzahlen.“ Aber bei ihm war nichts von Rache, da war er frei. Er selbst sagt: „Der Herr stand mir bei, und durch mein Wort ist überall das Evangelium bekannt geworden.“
Es ist beeindruckend, wie Paulus das in 2. Timotheus 4 so sieghaft herausrufen kann. Er lebt so fest im Glauben, dass er die anderen nicht braucht. Aber es geht ihm um die Sorge für die Gemeinde in Philippi. Dort will er Leute haben, die herzlich sorgen – brüderlich, brüderlich, das ist wichtig.
Wir haben auch ein paar Beispiele vor Augen. Man braucht gar nicht von Menschen zu erzählen, bei denen man erlebt hat, wie sie einem diese wunderbare Liebe entgegengebracht haben.
Ich muss auch sagen, dass ich oft ganz tief bewegt bin, wie viel Liebe hier in der Gemeinde lebt. Es ist immer wieder etwas, was uns beglückt: Wie viel Sie tun in alle Richtungen. Wir haben es ja nicht so, dass man überall dankend rühmt, sondern man freut sich still, wie viel gedient und gewirkt wird – herzlich für andere – und wie viel verzichtet wird, nur um zu dienen.
Auch bei allen Veranstaltungen hier im Haus erlebt man das immer wieder. Wie Wohnungen gestrichen wurden, wenn jemand eingezogen ist, wie bei Umzügen geholfen wurde. Es ist etwas Wunderschönes, wenn wirklich für andere gesorgt wird.
Paulus will Timotheus wieder senden. Bei Timotheus ist es auch schön, dass er für die Sache Jesu brennt. Er setzt sich ganz ein, aber er ist auch so demütig und bescheiden wie ein Kind dem Vater.
Es gibt manche, die wollen immer nur herrschen, wenn sie dienen. Die müssen immer das Generalkommando haben. Besonders schön ist es, wenn jemand so demütig dient wie ein Kind dem Vater. Er ordnet sich willig unter.
Timotheus kommt nicht und sagt: „Alles weg, jetzt bin ich da“, sondern er ist demütig. Da möge uns der Herr auch den richtigen Stil geben, dass man sich in eine große Dienstgemeinschaft einfügen kann. Das ist nicht leicht. Manchmal muss das Fleisch gekreuzigt werden.
Das spielt hier eine wichtige Rolle, wenn man sieht, wie Timotheus dient.
Es gibt auch in der Gemeinde Jesu oben und unten. Es ist die neue Meinung, als ob alles demokratisch geschehen müsste. In einer Ehe geht das auch nicht. Ich bin nicht der Meinung, dass der Mann dirigieren muss – ganz bestimmt nicht – aber irgendwie muss man absprechen, in welchen Feldern, wo und wie und was man will.
Das, was Paulus sagt: „Seid einander untertan in der Furcht Christi“, ist sicher des Rätsels Lösung, auch für die Gemeinde.
Natürlich gibt es Funktionen, bei denen Leitungsaufgaben wahrgenommen werden müssen. Es geht keine Jugendarbeit, wenn nicht gesagt wird, wer die Verantwortung hat, und eine andere.
Aber wir müssen aufpassen, dass diese Ämter nicht zum Herrschen dienen, sondern dass sie wieder unter die anderen kommen. Das ist auch, was Paulus meint.
Timotheus hat sich so untergeordnet und hat die Rolle des Paulus akzeptiert. Paulus wollte bestimmt nicht herrschen.
Es entsteht ein wunderbares Verhältnis. Das Kind-Vater-Verhältnis ist hier ein schöner Begriff für dieses Miteinander.
Wir Väter sollten nur aufpassen, dass wir nicht autoritär werden. Das ist schon eine Gefahr.
Gerade unter gläubigen Leuten gibt es leider sehr viel Terror. Viele haben darunter gelitten.
Wir sollten uns das in einer guten Stunde vielleicht sagen, damit nicht mehr kaputtgeht in der Gemeinde.
Es ist schön bei Timotheus, wie er dient und wie er von Paulus gesandt wird und sich senden lässt. „Er ist mein Mitstreiter“, heißt es im Vers.
Epaphroditus als Beispiel für treuen Dienst und menschliche Schwäche
Nun sind wir also beim Epaphroditus angekommen. Zuvor sprachen wir über Timotheus, und jetzt geht es um Epaphroditus. Paulus möchte ihn ebenfalls als seinen Mitstreiter senden. Timotheus gehört sicherlich auch zu den Mitstreitern, denn es ist immer ein Kampf, in dem man steht.
Wir haben bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass auch Anfeindungen auftreten können. Man merkt das vielleicht an manchen kritischen Berichten in Zeitungen oder an Angriffen, die gegen die Gemeinde Jesu eher im Verborgenen verlaufen. Heute ist das zwar nicht so ausgeprägt, aber der Kampf bleibt bestehen. Schließlich will man die Macht des Teufels bekämpfen und in dieser Welt etwas für den Herrn Jesus bewirken. Dabei möchte man dem Teufel Beute entreißen.
Dieser Kampf beginnt im Gebet und ist ein Ringen. Auch die Evangelisation ist stets ein solcher Kampf. Timotheus und Epaphroditus waren nicht nur Mitarbeiter, sondern Mitstreiter. Sie waren sich bewusst, dass eine Auseinandersetzung läuft und dass man wachsam sein muss, damit der Teufel keinen Eingang findet und Menschen schwächt.
Kommen wir nun zu Epaphroditus. Er war ein Mann aus der Gemeinde von Philippi, der zu Paulus geschickt wurde. Timotheus war ein Begleiter Paulus, während Epaphroditus ein junger Mann war, den die Gemeinde zu Paulus sandte, damit er ihm nützlich sei. Das war eine gute Idee, denn es konnte auch dem jungen Mann guttun.
Epaphroditus wurde krank und bekam Heimweh. Das ist eine peinliche Situation – man möchte doch nicht zurück zur Mutter geschickt werden. Wie löst Paulus dieses etwas heikle Problem? Hier zeigt sich ein Musterbeispiel, wie Paulus nicht kritisiert. Man könnte den jungen Mann ja auch zurechtweisen und sagen: „Reiß dich zusammen und sei nicht so wehleidig!“ Doch Paulus zeigt Geduld mit jungen Leuten.
Er war zwar sehr streng mit Johannes Markus, einem anderen Begleiter, der irgendwann keine Lust mehr hatte und wegging. Paulus sagte daraufhin, er wolle Johannes Markus nicht mehr mitnehmen, denn Leute, die im Kampf weichen und nicht verlässlich sind, kann er nicht gebrauchen. Barnabas hingegen meinte, man müsse jungen Leuten eine Chance geben. Er hatte Recht: Johannes Markus wurde später ein großartiger Zeuge Jesu.
In der Seelsorge gibt es verschiedene Haltungen. Wer in der Jugendarbeit tätig ist, weiß, wie schwer es oft ist, zu entscheiden: Soll man Härte zeigen und ein Exempel statuieren, oder mehr Nachgiebigkeit üben? Man muss jungen Menschen auch Grenzen setzen, gerade wenn es um Belastbarkeit geht. Man kann nicht einfach Leute rausschicken, die sagen: „Ich habe keine Lust mehr.“ Man muss ihnen klar machen, dass sie wissen müssen, ob sie es durchhalten wollen. Das ist schwer, aber notwendig. Das ist nicht grob, sondern es geht darum, etwas zu fordern.
Für Paulus war es eine Frage, wie man sich richtig verhält. Es ist erfreulich, wie er hier mit Geduld auf Epaphroditus eingeht und wie er ein Herz für ihn zeigt. Paulus schildert die Situation positiv, um den jungen Mann zu schützen. Er hätte auch sagen können: „Warum kommst du schon wieder zurück?“ Stattdessen betont er, dass Epaphroditus in seinem Auftrag zu ihnen kommt und dass er ihnen Grüße bringen soll.
Epaphroditus war wirklich krank, das war keine Täuschung. Paulus bittet die Gemeinde, ihn in seinem Namen aufzunehmen. Es ist wunderbar, wie Paulus den jungen Mann in seiner Ehre schützt, obwohl die Gemeinde vielleicht sonst negativ über ihn reden könnte. „Nehmt ihn mit Freuden auf im Herrn, mit aller Freude!“, heißt es in Vers 29. Solche Menschen sollen wir ehren.
Wir sollten darauf achten, die Ehre von Menschen nicht zu verletzen. Manchmal hört man: „Der Mensch ist doch gar nicht wichtig.“ Doch das stimmt nicht. Wir sind alle verletzlich und verwundbar. Es geht nicht um falsche Lobhudelei, aber jeder Mensch hat das Recht, auch als gläubiger Christ, mit Ehre und Respekt behandelt zu werden.
Es kann nicht von Jesus sein, jemanden fertigzumachen und herunterzusetzen. Wir sollten darauf achten, anderen die Ehre zu geben, die Gott ihnen gibt, und anerkennen, was sie im Namen Gottes leisten dürfen. Mir ist es wichtig, wie hier bei Paulus eine menschliche Behandlung deutlich wird, die mir immer wieder am Herzen liegt.
Ich weiß, wie schwer es heute ist, wenn ein Lehrer in der Schule kämpfen muss. Es ist oft ein Existenzkampf. Ich möchte mit keinem dieser Lehrer tauschen. Da könnte man meinen, der Ältere könne einen fertig machen und sagen: „Was für ein erbärmliches Würstchen, der hat nichts geleistet.“ Doch Christen ist das nicht erlaubt. Jeder Mensch hat seine Ehre, auch ein gefallener Mensch oder jemand, der lebenslang verurteilt ist. Er hat von Gott seine Würde und Ehre.
Die Welt sagt vielleicht, derjenige sei ausgestoßen und habe kein Leben mehr, aber für Christen gilt: Jesus ist für ihn gestorben. Besonders schön ist es, wie das in der Gemeinde gelebt wird. Wir sollten das beherzigen und immer daran denken, auch wenn unsere Gefühle anders sind, dass wir nicht das Recht haben, jemanden herabzusetzen. Vielmehr sollen wir jeden Menschen ehren und lieben.
Paulus deutet hier auch, dass Epaphroditus Heimweh hatte. In Vers 26 beschreibt er das tiefe Bekümmern, wie ihr gehört habt. Der Philipperbrief ist ein Brief mit Herz, mit Inhalt, mit Anteilnahme und mit Gefühl. Das macht ihn so schön, weil man so viel Praktisches daraus lernen kann.
Christen sind keine Menschen aus Stein, keine Hartherzigen. Paulus schämte sich seiner Tränen nicht, wenn er in der Seelsorge mit Menschen mitlitt, die gefallen waren. Er ermahnte sie mit Tränen, beim Herrn zu bleiben. Er war wirklich innerlich beteiligt.
Billiger kann man Gemeinschaft kaum gestalten. Es ist immer wieder die Frage, wie Gemeinschaft entsteht. Sie lässt sich nicht nur äußerlich organisieren, so schön es auch ist, wenn man zusammen Kaffee trinkt. Man kann nur sagen: Geh auf die zu, die dir am nächsten sind, praktiziere Gemeinschaft, kümmere dich um andere und nimm andere an.
Wenn man erlebt, wie man in Krankheit miteinander trägt und Leid im Haus des anderen mitträgt, dann ist das etwas Wunderbares. So schließt uns die Gemeinde immer wieder zusammen, beschenkt uns und erquickt uns.