Du suchst eine gute Gemeinde oder möchtest für die Entwicklung deiner Gemeinde beten? Hier sind fünf Kennzeichen einer guten Gemeinde, die du kennen solltest.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute wird Gemeinde zur Familie.
Gemeinde als sichtbarer Ausdruck der weltweiten Gemeinde Gottes
Wir beschäftigen uns diese Woche mit der Gemeinde Gottes, genauer gesagt mit dem, was ich Ortsgemeinde nenne. Damit meine ich die Gemeinde, deren Gottesdienst ich am Sonntag besuche, in der ich meine Gaben einbringe, die ich finanziell unterstütze und für deren Mitglieder und Aktivitäten ich bete. Außerdem gehorche ich ihrer Gemeindeleitung. Diese Ortsgemeinde ist in meinem Leben der sichtbare Ausdruck dafür, dass ich zu einer unsichtbaren Größe gehöre, nämlich der weltweiten Gemeinde Gottes.
Was sind die Kennzeichen einer guten, vom Heiligen Geist durchdrungenen Gemeinde? Wir setzen unseren Blick auf den Vers fort, den wir gestern schon betrachtet haben: Apostelgeschichte 2,42. Dort heißt es: „Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten.“ Gestern ging es um die Lehre der Apostel, heute steht das Thema Gemeinschaft im Mittelpunkt.
Gemeinschaft als Ausdruck geistgewirkten Verlangens
Eine gute Gemeinde fördert das geistgewirkte Verlangen ihrer Mitglieder, als Familie Gottes zu leben. Mit unserer Bekehrung nimmt der Herr Jesus uns aus den alten Familienbindungen heraus und macht uns zu seiner Familie.
Gemeinde ist Familie Gottes. Hören wir dazu kurz Jesus in Matthäus 12,47-50:
„Und es sprach einer zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und suchen, dich zu sprechen. Er antwortete und sprach zu dem, der es ihm sagte: Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? Und er streckte seine Hand aus über seine Jünger und sprach: Siehe da, meine Mutter und meine Brüder! Denn wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.“
Wer sich bekehrt hat und den Willen Gottes tun will, der gehört zur Familie Gottes. Eine gute Gemeinde wird genau das verstehen und fördern.
Gemeinschaft statt Individualismus in der Gemeinde
Gemeinde ist also nicht einfach ein Treffen von Individualisten, die kommen, Gottesdienst feiern und dann wieder auseinandergehen, ohne einander zu kennen oder wirklich kennenlernen zu wollen.
In einer vom Heiligen Geist geformten Gemeinde gibt es wenig Platz für Individualismus, weil der Gedanke „Wir gehören zusammen, wir sind Familie“ im Vordergrund steht.
Woran erkennt man das? Gute Gemeinschaft zeigt sich darin, dass Menschen füreinander Interesse entwickeln und wissen wollen, wie es den Geschwistern geht.
Man muss ehrlich sagen, dass keine Gemeinde in der Lage ist, bei ihren Mitgliedern automatisch ehrliches Interesse füreinander zu erzeugen. Gemeinschaft entsteht erst, wenn wir geistlich reif werden und der Heilige Geist in uns Bruderliebe wachsen lässt – also die Liebe zu den Geschwistern.
Eine Gemeinde kann Gemeinschaft nicht einfach herstellen. Anders ausgedrückt: Ein noch so gutes Programm ersetzt nicht den Mangel an Bruderliebe, bestenfalls kaschiert es ihn.
Dennoch kann eine Gemeinde dafür sorgen, dass es ihren Mitgliedern leichter fällt, Gemeinschaft zu leben.
Praktische Wege zur Förderung von Gemeinschaft
Hier ein paar Ideen:
Erstens: Eine gute Gemeinde sorgt dafür, dass die Nöte von Geschwistern gestillt werden. Verantwortlich dafür sind in der Bibel die Diakone. Sie kümmern sich um Arme, Einsame und Hilfsbedürftige. Wenn Nöte ans Licht kommen, sorgt die Gemeinde dafür, dass diejenigen, die helfen können, mit denen in Kontakt kommen, die Hilfe brauchen.
Von der ersten Gemeinde heißt es in Apostelgeschichte 4,34-35: „Denn es war auch keiner bedürftig unter ihnen; denn so viele Besitzer von Äckern oder Häusern waren, verkauften sie diese, brachten den Erlös des Verkaufte und legten ihn zu den Füßen der Apostel. Es wurde aber jedem zugeteilt, wie er Bedürfnis hatte.“
Ganz praktische Gemeinschaft: Wer hat, gibt dem, der braucht. Das ist eigentlich recht einfach. Natürlich geht es dabei nicht nur um Geld.
Zweitens: Eine gute Gemeinde legt einen Schwerpunkt der Verkündigung und der internen Information auf das Thema Liebe. Es passiert so leicht, dass wir vergessen, wie wichtig es Gott ist, dass wir liebevoll und fürsorglich als geliebte Kinder Gottes miteinander umgehen.
Jakobus bringt diesen geistlichen Aspekt gut auf den Punkt, wenn er schreibt in Jakobus 1,27: „Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott und dem Vater ist dieser: Waisen und Witwen in ihrer Bedrängnis zu besuchen.“
Was vor Gott zählt, ist definitiv unsere praktische Liebe zu den Geschwistern, die in Not sind. Waisen und Witwen besuchen – ja, wie wäre es mit Alleinerziehenden oder psychisch Erkrankten? Darum geht es.
Wer Gottesdienst feiern will, wie er Gott gefällt, bekommt hier eine Idee: Besuche die Schwachen und lebe Liebe!
Dritter Punkt: Eine gute Gemeinde schafft Raum zum gemeinsamen Feiern. Wir sind als Familie Gottes nicht nur dazu geschaffen, zusammen zu weinen und einander in Zeiten der Not zu helfen – so wichtig das ist.
Es ist genauso wichtig, dass wir uns miteinander freuen, wenn es Geschwistern so richtig gut geht.
Hören wir dazu den Apostel Paulus. Für ihn ist Gemeinde wie ein Körper mit unterschiedlichen Gliedern. In 1. Korinther 12,26 heißt es: „Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit; oder wenn ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit.“
Das wäre normal – man freut sich mit. Eine Gemeinde kann dafür sorgen, dass ich davon höre, wenn irgendwo ein Kind geboren wird, ein junger Bruder seine Ausbildung beendet, eine alte Schwester wieder aus dem Krankenhaus entlassen wird und so weiter.
Persönliche Verantwortung für gelebte Gemeinschaft
Ich will es noch einmal sagen: Eine Gemeinde kann nicht bewirken, dass mich das interessiert.
Ich muss bei meiner Bekehrung meinen Individualismus kreuzigen und ganz bewusst Teil einer neuen Familie werden. Dabei muss ich anfangen, das Lieben zu lernen. Ob ich die Namen der Geschwister kenne, vielleicht auch die Namen ihrer Kinder, ob ich mich für ihr Leben interessiere, für sie bete, selbst Gastfreundschaft praktiziere und Geschwister einlade oder ihnen beim Umzug helfe – das liegt an mir.
Um es abschließend aus der Position von jungen Christen ganz konkret auf den Punkt zu bringen: Ich muss mir in der Gemeindeliste die Namen der alleinlebenden alten Geschwister heraussuchen. Dann muss ich anrufen, fragen, wann ich vorbeikommen kann, und hingehen, um Witwen in ihrer Bedrängnis zu besuchen. Jakobus lässt grüßen.
Individualismus und Desinteresse gehen Hand in Hand. Bruderliebe und echte Gemeinschaft ebenso. Sei sicher: Der Teufel will alles, nur nicht, dass du anfängst, die Geschwister zu lieben und Gottes Willen zu tun.
Einladung zur Selbstreflexion und Ermutigung
Was könntest du jetzt tun? Du könntest deine Einstellung zur geliebten Gemeinschaft hinterfragen. Liebst du die Geschwister, besonders diejenigen, die älter sind, mehr Probleme haben und vielleicht auch etwas eigenartig wirken? Hast du ein echtes Interesse daran, dass in deiner Gemeinde mehr wahre Gemeinschaft gelebt wird, auch wenn das Zeit, Geld und Komfort kostet?
Das war es für heute. Falls du die App noch nicht hast, besorge sie dir doch.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.