Einführung in das Thema Leiterschaft und Belehrbarkeit
Biblisch leiten fünf wichtige Eigenschaften für alle, die gut leiten wollen. Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag. Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um Belehrbarkeit.
Was macht eine gute Leiterin oder einen guten Leiter aus? Gestern sprach ich über Mannhaftigkeit. Man könnte auch sagen: Ein Leiter weiß, wie man gute Entscheidungen trifft. Er ist kompetent und bereit, mutig etwas zu wagen.
Um hier noch etwas klarzustellen: Mannhaftigkeit kann man lernen. Mannhaftigkeit lernt man Entscheidung für Entscheidung, Herausforderung für Herausforderung. Man darf versagen, man darf sich falsch entscheiden – alles kein Problem, solange man nicht aufhört, aus den Fehlern zu lernen und weiterzumachen.
Die Bedeutung von Belehrbarkeit für Leiter
Aber kommen wir zu einem anderen Thema: Belehrbarkeit. Ein Leiter ist immer auch ein Lernender. Das hatte Anton bereits angedeutet mit dem Zitat von Harry Truman: „Not all readers are leaders, but all leaders are readers.“ – Nicht alle Leser sind Leiter, aber alle Leiter sind Leser.
Wenn ich hier von Belehrbarkeit als einem Aspekt von Leiterschaft spreche, meine ich jedoch noch mehr. Es geht mir nur sehr begrenzt darum, dass ich als Leiter in der Herausforderung stehe, immer dazuzulernen. In unserer Zeit ist da zwar etwas dran: Wir müssen permanent dazulernen. Leider? Leider deshalb, weil ich merke, wie mich das Lernen müssen manchmal überfordert. Ich für meinen Teil komme oft nicht hinterher. Und ein wenig Angst habe ich davor, wie es im Alter werden soll, wenn meine geistigen Kräfte nachlassen.
Auch an dieser Stelle hat der Prediger wohl Recht, wenn er im Blick auf die Sprüche Salomos schreibt: „Und darüber hinaus, mein Sohn, lass dich von ihnen – gemeint sind die Sprüche beziehungsweise die Weisheitsliteratur der Bibel – warnen: Des vielen Büchermachens ist kein Ende, und viel Studieren ermüdet den Leib.“ (Prediger 12,12).
Genau, es gibt ein Zuviel an Studieren. Es gibt zu viele Bücher, und wir müssen uns gut überlegen, womit wir unsere Zeit verbringen. Leicht passiert es, dass wir zu wenig Zeit mit der Bibel verbringen und zu viel Zeit mit solchen Büchern, die uns eher Kraft kosten und ermüden, als dass sie uns wirklich helfen.
Weisheit im Umgang mit Lernen und Gottes Wort
Es braucht, scheint mir, in unserer Zeit viel Weisheit, um einerseits die wichtigen Informationen herauszufiltern, die wir brauchen, um klug zu leben. Andererseits müssen wir dem Wort Gottes so viel Raum und Gewicht geben, dass es überhaupt noch gehört werden kann.
Aber wie gesagt: Das ist nicht, was ich mit Belehrbarkeit meine. Das wäre eher Lebensklugheit – das weise Festlegen von Prioritäten, bei denen Gottes Wort auf der Liste der wichtigen Dinge ganz weit oben stehen muss.
Belehrbarkeit ist jedoch mehr. Es ist die Haltung, mit der ich an Gottes Wort oder den Rat von weisen Christen herangehe. Belehrbarkeit setzt voraus, dass ich lernen will, dass ich nicht schon alles weiß. Dass ich mich als Jünger Jesu verstehe, der hören will – so wie der kleine Samuel, der zu Gott sagt: „Rede, Herr, denn dein Knecht hört.“
Belehrbarkeit als Herzenshaltung und Gnadenleben
Belehrbarkeit ist also zunächst eine Angelegenheit des Herzens. Entscheidend ist nicht die Menge oder Qualität der Informationen, die mir zur Verfügung stehen, sondern wie ich mit ihnen umgehe.
Belehrbarkeit bedeutet den Wunsch, dazuzulernen. Diese Haltung beginnt damit, dass ich aus Gnade lebe. Das ist mir sehr wichtig. Ich muss zuerst verstanden haben, dass ich als Christ aus Gnade lebe. Mir ist vergeben, und ich darf täglich im Gebet vor dem Thron der Gnade treten, um die Barmherzigkeit und Gnade zu empfangen, die ich brauche.
Belehrbarkeit basiert auf dem Wissen, dass Gott mir gerne vergibt, mich nicht aufgrund meiner Leistung liebt und Versagen so lange kein Problem darstellt, wie ich es nicht verheimliche. Sie beginnt damit, dass ich aus Gnade lebe, denn nur das Leben aus Gnade befreit mich dazu, Fehler als das zu sehen, was sie wirklich sind: ein notwendiges Übel auf dem Weg der eigenen geistlichen Entwicklung.
Fehler sind nicht weiter schlimm. Sie sind ein Ausdruck dessen, dass ich auf dem Weg bin und die Nachfolge ernst nehme. Deshalb ist es schwer für diejenigen, die nicht aus Gnade leben. Schwer für die, die meinen, sie müssten Gott beweisen, wie klug und weit sie schon sind. Schwer für die, für die Gott nicht liebender Vater, sondern strenger Lehrer ist.
Freude an Belehrung und Gemeinschaft in der Nachfolge
Aber wenn ich aus Gnade lebe, dann ist Belehrung Freude. Neues über mich, über Gott, über meine Beziehungen oder meinen Umgang mit der Welt lernen zu dürfen, ist pure Freude. Wie der Psalmist es so schön sagt: „Ich freue mich über dein Wort, wie einer, der große Beute macht“ (Psalm 119,162). Amen, genau so ist es – pure Freude!
Mein Vater hat mich lieb, meint es nur gut, und deshalb darf ich dazulernen. Wie großartig! Also fängt Belehrbarkeit mit Gnade an. Und Gnade zeigt sich im Gläubigen immer zusammen mit Respekt und Loyalität.
Jetzt, wo ich dem König folge, will ich ihm gefallen. Ich will sein Wort lieben, darüber nachsinnen, ein Experte und vor allem ein Täter des Wortes werden. Aber es ist nicht nur das Wort Gottes. Es ist das Vorbild, und es sind genauso die Ermahnungen durch Geschwister.
Ich verstehe mich ja nicht nur als ein Nachfolger Jesu Christi, sondern als Teil einer größeren Familie. In dieser gibt es begabte Christen, deren Aufgabe darin besteht, mir auf dem Weg mit ihren Gaben zu dienen. Übrigens, dieser Podcast ist genau so ein Dienen.
Wer belehrbar ist, der lässt sich etwas sagen. Er will sich weiterentwickeln und geht ganz selbstverständlich davon aus, dass er sich auf einem Weg befindet. Auf einem Weg, den er nur mit Gottes Hilfe und nur in der Gemeinschaft der Geschwister zu Ende gehen kann.
Das Gegenteil von Belehrbarkeit und die Selbstprüfung
Das Gegenteil vom Belehrbaren ist der Narr. Ein Narr ist jemand, der alles, was er tut, für richtig hält. Er braucht und will keinen Rat. Paulus würde sagen, er ist klug bei sich selbst.
Zum Schluss stellt sich die Frage: Woran erkenne ich, dass ich belehrbar bin?
Antwort: Achte auf die Sehnsucht in dir nach Veränderung. Freust du dich über eine neue Einsicht, einen guten Rat oder ein schönes Vorbild? Feierst du deine geistliche Entwicklung, das Wachsen von Einsicht, das Loswerden von Sünde, das Überwinden von Ängsten oder ganz allgemein einen vertrauteren Umgang mit Gott?
Wenn diese Sehnsucht fehlt – letztlich eine Sehnsucht nach ewigem Leben – dann ist etwas faul. Dasselbe gilt natürlich, wenn du geistlich auf der Stelle trittst und über Jahre hinweg nicht wirklich in der Heiligung vorankommst. Auch dann musst du dir die Frage stellen: Will ich eigentlich anders werden?
Diese Frage ist wichtig. Denn ein guter Leiter muss nicht nur mannhaft sein, sondern auch belehrbar. Gute Leiter tragen in sich den Wunsch, den Messias zu entfesseln und zu dem Menschen zu werden, den Gott in ihnen sieht.
Abschluss und Einladung zur Reflexion
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir in Ruhe Gedanken darüber machen, wie es um deine Belehrbarkeit steht. Ist das Wort Gottes für dich eine große Beute?
Das war es für heute. Falls du meine Homepage frogwords.de noch nicht kennst, schau sie dir doch einmal an.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen!