Da möchte ich Sie an diesem Morgen herzlich begrüßen. Wenn wir so etwas erleben, die Herrlichkeit eines richtigen Sommermorgens, dann lacht unser Herz. Ich denke, Ihnen geht es genauso.
Doch heute Morgen wollen wir noch mehr entdecken. Wir wollen hören und verstehen, was uns unser Gott sagen will.
Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?
Um der Lebendigkeit willen wollen wir den Gottesdienst heute einmal etwas umstellen. Deshalb wird jetzt zuerst der Chor singen und uns mit hineinnehmen.
Lobpreis und Gebet zu Beginn des Gottesdienstes
Dir, o großer Gott, wir versammeln uns zu dir. O großer Gott, nur zu dir soll dein Volk sich sammeln, denn du bist gut. Wir versammeln uns zu dir, o großer Gott.
Wir singen ihn einmal vor. Nun wollen wir auch den Lobpreis singen, um Gott zu ehren, mit dem Lied 181. Wir singen die Verse 1, 3 und 4, 181.
Wir wollen beten: Du ewiger Gott, unser König, wir danken dir am Morgen für die schöne Sommerwelt, die wir sehen. Denn darin können wir deine große Macht erahnen.
Das ist heute Morgen unsere größte Freude: dass du diese Welt doch in deinen Händen hast, auch mit ihrer ganzen wirren Geschichte. Niemand kann etwas gegen deine Heilspläne tun.
Lieber Herr, es bekümmert uns, dass wir oft so wenig fröhliche Lieder singen, dir so wenig glauben und so wenig Vertrauen haben, weil uns Nöte belasten – auch heute Morgen.
Da wollen wir wissen, dass du uns gerade durch die Tiefen hindurchführst und uns dort neue Erkenntnisse deiner Liebe, deiner Freundlichkeit und deiner Wunder schenkst.
Gib doch, dass es jeder von uns auch heute in diesem Gottesdienst wieder neu entdeckt. Dass wir im Glauben gestärkt werden und neu in deine Nachfolge hineingeführt werden.
Dass wir nicht unser Leben selbst leben in eigener Regie, sondern dir folgen und dir ganz gehören – mit Leib und Seele und allem, was wir sind.
So wollen wir dir jetzt auch all das persönlich in der Stille sagen, was uns direkt betrifft.
Du, Herr, bist nahe allen, die dich anrufen, allen, die dich mit Ernst anrufen. Amen.
Gemeinschaft und Glaubenszeugnisse in der Gemeinde
Schön, wenn wir den Gottesdienst so miteinander gestalten und dabei zum Ausdruck kommt, dass der Chor für Sie singt. So können Sie das Gesungene mitnehmen und als eine Aussage des Glaubens verstehen.
Ich finde es immer schön, wenn auch im Gottesdienst die Stimme der Gemeinde richtig mit einbezogen wird. Neulich hatten wir bereits die Gelegenheit, dass jemand hier von seinen Erfahrungen im Glauben erzählt hat.
Wir freuen uns, dass heute Frau Däubler etwas berichten wird. Ich möchte Sie ebenfalls bitten, die Dinge, die Sie durch Gott erleben, miteinander zu teilen. Das ist ermutigend und stärkend, denn wir haben einen lebendigen Gott.
Zeugnis eines Glaubensweges im Leid
Im Krankenhaus lernte mein Mann einen krebskranken Patienten kennen, der ganz verzweifelt war. Vor seiner Krankheit hatte er Freude am Leben und war in seinen Freundeskreisen sehr beliebt. Obwohl er einiges vom christlichen Glauben wusste, hatte er sich nie ernsthaft damit befasst. Die Kirche war ihm seit seiner Konfirmation fremd geworden.
Vor einem Jahr musste er sein Geschäft aufgeben. Nun war er mit 54 Jahren ohne Hoffnung. Mein Mann gab ihm ein missionarisches Heft zum Lesen und traf sich jeden Abend mit ihm. Nachdem ich den Kranken kennenlernte, wurde er unheilbar entlassen. Wir blieben in Verbindung.
Als ich ihn das erste Mal zuhause besuchte, stellte er mehrere Fragen zum Alten Testament. Er war an diesem Abend aufnahmefähig. So konnte ich ihm noch die Botschaft von Jesu Tod und Auferstehung sowie von der Zukunftshoffnung der Menschen, deren Leben Jesus Christus regiert, vermitteln. Das interessierte ihn, und er begann, die Bibel zu lesen.
Obwohl er nichts mehr essen konnte, da sein Verdauungstrakt völlig blockiert war, verschlang er förmlich Bücher, die er geschenkt bekam, zum Beispiel „Das Schönste kommt noch“ von Rienecker. Predigtkassetten hörte er ebenfalls und ließ sie ihren Nachbarn weitergeben. Es ist unbeschreiblich, wie er sich von allem Irdischen lösen konnte.
Obwohl seine Kräfte mehr und mehr abnahmen, bezeugte er allen, die ihn besuchten, dass Jesus Christus sein Leben umgestaltet hatte. Dabei war es ihm wichtig, dies auch denen zu sagen, die Jesus Christus nicht kannten beziehungsweise nicht kennen wollten. Wir redeten offen miteinander, und so sagte er einmal: „Ich habe diese Krankheit bekommen, damit ich zum Glauben fand. Ein Leben ohne Jesus kann ich mir nicht mehr vorstellen. Er wird mich durch den Tod hindurchbringen.“
Er freute sich über jeden, mit dem er Glaubensgemeinschaft haben konnte. Inzwischen sprachen keine Schmerzmittel mehr an. Er hatte furchtbare Krämpfe und bekam schließlich Morphiumspritzen in immer kürzeren Abständen. Er wusste, dass viele für ihn beteten, und war getrost, ja zuversichtlich.
In einem kleinen Kreis feierten wir mit Herrn Pfarrer Schiffbuch das Abendmahl. Dem Kranken war es eine Stärkung. Sein Zustand verschlimmerte sich, und er konnte das Bett nicht mehr verlassen. Bis zu diesem Zeitpunkt sagte er vielen die frohe Botschaft weiter. Etliche waren so erstaunt, dass sie nichts erwidern konnten, wenn er mit strahlenden Augen von der Ewigkeit sprach. Er wollte gerne dort sein.
Dann war er so schwach, dass er kaum die Augen öffnen konnte. Wenn er von seinem Herrn hörte, der selbst durch die tiefsten Tiefen gegangen ist, erhellte sich sein Gesicht. Kurze Zeit später ist er im Frieden Gottes heimgegangen.
Trost und Ermutigung aus der Schrift
Mit der Erlösung, die für diesen Tag bestimmt war, möchte ich schließen. Denn die Betrübnis, wie sie Gott will, bewirkt eine Buße zum Heil, die niemand bereuen muss.
Wir sind so reich an unseren Liedern. Eine besondere Schatztruhe ist unser Gesangbuch. Wir wollen ein Lied von August Hermann Francke singen, dem Waisenhausvater von Halle und Wegbereiter des Pietismus. Das Lied ist auf den Tod der Frau eines Freundes gedichtet. Wir singen die Verse drei, vier und fünf.
Schlagen Sie in Ihren Bibeln bitte Jesaja 42,16 auf. Wir hatten neulich eine ganze Reihenpredigt über Kernworte aus diesem Teil des Jesajabuches. Für den heutigen Gottesdienst habe ich jedoch noch einen Vers ausgewählt, den wir damals übergangen haben. So wird es Ihnen manchmal gehen, dass Worte der Bibel zu Ihnen sprechen – in konkrete Situationen hinein.
Jesaja 42,16: „Aber die Blinden will ich auf dem Wege leiten, den sie nicht wissen. Ich will sie führen auf den Steigen, die sie nicht kennen. Ich will die Finsternis vor ihnen her zum Licht machen und das Höckrige zur Ebene. Das alles will ich tun und nicht davon lassen.“
Lieber Herr, segne jetzt dieses Wort an uns allen. Amen!
Erinnerung an die Geschichte und Glaubenszeugnisse in schweren Zeiten
In diesen Tagen wird vielfach darüber gesprochen, und die Erinnerungen erwachen wieder – an die Kriegstage, an das Hitlerattentat, an die Invasion. Dabei habe ich gedacht, es ist Zeit, dass wir als Gemeinde heute einen Augenblick innehalten.
Es ist fast vierzig Jahre her. Am kommenden Dienstag, in der Nacht zum 25. Juli, traf dort unten an der Ecke eine große Sprengbombe unsere kleine, alte Ludwig-Hofacker-Kirche. In jenem verheerenden Nachtangriff, bei dem damals die ganze Stuttgarter Innenstadt zum Opfer fiel – warum sollte man nicht einmal wieder davon reden?
Das alte Schloss brannte nieder, ebenso das neue Schloss, das Rathaus, die Stiftskirche und die Leonhardskirche. Kulturgüter, die nie mehr ersetzt werden können, und für Menschen unersetzliche Erinnerungen an das, was lieb und wert war. Und dann war in einem Nu alles Staub und Asche.
Doch wie unsere Gemeinde diese Zeit damals erlebt hat, das soll in Erinnerung bleiben, weil es ein Glaubenszeugnis ist. Darum wollen wir immer wieder davon sprechen.
Unsere junge Gemeinde, die dieses Kirchlein keine zehn Jahre besessen hatte, bis es zerstört wurde, hatte sich damals gerade von der Nachbargemeinde losgetrennt. Der gesamte Kirchengemeinderat schloss sich einmütig der Bekennenden Kirche an, um seinem treuen Bekenntnis zur Bibel Ausdruck zu verleihen und dem Einfluss der Ideologie zu widerstehen.
Spontan erklärten sich 250 Gemeindeglieder namentlich zur Bekennenden Kirche und trafen sich, obwohl die Versammlungen manchmal so gestört wurden, dass sie aufgelöst werden mussten. Hier an diesem Platz konnten Jugendstunden nicht mehr abgehalten werden, und der Konfirmandenunterricht wurde aufgelöst.
Selbst als in einer Nachbarkirche ein nazitreuer Pfarrer durch seine Rednergabe die Stuttgarter faszinierte, blieben viele dieser Gemeinde dem Wort von Jesus Christus treu – dem einzigen Heil im Leben und im Sterben.
Gottes Führung in dunklen Zeiten
Und dennoch ist es passiert, und dennoch hat Gott diese Gemeinde in diese Tiefe hinuntergeführt. Warum hat er denn nicht das Kirchlein bewahrt? Warum hat er nicht für die Treue des Bekennens seine Hand darüber gehalten?
Ich möchte an diesem Wort ein paar Grundlinien des Glaubens aufzeigen. Zuerst: Wir werden blind geführt. Das wollen wir all denen sagen, die damals noch nicht lebten, dass dies nur ein Beispiel ist für viele andere Lebensführungen Gottes. Niemand konnte vorher ahnen, durch welche grausamen Tiefen man noch hindurchgehen muss.
Es hätte sicher auch niemand ertragen können. Und heute, wenn man die Bilder sieht, kann man nicht mehr verstehen, was über die Menschen kam und wie hilflos man da stand, wenn diese Bombenlast abgeworfen wurde und man das Heulen der Luftminen hörte.
„Ich will die Blinden führen auf Wegen, die sie nicht kennen. Ich will sie leiten auf den Wegen, die sie nicht wissen.“ Haben Sie schon einmal Kindern zugesehen, wenn sie blind spielen? Wenn man nur blind spielt, ist das ja noch nicht schlimm. Da sagt der eine zum anderen: „Führ du mich mal, ich mache mir jetzt die Augen zu.“ Nach ein paar Schritten wird das Kind ganz unsicher, weil man ja nie weiß, ob der andere Schabernack mit einem treibt oder ob er einen gerade in den Graben führt.
Dann fragt es: „Wo führst du mich denn hin?“ Der Kopf lehnt sich zurück, und die Schritte werden langsam, weil man unsicher wird: Wo geht jetzt der Weg hin? Das ist ja noch leicht beim Spiel. Da kann man die Augen aufreißen und schauen, ob man nicht plötzlich direkt vor einem Hindernis steht.
Man kann seine Lebensführung nie vollständig durchschauen. Ich habe gedacht, vielleicht sind heute Morgen einige da, für die ich das sagen möchte, die darunter leiden, dass sie nicht wissen, was morgen und übermorgen kommt.
Das ist ein Urtyp der Führung Gottes: dass wir blind sind und nichts durchschauen können. Dann gilt dieses Versprechen: „Ich will dich auf dem Wege leiten, den du nicht kennst.“ Wenn in diesen Tagen so viel von der Vergangenheit gesprochen wird, wollen wir jungen Menschen sagen: Es kann sein, dass ihr noch durch ganz andere Tiefen gehen müsst. Aber ihr könnt erleben, dass Gott euch dann führt – ganz deutlich, ganz klar, Schritt für Schritt.
Die Blinden entwickeln eine erstaunliche Fähigkeit, ihre anderen Sinne umso mehr zu schärfen. Wenn man sie mit dem Stock über die Straßen gehen sieht, spüren sie sofort die Erhöhung des Gehweges, ein Hindernis, eine Straßenlaterne oder ein Schild, das dort steht.
Vertrauen auf Gottes Führung durch Finsternis
Ich war so froh, denn es war nicht abgesprochen, dass der Chor dieses Lied von Gerhard Schnitter singt – auch wenn uns Gott durch finstere Tiefen führt. Dass wir dann so mit ihm, dem Weinstock, verbunden sind, kann ich nicht erst im Augenblick der Not machen. Das muss ich vorher festigen, damit ich das Gefühl entwickle und spüre: Wo will mich Gott jetzt haben? Was ist sein Weg, und wo will er mich hindurchführen durch diese großen Nöte?
Wir leben heute in einer so wunderbaren Zeit. An diesem herrlichen Sommertag hätte man andere Themen für die Predigt wählen können. Es mag richtig sein, dass wir diesen Gedenktag der 40 Jahre der Zerstörung unseres Kirchleins als Erinnerung an die grausamen Bombennächte nehmen. Heute plant man für sein Leben 20, 30, 40 Jahre, und junge Leute sind ganz unglücklich, wenn sie nicht wenigstens ihre ganze Lebensstrecke bis zum Ruhestand durchplanen können.
Ja, wie soll das denn gehen? Ich weiß das noch nicht sicher, das ist schwer. Ich meine das wirklich: Wenn man nicht weiß, wo man seine Aufgaben bekommt, wo man benötigt wird, wo man einmal einen Arbeitsplatz haben wird.
Ich will die Blinden auf dem Wege leiten, dem Weg, den sie nicht wissen. Ich will sie führen auf den Steigen, die sie nicht kennen. Da sind dort oben im Gebirge jene ganz schmalen Pfade, wo man abstürzen kann, wo man weiß: Jetzt ein falscher Tritt, und dann bin ich in der Tiefe. „Ich will Sie führen“, sagt Gott.
Und dann möchte ich Sie noch darauf hinweisen, dass es heißt, es geht mitten durch die Finsternisse. Paul Humburg war ja der Präses der Bekennenden Kirche, ein mutiger Mann. Er hat einmal in dieser schweren Zeit der damaligen Not des Kirchenkampfes an die Kalender erinnert. Damals stand vorne in dem Kalender eine Übersicht über die Sonnen- und Mondfinsternisse, und das war überschrieben mit „Die Finsternisse des Jahres“.
Und dann hat Humburg gesagt: Jedes neue Jahr hat seine Finsternisse – nicht Sonnen- und Mondfinsternisse, sondern Dunkelheiten, durch die Gläubige hindurch müssen. Aber sie sind im Kalender Gottes beschränkt und haben ihre Grenze und ihr Ende. Und Gott weiß, wie lange es ist.
Ich will damit die Finsternisse, die jetzt viele von uns durch Leiden erleben, nicht verharmlosen. Das haben Sie beim Bibellesen auch schon gemerkt: Gott weiß, was Dunkelheit ist. Und weil Jesus in diese tiefsten Tiefen selbst in seinem Leiden hinabgestiegen ist.
Ich könnte auch so formulieren: Ich denke nicht, dass ein bewährter Christ jemals war, der noch nie in seinem Glauben am Zerbrechen war oder am Verzweifeln. So sind die Führungen Gottes in der Finsternis – in der Finsternis, wo man nichts mehr sieht, wo man gar nichts mehr weiß.
Es war ja damals auch furchtbar, was den Einzelnen betroffen hat. Erzählen Sie es Ihren Kindern und Kindeskindern, auch wenn die manchmal sagen: „Ich will das nicht mehr hören, die alten Geschichten.“ Erzählen Sie, was Sie entdeckt haben an Erfahrungen Gottes.
Zeugnisse aus der Gemeindegeschichte und Ermutigung
Darum möchte ich auch die alte Geschichte weiter erzählen – von dem ersten Pfarrer, der hier in der Gemeinde war und von Bialystok zurückgekehrt ist. Sein Sohn war im Lazarett gestorben. Er konnte ihn noch für einen kurzen Augenblick sehen. Es waren schwere Zeiten, und wenige Tage später wurde er aus dem zerstörten Pfarrhaus herausgezogen, verschüttet unter Trümmern.
Was es bedeutet, wenn schwere Steine über einem liegen und man nicht weiß, ob man gefunden und noch einmal herausgezogen wird – das sind Lebenserfahrungen unseres zwanzigsten Jahrhunderts, keine Märchen aus vergangenen Zeiten.
Der letzte Gottesdienst in unserer Kirche war ein Gedenkgottesdienst mit dem Thema: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ Dieses Thema ist das christliche Wissen in den Finsternissen unseres Lebens. Diese Finsternisse sind eingerahmt von schweren Geschehnissen. Damals hat der Chor zum Schluss das Gloria gesungen, als eine Erinnerung daran.
Auch bei mir ist das in Erinnerung geblieben. Mich hat man nachts als sechsjährigen Jungen geweckt, als wir auf der Schwäbischen Alb evakuiert waren, um den Lichterschein in Stuttgart zu sehen. Damals leuchtete das brennende Stuttgart über vierzig Kilometer weit hinaus in den Nachthimmel.
Das sind Dinge, die wir bewahren müssen.
Und was war dann das Reden Gottes? Wenn die Tante einen Zettel aufbewahrte, von meinem Vetter, der bei Smolensk gefallen war. Er war blutig, und darauf grüßte er meine Eltern. Er schrieb, dass er zuversichtlich stirbt und dass die Finsternisse zu Licht werden.
Das ist es, was wir bewahren müssen und was Erfahrungen sind.
Abschiedsbriefe und Hoffnung in schweren Zeiten
Es gibt ein Buch, das mir zu den wertvollsten und liebsten gehört. Es ist nach dem Krieg von jungen Menschen im Alter von 18 bis 20 Jahren erschienen. Unsere jungen Leute heute mögen sich mit denen vergleichen, die damals in diese Tiefen hineingeführt wurden, ohne dass sie herauskamen – gefallen in Gottes Hand.
Die Briefe, auch die Abschiedsbriefe solcher junger Menschen aus der ganzen Not, hört man heute im Fernsehen nicht, und man liest sie nicht in den Zeitungen. Darum soll hier im Gottesdienst davon gesprochen werden.
Wenn einer aus Thüngenthal bei Schwäbisch Hall heimgeschrieben hat – es war der Pfarrer dort, der dann gefallen ist – so sagt er: „Ich habe hier in meinem Glaubensleben solche klaren Höhen erklimmen dürfen wie vorher nie. Ich habe meinen Heiland sehen und erleben dürfen. Ja, ich weiß von Stunden, da er mir ganz nahe war, so dass ich ihn bei mir haben musste wie einen Lebendigen.“
Und dann in einem Abschiedsbrief, den die Soldaten ja immer für den Fall ihres Todes geschrieben haben, steht: „An die Gemeinde: Wenn diese Zeilen zu euch kommen, dann wisst ihr, dass Gott mich zu sich gerufen hat aus eurer Mitte heraus, denn ich habe mich bei allem Getrenntsein nie anders gewusst als einen der euren. Ein kurzer froher Gruß mag mein Letztes sein, was ich euch geben kann. Ich bin meine Straße fröhlich gegangen, mitten durch alle Schrecknisse des Krieges hindurch, und bin reich geworden in all der Armut des stillen Heimwehs.
Mein Letztes an euch kann nichts anderes sein als ein fröhliches Lobsingen, wie ein helles jubilierendes Osterlied. Ich habe seine Herrlichkeit gesehen. Christus ist mir gewesen wie ein Fels, wie ein Bruder, und gerade in den schwersten Stunden war er mir so nahe, dass mir keine Welt und kein Tod eine Erschütterung sein konnte.
Wenn ich scheiden muss von euch und von den Meinen, wenn ich nimmer heimkehren darf, dann weiß ich das eine so ganz gewiss: Ich darf in die Heimat, ich darf zu meinem Heiland.“
Gottes Licht in der Finsternis und Zuversicht
Wenn wir das jetzt in unsere Finsternisse hinein umsetzen können, die bei manchen heute vielleicht gar nicht harmloser sind – das, was sie bekümmert und belastet –, dann will ich die Finsternis vor euch her zum Licht machen. Das ist mein letzter Gedanke, den ich Ihnen sagen möchte.
Wir können die Wege Gottes gehen. Dabei sollen Sie nicht meinen, dass die Finsternis etwas von ihrem Schrecken verlieren würde. Jede Krankheit, die wir durchleiden müssen, jedes Schwere, das uns Menschen zufügen, bleibt so unheimlich hart, gemein und böse, wie wir es empfinden.
Doch vor uns her wird er die Finsternis zum Licht machen. Plötzlich, wenn wir mitten drinstehen, wird es auf einmal hell. Nicht, dass alles hell wird, aber gerade so viel, wie für jeden Tag nötig ist. So wie jenes Kind, das den Arzt fragte: „Wie lange muss ich noch liegen, Herr Doktor?“ Er antwortete: „Immer nur einen Tag auf einmal.“ Nimm es jedes Mal aus der Hand Gottes, und dann wird es Schritt für Schritt hell.
Die „Höckrichte“ – das sind diese großen Hindernisse, über die man nicht hinwegkommt. Die, die schon ein wenig beim Atmen spüren oder auf dem Herzen haben, wissen, wie schwer das ist, wenn man einen steilen Berg hinauf muss und denkt: „Den schaffe ich nicht.“ Und dann macht Gott auf einmal den großen Berg, den wir nie erklimmen könnten, zu einem ebenen Weg. Und dann kann ich ihn gehen.
Das sind Erfahrungen, die er mir heute zeigt. Als damals 1949 der Grundstein von Prälat Hardenstein für diese Kirche gelegt wurde, war das ein Zeichen für jenen Pioniergeist des Aufbruchs. In seiner Ansprache setzte er sich mit Kritikern auseinander, die fragten, warum jetzt eine Kirche gebaut werde. Er zitierte einen schönen Reim:
„Wir wollen keinen Dombau, wir wollen Wohnbau.
So unnötig jetzt Kirchen bauen, wir wollen keinen Dombau.
Wir haben die schlichteste Kirche von Stuttgart.“
Wir wollen allen Menschen sagen, dass ihre schicken Bungalows und Villen, die sie in der Zwischenzeit gebaut haben, leer sind, wenn sie die Erfahrung nicht darin haben. Der Herr, der die Finsternisse vor mir her zum Licht macht, hat uns herausgeführt, sodass wir nicht verstehen, was mit uns geschehen ist – wie die Träumenden aus wirtschaftlicher Not, aus Obdachlosigkeit und Arbeitslosigkeit, wie sie damals nach dem Zusammenbruch geherrscht hat.
Die Güte des Herrn ist, dass wir nicht verloren sind. Das wollen wir denen sagen, die es nicht erlebt haben. Sie ist ein unverdientes Wunder Gottes. Seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sie ist jeden Morgen neu.
Suche nach Sinn und Gottes Verheißungen
Und in einer Zeit, in der uns selbst Wohlstand und Reichtum fraglich werden, angesichts der Nöte und Probleme, die uns beängstigen, wollen wir wieder suchen und fragen: Was ist denn meines Lebens Sinn?
Der Herr, der vorangeht und meine Finsternis in Licht verwandelt, der mir Verheißungen gibt, die er einlöst und bestätigt, die ich annehmen kann und die mir gelten – um dich wird es hell sein. Du kannst dein Leben in der Gegenwart Gottes sehen, der dich ruft. Sein Tun ist lauter Segen, sein Gang ist lauter Licht.
Damals, am 25. Juli 1944, waren auch unsere Gemeinden näher bei Gott als heute, obwohl es ihnen furchtbar ging. Wenn wir doch das Reden Gottes verstehen und begreifen, erkennen wir, dass die Gnade des Herrn darin besteht, dass wir nicht gar aus sind, dass er uns heute diesen Tag schenkt und dass er für uns etwas ausrichten kann, das wichtig und wertvoll wird.
Amen!
Gemeinsames Singen und Gebet
Und singen wir das Lied „Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl“ (562). Wir singen es jedoch nicht nach der hier eingedruckten Melodie, sondern nach der bekannten Melodie 562.
Wir wollen beten: Du treuer und freundlicher Herr, wir danken dir, dass du es hell machst, auch dort, wo Finsternis in unseren Herzen herrscht. Mit dir können wir fröhlich unsere Wege gehen, weil wir wissen, dass du uns an der Hand nimmst und uns hindurchführst. Wir können nur staunen, wie du deine Verheißungen einlöst und wie wir dich ganz neu in deiner Größe erleben.
Wir möchten dich bitten, dass wir das jetzt umsetzen können, auch dort, wo wir von Angst erfüllt und voller Sorgen sind. Gib uns dann auch das fröhliche Wort auf die Lippen, damit wir es unter so vielen zagenden, traurigen und schimpfenden Menschen um uns herum als deine fröhlichen Zeugen weiter sagen können. Lass uns nicht wehmütig zurückblicken, sondern deine Wunder rühmen und preisen.
Wir wollen dir auch danken, dass du uns den Frieden geschenkt hast, den wir mit unseren Gaben gar nicht erhalten können. Dass du uns den Wohlstand geschenkt hast und unser Leben hindurchgeführt hast, auch durch so viel Not. Dass du die Älteren durch diese Schreckenstage hindurchgebracht hast.
Nun lass du unser Kirchlein zum Segen sein, das du uns neu gegeben hast, in unserer Stadt als eine Stätte, wo dein Evangelium verkündigt wird. Wo Menschen dich finden und ihr Heil für Zeit und Ewigkeit finden.
Segne alle Veranstaltungen, die hier stattfinden, alle Gruppen und alle, die sich treffen. Wir bitten dich auch für die Menschen, die uns hier in der Parochie zugeteilt sind und die oft kaum Verbindung zu deinem Volk haben. Gib uns Geschick, dass wir sie erreichen und ihnen von dir weitersagen können.
Lieber Herr, wir wollen dich heute auch bitten für alle, mit denen wir im Missionsdienst verbunden sind, unsere Missionskandidaten. Wir bitten dich auch für Familie Den Hartog, dass du in der Krankheit weiterhilfst und den Weg in deinen Dienst ebnest. Wir bitten dich um deine Klärung und um deine Führung.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Abschlusslied und Gemeindemitteilungen
Nun wollen wir diesen Vers auch noch singen, der damals noch im alten Kirchlein erklungen ist: gloria und hindurchblicken.
Die Ewigkeit ist gar nicht mehr so weit von uns entfernt. Für den einen ist sie näher, für den anderen noch ein bisschen weiter weg. Doch der Durchblick zur Vollendung in der Ewigkeit soll uns wichtig und wegweisend sein.
Wir freuen uns, dass unsere kenianischen Bauarbeiter wieder zurück sind. Unser Matthias Kümmel ist zurück, und Ludwig Grin ist, glaube ich, auch noch irgendwo wohlbehalten zurückgekehrt. Doktor Schaack ist ebenfalls ein Zeichen der Genesung. Aber Grüße habt ihr auch!
Den Notizenzettel brauchen Sie jetzt. Wenn er an Ihrem Platz lag, ist das gut, sonst müssen Sie ihn dringend mitnehmen. Über die Ferien haben wir einiges ein wenig verändert. Außerdem haben wir die Namen unserer Missionskandidaten aufgeschrieben und das, was uns wichtig ist.
Frau Degger kann am nächsten Mal die Aussendung ihrer Tochter übernehmen. Am nächsten Sonntag freuen wir uns darauf, dass sie als Wycklif-Bibelübersetzerin auf die Molukken ausreist. Es ist schön, dass das in unserer Gemeinde geschehen kann.
Am nächsten Sonntag haben wir keinen zweiten Gottesdienst mehr.
Heute Mittag findet wieder ein missionarischer Einsatz im Park statt. Der Jugendchor geht heute mit und schleift das Klavier darunter. Das wird schön am Bahnhof. Wir freuen uns, wenn Sie das machen können und heute Mittag nichts anderes Wichtiges vorhaben. Kommen Sie gerne dazu, denn das stärkt und schafft eine besondere Atmosphäre.
Der Einsatz ist um fünfzehn Uhr, genauer gesagt um siebzehn Uhr, dort beim Bahnhofsturm mit den mittleren Anlagen, wenn man in die Anlagen hineinkommt.
Am nächsten Sonntag gibt es ebenfalls einen missionarischen Einsatz. Dort wird der Missionar Bieske, der in Hamburg Langstraßenmissionen auf St. Pauli gemacht hat, die Ansprachen übernehmen. Darauf freuen wir uns sehr. Für diesen Einsatz brauchen wir viele Sänger.
Aber heute wäre es gut, wenn Sie einfach mit dabei wären, auch wegen der Gespräche. Es sind immer viele suchende Menschen da, die Interesse haben und auf die man zugehen soll.
Wir haben kurzfristig in unserem Gemeindebezirk eine Fünfzimmerwohnung frei, wahrscheinlich schon im August oder Anfang September. Uns liegt es immer wieder daran, auch Fragen von Familien zu beantworten, ob sie hierher ziehen können. Wer Interesse hat, soll sich an mich wenden.
Heute Abend kommt die Sendung von Frau Kammerch im Evangeliumsrundfunk, deren Weg wir über Jahre hinweg begleitet haben. Vielleicht machen Sie auch Menschen in Ihrer Nachbarschaft darauf aufmerksam. Es ist gar nicht so schwer, sie zu finden. Die Mittelwellen-Sendung bekommt man, wenn man ein einigermaßen vernünftiges Radio hat. Selbst das kleinste schafft es oft gut rein bei Monte Carlo auf 1400 Kilohertz.
Unser Opfer ist heute für den Evangeliumsrundfunk, damit solche Sendungen erklingen können. Wir hoffen immer noch, dass unser Evangeliumsrundfunk eines Tages auch im UKW-Bereich gehört werden kann. Vielleicht schafft Gott noch das Wunder in unseren deutschen Wellensalaten.
Trauer und Segen zum Abschluss
Das Opfer heute
Bestattet wurde in der vergangenen Woche Frau Wiltraud Wurm, siebzig Jahre alt, wohnhaft in Dobbelklinge acht.
Siehe, um Trost war mir sehr bange, doch du hast dich meiner Seele herzlich angenommen, damit sie nicht verdürbe.
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
