Persönliche Herausforderungen und die Bedeutung der Vätergeschichten
Die Lautstärke lag an mir, das ist meine Krankheit. Ich sage immer, in so einem Saal kann man hervorragend ohne Lautsprecher sprechen. Ich war mein Leben lang gewohnt, ohne Lautsprecher zu reden. Im Alter lernt man nicht mehr, dass man da nur noch flüstern darf.
Deshalb wehren Sie sich nicht dagegen, als Erstes nach Hause zum Ohrenarzt zu gehen. Das wäre für mich so einfach, denn dort kann man den Lautsprecher ja runterdrehen.
Die Geschichte der Väter ist ein so ergiebiges Gebiet, dass wir natürlich nur eine kleine Auswahl getroffen haben. Es ist schade, wenn es ums Sterben geht. Dieses Thema berührt uns alle sehr, besonders bei Abraham, Isaak und Jakob, wenn wir an Melchisedek denken. Es gibt viele Geschichten, die wir noch hätten erzählen können.
Heute Nachmittag, nachdem wir heute Morgen Isaak behandelt haben, haben wir wenigstens noch eine Geschichte von Jakob. Früher habe ich gerne eine ganze Predigtreihe über Jakob gehalten. Es gibt viele Geschichten, und Sie hatten irgendwann auch schon den Kampf bei Pniel in der Bibelstunde.
Jetzt möchte ich zuerst über die Himmelsleiter in 1. Mose 28 sprechen. Morgen im Gottesdienst folgt dann ein wichtiger Abschnitt: Was in Sichem passiert ist, als Jakob seine Götzen vergraben hat. Das ist ein Thema unserer Heiligung. Es wird eine interessante Predigt, sicher kein gewöhnliches Predigtthema, aber schön, wenn wir es dort abschließen können.
Jakobs Reise und der Traum von der Himmelsleiter
Jetzt sind wir bei 1. Mose 28, Vers 10, wo Jakob die Himmelsleiter sieht. Ich lese wieder aus dem Luther 84 Text, den ich immer für den besten halte. Er ist auch am verständlichsten, weil Luther etwas Tolles gemacht hat, was die neuen Übersetzungen alle nicht kennen: Er hat das Verb vorgezogen. So spricht man nämlich auch. Beim Schreiben setzt man das Verb normalerweise immer ans Satzende. Luther hat es vorgezogen, also so übersetzt, wie man spricht.
Darum lernt man den Luther-Text so leicht auswendig, und er prägt sich bei uns auch gut ein. Außerdem hat man so etwas, das verbindet, und er ist auch sehr korrekt.
Aber nun zum Text: Jakob zog aus von Beerscheba und machte sich auf den Weg nach Haran. Was vorher war? Zuerst die List, wie er sich den Erstgeburtssegen geholt hatte, dann die Verabschiedung von seinem Vater und seiner Mutter, und jetzt die Flucht nach Haran.
Dort machte er sich auf den Weg und kam an eine Stätte, da blieb er über Nacht, denn die Sonne war untergegangen. Er nahm einen Stein von der Stätte, legte ihn zu seinen Häupten und legte sich an der Stätte schlafen.
Und ihm träumte. Siehe, eine Leiter stand auf Erden, die rührte mit der Spitze an den Himmel. Und siehe, die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder. Der Herr stand oben darauf und sprach: „Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham und Isaaks Gott. Das Land, darauf du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. Dein Geschlecht soll werden wie der Staub auf Erden, und du sollst ausgebreitet werden gegen Westen und Osten, Norden und Süden. Durch dich und deine Nachkommen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden.
Siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in das Land. Denn ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe.“
Als nun Jakob von seinem Schlaf aufwachte, sprach er: „Fürwahr, der Herr ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht.“ Er fürchtete sich und sprach: „Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels.“
Jakob stand früh am Morgen auf, nahm den Stein, den er zu seinen Häupten gelegt hatte, richtete ihn auf zu einem Steinmal und goss Öl oben darauf. Er nannte die Stätte Bet-El, vorher aber hieß die Stadt Luz.
Jakobs schwierige Lage und seine innere Angst
Das war eine ganz dunkle Stunde, als Jakob sich irgendwo am Wegrand auf den Boden legt. Er hat keine Heimat, kein Quartier, kein Gasthaus – er hat nur einen Stein. Ich bin froh, dass ich nachts nicht mit einem Stein im Bett schlafen muss, sondern so ein herrlich weiches Kissen habe. Das war schon ein harter Punkt.
Aber was viel schlimmer war, lag hinter ihm. Jakob war ja ein häuslicher Typ, er war gern daheim. Sein Bruder Esau hingegen war ein ganz verwegener Mann, der unterwegs war, durch die Natur streifte und ein Jäger war. Jakob aber war gern daheim. Und jetzt wurde er hinausgeschleudert in die dunkle Nacht.
Es war unheimlich. Gab es da gefährliche Tiere? Wenn man da liegt, kommen da Räuber vorbei? Angst kann man haben in der Nacht, wenn man schutzlos daliegt. Für Jakob war das Schlimmste, dass er sich etwas eingebrockt hatte, das er jetzt ausbaden musste. Der Zorn seines Bruders Esau war hinter ihm her. Die Mutter hatte gehört, dass Esau sagte: „Wenn Papa tot ist, dann gibt es Rache.“ Und dann kann man sich auf etwas gefasst machen.
Jakob hatte ganz schlicht Angst. Sie wissen, dass Jakob ein ganz besonderer, auserwählter Gottesmann war, ein großer Glaubenszeuge. Und auch Glaubenszeugen können Angst bekommen, wenn sie auf einmal merken, dass sie einen großen Fehler gemacht haben.
Was war denn der Fehler? Es war nicht falsch, dass er nach dem Segen Abrahams trachtete. Mögen wir alle danach trachten, ein Segen für die Welt zu sein. Das war nicht falsch. Aber die Mittel waren falsch. Es ist sogar toll, dass Jakob weiß, was es ist. Er will ein Segensträger sein.
Sagen Sie es noch einmal: Das ist für unser Leben das Allergrößte. Ich will doch nicht nur für mich leben, für meine Rente und für die Gesundheit, die ich habe. Ich möchte ein Segensträger sein, damit durch mein Leben Menschen auf Erden gesegnet werden. Nehmen Sie es als Motto, wenn Sie nach Hause gehen: Gott, du hast Abraham gebraucht, gebrauche mich, damit ich dir dienen darf – egal wie groß meine Kraft ist, egal welche Möglichkeiten ich habe und welche Ämter ich innehabe. Ich will das haben.
Aber die Mittel waren falsch. Jakob hat es mit einem Betrug probiert. Er dachte, man könnte den Segen durch eine List erkaufen. Man kann den Segen Gottes nicht erkaufen, das wissen Sie. Man kann den Segen Gottes nur gnadenweise, gratis bekommen. Man kann ihn nicht mit List erwerben.
Gottes Plan und Jakobs fehlendes Vertrauen
Jetzt müssen wir doch sagen: Es war eine Torheit von Jakob. Gott hatte schon bei der Geburt beschlossen, dass der Jüngere der Segensträger wird. Er hätte einfach Gott vertrauen können, dass Gott es irgendwie regelt, egal wer der Erstgeborene ist. Im Römerbrief steht noch einmal ausdrücklich, dass dies Gottes Absicht und Plan war.
Jakob bekam deshalb den Spitznamen „Versenhalter“, als ob er schon bei der Geburt seinem Bruder Esau zuvorkommen wollte. Doch an dieser Stelle geriet Jakob in eine Notlage, die er sich selbst eingebrockt hatte. Er zog den Zorn seines Bruders auf sich und täuschte seinen Vater. Der Vater war zunächst unsicher, ob es wirklich Esau war, der das gefälschte Wildbret vom Böcklein brachte.
Obwohl der Vater blind war, bemerkte er: „Aber deine Stimme klingt nach Jakob.“ Er war schon skeptisch, ob alles mit rechten Dingen zuging. Das war etwas Furchtbares. Und das ist das Erste, was wir lernen: Wenn wir meinen, mit Tricks und falschen Methoden etwas für Gott erreichen zu können, dann leidet darunter das Reich Gottes bis heute.
Man kann niemanden mit falschen Methoden zum Segen machen. Es ist wunderbar, dass Gott Menschen einfach ruft, in seinen Dienst nimmt und segnet – ohne dass etwas Zusätzliches nötig ist. Ich habe heute Morgen schon gesagt: Es ist keine Frage, wie viel Geld man mitbringt. Für Gott ist es auch nicht wichtig, wie schön die Gebäude sind, wie jemand aussieht oder wie er sich kleidet. Wichtig ist allein, ob Gott uns zu Segensträgern macht.
Darum ist es so schlimm, dass Jakob jetzt in die Fremde geht – mit seinen falschen Mitteln. Er hatte große Ziele, aber die falschen Methoden. Er war ein verlorener Mann, der sich allein durchschlagen musste. Gerade das fiel ihm am schwersten: allein zu sein, keine Tür öffnete sich für ihn. Er war einsam, und um ihn herum war alles grauenvoll dunkel. Die Nacht war da.
Was bei Jakob plötzlich ins Rutschen kam, war sein Ich-Wille. Das ist heute etwas ganz Großes: „Was ich will und was ich alles machen kann.“ Er dachte, er könne seinen Bruder übertrumpfen. Doch das geht schief. Mit unserem fleischlichen Ich, mit dem Ich, mit dem wir geboren sind, mit unserer Natur können wir für Gottes Reich nichts bewirken.
Es ist immer der Gnadenweg, auf dem etwas läuft.
Vertrauen auf Gott statt auf eigene Kraft
Hätte er doch Gott vertraut! Ja, das ist zum Zuschauen. Wenn man das so sieht als Bibelleser, ist es leicht zu sagen: Hätte er nur Gott vertraut. Ich wollte es euch heute sagen.
Es ist ganz wunderbar, was Leute in der Geschichte des Reiches Gottes durch ganz schlichten Glauben gewirkt haben. Sie haben Gott vertraut und gesagt: Herr, gebrauche mich! Die Missionsgeschichte ist ja voll davon.
Ich habe hier das Beispiel von dem Sohn des Schleusenwärters von Nordstrandischmoor bei Pellworm. Er wurde im Alter von dreizehn Jahren von einem Ochsenwagen überfahren und konnte nicht mehr laufen. Der Arzt sagte, da könne man nichts mehr machen. Er selbst sagte: Jesus, wenn ich noch einmal laufen kann, möchte ich ein Missionsboot sein. Er wurde gesund, aber die Missionsgesellschaft nahm ihn abweisend auf.
Es war Ludwig Nommensen, der Missionar der Batak, der Gott benutzte. Er war ein Mann, der das Wort prägte: „Mit Gott rechnen wie mit Zahlen, nicht mit Tricks.“ Dann ging er mit unerschütterlichem Mut in die Kultur der Bataks hinein. Dort waren zehntausend ekstatisch tanzende Leute, die riefen: „Wir töten den weißen Mann!“ Doch er trat ihnen entgegen und sagte: „Das ist nicht die Stimme Gottes. Ich bringe euch die Stimme Gottes und erzähle euch das Evangelium.“
Und da traten zehn Menschen entgegen, die ihn töten wollten. Er wurde in dem Jahr geboren, in dem die letzten amerikanischen Missionare, die dort arbeiteten, auf Sumatra getötet wurden. Das sind Gottes Pläne. Und das ist toll: Gott braucht immer wieder Leute, die ihm aufs Wort glauben.
Er zeigt, dass das Schlimmste in unserer Zeit das erschütterte Vertrauen in das Wort Gottes ist – und zwar ohne Grund. Ich kenne keine Stelle der Bibel, die durch irgendwelche Überzeugungen oder Begründungen ungültig sein könnte, etwa durch archäologische Ergebnisse oder Ähnliches. Das gibt es gar nicht. Es ist alles nur Misstrauen.
Darum ist das Vertrauen auf Gottes Wort so wichtig. Das können wir bei den Erzvätern wunderbar studieren. Sie haben mit ihrem Glauben und Vertrauen das Wort Gottes geglaubt. Schon bei Abraham sieht man das: Er hat geglaubt und vertraut. Auch bei seinen Nachkommen, bei seinem Sohn, wo nichts zu sehen war, hat er gehofft und vertraut. Und Gott hat es bestätigt.
Das ist für uns die Linie, die wir aus diesen Tagen mitnehmen: Das Wort Gottes ist absolut vertrauenswürdig. Was Gott uns zusagt, das hält er gewiss – Psalm 33. Das sind seine Zusagen, an die man sich klammern kann.
Mein Glaube sucht nicht irgendwelche Hirngespinste, sondern verlässt sich auf die Zusagen des Wortes Gottes. Das ist so schön, wenn wir in unserer stillen Zeit die großen Zusagen Gottes hören und merken, dass der Herr heute auch für unser Leben mitgibt. Daran kann man sich halten.
Das ist die große Not: Wir glauben so wenig. Aber wir wollen Jakob gar nicht kritisieren, denn wir sind ja noch viel schlimmer dran mit unserem Kleinglauben. Wie hat Jesus das an seinen Jüngern getadelt, dass sie ihm nicht vertrauen? „Ihr wisst es doch, warum seid ihr so furchtsam?“ Und da liegt er im Schlaf, und dann schenkt ihm Gott diesen Traum.
Heute spielen bei vielen Christen wieder Träume eine große Rolle. Ich möchte noch einmal sagen: Gott hat durch Träume geredet. Das kennen wir auch beim Josef, das kennen wir auch beim Paulus. Aber das Wunderbare ist, dass Gott sich nicht durch Träume offenbart, sondern durch sein Wort.
Darum bin ich froh, dass ich nicht an meine Träume glauben muss, denn meine Träume sind oft wirr. Manchmal kriege ich sie gar nicht zusammen. Ich würde mich auch nicht damit abgeben. Wir haben im Wort Gottes die Offenbarung so klar.
Damals gab es noch gar keine Bibel, aber Gott hat geredet. Später hat er mit Mose wie mit einem Freund geredet, ganz verständlich und klar. Er hat ihm seinen Willen kundgetan – das ist so wichtig.
Gottes Liebe trotz menschlicher Fehler
Aber in diesem Traum kommt noch einmal das zum Ausdruck: Die Herrlichkeit und Liebe unseres Gottes – das gibt es ja überhaupt nicht. Gerade hat er Jakob Böses getan. Er hat seinen Vater betrogen, mit List etwas erschlichen, was er nicht sollte. Der ganze Haussegen hängt schief, es ist der große Krach ausgebrochen, und er muss fliehen.
Eigentlich könnte man jetzt denken, dass eine Standpauke oder eine Zurechtweisung folgt. Doch Gott zeigt in seiner erbarmenden Liebe schon hier im ersten Buch Mose, wie er uns in Jesus offenbart ist – in der ganzen großen Liebe, wie der gute Hirte uns sucht und uns nachgeht, wie das verlorene Schäflein.
Und er sieht in diesem Bild – was sieht er denn? Der Himmel ist offen, und Gott sucht ihn. Es ist wunderbar, dass es Boten Gottes gibt, dass Gott eine große Heerschar von Dienern hat, mit denen er uns umgibt. Vor allem aber sagt Gott ihm: „Ich bin mit dir, ich bin mit dir.“
Jetzt muss man doch sagen: Das passt doch überhaupt nicht. Gott kann doch nicht mit diesem Jakob sein. Jakob hat doch betrogen, das war doch alles falsch, was da war. Das ist doch nicht gut gewesen. Ausgerechnet Gott bindet sich an solch einen Menschen.
Das ist für mich so wichtig. Ich bin doch auch so einer, dass Gott mit mir sein will, obwohl ich ihm nicht treu war und ihm nicht gehorcht habe. Obwohl ich in meinem Leben oft falsche Mittel angewandt habe und nicht geglaubt habe, dass Gott sagt: „Ich bin dir nahe.“
In diesen modernen Gottesdiensten, die unsere jungen Leute so mögen, gibt es ja kaum noch Choräle, außer einem Choral, der immer wieder kommt. Morgen im Gottesdienst wird er auch gesungen: „Gott ist gegenwärtig.“ Freuen wir uns darüber, das ist ein schönes Lied.
Aber wichtig ist, dass Gott immer gegenwärtig ist und dass wir ihn finden können, auch in den Nachtstunden, wenn wir nicht schlafen können – dass er da ist. Wenn Sie uns hineinschieben in den OP, dürfen Sie darüber meditieren und das wissen: „Ich will mit dir sein.“ Der uns kennt mit unseren Krankheitsnöten, der das Innerste unserer Seele sieht, der unsere Schwermutsgedanken kennt: „Ich bin da, ich bin da.“
Das ist ganz wunderbar und daran kann man sich halten. Das ist so wichtig, dass Gott das nicht brechen kann. Das ist durch Jesus noch einmal bestätigt. Wir haben gerade ein schönes Lied von Benjamin Schmolk gesungen, dem schlesischen kirchlichen Dichter.
Wir singen morgen im Gottesdienst noch einmal ein Lied von Benjamin Schmolk, einem ganz großen Märtyrer damals in der großen Christenverfolgung von Schlesien. Aber das ist so wunderbar: Gottes Wort kann nicht gebrochen werden. Alle Gottesverheißungen sind in Jesus ja und amen.
Das hat er ja aufgenommen, dass Jesus das noch einmal unterschrieben und bekräftigt hat. Darauf darfst du dich verlassen, und Gott bricht sein Wort nicht. Das gilt absolut.
Es mag in unserer Welt oft so sein, dass Politiker sagen: „Was geht mich mein Geschwätz von gestern an?“ Sie reden heute ganz anders und ändern ihre Politik. Aber Gott ändert seine Zusagen nicht. Das bleibt: „Ich will mit dir sein.“
Er bindet sich an das Leben von sündigen Menschen, und das ist sein Liebeswille. Das kann man sich nicht erkaufen und nicht erkämpfen. Das kann man nur gratis als Geschenk der Gnade annehmen.
Gottes Segen trotz menschlicher Schwächen
Und auf einmal ist dieser Jakob, dieser – ja, man kann ihn jetzt Versager nennen oder, wie man sagt, trickreicher Mann – mit einer Torheit plötzlich hineingebunden in die großen Pläne Gottes. Gott enthüllt ihm nochmals: Du bekommst den ganzen Segen Abrahams und den ganzen Segen Isaaks – so wunderbar. Das ist die Zusage des Evangeliums.
Ich möchte jedem von Ihnen diesen Segen zusagen. Ich möchte Ihnen die Hände auflegen und sagen: Das ist der Segen Gottes. Was ist der Segen Gottes? Es ist der sichtbare Zuspruch des lebendigen Gottes, der sich an dich bindet.
Wir haben heute auch große Diskussionen im Raum Taufe und Fragen. Hängt die Sache nicht so hoch. Das Entscheidende ist das Wort Gottes und dass es in Jesus noch einmal bestätigt ist: Du darfst so nach Hause gehen, er ist mit dir und will dich segnen und bei dir sein – obwohl in deinem Leben schon viel durcheinander war. Und oft bleibt auch noch eine Not. Umso herrlicher ist es, dass er sich bindet.
Was sagt denn Gott? Ich finde, ich würde das unterschreiben: Ich will mit dir sein.
In Jakobs Leben war sein Ich so problematisch. Er hat immer gemeint: Ich, und Ich macht es. Es wird einmal von unseren kommenden Generationen erzählt werden – da bin ich ganz sicher –, dass der größte Übelstand unserer Zeit die verrückte Ichbezogenheit ist.
Wir meinen heute mit unserer Generation, wir sind die tollste Generation und können alles. Wie Präsident Obama sagt: Yes, we can. Wir machen alles, wir können alles. Wir armen Menschenkinder, wir stolzen Menschenkinder sind eidelarme Sünder und wissen gar nicht wie.
Das ist in unserer Zeit einfach verloren gegangen, verloren durch lauter menschlichen Wahn und Hochmut. Wir meinen, wir schaffen eine Welt, wie sie die Welt noch nie gesehen hat. Und wir haben schon das Vermögen unserer Kinder verspielt. Für unsere Kinder bleibt gar nichts mehr übrig – in der großen Inflation, die kommt, und allem.
Man wird sagen: Die Generation war von sich so besoffen – wir machen alles –, und war doch gar nichts. Und erst recht im Glauben, auch die Christenheit. Ja, wir Christen – wir sind das Salz der Erde? Von wegen! Wenn wir nur das Salz sind, dann ist Christus das Salz der Erde, und wir müssen Christus bringen.
Das Häuflein der Christen ist ein verzagendes kleines Häuflein. Und das ist so groß, dass Gott sagt: Ich mache etwas.
Wenn Sie nach Hause gehen, nehmen Sie dieses Ich Gottes mit. Ich möchte in deinem Leben die Autorität sein. Ich will dich führen, ich will dich leiten.
So schön beim Propheten Jesaja, wo es da wiederkommt: Fürchte dich nicht! Ich bin mit dir, weiche nicht. Ich bin dein Gott, ich stärke dich, ich helfe dir, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit. Fünfmal „ich“ – lebendiger Gott will die Mitte deines Lebens sein.
Und wenn du ihm das Steuer überlässt und wirken lässt, dann kann der Segen losgehen. Dann kann er wirken, auch in deinen begrenzten Möglichkeiten deines Lebens, auch in aller Fehlerhaftigkeit deines Lebens.
Gottes Wahl trotz menschlicher Unvollkommenheit
Kann das gut gehen, wenn Gott Jakob so auserwählt, dass er sein Zeuge sein soll? Wissen Sie, das ist bei allen Auserwählten so gewesen. Auch Petrus hielt sich für etwas Besonderes, doch er versagte und verleugnete seinen Herrn.
Mit seinen Leuten, seinen Auserwählten, ist es immer so, dass sie irgendwo versagen. Der Herr hat sich fehlbare, versagende Menschen ausgesucht. Er sagt: Ich möchte in deinem Leben die Mitte sein. Das ist das Entscheidende unseres Glaubens: So lebe nun nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir.
Wenn ich das erkenne, dass Christus das neue Leben für mich schon gewirkt hat, darf ich es einfach annehmen. Er will der Herr meines Lebens sein und mich bestimmen. Ich darf ihm nachfolgen und ihm vertrauen. Dann wird es so sein, dass er auch einen Jakob gebrauchen kann. Er wird dich gebrauchen und seine Reichsgottesgeschichte in dein Leben schreiben.
Das ist das Tolle, wenn man solche Lebensbilder liest. Man merkt, dass Gott in ganz schwachen, begrenzten Menschen etwas Großes gewirkt hat. Und das war immer so: Je schwächer die Leute waren, umso mehr konnte Jesus tun.
Ich war 30 Jahre in der Ludwig-Hofacker-Kirche. Mir war das immer so anschaulich, gerade bei diesem Mann, der schon einen kranken Leib hatte, gerade 30 Jahre alt wurde und in seinem Leben nur 100 Predigten gehalten hat. Er hat so gerungen, das biblische Evangelium rüberzubringen. Bis heute, über 170 Jahre später, wirkt er in Württemberg noch nach. Das kann der Herr tun.
Wenn man sich diese Gestalten anschaut, sieht man, was für schwache Leute das waren. Lest doch die Biografien von Hanna Faust. Da hat man sich sogar gefragt, ob sie überhaupt lesen und schreiben konnte. Sie hat Kaffee verkauft an den Glastüren. Aber sie war für Wuppertal die Sägensträgerin.
Hanna Faust hat die schwierigsten Familiennöte geheilt und für die Kinder gesorgt. Eine ganz arme Frau, die die Gründung des Johanneums und die große Ausbildung mit initiiert hat – das geht alles auf sie zurück. Eine ganz große Persönlichkeit. Ihr wisst natürlich, was Hanna Faust bewirkt hat.
Unser Bundespräsident Rau hat gesagt, was diese Frau bewirkt hat. Zur gleichen Zeit war in Wuppertal Friedrich Engels, der Kompagnon von Karl Marx. Er züchtete seine Reitpferde, aber sie war damals in den Slums der Elenden. Sie ist hineingegangen und hat gesagt: Ich habe einen starken Jesus. Das war ihr Glaube.
Das muss man immer wieder lesen und sagen: Halt, was hat der Herr schon für Leute gebraucht und im Dienst genommen? Die ganze Missionsgeschichte zeigt es. Es waren ganz schwache Menschen, die krank waren und oft gar nicht ernst genommen wurden. Aber sie, wie habe ich es gesagt, haben mit Gott gerechnet wie mit Zahlen.
Und das ist bei uns notwendig: Ihm aufs Wort glauben und sagen, er hat es gesagt, und darauf wage ich mein Herz mit frohem Vertrauen. Das lässt sich gar nicht erschüttern.
Darum war es nicht wichtig, dass Jakob seine Träume verwirklicht hat, was er wollte. Er hatte große Ziele, die er vor Gott hatte, aber er musste lernen, Gott machen zu lassen und ihn Herr seines Lebens sein zu lassen. Er musste lernen, dass der Herr nahe ist und in seinem Leben die Realität ist, die er bestimmen lässt.
Da fängt erst das Leben richtig an.
Es geht einen ganz langen Weg bei Jakob. Einen ganz langen Weg, wie er nach Haran zu seinem Schwiegervater Laban geht. Wie er seine Tricks nochmal anwendet bei den Tieren, damit seine Herden groß werden. Das ist ein langer Weg.
Wer die Bibel hat, sollte mal Hosea 12 aufschlagen. Hosea 12 ist manchmal etwas schwierig zu finden. Bei mir ist es Seite 864. Viele haben oft die gleichen Bibelausgaben wie die Alten.
Kapitel 12, Vers 7, sagt Gott zum Volk Israel. Der Stammvater Jakob ist das Urbild des Volkes Israel. Er hat schon im Mutterleib seinen Bruder betrogen (Vers 4) und im Mannesalter mit Gott gekämpft. Dann hat ihn Gott zu Bethel gefunden und dort mit ihm geredet.
„Der Herr ist der Gottsehbare, und Herr ist sein Name. So bekehre dich nun zu deinem Gott, halte fest an Barmherzigkeit und Recht und hoffe stets auf deinen Gott.“
Diese Bekehrung, diese Umkehr braucht ein Christ ein Leben lang. Wir müssen immer wieder neu umkehren und alles vom Herrn allein erwarten. Diese Erneuerung braucht die Gemeinde vollständig.
Man kann nicht sagen: Das habe ich schon mal getan. In unserem Denken läuft es oft so ab: Ein Mensch kommt zum Glauben, dann hat er sich bekehrt und sein Leben ist in Ordnung. Aber das mit dem Gehorsam stimmt oft nicht, bis wir alle Teile und Gebiete unseres Lebens unter den Gehorsam Gottes bringen.
Darum ist es so wichtig: Gottestreue mit untreuen Leuten. So haben wir es heute überschrieben. Gottestreue mit untreuen Leuten, dass er diese Verheißung gibt: Ich bin mit dir.
Dann können wir all die großen Zusagen einsetzen: Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen. Der dich behütet, schläft nicht. Er hat seinen Engel befohlen über dir, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.
Darum sind wir behütet. Und das ist das Herrliche: Dass wir nicht allein gelassen sind, sondern unter dem großen, mächtigen Schutz unseres Herrn wunderbar bewahrt werden.
Jakobs Erschrecken und Gottes Nähe im Alltag
Wenn Gott ihm die Zusage gibt: „Ich bin bei dir“, dann erschrickt Jakob. Hat er das nicht gewusst? Wenn man es plötzlich so versteht, erkennt man seine Schuld als das große Hindernis. Kann Gott mich überhaupt segnen?
Oft ist das auch der Grund für mancherlei Traurigkeiten bei uns, wenn Gott uns so wunderbar verspricht: „Ich lasse dich nicht los, ich bin bei dir.“ Warum ist Jakob erschrocken? Weil er über sein trotziges, böses Herz erschrocken ist. Das ist das größte Hindernis für unseren Herrn: das trotzige, verzagte, sperrige Herz, das „Ich“, das ich ihm nicht ausliefern will. Darum erschrak er. Doch Gott sagt: Gerade dir gilt es doch. Ich will bei dir sein und dich behüten.
Jakob sagt: „Ich wusste gar nicht, dass Gott hier ist und dass hier die Pforte des Himmels ist.“ Das müssen Sie wissen: Gott hat keine heiligen Räume. Sie können Gott finden – das Haus Gottes – im Krankenzimmer, plötzlich in Ihrem Büro. Hier ist die Gegenwart des Herrn, denn der Herr heiligt unheilige Plätze. Es war ein Straßenplatz, und doch war es das Herrenhaus, weil Gott dort mit seiner Gegenwart und Nähe ist.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir begreifen, wenn Gott uns sagt: „Ich möchte jetzt einen Strich machen, einen Trennungsstrich.“ Das ist das Wichtige: Ich will umkehren und das Alte ablegen. Das mit der Buße ist eine Sache, die heute gar nicht oft erwähnt wird. Aber es ist eine gute Sache, dass man umkehren darf und das Alte ablegen kann.
Ich bitte Sie auch hier am Ende unserer Freizeit: Herr, ich möchte hier in Langensteinbach noch ein paar notvolle Dinge meines Lebens einfach vor Dir ablegen und befreit nach Hause gehen unter der Vergebung Gottes. Denn sein Blut deckt alles zu, was mich belastet – alle Schuld und alle Anklagen. Ich will frei sein.
Früher habe ich das in den Gottesdiensten der altpreußischen Union sehr geschätzt. Das war ein Teil der lutherischen Kirchenunion, zu der auch die badische Kirche gehörte. Der Gottesdienst begann dort mit dem Bußgebet: „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir.“ Damals war ich Student in Heidelberg, und wir kannten das aus unseren Gemeinden in Stuttgart nicht so. Aber heute fehlt mir das oft.
Das Erste, was ich möchte, wenn ich von Gott mit seinen herrlichen Verheißungen beschenkt werde, ist, die alte Schuld der vergangenen Tage abzulegen. Das war so herrlich, wenn dann der Zuspruch der Vergebung kam. So begann der Gottesdienst: mit dem Ablegen der alten Schuld. Ich würde Ihnen raten, dass Sie in Ihren Versammlungen darüber sprechen. Das sollten wir öfter tun.
Wir haben es ja immer noch im Abendmahl. Auch an vielen Stellen wird es gefordert, obwohl manche sagen, man sollte es beim Abendmahl weglassen. Ich habe als Gemeindepfarrer erlebt, wie Menschen tief bewegt waren. Viele hatten tränende Augen, Leute, von denen ich es nie erwartet hätte, sagten: „Herr, ich stelle mich meiner Schuld und möchte sie jetzt bei dir ablegen.“ Das war wunderbar.
So wie Jesus uns ermächtigt hat, einander die Vergebung zuzusprechen für alle bekannte Schuld – die ausgesprochen, wo Gott bekannt wird, bereut wird, gehasst wird und wo ich loslassen will –, so können wir die Vergebung Gottes empfangen. Dann hören wir ganz neu die Zusage: „Ich bin mit dir.“
Das möchte ich Ihnen auch sagen: Das will der Herr bei Ihnen tun. Er will Ihren dicken Trennungsstrich ziehen und sagen: „Ich will mit dir, leg das Alte ab.“ Bleiben Sie nicht stehen bei dem, was weg war, was so notvoll war.
Jakob muss erkennen: Meine eigenen Wege und Gedanken waren falsch. Aber Gott ist groß und wunderbar. Das werden Sie am Ende Ihres Lebens auch so sagen können. Für mich ist das schönste Beerdigungslied: „Mir ist Erbarmung widerfahren.“ Das ist doch klar: Der Herr hat es wunderbar gemacht, immer wieder mit mir angefangen, und ich durfte immer wieder ablegen.
Wenn es auf mein Können und meine Leistung ankäme, würde kein Mensch gerettet werden. Das kann keiner schaffen. Aber der Herr ist gut, in dessen Dienst wir stehen, voller Barmherzigkeit und Güte.
Dies ist das Herrenhaus, dies ist die Herrnstätte – und ich wusste es nicht. Er erschrickt über die Gegenwart Gottes. Und doch dürfen wir uns freuen, denn die Gegenwart Gottes soll uns nie ängstigen. Wir sollen Gott fürchten und lieben. Wir dürfen den heiligen Ernst kennen, aber auch wissen: Er hat uns gerufen. Wir sind die Auserwählten in seinem Dienst, und er hat uns begriffen.
Das ist eine ganz gefährliche Stunde, wenn man sein Leben selbst meistern will. Das ist die große Sünde, die heute in der Christenheit herrscht und den Glauben zerstört: „Ich will alles selbst tun.“ Man braucht die Gnade nicht mehr und verwirft sie.
Das ist das Allergrößte: die Gnade, die mich hält, auch in den dunkelsten Stunden.
Jakobs Sterben und die Hoffnung auf den Heiland
Ich predige gerne oder halte Bibelstunden in der Adventszeit über das Sterben von Jakob. Wissen Sie, was Jakob in seiner Sterbestunde gerufen hat? In 1. Mose 49 sagt er: „Herr, ich warte auf dein Heil.“ Welches Heil meint er damit? Er hat bereits auf das Kommen des Messias gewartet. Jakob hat geahnt, dass die große Welterlösung kommen muss.
Wann kommt der Heiland? Es ist schön zu sehen, wie sich das im Alten Bund schon ankündigt. Jakob ist ein ganz großer Mensch, nicht wir. Joseph lag auf seinem Sterbebett und rief: „Herr, ich warte auf dein Heil, wenn du dein Heil einmal bringst.“ Jesus ist der große Heilsbringer der Welt.
Immer wieder haben irdische Herrscher versucht, dieses Heil zu bringen – leider ohne Erfolg. Der größte Verführer in Deutschland hat gesagt: „Heil Hitler“, als ob das Heil sein könnte. Heute wissen wir, dass das Heil nicht vom Menschen kommt, sondern nur von Jesus, dem Heiland.
Ich nehme auch den Namen „Heil“ ernst. Er ist der Heilsbringer, der alles zurechtrückt, was in dieser Welt verkehrt ist. Ihm möchte ich gehören, damit er mein Heil zeigt. Das zeigt sich bei Jakob wunderbar. Er hat sein langes Leben erst erkannt – in all den Wirren, die er mit seinen Söhnen durchgemacht hat.
Gott sei Lob und Dank, keiner von uns hat so viel Elend in der Kinderstube erlebt wie Jakob mit seinen Söhnen. Das war ein Husarenstück, was sie mit ihrem Bruder gemacht haben, was in Sichem und anderswo geschehen ist. Das war grausam.
Jakob hat gemerkt: Ich kann es gar nicht managen. Ich kann meine Kinder nicht führen, aber der Heiland kann es richten. Der Heiland muss es tun, und ich kann nur abwarten und meine Hände nach Gott ausstrecken.
Der Herr führt Jakob jetzt in die Weite. Er muss in die Fremde gehen. Das fällt ihm sehr schwer, denn in der Fremde ist er völlig allein. Doch dann sagt er: „Ich bin da.“ Und das Größte ist: Wenn er sich an uns bindet, kann er jetzt vor dir stehen und sagen, was er will.
Er kann sagen: „Ich gehe einen ganz dunklen Weg. Ich habe Angst vor dem nächsten Arztbesuch und was bei der Untersuchung herauskommt. Ich habe Angst vor Krankheiten, vor Menschen, ich habe Angst vor vielem.“ Doch du brauchst keine Angst zu haben.
Der Herr wird dich wunderbar hindurchführen, weil er seine ganze Größe und Herrlichkeit vor dir offenbaren wird – so, wie Jakob es im Traum gesehen hat. Und nicht nur im Traum, sondern auch im Wort Gottes, zum Beispiel im Psalm 139.
Dort heißt es: Wenn Gott mich auch in den entferntesten Ort der Welt schleudern würde, wäre es dort nicht mehr dunkel. Er würde mich bergen und halten. Bei ihm ist die Finsternis nicht mehr finster. Wenn er da ist, ist das Dunkel so hell wie der Tag.
Und plötzlich merken wir: Es war gar nicht so, wie wir gefürchtet haben. Es war wunderbar. Wir haben neue Erfahrungen seiner Nähe gemacht. Das ist großartig, wenn man das erleben darf.
Er kann mich senden, wohin er will. Wenn wir nur auf uns selbst sehen, kann uns Angst kommen: Wie soll ich das meistern? Es ist gut, wenn wir nüchtern sagen: Ich kann es nicht, aber der Herr kann es.
Der Herr wird mich hindurchführen, und an seiner Hand darf ich fröhlich gehen. Jakob hat nicht nur einen Stein genommen, sondern einen Stein aufgerichtet und Öl darauf gegossen. Er wollte, dass diese Stätte bleibt – das war Bethel.
Traurigerweise wurde Bethel später in der Geschichte Israels eine Stätte des Götzendienstes. Das ist das Allerschlimmste, was wir auch erleben können.
Wir sehen heute schon, wie unsere Kirchen, die uns so viel bedeutet haben und in denen der Name Jesu geprägt wurde, zu Versammlungsräumen umfunktioniert werden. Es geht noch viel weiter, was alles kommen kann, wenn der Herr Gericht über die Christenheit hält.
Deshalb sollte unser Herz nie zu sehr an den Städten hängen, so sehr wir auch Erinnerungen daran haben. Unser Herz gehört immer nur der Gegenwart des Herrn.
Darum ist es wichtig: Er wird immer da sein und seine Gemeinde, die wahre Glaubensgemeinde, führen – auch wenn äußere Kirchen zerbrechen und Heiligtümer nicht mehr da sind. Diese brauchen wir nicht, sondern die Gegenwart Gottes und die Erinnerung daran, dass er uns führt. Das ist das Haus Gottes.
Jakob hat ein Gelübde abgelegt: Wenn der Herr ihn wieder heimbringt, möchte er ihm dienen. Er möchte ihm dienen. Es hat lange gedauert, bis er dieses Gelübde mit allen Konsequenzen umgesetzt hat.
Aber das ist schön: Wir haben dieses Gelübde. Wir wollen diesem Herrn nachfolgen und ihm gehören, weil er treu ist. Selbst wenn wir untreu sind, bleibt er treu. Er kann sich selbst nicht verleugnen (2. Thessalonicher 3,3; 2. Timotheus 2,13).
Er wird immer wieder treu sein – das ist zu groß, um es zu fassen. Wenn es auf unsere Treue ankäme, wäre die Sache des Reiches Gottes verloren.
Aber Gottes Gnade gilt. Das ist eine ganz große Ermutigung, die wir bei Jakob sehen. Für uns ist das eine große Stärkung.
Schlussgebet und Dank
Wir wollen beten: Lieber Herr, danke, dass du keinen fallen lässt, den du auserwählt hast.
Auch jetzt, am Ende dieser Tage, möchten wir dir noch einmal sagen, dass wir einen dicken Strich ziehen wollen gegen manches, was du uns in unserem Leben gezeigt hast – Dinge, die von dir trennen und nicht recht waren.
Wir wollen ganz neu deine Gnade erleben und dir danken, dass du uns frei machst von der Belastung. Das Blut von Jesus Christus, dem Sohn Gottes, macht uns frei von aller Schuld und Sünde. Ganz herzlichen Dank dafür, dass du diese Zusage gibst, die jedem gilt.
Denn du rufst: Wer mit dir geht, darf das wissen, auch wenn alles dunkel ist und wir den Weg nicht weiter sehen. Es wird wunderbar werden, weil wir deine Größe und deine Macht sehen und hören in deinem Wort. Deine Stimme hält uns: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben.“
Danke, lieber Herr. Amen!
