Gnade sei mit uns und Friede von dem, der da ist, der da war und der da kommt. Amen.
Wir sprechen über die Gegenstände der Passion, also über die Gegenstände, die eine Rolle in der Leidensgeschichte gespielt haben.
Es heißt: „Und da sie an die Stätte kamen“ (Matthäus 27,34), „an die Stätte mit dem Namen Golgatha, gaben sie ihm Essig zu trinken, mit Galle vermischt. Da er es schmeckte, wollte er es nicht trinken.“
Herr, heilige uns in deiner Wahrheit, denn dein Wort ist die Wahrheit! Amen!
Eindrücke von einer Autofahrt und das Bild des Weins Jesu
Na, heul ist das Wetter, sie sind alle nass, die Luft ist feucht, und alle müssen husten. Bleiben die Stufen mittendrin noch frei? Das ist ja wirklich originell in diesem Fall. Steht keiner mehr.
Zunächst wollen wir die grüßen, die oben im Übertragungssaal angeschlossen sind. Die gehören auch zu uns.
Meine Freunde, in dieser Woche fuhr ich mal ganz allein meinen Wagen von Frankfurt auf der Autobahn nach Köln. Hat man so Zeit bei dieser eintönigen Fahrt, bewegte ich in meinem Herzen unseren heutigen Text – diesen wunderlichen Wein, den der Herr Jesus angeboten bekam, ehe man ihn auf das Kreuz legte.
Im Siebengebirge – die Autofahrer kennen das nicht – bin ich von der Autobahn runter, so viel ins Gebirge rein, nach Jettenburg. Wie heißt das da oben? Nach einem Hotel suchte ich und bestellte Mittagessen. Ich war noch früh dran und schaute mir noch einmal das Siebengebirge an.
Im Hotel saß am Nebentisch eine größere Gesellschaft. Gerade, als ich Platz nahm, rief einer der Herren: „Ober, die Weinkarte!“ Dann brachte der Ober ein in Leder gebundenes Buch, so von dem Format. Während der Herr anfing zu blättern, sagte er immer wieder: „Also bitte nicht mehr den Wein, lassen Sie mich aussuchen.“
Ich wälzte in meinem Kopf immer das Bild: Sie gaben ihm Essig mit Galle zu trinken. Das Bild von dem Wein Jesu. Er hatte nun endlos gesucht und fing mit dem Ober eine fachmännische Beratung an – mit Kenamine, ja, gar nicht 53 Spätlesungen und so, was da ist davon.
Und ich dachte immer: Sie gaben ihm Essig zu trinken mit Galle.
Für mich bekam Jesus auch Wein, aber da war keine in Leder gebundene Weinkarte, da war keine Auswahl, da war kein Ober im Wirtshaus. Da waren ein paar rohe Kriegsknechte mit einem unappetitlichen Becher: „Drinkt!“
Und ich musste auf einmal so denken, dass diese Gesellschaft hin und her läutete: Es wäre vielleicht ganz gut, wenn ihr mal von eurer Weinkarte einen Augenblick wegschaute auf den Wein des Herrn Jesus, den er am Karfreitag zu trinken bekam.
Der bittere Wein des Herrn Jesus – eine erste Betrachtung
Nun, ich konnte es den Leuten nicht gut sagen, sie hätten mich ja nicht verstanden. Aber wir wollen das mal tun. Wir wollen uns diesen Wein des Herrn Jesus ansehen, den Wein des Herrn Jesus.
Im Text heißt es, dass sie ihm Essig zu trinken gaben, mit Galle vermischt. Als er es trank und schmeckte, wollte er es nicht trinken.
Ich möchte drei Dinge zu diesem Wein des Herrn Jesus sagen. Das erste: Es war ein sehr schlechter, übler Wein, ein miserabler Wein. Ich möchte Ihnen zeigen, was das bedeutet. Dazu muss ich etwas weiter ausholen.
Sehen Sie, wenn wir Freizeiten im Weiglerhaus haben – es fängt bald an mit der Helferfreizeit – wer nicht teilnimmt, hat selbst die Schuld. Wenn wir Freizeiten haben, dann beginnt jeder Tag mit einer Bibelarbeit. Viele müssen ihren Tag mit der Bibelarbeit beginnen.
Ich kann Ihnen sagen, wir haben schöne, gesegnete und herrliche Stunden bei unserer Bibelarbeit erlebt, wenn morgens alles frisch ist, nicht ausgeschlafen, und wir dann hinein in Gottes Wort gehen.
Ich denke oft in meinem Herzen nach so einer Bibelarbeit: Wie armselig sind all unsere Bibelarbeiten gegenüber der einen Bibelarbeit, die Jesus gehalten hat.
Wisst ihr, wo der Herr Jesus seine Bibelarbeit gehalten hat? Weil das so eine Bibelarbeit in Berchbred ist, sicher, es ist so ein alter Berchbred. Ja, ihr habt gehört, es ist so ein alter Gesag, ist nun, ne?
Ich dachte an die Emmaus-Jünger. Kennt ihr die Geschichte? Als Jesus auferstanden war von den Toten, gingen zwei Jünger so traurig nach Emmaus. Dann gesellte sich unerkannt Jesus zu ihnen und hielt eine Bibelarbeit mit ihnen.
Er wies ihnen nämlich am Alten Testament nach, wie sein Leiden und Sterben dort ganz genau geschildert und vorausgesagt ist. Da haben sie aber gestaunt.
Die alttestamentliche Vorhersage des bitteren Weins
Und sehen Sie, das ist wirklich etwas, was zum Staunen ist. Das Alte Testament wurde lange vor der Zeit Jesu geschrieben, und selbst der kleinste Zug der Leidensgeschichte ist dort beschrieben. Auch die Sache mit diesem merkwürdigen Wein steht im Alten Bund.
Da ist zum Beispiel der Psalm 69, der in unserer Bibel überschrieben ist mit „Der Knecht des Herrn im tiefsten Leiden“. Dort heißt es: „Sie geben mir Galle zu essen und Essig zu trinken in meinem großen Durst.“
Sehen Sie, hier haben Sie alles beieinander: die Galle und den Essig, in dem messianischen Klagelied im Psalm 69 – lange bevor Jesus kam. Wenn man diesen Psalm liest, wird ganz deutlich, dass der Psalmist diese Galle und den Essig als einen Trank der Verachtung verstanden hat.
Wenn ein lieber Gast kommt, den ich ehren möchte, gebe ich ihm etwas Gutes zu trinken. Wenn ich in die DDR komme und Marianne besucht, stellt man Nähkaffee hin. Man hat keinen richtigen Kaffee, aber letzten Endes tut man dem lieben Gast keinen schlechten Kaffee zu Ehren. So machen wir das.
Wenn aber gesagt wird: „Sie geben mir Essig zu trinken und Galle zu essen“, dann bedeutet das, dass man mich verachtet. Man gibt mir das Schändlichste, das Schäbigste, das Gemeinste, das Bitterste.
Und nun sehen Sie, wie Jesus erfüllt, was im Alten Testament steht. Auf Golgatha bekommt er diesen Trank. Achtung, das ist wichtig! Sie gaben ihm Essig, vermischt mit Galle. Das war ein Ausdruck der Verachtung.
Die Verachtung Jesu und ihre heutige Bedeutung
Achtung, der Sohn des erhabenen Gottes, der König aller Könige, wird von den armseligen Menschen, von diesen kümmerlichen Analphabeten hier, verachtet! Bis zum heutigen Tag, so wie Jesus erkannt wurde, ist es schmerzhaft zu sehen, wie sehr dieser herrliche Heiland, dieser Sohn Gottes, verachtet wird.
Vor ein paar Tagen war ich in einem Kreis von Herren versammelt. Wir sprachen über die Probleme des persönlichen Lebens. Da sagte ich: „Ja, meine Herren, Sie führen ein gnadenloses Leben. Sie sollten die Gnade Gottes in Jesus ernsthaft suchen. Jeden Sonntag wartet trotz Gedränges ein Stuhl für Sie in meinem Gottesdienst.“
In diesem Moment herrschte eine Stille, als hätte ich einen Fauxpas begangen, eine Taktlosigkeit. „So, Junge, Junge, dieser Pastor“, dachte ich. Dann besann sich einer, der gesellschaftlich gewandt genug war, und wechselte schnell das Thema.
Ich fühlte mich, als hätte ich einen unentschuldbaren Witz in der Gesellschaft gemacht. So verachtet ist Jesus, dass man ihn in Dänne, in Bredenei oder in Altenessen nicht offen bekennt. In der Kirche mag man dies tun, aber hier, wenn man gemütlich zusammensitzt, nicht.
So verachtet ist Jesus, dass man ihm Essig zu trinken gibt, vermischt mit Galle der Verachtung.
Verschiedene Berichte über den Wein und seine Bedeutung
Meine Freunde, wir müssen diesen Trank noch etwas genauer betrachten. Das Interessante ist, dass die Evangelien unterschiedlich über diesen eigenartigen Wein berichten.
Im Matthäusevangelium heißt es Essig mit Galle. Sie wissen, dass das Evangelium über Jahrhunderte hinweg abgeschrieben wurde. In einigen Handschriften steht dort Wein mit Galle. Im Markusevangelium wird von Wein mit Myrrhe gesprochen. Natürlich gibt es Leute, die sagen, das seien Widersprüche und Zweifel an der Zuverlässigkeit der Texte.
Wenn wir das jedoch zusammenhalten, wird deutlich: Gottes Wort ist viel klüger als wir alle zusammen. Wenn wir alles berücksichtigen, was die Bibel über diesen merkwürdigen Trunk Jesu sagt, ergibt sich folgendes Bild: Es war ein ganz gewöhnlicher, saurer Wein, so ein Surius, wie ihn die Christen in früheren Zeiten tranken. Wahrscheinlich wurde dieser Wein von der Kammer geliefert, nicht vom Kommissar. Damit er etwas besser schmeckte, wurde er mit Myrrhe gewürzt. Dem Heiland aber wurde bittere Galle hinzugefügt.
Der große Schriftausleger Bengel sagt in seinen Gnomon, dass die Myrrhe gewöhnlich dazu diente, den Wein zu verbessern. Die Galle hingegen war eine mutwillige Zusatzgabe an Jesus. Diese Galle macht den Wein zu einem scheußlichen und bitteren Trank.
Dieses ekelhafte Gebräu – meine Freunde, stellen Sie sich diesen sauren Wein vor, aufgepeppt mit Myrrhe und wieder verdorben durch Galle – diesen Trank gab man Jesus zu trinken. Jesus hatte zwar bereits mit Wein zu tun gehabt, zum Beispiel bei der Hochzeit zu Kana. Doch dort gab er den Menschen köstlichen Wein, der so gut war, dass sich der Speisemeister darüber wunderte.
Jetzt, meine Freunde, muss ich an dieser Stelle innehalten. Ist das nicht typisch? Jesus schenkt den Menschen köstlichen Wein, und die Menschen schenken ihrem Heiland Essig mit Galle. So ist es immer, so war es bei ihm und so ist es bei mir: Er schenkt köstlichen Wein, und wir schenken Essig mit Galle.
Die Bedeutung des Weins als Symbol des Evangeliums und der menschlichen Reaktion
Ich möchte das ein wenig ausführen. Sehen Sie, unsere Väter im Glauben haben verstanden, dass in der Bibel das köstliche Evangelium oft mit gutem Wein verglichen wird. Es heißt in einem Lied: „Dein Freudenwein, erquicke mich.“
Paul Gerhard singt in einem weniger bekannten Lied von der Liebe Jesu. Das habe ich gestern mit Freude noch einmal gelesen. Dort heißt es, und das ist kaum bekannt: „Von der Liebe Jesu, sie ist mein süßer Wein, sie ist mein köstlicher Balsam, sie ist mein süßer Wein, die Liebe des Herrn Jesus.“
Wenn ich einen Wunsch für Sie habe, dann ist es der, dass Sie von diesem Freudenwein des Evangeliums bereits gekostet haben. Es nützt mir nichts, wenn ich höre, dass es den Heiland in Jesus gibt. Ich wünsche Ihnen, dass Sie in Ihrem Leben, wenn Sie müde waren oder verzweifelt am Rande der Verzweiflung standen, erquickt wurden mit dem Freudenwein der Liebe Jesu Christi und seiner herrlichen Gnade.
Er schenkt uns köstlichen Wein. Und was geben wir ihm? „Und sie gaben ihm Essig mit Galle zu trinken.“ Meine Freunde, es sind viele Jahrzehnte vergangen, seitdem ich Jesus kennengelernt habe, seitdem er mich gefunden hat. Ich möchte ihm dienen und ihm geben, was ich habe. Doch wenn ich auf mein Leben zurückblicke, dann war es immer nur Essig mit Galle, das ich ihm geben konnte. Das ist eine sehr bittere Erkenntnis.
Gott schenke uns die Einsicht, dass unser Heiland von uns nichts anderes erhält als Essig und Galle. Das gilt auch für unser Tun, selbst im besten Leben. Es kommt nur Essig mit Galle heraus, und wenn einmal mehr und Besseres da war, dann hat er es verwirkt, und es war sein eigenes Werk.
Ich wundere mich, wenn ich Menschen treffe, die sich rühmen, sie wären gütige Christen. Sie fürchten niemanden und ahnen gar nicht, dass all ihr Tun nur Essig mit Galle ist.
Meine Freunde, wer das begriffen hat, weiß, dass wir vor Gott nur von der Gnade Jesu Christi leben können. Von dem Gnaden- und Freudenwein, den er schenkt. Je verdächtiger wir uns selbst werden – und Gott helfe uns zu solcher geistlichen Klugheit, dass wir uns selbst verdächtig werden –, desto mehr lernen wir, uns an dem Freuden- und Gnadenwein Jesu Christi zu erfreuen.
Je älter ein Christ wird, desto mehr lernt er einfach zu bitten: „Dein Freudenwein, erquicke mich.“
Der Wein als betäubender Trank und die Ablehnung Jesu
Aber ich muss ein zweites sagen: Der Wein Jesu Christi – ich sage, es war ein übler Wein. Und das zweite: Es war ein betäubender Trank, ein betäubender Trank.
Meine Freunde, wir dürfen den Kriegsknechten jetzt doch nicht unrecht tun. Sind Sie nicht dabei? Also, zweiter Teil: Nicht in so einer dumpfen Luft hier. Es gibt Leute, die haben gesagt, sie schliefen nie so gut wie im Gottesdienst. Das ist natürlich schrecklich, das können sie nie ertragen.
Der betäubende Drang – sehen Sie, wir dürfen den Kriegsknechten nun doch nicht unrecht tun. Die Fachleute, die Gelehrten, sagen, das sei nicht nur, wie es im Psalm 69 steht, ein Verachtungsdrang, ein verächtlicher Spottrang gewesen, sondern es sei ein betäubender Drang gewesen.
Also, es sei in dem Drang, in diesem Übel, gesöffelt und doch ein bisschen Mitleid drin gewesen. Dieser Essig mit Myrrhe und Galle habe eine betäubende Wirkung gehabt. Man habe das einem Delinquenten angeboten, mit dem man Mitleid hatte, um ihm die Schmerzen der Kreuzigung ein bisschen zu lindern.
Wenn die klugen Leute das sagen, muss ich glauben. Ich kann das nicht beurteilen, ich habe so Zeug noch nicht getrunken. Man muss ja nur sagen, wie ulkig das Menschenherz ist: Man quält einen Menschen, damit er es nicht so schrecklich merkt, und gibt ihm vorher einen betäubenden Trank. So sind wir, nicht? Ach ja, wir haben Mitleid mit Kassen und bringen sieben Millionen Juden um – so sind wir, ja.
Ein betäubender Trank. Meine Freunde, damit wird die Sache ja hochmodern und aktuell, denn nichts ist für Menschen von heute so interessant wie Betäubung. Das Jahrhundert der Schlagpillen und anderer Medikamente zur Schmerzbetäubung – nichts.
Was hat unser Jahrhundert es hingekriegt, Menschen zu betäuben? Als junger Soldat, wie habe ich das zuerst kennengelernt: Da sollte man Krieg führen, singen Sie an wie Militärmusik! Oh, da war man betäubt. Wie Militärmusik, hören Sie mal eine halbe Stunde Militärmusik, da sind Sie zu jedem heroischen Unsinn bereit, nicht? So betäubt waren wir.
Und an der Front, als das nicht mehr klappte, als da keine Musik mehr spielen konnte – das war das Erschütterndste immer – da wurde in Korbflaschen Schnaps ausgegeben. Es hat mich nicht so ernüchtert an dem Heroismus wie die Tatsache, dass vor dem Sturm in Korbflaschen der Schnaps ankam.
Und wie hat unsere Zeit das Betäuben gelernt? Es stirbt doch kein Mensch mehr, klar? Hätte doch jeder rechtzeitig seine Spritze, das Sterben leicht gemacht. Man kann nichts dagegen sagen.
Dann wird eine Großmutter gehabt, wie der Arzt sie morgelt, umgeben wurde es abgelehnt und gesagt: „Ich möchte klar in die Ewigkeit gehen. Ich werde es nicht tun, ich habe Angst davor.“ Aber wir sind eine betäubungssüchtige Welt geworden.
Man sagt, der Mensch hat heute mehr Angst vorm Leben als vorm Sterben. Das ist richtig. Und darum haben wir auch fürs Leben eine Menge Betäubungsmittel: Alkohol, Zerstreuung, Tabletten und Arbeitshitze. Fünf Stunden Tag, aber kein Mensch hat Zeit. Vier Stunden Tag, noch weniger Zeit. Drei Stunden Tag, überhaupt keine Zeit mehr. Nicht Hetze!
Das ist Betäubung, meine Freunde! Und Radio und Fernsehen – da muss ja immer Krach in der Bude sein. Wenn Sie heimkommen, seitdem Sie den Eselnmantel abgelegt haben, drehen Sie doch das Radio an. Es muss doch Krach in der Bude sein! Sie könnten ja mal über die Predigt nachdenken, das darf nicht sein. Also drehen wir rasch an, nicht? Es muss Krach und Unruhe im Zimmer sein.
Betäubung! Und nun denken Sie: Jesus lehnt den betäubenden Trank ab. Das ist eine ganz wichtige Stelle, denn da kommen wir wieder auf das rechte Verständnis seines Leidens.
Jesus als nüchterner Hoherpriester und das Zeichen der Ablehnung
Sehen Sie, es gibt viele Menschen, die meinen, der Herr Jesus sei ein gescheiterter Idealist gewesen. Neulich las ich den Satz: Sokrates musste den Schierlingsbecher trinken. Wer war noch? Van Gogh hat sich selbst das Leben genommen. So wurden alle Idealisten aufgezählt, die gescheitert sind. Und Jesus wurde gekreuzigt.
Da habe ich gelacht, meine Freunde. In die Reihe der gescheiterten Idealisten gehört Jesus nicht. Sonst hätte er Betäubungstrank gebraucht, nicht wahr? Gescheiterte Idealisten, die von verruchten Buben umgebracht werden, brauchen Betäubungstrank. Liebe Freunde, in diese Reihe gehört Jesus nicht.
Was ist denn Jesus? Jesus schickt sich an, das größte Werk zu vollbringen. Er ist der Hohepriester der Welt. Eine Welt, die durch keine Religion, kein Opfer und keinen Kultus Frieden finden konnte, will er die Versöhnung mit Gott schenken. Dazu bringt er ein herrliches und gültiges Opfer dar – ein Opfer, das gilt, ein Opfer, das Sünde wegnimmt, ein Opfer, das versöhnt und heiligt, nämlich sich selbst.
Er ist Gottes Lamm, das der Welt die Sünde wegnimmt. In dem Augenblick ist Jesus der Hohepriester der Welt und zugleich das Lamm. Er opfert sich auf dem Altar des Kreuzes. Diese herrliche Tat kann kein berauschter Mann tun, darum lehnt er diesen Betäubungstrank ab.
Der Hohepriester geht klar und hell in sein Versöhnungswerk. Ich möchte niederfallen vor dem Kreuz und anbeten vor diesem Heiland, der mir Frieden mit Gott und alles geschenkt hat durch sein Sterben. Meine Freunde, diese Tat, diese größte Tat, kann nur ein nüchterner Mann vollbringen. Darum lehnt er den Trank ab.
Aber jetzt möchte ich Ihnen noch etwas sagen: Jesus lehnte den Betäubungstrank ab. Damit macht er deutlich: Wer zu Jesus kommt, kommt in die Zone der Nüchternheit. Es gibt Christen, die sind ekstatisch und „ah“, aber das hat mit Jesus nichts zu tun. Wer zu Jesus kommt, der kommt in die Zone der Nüchternheit, wo Berauschungsdränge abgelehnt werden.
Die Welt ist besoffen von sich selbst und ihren blöden Ideologien. Bei Jesus wird man nüchtern, ganz nüchtern. Und das ist wichtig, das jetzt zu sagen. Sehen Sie, ich erlebe es immer wieder, wenn sich ein junger Mann zum Herrn Jesus bekehrt – von einem Leben der Sünde oder Alter –, wenn er von seinem Sündenleben umkehrt und sich diesem Mann von Golgatha ergibt und nun von jetzt an vor Gott nach seinem Gewissen lebt, nach seinem an Gott gebundenen Gewissen.
Dann sagen die Leute: „Mensch, das ist doch überspannt, Sie sind doch verrückt geworden.“ Wie oft höre ich dann den spießigen Satz: „Herr Pastor, man muss doch mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben.“ Nun, ich möchte Ihnen sagen: Ich kam mit beiden Beinen erst da auf den Boden, als ich meinen verlorenen Zustand erkannte und das schreckliche Gericht Gottes fürchten lernte und mein Heil in dem gekreuzigten Heiland fand.
Da sah ich endlich, was Wirklichkeit war. Da kam ich mit beiden Beinen auf den Boden. Und ich wünsche Ihnen, dass Sie zu Jesus in diese Zone der Nüchternheit kommen, wo die Phrasen aufhören und man das lernt, was in einem Lied steht: „Wenn ich mich selbst betrachte, wird mir Angst und Weh. Wenn ich auf Jesum achte, dann steige ich in die Höhe.“
Der verschmähte Wein und der Kelch des Vaters
Ich muss noch kurz ein letztes sagen: Da weint Jesus. Es war ein schlechter Wein, und es war betäubender Wein, den Jesus ablehnte. Dabei muss ich bei diesem letzten Punkt bleiben – dem verschmähten Wein. Ich muss noch einmal betonen, dass Jesus diesen Wein tatsächlich verschmäht hat.
Nun möchte ich vorausschicken, meine Freunde, dass ich Ihnen in diesen letzten fünf Minuten eine merkwürdige biblische Entdeckung mitteilen möchte. Ich hoffe, ich kann deutlich machen, dass das, was ich entdeckt habe, wirklich merkwürdig ist.
Sehen Sie, Jesus lehnt den Becher mit dem Wein ab. Die Christknechte wunderten sich. Sie hatten es doch gut gemeint. Da sagt er nein, nein, denn nicht, haben sie gesagt, denn nicht. Sie wussten nicht, dass Jesus in diesem Augenblick einen anderen Kelch nahm und trinken wollte. Da konnte er diesen Becher nicht gebrauchen.
Welchen Kelch? Ein paar Stunden vorher hat er im Garten Gethsemane gesagt: „Mein Vater, ist es möglich, dass dieser Leidenskelch vorübergehe?“ Wenn es nicht möglich ist, dann trinke ich ihn. Er will den Kelch des Vaters trinken, und darum kann er den Becher der Soldaten nicht gebrauchen.
Damit macht Jesus deutlich: „Ihr habt es doch gut gemeint, eine kleine Erquickung und Betäubung.“ Jesus zeigt, dass eine größere Erquickung als alles, was die Welt geben kann, darin besteht, den Kelch Gottes zu trinken, das heißt, Gott zu gehorchen.
Da ist mir aufgegangen, dass der Herr Jesus ein paarmal Erfrischungen abgelehnt hat. Er hat gesagt: „Ich will diese Erfrischung jetzt nicht“, um uns deutlich zu machen, dass besser als alle Erfrischungen der Welt ist, Gott gehorsam zu sein.
Wo steht das? Zum Beispiel in der Geschichte, wie Jesus am Brunnen von Samaria sitzt und mit der Frau spricht. Die Frau geht weg, da kommen die Jünger und bringen Essen, aber Jesus nimmt nichts. Die Jünger reiben sich die Hände, haben Leberwurst drauf, aber Jesus isst nichts.
Da sagen die Jünger mit vollem Mund – ich sehe sie förmlich vor mir: „Es schmeckt gut, Herr Jesus, iss doch!“ Johannes berichtet hier, dass Jesus sagt: „Meine Speise ist die, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat.“ Besser als eure Erfrischungen ist es, Gottes Willen zu tun. Ihr versteht, nicht wahr? Besser als euer Becher ist es, Gottes Gehorsam zu sein.
Oder denken Sie an die Geschichte der Versuchung. Kennt ihr die Geschichte von der Versuchung? Jesus hungert, da kommt der Teufel und sagt: „Da ist der Stein, du brauchst nur ein Wort zu sagen, dann wird Brot daraus.“ Da sagt Jesus: „Nein! Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von den Worten Gottes.“
Das meine ich. Ich möchte Ihnen diese Entdeckung mitgeben: Jesus macht mit seinem Leben immer wieder deutlich, dass mehr als alle Erfrischungen der Welt gilt, Gott gehorsam zu sein.
Meine Freunde, wollen wir glücklich werden? Wollen wir glücklich werden, dann fangen wir jetzt an, Gott gehorsam zu sein. Das sind all die Dinge, von denen wir jetzt einfach brechen müssen. Sie wissen das ganz genau. Und es sind Dinge, die Sie jetzt tun müssen.
Sie sagen vielleicht, Sie wüssten nicht, was Gott will. Sehen Sie, darum sagt Jesus: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von den Worten Gottes.“ Fangen Sie an, die Bibel zu lesen, und tun Sie es.
Es kommt Ihnen vielleicht übertrieben vor, dass es besser ist als ein gutes Frühstück, den Willen Gottes zu tun. Das kommt Ihnen übertrieben vor? Sehen Sie sich doch mal die Welt an. Die Welt hat gute Frühstücke, aber sie hat Hunger, sie ist leer. Warum? Weil sie den Willen Gottes nicht tut.
Die Neuorientierung des Lebens durch das Leiden Jesu
Wir wollen den Blick auf Jesus gerichtet halten, der den Becher weglegt, weil er den Kelch des Vaters trinkt. Je mehr wir dieses Bild betrachten, desto mehr verstehen wir, dass das Leiden Jesu unser ganzes Leben ganz praktisch neu orientieren wird.
Nun wollen wir beten:
Herr, unser Heiland, gib uns die Neuorientierung unseres Lebens an deinem Kreuz. Lass uns keine Theoriechristen sein. Ziehe uns liebevoll in dein Sterben hinein. Lass uns mit dir gekreuzigt sein, damit wir das erben, was dein Reich ausmacht.
Führe uns ins Paradies ein. Amen.