Einführung: Das lebendige Wasser als Lebensquelle
Wir haben in unserer Reihe bereits über das Einzigartige an Jesus gesprochen, insbesondere über das lebendige Wasser und die Sehnsucht unseres Lebens, die nur Jesus stillen kann.
Heute wollen wir noch einmal ein Wort Jesu zu diesem Thema des lebendigen Wassers betrachten, das Ihnen allen bekannt ist. Ich lese dazu die drei Verse, obwohl ich mich in meiner Predigt hauptsächlich auf den mittleren Vers konzentrieren möchte.
Am Laubhüttenfest, am letzten und höchsten Tag des Festes, trat Jesus auf, rief und sprach: „Wer da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“
Das ist unser Predigttext: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“
Jesus sprach hier vom Geist, den diejenigen empfangen sollten, die an ihn glauben. Der Heilige Geist war zu diesem Zeitpunkt noch nicht gekommen, denn Jesus war noch nicht verherrlicht.
Herr, gib uns so von deinem Heiligen Geist. Amen.
Die Kraft der Kernspaltung als Bild für geistliche Dynamik
Liebe Gemeinde,
es war ein Chemiker, der 1938 die Entdeckung unseres Jahrhunderts machte. Otto Hahn entdeckte 1938 in Berlin gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Strassmann die Spaltung des Urankerns. Sie wissen sicher, dass das Wort „Atom“ im Griechischen „der kleinste Teil“ bedeutet. Hier gelang es den Forschern, plötzlich diesen kleinsten, unteilbaren Kern – das heißt, den Atomkern – noch einmal zu zerteilen.
Es handelt sich dabei um Vorgänge, die auf der Ebene von Billionstel Zentimetern ablaufen, wo diese Teilchen beieinander sind. Bei dieser Teilung wird eine Kraft frei, die etwa eine Million Mal stärker ist als alles, was man bisher von den Kräften chemischer Reaktionen kannte. Schon lange vor Otto Hahn hat Gott, der Herr, diesen chemischen Spaltungsprozess in seine große Schöpfung eingebaut.
Wir leben von dieser großartigen Reaktion, dieser Kernspaltung. Auf der Sonne findet fortwährend eine solche Kernspaltung in ununterbrochener Folge statt. Von dort stammt die große Energiekraft der Sonne, die an ihrer Oberfläche Temperaturen von etwa 5.000 Grad herrschen lässt und im Sonneninnern Millionen Grad erreicht – all das ist das Ergebnis der Spaltung dieser kleinsten Teilchen.
Was hier auf der Sonne abläuft, ist eine sogenannte Kettenreaktion. Ein gespaltenes Atom gibt seine Kraft weiter, und das wirkt wie eine Zündung für das nächste Atom. So setzt sich die Reaktion in ununterbrochener Folge fort. Die Sonne brennt nicht aus.
Wenn wir wieder erleben, wie die ganze Kraft der Sonne durch die Wolken bricht, dann erleben wir etwas von diesem wunderbaren Geheimnis – der Schöpfungskraft unseres Gottes.
Die geistliche Kettenreaktion, die Jesus entfacht hat
An diesem Bild möchte ich heute Morgen zeigen und erklären, was Jesus in unserem Leben bewirken will und welche einzigartige Bewegung er in unserem Leben in Gang setzt.
Erinnern Sie sich noch einmal daran, wie es im Neuen Testament beschrieben wird: Jesus hatte einen ganz kleinen Jüngerkreis, nur ein paar Leute. Diese waren wacklige Knaben, von denen man nicht wusste, wie lange sie durchhalten würden. In der Nacht des Verrats waren sie untreu.
Jesus hatte keine Werbegruppe. Er unternahm nie eine Reise in entfernte Erdteile. Trotzdem hat er eine Kettenreaktion ausgelöst.
Was Jesus angestoßen hat, geht weiter bis zum neuen Himmel und unserer neuen Erde, die wir eines Tages sichtbar sehen werden. Diese Veränderung wird unsere ganze Welt und unseren gesamten Kosmos umgestalten.
Eine Kettenreaktion ist in Gang gekommen.
Die Kettenreaktion des Bösen und die Grenzen menschlicher Gegenwehr
Lassen Sie mich zuerst über die Stadtreaktion sprechen. Es gibt bei uns sehr viele Kettenreaktionen. Wer sich mit der Geschichte der Völker beschäftigt, entdeckt, wie die ganze Weltgeschichte ein fortwährendes Abhängigsein ist. Ein Volk unterdrückt das andere. Aus diesem Hass entsteht ein neuer Krieg. Aus dem neuen Krieg entsteht neues Unrecht. Wieder breiten sich Spannungen über die Welt aus – eine fortwährende Kettenreaktion von Druck und Gegendruck, von Gewalt und Gegengewalt.
So lösen sich in der Welt Hass und Leiden ab. So erleben wir es auch in unserem eigenen Leben: Einer stößt uns, wir stoßen zurück. Ich kann das immer wieder verfolgen, wie das eine fortwährende Kette ist.
In der Bibel wird dasselbe beschrieben: Auch die Sünde ist eine Kettenreaktion. In dem Moment, als Adam sich gegen Gott empörte und seiner eigenen Stimme gehorchte, brach lawinenartig die Sünde in die Welt herein. Dieses Gottfeindliche breitete sich aus. Schon der Sohn Adams schlägt seinen Bruder tot, weil er gar nicht mehr gegen diese Macht der Sünde ankämpfen kann – eine Kettenreaktion der Sünde.
Wir selbst sind in diese unheilvolle Kette hineingestellt. Die Sünde liegt vor der Tür und stellt ihren Fuß in die Tür herein. Wir halten die Tür zu und sagen: Die Sünde darf nicht in unser Leben hineinkommen, das Böse muss draußen bleiben. Doch wir sind wehrlos ausgeliefert. Und dann müssen wir zugeben, dass sie Macht über uns bekommen hat – diese gottfeindliche Macht.
Deshalb versucht man in unserer Welt, gegen diese Kettenreaktionen des Bösen Dämme aufzuschütten. Man sagt: Es ist wichtig, dass alle Menschen guten Willens zusammenstehen. Ja, das ist sehr wichtig. Alle Menschen guten Willens müssen zusammenstehen und in dieser Welt einen Damm aufrichten gegen das Böse, gegen die Verrohung, gegen das Unrecht, gegen die Unsittlichkeit, gegen all das Satanische, das in unserer Welt so wütet. Lasst uns doch zusammenstehen!
Nur werden wir immer wieder erleben, wie diese Dämme und Deiche, die wir aufbauen, zerbrechen, als seien sie aus Papier. Denn die Macht des Bösen und die Kettenreaktion des Bösen sind viel, viel stärker und reißen alles nieder.
Verstehen Sie es bitte deshalb richtig: Ich will das andere nicht abwerten, aber wir Christen müssen entdecken, dass wir eine ganz andere Macht haben. Unsere Wirksamkeit erschöpft sich nicht nur darin – das tun wir auch im politischen Tätigsein, im öffentlichen Wirken, im Wehren, im Nein-Sagen und im Protestieren gegen das Unrecht und gegen die Kettenreaktion der Gewalt.
Wir haben noch mehr zu tun, als nur mit Schildern durch die Straßen zu laufen und zu sagen: Schafft den Krieg ab! Denn wir wissen, wie unheilvoll diese satanische Gewalt ist, die immer wieder Neues Böses gebiert.
Die Startreaktion des Glaubens an Jesus
Was denn? Die Startreaktion, die Jesus ausgelöst hat, indem er einen völlig neuen Prozess in Gang setzt – einen Prozess, mit dem er Menschen aus der Kettenreaktion des Bösen herauslösen kann – das war doch das Aufregende. Es geschah, als er an den Zoll trat, wo ein Zöllner saß, der den ganzen Tag nichts anderes dachte als: Wie können wir den anderen das Geld aus der Tasche ziehen?
Dieser Mann wachte mit unrechten Gedanken auf; das war sein Leben. Doch Jesus trat zu ihm und machte aus ihm einen gerechten Menschen. Und nicht nur das: Er machte aus ihm einen Menschen, der weitere gerechte Menschen ins Leben rufen durfte.
So tritt Jesus an die Gräber heran, so geht er zu Frauen und zu Menschen, die nichts Schönes mehr kennen, für die die Werte Liebe und Ehre zertreten waren. Er spricht ihnen zu, dass ihr Leben ganz neu werden kann und dass sie wieder wie ein Kind die Schönheit der Schöpfung Gottes in ihrem Leben erfahren dürfen. Eine neue Kette wird hier eröffnet.
Diese Kettenreaktion, die Jesus beginnt, ist mehr als nur das Errichten von Dämmen gegen das Böse der Welt. Hier wird etwas völlig Neues geschaffen. Jetzt ist es wichtig, genau darauf zu achten, wie Jesus das macht.
Als in Amerika die Physiker die ersten Versuche zur Zündung der Atombombe unternahmen, fanden sie zunächst nicht die richtige Geschwindigkeit, mit der die beiden Massen aufeinander zubewegt werden mussten, um die Startreaktion auszulösen, die dann die Kettenreaktion in Gang setzt.
Einer der Techniker kam auf die Idee, das mit einem Schraubenzieher zu versuchen. Er bewegte die beiden Massen – wie bei Robert Jungk beschrieben in „Heller als tausend Sonnen“ – aufeinander zu. Plötzlich gab es diese verhängnisvolle Explosion. Es waren nur kleine Teile von Uran, die verwendet wurden, aber der Mann wurde schwer verletzt, und es gab eine Explosion im Labor.
Er hatte den Punkt gefunden, an dem die beiden Massen zünden – den Punkt, an dem die Startreaktion stattfindet.
Ich möchte das jetzt umdeuten und fragen: Wo findet das eigentlich statt, dass ein Mensch herausgerissen wird, dass das Böse ihn nicht mehr bestimmen kann?
Heute Morgen, als ich die Losung las, dachte ich: Das ist das Thema unseres Gottesdienstes heute, nämlich dass die Sünde einen nicht mehr bestimmen kann. Obwohl ich fortwährend von der Angst lebe und mein ganzes Leben von der Sünde bestimmt war, sagt Jesus: Ab heute kann sie dich nicht mehr bestimmen. Du stehst ja unter der Gnade, heißt der Lehrtext heute.
Warum denn? „Wer an mich glaubt, sonst nichts.“ Wer an mich glaubt – da mag jetzt jemand enttäuscht aus dem Gottesdienst gehen und sagen: Du hast keine großen Aktionen, keine politischen Entwürfe, keine Resolutionen an die Obrigkeiten der Welt.
Liebe Freunde, das Größte, was geschehen kann, ist heute in diesem Gottesdienst, wenn einer zum ersten Mal in seinem Leben sich ganz an diesen Herrn Jesus bindet. Das ist die größte Revolution, die geschehen kann.
Wer an mich glaubt, der Jesus vertraut und sein Leben selbst aus der Hand gibt und sagt: „Jesus, du musst jetzt mein Herr sein, du bist meine Autorität, der ich folge, und dir vertraue ich in allem meines Lebens“ – das ist die Revolution. Das ist die Startreaktion eines ganz neuen Anfangs.
Wer an mich glaubt!
Die lawinenartige Ausbreitung des Glaubens
Der zweite Punkt – das erste war also, dass auf die Startreaktion ankommt – das zweite ist: lawinenartig geht es weiter. Ich beziehe mein physikalisches Wissen aus dem Brockhaus, und dort heißt es, eine Kettenreaktion sei ein lawinenartiges Anwachsen einer Startreaktion, das fortwährend neue Reaktionen bei anderen Atomkernen auslöst. Lawinenartig geht es weiter.
Wir erleben es heute, wie die negativen Kettenreaktionen fortwährend lawinenartig weitergehen. Wir denken manchmal in großer Sorge an die schweren Einflüsse auf die jungen Menschen heute, unter denen sie aufwachsen müssen, wenn das alles aufgeht – die Saat, die hier gesät wird.
Aber nun sagt Jesus hier, dass seine Startreaktion, die er bei uns nun anfängt, dass ein Mensch Jesus vertraut und ihm glaubt, ungeheure lawinenartige Folgen hat. Im Winter, wenn die Dächer voller Schnee liegen, sieht man manchmal, wie oben am First ein kleines Stück Schneefeld abzurutschen beginnt. Doch das reißt dann eine ganze breite Fläche dieses großen Schneedachs mit herunter. Ein Stück löst es aus, das andere wird mitgerissen.
Wo ein Mensch Jesus vertraut, hat das eine Wirkung weit in diese Welt hinein. Von diesem einen Leben geht viel aus. Ich hoffe, dass Sie das wissen: Von Ihrem Leben, wenn Sie sich mit Jesus zusammenbinden, geht eine ganz weite lawinenartige Wirkung aus.
Jesus spricht davon, dass von dem, der an ihn glaubt, nicht nur ein Strom ausgeht – nicht ein Bach und nicht ein Fluss –, sondern Ströme lebendigen Wassers von diesem Leib ausgehen werden.
Der Prediger Spörtchen sagt an dieser Stelle, er sei so froh, dass es dort nicht heißt „vom Mund“. Christen meinen oft, die Hauptsache des christlichen Lebens erschöpfe sich im Mund. Das sei nur ein kleiner Teil des Christenauftrags, und bei den meisten sei es dann auch so, dass es nur platte Worte sind. Aber hier heißt es, dass von unserem Leib Ströme ausgehen, dass unser ganzes Leben verwandelt wird.
Ich kann es nicht ertragen, wenn Leute sagen: „Ich möchte euch mit meinem Lebenswandel überzeugen.“ Denn das klingt für mich hochmütig und eingebildet. Wenn ich an meinen Lebenswandel denke, kann ich nur zum Herrn schreien und sagen: „Herr, erbarm dich meiner!“
Was die Menschen an mir sehen, ärgert sie doch oft. Sie sehen nur meine ungehaltene Art, meine Ungeduld oder meine Kleinkariertheit – das, was in meinem Leben für andere sichtbar wird. Sie sehen in mir ja nicht den Heiligen Geist persönlich.
Aber deshalb darf ich rufen und sagen: „Herr, du hast eine Verheißung gegeben. Ich kann nicht sagen: Herr, ich lebe jetzt so, wie du es willst. Aber ich bitte dich: Herr, ich bin wie ein verdorrtes Land. Gib mir deinen Heiligen Geist um deiner Verheißung willen, damit dieses Wunder geschehen kann.“
Dass Menschen auch durch meinen zerbrechlichen Leib und durch mein Leben hindurch etwas von dir entdecken. Dass trotzdem Ströme ausgehen, weil du Wunder wirken kannst.
Wir reden hier nicht eingebildet: „Ich kann für Jesus was Tolles zeugen.“ Sondern wir schreien: „Herr, gib mir deinen Heiligen Geist, dass dieses Wunder geschieht. Dass unser Leben etwas austragen darf.“
Dass unsere Familien, die wir haben, oder unsere Freundschaften, die wir pflegen, unsere Tischgespräche, die wir führen, unsere Bekanntschaften, die wir haben, unsere Berufsaufgaben – sei es als Kaufmann, Lehrer, Stenotypistin oder wo auch immer – an dieser Stelle durch das Wunder des Geistes Gottes Ströme des lebendigen Wassers weitergeben dürfen.
Dass das lawinenartig weiterwächst.
Die heilende Kraft der geistlichen Kettenreaktion
Ich möchte zum Dritten kommen, nicht zur Störung, sondern zur Gesundung. Nicht zur Zerstörung, sondern zur Heilung.
Ich muss Sie noch einmal daran erinnern: Alle Kettenreaktionen dieser Welt laufen so ab, dass in ihnen etwas zerstört wird. Wir entdecken das sogar bei der Uranspaltung, bei der am Ende das Uran zu Abfall verbrennt. Ebenso erleben wir das bei all den schrecklichen Prozessen, die von Hass, Gewalt und Gegengewalt geprägt sind. Die geschichtlichen Abläufe enden immer wieder in Katastrophen, Kriegen, Leid und Tränen.
Es gibt nur einen Prozess, bei dem Gesundes geschaffen wird – nur einen einzigen. Und das ist der Schöpfungsprozess, der Vorgang, diese Kettenreaktion der Schöpfung. Wer will behaupten, das sei ein Zufall? Das muss ein Narr sein! In unserer Naturwelt geschieht dieses Wunderbare: Das Leben gebiert fortwährend neues Leben und produziert Schönes in einer unheimlichen Kette. Nur der Mensch zerstört diese wunderbare Natur. Das sind ja keine Zufälle – diese ganze große, geheimnisvolle, wunderschöne Waldnatur.
Aber wir erleben, wie diese Natur darunter leidet, unter der Sünde des Menschen. Und bei uns selbst ist es so, dass wir alle von dieser Krankheit befallen sind. Dort, wo wir jetzt reden, gibt es eigentlich keine Kettenreaktion zur Gesundheit. Wo gibt es denn ansteckende Gesundheit? Es gibt nur Ansteckung zur Krankheit.
Und wo ein Arzt Gesundheit bewirkt, da stoppt er Krankheit, da drängt er sie zurück. Es gibt nirgendwo das Phänomen, dass ein Siebzehnjähriger einer siebzigjährigen Frau plötzlich die Kraft einer Siebzehnjährigen gibt – ihre Schönheit und Jugendkraft zurückbringt. Ich kann nur Krankheit stoppen. Genesung kann ich nur dann bezeichnen, wenn ich die Macht der Zerstörung ein wenig zurückdränge.
Nur bei Jesus ist es umgekehrt. Im Neuen Testament lesen wir, wie die ersten Christen, die Jesus glaubten, in die Welt hinausgingen und eine Bewegung anstießen. Ich stehe jetzt fast in der Versuchung, von den Nebenwirkungen der christlichen Gemeinde zu sprechen. Da könnte man in der Tat viel sagen, wie eine ganze Kultur des Abendlandes von diesen Christen mitprofitiert hat.
Selbst Menschen, die nie Christen waren, haben im Ernst von den wahren Christen etwas entdeckt: Unsere westliche Eheauffassung ist eine Frucht des christlichen Glaubens, ebenso die Kindererziehung und viele weitere Dinge. Aber ich möchte jetzt nicht davon reden. Ich will davon sprechen, wie aus Ihrem Leben, wenn Sie Jesus vertrauen, Ströme ausgehen.
Nehmen Sie das ganz groß und möglichst weit. Lassen Sie uns vom Herrn zeigen, wie wir neue Entwürfe zur Erziehung unserer Kinder haben können. Wie wir in dieser Welt im zwanzigsten Jahrhundert als zeitgemäße Menschen etwas finden können: neue Formen der Gemeinschaft, neue Ideen der Liebe untereinander. Uns wird hier in alltäglichen Dingen etwas geschenkt – Nebenprodukte, weil unser Herr auch durch den Glauben weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus wirkt.
Wenn ich an die großen Erweckungen der Kirchengeschichte zurückdenke – nehmen Sie nur die große Erweckung des Pietismus – dann war es so, dass aus dieser Erweckung große juristische Gelehrte hervorgingen. Johann Jakob Moser zum Beispiel war der größte Rechtsgelehrte seiner Zeit und ist aus dieser Erweckung herausgewachsen. Menschen, die plötzlich in weltlichen Rechtsempfindungen ein neues Gefühl bekamen, sodass ihre Zeitgenossen nur staunten. Auch ein Naturgelehrter wie Billfinger ist aus dieser Bewegung hervorgegangen.
Ich wünsche mir, dass aus unserem Leben ein so weites Entdecken der Schöpfung Gottes entsteht, dass unser Herr Ströme lebendigen Wassers aus uns herauswirken kann. Dass eine Gesundung angestoßen wird und wir nicht nur Dämme gegen das Böse in der Welt errichten, sondern dass über unserem Leben dies steht: dass wir brauchbar werden, auch in dieser Welt etwas Neues und Schönes zu gestalten – in der Schöpfung unseres Herrn.
Es gibt einen Liedvers, der nur als Bitte lautet: „O heiliger Geist, kehr bei uns ein und lass uns deine Wohnung sein!“ Denn dass aus unserem Leib das geschieht, ist nur eine Wirkung des Geistes Gottes, des Heiligen Geistes.
Amen.
Schlussgebet und Sendung
Wir wollen beten. Herr Jesus Christus, du hast eine ganz neue Bewegung angestoßen – diese Bewegung des neuen Lebens in einer Welt, in der so viel gelitten und geweint wird, in der so viel Unrecht und Ungerechtigkeit geschieht. Du willst durch uns Zeichen dieses neuen Lebens sichtbar werden lassen.
Ja, es ist eine Schuld, dass wir deinen Geist so wenig herbeigefleht haben und dass wir so oft deine Wirkungen unterdrückt haben. Wir haben uns unseren Mitmenschen gleichstellen wollen und nicht mehr daran gedacht, dass du etwas ganz Neues und anderes durch uns wirken willst.
Herr, wir rufen zu dir und bitten dich: Lass aus unserem Leben diese neuen Wirkungen ausgehen. Pflanze und begieße du, dass das geschehen kann, dass durch unser Leben dieses Neue gepflanzt wird.
Wir bitten dich auch für unsere Gemeinde, dass hier etwas sichtbar werden kann und darf von einer neuen Gemeinschaft. Lass uns und unser Leben nicht nur ein Anstoß für andere sein, an dem sie sich ärgern, sondern lass auch von unserem Leib Ströme lebendigen Wassers ausgehen – für die Bedrückten und Leidenden, für die Angefochtenen, für die jungen Menschen, die nicht glauben können, und für die, die dich ablehnen.
Herr, gib doch noch einmal in unserer Welt eine große Erweckung, dass viele Menschen dich erkennen, zu einem lebendigen Glauben an dich kommen und dich als die Quelle des Lebens entdecken. Du siehst, wie Menschen heute nach einem erfüllten, lohnenden und lockenden Leben suchen. Du allein, Herr, kannst es geben.
Gib du Erkenntnis von dem, was du geben kannst, damit dein Evangelium heute viele erreicht und viele selig werden.
Wir bitten dich auch für die, die jetzt nicht unter uns sein können, weil sie zuhause sind, krank liegen oder schwer leiden müssen. Sei du auch in dieser schweren Krankenzeit bei ihnen und mach ihnen deutlich, dass sie auch in einem kranken Leib Ströme des lebendigen Wassers weitergeben dürfen an andere. Zeige, dass du auch wirken kannst, wo wir äußerlich gar nicht damit rechnen.
Dich bieten wir für unsere Welt an – in ihrem großen Unfrieden, in ihren Spannungen und in ihren lügnerischen Ideologien, die doch keinen Frieden bringen. Erbarme dich der Menschen, die in großer Not sind, die keinen Frieden haben, die obdachlos sind und hungern. Zeige uns, wie wir helfen können, in dieser großen Not Zeichen deiner großen Liebe zu setzen.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Und nun sendet sie der Herr. In einem Gottesdienst gehen wir nicht auseinander und sagen, jetzt war es Schluss. Sondern jetzt sendet Jesus seine Gemeinde, verstreut an viele Plätze, überall hin – in Büros, in Hochhäuser –, damit wir dort diese Kettenreaktion der Gesundheit weiterwirken lassen.
Er hat versprochen, uns zu diesem Dienst zu segnen. Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
