Kolosser 1,13-20, Seite 211 in den ausgelegten Bibeln
Kolosser 1,13-20 beschreibt die Befreiung und Errettung durch Gott. Es heißt, dass Gott uns aus der Macht der Finsternis befreit und uns in das Reich seines geliebten Sohnes versetzt hat. In diesem Sohn haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden.
Der Text betont, dass Jesus das Bild des unsichtbaren Gottes ist, der Erstgeborene aller Schöpfung. Durch ihn sind alle Dinge im Himmel und auf der Erde geschaffen worden, sichtbar und unsichtbar, seien es Throne, Herrschaften, Mächte oder Gewalten. Alles ist durch ihn und für ihn geschaffen.
Jesus ist vor allem, und in ihm besteht alles zusammen. Er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde. Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, damit er in allem den Vorrang habe.
Denn es gefiel Gott, dass in ihm alle Fülle wohnen sollte. Durch ihn wollte Gott alles mit sich versöhnen, sowohl auf der Erde als auch im Himmel, indem er Frieden machte durch das Blut seines Kreuzes.
Rettung aus der Finsternis und Versetzung ins Reich des Sohnes
Jesus hat uns von der Macht der Finsternis errettet und in das Reich seines lieben Sohnes versetzt. Durch ihn haben wir die Erlösung, nämlich die Vergebung der Sünden.
Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung. Denn in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist – das Sichtbare und das Unsichtbare. Es sind Throne, Herrschaften, Mächte oder Gewalten. Alles ist durch ihn und auf ihn hingeschaffen.
Er ist vor allem, und es besteht alles in ihm. Er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde. Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, damit er in allem der Erste sei.
Denn es hat Gott gefallen, mit seiner ganzen Fülle in ihm zu wohnen und durch ihn alles zu versöhnen mit Gott, sei es auf Erden oder im Himmel. Er hat Frieden gemacht durch sein Blut am Kreuz.
Herr, gib uns jetzt diesen weiten Rundblick des Glaubens. Amen.
Die überraschende Anbetung der Hirten und der Glaube an Jesus
Liebe Schwestern und Brüder,
man ist ja Überraschungen gewohnt, wenn man die Weihnachtsgeschichte liest. Aber mir ist immer etwas vom Überraschendsten, wie diese Hirten dastehen und das eben geborene Baby bewundern. Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst ein Mann bin, aber es erscheint mir doch ungewöhnlich, dass gestandene, harte Männer so ein niedliches Kindergesicht betrachten.
Männer bewundern vielleicht einen neuen Autotyp, das mag noch angehen, oder sie sehen einem rollenden Fußball nach. Aber einem kleinen Baby ins Gesicht zu sehen – das war sicher für diese Hirten nicht leichter als für uns. Manchmal hört man bei uns den Satz: „Wenn wir damals nur gelebt hätten, als Jesus sichtbar auf der Welt war, das wäre viel schwieriger zum Glauben gewesen.“ Warum soll ausgerechnet dieses Baby der Retter sein?
Wir haben ja das Zeugnis der Apostel, wir haben eine Kirchengeschichte, in der uns vielfach bezeugt wurde, was Jesus gewirkt hat. Wir können die Spuren Gottes nachprüfen. Aber wir können auch mitfühlen, wie es war, als die Hirten bloß dieses Kind sahen und dann glaubten.
„Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht sattsehen.“ Und weil ich nun nicht weiterkomme, bleibe ich anbetend stehen: „Oh, dass mein Sinn ein Abgrund wäre und meine Seele ein weites Meer, dass ich dich fassen möchte.“
Dazu braucht es den Glauben, dass man begreift: In Jesus, ja wirklich in diesem Jesus, ist uns ein ganz großes Heil widerfahren. Dabei kann uns am besten der Apostel Paulus helfen.
Paulus als Beispiel für den Glauben an Jesus Christus
Er hat sich lange an diesem Evangelium gerieben. Es hat in ihm großen Widerstand hervorgerufen. Sogar Abscheu empfand er, sodass er sagte: „Ich kann das Wort nicht mehr hören, wenn sie vom Messias, Jesus, reden.“
Er hat die Christen gejagt und gesucht. Dann aber geschah mit ihm das, was man das Damaskuserlebnis nennt. Dieses bestand letztlich nur darin, dass er begriffen hat, Jesus ist wirklich der lebendige Herr und König. Das ist der entscheidende Punkt des Glaubens.
Von dieser Stunde an konnte er nicht genug davon reden, was ihm Jesus in seinem Leben bedeutet. Ich sehe heute mit großer Sorge in der evangelischen Christenheit, dass man mit Naserümpfen und mit Geniertheit sagt, dass wir allein in Jesus gerettet werden.
Ich will mich nicht schämen und will das heute am Weihnachtsfest wieder ganz deutlich sagen: Mir geht es nicht um Kirchenorganisationen oder irgendwelche wichtigen Sätze. Mir geht es darum, dass wir Jesus erkennen – im Leben und im Sterben – und dass wir alles immer wieder auf diesen einen Punkt zurückführen.
Es geht uns um ihn, um Jesus. Lassen wir später darüber reden. Ja, es ist so, dass ihr genau den Punkt getroffen habt, um den es uns geht: dass Jesus der Messias, Christus, ist.
Paulus’ sechs Punkte zum Verständnis von Jesus Christus
Paulus sagt: Ich will ihn immer besser erkennen und die Energie seiner Auferstehungskraft spüren. Ich will meine ganze Kraft in meinem Leben darauf richten, immer mehr von ihm zu verstehen und zu begreifen.
Jetzt müssen Sie mir nachsehen, dass ich heute nur sechs Punkte habe. Doch angesichts der Fülle des Paulus ist das immer noch ein Verlust aus diesem reichen Text.
1. Die Finsternis ist total besiegt
Das Erste, was er nennt, die Finsternis, ist total besiegt. Wenn man sich manchmal in diesen Weihnachtstagen ein wenig umhört, was als Botschaft zum Christfest auch aus christlichem Munde gesagt wird, dann bekommt man manchmal eine Wehmut ins Herz. Man denkt, das Wichtigste und Kräftigste sei vergessen.
Da wird davon gesprochen, wie man im Geiste Jesu diese Welt umgestalten soll und wie die Christen ihre ganze Kraft daran setzen sollen, in dieser Welt Gutes zu wirken. Ja, da können wir wohl mitgehen, das wollen wir alle. Es ist nur eine Harmlosigkeit. Wer einmal begonnen hat, sich diesem großen Werk zu widmen, stößt ja schon bei sich selbst an die Grenzen seiner Macht.
Mir tut das immer wieder weh und gibt einen Stich ins Herz, wenn man die Weihnachtsbotschaft verkündet, ohne über das große Leid der Welt zu sprechen, das Böse, das uns alle gefangen hält. Das singt doch jetzt jeder, aber hat man das bloß auf den lieben Weltfrieden reduziert? Unsere humanistischen Ansätze, unsere noch so edlen Absichten scheitern doch. Es gibt in dieser Welt wahrscheinlich gar niemanden, der nicht das Gute will, aber wir können es nicht.
Und dann stoßen wir doch dauernd an die Unmöglichkeiten und kommen nicht weiter. Es wäre ja so schlimm, wenn wir uns jetzt nur ein bisschen mit Stimmungen aufputschen und dann wieder sagen: Wir müssen etwas tun, wir müssen etwas bewirken. Und in ein paar Tagen ist alles wieder verflogen, und wir sind wieder im alten Trott drin.
Jesus ist doch kein Papierengel, der uns ein paar schlichte Worte macht. Sondern da steht, dass er dem Teufel die Macht aus den Händen genommen hat, dass er dem Teufel seine Herrschaft wegnimmt. Das ist nicht sichtbar, das erleben nur die Glaubenden, die nun in der Spur Jesu, im Namen Jesu, hineingehen in die Welt. Er hat uns errettet von der Obrigkeit der Finsternis.
Das Wort, das hier für Obrigkeit steht, meint den Machtbereich, in dem der Teufel wirken kann. Nun wissen Christen das viel zu gut von sich selbst und leiden daran, dass ja immer wieder der Teufel bei uns selbst noch Macht hat und wirken kann. Aber da dürfen Sie heute am Weihnachtstag dieses Evangelium als eine befreiende Botschaft hören, dass Ihnen heute Jesus Sieg gibt.
Sieg! Sieg über die dunklen Dinge, über die Versuchungen. Sieg, dass Sie heraustreten können aus ganz verkorksten Verhältnissen und neu anfangen dürfen, im Namen Jesu. Dort, wo zerbrochene Familien sind, wo Spannungen zwischen Eheleuten herrschen, wo Streit und Hass vorherrschen – im Namen Jesu darf ich hineingehen.
Jetzt wollte ich mit Ihnen gerade die ganzen Evangelien durchgehen, wie Jesus in die finstersten Orte hineinging und dort seine Siegesmacht aufgerichtet hat, wo Gebundene waren. Das sprach sein lösendes Wort. Sie werden erfahren, wie Jesus an die Gräber trat und wie er am Ostermorgen den Tod überwunden hat.
Er hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes. Beim Adventslied „Auf, auf, ihr Reichsgenossen“ habe ich immer noch Schwierigkeiten, weil ich im Dritten Reich geboren bin. Und ihr habt es nie begriffen, dass das ja das Reich Jesu ist. Dieses Königreich, zu dem wir gehören wollen, wo die Siegesmacht Jesu wirkt – da sind wir hineinversetzt.
Darum sollen wir Reichsgedanken haben. Wir sollen Bürger seines Reiches sein, für die Ziele seines Reiches brennen, auch wenn wir in dieser Welt leben. Wir sollen das Wissen um die große Kraft seiner Macht haben und wissen, wie seine Ordnungen sind. Mit diesen sollen wir leben und auf die Zukunft seines Reiches ausgerichtet sein, Teilhaber seines Reiches.
Es gibt überhaupt keine Dunkelheit, keine Sünde, wo uns Jesus nicht den Sieg schenken will. Ich brauche nur in seinem Namen ihm folgen und mit ihm leben. Er hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes. Ich darf heute heraustreten aus den dunklen Bindungen, dort, wo er in seiner ganzen Energiekraft wirkt.
2. Jesus offenbart Gott in seiner Klarheit
Das Zweite gibt uns Klarheit über Gott. In Vers 15 heißt es: Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes.
Paulus hat seine Briefe ganz konkret an die Gemeinde von Kolossä gerichtet, so auch diesen Brief. Es ist immer wieder hilfreich, kurz zu überlegen, warum Paulus gerade das erwähnt. Wir können viel von Jesus erzählen, aber warum gerade diese Aussage?
Damals gab es eine Vielzahl von Religionen. Heute können wir uns in der aufbrechenden neuen religiösen Welt ein Bild davon machen, wie es damals war. Man versuchte, in der Tiefe des Denkens zu Gott vorzudringen. Die ganze Welt der Gefühle wurde aufgeputscht. Viele glaubten, im Übersinnlichen und Übernatürlichen Gott zu finden. Diese Strömung ging sogar bis in die Gemeinde hinein.
Immer wieder fragten die Menschen: Müssen wir nicht auch das Vibrieren in unserer Seele spüren, die Tiefe Gottes? Müssen wir das nicht darstellen, die Augen schließen und dann Gott fühlen? Paulus sagt jedoch: Ihr könnt nie näher an Gott herankommen als in Jesus. In ihm ist das Ebenbild Gottes.
Ich möchte es so sagen, damit niemand Sie mehr verführen kann und so tut, als gäbe es eine höhere Frömmigkeit oder eine tiefere Gotteserkenntnis als die, die Sie haben, wenn Sie neben Jesus stehen und nur die Hand ausstrecken. In Jesus ist alles vollkommen in der ganzen Fülle da.
Wenn Ihnen jemand erzählt, Sie müssten noch fromme Übungen machen, sich kasteien oder fasten, dürfen Sie das tun. Doch damit kommen Sie Gott nicht näher. Nur in Jesus kommen Sie ihm nahe. Dort ist das Ebenbild Gottes ganz für uns da, das Bild des unsichtbaren Gottes.
Wir haben eine Sehnsucht, mehr von Gott zu empfangen und in unser Leben hineinzuziehen. Es geht uns wie den Jüngern, die damals zu Jesus sagten: Zeige uns den Vater, lass uns doch etwas von der Wirklichkeit Gottes sehen.
Jesus verweigerte dies seinen Jüngern damals und sagte: Warum sagst du denn: Zeige uns den Vater? Wer mich sieht, der sieht den Vater. Dieses Wort steht auch in Johannes 14: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich.
In Jesus ist uns die ganze Klarheit über Gott gegeben. Dort können wir seine Liebe fassen, seine Vergebung und sein Erbarmen. Da gibt es keinen Zweifel mehr.
3. Alles Bestehende ist in Jesus gegründet
Das Dritte
Auf ihn geht alles Bestehende zurück. Paulus macht in diesem Wort im Kolosserbrief sehr tiefgründige Aussagen. Diese sind wichtig, weil Christen die Welt, die sie umgibt, oft als bedrohlich empfinden.
Damals in Kolosse sprach man viel von Dämonen und dunklen Mächten. Paulus sagt jedoch, dass selbst die uns oft so dunkel gegenüberstehenden Gewalten nur von der Geduld Gottes leben. Jesus, der der Bestand aller Dinge ist, kann sofort eingreifen und alles umkehren. Das bedeutet, dass diese Mächte keine Bedeutung oder keinen Einfluss mehr auf uns haben, wenn Jesus ihnen die Kraft entzieht.
Wir fragen uns immer wieder, warum er ihnen dann so lange erlaubt zu wüten. In dieser auslaufenden Weltzeit gibt er ihnen noch Macht. Doch sie können die Gemeinde niemals letztlich antasten oder gefährden.
Alles, was besteht, ist in ihm: was im Himmel oder auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne, Herrschaften, Mächte oder Gewalten (Kolosser 1,16). Jetzt verstehen wir, warum die Christen damals so mutig waren, obwohl sie nur kleine Scharen waren. Sie trotzten dem römischen Kaiser und seiner unheimlichen Macht. Sie lebten ihren Glauben kompromisslos, weil sie wussten, dass das Römerreich begrenzt und zeitlich ist – solange Gott es zulässt. Auch wenn sie ins Martyrium gingen, hatten sie diesen Mut.
Alles besteht in Jesus. Er hat die Kraft für diese Dinge gegeben. Wenn wir mit ihm verbunden sind, kann uns all das nicht anfechten. Gleichzeitig hatten diese Christen ein Ja zur Welt. Sie mieden die Welt nicht und zogen sich nicht zurück, sondern gingen in diese Welt hinein.
Auch wir dürfen Ja sagen – zum Beispiel zur Freude, die wir an Weihnachten erleben. Wir dürfen diese Freude genießen, ebenso das süße Gebäck und eine gute Mittagsmahlzeit. Alles besteht in ihm: die Gaben, die wir aus seiner Hand empfangen, die Menschen, die uns grüßen und begegnen, auch die Kunst, an der wir uns erfreuen.
Wir dürfen unsere Vernunft gebrauchen, denn alles besteht in ihm. Paulus sagt, wir sollen unsere Vernunft in den Gehorsam unter Jesus hineinnehmen. Wir wollen alles auf Jesus hin ausrichten, vor ihm prüfen und uns daran freuen.
Wir brauchen diese Welt nicht zu fürchten, und Christen müssen auch keine Angst vor der Welt haben. Die Welt wird nicht abgewertet, aber wir wollen sie von Jesus hernehmen und uns daran freuen. Gerade das Weihnachtsfest eröffnet uns den Zugang zu dieser Welt.
4. Jesus ist das verbindende Haupt der Gemeinde
Das Vierte
Jesus ist mit seiner Gemeinde verbunden. Er ist das Haupt des Leibes.
Ich mache das sehr gern so: Wenn ich irgendwo im Ausland bin und ein kurzes Wort an die Gemeinden richten soll, erzähle ich ihnen oft die Geschichte, die ich ihnen schon einmal erzählt habe. Wenn man über die Grenze geht, interessiert sich der Zöllner nicht für meinen schönen Bauch oder meine schönen Füße, sondern nur für meinen Kopf. Er kontrolliert meinen Pass, ob das Gesicht stimmt. Wenn der Zöllner an der Autobahn bei Salzburg sitzt, kontrolliert er die Pässe und vergleicht sie mit dem Gesicht, ob sie übereinstimmen.
Daran mache ich immer deutlich, dass es bei der Gemeinde der Christen genauso ist. Wir sollten gar nicht auf viele Nebensächlichkeiten achten, sondern darauf, ob das Haupt stimmt. Das Haupt unserer Gemeinde, auch der Ludwig-Hofacker-Gemeinde, kann nur Jesus Christus sein. An dieser Stelle sind wir eins mit ganz anderen Gruppen, und wir fragen immer wieder, ob Jesus in der Mitte steht.
Der Mittelpunkt ist das Haupt, auf das alles zuläuft. Heute gibt es viele Bemühungen, die auseinanderstrebenden christlichen Strömungen noch einmal zu einen. Dabei wird oft von Spaltung gesprochen. Doch das ist ein dummes Gerede: Wo Menschen sind, gibt es immer verschiedene Meinungen, Ansichten und Gruppierungen – auch innerhalb der Organisationen.
Eine wahre Einheit kann nur in Jesus bestehen, im Haupt. Dort können wir verschiedene Konfessionen haben, wenn wir in Jesus eins sind. Dabei wollen wir uns aber kritisch prüfen. Wir können in der gleichen Kirche leben, in der gleichen Kirchengemeinde, und doch nicht eins sein, weil uns das Haupt nicht verbindet, weil Jesus Christus nicht die Mitte ist.
Das ist eine fröhliche Sache: Wir können zu ganz anderen Gruppen und Gemeinden gehen und auf einmal erleben, dass wir Schwestern und Brüder in Jesus sind – in dieser innersten Verbundenheit in seinem Wort. Er ist das Haupt seiner Gemeinde. Das geht weit über die ganze Welt hinaus.
Wir erleben dies heute am Weihnachtstag besonders: verbunden zu sein mit so vielen, die Jesus lieb haben und ihm dienen wollen.
5. Jesus hat den Tod überwunden
Das Fünfte: Er ist der Todesüberwinder – das hat Paulus immerhin hinzugefügt.
Ich habe Ihnen bereits einmal gesagt, dass die Christen in den ersten Jahrhunderten Bedenken hatten, das Geburtsfest Jesu zu feiern. Sie fürchteten, Jesus könnte dadurch verniedlicht werden.
Wir sollten immer, wenn wir über Weihnachten sprechen, auch an den Weihnachtstagen an die Gräber unserer Lieben gehen. Dann wissen wir: Nicht dort sind sie, sondern beim Herrn. Er hat diesen grausamen Tod zerbrochen und schenkt uns eine lebendige, sichere Hoffnung.
Der Tod ist eine grausame Sache. Er ist keine Erlösung. Aber die, die bei Jesus sind, werden den Tod nicht in seiner Grausamkeit schmecken. Stattdessen werden sie zum Leben geführt. Der Tod kann seine Beute nicht halten.
Jesus ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, damit er in allem der Erste sei.
Gerade heute müsste man ein Osterlied singen, um zu verstehen, was uns an Weihnachten geschenkt ist.
6. In Jesus wohnt die ganze Fülle Gottes
Und noch das Letzte, das Sechste: In ihm ist die ganze Fülle Gottes unter uns.
In Kolossä haben sie immer wieder nach neuen Erfahrungen mit Gott gesucht. Sie waren offen dafür, immer wieder neue Erlebnisse zu haben, und strebten danach, immer mehr von Gott zu erkennen. Das ist schön. Auch wir sind ständig auf der Suche in unserem kargen Leben. Wenn man mitten im Alltag steht, in großen Anfechtungen, dann sehnt man sich danach, mit der ganzen Gottesfülle erfüllt zu sein. Wenn man durch Zweifel und Glaubensnöte geht, betet man: Herr, gib mir mehr von deiner Fülle, berühre mich!
Aber Paulus sagt es hier noch einmal: In Jesus ist die ganze Fülle da. Geh mit ihm, lass ihn Herr deines Lebens sein. Blicke auf zu ihm, dem Anfänger und Vollender deines Glaubens, dann hast du alles. Es gibt keine anderen strahlenden Lichter, die dich bereichern könnten.
Ich möchte Sie noch einmal eindringlich auffordern, in unserer Zeit sehr kritisch zu sein. Ist es nicht schrecklich, dass unter uns wieder ungestraft Sätze kursieren, auch unter Christen, die sagen, wir müssten uns durch andere strahlende Lichter oder durch andere Religionen bereichern lassen? Welches Licht kann uns noch bereichern, wenn wir im Licht Jesu stehen?
Seien Sie ganz klar in Ihrer Aussage und sagen Sie das allen: Wir wollen kein anderes Licht mehr haben, wir brauchen keines mehr.
Zeugnis von Frau Kammer über die Fülle Gottes in Jesus
Wir waren in diesen Tagen sehr bewegt über den Heimgang unserer Frau Kammer. Wir haben sie am Vorabend des Heiligen Abends beerdigt. Sie hat uns dies immer wieder durch ihr schweres Leiden so klar und deutlich gezeigt.
Seit dem Jahr 1971, als damals das Kind Markus beerdigt wurde, und dann 1974, als sie wusste, dass sie unheilbar krank ist – auch durch den schweren Unfall mit dem Sohn Christoph hindurch – durften wir als Gemeinde dies erleben. Wir wurden gewürdigt, mitzutragen, wie man merkt, dass Gott uns nicht immer unsere Wünsche erfüllt und uns die Krankheiten nicht so nimmt, wie wir es gerne hätten. Aber er gibt uns die Fülle in Jesus.
Sie hat in einem Bericht – und ich hoffe, dass wir ihn noch auf der Kassette vervielfältigen dürfen – vor einigen Monaten über all die Prüfungen ihres Lebens erzählt. Sie sagte: Jesus Christus ist nicht in die Welt gekommen, um das Leid zu erklären, sondern um es bis zum Rand mit seiner Gegenwart zu füllen. Auch ein leidvolles Leben ist möglich, aber dann ist das Leid nicht mehr das Thema. Man geht hindurch. Jetzt gehen Sie hin zu den Leidenden und sagen ihnen, dass Jesus da ist. Christus wehrt allem Leide, allem Leide.
Wir selbst gehen auch durch schwere Stunden hindurch und wissen doch, dass die Fülle, die er gibt, größer, überraschender und anders ist, als wir denken. Ich möchte noch einmal aus dem Bericht von Frau Kammer lesen, als ein Zeugnis, damit wir es konkret fassen können.
Sie schreibt über diese schweren Jahre, auch mit den vielen Operationen – siebzehn Operationen beim Kind nach dem schweren Brandunfall: „In der ganzen Zeit waren wir oft mit unseren Kräften am Ende, zumal sich der Krebsbefund bei mir laufend verschlechterte. Köstlich war, dass Gott uns immer wieder die Spuren seines Wirkens zeigte und uns wissen ließ, dass er die Hand über uns hält. Das machte uns immer wieder getrost. Zeiten der Niedergeschlagenheit blieben nicht aus, aber der lebendige Gott hat uns aus jeder vermeintlich hoffnungslosen Lage herausgeführt – nicht ein einziges Mal auf die gleiche Weise wie vorher. Es ist köstlich zu erfahren, wie phantasievoll Gott einem hilft. Eigentlich immer anders, als wir dachten, dass er helfen könnte, meistens ganz unvermutet, oft nach langer Wartezeit. In Jesus ist die ganze Fülle Gottes da, und diese ganze Fülle Gottes will in Jesus in ihrem Leben Wohnung machen. Sie müssen nur die Türen ganz weit aufmachen, ihn, ihren Heiland Jesus, aufnehmen und sich ganz fest an ihm halten. Amen.“
