Für alle, die mich noch nicht kennen: Mein Name ist Jürgen Fischer. Ich komme aus Berlin-Spandau und fliege ab und zu hierher, um eine Predigt zu halten.
Ich habe das Vorrecht, eine Predigtreihe durch die Apostelgeschichte machen zu dürfen. Im Rahmen dieser Reihe beschäftigen wir uns heute mit einem sehr spannenden und hochaktuellen Thema: dem Heiligen Geist.
Begegnung mit Jüngern ohne den Heiligen Geist
Genau genommen geht es darum, dass wir gleich sehen werden, wie Paulus, der Apostel, während seiner dritten Missionsreise auf Menschen trifft, die zwar irgendwie im Umfeld der Gemeinde aktiv sind, aber sich doch noch nicht wirklich mit Jesus verbunden haben.
Man kann also religiös interessiert sein, sich im Umfeld der Gemeinde bewegen und irgendwie dazugehören oder ein bisschen mitschwimmen. Trotzdem kann es passieren, dass das Wesentliche noch fehlt: eine Herzensentscheidung für den Herrn Jesus, eine echte Bekehrung und eine Wiedergeburt. Und genau darum soll es heute gehen.
Vielleicht werfen wir noch einmal einen Blick zurück. In der letzten Predigt dieser Reihe hatten wir uns mit Apollos beschäftigt. Apollos war jemand, der bekehrt war. Allerdings war seine Theologie in Bezug auf die Taufe, die christliche Taufe, noch nicht ganz vollständig. Er hatte auf der einen Seite den Heiligen Geist, aber noch nicht alles verstanden.
Wir haben in der letzten Predigt gelernt, dass man bekehrt sein kann, ohne schon alle Aspekte des christlichen Glaubens und der christlichen Theologie vollständig zu durchschauen. Was es dann braucht, ist einfach ein bisschen Demut, um von den Leuten zu lernen, die im Glauben weiter sind.
Das ist die eine Seite: Ich bin bekehrt, aber ich brauche noch mehr Wissen. Es gibt aber auch eine andere Seite, und um die soll es heute gehen: Ich habe Wissen, aber ich brauche noch eine Bekehrung. Das ist der Punkt, mit dem wir uns heute beschäftigen wollen.
Die Frage nach dem Empfang des Heiligen Geistes
Wir starten in Apostelgeschichte Kapitel 19, Vers 1. Dort lesen wir: Es geschah aber, während Apollos in Korinth war – er war also weitergezogen –, dass Paulus, nachdem er die höher gelegenen Gegenden durchzogen hatte, nach Ephesus kam. Er fand dort einige Jünger. Mehr wird zunächst nicht gesagt.
Paulus kommt also nach Ephesus und trifft auf Jünger. Gemeint sind hier natürlich Jünger Jesu, also Menschen, die sich irgendwie zur Gemeinde halten oder zumindest im Umfeld der Gemeinde zu Hause sind. Als Paulus diese Jünger kennenlernt, hat er vermutlich ein komisches Gefühl. Er ist sich nämlich nicht ganz sicher, ob sie wirklich bekehrt sind.
Jetzt kommt eine Frage, von der ich mir wünschen würde, sie jedem Namenschristen in Deutschland einmal in seinem Leben stellen zu dürfen. Apostelgeschichte 19,2: „Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig geworden seid?“ Eine Hammerfrage! Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig geworden seid? Absolut geniale Frage!
Warum ist diese Frage so unglaublich wichtig? Die Antwort: Weil man ohne den Empfang des Heiligen Geistes schlicht und ergreifend kein Christ sein kann. Im Römerbrief, Kapitel 8, Vers 9, schreibt der Apostel Paulus: „Ihr aber seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, wenn wirklich Gottes Geist in euch wohnt.“
Ich habe diesen Übergang vom Fleisch zum Geist, zu einem Leben mit Gott, dann gemeistert, wenn der Geist Gottes in mir wohnt. Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein. Wisst ihr, was das bedeutet? Es heißt, man kann wissen, ob man den Heiligen Geist hat, man kann wissen, ob man gläubig ist, man kann wissen, wo man im Blick auf Gott steht.
Ist das nicht eine coole Sache? Ich finde das so genial. Der Heilige Geist gehört tatsächlich zur – ich nenne das mal – Basisausstattung des Neuen Bundes. Im Alten Testament wurde er verheißen, im Neuen Testament an Pfingsten den Gläubigen gegeben. Deshalb ist diese Frage total wichtig.
Weiß ich, dass ich den Heiligen Geist habe, oder bin ich nur ein bisschen religiös, sozialisiert, ein bisschen Jesus-spirituell? Oder bin ich wirklich durchgebrochen zu einem ganz neuen Leben, wo Gott gesagt hat: „Check, hier ist mein Siegel drauf, du bist echt, du gehörst dazu, meine Family, und jetzt machen wir das gemeinsam bis in die Ewigkeit“?
Versteht ihr, das ist ein Übergang, den wir gemeistert haben müssen. Deshalb dachte ich, es wäre vielleicht eine gute Gelegenheit, diese Frage zu stellen: Woher weiß ich, dass ich den Heiligen Geist habe?
Ich gebe euch einfach mal fünf Punkte mit für den Fall, dass ihr nicht ganz sicher seid. Es kann ja passieren, dass man einfach mal fünf Kriterien hat, woran man erkennt, dass man tatsächlich den Heiligen Geist hat. Erster Punkt:
Fünf Merkmale des Empfangs des Heiligen Geistes
1. Neue Ausrichtung des Lebens
Wenn Christen nach Pfingsten den Heiligen Geist empfangen, merkt man das deutlich in ihrem Leben. Man erkennt es daran, dass sie sofort typische Kennzeichen eines Bekehrten zeigen.
Erstens haben sie ein Interesse an der Lehre der Apostel. Zweitens entwickeln sie eine Liebe zu den Geschwistern. Drittens verspüren sie Freude am Gebet, und viertens haben sie Lust aufs Brotbrechen – oder andersherum.
Wo der Geist Gottes in das Leben eines Menschen einzieht, entsteht ein neuer Geist. Das bedeutet eine komplett neue Ausrichtung. Plötzlich wollen sie lernen, lieben, beten und Jesus feiern. Das gehört einfach dazu.
Deshalb, wenn der Geist Gottes im Leben eines Menschen Einzug hält und Wiedergeburt stattfindet, ändern sich sofort die Prioritäten. Das muss man nicht erzwingen; es geschieht gewissermaßen von selbst. Man ist so überwältigt davon, dass Gott da ist, dass sich neue Prioritäten einstellen.
Dann kommen Bibel, Gemeinde, Beten und Jesus automatisch in den Vordergrund. Man muss den Menschen das nicht beibringen. Es ist wie Atmen nach der Geburt eines Kindes – es passiert einfach.
Das ist der erste Punkt: eine ganz neue Ausrichtung.
2. Inneres Bewusstsein der Gotteskindschaft
Wunderbar, da heißt es zum Beispiel in Galater 4,6: "Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, der da ruft: Abba, Vater."
Weil wir also zu Gott gehören, gibt es diesen Geist, der in uns etwas ruft, nämlich "Abba, Vater". Ähnlich heißt es im Römerbrief 8,16: "Der Geist selbst bezeugt zusammen mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind."
Das bedeutet, wenn du gläubig wirst, entsteht in dir ein inneres Bewusstsein deiner Gotteskindschaft. Das ist keine bewusste Anstrengung, sondern eine innere Überzeugung, der du dir einfach bewusst bist.
Es ist ein ganz spannender Gedanke, sich zu bekehren und dann zu wissen: Ja, ich gehöre irgendwie dazu. Vielleicht kann ich es manchmal gar nicht glauben, aber tatsächlich habe ich einen Vater im Himmel. Das ist wirklich genial.
Zweiter Punkt, dritter Punkt
3. Kraft zur Veränderung und Radikalität im Umgang mit Sünde
Der dritte Punkt betrifft die Erfahrung, dass ich, wenn der Geist in mein Leben eintritt, eine ungewohnte Radikalität und Kraft im Umgang mit Sünde erlebe. Es ist ein Geist der Kraft und der Veränderung. Das bedeutet, der Heilige Geist kommt in mein Leben, um mich nach und nach umzugestalten. So werde ich immer mehr wie Jesus und trete zunehmend in die Freiheit ein, die Gott für mich vorgesehen hat.
Im 2. Korinther 3,18 lesen wir über diesen Prozess: „Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an.“ Als Christen schauen wir auf Jesus und seinen Charakter. Wir begreifen, dass dies das Beste ist, was es im Leben gibt. Indem wir uns mit dem Charakter des Herrn Jesus beschäftigen, weil der Geist Gottes in uns wohnt, werden wir verwandelt. Wir werden Schritt für Schritt in dasselbe Bild verwandelt, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, von Charakterschritt zu Charakterschritt, Sünde für Sünde weniger.
So werden wir durch den Geist immer mehr dem Bild des Herrn ähnlich. Deshalb kann man sich ruhig ab und zu die Frage stellen: Wächst in mir die Frucht des Geistes? Das komplette Programm: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit – wächst das in mir? Wächst das, indem ich jeden Tag neu aus der Kraft des Heiligen Geistes dem Teufel widerstehe und täglich neue gute Gewohnheiten in mein Leben integriere?
Das ist nichts Großes, sondern ein Schritt nach dem anderen, ganz klein. So lässt man das Leben sich verändern, weil der Heilige Geist mich inspiriert. Er inspiriert mich, wenn ich die Bibel lese und über das Gelesene nachdenke. Wenn es mich motiviert, Neues zu wagen, einfach kleine neue Schritte im Leben zu gehen, Sünde zu bekennen, wo ich merke, dass es vielleicht mehr als nur ein kleiner Schritt ist. Dann suche ich mir Mitstreiter und erlebe, wie sich mein Charakter tatsächlich verändert.
Ich weiß, das braucht Zeit. Aber wenn es um die Frage geht, ob du den Heiligen Geist hast, ist diese Veränderung des Charakters ein guter Beleg. Man sieht über Jahre und Jahrzehnte, dass man ein anderer geworden ist. Andere Menschen sagen dann manchmal, auch wenn sie es nicht gerne zugeben, dass du dich schon ein bisschen mehr wie Jesus anfühlst.
Verstehst du, wie wichtig es ist, dass wir merken, wie der Geist Gottes uns Stück für Stück verwandelt? Das ist ein deutlicher Beleg für die Anwesenheit des Heiligen Geistes.
4. Integration in die Gemeinde und Entdeckung geistlicher Gaben
Viertens: Ich werde Teil einer Gemeinde. Ich merke, dass ich begabt bin, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Diese Gabe zu entdecken und dann einzusetzen, kann ein Beleg dafür sein, dass man wirklich den Heiligen Geist hat. So wie es in 1. Korinther 12,11-12 heißt, werde ich es mal vorlesen.
Es geht um die Austeilung unterschiedlicher Gaben. Jeder in der Gemeinde ist begabt. Wir sind zusammen Gemeinschaft, weil wir als lebendige Steine zusammengehören. Jeder darf seinen Beitrag zu dieser Gemeinschaft leisten. Zusammen sind wir der Tempel Gottes. Wir brauchen alle. Jeder wird gebraucht.
Dies alles aber wirkt ein und derselbe Geist und teilt jedem besonders aus, wie er will. Du musst dir also keinen Kopf machen. Der Geist Gottes gibt dir, was er in dieser Gemeinde braucht und durch dich dieser Gemeinde geben will.
Denn wie der Leib einer ist und viele Glieder hat, so sind alle Glieder des Leibes, obwohl viele, doch ein Leib – so auch Christus. In der Gemeinde, im Leib Christi, hat jeder seinen Job. Jeder wird gebraucht.
Dass du dich einbringen kannst, das liegt am Heiligen Geist. Dafür sorgt der Heilige Geist, indem er einfach jedem gibt, wie er will. Klar, du kannst auch für eine Geistesgabe beten, aber schau dir erst einmal an, was du schon hast, und entfalte diese Gaben. Dann schauen wir weiter. Das ist im Allgemeinen wahrscheinlich genug zu erledigen.
Und in dem Maß, wie ich erlebe, dass der Geist Gottes mich in die Gemeinde integriert, weiß ich natürlich auch, dass ich den Heiligen Geist habe.
5. Geistliche Offenbarung und persönliche Erfahrungen
Fünfter Punkt
Der Heilige Geist wird in der Bibel auch als Geist der Offenbarung und der Weisheit bezeichnet. Das bedeutet, die Gegenwart des Heiligen Geistes ist oft mit sehr subjektiven, persönlichen Erfahrungen verbunden. Das können Momente der Führung und Bewahrung sein. Es kann auch sein, dass plötzlich übernatürliche Weisheit und Klugheit in mein Leben treten.
Solche Erfahrungen können sehr deutliche Gebetserhörungen sein, bei denen man selbst als wissenschaftlich gesinnter Mensch sagt: Das war jetzt statistisch signifikant, das war einfach nicht zu erwarten. Diesen fünften Punkt kann ich nicht im Einzelnen gut beschreiben, weil er so persönlich ist.
Ich schreibe zum Beispiel einmal in der Woche auf, was ich in der letzten Woche mit Gott erlebt habe. Natürlich sind meine Erlebnisse andere als deine. Vielleicht hast du ganz andere Erfahrungen. Ich selbst erinnere mich an eine Situation vorletzte Woche: Ich bin von der Autobahn abgefahren, hatte Hunger und dachte: „Herr, ich hätte jetzt gerne Kentucky Fried Chicken, aber ich weiß nicht, wo hier einer ist.“ Dann schaue ich hoch und sehe einen. Das würdest du vielleicht nicht als Gebetserhörung ansehen, ich fand es in dem Moment total süß, einfach nett, weil ich Hunger hatte.
Wie gesagt, das ist sehr subjektiv. Ich möchte auch nicht sagen, dass jedes Gefühl oder jeder Gedanke, den man im Gebet hat, gleich dem Heiligen Geist zuzuschreiben ist. Wir müssen vorsichtig sein, denn fremde Geister wollen ebenfalls Einfluss auf unser Leben nehmen. Der Teufel ist der Vater der Lüge und verkleidet sich als Engel des Lichts. So wie man den Heiligen Geist empfangen kann, kann man sich leider auch als Christ für fremde Geister öffnen.
Die Korinther haben das zum Beispiel getan, und da muss man vorsichtig sein. Ich habe euch diesen Vers mitgebracht, werde aber nicht weiter darauf eingehen, damit ihr ihn zumindest einmal gehört habt: 2. Korinther 11,3-4. Paulus muss die Korinther zurechtweisen, weil sie sich als Gläubige anderen Geistern geöffnet haben.
Dort heißt es: „Ich fürchte aber, dass wie die Schlange Eva durch ihre List verführte, so vielleicht euer Sinn von der Einfalt und Lauterkeit Christus gegenüber abgewandt und verdorben wird. Denn wenn der, welcher kommt – hier ist ein Irrlehrer gemeint, der in der Gemeinde aufgetreten ist – einen anderen Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben, oder ihr einen anderen Geist empfangt, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht angenommen habt, so ertragt ihr das recht gut.“
Mir geht es hier nur um diesen einen Punkt: „einen anderen Geist empfangen“. So etwas kann passieren, wenn man sich auf Irrlehre einlässt. Plötzlich glaubt man Dinge und findet sie gut, die nicht in der Bibel stehen. Das eigene Denken wird weggerückt und durcheinandergebracht. Menschen denken dann auch nicht mehr ganz logisch, zumindest von außen betrachtet.
Damit einher geht häufig ein falsches Jesusbild. Jesus ist dann oft nicht mehr der Jesus, wie er sich in der Bibel darstellt, sondern es kommen neue eigene Gedanken hinzu oder es werden Dinge weggestrichen. Es entsteht auch ein anderes Evangelium. Es geht dann nicht mehr darum, aus Gnade durch Glauben gerettet zu werden, sondern es kommen andere Bedingungen hinzu.
Es gibt diese irregeistlichen Einflüsse, die unser Denken verführen wollen. Sie wollen verhindern, dass wir auf eine kindlich vertrauensvolle, ehrliche Weise mit dem Herrn Jesus leben und an ihm hängen.
Trotzdem, obwohl es solche Einflüsse gibt, müssen wir anerkennen, dass es auch ganz richtige, großartige subjektive Eindrücke gibt. Ich habe den Eindruck, dass es schön ist, mit dem Geist Gottes unterwegs zu sein. Das, was ich persönlich „Flow“ nenne – ihr müsst das nicht so nennen –, bedeutet für mich, einfach zu wissen: Ich und der Geist, wir sind gemeinsam unterwegs, quasi „on Tour“. Das ist einfach toll.
Woher weiß ich, dass ich den Heiligen Geist habe? Fünf Punkte:
Erster Punkt: Eine komplett neue Ausrichtung meines Lebens. Ich will lernen, lieben, beten und Jesus feiern.
Punkt zwei: Eine inwendige Freude daran, dass ich Kind Gottes bin.
Punkt drei: Transformation, Heiligung. Ich erlebe, dass Sünde weniger wird.
Punkt vier: Gott macht mich zu einem Teil einer Gemeinde. Ich werde ein lebendiger Stein und entdecke, dass etwas in mir steckt, was anderen zum Segen wird.
Punkt fünf: Ein übernatürliches Geführtsein, geistliche Aha-Erlebnisse.
Es geht also um Fokus, Veränderung, Nähe, Begabung und Leitung. Das sind die Dinge, die da sind. Mein Eindruck ist, all das, was ich jetzt aufgezählt habe, fehlte den Jüngern, auf die Paulus trifft.
Deshalb noch einmal Apostelgeschichte 19,2: Paulus fragte sie: „Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr zum Glauben gekommen seid?“ Sie antworteten: „Nein. Wir haben noch nicht einmal gehört, dass es so etwas wie den Heiligen Geist gibt.“
Hier sind Jünger, die religiös im Umfeld der Gemeinde sind, aber keine Ahnung vom Heiligen Geist haben. Das ist etwas ganz anderes als das Problem von Apollos. Hier fehlt nicht nur Theologie, hier fehlt geistliches Leben, ein grundlegendes Verständnis vom Evangelium, von Jesus, von Wiedergeburt und davon, was es heißt, Christ zu sein.
Hier wird deutlich, dass Religiosität kein Ersatz für Echtheit ist. Ich muss nicht alles wissen, aber um mich bekehren zu können, muss ich etwas wissen. Glauben hat einen Inhalt, an den es zu glauben gilt. Wenn mir dieser Inhalt fehlt, hat der Mensch ein Problem – egal, wie religiös sozialisiert er ist oder wie sehr er sich selbst für einen Jünger Jesu hält.
Die nächsten beiden Verse, Apostelgeschichte 19,3-4: Paulus fragte: „Worauf seid ihr denn getauft worden?“ Sie antworteten: „Auf die Taufe des Johannes.“ Paulus sagte: „Johannes hat mit der Taufe der Buße getauft, indem er dem Volk sagte, dass sie an den glauben sollten, der nach ihm kommt.“ Das ist Jesus.
Jetzt merken wir, wo das Problem liegt: Diese Jünger sind keine Jünger Jesu, sondern bestenfalls Jünger von Johannes dem Täufer. Man könnte sagen, heilsgeschichtlich sind sie auf einer Vorstufe zum Christentum stehen geblieben. Sie waren gottgläubig und mit Sicherheit auch aktiv im Glauben. Aber sie waren keine Christen.
Es waren Menschen mit Moral und festen Überzeugungen. Ich nehme an, sie hatten den Wunsch, Gott zu gefallen und das Richtige zu tun. Aber gedanklich waren sie nie über die Taufe des Johannes hinausgekommen.
Warum auch immer. Eines fällt auf: Als Paulus ihnen erklärt, dass Johannes der Täufer nicht nur taufte, sondern auch über Jesus als Messias predigte, wurde ihnen ein ganz wichtiger Aspekt des Dienstes ihres Idols bewusst.
In diesem Moment gibt es für sie keine Frage mehr, was zu tun ist. Sie glauben und lassen sich noch einmal auf Jesus taufen. Das ist für sie sonnenklar.
Wir haben es hier also mit religiösen Menschen zu tun, die eine Taufe haben, aber merken, dass ihnen noch eine Taufe fehlt. Und diese holen sie ganz schnell nach.
Apostelgeschichte 19,5: „Als sie das hörten, ließen sie sich auf den Namen des Herrn Jesus taufen.“
Jetzt wird es spannend. Die Frage war doch: „Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr zum Glauben gekommen seid?“ Die Antwort: „Keine Ahnung, wir wissen eigentlich gar nicht, wie das mit dem Heiligen Geist ist.“
Das Konzept Heiligem Geist war ihnen fremd, weil der Heilige Geist in ihrer Johannes-Täufer-Tradition keine Rolle spielte. Johannes der Täufer war der letzte große Prophet des Alten Bundes, da war das mit dem Heiligen Geist noch nicht so.
Jetzt haben sie sich bekehrt und sind getauft. Haben sie jetzt den Heiligen Geist? Antwort: Nein.
Warum steht da Apostelgeschichte 19? Eigentlich müssten wir sagen: Ja, jetzt haben sie ihn. Aber in diesem konkreten Fall ist es eine Ausnahme in der Apostelgeschichte, eine von drei Ausnahmen, in denen es einen Moment dauert, bis jemand den Heiligen Geist erhält.
Hier, Vers 6: „Und als Paulus ihnen die Hände auflegte, kam der Heilige Geist auf sie. In diesem Moment bekamen sie ihn. Sie redeten in Sprachen und weissagten. Es waren aber insgesamt etwa zwölf Männer.“
Warum erhalten die Ex-Johannes-Jünger den Heiligen Geist hier nicht sofort? Das ist doch sonst eigentlich üblich. Warum auf diese außergewöhnliche Weise, die so explizit an Pfingsten erinnert?
Wenn man solche Fragen stellt, muss man sagen: Der Text sagt es nicht genau. Aber wir dürfen eine Vermutung anstellen.
Hier stehen zwölf Männer, die vor vielleicht dreißig Jahren nach Jerusalem gezogen waren, dort Johannes den Täufer gehört hatten, Buße getan und getauft worden waren. Jahrzehntelang blieben sie ihrer Entscheidung treu. Sie wollten Gott gefallen und hätten beinahe das Beste, nämlich die Errettung aus Glauben, verpasst.
Sie hatten den größten Propheten des Alten Testaments live erlebt, ihm geglaubt, aber am entscheidenden Punkt seines Dienstes vorbeigegangen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Männer nach der Taufe von Paulus eine Frage plagt. Mich hätte diese Frage geplagt: Sind wir jetzt wirklich am Ziel oder haben wir uns womöglich verhört?
Wenn du einmal merkst, dass du komplett daneben gelegen hast, was brauchst du dann? Antwort: Du brauchst die Gewissheit, dass du jetzt am Ziel bist.
Gott wäre nicht barmherzig, wenn er auf diese Sorge nicht eingehen würde. Er tut das auf wunderbare Weise. Er lässt sie erleben, wie Paulus ihnen die Hände auflegt, und sie spüren es durch das Erleben von Ereignissen wie an Pfingsten: Reden in fremden Sprachen, Weissagung.
Sie durchleben das Pfingstereignis leibhaftig noch einmal, um ihnen als Beweis zu dienen, dass ihre Erfahrung echt ist.
Gott verbirgt ihnen nicht, dass sie jetzt am Ziel sind. Das ist, was ein barmherziger Gott tut.
So bleibt am Ende für uns nur diese Frage: Bin ich sicher, dass ich den Heiligen Geist habe?
Wenn ich das weiß – und ich nehme an, die meisten von euch werden hier sagen: „Ja, wenn ich das weiß, dann gebe ich ihm den Raum, dass er durch die Bibel zu mir reden darf und setze das, was ich höre, in Form von neuen, guten geistlichen Gewohnheiten regelmäßig in meinem Leben um.“
Das wäre die eine Frage.
Und was, wenn ich das nicht weiß? Wenn ich vielleicht jemand bin, der den Sprung von christlicher Spiritualität hin zu Jesus, zu einer wirklichen Herzensentscheidung, noch nicht geschafft hat? Vielleicht, weil mir niemand gesagt hat, worauf es ankommt. Vielleicht, weil ich immer noch denke, es geht darum, besser zu sein, gut zu sein, artig zu sein, irgendwie durch meine Leistung Gott zu bestechen oder zu überzeugen.
Vielleicht habe ich noch nicht verstanden, dass es im geistlichen Leben nicht darum geht, besser zu sein, sondern darum, sein Leben zu verlieren, indem ich es einem anderen schenke. Indem ich mein Leben dem schenke, der mich retten will, weil er für meine Sünden gestorben ist.
Vielleicht habe ich das noch nicht verstanden.
Und wisst ihr was? Wenn ich das so sage, dann ist das meine Geschichte.
Ich bin als Kind in den Kindergottesdienst gegangen, wurde konfirmiert, habe den Jugendclub besucht und sogar einige seichte theologische Bücher gelesen, ohne wirklich zu kapieren, worum es beim Evangelium geht.
Ich war genau so ein Religiöser und hätte beinahe die Errettung verpasst.
Was mich gerettet hat, war ganz konkret: Menschen, die meine religiöse Show nicht akzeptiert haben. Menschen, die hinter meiner Fassade aus Intellektualität, Gutmenschentum und Frömmigkeit geblickt haben und gute Fragen gestellt haben.
Was mich gerettet hat, waren Menschen, die mich mit ihren Fragen zum Nachdenken brachten. Dieses Nachdenken führte mich schließlich zur Bekehrung.
Deshalb wünsche ich uns, wenn wir sagen: „Ja, ich habe den Heiligen Geist, Jürgen, ich weiß, wovon du redest“, dass wir zu solchen Menschen werden, die sich trauen, die entscheidenden Fragen zu stellen.
Eine dieser Fragen könnte sein: „Sag mal, hast du eigentlich den Heiligen Geist empfangen, als du zum Glauben gekommen bist?“
Amen.
Die Jünger ohne den Heiligen Geist und ihre Taufe
Deswegen noch einmal Apostelgeschichte 19,2: Paulus fragte sie: „Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr zum Glauben gekommen seid?“ Sie antworteten: „Nein. Wir haben noch nicht einmal gehört, dass es so etwas wie den Heiligen Geist gibt.“
Hier sehen wir Jünger, die zwar religiös im Umfeld der Gemeinde stehen, aber keine Ahnung vom Heiligen Geist haben. Das ist etwas ganz anderes als das Problem von Apollos. Hier fehlt nicht nur etwas Theologie, sondern geistliches Leben. Es fehlt ein grundlegendes Verständnis vom Evangelium, von Jesus, von Wiedergeburt und von dem, was es heißt, ein Christ zu sein.
Deutlich wird hier, dass Religiosität kein Ersatz für Echtheit ist. Man muss nicht alles wissen, aber um sich bekehren zu können, muss man etwas wissen. Glaube hat einen Inhalt, etwas, woran es zu glauben gilt. Wenn dieser Inhalt fehlt, hat der Mensch ein Problem – und zwar unabhängig davon, wie religiös er sozialisiert ist oder wie sehr er sich selbst für einen Jünger Jesu hält.
Die nächsten beiden Verse, Apostelgeschichte 19,3-4: Paulus fragte: „Worauf seid ihr denn getauft worden?“ Sie antworteten: „Auf die Taufe des Johannes.“ Paulus aber erklärte: „Johannes hat mit der Taufe der Buße getauft.“ Wer dazu Fragen hat, kann sich einfach die letzte Predigt anhören.
Johannes hat mit der Taufe der Buße getauft, indem er dem Volk sagte, dass sie an den Glauben an den kommen sollten, der nach ihm kommt – das ist Jesus. Hier wird deutlich, wo das Problem liegt: Diese Jünger sind keine Jünger Jesu, sondern bestenfalls Jünger von Johannes dem Täufer.
Man könnte sagen, heilsgeschichtlich sind sie auf einer Vorstufe zum Christentum stehen geblieben. Sie waren irgendwie gottgläubig und wahrscheinlich auch aktiv in ihrem Glauben. Doch sie waren keine Christen. Es waren Menschen mit Moral und festen Überzeugungen, die vermutlich den Wunsch hatten, Gott zu gefallen und das Richtige zu tun. Aber gedanklich waren sie nie über die Taufe des Johannes hinausgekommen.
Warum das so war, bleibt offen. Doch eines fällt auf: Als Paulus ihnen erklärt, dass Johannes der Täufer nicht nur getauft, sondern auch über Jesus als Messias gepredigt hatte – also ein ganz wichtiger Aspekt des Dienstes ihres Idols ihnen entgangen war – wird für sie sofort klar, was zu tun ist.
Sie glauben und lassen sich noch einmal auf Jesus taufen. Das ist für sie sonnenklar. Wir haben es hier also mit religiösen Menschen zu tun, die bereits eine Taufe hatten, aber merken, dass ihnen noch eine Taufe fehlt. Diese holen sie ganz schnell nach.
Apostelgeschichte 19,5: „Als sie es aber gehört hatten, ließen sie sich auf den Namen des Herrn Jesus taufen.“
Empfang des Heiligen Geistes durch Handauflegung
Und jetzt wird es ganz spannend. Die Frage war doch: Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr zum Glauben gekommen seid?
Antwort: Keine Ahnung, wir wissen eigentlich gar nicht, wie das mit dem Heiligen Geist ist.
Das Konzept des Heiligen Geistes war ihnen fremd. Fremd, weil der Heilige Geist in ihrer Johannes-der-Täufer-Tradition keine Rolle spielte. Johannes der Täufer, der letzte große Prophet des Alten Bundes, da war das mit dem Heiligen Geist noch nicht so.
Jetzt haben sie sich bekehrt und sich taufen lassen.
Frage: Haben sie jetzt den Heiligen Geist?
Antwort: Nein.
Warum steht da Apostelgeschichte 19? Eigentlich müssten wir sagen, ja, jetzt haben sie ihn. Aber in diesem konkreten Fall ist es eine Ausnahme in der Apostelgeschichte, eine von drei Ausnahmen, bei denen es einen Moment dauert, bis jemand den Heiligen Geist bekommt.
Hier, Vers 6: "Und als Paulus ihm die Hände auflegte, kam der Heilige Geist auf sie. In diesem Moment bekommen sie ihn. Und sie redeten in Sprachen und weissagten." Es waren aber insgesamt etwa zwölf Männer.
Frage: Warum erhalten die ehemaligen Johannes-Jünger den Heiligen Geist hier nicht sofort? Das ist doch sonst eigentlich üblich. Warum auf diese außergewöhnliche Weise, die so explizit an Pfingsten erinnert?
Und immer, wenn man solche Warum-Fragen stellt, muss man sagen: Der Text sagt es nicht genau. Aber ich glaube, wir dürfen eine Vermutung anstellen.
Hier stehen zwölf Männer, die vor vielleicht dreißig Jahren nach Jerusalem gezogen waren, dort Johannes den Täufer gehört hatten, Buße getan hatten, getauft worden waren und über Jahrzehnte hinweg ihrer Entscheidung treu geblieben waren. Sie wollten Gott gefallen, und sie hätten beinahe das Beste, das heißt die Errettung aus Glauben, verpasst.
Sie hatten den größten Propheten des Alten Testaments live erlebt, hatten ihm geglaubt und waren doch am entscheidenden Punkt seines Dienstes vorbeigegangen.
Wisst ihr, ich kann mir gut vorstellen, dass diese Männer jetzt auch nach der Taufe eine Frage plagt. Mich hätte diese Frage geplagt, nämlich: Sind wir jetzt wirklich am Ziel, oder haben wir uns womöglich noch mal verhört?
Weißt du, wenn du einmal checkst, dass du komplett daneben gelegen hast, was brauchst du jetzt?
Antwort: Du brauchst die Gewissheit, dass du jetzt am Ziel bist.
Und Gott wäre nicht ein barmherziger Gott, wenn er auf diese Sorge nicht einginge. Und er tut das auf wunderbare Weise. Er lässt sie erleben, durch die Handauflegung eines Apostels, und er lässt sie spüren, dass sie quasi alles durchmachen, was an Pfingsten passiert ist: Reden in Fremdsprachen, Weissagung.
So durchleben sie leibhaftig noch einmal das Pfingstereignis, um als Beweis dafür zu schaffen, dass ihre Erfahrung wirklich echt ist.
Gott verbirgt sich ihnen gegenüber nicht darüber, dass sie jetzt am Ziel sind. Das ist, was ein barmherziger Gott tut.
Die entscheidende Frage für jeden Christen
Und so bleibt am Ende für uns nur diese Frage: Bin ich sicher, dass ich den Heiligen Geist habe?
Und wenn ich das weiß – und ich nehme an, die meisten von euch werden hier sagen: „Tschä, also wenn ich das weiß, dann gebe ich ihm den Raum, dass er durch die Bibel zu mir reden darf, und setze das, was ich höre, in Form von neuen, guten geistlichen Gewohnheiten regelmäßig in meinem Leben um.“
Das wäre die eine Frage.
Und was, Jürgen, wenn ich das nicht weiß? Wenn ich vielleicht jemand bin, der diesen Sprung von christlicher Spiritualität hin zu Jesus, zu einer wirklichen Herzensentscheidung, noch nicht geschafft habe? Vielleicht, weil mir niemand gesagt hat, worauf es ankommt. Vielleicht, weil ich immer noch denke, es geht irgendwie darum, besser zu sein, gut zu sein, artig zu sein, irgendwie durch meine Performance Gott zu bestechen oder zu überzeugen.
Vielleicht habe ich noch nicht verstanden, dass es im geistlichen Leben nicht darum geht, besser zu sein, sondern darum, sein Leben zu verlieren, indem ich es einem anderen schenke. Indem ich mein Leben dem schenke, der mich retten will, weil er für meine Sünden gestorben ist.
Vielleicht habe ich das noch nicht verstanden.
Und wisst ihr was? Wenn ich das so sage, dann ist das meine Geschichte. Ich bin als Kind im Kindergottesdienst gewesen, ich wurde konfirmiert, ich habe den Jugendclub besucht, ich habe sogar einige seichte theologische Bücher gelesen, ohne wirklich kapiert zu haben, worum es beim Evangelium geht. Ich war genau so ein Religiöser. Und ich hätte beinahe die Errettung verpasst.
Was mich gerettet hat, ganz konkret, das sind Menschen, die mir meine religiöse Show nicht abgenommen haben. Was mich gerettet hat, das waren Menschen, die hinter meiner Fassade aus Intellektualität, aus Gutmenschentum und aus Frömmigkeit einfach mal dahinter geblickt haben und die gute Fragen gestellt haben.
Was mich gerettet hat, das waren Menschen, die mit ihren Fragen mich ins Nachdenken gebracht haben. Dieses Nachdenken hat mich dann letztlich zur Bekehrung geführt.
Und deshalb wünsche ich uns, wenn wir sagen: „Ja, ich habe den Heiligen Geist, Jürgen, ich weiß, wovon du redest,“ dass wir zu solchen Menschen werden, die sich das trauen. Die sich trauen, die entscheidenden Fragen zu stellen.
Und eine dieser Fragen könnte sein: „Hey, sag mal, hast du eigentlich den Heiligen Geist empfangen, als du zum Glauben gekommen bist?“ Amen!