Einführung und Erzählung vom jüngeren Sohn
Hinführend zum Thema „Es kann alles gut werden“ lese ich aus dem Lukasevangelium, Kapitel 15, Verse 11 bis 32.
Dann sagte er: Ein Mensch hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zum Vater: „Gib mir, Vater, den Teil des Vermögens, der mir zusteht.“ Da teilte der Vater die zum Lebensunterhalt bestimmte Habe unter sie auf.
Nach einigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog aus der Heimat fort in ein fernes Land. Dort verschleuderte er sein Vermögen durch einen zügellosen Lebenswandel.
Als er aber alles verbraucht hatte, brach eine große Hungersnot in jenem Land aus, und auch er begann, Mangel zu leiden. Da ging er hin und klammerte sich an einen der Bürger jenes Landes. Dieser schickte ihn zum Schweinehüten auf seine Felder.
Er hätte sich gerne satt gegessen an den Schoten, die die Schweine fraßen, doch niemand gab sie ihm.
Erkenntnis und Rückkehr des verlorenen Sohnes
Da ging er in sich und sprach: „Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber komme hier vor Hunger noch um. Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin nicht länger wert, dein Sohn zu heißen. Mache mich zu einem deiner Tagelöhner.“
Er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und wurde im Innersten von Erbarmen bewegt. Er lief ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn zärtlich.
Der Sohn aber sprach zu ihm: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin nicht länger wert, dein Sohn zu heißen.“
Der Vater aber sprach zu seinen Knechten: „Bringt schnell das beste Gewand heraus und zieht es ihm an. Gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an die Füße. Bringt auch das gemästete Kalb her, schlachtet es, und lasst uns essen und fröhlich sein. Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, war verloren und ist gefunden worden.“
Und sie begannen fröhlich zu feiern.
Reaktion des älteren Sohnes und Vaterliebe
Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld. Als er nun heimkam und sich dem Haus näherte, vernahm er Musik und Reigentanz. Er rief einen der Knechte herbei und erkundigte sich, was das zu bedeuten habe.
Der Knecht antwortete ihm: „Dein Bruder ist heimgekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb schlachten lassen, weil er ihn gesund zurückerhalten hat.“
Da wurde der ältere Sohn zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu.
Er antwortete seinem Vater: „Sieh, so viele Jahre diene ich dir schon wie ein Sklave und habe noch nie ein Gebot von dir übertreten. Doch mir hast du nie einen Bock zur Schlachtung gegeben, damit ich mit meinen Freunden fröhlich sein kann. Da aber dieser dein Sohn gekommen ist, der deine Habe, die für seinen Lebensunterhalt bestimmt war, mit Huren vergeudet hat, hast du ihm das gemästete Kalb schlachten lassen.“
Der Vater sprach zu ihm: „Kind, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, gehört dir. Man sollte aber fröhlich sein und sich freuen, denn dieser, dein Bruder, war tot und ist lebendig geworden, war verloren und ist gefunden worden.“
Bedeutung des Gleichnisses für das Leben heute
Wir wollen uns zum gemeinsamen Gebet erheben. Diese Gemeinde befindet sich an einer zentralen Stelle, mitten in der Stadt. Hier wird das Wort verkündigt.
Wenn man durch die belebten Straßen Berlins geht und die Museen besucht, staunt man, was alles wieder entstanden und neu aufgebaut wurde. Es ist merkwürdig, wie alles zusammentrifft: die Kaiserzeit, die Jahre des Dritten Reichs, die Trennung von Ost und West. Es ist die Zeit des großen Aufbaus.
Vor weit über hundert Jahren hat eine Dichterin einen Vers gedichtet, der mir immer wieder in den Sinn kommt, wenn ich durch diese unglaublich schöne Welt gehe und die Menschen betrachte. Sie suchen etwas, das sie nicht finden – Ehre, Liebe und Glück. Doch sie kehren belastet von Sünden und unbefriedigt zurück.
Darum ist dieses Jesuswort für alle Generationen, die vor uns waren, so groß und so erhellend geworden. Sie haben gesagt: „Das steckt alles darin.“ Wenn man die Philosophie der Menschen bedenkt, klingt vieles kompliziert. Bei Jesus hingegen erzählt er eine Geschichte, die ganz anschaulich ist und den Nagel auf den Kopf trifft.
Es geht um einen jungen Menschen, der aufbricht und das Leben sucht. Wunderbar, dass in uns allen diese Sehnsucht brennt: „Ich will doch etwas vom Leben haben! Ach, mein Vater!“ Natürlich in allen Ehren, aber ich will doch selbst mein Leben machen.
So tritt er hin und sagt: „Ich will aufbrechen.“ Ein irdischer Vater hätte sicher noch gewehrt. Doch Jesus spricht immer im Bild von unserem Leben, das uns anvertraut ist, vom lebendigen Gott, der uns die Freiheit gibt, unser Leben so zu gestalten, wie wir es selbst wollen.
Er teilt das Gut, das anvertraute Gut gehört nicht uns. Dann zieht man los in die Ferne. Die Welt bietet unsagbar große Möglichkeiten. Man kann viel gewinnen, vieles finden, Menschen begegnen, die einem zugeneigt sind und einem alles geben, wo man fröhlich sein kann.
Vielleicht meinen Sie, das sei alles unmoralisch gewesen. Nein, in der Bibel steht eigentlich, dass es heillos war. Da war nichts drin von ewig bleibendem Heil.
Absturz und Verlorenheit in der Welt
Und dann ist es ja typisch in der Welt, dass Abstürze drohen. Wissen Sie, was Abstürze sind? Man kann ganz hoch gehoben werden, im Leben viel erreichen, und plötzlich – oft durch ganz kleine Dinge – stürzt man ab. In unendliche Tiefen, in Abgründe. Das passiert in unserer Welt immer wieder.
Ich denke an Lance Armstrong, vielfacher Toursieger, der dann plötzlich abgestürzt ist. Es gibt viele bekannte Namen: Sepp Blatter von der FIFA – was für ein Mann, fast ein Weltgott! Und über Nacht fiel er. Oder Steve Jobs von Apple. Oder Jörg Kachelmann, der Wetterfrosch. Was war denn sein Verbrechen? Man hat nicht gemerkt, dass in seiner Rede Anführungszeichen standen. Und über Nacht war er gestürzt, verlor sein Amt und wurde verachtet.
In Württemberg hatten wir einen Ministerpräsidenten, Lothar Späth. Er hat nie ein Abitur gemacht, stieg aber auf und war überall als Ministerpräsident anerkannt. Dann gab es eine Schiffsfahrt auf dem Mittelmeer mit einem Freund. Man sagte, das sei Korruption, weil er mit einem Freund unterwegs war. Über Nacht war er gestürzt. Wenige Tage später stand er bei einem Empfang allein in der Ecke, und niemand wollte mit ihm sprechen.
So schnell lassen sich die Leute fallen. Bei dem jungen Mann, von dem Jesus erzählt, war es eine Hungersnot. Warum kommt es zu solch einer Teuerung? Das Wesen dieser Welt ist, dass man über Nacht in Armut fallen kann. Plötzlich ist man ganz allein, niemand ist da. Er ist allein mit seinen Sehnsüchten – das ist das Schlimme. Er ist geknechtet von der unstillbaren Sucht: „Ich möchte doch das Leben haben!“ So verdingt er sich schließlich, weil er sonst nichts mehr findet. Er landet bei den Säuen und hat Hunger.
Wissen Sie, wie schlimm Hunger sein kann? Man wird nicht satt, hat das Begehren, aber bekommt es nicht los. Der Mann, bei dem er arbeitet, sagt: „Friss mir bloß den Säulich das Futter weg!“ Das zeigt, dass Jesus unser Leben am Ende in diesem Absturz beschreibt. Das Schlimmste ist nicht einmal, dass man nicht mehr bekommt, was man will.
Gefangenschaft in der Sucht und menschliche Freiheit
Er war Prediger in Berlin, sein Name war Hannes Gossner. Ein Trunksüchtiger stieß mit der Flasche gegen ihn an und sagte: „Auf, Prosit, Herr Pastor Johannes Gossner!“ Dann fügte er hinzu: „Ich kann trinken, wann ich will, aber Sie können nicht aufhören zu trinken, auch wenn Sie wollen.“
Das ist das Schlimme daran: Wir werden von einem Willen geknechtet und haben unseren eigenen Willen nicht mehr unter Kontrolle. Das ist das Elend eines mündigen Menschen. Wie wunderbar hat Gott die Freiheit in unsere Person gelegt! Doch diese Freiheit kann auch schrecklich sein.
Ich sage schon ein Höhlenwort zum Westen: Diese Freiheit stürzt uns in Abgründe, in einen Drang, in ein Wollen, wohin wir gar nicht wollen – und doch landen wir genau dort. Wir werden geknechtet und getrieben von einer Sucht, einer tiefen Sucht. Dabei spüren wir, dass das nicht das ist, was wir wirklich gefunden haben.
Wir sind gebunden und geknechtet, wir sind gar nicht frei, so wie wir es wollen. Wir können unser Leben nicht mehr so prägen, wie wir es uns wünschen. Stattdessen müssen wir einen Weg gehen, der uns gar nicht liegt.
Umgang mit Schuld und Selbstreflexion
In solchen schrecklichen Situationen ist es in unserer Welt üblich, die Verhältnisse anzuprangern. Man schlägt drauf und sagt: Was ist das für eine Politik, die solche schrecklichen Zustände zulässt? Warum müssen Menschen so unwürdig leben? Wo bleibt die Gewerkschaft? Wo bleiben die Menschenrechte? Ich habe das doch nicht verdient!
Überall, wo wir in diese Welt hineinschauen, hören wir diesen Aufruf, diese Mahnung: Was ist denn los mit unserer Welt? Wir wollen die Welt verändern, aber die Welt ist furchtbar. Wie Menschen unter schrecklichen Verhältnissen leben müssen, das macht wütend. Man müsste draufschlagen, man müsste umstürzen.
Doch dieser junge Mann, von dem Jesus erzählt, macht etwas ganz Ungewohntes. Er schlägt in sich. Das ist etwas sehr Seltenes: Er klagt nicht die Verhältnisse an, nicht die Zustände, nicht die anderen Menschen und auch nicht den Mann, der ihn in dieses Arbeitsverhältnis gebracht hat. Stattdessen schlägt er in sich und sagt: „Ich bin schuld.“ Das gibt es ganz, ganz selten.
Darauf zeigt Jesus mit dem Finger, wie wichtig es ist, dass ein Mensch seine Lage erkennt. Von außen betrachtet ist das ja klar, natürlich. Aber wenn du selbst drin bist, ist es sehr schwierig zu verstehen: Ich bin schuld. Warum bin ich auch meinem Vater davongelaufen? Warum habe ich mich von diesem Traum beflügeln lassen? Warum bin ich der Versuchung verfallen? Warum haben die Bilder mich so geprägt? Warum habe ich vergessen können, was mein Vater ist?
Gottes Vaterbild und menschliche Sehnsucht
In unseren Tagen ist das Vaterbild schon lange unter die Fische getreten. Viele Menschen können das Wort „Vater“ kaum noch hören. Das Urbild aller Vaterschaft ist jedoch der lebendige Gott. Niemand liebt dich so sehr wie dein himmlischer Vater, mit dem du von Geburt an – nein, schon lange vor der Geburt im Mutterleib – verbunden bist. Er prägt dich, will dein Leben und liebt dich wie niemand sonst in dieser Welt.
Wir sprechen nicht von Gottes Irrtum mit menschlichen Begriffen. Nein, wir sprechen von Menschen mit göttlichen Begriffen. Das Urbild der Liebe ist Gottesliebe, und das Urbild aller Vaterschaft ist der lebende Gott. Ihr, Väter, seid oft wie Vogelscheuchen, unpassende Abbilder.
Doch diese ungeheure Liebe – wie kann der Sohn das nur vergessen, dass er einen liebenden Vater hat? Wie wunderbar hat uns Jesus das offenbart. Nicht mit großen theologischen Begriffen oder komplizierten Sätzen, die man nicht versteht, sondern mit Geschichten.
Das Wunderbarste daran ist: Man kann diese Geschichten, wie wir sie schon in Kindertagen gehört haben, einfach wieder so erzählen. Es ist erstaunlich, wie sehr diese Geschichten Menschen geprägt haben und wie tief sie sich dadurch verstanden fühlten.
Rembrandts Bild und das Erbarmen des Vaters
Am bekanntesten ist sicher der große Maler Rembrandt, der ein Lebemann war. Er hatte seine wunderbare Villa in Amsterdam mit all den Gütern aus China. Das Porzellan und die Teppiche aus dem Orient gehörten zu seinem Besitz. Er hat das Leben genossen.
Er malte ein Bild, auf dem seine Frau Saskia auf seinem Schoß sitzt, mit einem Sektglas in der Hand. Er selbst trägt einen spitzen Federhut. An der Wand hat er noch notiert, was er getrunken hat. Er wollte das Leben in vollen Zügen auskosten.
Doch ausgerechnet auf dem Höhepunkt seiner Karriere kam der Absturz. Er malte das größte Bild seines Lebens: die „Nachtwache“, die heute im Rijksmuseum in Amsterdam hängt und den Mittelpunkt des Museums bildet. Eine Schützengilde hatte ihn beauftragt, das Bild zu malen.
Rembrandt hatte die glänzende Idee, die Figuren nicht so anzuordnen, wie man es bei Gruppenfotos gewohnt ist – Reihe an Reihe stehend. Stattdessen stellte er in diesem Bild mit dem schwachen Licht verschiedene Gestalten dar. Es ist ein bewegendes Bild und eine Meisterleistung der Konzeption.
Als die Schützengilde das Bild begutachtete, geschah das, was bei jedem Foto passiert, das man sich anschaut: „Was sehen Sie denn da? So sehe ich doch nicht aus.“ Man fühlt sich nicht vorteilhaft dargestellt. Deshalb sollte das Bild nicht bezahlt werden.
Nun stand Rembrandt mittellos da. So ist die Welt, das ist nichts Besonderes, es ist üblich. Dann starb seine Frau Saskia nach wenigen Jahren Ehe – auch das noch. Er war allein mit seinen zwei kleinen Söhnen.
Rembrandt malte immer wieder dasselbe Bild: den verlorenen Sohn, der zum Vater heimkehrt. Ich weiß nicht, vielleicht fünfzig Mal. Sie kennen das vielleicht – das am häufigsten dargestellte Bild, das in der Eremitage in St. Petersburg ausgestellt wird.
Dieser zerlumpte Sohn! Und diese Hände des Vaters – haben Sie das begriffen? Das ist Ihr Leben. Man will ja lange nicht wahrhaben, dass wir auf Erbarmen angewiesen sind.
Freiheit, Stolz und die Annahme Gottes
Nein, ich kann mein Leben selbst gestalten. Ich bin ein mündiger Mensch, und gerade heute in unserer Zeit sind wir besonders stolz darauf, keinen Gott zu brauchen. Ich bin Agnostiker, ich will nichts von ihm wissen. Viele haben schon darüber gesprochen, und wir selbst haben es auch gesagt, schon damals, als wir uns vom Glauben unserer Eltern abgewandt haben.
Also sagen Sie, ich kann mein Leben selbst in die Hand nehmen. Rembrandt hat das Erbarmen des Vaters so wunderbar gemalt. Das ist ein ganz schwerer Entschluss, wenn ein mündiger Mensch in unserer Zeit sagt: Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen. Das ist das schwerste Geständnis eines Menschen, das ich kenne: Einen großen Fehler im Leben gemacht zu haben. Ich habe mich abgewandt von dem, der mir das Leben gibt.
Wir waren im Naturkundemuseum, und an einer Stelle hat mich eine Tafel noch einmal tief bewegt. Dort stand eine ganz einfache naturwissenschaftliche Wahrheit: Die Sonne ist nur ein Stern. Sie ist ein Stern im Milchstraßensystem, in dem es hundert Milliarden Sterne gibt. Die Sonne ist also nur ein Stern unter vielen.
Doch dieses Milchstraßensystem ist nur eines von hundert Milliarden solcher Sternensysteme im Weltall. Darunter stand noch: Die Wissenschaft ist damit beschäftigt, die Grenzen des Weltalls zu erkunden, ob es sich immer weiter ausdehnt und was dann kommt. Wir wissen gar nicht viel. Wir stolzen Menschenkinder wissen gar nicht viel.
Und das Einzige, was wir ganz sicher wissen können, ist: Gott hat mich gewollt, Gott hat mich gemacht. Er ist der Schöpfer meines Lebens, und er liebt mich – auch wenn du dich selbst nicht liebst. Auch wenn du sagst, ich habe furchtbar schwere Fehler begangen in meinem Leben, ich war dumm, und es ist unverzeihlich, dass du dich schämst – Gott sucht dich und liebt dich als seinen Sohn, seine Tochter. Komm zu mir.
Gottes unendliche Liebe und Einladung zur Umkehr
Es ist ein sehr schwerer Weg und erfordert viel Mut. Zum Gottlossein hingegen braucht man keinen Mut.
Man kann sagen: „Ich lebe jetzt nach meinen Gefühlen.“ Aber umgekehrt zu sagen: „Ich will den Weg gehen, ich suche meinen Vater“ – das ist eine ganz andere Sache.
Jesus hat erzählt, dass der Vater seinen Sohn schon sieht, als dieser noch weit entfernt ist. Gibt es so etwas? Ein irdischer Vater würde das wohl nicht tun. Ich hätte meinen Sohn zurechtgewiesen und gesagt: „Jetzt hast du bekommen, was du wolltest. Jetzt siehst du, wohin du kommst.“
Doch das gibt es nirgendwo in der Bibel. Lesen Sie die Worte von Jesus: Nie! Der Vater steht jeden Tag auf dem Dach seines Hauses und schaut in die Ferne, um zu sehen, wann sein Sohn endlich zurückkommt.
Weißt du, dass du gesucht und geliebt wirst? Das kann doch gar nicht wahr sein! Aber du kannst es ausprobieren. Dieser himmlische Vater sucht dich mit unendlicher Liebe und Geduld. Komm doch heim!
Er weiß, was du brauchst, und er versteht dich. Niemand versteht dich so wie der, der dich geschaffen hat, der dein Herr und dein Gott ist.
Und das ist so wunderbar in der Bibel bezeugt. Über Generationen hinweg haben Menschen in dieser Stadt das erfahren.
Das ist das einzige Geheimnis des Glücks und des Lebens: dass man den lebendigen Gott findet.
Die Schwelle des Geständnisses und die Befreiung von Schuld
Der Vater läuft ihm noch entgegen. Er macht es dem Sohn ganz leicht; es ist kein weiter Weg, den er gehen muss. Doch bevor der Sohn die Umarmung des Vaters erfährt, gibt es eine entscheidende Schwelle.
Der Sohn muss etwas aussprechen: „Vater, ich habe gesündigt.“ Warum fällt es uns so schwer, das auszusprechen? Es ist erschütternd, dass in vielen Kirchen kaum noch darüber gesprochen wird. Die größte Befreiung ist es, wenn man das Übel beim Namen nennt.
Das Wort „Sünde“ wirkt oft komisch. Nein, nicht das Wort ist komisch, sondern die Sache selbst: Dass wir Gott nicht über alles lieben, sondern lieber alles andere lieben, was Gott nicht liebt und was ihm ins Gesicht schlägt. Darum ist es so befreiend, wenn wir sagen: „Vater, ich habe gesündigt.“
Es gibt keinen Menschen, der das nicht aussprechen muss, denn es ist die Not eines jeden Menschen. „Ich habe mich von dir abgewandt, ich habe dich nicht gesucht. Ich habe das Böse, das Unreine, das Falsche und das Verkehrte geliebt. Es war ein Verbrechen von mir – verzeih mir!“
Diese Schwelle ist notwendig. Erst dann erleben Menschen die Liebe Gottes wirklich. Dieses kleine Wort muss ausgesprochen werden. Und es ist so befreiend, dass man die Sünde ablegen kann – den ganzen Schmutz, den ganzen Dreck, das Ganze Verkehrte und Falsche.
Wie wenn man ein Hemd auszieht, das man dann weglegen kann und sich befreit und neu fühlt – das ist unglaublich.
Die Versuchung der Selbstgenügsamkeit und Gottes Annahme
Dieser junge Mann hatte einen ganz anderen Gedanken, den wir sehr gut verstehen: Er wollte sich bewähren.
Wissen Sie, dass das heute eine große Versuchung ist? Viele Menschen sagen: „Ich brauche keinen Heiland, ich brauche keine Vergebung. Ich mache das selbst, ich kann mein Leben alleine ordnen.“ Das ist ein Betrug. Wir belügen uns bis zu unserer Todesstunde und erfahren dadurch die Liebe des Vaters gar nicht.
Mir ist oft das Herz gebrochen, wenn ich mit Menschen gesprochen habe, die sagten: „Ich brauche keinen Jesus, ich brauche keine Vergebung. Natürlich habe ich in meinem Leben viel falsch gemacht, aber ich kann das selbst ordnen.“
Das wäre unser Plan gewesen, wenn der Sohn sich heimlich bei Nacht zum Vaterhaus schleicht und dann in den Stall geht. Als ob er am Morgen sagt: „Guck mal, was für ein toller Kerl ich bin, ich habe es schon geschafft und gemistet.“ Nein, nicht unsere Leistung ist gefragt, um unser Herz zu gewinnen.
Der Vater sucht nicht einen Stallknecht, der die Arbeit macht, sondern er sucht seinen Sohn, dich, seine Tochter. Das hat Jesus immer wieder gesagt: Er sucht Menschen, die verloren sind. „Verloren“ ist ein furchtbares Wort. Es bedeutet, den Sinn verloren zu haben, sich in dieser Welt verirrt zu haben und das Herz des Vaters nicht mehr zu besitzen.
Er will dir schenken, dass du das Größte im Glauben erfährst – nicht das, was du leistest und tust, sondern dass du geliebt bist und von ihm angenommen wirst. Dass du dich bergen darfst in deiner Liebe, in deinen Ängsten und in deinen Sorgen.
Und dass dein Leben geführt und getragen wird von der Vaterliebe Gottes.
Gottes ewige Liebe als Lebensquelle
Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt. Diese Liebe Gottes ist zur Triebfeder für unzählige Menschen geworden, die nicht mehr von sich selbst sprechen, sondern sagen: „Er soll mich mit seiner Liebe erfüllen, er soll mich antreiben, er soll mein Herr sein.“
Dann geht alles plötzlich sehr schnell. Der Vater steckt dem Sohn seinen Ring an – ein Zeichen dafür, dass das Fest beginnt. „Du gehörst zum Vater, ganz gewiss.“ Der Sohn zieht die Lumpenkleider ab und zieht seine kostbaren Kleider an. Dann wird ein Fest gefeiert, denn es ist die größte Freude, wenn Gott Menschen in dieser verlorenen Welt findet.
Dieses Wort hat Jesus erzählt. Er hat aber auch deutlich gemacht, dass das, was der himmlische Vater tut, ein Ärgernis ist. Wie sein Bruder sagt: „Das ist eine merkwürdige Sache, die da abläuft.“ Die Leistung zählt nicht mehr. Was ich gearbeitet habe, all das, worauf wir uns in unserem Leben so viel einbilden – das spielt keine Rolle mehr.
„Ich war immer bei dir, ich war so fromm, ich habe so viel Gutes getan.“ So denken die Tagelöhner, die Knechte auf dem Hof. Sie sagen: „Der alte Mann hat einen Stichen, das ist ein Spleen, er schaut immer nach dem Verlorenen.“ So kann man es in der Bibel nennen: Gott sucht verlorene Menschen. Nur verlorene Menschen erkennen ihn und verstehen, was Vaterliebe Gottes bedeutet. Diese Menschen suchen sein Herz und hängen an seinem Wort.
Du kannst die Bibel an jeder Stelle aufschlagen, überall findest du diese grenzenlose Liebe: „Mit ewiger Liebe habe ich dich gesucht, wann kommst du denn endlich heim?“ Es gibt keine Not in deinem Leben, die er nicht heilen kann. Du selbst kannst sie nicht heilen, aber er kann es. Und er will dir seinen ganzen Frieden und seine Liebe schenken.
Beispiel eines Lebensabsturzes und Gottes Trost
Das ist so gewaltig groß, dass es sogar durch die Presse ging. Einer der größten Schiffseigner einer Firma, die über 20 Milliarden Jahresumsatz erzielt, Thomas Mittelhoff, stand plötzlich vor Gericht. Topunternehmer wissen, dass Untreue und Steuervergehen eine Gefahr sind, in die man schnell geraten kann.
Er, der mit dem Privatflugzeug unterwegs war, stand vor Gericht. Am Ende des Prozesses wurde er sofort im Gerichtssaal verhaftet. Er durfte sich nicht einmal von seiner Familie verabschieden. In einem Nebenraum wurde er entkleidet, um sicherzustellen, dass er nichts in seinen Taschen versteckt hatte. Danach wurde er als Schwerverbrecher, einer der größten Topunternehmer, ins Gefängnis gebracht.
Dort landete er in einer Zelle, in der alle 15 Minuten das Licht angeknipst wird, damit er sich nicht erhängen kann. Diese Behandlung machte ihn nervlich völlig fertig. Er hatte alles verloren: seinen Ruf, seinen Namen und seinen Besitz.
Dann wurde ihm die Bibel plötzlich zu einem großen Lichtblick. Er sagt: „Ich kann Gott danken, was in meinem Leben geschehen ist. Ich habe ihn gefunden.“ Er spricht darüber, dass das das Größte im Leben ist, wofür man alles hergeben kann, wenn man die Liebe des himmlischen Vaters findet, die Jesus uns zeigt.
„Du bist geliebt. Er will dich erlösen. Er will dir die Erfüllung deines Lebens geben. Es gibt keinen Ruhm, keine Ehre größer als das: Ich bin ein Kind des himmlischen Vaters, und er ist mein Herr. Ich gehöre ihm im Leben und im Sterben, und er schenkt mir seine Ewigkeit.“
Das ist sein ganzes Suchen: „Wann lässt du dich denn endlich finden? Ich will dich haben“, sagt der himmlische Vater. Er sucht die verlorenen Söhne.
Hast du es begriffen? Heute, jetzt: Danke, dass ich heimkehren darf und dein Kind sein darf. Amen.
Gebet und Bitte um Führung und Segen
Ich möchte noch mit Ihnen beten.
Danke, Herr Jesus, dass du der Heiland bist, da niemand hinausstößt, der zu dir kommt. Herr, verzeih uns, dass wir uns immer wieder von unseren Augen und von den Menschen um uns herum blenden ließen. Dass wir anderes gesucht haben als dich.
Wir danken dir, dass du uns Menschen auch ins Leben gestellt hast, auch hier in der Gemeinde, die bezeugen können, dass sie aus ganz großer Not gekommen sind. Dass ihr Ich und das Selbstvertrauen zerbrochen sind und dass sie nichts mehr von der Selbstverwirklichung halten, sondern dich brauchen.
Wir danken dir, dass du die Schuld bezahlt hast. Alles Alte hast du getragen durch deinen Tod am Kreuz. Dein Blut macht mich rein von aller Sünde, und ich brauche das bis zu meinem Lebensende.
Ich möchte dir gehören, damit du in meinem Leben wirken kannst. Du musst in meinem Innersten der Herr sein und in mir wirken. Wir wollen unser Herz öffnen, damit du einziehen kannst bei uns.
Ich möchte dich bitten, dass wir noch vielen Menschen einfach erzählen können, wie groß du bist, wie groß deine Liebe ist, dein Erbarmen. Dass du niemand hinausstößt und niemanden enttäuschst, sondern dass du volle Befriedigung im Leben gibst.
Herr, in dieser Stadt sind so viele Menschen. Wir sind gespannt, mit wem wir das morgen und übermorgen bereden dürfen. Wir können niemanden zum Glauben führen, aber wir können anderen nur erzählen, was du uns geschenkt hast.
Wir bitten dich, dass du Menschen die Augen öffnest, aber auch uns immer bewahrst vor Hochmut und Stolz. Segne du diese Gemeinde, auch in dieser Stadt, damit noch viele zu dir zum Leben finden.
Amen.