Die Lehre der Apostel: Der zweite Korintherbrief, Vers für Vers. Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um...
Gottes Versöhnung als Ursprung des apostolischen Dienstes
Wir waren bei dem Gedanken stehen geblieben, dass wir als Christen eine neue Schöpfung sind.
2. Korinther 5,18: Alles aber von Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Christus und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat.
Jetzt erfolgt der Wechsel von Gott zu dem Dienst der Apostel. Wer Gottes Liebe erkennen möchte, sieht diese Liebe im Missionsdienst der Jünger Jesu. Wenn es hier heißt „Alles aber“, dann ist das ein Rückblick auf die neue Schöpfung, die ganz und gar Gottes Werk ist. Wir müssen das gut verstehen.
Versöhnung beginnt exklusiv auf Gottes Seite. Durch Jesus Christus hat er die Welt mit sich versöhnt. Immer ist es im Neuen Testament Gott, der versöhnt, und der Mensch, der versöhnt wird. Die Notwendigkeit einer Versöhnung macht deutlich, dass der Mensch von Natur aus unversöhnt ist, dass es einen Bruch in der Beziehung mit Gott gibt, dass Entfremdung und Abneigung bestehen.
Dabei liegt das Problem nicht auf Gottes Seite, wir sind das Problem. Genau genommen ist unsere Sünde das Problem. Und obwohl der Mensch sich als Rebell entpuppt, ein Rebell, der sich aktiv von Gott abwendet, überlässt Gott ihn trotzdem nicht einfach seinem Schicksal. Er liebt und versöhnt durch Christus. Friede ist möglich. Durch den Glauben werden aus den Feinden Gottes seine Freunde.
Es ist wichtig, dass wir verstehen, was hier geschieht. Versöhnung ist nicht einfach ein Löschen der Sündenschuld – das natürlich auch –, aber es ist viel mehr. Der Richter wird zum Freund, es entsteht Beziehung. Damit das geschehen kann, braucht es Missionare, und Gott hat uns den Dienst der Versöhnung gegeben.
Der Charakter und Auftrag des Dienstes der Versöhnung
Der Dienst der Versöhnung findet seinen Ursprung in der Versöhnung, die der Apostel selbst erlebt hat. Der Begriff Versöhnung beschreibt dabei den Charakter, das Ziel und den Inhalt des apostolischen Dienstes.
Hier wird eines klar: Der Dienst der Versöhnung ist viel mehr als nur die Erklärung des Evangeliums. Es geht nicht nur darum, dass Menschen verstehen, was Jesus für sie getan hat. Vielmehr sollen sie begreifen, dass Gott ihnen Harmonie, Gemeinschaft und Beziehung anbietet.
Wer den Dienst der Versöhnung hat, wird zum Versöhner. Diese Versöhnung setzt voraus, dass Sünde angesprochen und verurteilt wird, so wie Paulus es im Fall der Korinther getan hat und tut.
In 2. Korinther 5,19 heißt es: „Wie denn Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnte, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnete und in uns das Wort von der Versöhnung gelegt hat.“
Hier begegnet uns wieder der Gedanke, den wir bereits aus den Versen 14 und 15 kennen: Die Welt wird am Kreuz versöhnt. Gott macht ein umfassendes Friedensangebot. Niemand ist davon ausgenommen, auch nicht diejenigen, die sehr bewusst gesündigt haben. Der Begriff „Übertretungen“ beschreibt genau diese bewusste Sünde.
Das bedeutet, ich kenne Gottes Gebot und übertrete es absichtlich. Ich sündige also nicht nur aus Versehen oder unwissentlich, sondern mit voller Absicht. Doch egal, was ich getan habe: Gott ist bereit, das Konto meiner Übertretungen zu tilgen.
Deshalb sendet er Apostel aus, um dieses Angebot der Versöhnung allen Menschen zu verkünden.
Apostel als Gesandte und Botschafter der Versöhnung
2. Korinther 5,20: So sind wir nun Gesandte an Christi statt, indem Gott gleichsam durch uns ermahnt. Wir bitten für Christus: Lasst euch versöhnen mit Gott.
Wieder wird deutlich, dass Paulus nicht in seinem eigenen Auftrag handelt. Er und seine Mitstreiter sind Gesandte an Christi statt, durch die Gott ermahnt. Gottes Auftrag und Autorität stecken hinter der apostolischen Predigt.
In der Antike standen Gesandte üblicherweise für guten Willen und Freundschaft. In diesem Sinn stehen die Apostel als Gesandte oder Botschafter dafür, Gottes Angebot anzubieten, der Feindschaft mit den Menschen ein Ende zu bereiten. Gott will Beziehung. Heute ist der Tag der Rettung und des Neuanfangs. Das ist die Botschaft der Apostel: Lasst euch versöhnen mit Gott!
Noch etwas ist interessant: In der Antike war das Senden einer Gesandtschaft üblicherweise Ausdruck von Schwäche oder Abhängigkeit. Der Kaiser Augustus prahlte damit, dass Gesandte aus der ganzen Welt zu ihm kamen. Für ihn war es ein Ausdruck seiner Macht, dass er so etwas nicht nötig hatte. Wenn er etwas wollte, schickte er keine Botschafter, sondern seine Truppen.
Wie anders ist Gott! Er hätte darauf warten können, dass eine Menschheit ihn um Rettung anfleht. Aber er tut das Gegenteil. Er schickt seine Botschafter. Das ist wahre Demut auf Gottes Seite, wenn er die Not seiner Geschöpfe wahrnimmt und reagiert, obwohl er es nicht müsste.
Für Paulus ist es ein Privileg, diesen Dienst tun zu dürfen. Ein Privileg, weil er nicht nur als Gottes Repräsentant spricht, sondern weil Gott durch ihn spricht. Wir bitten für Christus: „Lasst euch versöhnen mit Gott!“ Wer diesen unscheinbaren Prediger ablehnt, der verwirft keinen Menschen, sondern verwirft Gott!
Die Aufforderung zur Versöhnung und ihre Bedeutung für das Leben
Wen meint Paulus hier mit „Lasst euch versöhnen mit Gott“? Zuerst natürlich die Welt, zu der er gesandt ist, dann aber wohl auch die Korinther.
Sie sind versöhnt, aber wenn es darum geht, als Versöhnte zu leben und die Beziehung mit Gott auf alle Bereiche ihres Denkens und Handelns anzuwenden, gibt es noch viel Luft nach oben.
Der Imperativ „Lasst euch versöhnen“ fordert eine Antwort. Er verlangt die Einsicht in die eigene Schuldigkeit, aber noch mehr fordert er, dass ich mein Leben neu ordne. Es geht darum, mein Leben um die Versöhnung herum neu auszurichten.
Denn es handelt sich um Versöhnung mit Gott. Und es ist die Aufgabe der Kirche, dafür zu sorgen, dass Menschen genau das erleben.
Jesus als stellvertretendes Opfer für unsere Sünde
2. Korinther 5,21: Den, der keine Sünde kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gottes Gerechtigkeit werden. Jesus ist derjenige, der keine Sünde kannte, weil keine Sünde in ihm war.
1. Petrus 2,22: Der keine Sünde getan hat, und in dessen Mund kein Trug gefunden wurde.
Genau dieser, der keine Sünde getan hatte, wurde zur Sünde gemacht. Man kann hier überlegen, ob das Wort „Sünde“ (griechisch „harmatia“, wie es in der Septuaginta nicht unüblich ist) mit „Sündopfer“ übersetzt werden sollte. Das wäre möglich, wäre aber im Neuen Testament einmalig.
Besser ist es wohl, an Galater 3,13 zu denken: Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er für uns zum Fluch geworden ist. Denn es steht geschrieben: „Verflucht ist jeder, der am Holz hängt.“
Der Herr Jesus erleidet die Konsequenzen unserer Sünde. Der ohne Sünde ist, wird wie ein Sünder behandelt, stirbt, ist von Gott entfremdet und erlebt Gottes Zorn. Er ist für uns als unser Repräsentant zur Sünde gemacht worden. Er wurde unser Stellvertreter.
Es war ein realer Transfer von Sünde und Fluch: Er hängt dort, wo wir hätten hängen sollen. Im jüdischen Opferwesen musste das Tier, das für die Schuld eines Menschen stirbt, heilig und ohne Fehler sein. Genau so war es auch mit dem Herrn Jesus.
Er wird zur Sünde, auf ihm liegen unsere Übertretungen. Aber wir erhalten Gottes Gerechtigkeit – nicht einfach so, sondern als solche, die in ihm sind.
Gott spricht nicht einfach alle Menschen frei, sondern nur die Gläubigen. Das sind diejenigen, die durch ihr Vertrauen auf das Kreuz, durch ihren Glauben, Teil der Gemeinschaft derer geworden sind, die in Christus sind.
Wer zum Sohn gehört, der ist durch den Sohn gerecht gemacht.
2. Korinther 5,21: Den, der keine Sünde kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit werden in ihm.
Wir sind Begnadigte, von Gott gerechtfertigt, und deshalb warnt Paulus auch…
Warnung vor dem Vergeuden der Gnade Gottes
2. Korinther 6,1: Als Mitarbeiter ermahnen wir euch auch, die Gnade Gottes nicht vergeblich zu empfangen.
Paulus bezeichnet sich hier als Mitarbeiter Gottes. Er setzt fort, was Gott durch seinen Sohn begonnen hat, und ermahnt die Korinther, die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangen zu haben.
Dieser Gedanke ist bereits aus dem 1. Korintherbrief bekannt. Dort bezieht Paulus die Warnung ausdrücklich auf sich selbst. Es heißt dort: „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin, und seine Gnade mir gegenüber ist nicht vergeblich gewesen. Vielmehr habe ich mehr gearbeitet als sie alle, doch nicht ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir ist“ (1. Korinther 15,10).
Gnade ist also nicht vergeblich, wenn sie unser Denken und Verhalten prägt. Gnade will herrschen und sich durch gute Werke in allen Bereichen unseres Lebens zeigen.
Deshalb ist diese Ermahnung auch eine Warnung an die Korinther und an alle Christen: Achtet darauf, dass Gottes Gnade in eurem Leben nicht verpufft, sondern euch verändert und zum Guten antreibt.
Morgen geht es mit dem 2. Korintherbrief weiter. Das Skript zum Vortrag findest du auf frogwords.de oder in der App.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.