
Herzlich willkommen zum Podcast der IFA Stuttgart mit Thomas Powileit und Jörg Lackmann.
Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zugleich zum theologischen Denken anregen.
Vieles aus dem Gesetz Gottes kann bereits einem Kind beigebracht werden. Zum Beispiel das Verbot zu stehlen – das kann man sehr schnell lernen.
Wie man jedoch einem Trauernden begegnet, wie man seine Faulheit überwindet oder wie man Streit aus dem Weg geht, lässt sich nicht mit einem einzigen Satz beantworten. Manchmal erfordert das sogar lebenslanges Lernen und Reifen.
Genau dazu dient die Weisheitsliteratur in der Bibel, um die es auch in diesem Podcast gehen soll. Jörg ist jemand, der sehr fasziniert ist von den biblischen Büchern, die sich mit Weisheit beschäftigen. Das werdet ihr sicher im Verlauf dieses Podcasts noch merken.
Aber fangen wir mal beim Grundsätzlichen an, Jörg: Was ist denn überhaupt Weisheitsliteratur?
Ja, das klingt erst mal ein bisschen fremd, dieser Begriff. Es sind einfach ein paar Bücher in der Bibel, die etwas anders gestrickt sind. Ich nenne erst mal die Bücher und erkläre dann, was der Unterschied ist.
Das wären zum Beispiel das Buch der Sprüche, das Buch Prediger, das Hohelied, Hiob und einige Psalmen, die sogenannten Weisheitspsalmen. Also...
Der Unterschied zwischen dem Gesetz Gottes, der Tora, und der Weisheitsliteratur liegt in ihrer jeweiligen Herangehensweise. Die Tora, also die ersten fünf Bücher Mose, enthält die Gebote und Verbote Gottes. Diese sind klare Anweisungen, wie zum Beispiel das Verbot zu stehlen.
In der Weisheitsliteratur wird hingegen eine andere Sichtweise eingenommen. Hier geht es nicht mehr um das direkte Wort Gottes, sondern um die Beobachtungen sogenannter Weiser – also kluger Menschen, wie wir sie heute nennen würden. Diese beobachten das Leben und seine Herausforderungen.
Im Buch Prediger heißt es zum Beispiel sehr oft „Ich sah, ich sah, ich sah.“ Das zeigt, dass man das Leben genau betrachtet, auch die schwierigen und unverständlichen Dinge, wie sie im Buch Hiob oder im Buch Prediger beschrieben werden. Die schönen Dinge des Lebens, wie Liebe, Ehe und Beziehung, finden sich im Hohen Lied. Die Sprüche wiederum beschäftigen sich mit dem Alltag und den daraus gewonnenen Beobachtungen.
Diese Beobachtungen betreffen Bereiche, für die es keine klaren Regeln geben kann. Das ist der wesentliche Unterschied zur Tora. Während zum Beispiel Stehlen eindeutig verboten ist, gibt es keine feste Regel dafür, wie oft man sich als Eltern und Kinder besuchen sollte. Solche Fragen werden von den Weisen überdacht und in Sprücheform weitergegeben.
Heute konzentrieren wir uns etwas mehr auf das Buch der Sprüche und überlegen, was dafür oder dagegen sprechen könnte. Ich denke, ich habe ein Beispiel zu diesem Punkt vorbereitet. Die Weisheitsliteratur ergänzt also die Gebote, vor allem in Bereichen, in denen es keine klaren Regeln gibt. Ein Verbot wie „Du sollst nicht lügen“ ist eine klare Regel und gehört zur Tora. Die Weisheitsliteratur versucht hingegen, vom Leben her Weisheiten zu vermitteln.
Der Grund, warum ich mich heute besonders auf die Kindererziehung konzentriere, liegt darin, dass sich die Weisheitsliteratur auch damit beschäftigt. Im Buch der Sprüche gibt Salomo seinem Sohn Ratschläge fürs Leben. Auch im Buch Prediger, Kapitel 12, liegt ein starker Fokus auf der Jugend. Im Hohen Lied wird die Beziehung eines jungen Ehepaares beschrieben.
Diese drei Bücher – Sprüche, Prediger und Hohes Lied – unterscheiden sich von der Tora, konzentrieren sich aber alle auf junge Menschen. Das ist sinnvoll, denn solche Lebensbereiche muss man erst lernen.
Also spreche ich jetzt direkt das an, was ich bei jemandem bemerkt habe, das unangenehm ist? Oder sagt man besser: Nein, lass es, dann hast du auch keinen Schaden? Das wird man von Mal zu Mal anders entscheiden. Und das ist eben Weisheit.
Es gibt auch die sogenannte Situationsethik der Weisheit. Ein bekannter Spruch aus den Sprüchen lautet: „Antworte dem Narren nicht nach seiner Torheit, damit du ihm nicht gleich wirst“ (Sprüche 26,4). Im nächsten Vers heißt es jedoch: „Antworte aber dem Narren nach seiner Torheit, damit er sich nicht für weise hält“ (Sprüche 26,5). Das klingt widersprüchlich.
Wenn du eine klare Regel suchst, wie man sie aus dem Gesetz kennt, sagst du vielleicht: Damit kann ich nichts anfangen, weil das eine dem anderen widerspricht. Wenn du aber im Leben stehst, weißt du, dass es Situationen gibt, in denen man sich auf das Niveau des anderen herabbegeben sollte. Hier ist mit dem Narren der Gottlose gemeint, der falsch denkt. Ziel ist, dass er nicht denkt, seine Sichtweise sei die Realität, sondern dass es eine andere, göttliche Realität gibt.
Manchmal solltest du dich aber nicht auf dieses Niveau begeben, weil du dich sonst auf seine Argumentationsschiene begibst, und das wäre falsch. Wie kannst du das trennen? Dafür brauchst du Übung und Beratung.
Im Buch der Sprüche steht im Gegensatz zum deutschen Sprichwort „Viele Köche verderben den Brei“ folgendes: „Pläne ohne Beratung scheitern, wo aber viele Ratgeber sind, gelingen sie“ (Sprüche 15,22). Das bedeutet, man redet, beobachtet und denkt über Dinge nach, die man im Alltag erlebt hat. Daraus zieht man seine Schlüsse.
Das ist die Ergänzung zum Gesetz, weil man nicht alles in Regeln fassen kann – das geht einfach nicht. Es gibt Situationen, die du nicht eindeutig regeln kannst. Du kannst Leitplanken aufstellen, aber keine wirklich eindeutige Regel formulieren. Und genau dafür ist Weisheit gegeben.
Was ich übrigens spannend finde: Als ich mich näher damit beschäftigt habe, dachte ich immer, das Buch Sprüche sei allein von Salomo verfasst. Das stimmt zwar größtenteils, aber es sind auch andere Autoren darin vertreten, zum Beispiel Agur, Lemuel, Hiskias Männer und weitere Weise.
Es steht ab Kapitel 24 extra im Text, dass die Sammlung über zweihundert Jahre entstanden ist. Der Hauptteil stammt zwar von Salomo, aber auch andere sind darin enthalten. Das wird jeweils am Anfang der Kapitel ab Kapitel 24 ausdrücklich erwähnt. Das war für mich eine neue Erkenntnis, nur als Nebenbemerkung.
Was ich vorhin gesagt habe, betrifft die Frage, wie oft man sich treffen soll. Zum Beispiel, wenn Kinder ausziehen – was ja in manchen Familien ab einem gewissen Alter vorkommt – wie oft trifft man sich dann? Darüber könnte man in den Sprüchen 25 mal nachdenken.
Dort heißt es: „Findest du Honig, so iss nur, was du brauchst, damit du nicht zu satt wirst und ihn ausspuckst.“ Honig ist also gut, aber man kann sich auch an Essen überessen.
Wie viel ist der Bedarf? Das wird unterschiedlich sein: Wie viel hast du vorher gegessen? Ist es Winter oder Sommer? Das und vieles mehr spielt eine Rolle. Du merkst es daran, dass dir langsam übel wird – dann ist es zu viel. Das ist das Kriterium. Nicht, dass du zum Beispiel zwei Löffel nehmen sollst, denn das kann man nicht pauschal festlegen.
An einem Tag hast du vielleicht körperlich hart gearbeitet und brauchst deshalb vier Löffel, an einem anderen Tag ist schon einer zu viel. Das ist ganz unterschiedlich. Du spürst es daran, ob du satt bist oder ob es zu viel wird.
Dieses Bild benutzt Salomo in Sprüche 25, beziehungsweise die Weisen, um Beziehungen zu beschreiben. Dort heißt es: „Setze deinen Fuß selten ins Haus deines Nächsten, sonst könnte er deiner überdrüssig werden und dich abweisen.“ Du merkst also, wenn jemand dir überdrüssig wird, dann ist es zu viel.
Das kann in verschiedenen Lebensphasen unterschiedlich sein. Manchmal ist eine Freundschaft enger, manchmal weiter. Die Sprüche helfen mir also, von der Erfahrung anderer zu profitieren. Diese Erfahrungen fließen dort mit ein – bewährte Lebenserfahrung.
So muss ich nicht jeden Fehler selbst machen. Mein Leben wäre dazu auch viel zu kurz. Stattdessen kann ich von der Erfahrung anderer lernen und Fehler vermeiden.
Ein gelingendes, gutes Leben kann ich auf Grundlage der Sprüche durchaus führen.
Was mich natürlich immer ein Stück weit irritiert, ist, dass man eben diese ganzen verschiedenen Lebensweisheiten liest, aber gerade in den weisheitlichen Büchern der Bibel der Name Gottes relativ selten vorkommt, oder?
Ja, er kommt selten vor, muss man sagen, aber er erscheint an entscheidenden Stellen. Zum Beispiel im Buch Prediger. Dort kommt Gott praktisch in ganzen Kapiteln nicht vor. Am Ende heißt es dann: „Fürchte Gott!“ Wenn ich das für euch zusammenfasse, bedeutet das, dass Gott zwar zuvor kaum oder nur wenig erwähnt wurde, aber dennoch präsent ist. Er ist immer im Hintergrund da, auch wenn man es nicht direkt erwartet.
Im Buch der Sprüche zum Beispiel heißt es über das Gebot: „Denn das Gebot ist eine Leuchte und die Weisung ein Licht.“ Das Gebot kommt ja von Gott. Er wird auch als Schöpfer angesprochen, der das Leben kontrolliert. Die Furcht des Herrn ist ein großes Thema, gerade in den ersten Kapiteln, und zieht sich durchs ganze Buch Sprüche.
Das ist so ähnlich wie im Alltag: Wenn du überlegst, welches Auto du kaufst, wirst du nicht ständig Gott im Mund führen. Vielmehr diskutierst du über die Farbe, die Anzahl der Sitze und andere praktische Dinge. Gott ist immer da, aber vielleicht nicht ganz so präsent. Es geht mehr um die praktische Umsetzung dessen, was du glaubst.
Die Weisheitsbücher sind keine theologischen Werke. Deshalb steht Gott nicht so sehr im Vordergrund, aber im Hintergrund ist er immer da. Es gibt auch ein paar Sprüche, an die ich mich nicht mehr ganz genau erinnere, zum Beispiel: Wenn du unrechten Gewinn hast, wird er dir zerrinnen. Dafür musst du eigentlich an Gottes Gericht glauben, sonst wäre das nicht so.
So ähnlich war der Spruch. Gott läuft also im Grunde immer mit, wird aber vordergründig nicht immer direkt genannt. Die Weisheiten kommen von Gott her, aber es ist ein Unterschied zu einem Psalm, in dem Gott angebetet wird oder sein Wesen diskutiert wird. Hier geht es um die praktische Umsetzung, und das betrifft sehr konkrete Dinge. Da ist Gott eben nicht in erster Linie sofort sichtbar, aber er ist immer dabei.
Das Inhaltliche ist, dass es relativ selten direkt um Gott geht, aber man merkt, dass er immer mitgedacht wird und gewissermaßen mitläuft.
Ein weiterer Punkt ist die Art und Weise, wie die Texte verfasst sind. Wenn man zum Beispiel den Römerbrief liest, ist dieser sehr zusammenhängend und logisch aufgebaut. Die Sprüche hingegen bestehen oft aus einzelnen Sprüchen, die manchmal thematisch wechseln. Man findet dort ein Thema, dann ein anderes, und im dritten Spruch schon wieder ein ganz anderes Thema. Es gibt zwar Passagen, die zusammenhängen, aber überwiegend sind es einzelne Weisheiten, die einfach so aufgeschrieben wurden.
Ab Kapitel zehn der Sprüche ändert sich das. Vorher ist der Text eher zusammenhängend, aber ab Kapitel zehn bis etwa Kapitel 22 oder 25 findet man sehr viele Einzelsprüche. Ich habe mir damals, als ich die Sprüche unterrichtet habe, die Mühe gemacht, die Zusammenhänge aufzuzeigen. Für manche war das überraschend, weil man auf den ersten Blick nicht sieht, dass die Sprüche doch zusammenhängen.
Ich glaube, ich habe etwa fünf oder sechs verschiedene literarische Formen in den Sprüchen gefunden. Der Einzelspruch ist eine davon. Diese Sprüche sind oft Beobachtungen aus dem Alltag. Das erklärt auch ihre Entstehung: Menschen haben ihren Alltag beobachtet und viele kleine, oft unzusammenhängende Beobachtungen gemacht, die sie dann einfach aufgeschrieben haben.
Ein kleiner Tipp, wie ich die Sprüche lese: Sie haben einunddreißig Kapitel. Ich lese sie manchmal über mehrere Monate hinweg. Wenn ich an einem Tag nicht zum Lesen komme, ist das nicht schlimm. Am nächsten Tag schaue ich einfach, welches Datum gerade ist, zum Beispiel der siebzehnte, und lese dann das siebzehnte Kapitel. Am zweiten Tag das zweite Kapitel, am dreißigsten das dreißigste Kapitel und so weiter.
Wenn ich das über mehrere Monate mache, suche ich mir aus Kapitel elf zum Beispiel einen Vers heraus, der mich besonders anspricht. Ich lese ihn und überlege, worüber ich heute nachdenken möchte. Im nächsten Monat wähle ich dann einen anderen Vers aus demselben Kapitel aus. So wie die Sprüche entstanden sind – durch Beobachtungen im Alltag – kann man sie auch heute noch nutzen und darüber nachdenken.
Es gibt einzelne Sprüche, aber auch zusammenhängendere Texte. Ein Beispiel für einen erweiterten Spruch ist: „Die Frucht des Gerechten ist ein Baum des Lebens, und der Weise gewinnt Seelen.“
Das bedeutet, wenn du gerecht bist, wird das wie ein Baum des Lebens sein, der Leben hervorbringt. Im Anschluss wird das näher erläutert: Du gewinnst Seelen. Das sagt dir auf den ersten Blick vielleicht nicht viel.
Dann kannst du zum nächsten Spruch gehen, zum Beispiel: „Der Mund des Gerechten ist eine Quelle des Lebens, aber der Mund des Gottlosen birgt Gewalttat.“ Dieser Spruch steht in Sprüche 10. Hier wird ein Gegensatz dargestellt, ein antithetischer Spruch: Wenn du gerecht bist, bringst du Leben hervor, und wenn jemand gottlos ist, kommt Gewalttat hervor.
Man kann darüber nachdenken, ob man das an diesem Tag erlebt hat. Hast du gemerkt, wie jemand anderem mit gewalttätiger Sprache begegnet wurde? Oder konntest du selbst oder jemand anderes Leben geben?
Im Geschäft musste ich am Freitag, was nicht oft vorkommt, einen Streit zwischen einer Spedition und einem Lieferanten schlichten. Die beiden stritten sich übers Telefon, viermal hintereinander wurde telefoniert. Der eine hatte nicht gemacht, was ich ihm gesagt hatte. Ich wusste, die Spedition hatte einen Fehler gemacht, und der Lieferant war furchtbar aufgeregt. Wenn er sich aufregt, schimpft er wie ein Rohrspatz.
Der andere fühlte sich dadurch angegriffen und sagte: „Machen Sie das so und so, sagen Sie einfach, Sie bezahlen es ihm, Sie haben den Fehler gemacht.“ Das war teuer gewesen. Danach rief er mich an und sagte, er habe es gemacht, wolle aber nicht mehr. Es war total sauer.
Dann rief ich den Lieferanten wieder an, redete mit ihm und beruhigte ihn. Ich kenne ihn ja und weiß, wie ich mit ihm umgehen muss. Ich fragte, ob er dem anderen gesagt habe, dass sie zahlen. Er verneinte, aber ich wusste es, weil ich ihn kenne. Die Spedition hatte einen Fehler gemacht, und ich durfte es jetzt ausbaden. So war der Chef des Lieferanten.
Ich habe dann beide sanftmütig behandelt. „Sanftmütigkeit zerbricht Knochen“, heißt es in den Sprüchen. Mit Sanftmut und etwas Geschick konnte ich die Situation entschärfen. So konnte ich Leben geben, Anerkennung und Verständnis zeigen oder den Konflikt mit Gewalt eskalieren lassen. Das hätte sich hochgeschaukelt, weil der eine das Wesen des anderen nicht verstehen wollte.
Es war Freitag, wahrscheinlich hatten beide eine anstrengende Woche hinter sich. Irgendwo war die Grenze erreicht, es war halb zwölf am Freitag – so etwas kann passieren.
An so einem Tag kann man über einen solchen Spruch nachdenken. Dieser Einzelspruch zeigt die Macht kleiner Beobachtungen im Alltag. Es sind oft knackige Lebensgesetze.
Ein Beispiel, das ins Deutsche übernommen wurde, stammt aus Sprüche 16: „Stolz kommt vor dem Zusammenbruch und Hochmut kommt vor dem Fall.“ Das ist kein deutsches Sprichwort, sondern kommt aus Sprüche 16, fast 18.
Oft ist es so: Wenn jemand viel von sich hält, ist das gefährlich für ihn, weil er die Realität nicht mehr wahrnimmt. Damit kann man spielen und nachdenken.
Ich meine, es sind vor allem kurze Sprüche, die viel Kraft haben.
Es ist natürlich immer so: Wenn du nur kurze Sprüche hast, weißt du oft nicht genau, wie tief du in die Wahrheit eintauchen kannst. Wie gehst du damit um?
Wie gesagt, ab Kapitel zehn finden sich viele kurze Sprüche. Ab Kapitel zwanzig gibt es aber auch Themengruppen, in denen mehrere kurze Sprüche zusammengefasst sind. Dort kannst du dann mehr vermitteln.
Wir kommen zum Beispiel auch zur Kindererziehung, das habe ich bisher noch gar nicht erwähnt. Du kannst so einen Spruch nehmen, einen Tag lang darüber sprechen und dann erklären: „Das war jetzt das.“ So ziehst du den Spruch heraus. Das machen wir vielleicht beim nächsten Mal mit einer Themengruppe.
Im Kapitel 26 findest du zum Beispiel eine Gruppe über faule Leute. Das finde ich schon mal spannender. Dort heißt es: „Der Faule spricht: Ein Junglöwe ist auf dem Weg, ein Löwe ist mitten auf der Straße.“ Der Faule ist logischerweise zu Hause und sagt: „Oh, ich gehe nicht raus, da ist ein Löwe auf der Straße.“ Ob da wirklich ein Löwe ist, weiß man nicht – vielleicht in Berlin oder so.
Jetzt wird der Faule mit einem wunderbaren Bild beschrieben; ich muss jedes Mal lachen. Die Tür dreht sich in den Angeln, und der Faule liegt in seinem Bett. Wenn der Faule seine Hand in die Schüssel steckt – man isst mit den Händen – wird es ihm zu schwer, die Hand zum Mund zurückzubringen. So groß ist seine Faulheit.
Das kenne ich auch: Man hat noch Appetit, aber steht nicht mehr auf. Im vierten Vers, der dazu gehört, heißt es: „Ein Fauler hält sich für weiser als sieben, die verständige Antworten geben.“ Hier siehst du die Faulheit als Grundübel. Das ist eine richtige faule Socke. Er bleibt liegen, dreht sich in seinem Bett herum, den kriegt man nicht raus.
Aus diesem Bild erwachsen zwei Dinge, die den Rahmen bilden. Erstens sagt der Faule: „Ich stehe nicht auf, draußen sind Löwen.“ Entweder glaubt er das wirklich und ist ängstlich – aber aufgrund seiner Faulheit – oder es ist einfach eine Ausrede. Ich weiß es nicht.
Interessanterweise hält er sich gleichzeitig für unglaublich klug und gut. Das finde ich spannend. Ich habe das im letzten Leben erlebt, dass ich so einer Person begegnet bin. Man weiß manchmal nicht genau, wie man mit so jemandem umgehen soll, weil man die Ursache nicht kennt.
Ist die Person ängstlich und benutzt das als Ausrede, weil sie nichts tun will? Hat sie wirklich Angst vor der Aufgabe? Schätzt sie sich nur falsch ein? Oder hält sie sich, wie hier, für siebenmal klüger als alle anderen? Also hat sie die Weisheit mit Löffeln gefressen, weil sie einfach faul ist.
Eine Folge von Faulheit ist, dass du deine Weltsicht veränderst, um das für dich zu rechtfertigen. Du änderst auch die Sicht auf dich selbst. In der Welt sagst du: „Da ist eine Gefahr, da darf ich nichts machen.“ Über dich selbst sagst du: „Die anderen verstehen mich nicht.“ Also bleibst du weiter liegen.
Je nachdem, ob jemand stolz und ein Prahler ist oder nur faul, musst du unterschiedlich mit ihm umgehen. Der eine braucht einen Tritt in den Hintern und muss hören: „Du, wenn du mein Angestellter bist, ich bezahle dich, das sind deine Aufgaben, ich erwarte, dass du sie erledigst.“
Ist der andere ängstlich, sagt man nicht so etwas, sondern: „Ich verstehe, die Aufgabe ist schwierig. Das traut man sich nicht von Anfang an zu. Es gibt diese und jene Hilfe, oder ich kann dich da und da unterstützen.“
Die gleiche Situation, aber unterschiedliche Gründe. Hier erkenne ich, dass Hochmut und Angst mit Faulheit zusammenhängen können. Das finde ich interessant, dass das in den Sprüchen als Verbindung dargestellt wird.
Diese Verbindung aus mehreren Sprüchen gibt es auch zu anderen Themen. Zum Beispiel zum Umgang mit Königen – heute übersetzt: mit Vorgesetzten. Wie gehst du mit deinem Vorgesetzten um? Die können manchmal sehr willkürlich sein.
Dazu gibt es mehrere Verse, zum Beispiel in Sprüche 25 oder über die Toren in Sprüche 26. Dort siehst du neue Verbindungen.
Das wird beim nächsten Mal vielleicht klarer, wenn wir besprechen, wie man das in der Erziehung umsetzt.
Genau, das haben wir ja schon in der Überschrift erwähnt: Wir beschäftigen uns auch mit Kindererziehung. Wir waren jetzt lange bei den Sprüchen. Aber das, was du jetzt zum Beispiel geschildert hast, dass ich herausfinden muss, warum der andere etwas so macht, dass ich Verbindungen herstelle, ist wichtig.
Wenn wir jetzt mal den Sprung zur Erziehung machen: Es geht ja nicht um kleine Kinder. Kleinen Kindern muss ich sehr klare Anweisungen geben. Hier geht es eher um Jugendliche, die versuchen zu begründen, warum etwas so ist, und die dazu angeleitet werden sollen, zu reflektieren.
Ja, also ich denke, bei kleineren Kindern funktionieren solche Einzelsprüche. Ein kleines Kind kann bestimmte Themen schon verstehen. Wenn es aber um Zusammenhänge geht, dann sind die Kinder schon älter. Das ist klar. Man muss das altersgerecht machen.
Vielleicht kommen wir zum Nächsten: das sogenannte Epigramm. Das ist ein erweiterter Spruch, bei dem aus einer Hauptaussage noch eine weitere Zeile folgt. Diese bringt entweder die Aussage voran oder stellt das Gegenteil dar.
Ich bringe mal ein Beispiel aus Sprüche 1, ganz am Anfang: „Höre, mein Sohn, auf die Unterweisung deines Vaters und verwirf nicht die Lehre deiner Mutter.“ Also kurz gesagt: Hör auf deine Eltern.
Jetzt folgt eine Begründung, und das ist in den Sprüchen oft so: „Denn sie sind ein schöner Kranz für dein Haupt und ein Schmuck um deinen Hals.“ Sagen wir erst mal: Hm, ja, also...
Das ist der große Unterschied zum Gesetz. Und das sehe ich teilweise auch in der Jugendarbeit oder anderswo. Dort heißt es zum Beispiel: „Du darfst das nicht, du darfst vor der Ehe keinen Sex haben, du darfst dies und jenes nicht.“ Und es wird keine Begründung mitgeliefert, so nach dem Motto: „Ja, das sagt die Bibel so.“
Ab einem gewissen Alter sollte man Begründungen liefern, damit die Leute wissen, warum sie etwas tun sollen. Und hier ist es auch so: „Hör auf uns“, sagen die Eltern, „denn es bringt dir etwas. Du wirst geschmückt, du wirst praktisch ganz toll herauskommen dadurch. Dein Wesen wird schöner. Das wird wie Schmuck sein, wenn du gehorsam bist.“
Am Anfang denkt man vielleicht: „Was soll das?“ Aber es bringt dir selbst etwas. Da wird sogar an den eigenen Vorteil appelliert.
Und es kommt total oft in den Sprüchen vor, dass etwas gesagt wird, warum man etwas macht oder was daraus folgen könnte. Es gibt immer eine Begründung dahinter.
Für mich heißt das: Man muss verstehen, warum die Dinge gemacht werden. Man muss überlegen, was es mir bringt, das zu tun. Das machen die Sprüche eben sehr oft – einfach mal durchlesen.
Das ist etwas ganz anderes, als wenn man immer nur sagt: „Du darfst das und das nicht.“ Gerade heute ist es für Jugendliche wichtig, Zusammenhänge und Begründungen zu sehen. So können sie verstehen, warum sie etwas tun oder eben nicht tun sollten.
Und wie gesagt, das ist Alltag.
Also machen wir es mal praktisch: Wie läuft das ab, wie kann ich das machen? Mein Ziel als Elternteil ist zum Beispiel, mein Kind vor falschen Wegen zu schützen. Wenn es um falsche Freunde oder eine falsche Beziehung geht – so etwas in der Art.
Wenn die falschen Freunde schon da sind oder wenn mein Jugendlicher schon verliebt ist, also die Tochter oder der Sohn, dann ist es meiner Meinung nach zu spät. Dann ist es einfach zu spät. Deshalb achte ich darauf, dass ich Jahre vorher einzelne Puzzleteile setze.
Wenn zum Beispiel in der Verwandtschaft etwas passiert – wir hatten mal den Fall einer erweiterten Verwandtschaft mit einer Scheidung – dann hast du zwei Möglichkeiten: Entweder du sprichst nicht darüber, und die Kinder machen sich ihre eigenen Gedanken. Oder du hast es ohnehin schon mitbekommen, und dann kannst du es ansprechen.
Es besteht die Gefahr, dass man dann über Leute herzieht, aber wenn die Scheidung sowieso da ist, kann man überlegen, wie man damit umgeht. Man könnte zum Beispiel zwei Jahre vorher sagen: „Eine Scheidung kann ich bestätigen, mehr erzähle ich nicht. Aber derjenige hat dem Alkohol sehr zugesprochen, war sonst ein netter Kerl, aber das war eines seiner Probleme.“ Es gab noch mehr, aber das muss ich hier nicht diskutieren.
Das hat man früher schon mal gemerkt, zum Beispiel auf einer Hochzeit oder so. Dann hat man auf dieser Hochzeit vielleicht mal überlegt oder wenn ein Kind eine Frage gestellt hat, gesagt: „Ja, der ist jetzt sehr lustig, kann aber auch negative Folgen haben.“
„Das ist schön, welche Stimmung er jetzt hat, aber hast du gemerkt, da wurde er ein bisschen aggressiv?“ Das ist einfach aufzugreifend. Das Kind hat vielleicht gesagt: „Oh, wie hat er mich heute angeguckt?“ Dann kann man ihm sagen: „Ja, der hat Alkohol getrunken, der ist sonst ein netter Kerl, macht immer seine Sachen, aber ab und zu merkst du, da war es zu viel. Da hat er seine Grenzen nicht gemacht.“
Das hat auch Folgen in der Beziehung, sodass das Kind nicht denkt, er wäre böse auf es gewesen. Das passiert im Lauf der Jahre bei verschiedenen Familienveranstaltungen zwei- oder dreimal. Und irgendwann ist dann die Scheidung da, und dann kannst du sagen: „Das und das hat er mitgemacht.“
Nicht, um ihn schlecht zu machen oder über den Herd zu ziehen, sondern damit dein Kind später nicht den Falschen heiratet, weil es das nämlich vorher sieht.
Ich bin manchmal überrascht – das sage ich ganz offen – wie wenig manchmal unter Christen, unter Ehepartnern, unter Familien gesprochen wird. Weil man Angst hat, negativ oder lieblos über Leute zu sprechen. Das ist eine Gefahr.
Aber das andere ist: Dein Kind lernt die Realität nicht kennen. In den Sprüchen ist die Beobachtung sehr groß. Wenn du etwas über den Faulen sagst, ist das zwar negativ über diesen Faulen, aber es stimmt einfach.
Ich mache nichts, was das Kind nicht selbst erlebt hat. Ein Beispiel: Ein Kind kommt zu mir und sagt: „Ich wurde hier von einer Vierjährigen auf übelste Weise beleidigt. Wie kann das sein? Eltern sind doch so toll im Gemeindekontext.“
Dann kann man über Sünde reden, über andere Dinge sprechen. Man kann aber auch sagen: „Da sehe ich auch etwas, und ich habe vielleicht auch etwas in der Erziehung gesehen.“ Da muss man dann aufpassen, wie man das hineinbringt.
Man kann manchmal auch ein kleiner Prophet sein und sagen: „Das wird in drei, vier Jahren schwieriger sein.“ Inzwischen sind diese drei, vier Jahre vergangen, und es ist schwieriger geworden. Dadurch lernt dein Kind aber auch, mit Menschen umzugehen.
Das ist ein heikler Pfad, das wissen wir. Aber so muss man die Sprüche lesen. Da sind knallharte Sachen drin, und das ist Beobachtung. Dadurch lernt dein Kind Realismus. Und dadurch lernt man, mit solchen Sachen umzugehen.
Denn wie reagierst du, wenn so ein kleiner Pimpf dich bösartig beleidigt? Es geht nicht um normale Sachen, sondern um Dinge, bei denen du denkst: So etwas habe ich bei Älteren auch noch nie erlebt. Wie kann das sein? Das muss man irgendwie zusammenbringen.
Dann kann man sagen: „Na ja, wenn jemand immer der König ist, dann behandelt er dich halt wie einen Untergebenen.“ So war das in dem Fall, das war die Ursache. Es kann ganz verschiedene Ursachen haben, du kannst auch falsche Freunde haben.
Aber in der Erziehung haben wir gesehen, dass dieses Kind immer im Mittelpunkt stand. Das hat sich irgendwann ausgewirkt, und dann war klar: Das wird später noch schlimmer, wenn es keine Änderung gibt.
Das hilft deinem Kind wiederum, mit solchen Situationen umzugehen, weil der Schwerpunkt gesagt hat, das ist für seinen Sohn, für die Erziehung oder Tochter, es kann ja genauso sein. Deshalb habe ich das da mal angewandt in diesem Bereich.
Es ist sicher auch gut, wenn man dann direkte Sprüche hat, die man sagen kann, zum Beispiel: „In der Bibel heißt es auch…“ So lernen Leute, die Sprüche im Leben einzusetzen.
Es ist wichtig, mit Worten Dinge deutlich zu machen. Wie denkst du darüber? Man kann Worte ja noch durch visuelle Darstellungen unterstützen.
Ich denke, Bible Project ist zum Beispiel etwas, wo biblische Wahrheiten in Zeichnungen auf sehr geniale Weise dargestellt werden. Oder Erlebnispädagogik in Freizeiten, wo man Dinge einsetzt, damit sie stärker im Kopf bleiben – auch biblische Wahrheiten.
Wie denkst du darüber? Ich finde das total wichtig, weil das nochmal eine andere Ebene ist, um zu lernen. Gerade wenn man jünger ist, kann das sehr hilfreich sein.
Die Sprüche haben natürlich nicht so visuelle Sachen, sie konnten es ja nicht, weil sie sie geschrieben haben. Aber wir haben so ein, ach, ich kann das nie aussprechen – wie heißt das nochmal? Akrostichon. Ja genau, das ist gar nicht so schwierig.
In Kapitel 31, über die Frau, die ideale Frau, beginnt jeder Satz mit dem nächsten Buchstaben im Hebräischen. Im Deutschen wäre das A, B, C, D, E, F – so fängt es an und ist leichter zu merken.
Oder wir haben eine zweite Art, wie Sprüche vermittelt werden, vor allem in den Kapiteln 8 bis 9, über die Rufe der Weisheit. Dort wird die Weisheit personifiziert, sie ruft auf dem Markt, und die Unverständigen kommen.
Da wird eine große Geschichte erzählt. Geistliche Wahrheiten werden anschaulich gemacht, es werden große Bilder gemalt.
Das darf nicht in der Theorie stecken bleiben, sondern man muss Bilder haben und das umsetzen – gerne auch heutzutage in Bildform.
Ich habe mir zuletzt sogar eine neue Kinderbibel gekauft, so ein großes DIN-A3-Format mit Wimmelbildern. Die habe ich mir selbst gekauft. Diejenigen, die dabei waren im Shop unserer Familie, haben ein bisschen komisch geguckt wegen meines Alters.
Aber ich fand das total toll. Da habe ich natürlich geguckt, wie Jona verschlungen wird und so weiter. Gut, da ist ein Detail theologisch falsch, aber es ist super umgesetzt und auch interessant, wie der das zeichnet.
Ich schaue es nicht anders an als ein Kind. Aber eine Szene zeigt den Himmel voller Engel, die den Hirten die Geburt verkünden. Wir hatten ja mal über Engel mit Flügeln gesprochen. Es war nicht ganz so gezeichnet, wie ich es theologisch sehe, aber trotzdem wirkt das Bild ganz anders.
So wird hier mit den sogenannten Monologen der Weisheit, mit diesen Geschichten und den Akrostichons auch mit Bildern gearbeitet. Das ist, als wären die Sprüche selbst ein riesiges Wimmelbild.
Ich kann da eine ganze Menge für mich und meinen Alltag herausziehen.
Ich würde sagen, wirklich stückchenweise, weil so wurden sie auch aufgeschrieben. Wir lesen da zwanzig Sprüche in einem Kapitel und rattern sie hintereinander runter. Aber sie wurden im Lauf von Jahren gesammelt und irgendwann zusammengestellt.
Ich würde sie genauso lesen, wie sie entstanden sind. Man liest sie durch, schaut, was einen gerade anspricht, was die eigene Situation ist, und sucht auch mal nach einer passenden Situation.
Ganz am Anfang geht es um Streitschlichten. Da finde ich jetzt nicht so viel, aber ich finde zum Beispiel einen Spruch, der heißt: „Pass auf, dass du nicht in den Streit von anderen reingehst, sonst können sie sich wie Hunde gegen dich wenden.“
Das ist so eine Sache. Oder es geht darum, mit Sanftmut vorzugehen oder wie Menschen ticken. Du sollst dich mit Freunden freuen und andere nicht. Oder was ist mit Zank, was sind die Folgen?
Das sind verschiedene Bausteine, die dir beim Streitschlichten helfen. So wie bei meiner Geschichte diese Woche. Ich wusste, wie der Spediteur tickt, wie der Lieferant tickt, und wusste, wo ich ansetzen muss.
In einem anderen Streitschlichtungsgespräch wäre das völlig anders gewesen, weil die Situation anders war. Das kann ich eben aus dem Buch der Sprüche lernen.
Denn das ist das Feingefühl, das man lernen und üben muss.
Und wie erwirbt man das? Ja, man erwirbt die Weisheit, und dann kommt immer mehr dazu, heißt es in den ersten Kapiteln der Sprüche. Das ist ein lebenslanger Lernprozess. Dabei kann man auch gerne von anderen lernen, sich austauschen und gemeinsam überlegen.
Ich denke, es ist vor allem wichtig, offen zu sein – besonders wenn man es in der Erziehung und in der Familie anwendet. Über Dinge zu reden, die einen beschäftigen, und dann zu überlegen, was dahintersteckt. Nicht einfach nur platt sagen: „Das sollst du tun, das nicht“, sondern wirklich überlegen, was man daraus lernen kann. Diese Puzzleteile setzen sich zusammen.
Denn irgendwann, wie gesagt, wenn jemand in die falsche Gesellschaft gerät, ist es oft zu spät. Wenn du aber vorher zum Beispiel ein Zeugnis von jemandem hattest, der irgendwo tief drin war, dann kannst du über dieses Zeugnis noch sprechen. Das lässt du nicht nur im Gottesdienst geschehen, sondern sagst: „Boah, was der vom Leben hatte, dass er da rausgekommen ist und was das Verfolgen war.“ Dann liest du dem vielleicht sogar mal zu Hause daraus vor.
Die Kinder hören dann aus erster Hand, wie viel Geld die Person gemacht hat, aber auch, wie sie später Probleme mit der Polizei und anderen Dingen bekam. Wenn du dann im entsprechenden Viertel wohnst, erinnern sie sich vielleicht drei Jahre später, wenn jemand mit Drogen ankommt, und denken: „Der hat mir doch damals erzählt, wie er das auch eine Weile gemacht hat. Zwar ist er steinreich geworden, aber das waren die Folgen.“
Das hast du aber schon drei bis fünf Jahre vorher gesät, diesen Samen – nicht in der Situation, wenn das Kind sagt: „Nö, die Kohle kriege ich von dir nie, wenn ich Zeitungen austrage oder etwas anderes mache.“ Da musst du vorbeugen, und dafür kannst du das benutzen.
Das gibt es auch im Neuen Testament. Zum Beispiel ist Jakobus sehr jüdisch aufgebaut, ähnlich wie die Sprüche. Dort findet man auch Sprüche wie „Liebe deckt viele Sünden zu“, die im Jakobusbrief thematisiert werden und auch beim Petrusbrief noch einmal auftauchen und angewandt werden.
Also das findest du auch im Neuen Testament. Das kannst du in vielen Bereichen aus verschiedenen Büchern herausnehmen, aber besonders in der Weisheitsliteratur.
Wir haben nun die Idee vorgestellt, dass man die Sprüche auch gut in der Kindererziehung einsetzen kann, um Dinge zu begründen. Dabei sind wir nicht allzu sehr ins Detail gegangen, sondern haben grundsätzlich viel über die Sprüche gesprochen.
Ein Podcast gibt ja auch gewisse Impulse für die Zuhörer. Diese können dann die Sprüche lesen, zum Beispiel jeden Tag ein bestimmtes Kapitel, und dabei überlegen, wie sie diese im Hinblick auf Begründungen anwenden können. Am kirchlichen Tisch, wenn der Alltag besprochen wird, kann man das dann einmal durchdenken und für spätere Situationen nutzen.
Genau, wir haben den Podcast genutzt – wir sind die evangelische Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart –, um euch die Sprüche und ihre Anwendung in der Kindererziehung näherzubringen.
Wir hoffen, dass ihr einen Impuls für euch mitnehmen konntet. Wenn ihr Fragen habt oder Themen, die wir im Podcast besprechen sollen, könnt ihr uns gerne schreiben unter podcast.efa-stuttgart.de.
Am Schluss bleibt uns nur noch, euch Gottes Segen zu wünschen und ein Wachstum in der Weisheit, damit ihr auch schwierigen Situationen begegnen könnt.