In Deutschland und Österreich haben Christen seit einigen Jahrzehnten entdeckt, dass persönliche Zeugnisse von Menschen, die eine Beziehung zu Gott haben und ihn kennengelernt haben, oft mehr bewirken als theologische Auseinandersetzungen und Diskussionen.
Zum Beispiel hat CFV, ich glaube schon als junger Erwachsener, damit begonnen, solche Zeugnisbücher herauszugeben. Es sind evangelistische Bücher, in denen vier oder fünf Personen erzählen, wie sie Gott gefunden haben und wie Gott ihr Leben verändert hat.
Freunde von mir aus dem Ruhrgebiet in Deutschland haben Zeugnisse aus ihrer Region gesammelt. Sie haben inzwischen zwei Bücher mit dem Titel "Gott im Pott", also im Ruhrpott, veröffentlicht. Es sind einfach Zeugnisse von Menschen aus der Region, die Gott gefunden haben.
Diese Freunde haben auch begonnen, evangelistische Abende zu veranstalten. Diese Abende bauen auf den Büchern auf, die sie bereits in Tausenden von Exemplaren verteilt haben. Dabei gibt es keine Vorträge zu einem bestimmten Thema. Stattdessen erzählen Menschen aus ihrem Leben, wie sie Gott gefunden haben, wie Gott ihr Leben verändert hat und wie sie mit Gott leben.
Mir hat jemand gesagt, dass man Diskussionen über Themen zwar führen kann. Oft geht es dabei darum, wer die Diskussion gewinnt. Häufig endet man jedoch in einer Sackgasse und findet immer noch irgendein Argument, warum man etwas nicht glauben will. Ein persönliches Zeugnis hingegen ist schwer zu widerlegen. Es ist schwer, jemandem ins Gesicht zu sagen, dass man nicht glaubt, dass das wirklich stimmt, oder dass er sich das alles nur einbildet.
Das Ganze ist natürlich auch riskant. Man neigt dazu, bei der Zusammenstellung eines solchen Buches besonders eindrucksvolle Veränderungen zu dokumentieren. Zum Beispiel: Jemand war drogensüchtig, hat sich bekehrt, ist jetzt clean und hat eine schöne christliche Familie. Doch drei Jahre später hatte er einen Rückfall, die Familie zerbrach, er lebt wieder wie vorher und hat sich vom Glauben distanziert.
Was macht man dann? Zieht man das Buch vom Markt zurück? Solche Geschichten sind real. Solche Dinge habe ich in meinem persönlichen Umfeld erlebt. Das ist riskant!
Glaubwürdigkeit durch Lebenszeugnisse und Herausforderungen
Das sind Fragen, mit denen wir uns heute anhand des zweiten Korintherbriefs beschäftigen. Wir haben schon viel darüber gelesen und gesprochen, wie wir glaubwürdig sein können – für unsere Kinder, für unsere Freunde, für Gläubige, denen wir einen Schritt weiterhelfen möchten, und für noch Nichtgläubige, denen wir vermitteln wollen, wie sie zum Herrn finden und gerettet werden können.
Wir haben gesehen, dass wir glaubwürdig sein können durch unsere Lebenserfahrung. Außerdem haben wir gelesen, dass wir glaubwürdig sind, wenn Menschen erkennen, dass wir wirklich selbstlos sind, keine egoistischen Motive haben bei dem, was wir tun, und ehrlich sind.
Zudem haben wir festgestellt, dass Glaubwürdigkeit durch unsere Zuverlässigkeit entsteht, aber vor allem dadurch, dass uns Menschen wirklich etwas bedeuten und es uns wirklich um sie geht – und nicht darum, eine neue Kerbe an unserem geistlichen Colt zu haben.
Diese Punkte bilden auch den Rahmen für den Abschnitt, den ich heute mit euch betrachten möchte. Ich möchte heute Morgen einen größeren Abschnitt anschauen, und wir werden sehen, wie weit wir kommen.
Der Abschnitt reicht von Kapitel 2, Vers 14 bis Kapitel 4, Vers 6. Es ist tatsächlich ein zusammenhängender Abschnitt, auch wenn die Kapitelgrenzen, die sich irgendwann jemand ausgedacht hat, dagegen sprechen. Kapitel in der Bibel sind nicht von Gott inspiriert, sondern wurden erst im späten Mittelalter eingefügt, damit man sich besser orientieren und leichter darüber sprechen kann. Dass jeder weiß, wo man gerade in der Bibel ist, ist also nicht ursprünglich Teil der Bibel.
Der Abschnitt von Kapitel 2, Vers 14 bis Kapitel 4, Vers 6 enthält am Anfang einen Satz über Glaubwürdigkeit durch gute Motive. Wir haben ihn gestern schon gelesen: „Denn wir verfälschen nicht wie viele andere das Wort Gottes, sondern aus Reinheit, sondern vor Gott reden wir in Christus“ (2. Korinther 2,17).
Ganz am Ende dieses Abschnitts steht wieder ein ähnlicher Satz über Glaubwürdigkeit: „Sondern wir haben von den verborgenen Dingen den Schamabstand genommen, indem wir nicht mit List agieren, noch das Wort Gottes verfälschen“ (2. Korinther 4,2).
Merkt ihr? Am Anfang des Abschnitts, in 2,17, steht, dass wir das Wort Gottes nicht verfälschen, und auch am Ende, in 4,2, steht dasselbe. Paulus setzt damit einen Rahmen für diesen Abschnitt.
Er sagt: Wir verfälschen das Wort Gottes nicht. Sondern durch die Offenbarung der Wahrheit empfehlen wir uns selbst der Beurteilung jedes Menschen vor Gott.
Die Bedeutung einer glaubwürdigen Botschaft
Um glaubwürdig zu sein, müssen nicht nur wir selbst glaubwürdig sein, sondern unsere Botschaft muss auch einen echten Inhalt haben. Paulus wirft damals den falschen Aposteln vor, dass sie nur mit ihrer Redefähigkeit, ihrer Persönlichkeit, ihrem Charisma und ihrem Selbstbewusstsein auftrumpfen. Doch wenn man genauer hinschaut, hat ihre Botschaft eigentlich keinen wirklichen Inhalt.
Paulus sagt, dass sie das Wort Gottes nicht verfälschen. Sie bringen wirklich das Wort Gottes, und ihre Botschaft hat einen gewichtigen Inhalt. Es geht also auch darum, was wir sagen – zumindest langfristig ist das auf jeden Fall wichtig.
In dem Abschnitt, den wir jetzt betrachten und den ich mit euch überblicke, verwendet Paulus vier verschiedene Bilder. Er spricht in diesem Abschnitt bildhaft und versucht so, etwas zu vermitteln.
Wir haben gesehen, dass Paulus bis Kapitel 2, Vers 13, immer wieder von seiner Reise erzählt hat. Das ist ein bisschen wie ein Reisebericht. Dieser Reisebericht endet vorerst damit, dass Paulus sagt, er war in Troas, einer Hafenstadt an der nordwestlichen Küste der heutigen Türkei. Dort hat er das Evangelium verbreitet. Ob er sich auf die Straße gestellt und gepredigt hat oder ob er versucht hat, mit Menschen persönlich und einzeln zu sprechen, wissen wir nicht genau. Er sagt aber, dass er eine offene Tür für das Evangelium gefunden hat und die Leute interessiert waren.
Dann sagt Paulus, dass er sich viele Sorgen um die Gemeinde gemacht hat. Titus war noch nicht zurückgekehrt mit Nachrichten darüber, wie der Brief aufgenommen wurde. Paulus konnte sich deshalb nicht auf die Menschen einstellen und auch nicht auf das Evangelisieren. Deshalb ist er weitergezogen.
Das hat wahrscheinlich einige seiner Leser schockiert – nicht nur damals in Korinth, sondern auch später, als man die Geschichte gelesen hat. Eine offene Tür, und Paulus geht einfach weg. Manche Christen beten ihr ganzes Leben lang um eine offene Tür. Später schreibt Paulus sogar aus dem Gefängnis, dass man für ihn beten soll, damit sich eine offene Tür auftut. Er hat also immer wieder nach offenen Türen gesucht.
Doch hier macht Paulus in Kapitel 2, Vers 14, mit einem Satz weiter, der zeigt, dass er zu diesem Zeitpunkt in seinem Leben in dieser Hinsicht relativ gelassen war. Er schreibt: „Gott aber sei Dank, der uns alle Zeit im Triumphzug umherführt, in Christus, in dem Geruch seiner Erkenntnis an jedem Ort durch uns offenbart.“
Das Bild des Triumphzugs und der Duft der Erkenntnis Christi
Er sagt: Vielleicht seid ihr geschockt, dass ich einfach weggegangen bin, obwohl dort eine offene Tür war. Aber ich bin in einer Lebensphase, in der ich den Eindruck habe, dass ich überall, wo ich hinkomme, überall, wo Gott mich hinführt, eine offene Tür habe. Für mich ist es keine Katastrophe, eine offene Tür zu verlassen, denn an jedem Ort erlebe ich irgendwie eine offene Tür. Das ist natürlich cool.
Paulus hat jedoch viel mehr in diesen Satz hineingepackt, und deshalb habe ich gesagt, hier beginnt eigentlich ein neuer Abschnitt. Er sagt etwas darüber, was seine Botschaft glaubwürdig macht. Außerdem spricht er von den Inhalten seiner Botschaft. Wir haben es gerade gelesen: Er sagt, überall verbreiten wir den Geruch seiner Erkenntnis, der Erkenntnis unseres Herrn. Irgendwie durchzieht das alles, das durchzieht unsere Botschaft, das durchzieht unser Leben, sagt Paulus. Wir verbreiten den Geruch der Erkenntnis Christi.
Ich glaube, das ist ihm an diesem Punkt wichtig, und ich denke, das ist auch für uns bedeutsam. Paulus sagt, unsere Botschaft ist glaubwürdig, weil der Inhalt unserer Botschaft eine Person ist – Christus. Der Inhalt unserer Botschaft sind nicht nur theologische oder philosophische Ideen, sondern Christus als Person. Wir verbreiten den Geruch seiner Erkenntnis. Das durchdringt alles, was wir tun, das durchdringt alles, was wir sagen, und es erreicht die Menschen.
Vor allem sagt er: Unsere Botschaft sind nicht wir. Wir sammeln nicht Menschen um uns. Wir werden gleich sehen, dass es wichtig ist, dass Menschen in uns etwas sehen. Darum stellt er das, glaube ich, an den Anfang dieses Abschnitts. Wenn ihr den Abschnitt weiterlest, habt ihr vielleicht den Eindruck, dass wir plötzlich das Zentrum unserer Botschaft sind, dass wir das sind, was bei Menschen ankommt. Äußerlich ist das erst einmal so. Aber wir haben immer im Hinterkopf: Es geht nicht darum, dass die Menschen dabei stehen bleiben, uns zu sehen, uns ein Stück weit zu bewundern oder unsere Lebensveränderung zu bewundern, von der wir in Zeugnisbüchern lesen können.
Letztendlich geht es darum, dass Menschen Christus bewundern, dass sie einen Geruch von ihm bekommen. Das ist das Zentrum unserer Botschaft.
Nachdem Paulus den Abschnitt so begonnen hat, beendet er ihn auch so. In Kapitel 4, Vers 5 heißt es: „Denn wir predigen nicht uns selbst.“ Hier wird das noch einmal deutlich. Wir predigen nicht uns selbst, sondern Christus Jesus als Herrn. Und wir sind selbst eure Knechte um Christi willen.
Das ist die zentrale Botschaft, der zentrale Inhalt dessen, was Paulus verbreitet: Wir predigen Christus, und zwar predigen wir Christus als Herrn. Das ist die Botschaft seines Evangeliums.
Kulturelle Hintergründe des Bildes vom Triumphzug
In diesen Versen, am Anfang des Abschnitts, benutzt Paulus ein Bild: Er spricht von Duft und von einem Triumphzug. Das ist ein Bild, das wir uns etwas genauer anschauen müssen. Es ist ein komplexes Bild, das nur kurz angedeutet wird.
Der griechische Leser dachte beim Lesen dieses Satzes wahrscheinlich zuerst an Sport. Sport war in der griechischen Kultur unglaublich populär. Es gab überall Trainingsstätten, zwar nicht mit modernen Maschinen, sondern eher Turnhallen, in denen man sich fit hielt. Sportliche Wettkämpfe und vor allem der Sieg in diesen Wettkämpfen hatten einen sehr hohen Stellenwert.
Die Olympischen Spiele fanden alle vier Jahre statt. Olympiasieger zu sein, war das Größte, was man erreichen konnte. Dafür gab man sein Leben. Aber nicht nur der persönliche Sieg war bedeutend. Wenn jemand aus deiner Stadt Olympiasieger wurde, stieg das Ansehen dieser Stadt für die nächsten vier Jahre enorm. Jeder wusste dann, wo diese Stadt lag, selbst wenn sie klein war. Das war sehr wichtig, denn damals zählte nur der Sieg. Bronzemedaillen spielten keine Rolle. Der Sieger war der Star.
Wenn der griechische Leser diesen Satz las, dachte er also vermutlich an einen Olympiasieger oder an einen Sieger der isthmischen Spiele. Diese fanden in der Nähe von Korinth statt, quasi im Vorort der Stadt. Sie waren zwar nicht ganz so bedeutend wie die Olympischen Spiele, aber immerhin die zweitwichtigste Sportveranstaltung der damaligen Zeit.
Man kann die Bedeutung abwägen: Als Olympiasieger musste man in manchen Städten für den Rest seines Lebens keine Steuern mehr zahlen. Man wurde wirklich gefeiert und geehrt. Es gibt eine Überlieferung, dass ein Herrscher für einen Olympiasieger eine Belohnung von 400 einer bestimmten Währung auslobte, für einen Sieger der isthmischen Spiele dagegen 100. Der Olympiasieg zählte also etwa viermal so viel, aber auch der Sieg bei den isthmischen Spielen war ein großes Ereignis.
Das Bild, das sich für den Leser entfaltet, ist das eines Triumphzugs. Der Olympiasieger kehrt nach Hause zurück und zieht durch seine Heimatregion. Weihrauchträger begleiten ihn, wunderbare Düfte verbreiten sich. Menschen säumen die Straßen bis zu seinem Heimatort, wo er empfangen wird. Das war das Bild.
So sah sich Paulus: Er verstand sich als Herold von Jesus, dem Sieger von Golgatha, der den Tod besiegt hat und als Sieger aus seinem Kampf hervorgegangen ist – noch größer als jeder Olympiasieger. Paulus sah sich als Weihrauchträger, der den Duft verbreitet, den angenehmen Duft von allem, was Jesus getan hat. Dieser Duft sollte die Volksmenge durchdringen, alle, die zuhörten oder bereit waren zuzuhören und zuzusehen.
Das ist das Bild, das Paulus vermitteln wollte. Eine kleine Nebenbemerkung machte er noch: Christi Wohlgeruch verbreiten wir durch unser Leben, durch unsere Lebensveränderung für Gott. Wir verbreiten diesen Geruch nicht nur für Menschen, sondern jedes Mal, wenn wir von Jesus reden, wenn wir Menschen die Eigenschaften Jesu vor Augen stellen, das Leben Jesu und den Tod Jesu ins Gedächtnis rufen.
Jedes Mal hört Gott zu. Und jedes Mal freut er sich an seinem Sohn, an dem, was über ihn gesagt wird. Wir sind mit unseren Worten und unserem Leben ein Wohlgeruch – nicht nur für die Menschen, sondern auch für Gott. Paulus war es wichtig zu betonen, dass Gott gerne bei unseren Evangelisationen dabei ist und dass er diesen Duft immer wieder neu wahrnimmt, wenn von seinem Sohn und von dem Werk seines Sohnes die Rede ist.
Das römische Triumphbild und die Botschaft von Leben und Tod
Aber dann hat der Leser ein bisschen gründlicher gelesen, und Paulus zoomt in dieses Bild hinein. Plötzlich merkt selbst der griechische Leser, dass er sich geirrt hat. Paulus hat ihn gar nicht mitgenommen in eine griechische Kleinstadt, die einen sportlichen Helden empfängt. Paulus hat ihn mitgenommen nach Rom selbst.
Der Sieger ist nicht ein sportlicher Sieger, sondern ein römischer General. Der Hintergrund des Bildes ist viel ernster. Es ist kein fröhlicher Triumphzug, sondern ein Fest, eine Verkündigung der unbesiegbaren Macht des römischen Heeres. Paulus vergleicht hier seinen Herrn mit diesem Sieger, dem General, der mächtiger ist als jeder römische General.
Die Folgen für die, die an diesem Triumphzug beteiligt sind, sind viel tiefgehender als einfach nur einem Olympiasieger zuzujubeln. Paulus entfaltet das in den nächsten Sätzen, 2. Korinther 2,15: "Denn wir sind Gott ein Wohlgeruch unter denen, die errettet werden, und unter denen, die zerstört werden. Den einen ein Geruch vom Tod zum Tod, den anderen aber ein Geruch vom Leben zum Leben."
Paulus überlässt es uns, uns in die verschiedenen Menschengruppen hineinzuversetzen, die an diesem Triumphzug beteiligt sind oder ihn beobachten. Da sind Gefangene, die mitgebracht werden, meistens prominente Gefangene aus dem besiegten Heer oder Staat. Durch diesen Triumphzug, durch diesen Duft, durch diesen Weihrauch werden sie an das erinnert, was sie erlebt haben. Viele ihrer Freunde, Angehörigen oder Untergebenen haben in der Schlacht und danach schon ihr Leben verloren.
Für sie ist es eine Erinnerung an den Tod. Und für viele von ihnen ist es auch eine Erinnerung daran, dass sie vielleicht auf dem Höhepunkt des Triumphzugs ihr Leben verlieren werden. Es ist ein Geruch vom Tod zum Tod.
Es gibt Zuschauer in Rom, auf den Straßen Roms, Händler oder Besucher aus fernen Ländern, die vielleicht auch irgendwie im Aufstand gegen Rom leben – vielleicht noch nicht äußerlich, vielleicht nur innerlich. Sie werden an die Macht des römischen Heeres erinnert. Das ist der Sinn dieses Triumphzugs: Menschen an die Macht des römischen Heeres zu erinnern.
Das Schicksal derer, die diesmal besiegt worden sind, der Geruch ihres Todes, ist für sie ein Geruch dessen, was sie vielleicht und ihre Volksgenossen in den nächsten Monaten und Jahren erwartet – ein Geruch vom Tod zum Tod.
Aber manchmal waren in diesen Triumphzügen auch Römer dabei, die durch diesen Feldzug aus Gefangenschaft befreit worden sind. Römer, die in den Grenzregionen gelebt haben und bei germanischen Überfällen gefangen genommen wurden. Sie verbrachten einige Jahre in Sklaverei, und für sie war dieser römische Sieg eine Befreiung, das Versprechen eines neuen Lebens.
Wenn sie diesen Weihrauch riechen, erinnern sie sich daran, dass die römischen Soldaten gekommen sind, ihre Ketten geknackt und sie befreit haben. Sie denken an das Leben, das sie jetzt in Freiheit erwartet. Für sie ist es ein Geruch vom Leben zum Leben.
Manche sind in diesem Triumphzug dabei, die sich mit ihrem Ort oder ihrer Stadt vielleicht rechtzeitig ergeben haben, bevor eine Schlacht stattfand. Wenn sie das Schicksal derer beobachten, die sich nicht ergeben, sondern militärisch erobert wurden, sind sie erleichtert, dass sie sich rechtzeitig unterworfen haben. Dieser Geruch ist für sie ein Geruch vom Leben.
Andere Besucher auf den Straßen haben in ihren Köpfen mit ihren Freunden über einen Aufstand in ihrer Region gespielt. Sie sehen jetzt, wie Menschen, die sich rechtzeitig unterworfen haben, begnadigt wurden und als Begnadigte in diesem Triumphzug mit dabei sind. Sie überlegen, ob es nicht vielleicht gut wäre, sich ebenfalls rechtzeitig zu unterwerfen und sich zu ergeben. Dieser Geruch, dieser Anblick von Menschen, die nicht dem Tod entgegengehen, sondern Gnade erhalten haben, ist für sie eine Ermutigung, sich ebenfalls zu unterwerfen und das Leben statt die Zerstörung zu wählen – ein Geruch vom Leben.
Paulus nimmt dieses Bild und sagt: So sind wir unterwegs, weil Christus der absolute Herrscher ist. Er ist derjenige, der den Tod besiegt hat. Er ist stärker als jedes römische Heer und jeder römische General. Es gibt nur einen Weg, und das ist die Unterwerfung unter ihn, sich begnadigen zu lassen, sich diesem Herrscher Jesus zu unterwerfen.
Paulus sagt, das ist das, was wir den Leuten vermitteln wollen, wenn wir ihnen ein großes Bild von der Macht Jesu vor Augen führen. Ein Bild von seiner Liebe und Barmherzigkeit, seiner Bereitschaft zu vergeben und zu begnadigen, aber auch ein Bild von seiner Gerechtigkeit, von dem Gericht, das kommen wird. Wir verkündigen Christus wirklich mit seinem ganzen Charakter.
Damit wird es für manche Menschen ein Geruch vom Leben zum Leben. Wir verkündigen ihnen, dass Jesus sogar den Tod besiegt hat, dass Jesus bereit ist, Menschen zu begnadigen. Sie lernen die theologische Wahrheit, wie man gerettet werden kann und wie man den Tod überwinden kann. Es ist ein Geruch vom Leben.
Wir erzählen ihnen die Geschichte Jesu. Wir erzählen ihnen die Geschichte von Menschen, die gerettet worden sind – ein Geruch des Lebens. Für manche wird es ein Geruch zum Leben, weil sie merken: An dieser Stelle kann ich persönlich einsteigen. Wenn ich mich diesem Jesus unterwerfe, kann ich selbst Leben bekommen.
Dieser Geruch vom Leben, der Überwindung des Todes durch Jesus, das Angebot der Gnade und die Erfahrungen von Menschen, die das schon ergriffen haben, wird für sie ein Geruch zum Leben. Ein Geruch, der sie zu ihrem eigenen, persönlichen, neuen Leben, zu ewigem Leben, irgendwie zieht und führt.
Aber andere, sagt Paulus, sind stolz. Sie sind nicht bereit, sich diesem Gott und Herrn zu unterwerfen. Sie hören Geschichten von der Macht Jesu und wie aussichtslos es ist, ihm zu widerstehen. Stolz zu sein und sein eigenes Leben und seine eigenen Ideen durchsetzen zu wollen.
Sie hören Geschichten von Menschen, die sich Gott nicht unterwerfen wollten und deren Leben sich im Desaster geändert hat. Sie riechen etwas vom Tod. Wie Gott Sünde sieht. Man hat seinen eigenen Sohn hinrichten lassen, weil er Sünde furchtbar findet. Es ist ein Geruch vom Tod, der in ihre Nase steigt. Für sie wird es ein Geruch zu ihrem persönlichen Tod, wenn sie den Weg, auf dem sie gerade sind, weitergehen.
Paulus sagt: Das ist das, was wir tun, das ist unsere Botschaft, das ist unser Dienst. Jesus in seiner Liebe, in seinem Gnadenangebot, aber auch in seiner Strenge und seiner Macht zu zeigen. Den einen eine Aussicht auf ewiges Leben, den anderen eine Aussicht auf eine nicht besiegbare, nicht ausweichbare Ewigkeit der Zerstörung, eine Ewigkeit ohne Gott.
Sein Leben endete in der Katastrophe. Paulus sagt: Das ist unser Dienst. Und weil das unser Dienst ist und weil dieser Dienst so viel Gewicht hat, ist unsere Botschaft glaubwürdig, sind wir glaubwürdig. Wir haben keine Leichtgewichtbotschaft, sondern eine Botschaft von Tod und Leben, eine lebenswichtige Botschaft für die Menschen, denen wir sie bringen.
Er endet dieses Bild mit einem kurzen Satz am Ende von Vers 16: "Wer ist dazu fähig? Wer ist fähig, eine solche Aufgabe auf dieser Erde zu erfüllen? Wer ist dazu fähig?"
An diesem Satz nimmt er auf und leitet letztlich zu seinem nächsten Bild über, 2. Korinther 3,5. Er beantwortet die Frage, wer dazu fähig ist: Unsere Fähigkeit stammt von Gott, der uns auch fähig gemacht hat, Diener des Neuen Bundes zu sein – nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig.
Die Befähigung durch den Geist und der neue Bund
Drei Begriffe spielen in diesem Satz eine herausragende Rolle. Der erste Begriff ist bunt. Er sagt, wir bringen Menschen in eine ganz neue Beziehung zu Gott – in eine lebendige, feste Beziehung. Nicht so, dass ich nur ab und zu Kontakt zu Gott habe, sondern es geht um eine dauerhafte Verbindung. Wir wollen die Menschen in eine feste Verbindung mit Gott bringen.
Ja, das ist ein Teil unserer Botschaft. Es ist etwas, das uns fähig macht, den Dienst zu tun, den wir tun. Das Ganze wird vom Geist Gottes bestimmt, sagt er. Es sind nicht einfach nur Vorschriften und Liturgien, die wir den Menschen beibringen. Dahinter steht der Geist Gottes, und es ist etwas, das ihnen wirkliches Leben bringt.
Gleich werden wir sehen, wie Paulus diesen Gedanken vertieft. Zunächst müssen wir aber einen Schritt zurückgehen – an den Anfang von Kapitel drei. Paulus hat etwas eingeschoben, bevor er seine Frage beantwortet, wer fähig ist. In 1. Korinther 3,5 heißt es: Gott macht uns fähig. Dazwischen sind noch ein paar Verse, der Anfang von Kapitel drei, wo Paulus ein anderes Bild einbringt. Dieses Bild haben wir schon kurz angeschnitten, und ich werde es jetzt noch einmal lesen.
Er sagt: Wisst ihr, ihr habt gerade gesagt, dass wir Christus offenbaren und den Geruch seiner Erkenntnis verbreiten. Aber es gibt noch etwas, das unseren Dienst glaubwürdig macht – etwas, das Menschen sehen können. Christus selbst können sie nicht sehen, von Christus können sie nur hören. Doch es gibt etwas, das unseren Dienst glaubwürdig macht und sichtbar ist. Leute, sagt Paulus in Korinth, das seid ihr. Ihr macht unseren Dienst glaubwürdig, weil Menschen euch sehen können. Sie können euch beobachten und sehen die Veränderung in eurem Leben.
Er schreibt in 1. Korinther 3,1: Müssen wir wieder von vorne anfangen und uns selbst empfehlen? Oder brauchen wir etwa, wie viele andere, Empfehlungsbriefe an euch oder von euch? Ihr seid unser Brief. Ihr seid diejenigen, die unseren Dienst glaubwürdig machen. Ihr seid zur Kenntnis genommen und gelesen von allen Menschen. Leute, ihr werdet beobachtet, jeder kann sehen, was sich in eurem Leben getan hat. Ihr seid offenbar geworden.
Am Ende von Kapitel zwei heißt es: Wir machen Christus offenbar. Am Anfang von Kapitel drei steht: Ihr seid offenbar geworden, dass ihr ein Brief Christi seid, angefertigt durch uns im Dienst. Dieser Brief ist nicht mit Tinte geschrieben, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes. Nicht auf Stein an den Tafeln, sondern auf die Tafeln des Herzens, auf das Fleisch.
Die Korinther sind der Beweis – du, Zwergel aus Kufstein, bist der Beweis –, dass mehr dahintersteckt. Die Korinther waren der Beweis, dass etwas hinter dem stand, was Paulus gesagt und verbreitet hat, weil Lebensveränderung sichtbar geworden ist.
Das große Ziel, sagt Paulus, ist, dass es nicht nur äußere Veränderungen sind. Es geht nicht darum, dass jemand fünfmal am Tag betet oder einmal im Leben eine Pilgerfahrt nach Mekka macht. Paulus sagt, es geht nicht um äußere Veränderungen, sondern darum, dass sich in euch etwas verändert hat.
Hier ist ein Brief, und er ist auf die Tafeln eures Herzens geschrieben. Dort kann man lesen, dass sich euer Herz verändert hat, eure Einstellung, eure Prioritäten und euer Charakter. Und das sehen die Menschen. Menschen interessieren sich nicht für eure Religiosität oder wie oft ihr in einer Gemeinde oder Kirche seid. Sie interessieren sich dafür, dass sich eure Persönlichkeit und eure Beziehungen verändert haben. Und das sehen die Menschen bei euch. Der Heilige Geist hat das durch uns in eure Herzen geschrieben.
Das waren die zwei Bilder, mit denen Paulus diesen Abschnitt beginnt. Das dritte Bild: Paulus hat zwei Bilder aus der damaligen Kultur gewählt – aus der römischen Kultur, die von Triumphzügen geprägt war, und aus der Kultur der damaligen Zeit, in der Briefe die Methode der Kommunikation waren.
Manche erinnern sich vielleicht daran, dass es auch in unseren Ländern früher eine Kultur gab, mit Briefen zu kommunizieren. Damals war es üblich, dass jemand wichtige Briefe nicht selbst schrieb, sondern diktierte. Es gab Schreiber, die darauf spezialisiert waren, solche Briefe zu verfassen.
Dieses Bild nimmt Paulus auf: Durch uns schreibt Gott einen Brief, und dieser Brief seid ihr.
Jetzt, etwas überraschend in diesem Zusammenhang, nimmt Paulus ein Bild aus dem Alten Testament. In der griechisch-römischen Kultur hätte man das nicht erwartet. Anscheinend hat er gerade die Steintafeln aus 2. Mose vor Augen gehabt. Ihm standen Dinge vor Augen, die er so passend und wichtig fand, dass er sie hier eingebaut hat. Es ist das ausführlichste Bild, und wir können es nur ganz kurz anschauen.
Der Vergleich von altem und neuem Bund
Nochmal Vers 6 von Kapitel 3: Wir sind Diener des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, sagt Paulus weiter, der Geist aber macht lebendig.
Und jetzt Vers 7: Wenn aber der Dienst des Todes mit Buchstaben in Steine eingegraben und von Herrlichkeit begleitet wurde, so dass die Söhne Israel das Angesicht Mose nicht unverwandt anschauen konnten wegen der Herrlichkeit seines Angesichts – wie sollte dann nicht der Dienst des Geistes von viel größerer Herrlichkeit begleitet werden? Denn wenn der Dienst der Verdammnis Herrlichkeit war, so ist vielmehr der Dienst der Gerechtigkeit überströmend in Herrlichkeit.
Alles klar? Herr Paulus schreibt manchmal nicht so einfach. Versuchen wir, die Hauptgedanken hier irgendwie zu erfassen.
Damals gab es viele falsche Lehrer. Es war damals einfach „in“, dass sie, auch wenn sie eigentlich nichts zu sagen hatten und wenn es eigentlich nur um ganz andere, persönliche Ziele ging, immer irgendwie ihre Themen aus dem Alten Testament hatten. „Wir müssen näher wieder zu dem, was Mose gesagt hat.“ Damit konnte man punkten, damit waren sie immer unterwegs.
Vielleicht hat es Paulus dazu gebracht, jedes Bild aus dem Alten Testament von der Gesetzgebung zu verwenden und den Vergleich zu ziehen: Dieser alte Bund, den Gott mit Israel gemacht hat, diese zehn Gebote, die waren eingemeißelt in Stein. Gott hatte sie Mose auf dem Berg gegeben. Diese zehn Gebote waren eingemeißelt in Stein.
Er vergleicht sie mit dem Neuen Bund, mit dem, was Gott jetzt durch Jesus im Neuen Testament den Menschen anbietet, und stellt diesen Sätzen, die wir gerade gelesen haben, gegenüber.
Was sagt er vom Alten Bund? Er sagt, wie gesagt, es ist ein Bund, in Stein eingraviert. Es gibt unveränderliche Vorschriften, aber dummerweise keine echte innere Veränderung bei den Menschen. Es ist ein Bund des Todes, sagt er. Viele Menschen schon in den ersten Jahren, als dieser Bund existierte, sind gestorben, weil sie irgendein Gebot übertreten haben.
Ich meine, von den Leuten, die von den Israeliten, die aus Ägypten ausgezogen sind und ganz am Anfang diese zehn Gebote bekommen haben, sind von diesen vielen Menschenmassen, die da unterwegs waren, letzten Endes nur zwei am Ziel angekommen, alle anderen sind umgekommen.
Paulus sagt, es ist ein Bund des Todes. Er hat Tod gebracht für so viele Menschen, und er sagt, es ist ein Bund der Verurteilung. Es ist etwas, das Menschen nicht wirklich hilft, ein anderes Leben zu führen, sondern sie verurteilt für das, was sie immer noch falsch machen. Das ist das Wesen dieses alten Bundes.
Das waren die Stichworte hier, die ich nur rausgezogen habe aus dem Text.
Was der neue Bund, sagt Paulus, ist das, was wir verkündigen: ein Bund des Geistes. Und wir hatten das schon: Der Geist hat auf eure Herzen geschrieben, es ist wirklich Veränderung passiert.
Paulus greift es noch mal auf: Es ist ein Bund, der wirklich Veränderung im Menschen schafft, was vorher undenkbar war. Es ist ein Bund des Lebens, nicht des Todes; ein Bund, der lebendig macht und befähigt zu einem neuen Leben. Es ist ein Bund der Gerechtigkeit, verwendet er hier als Stichwort, nicht der Verurteilung.
Wir bekommen eine Gerechtigkeit geschenkt, aber Gott verändert uns auch, sodass wir gerecht leben können, was wir vorher nicht konnten.
Er sagt: Boah, Leute, mal ganz kurz gesagt, dieser neue Bund ist doch so viel besser als der alte, oder? Nur an diesen paar Stichwörtern könnt ihr erkennen, wie viel besser dieser neue Bund ist als der alte.
Aber, sagt Paulus, obwohl der erste Bund so schwach war, so äußerlich und katastrophale Folgen für viele Menschen hatte, er kam trotzdem von Gott. Gott hatte ein Ziel damit, und er fing in Herrlichkeit an, weil er von Gott kam. Er wurde, sagt Paulus, von Herrlichkeit begleitet, wenn man es wörtlich übersetzt.
Er denkt an 2. Mose 34, und ich lese ein paar Verse vor: 2. Mose 34, Vers 29: Und es geschah, als Mose von dem Berg Sinai herabstieg und die zwei Tafeln des Zeugnisses, also die zehn Gebote, in seiner Hand hielt – als er vom Berg herabstieg, wusste Mose nicht, dass sein Angesicht strahlte, weil Gott mit ihm geredet hatte.
Da auf dem Berg, als Mose diesen ersten Bund, diesen Bund in Stein eingraviert, den Menschen nicht verändern kann, direkt von Gott bekommen hat, ist er Gott begegnet. Als er von dem Berg herunterkam, leuchtete sein Gesicht. Ich meine, keine Ahnung, wie das aussah – es leuchtete irgendwie – und alle Menschen, die Mose begegneten, haben es gesehen.
Aaron und alle Kinder Israel sahen Mose an, und siehe, die Haut seines Angesichts strahlte, und sie fürchteten sich, ihm zu nahen.
Aber dieser Bund war nicht für ewig konzipiert, dieses Leuchten hörte auf.
Paulus sagt: Ist es nicht völlig logisch, dass wenn so ein schwacher Bund von Herrlichkeit begleitet wurde, wenn da ein Gesicht leuchtete, weil jemand Gott begegnet ist – und ich habe euch gerade gesagt, wie viel toller der neue Bund ist, was der kann –, dann muss der doch von viel größerer Herrlichkeit begleitet werden als der alte. So ist seine Logik.
Denn in dieser Situation, sagt er in Kapitel 3, Vers 10, ist auch das Verherrlichte ohne Herrlichkeit wegen der überragenden Herrlichkeit.
Also was er sagt, in modernen Worten, ungefähr aus dem letzten Jahrhundert mit alten Leuchtmitteln: Moses Angesicht hat ungefähr geleuchtet wie eine 40-Watt-Birne.
Und wenn ihr das vergleicht mit der Herrlichkeit des Neuen Bundes, dann ist es, als würde der Neue Bund mit einer Batterie von tausend Wattstrahlen leuchten. Einer ganzen Batterie. So ist das, was er in seinen Worten ausdrückt.
Und dann sieht man das Leuchten der 40-Watt-Birne nicht mehr.
Er sagt, dieses Leuchten ist gar nicht mehr wahrnehmbar, weil etwas da ist, was so viel heller leuchtet.
Ist der alte Bund zwar irgendwie mit Herrlichkeit gestartet und war mit Herrlichkeit verknüpft, aber eigentlich sieht man diese Herrlichkeit nicht mehr, weil etwas Neues gekommen ist, das so viel heller strahlt als das Alte.
Und die Frage ist: Was meint Paulus, was da eigentlich leuchtet? Was leuchtet da eigentlich? Ist da schon mal irgendwie ein Leuchten wahrgenommen?
Kamst morgens in die Gemeinde, und da war es irgendwie so hell, so ein Leuchten? Na ja, wahrscheinlich ist es kein Leuchten, das man so einfach wahrnimmt wie das Leuchten der Haut bei Mose.
Kapitel 3, Vers 12: Da wir nun eine solche Hoffnung haben, weil das unsere Erwartung ist, agieren wir mit großer Freimütigkeit und machen es nicht wie Mose, der eine Decke über sein Angesicht legte, damit die Söhne Israels das Ende dessen, was weggetan werden sollte, nicht anschauen sollten.
Jetzt sind wir ein Stück weiter in 2. Mose 34, weil die Geschichte weiterging.
Mose ist nicht nur einmal mit einem Leuchten vom Berg heruntergekommen, sondern er ist immer wieder in dieses Zelt gegangen, das Gott hat aufrichten lassen, und hat Gott persönlich begegnet.
Und jedes Mal, wenn er aus dem Zelt herauskam – nicht nur wenn er vom Berg herunterkam –, hat sein Angesicht wieder geleuchtet.
Paulus hat diese Stelle ganz genau gelesen. Lesen wir sie mal kurz:
Mose hatte eine Decke auf sein Angesicht gelegt, 2. Mose 34, Vers 33: Und wenn Mose vor Gott hineinging und mit ihm zu reden begann, legte er die Decke ab, bis er hinausging. Und er ging hinaus und redete zu den Kindern Israel, was ihm geboten war.
Und jetzt kommt ein entscheidender Satz, der oft überlesen wird:
Manchmal wird gesagt, Mose wollte die Israeliten nicht erschrecken und hat immer, wenn er zu Gott gegangen ist, die Decke weggenommen, weil er Gott direkt begegnen wollte. Und bevor er aus dem Zelt herausging, hat er die Decke über sein Gesicht gemacht, damit die Israeliten nicht erschreckt werden von dieser Herrlichkeit.
Aber das steht da gar nicht.
Da steht: Die Kinder Israel sahen das Leuchten, sie sahen die Herrlichkeit.
Erstmal ist Mose ohne Decke aus dem Zelt herausgekommen, sodass die Haut des Angesichts Moses strahlte. Und Mose legte die Decke wieder über sein Angesicht, bis er hineinging, um mit Gott zu reden.
„Warum“, sagt Paulus, „hat denn Mose erst die Herrlichkeit ein Stück weit sehen lassen und dann ziemlich schnell eine Decke darüber gemacht? Warum?“
Und Paulus schließt: Wahrscheinlich wollte er nicht vermeiden, dass die Israeliten die Herrlichkeit sehen, sondern wahrscheinlich wollte er vermeiden, dass die Szene, in der die Herrlichkeit leuchtet, wieder aufhört zu leuchten.
Weil das irgendwie etwas mit seiner Autorität zu tun hatte.
Wenn ich gesehen habe, dass jemand leuchtet und dann ist eine Decke darüber und ich sehe nichts mehr, dann kann ich sagen: Okay, vielleicht leuchtet es da immer noch, ich weiß es nicht.
Und ja, Paulus sagt, es ist, weil das alles so vorübergehend war, weil es so ein kleines Licht war.
Und Mose wollte seine Autorität nicht gefährden, weil immer so schnell dieses Leuchten aufhörte.
Und er sagt dann – und das ist spannend – er sagt: „Wir gebrauchen große Freimütigkeit“, haben wir gerade gelesen in Kapitel 3, Vers 12, „wir agieren mit großer Freimütigkeit und machen es nicht wie Mose.“
Wisst ihr warum? Sagt er zu den Korinthern: Weil wir glauben, dass im Neuen Bund, in dem, was wir verkündigen, Menschen dauerhaft verändert werden.
Nicht nur für eine kurze Zeit, nicht nur für ein paar Monate, nicht nur, weil sie gerade begeistert sind von ihrem neuen Jesustrip, sondern weil wir überzeugt sind, dass es dauerhafte Veränderung gibt.
Darum zeigen wir, wir sind bereit, unser Zeugnis in ein Buch zu schreiben. Wir sind überzeugt, dass diese Veränderung bleibt. Wir haben den Mut dazu.
Und dann sagt der Herr in Kapitel 3, Vers 18: „Wir alle aber mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, wie Mose in dieses Zelt gegangen ist, die Decke weggenommen hat und direkt Gott begegnet ist, und dann hat sein Angesicht geleuchtet.“
Er sagt: „Wir alle aber mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn im Geist.“
Wir werden verändert, Stück für Stück verändert. Wir werden immer schöner, da leuchtet immer mehr.
Wenn du in die Gemeinde kommst, siehst du nicht übernatürliches Licht, aber wenn du mit deinen Geschwistern redest – wie sie angefangen haben zu denken, wie sie andere Menschen lieben, wie ihr Charakter verändert wurde, wie ihr Umgang verändert wurde, wie ihre Prioritäten verändert wurden – und du führst solche Gespräche mit offenem Herzen und offenen Augen, dann fängt etwas an, für dich zu leuchten.
Dann fangen diese Menschen an, für dich zu leuchten, weil du merkst, dass der Geist Gottes am Werk ist und schon etwas verändert hat und eine Herrlichkeit zutage tritt: eine schöne Persönlichkeit.
Davon spricht Paulus hier.
Aber wisst ihr, von was er noch spricht?
Wie viele Angesichter haben damals geleuchtet, damals am Berg Sinai?
Und hier sagt er: „Wir alle, mit aufgedecktem Angesicht.“
Paulus sagt, es sind nicht nur wir Missionare, die leuchten, die Freimütigkeit haben, zu zeigen, wie sie wirklich denken, wie sie wirklich sind, weil wir wissen, dass wir bleibend verändert worden sind.
Leute, das ist etwas, was euch alle betrifft.
Wir sind nicht jetzt die neuen Mose und Aaron.
Wir alle, ihr alle, mit aufgedecktem Angesicht, die Herrlichkeit anschauen, werdet verändert. Jeder von euch.
Mose ist allein in dieses Zelt gegangen, niemand anders durfte da rein, um Gott zu begegnen.
Aber jetzt sagt Paulus: In diesem neuen Bund, in dieser neuen Konstellation, kann jeder ganz persönlich Gott begegnen, er kann Jesus anschauen, er kann sich mit Jesus beschäftigen und verändert werden.
Irgendwie leuchten für seine Umgebung, die diese Veränderung bemerkt.
Und auch das macht etwas von dieser größeren Herrlichkeit aus: Nicht einer, der heller leuchtet als Mose, sondern plötzlich sind da viele, die heller leuchten als Mose.
Und das Licht wird so viel heller, dass die Menschen wahrnehmen: Sie nehmen nicht nur einen einzelnen veränderten Menschen wahr, sie nehmen eine veränderte Gemeinschaft wahr.
Jesus hat gesagt: Daran werden die Menschen erkennen, dass sie meine Jünger sind – wenn ihr Liebe untereinander habt.
Wenn eure Gemeinschaft anfängt zu leuchten und wenn viele von euch persönlich anfangen zu leuchten für eure Umgebung, das ist unsere Botschaft, sagt Paulus.
Und das macht unsere Botschaft glaubwürdig, dass Menschen das sehen, dass Menschen diesen Brief sehen, dass Menschen euer Leuchten sehen und dass Menschen letzten Endes dahinter diese Erkenntnis Christi wahrnehmen, diesen Geruch der Erkenntnis Christi, der eure Gemeinschaft durchzieht.
Das macht unsere Botschaft glaubwürdig.
Da steht so eine kleine Formulierung, ich muss euch das einfach jetzt noch erzählen, nur noch eine kleine Bemerkung.
Er sagt eigentlich wörtlich: Wir sehen das Angesicht Jesu in einem Spiegel.
Und ich glaube, was er meint, ist: Jesus steht neben uns oder hinter uns, weil er größer ist als wir, und wir schauen uns in einem Spiegel an und sehen gleichzeitig uns und Jesus, der neben uns steht.
Wenn wir ihn direkt anschauen würden, würden wir immer nur ihn sehen. Wir sehen uns nicht selbst.
Aber wenn wir in den Spiegel schauen und Jesus steht neben uns, dann sehen wir gleichzeitig Jesus und uns.
Wir sehen, wie schön Jesus ist, wie schön sein Charakter ist, wie er gelebt hat, wie er gedacht hat.
Und wir sehen, wie wir sind – und nicht, um uns zu zeigen, wie schrecklich wir noch sind im Vergleich, sondern wir sehen, wie Jesus uns verändert, wie immer mehr von seiner Herrlichkeit irgendwie in unserem Charakter sichtbar wird.
Und das ist das Ziel: Diese Veränderung ist das Ziel.
Wir predigen nicht uns selbst, predigen nicht unsere Veränderung, sondern durch veränderte Menschen predigen wir Christus als Herrn.
Das Bild vom Licht der Schöpfung und die neue Schöpfung im Herzen
Und dann der letzte Vers, jetzt Kapitel 4, Vers 6, das letzte Bild, das vierte Bild.
Das erste Bild war der Triumphdruck, das zweite Bild war der Brief, das dritte Bild stammte aus dem Alten Testament. Ganz kurz macht Paulus in einem Vers noch ein viertes Bild.
Ich lese Kapitel 4, Vers 6: Denn der Gott, der sagte: „Aus Finsternis soll Licht leuchten“ – jetzt ist er plötzlich in 1. Mose 1, dem ersten Schöpfungstag. „Aus Finsternis soll Licht leuchten“ – das ist es, der in unseren Herzen geleuchtet hat, ein Lichterkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi.
Er sagt, das, was da passiert, ist wie eine völlig neue Schöpfung. Wie in 1. Mose 1 die Schöpfung mit dem Licht begann, so ist in eurem Leben und in eurer Gemeinschaft etwas völlig Neues angefangen. Ein völlig neues Licht, das für eure Umgebung leuchtet.
Das Ziel Gottes ist, unsere Herzen zu verändern. Diese Veränderung ist bleibend. Und genau das ist es, was unserer Botschaft für unsere Umgebung Glaubwürdigkeit verleiht: dass wir wirklich anders geworden sind durch unser Leben mit dem Herrn.
