Der Auftrag weist den richtigen Weg
Reihe: Der wichtigste Auftrag (3/3)
Kolosser-Brief 1,28-29
In der Religionsstunde erklärt die Lehrerin wie Jesus seine Jünger berufen hat. Sie erzählt: "Petrus war ein einfacher Fischer, als ihn aber Jesus rief, wechselte er seinen Beruf und wurde..." "Polizist!" ruft Uwe dazwischen. "Polizist?" verwundert sich die Lehrerin. "Wie kommst du denn auf diese Idee?" "Jesus hat doch zu Petrus gesagt: ‚Von nun an sollst du Menschen fangen!‘" antwortet Uwe eifrig. Da hat Uwe offensichtlich etwas falsch verstanden. Petrus soll Menschen fischen und nicht fangen. Das ist ein grosser Unterschied. Doch viele Menschen sprechen über die christliche Mission, wie wenn Christen Menschen fangen und einer Gehirnwäsche unterziehen wollten. Sie gegen ihren Willen in eine neue Lebensform pressen. So negativ wird christliche Mission in unserem Umfeld oft gesehen. Als würde man durch die Mission Menschenrechte verletzen. Doch christliche Mission funktioniert nicht so, wie sich das viele Leute vorstellen. So kann Mission gar nicht funktionieren! Jedenfalls nicht die Mission, die Menschen in die Freiheit des Glaubens führen will. Einen wichtigen Aspekt, wie christliche Mission praktiziert wird, werden wir heute im letzten Teil der Reihe „Der wichtigste Auftrag“ genauer anschauen. Bisher haben wir gesehen, dass der Auftrag persönliche Opfer fordert und dass jeder Mensch von diesem Auftrag betroffen ist. Diese beiden Predigten kann man im Internet nachhören. Heute sehen wir, dass der wichtigste Auftrag den richtigen Weg weist. Die beiden Verse im Kolosserbrief zeigen vor allem, wie auf diesen Weg gewiesen wird. Eben nicht so, dass Menschen gegen ihren Willen zu Veränderungen im Leben gezwungen werden. Paulus beschreibt seine Mission so: „Ihn, Christus, verkünden wir; wir zeigen jedem Menschen den richtigen Weg und unterrichten jeden Menschen in der Lehre Christi; wir tun es mit der ganzen Weisheit, die Gott uns gegeben hat. Denn wir möchten jeden dahin bringen, dass er durch die Zugehörigkeit zu Christus als geistlich reifer Mensch vor Gott treten kann. Das ist das Ziel meiner Arbeit; dafür mühe ich mich ab, und dafür kämpfe ich im Vertrauen auf Gottes Kraft, die in meinem Leben so mächtig am Werk ist.“ Kol 1,28-29
I. Es gibt einen richtigen Weg
Die Mission von Paulus wird von einer tiefen Überzeugung getragen. Es ist die Überzeugung, dass es einen einzigen richtigen Weg gibt. Paulus meint: „Wir zeigen jedem Menschen den richtigen Weg.“ Kol.1,28. Das ist eine der treibenden Kräfte im Dienst von Paulus, denn wenn es einen richtigen Weg gibt, dann müssen die Menschen darüber informiert werden. Und wie wir vermutlich alle wissen, hat dieser richtige Wegen einen Namen: Jesus Christus. Er selber sagt über sich: „Ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit, und ich bin das Leben. Zum Vater kommt man nur durch mich.“ Joh.14,6. Also, wenn es um das Wichtigste in unserem Leben geht, nämlich darum, wo wir unsere Ewigkeit verbringen werden, dann gibt es nur einen Weg: Jesus Christus! Mit dieser Überzeugung stand nicht nur Paulus damals schief in der Landschaft, mit dieser Überzeugung stehen auch wir heute schief in der Landschaft. Der gesellschaftliche Konsens lautet damals wie heute: viele Wege führen nach Rom. Oder etwas konkreter auf die Religionen angewandt: jede Religion verehrt denselben Gott auf unterschiedliche Art. Das kann – so bin ich überzeugt – nur jemand behaupten, der die Lehren der verschiedenen Religionen nicht kennt. Doch wer dieser Überzeugung nicht zustimmt verletzt in unserer Gesellschaft die unausgesprochene Toleranzvereinbarung und er wird in die Schublade der Fanatiker und Fundamentalisten gesteckt – beides negative Charakterisierungen. Was macht dieses feindliche Klima gegenüber bekennenden Christen mit mir persönlich? Lasse ich mich dadurch einschüchtern? Ja, manchmal schon – leider. Stimme ich stillschweigend dieser allgemein anerkannten Sichtweise zu oder halte ich an der Wahrheit fest? Ja ich halte an der Wahrheit fest, aber formuliere das nicht immer. Oder anders gesagt: innerlich halte ich an der Wahrheit fest, gegen aussen stehe ich nicht immer dazu. Das ist eben ein Kampf, wie die Bibel sagt. Für die Apostel war es glasklar: Jesus ist der einzige Weg. Es gibt nur einen einzigen wahren Gott und dieser Gott kann nur im Glauben an Jesus Christus verehrt werden. Es gibt keine Alternativen! Vor Gericht sagte Petrus, der wegen seinem Glauben an Jesus festgenommen wurde, unerschrocken: „Bei niemand anderem ist Rettung zu finden; unter dem ganzen Himmel ist uns Menschen kein anderer Name gegeben, durch den wir gerettet werden können.“ Apg.4,12. Das ist eine fundamentale Überzeugung, die wir haben müssen, wenn wir den wichtigsten Auftrag erfüllen wollen. Wir müssen tief davon überzeugt sein, dass Jesus Christus der richtige Weg und Menschen nur durch ihn gerettet werden können. Wir müssen – wie Paulus – davon überzeugt sein, dass es keinen anderen Weg gibt, der zum Ziel führt. Paulus betont auch, dass dieser Weg für jeden Menschen der richtige Weg ist. Deshalb sagt er: „Wir zeigen jedem Menschen den richtigen Weg. Wir unterrichten jeden Menschen in der Lehre Christi. Wir möchten jeden dahin bringen, dass er durch die Zugehörigkeit zu Christus als geistlich reifer Mensch vor Gott treten kann.“ Kol.1,28. Paulus wählt sein Publikum nicht aus, seine Botschaft ist für jeden Menschen von grösster Bedeutung, egal welchen kulturellen Hintergrund er hat. Jeder Mensch ist Gott wichtig und jeder Mensch ist bei ihm willkommen, egal aus welcher Nation und aus welchem sozialen Stand er kommt. Diese Botschaft richtet sich also an Dich, an Deinen Nachbarn, an Deinen Arbeitskollegen, einfach an jeden und jede! „Denn Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und dass sie die Wahrheit erkennen.“ 1.Tim 2,4
II. Der Weg muss erklärt werden
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie man diesen Weg bekannt macht. Oder anders gefragt: Wie bringen wir diese wichtigste Botschaft an den Mann und an die Frau? Zur Verbreitung des Evangeliums stehen viele Methoden zur Verfügung. Die einzig richtige Methode gibt es nicht. Man kann Traktate verteilen, zu Evangelisationen einladen, besondere Events organisieren, über Radio, Fernsehen oder Internet aktiv werden usw. usf. Es ist eigentlich völlig egal welche Methode wir anwenden, wenn wir damit die Aufmerksamkeit der Menschen für das Evangelium gewinnen können. Egal mit welcher Methode wir das Evangelium weitergeben, eines bleibt immer gleich. Das Evangelium muss erklärt werden und zwar so, dass die Menschen verstehen, um was es geht. Paulus sagt: „Ihn, Christus, verkünden wir; wir zeigen jedem Menschen den richtigen Weg und unterrichten jeden Menschen in der Lehre Christi; wir tun es mit der ganzen Weisheit, die Gott uns gegeben hat.“ Kol.1,28. Der einzig richtige Weg muss erklärt werden. Die Menschen müssen unterrichtet werden. Verkündigung ist nichts anderes als Überzeugungsarbeit. Das griechische Wort, das Paulus für das Unterrichten verwendet ist von einem Wort abgeleitet, das uns allen bekannt ist: Didaktik. Die Didaktik bemüht sich darum, Inhalte verständlich zu vermitteln. Einen Inhalt so zu präsentieren, dass der Zuhörer oder Zuschauer begreift, um was es geht. Er muss mit dem, was vermittelt wird, nicht einverstanden sein, aber er muss verstehen, um was es geht. Nur so kann er sich eine Meinung bilden. Durch Manipulation kann nie echter und lebendiger Glaube geweckt werden. So kann man höchsten eine Anhängerschaft mobilisieren, die dem Verkündiger nachfolgt, aber nicht Menschen, die Jesus lieben. Wahrer und lebendiger Glaube wird geweckt, wenn Menschen das Evangelium verstehen und Jesus in ihr Leben einladen, weil sie begriffen haben, was Jesus für sie getan hat und weil sie nun mit ihm leben wollen. Dieses Vorgehen in der Mission begegnet uns durch die ganze Bibel. Z.B. wird über die Verkündigung von Apollos berichtet: „Er führte öffentliche Diskussionen mit den Juden, in denen er ihre Einwände mit überzeugenden Argumenten widerlegte und anhand der Schrift nachwies, dass Jesus der Messias ist.“ Apg.18,28. Verkündigung ist also nicht einfach die Proklamation, dass Jesus der Retter ist und dann muss man es glauben oder nicht. Die Verkündigung des Evangeliums ist immer und hauptsächlich Überzeugungsarbeit. Wir appellieren an den Verstand des Menschen. Wir hinterfragen falschen Gedankengebäude, aufgrund derer Menschen ihr Leben gestalten. Paulus schreibt darüber den Korinthern: „Die Waffen, mit denen wir unseren Kampf führen, sind nicht die Waffen dieser Welt. Es sind Waffen von durchschlagender Kraft, die dazu dienen, im Einsatz für Gott feindliche Festungen zu zerstören. Mit diesen Waffen bringen wir eigenmächtige Gedankengebäude zum Einsturz.“ 2.Kor.10,4. Wir bringen die falschen Gedanken über das Leben, über den Tod, über die Schöpfung usw. zum Einsturz. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns in der Bibel gut auskennen. Es ist wichtig, dass wir uns überlegen, wie wir auf Fragen von Menschen weise reagieren und gute Antworten geben können. Wie Paulus sagt, brauchen wir dazu Weisheit: „Wir tun es mit der ganzen Weisheit, die Gott uns gegeben hat.“ Kol.1,28. Diese Weisheit Gottes finden wir auch in der Bibel. Von daher ist es wichtig, dass wir uns in der Bibel gut auskennen. Und manchmal vermisse ich unter Christen den Eifer für das Wort Gottes. Manchmal bin ich erstaunt, um nicht zu sagen schockiert, wie wenig sich Christen in der Bibel auskennen. Die Idee, dass man Menschen über Gefühle oder über ein vorbildliches Leben überführen kann und sie deshalb Christen werden ist nicht ganz richtig. Gefühle und eine gute Atmosphäre können einen Menschen für das Evangelium öffnen. Ein vorbildliches Leben kann einem Menschen den Anstoss dazu geben, nach Gott zu suchen. Doch Gefühle und Vorbilder können die Überzeugungsarbeit nicht ersetzen, sie können sie höchsten begünstigen. Es ist also wichtig, dass wir das Gespräch über den Glauben suchen. Vielleicht sind mehr Menschen an solchen Gesprächen interessiert als wir denken. Wir müssten es nur wagen, die Gespräche auf Jesus zu lenken. Wie gesagt, ich bin offen für viele verschiedene Methoden der Verkündigung. Ich bin offen dafür, dass man den Menschen so weit wie möglich entgegenkommt. Jede hinderliche Schwelle muss beseitigt werden. Es ist wichtig, dass wir bei einem evangelistischen Anlass genau auf die Äusserlichkeiten achten, denn das kann dazu helfen, dass sich Menschen für die wichtigste Botschaft öffnen. Paulus wusste wie wichtig Äusserlichkeiten sind. Er achtete sehr genau darauf, dass er durch nichts ein Hindernis für das Evangelium ist, sondern dass er Wegbereiter zu Jesus ist. Den Korinthern schreibt er: „Wenn ich mit Juden zu tun habe, verhalte ich mich wie ein Jude, um die Juden zu gewinnen. Wenn ich mit denen zu tun habe, die das Gesetz des Mose nicht kennen, verhalte ich mich so, als würde ich es ebenfalls nicht kennen; denn auch sie möchte ich gewinnen.“ 1.Kor.9,20-21. Paulus geht es nicht um Selbstverwirklichung. Er orientiert sich nicht an seinem Geschmack. Was ihm gefällt, das war für ihn nebensächlich. Paulus hatte immer das Ziel des wichtigsten Auftrags vor Augen: „Wir möchten jeden dahin bringen, dass er durch die Zugehörigkeit zu Christus als geistlich reifer Mensch vor Gott treten kann.“ Kol.1,28. Das Ziel ist: Menschen sollen in Christus vollkommen werden. Das Ziel kann nie sein, dass wir das Evangelium für uns verständlich gesagt haben. Wir müssen so sagen, dass es der andere versteht, denn Gott will, dass die Menschen seine Botschaft verstehen.
III. Die Erklärung ist aufwändig
Wer das Leben von Paulus kennt, weiss, wie aufwändig dieser Auftrag ist. Das Evangelium zu erklären ist die eine Seite. Doch wenn man das Evangelium erklärt und die Menschen verstehen, um was es wirklich geht, dann erlebt man verschiedene Reaktionen. Einige werden gleichgültig reagieren. Andere wollen mehr erfahren. Es gibt Leute die spotten und solche die aggressiv werden und sich persönlich angegriffen fühlen. Das kann bis hin zu Mordabsichten führen. Dafür gibt es auch ein Beispiel in der Apostelgeschichte: „Bei diesen Worten packte die Zuhörer ein unbändiger Zorn, und sie hätten die Apostel am liebsten auf der Stelle getötet.“ Apg.5,33. Paulus erlebte die ganze Palette verschiedener Reaktionen auf seine Verkündigung. Menschen bekehrten sich, er landete im Gefängnis, wurde öfters geschlagen und einmal sogar gesteinigt und schlussendlich wurde er in Rom hingerichtet. Nicht gekreuzigt wie Petrus, sondern geköpft, weil er römischer Staatsbürger war. Paulus war bereit, alles für diesen wichtigsten Auftrag zu investieren. Er wollte, dass möglichst viele Menschen in den Himmel kommen: „Das ist das Ziel meiner Arbeit; dafür mühe ich mich ab, und dafür kämpfe ich im Vertrauen auf Gottes Kraft, die in meinem Leben so mächtig am Werk ist.“ Kol.1,29. Wie bereit sind wir, uns für dieses Ziel einzusetzen? Sind wir bereit z.B. bei einem Projekt mitzumachen, das nicht unbedingt mein Ding ist, aber wo ich weiss, dass ich in diesem Projekt mit Menschen in Kontakt komme, die Jesus noch nicht kennen und denen vielleicht noch niemand das Evangelium erklärt hat? Oder treffe ich meine Entscheidungen so, dass ich zuerst frage, ob mir das gefällt, ob mir das gut tut?
Der wichtigste Auftrag, den Gott seiner Gemeinde gegeben hat, ist das Evangelium zu verkündigen. Die Menschen sollen auf den richtigen Weg aufmerksam gemacht werden. Sie sollen verstehen, um was es im Leben geht. Nur so können sie sich eine Meinung bilden und nur so können sie überzeugte, lebendige und mündige Christen werden. Methoden können sich ändern und müssen geändert werden, aber der Inhalt dieser Botschaft ändert sich nie. Im Kern geht es immer darum, dass das Evangelium erklärt und gelehrt wird. So steht es auch im Missionsauftrag, den Jesus seinen Jüngern anvertraut hat: „Geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.“ Mt.28,19-20. Wenn wir das tun, dann können wir in besonderer Weise sicher sein, dass Jesus mit uns unterwegs ist, denn für diesen wichtigsten Auftrag schlägt das Herz Gottes. Jesus verspricht denen, die mit diesem Auftrag beschäftigt sind: „Seid gewiss: Ich bin jeden Tag bei euch, bis zum Ende der Welt.“ Mt 28,20