Einführung in die Pfingstpredigt und ihre Wirkung
Unser Predigttext steht heute in Apostelgeschichte 2,37-41.
Vorangegangen war die Predigt des Petrus am Pfingsttag. Er verfolgte darin den großen Heilswillen Gottes durch die biblische Geschichte hindurch. Am Ende zeigte er, wie Gott Jesus sendet, der dann ans Kreuz geschlagen wird.
Als die Menschen das hörten, ging es ihnen durchs Herz. Sie sagten zu Petrus und den anderen Aposteln: „Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?“
Petrus antwortete ihnen: „Tut Buße! Und jeder lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden. So werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.“
Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung, auch allen, die fern sind, so viele der Herr unser Gott berufen wird. Noch mit vielen anderen Worten beschwor und ermahnte er sie: „Lasst euch erretten aus diesem verkehrten Geschlecht!“
Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen. An diesem Tag kamen ungefähr dreitausend Menschen hinzu.
Erfahrungen und Herausforderungen in der heutigen Gemeindearbeit
Auf einer unserer Freizeiten ist es wieder passiert – eigentlich kommt das immer wieder vor. Wir saßen am Abend zusammen, viele aus ganz unterschiedlichen Regionen Württembergs oder Deutschlands. Man erzählte etwas von den Gemeinden, aus denen man kommt. Das, was berichtet wurde, war eigentlich bedrückend und beängstigend: Wie die Zahl der Gottesdienstbesucher drastisch sinkt, wie die Jugendarbeit kaum noch als christlich zu erkennen ist, wie die Hausbesuche versäumt werden.
Dann erzählten die Menschen, wie sie es bedrückt, wenn sie im Geschäft mit ihren Kollegen über Christliches oder Kirchliches reden und sofort das Gelächter losgeht. Einer fragte: Glauben Sie, dass das noch lange so gehen kann? Da muss doch der Einfluss der Christen und der Kirche in unserem Land in absehbarer Zeit völlig geschwunden sein.
Es ist ja nicht so, dass wir nur von anderen Gemeinden reden. Wir könnten auch von unserer Gemeinde viel von Enttäuschung, von Müdigkeit erzählen – und vom eigenen Christenleben. Da schläft doch schon viel, da ist keine Kraft mehr drin.
Ich habe an diesem Abend zu diesen Leuten gesagt: Ich bin voll guter Hoffnung. Die blickten mich ungläubig an. Ich bin voll guter Hoffnung, dass neues Leben auch in unsere erstarrten Gemeinden und Kirchen kommt, weil Gott Erweckung schenken will. Erweckung – kennen Sie das Wort überhaupt noch? Früher, als man militärischer sprach, hätte man sagen können, das sei Gottes Wunderwaffe. Heute sagt man vielleicht, das ist Gottes Joker, mit dem Gott auf die Enttäuschung reagiert, die die Christen ihm bereiten.
In jenen Pfingsttagen wird erzählt, wie Gott plötzlich anfängt zu mobilisieren und zu aktivieren. Erweckung – was meint das? Sie denken jetzt vielleicht an einen Langschläfer, den Sie morgen schwach rütteln wollen. Doch bei solch einem Schnarchi ist es noch relativ leicht: Mit einem Becher kalten Wassers haben Sie ihn allemal wieder zum Leben erweckt.
Die Bibel redet von einem Friedhof, auf dem ausgetrocknete Todengebeine liegen. Das ist ein Bild der Gemeinde Gottes, und da blutet uns das Herz. Das waren doch einmal Leute, die einen Anfang mit Jesus gemacht haben. Das waren solche, die für ihn gebrannt haben und ihm dienen wollten. Jetzt liegen sie seit Jahren nur noch da – keine Aktivität geht mehr von ihnen aus.
Auf dem Allianztag in Siegen hat Fritz Hofmann aus Magdeburg viel Mutmachendes aus der DDR erzählt. Aber dann sagte er: Rund um Magdeburg gibt es sonntags viele Kirchen, da wird geläutet, aber es findet kein Gottesdienst statt, weil sich niemand mehr einfindet. Totengebeine.
Doch Gott hat Macht, Todengebeine zum Leben zu erwecken – in der Kraft, wie Jesus von den Toten auferstanden ist. Das ist das große Hoffnungszeichen heute, wo viele bewusste und praktizierende Christen traurig sind über den Zustand, in dem wir alle leben.
Gerade als wir dieses Lied gesungen haben mit dem Vers „Weckt die tote Christenheit aus dem Schlaf der Sicherheit“, tut uns das weh. Wie viele sitzen da, müde, nicken mit dem Kopf, sagen: „Schon recht, schon alles gut“ und lassen sich nicht mehr aufstöbern. Sie ahnen nicht mehr, was Gott tut.
Weckt die tote Christenheit – wie geschieht das? Wir können das an den ersten Christen in Jerusalem studieren. Das Erste, was ich Ihnen zeigen kann, ist: Das Wort Gottes schlägt durch.
Es ist ja oft gefragt worden, wie man heute in der Krise unserer Kirchen neues Leben schaffen kann. Viele Aktivitäten und Mobilisierungsprogramme sind entworfen, viel Geld investiert worden. Was sind da nicht alles für neue Ideen geboren worden! Dass das durch die Zeiten gar nicht viel bewegt hat, ist eigentlich nicht verwunderlich. Denn es geht ja nicht durch Menschenkraft, Witz oder Weisheit, sondern Gott selbst muss diese Erweckung schaffen. Und sie geht immer durch sein Wort. Es wird immer eine Bibelbewegung sein.
Erweckung kann nur dort sein, wo man die Bibel liest. Was Petrus in seiner Ansprache zu den Leuten gesagt hat, ist ja nichts anderes als eine Aneinanderreihung biblischer Aussagen. Das wird der Maßstab sein, an dem wir jede Verkündigung messen müssen.
Ich weiß doch auch, wie es mir darum zu tun ist, ob man attraktive Beispiele wählt und eine Sprache, die die Menschen heute verstehen. Das mag alles wichtig sein, aber für die Erweckung ist es entscheidend, dass eine Predigt und eine Verkündigung, ihr Zeugnis und ihr Wort, das sie weitersagen, biblisch sind.
Dass Petrus die Hand hebt und die Menschen andächtig lauschen, war ja überraschend. Sie hatten sich ja vorher schier halb totgelacht über diese Apostel und das, was sich ereignet hatte. Sie hatten ihre Witze gerissen über das Pfingstereignis. Und da hören sie plötzlich andächtig zu und lauschen. Dieses Wort trifft sie im Herzen. Sie sind überführt in ihrem Gewissen.
Übrigens ist das immer der Punkt, auf den sich die Verkündigung in jeder Form, in der Evangelisation und im Gespräch richtet. Wir werden uns bemühen, den Menschen auch mit ihren intellektuellen Fragen nahezukommen. Aber man kann einen Menschen nur überwinden, indem man ihn im Gewissen trifft.
Wenn Gott das macht, dass sein Wort im Herzen der Menschen brennt, dann beginnt eine Erweckung. Damit sollten wir rechnen, dass das Wort, das da verkündigt wird, eine Wirkung ausüben will – wie ein Pfeil, der sich tief hineinbohrt. Das Wort überwindet und stellt Menschen ihre Schuld vor Augen.
Diese Leute standen damals sehr betroffen da, sehr erschüttert, sehr unsicher. Sie müssen sich vorstellen, dass es sehr wohlhabende und reiche Leute waren. Sie waren damals von allen Erdteilen angereist, als jüdische Bürger aus der Weite des Hellenismus, um am Fest im Tempel teilzunehmen. Diese wohlhabenden Leute sind plötzlich ratlos. Ihr ganzes Denkgebäude fällt zusammen, sie wissen nicht mehr weiter.
Dass solche Dinge heute passieren, ist wahr. Und dass unser Gott Erweckung schenkt, dass es heute in die Tiefe geht, wenn plötzlich Menschen erkennen: Ja, wirklich, an Jesus Christus bin ich schuldig geworden. Ihm habe ich ja mein Leben zugesperrt, ihn habe ich nicht wirken lassen. Ich wollte mein Leben selbst führen und habe das immer geleugnet, wenn er von meiner Schuld sprach. Ich wollte damit selbst fertig werden.
Und dann brennt die Schuld – die schlimmste Schuld –, dass ich mich sperre gegen den großen Heilswillen Gottes, der in meinem Leben retten will.
Was Petrus in seiner Pfingstpredigt gemacht hat, war eigentlich nur, dass er diesen Leuten Jesus groß gemacht hat – das Geheimnis der Erweckung. Erzählen Sie weiter viel von der Größe und Schönheit Jesu, davon, wie er retten kann, wie er Schuld durchstreicht, wie er sich der Elenden und Verzweifelten annimmt. Erzählen Sie es!
Und dann kann Gott schenken, dass das durch die Herzen bohrt. Manche mögen sich spöttisch und lachend abwenden, das macht nichts aus. Immer wieder werden plötzlich manche aufgerüttelt, aufgeschüttelt und wach.
Was sollen wir denn tun? Das Wort Gottes schlägt durch.
Das Zweite: Eine Entscheidung wird wichtig. Das ist in der Tat ein Mangel in unserer evangelischen Kirche seit Jahrhunderten – dass wir keine Entscheidung fordern.
Das einzige Mal, wo wir einen Christen wirklich fragen, ist bei der Trauung. Und da geht es eigentlich nur um den Ehebund, ob man das vor Gott akzeptieren will. Bei den Konfirmanden fragt man auch schon so ein bisschen verdeckt, und das war ja auch so im Chor gebrüllt, nicht gerade ehrliche Antworten.
Bei der Taufe setzt man die Paten hin. Warum haben wir eigentlich Angst, eine Entscheidung zu fordern?
Ich lernte einen jungen Familienvater aus einem Ort in Württemberg kennen, der zum Glauben gekommen war. Er war Sporttrainer in einer Vereinsmannschaft, ein Mann, der richtig von der Welt kam. In einer Zeltevangelisation war er ergriffen. Sie ahnen gar nicht, wie ein Mensch, der von außen kommt, in seinem Leben einen Schnitt machen will. Er will einen Punkt markieren – und zwar öffentlich. Ihr gebt da gar keine Chance in eurer Kirche.
Das wollte ich. Ich wollte vortreten und das sagen, damit ich selbst genötigt bin, einen Einschnitt in meinem Leben zu machen.
Dann wissen wir ja, wie viele Vorbehalte und Bedenken da in unserer Mitte sind. Sie brauchen keine Angst zu haben: Wir führen das hier nicht ein. Aber wir wollen darauf achten, dass Petrus ganz klar von einer Entscheidung spricht: Tut Buße!
Das heißt: Kehr um, bekehr dich, mach in deinem Leben einen tiefen Schnitt. Du musst von der Sünde lassen, du musst brechen mit den bösen Dingen deines Lebens. Du musst in das neue Leben vor Gott in der Gerechtigkeit eintreten – jetzt oder nicht.
Und da fällt die Entscheidung nicht morgen. Ich darf das nicht dauernd vor mir herschieben, sondern jetzt: Tut Buße, bekehr dich, mach einen Schnitt in deinem Leben!
Warum ist eigentlich die Verkündigung und der Ruf zur Bekehrung so verpönt? Steh doch hier! Jesus sprach doch dauernd davon. Ist es nicht ein Trick des Teufels, dass er Erweckung an der Stelle verhindern kann, indem wir den Menschen, die wissen und hören, dass eine Änderung nötig ist, den Schritt nicht möglich machen?
Indem wir ihnen gar nichts sagen: „Jetzt kannst du heraustreten, jetzt kannst du die Gnade Gottes über deinem Leben annehmen, jetzt geschieht das, dass du eine neue Kreatur wirst, wenn du zu Jesus kommst, wenn er die alte Schuld deines Lebens durchstreicht.“
Darum verstehen Sie, wenn wir nachher wieder drüben im Klubzimmer persönliche Aussprache und ein Gespräch anbieten, wo Seelsorge gerne mit Ihnen betet, wo Sie sagen: „Ich möchte einen Schritt tun, ich will aus einer sündigen Sache raus, ich will ein neues Leben mit Jesus beginnen.“
Eine Entscheidung ist Not – um die kommen wir nicht herum. Eine klare, bewusste Entscheidung, mein Ja ist gefordert.
Die Leute damals hätten ja genauso wie wir sagen können: „Wir sind getauft.“ Sie waren ja damals beschnitten, das Bundeszeichen an ihnen vollzogen, sie gingen zur Kirche. Dann muss doch alles in Ordnung sein.
Nein! Wenn ich nicht mit meinem ganzen Leben ihm diene, ist mein Leben verkehrt und falsch. Es braucht mein bewusstes Ja.
Ich werde nicht ins Christentum hineingeboren. Es braucht mein Ja.
Weg mit der toten Christenheit! Entscheidung ist nötig, bewusstes Ja sagen.
Manche sagen: „Das steht doch aber auch von der Taufe. Und das geht ja immer so. Viele attackieren oder fragen und sagen: Du bist ein Verräter an der Sache Jesu. Euch fehlt das Geheimnis der Erwachsenentaufe.“
Nun, ich habe Ihnen nie verhehlt, dass ich an der Praxis der Kindertaufe leide, wie sie sich in unserer Volkskirche darstellt. Viele Leute benutzen sie als Zaubermittel und meinen, damit hätte man ein Kind in einen Schutz hineingestellt. Leute, die gar nichts verstehen von der persönlichen, bewussten Glaubensentscheidung.
Das wollen wir nie verschweigen: Ohne Bekehrung kann ich kein Christ sein. Aber wir wissen auch, dass das Wasser allein es nicht tut. Und ich habe große Bedenken, wenn jemand sich zum zweiten Mal taufen lässt.
Das Gnadenangebot Gottes in ihrem Leben bleibt gültig. Sie können ja Ja dazu sagen, auch zu ihrer Kindertaufe. Aber es kommt darauf an, dass Sie sagen: Ich stelle mein Leben unter die Königsherrschaft Jesu. Und ich will das praktizieren, hineingetaucht sein in den Tod Christi, und das Alte ist hinweggetan.
Genau das will, wenn Sie sich bekehren und sagen: Ich möchte mein altes Leben aufgeben und Gott dienen, Schuld bekennen, aussprechen vor Gott, umkehren, das neue Leben ergreifen.
Denn nicht das Wasser tut es, es ist immer Jesus Christus, der in unserem Leben das Neue wirken will. Und alles kann nur das eine bezeugen und auf dieses eine hinweisen: auf das Wunder der Neugeburt, die Jesus allein schenkt.
Darum möchte ich Sie bitten, dass Sie nicht auf äußere Heilsmittel bauen, sondern auf den Glauben und festes Vertrauen auf ihn – auf Jesus, der für uns starb am Kreuz und der in seiner neuen Auferstehungskraft in unserem Leben wirken will.
Und noch ein Letztes: Wir sprachen zuerst darüber, dass das Wort Gottes schlägt durch, und dann, dass eine Entscheidung wichtig ist, notwendig, wenn wir neues Leben und Erweckung wollen.
Und dann: Wie geht das weiter?
Man erwartet, dass Petrus den Leuten viele Ratschläge gibt. Er müsste ihnen doch Anweisungen zur stillen Zeit geben, wie man richtig betet, wie man ein christliches Leben führt, wie man eine christliche Familie aufbaut. Da müsste Unterweisung, Jüngerschulung kommen.
Das hat es ja in der ersten Christenheit auch gegeben. Die Apostellehre hatte einen wichtigen Platz.
Aber erstaunlich ist, dass bei den Neubekehrten am Pfingsttag gar nicht viel kommt. Mit vielen Worten redet Petrus noch, aber was macht er mit vielen Worten? Er beschwört sie und ermahnt sie, einen klaren Trennungsstrich zu ziehen – zur Gottlosigkeit hin, zur Sünde, zum alten Leben, in dem sie bisher gelaufen sind.
Da beschwört er sie. Das ist ganz wichtig. Petrus rang, dass es eine echte Begehrung wird, dass das nicht bloß eine fromme Begeisterung ist.
Man kann ja im Gottesdienst vielleicht alle dazu bereit sein, ein freudiges Hurra für Jesus zu brüllen. Aber wenn sie nach Hause kommen, wenn sie morgen wieder in ihren Geschäften stehen, und das sind unrechte Praktiken, die sie beenden müssen, das sind Menschen, mit denen sie sich versöhnen müssen – wenn ihr Leben neu werden soll, wenn sie Versöhnung Gottes haben wollen –, dann ist es ja schwer.
Petrus beschwört sie, dass sie sich erretten lassen aus diesem verkehrten Geschlecht, aus diesem Weltlauf heraustreten und ein neues, gottwohlgefälliges Leben beginnen.
So werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.
Interessant bleibt, dass Petrus in dieser Pfingstpredigt den Leuten überhaupt nie erklärt hat, was der Heilige Geist ist. Obwohl viele meinen, es sei heute das Allerwichtigste, über den Heiligen Geist zu reden, hat Petrus es am Pfingsttag nicht getan.
Aber der Heilige Geist hat gewirkt.
Und Gottes Geist will ohne Unterlass wirken. Wir müssen ihn nur fließen lassen, wir müssen mit der Sünde brechen, die Hindernisse wegräumen.
Gott will, er drängt sich auf, er wartet darauf, mit seinem Geist zu wirken.
Und wo der Geist Gottes wirkt, da wird gar nicht vom Heiligen Geist geredet. Achten Sie mal in der Bibel darauf: Der Heilige Geist wird nie zum Thema, wo er wirkt.
Sondern da wird immer Jesus, der Gekreuzigte, das Thema.
Und nichts anderes.
Wo der Heilige Geist wirkt, wird Jesus großstehen. Im Mittelpunkt wird angebetet und gepriesen – dann kann der Heilige Geist wirken.
Das schenkt er, dass Menschen ihn plötzlich erkennen können, verstehen, was im Wort steht, dass sie ihn anbeten und ihr Leben ihm ausliefern.
Und dieser Geist Gottes ist eine Kraft, die unser Leben verändert. Eine Kraft, die plötzlich in verbitterte Herzen Liebe schenkt, die die Kraft zur Versöhnung gibt, die Menschen, die träge und verlottert waren, mobilisiert zum Dienen und zum Hingehen.
Dass plötzlich Leute, die bisher nichts wagten, viele andere mitziehen können, weil der Geist Gottes in die Gemeinschaft mit Jesus Christus hineinführt und seine Kraft in schwachen Menschen lebendig wird.
Und das will Gott heute tun: In einem Feld von toten Gebeinen, in einem Friedhof christlicher Gemeinden und Kirchen neues Leben.
Gott will sie senden als Träger der Erweckung. Er will durch seinen Geist in ihnen wirken.
Und sie sollen Boten der Erweckung sein.
Wissen Sie, dass in unseren Tagen eine Erweckung geschieht – weltweit bewegend, wenn wir die Berichte hören, und auch in unserem Land, auch in unserer Stadt und in unserer Gemeinde?
Wir könnten viel erzählen von dem, was heute geschieht, wo Menschen heraustreten, brechen und das neue Leben empfangen.
Jetzt öffnen Sie sich für diesen Gott, der seine Christenheit noch nicht aufgegeben hat, sondern der neues Leben will: Erweckung! Amen.
Die Kraft Gottes zur Erweckung und ihre Wirkung
Auf dem Allianztag in Siegen hat Fritz Hofmann aus Magdeburg viel Mutmachendes aus der DDR erzählt. Er berichtete, dass es rund um Magdeburg sonntags viele Kirchen gibt, in denen geläutet wird. Doch es findet kein Gottesdienst statt, weil sich niemand mehr einfindet.
Er sprach von Totengebeinen, die Gott Macht verleiht – Totengebeinen, die durch Gottes Kraft zum Leben erweckt werden können, so wie Jesus von den Toten auferstanden ist. Dies sei heute ein großes Hoffnungszeichen. Viele bewusste und praktizierende Christen sind traurig über den Zustand, in dem wir alle leben.
Gerade nachdem dieses Lied gesungen wurde, mit dem Vers „Weckt die tote Christenheit aus dem Schlaf der Sicherheit“, tut es weh zu sehen, wie viele Menschen müde dasitzen, mit dem Kopf nicken und sagen: „Schon recht, schon alles gut.“ Sie lassen sich nicht mehr aufstöbern und ahnen nicht mehr, was Gott tut.
Die Grundlage der Erweckung: Das Wort Gottes
Weckt die tote Christenheit – wie geschieht das? Wir können dies an den ersten Christen in Jerusalem studieren.
Das Erste, was ich Ihnen zeigen kann, ist: Das Wort Gottes schlägt durch. Oft wird gefragt, wie man heute in der Krise unserer Kirchen neues Leben schaffen kann. Viele Aktivitäten und Mobilisierungsprogramme wurden entworfen, und es wurde viel Geld investiert.
Es sind zahlreiche neue Ideen geboren worden. Dass diese durch die Zeiten hindurch nicht viel bewegt haben, ist eigentlich nicht verwunderlich. Denn es geschieht nicht durch Menschenkraft, Witz oder Weisheit, sondern Gott selbst muss diese Erweckung schaffen. Sie geschieht immer durch sein Wort. Es wird immer eine Bibelbewegung sein.
Erweckung kann nur dort sein, wo man die Bibel liest. Was Petrus in seiner Ansprache zu den Leuten gesagt hat, ist nichts anderes als eine Aneinanderreihung biblischer Aussagen. Das wird der Maßstab sein, an dem wir jede Verkündigung messen müssen.
Ich weiß auch, wie wichtig es ist, attraktive Beispiele zu wählen und eine Sprache zu verwenden, die die Menschen heute verstehen. Das mag alles wichtig sein. Aber für die Erweckung ist entscheidend, dass eine Predigt und eine Verkündigung ihr Zeugnis und ihr Wort, das sie weitergeben, biblisch ist.
Dann passiert es.
Die Wirkung des Wortes Gottes auf die Zuhörer
Dass Petrus die Hand hob und die Menschen andächtig lauschten, war überraschend. Noch überraschender war, dass sie überhaupt zuhörten. Zuvor hatten sie sich fast halb totgelacht über diese Apostel und das, was sich ereignet hatte. Sie hatten sich über das Pfingstereignis lustig gemacht.
Doch plötzlich hören sie andächtig zu und lauschen. Das Wort, das sie hören, trifft sie im Herzen. Sie sind in ihrem Gewissen überführt. Übrigens ist das immer der Punkt, auf den sich die Verkündigung in jeder Form, sei es in der Evangelisation oder im Gespräch, richtet.
Wir werden uns bemühen, den Menschen auch mit ihren intellektuellen Fragen nahezukommen. Doch sie können einen Menschen nur überwinden, indem sie ihn im Gewissen treffen. Wenn Gott bewirkt, dass sein Wort im Herzen der Menschen brennt, dann beginnt eine Erweckung.
Damit sollten wir rechnen: Das Wort, das verkündigt wird, will eine Wirkung ausüben, wie ein Pfeil, der sich tief hineinbohrt. Das Wort soll überwinden und den Menschen ihre Schuld vor Augen stellen. Diese Leute standen damals sehr betroffen da, erschüttert und unsicher.
Die Notwendigkeit der persönlichen Entscheidung
Man muss sich sehr wohlhabende und reiche Menschen vorstellen, die damals eine weite Reise aus allen Erdteilen unternahmen. Sie kamen aus der Weite des Hellenismus, um am Fest im Tempel teilzunehmen. Diese wohlhabenden Leute standen plötzlich ratlos da. Ihr ganzes Denkgebäude brach zusammen, und sie wussten nicht mehr weiter.
Dass solche Dinge heute passieren, ist wahr. Unser Gott schenkt Erweckung, und heute geht das oft in die Tiefe. Plötzlich erkennen Menschen: Ja, wirklich, an Jesus Christus bin ich schuldig geworden. Ihm habe ich mein Leben verschlossen und ihn nicht mitwirken lassen. Ich wollte mein Leben selbst führen.
Ich habe immer geleugnet, wenn er von meiner Schuld sprach. Ich wollte selbst damit fertigwerden. Doch dann brennt die Schuld – die schlimmste Schuld –, dass ich mich sperre gegen den großen Heilswillen Gottes, der in meinem Leben retten will.
Was Petrus in seiner Pfingstpredigt getan hat, war im Grunde nur, dass er diesen Leuten Jesus groß gemacht hat. Das ist das Geheimnis der Erweckung. Erzählen Sie weiter viel von der Größe und Schönheit Jesu, davon, wie er retten kann, wie er Schuld durchstreicht und wie er sich der Elenden und Verzweifelten annimmt. Erzählen Sie es!
Dann kann Gott schenken, dass das durch die Herzen bohrt. Manche mögen sich spöttisch und lachend abwenden, das macht nichts. Immer wieder werden plötzlich manche aufgerüttelt, aufgeschüttelt und wach.
Was sollen wir tun? Das Wort Gottes schlägt durch.
Die Bedeutung der Umkehr und bewussten Entscheidung
Das Zweite: Eine Entscheidung wird wichtig.
Das ist in der Tat ein Mangel in unserer evangelischen Kirche seit Jahrhunderten: Wir haben keine klare Entscheidung gefordert. Das einzige Mal, wenn wir einen Christen direkt fragen, ist bei der Trauung. Und dabei geht es eigentlich nur um den Ehebund und die Frage, ob er diesen vor Gott akzeptieren will.
Bei den Konfirmanden wird auch schon ein bisschen gefragt, allerdings eher verdeckt. Das war ja auch im Chor zu hören, aber es ist nicht gerade eine ehrliche Antwort. Bei der Taufe setzt man die Paten ein. Warum haben wir eigentlich Angst davor, eine Entscheidung zu verlangen?
Ich lernte einen jungen Familienvater aus einem Ort in Württemberg kennen, der zum Glauben gekommen war. Er war Sporttrainer in einer Vereinsmannschaft, ein Mann, der richtig von der Welt kam. Bei einer Zeltevangelisation wurde er ergriffen. Man ahnt gar nicht, wie ein Mensch, der von außen kommt, in seinem Leben einen Schnitt machen will. Er will einen Punkt markieren – und zwar öffentlich.
Ihr gebt da gar keine Chance in eurer Kirche. Das wollte ich. Ich wollte vortreten und das sagen, damit auch wirklich ich selbst gezwungen war, einen Einschnitt in meinem Leben zu machen.
Dann wissen wir ja, wie viele Vorbehalte und Bedenken es in unserer Mitte gibt. Sie brauchen keine Angst zu haben, wir führen das hier nicht ein. Aber wir wollen darauf achten, dass Petrus ganz klar von einer Entscheidung spricht: Tu Buße!
Das heißt: Kehre um, bekehre dich, mach in deinem Leben einen tiefen Schnitt. Du musst von der Sünde lassen, du musst mit den bösen Dingen deines Lebens brechen. Du musst in das neue Leben vor Gott in der Gerechtigkeit eintreten – jetzt oder nicht.
Und diese Entscheidung fällt nicht morgen. Ich darf das nicht dauernd vor mir herschieben, sondern jetzt.
Tu Buße, bekehr dich, mach einen Schnitt in deinem Leben!
Die Herausforderung des Rufes zur Bekehrung
Warum ist die Verkündigung und der Ruf zur Bekehrung eigentlich so verpönt? Jesus selbst stand doch immer wieder auf und sprach davon. Ist es nicht ein Trick des Teufels, dass er Erweckung verhindern kann, indem er uns davon abhält, den Menschen zu sagen, dass eine Änderung nötig ist?
Wenn Menschen wissen und hören, dass sie eine Veränderung brauchen, aber niemand ihnen sagt: „Jetzt kannst du heraustreten, jetzt kannst du die Gnade Gottes über deinem Leben annehmen“, dann wird ihnen der Schritt unmöglich gemacht. Jetzt geschieht es: Du wirst eine neue Kreatur, wenn du zu Jesus kommst und er die alte Schuld deines Lebens durchstreicht.
Deshalb verstehen Sie, dass wir später im Klubzimmer eine persönliche Aussprache und ein Gespräch anbieten. Dort wollen wir gerne mit Ihnen beten und Seelsorge leisten. Sie können sagen: „Ich möchte einen Schritt tun, ich will aus einer sündigen Sache heraus, ich will ein neues Leben mit Jesus beginnen.“
Eine Entscheidung ist notwendig, um die kommen wir nicht herum. Es braucht eine klare, bewusste Entscheidung, ein Ja von uns. Die Menschen damals hätten ja genauso sagen können wie wir heute: „Wir sind getauft.“ Sie waren beschnitten, das Bundeszeichen war an ihnen vollzogen, sie gingen in die Kirche – also muss doch alles in Ordnung sein.
Doch nein! Wenn ich nicht mit meinem ganzen Leben Jesus diene, ist mein Leben verkehrt und falsch. Es braucht mein bewusstes Ja. Ich werde nicht automatisch ins Christentum hineingeboren, es braucht mein Ja.
Weg mit der toten Christenheit – eine Entscheidung ist nötig, ein bewusstes Ja sagen.
Die Bedeutung der Taufe und der Glaubensentscheidung
Manche sagen, das stehe doch auch von der Taufe, und es gibt immer wieder viele, die einen attackieren oder fragen und sagen: Du bist ein Verräter an der Sache Jesu, euch fehlt das Geheimnis der Erwachsenentaufe.
Nun habe ich Ihnen nie verhehlt, dass ich an der Praxis der Kindertaufe leide, so wie sie sich in unserer Volkskirche darstellt. Dort benutzen viele Leute die Taufe als eine Art Zaubermittel und meinen, damit hätte man ein Kind in einen Schutz hineingestellt. Diese Menschen verstehen gar nichts von der persönlichen, bewussten Glaubensentscheidung. Das wollen wir nie verschweigen: Ohne Bekehrung kann ich kein Christ sein.
Aber wir wissen auch, dass das Wasser allein es nicht tut. Ich habe große Bedenken, wenn sich jemand zum zweiten Mal taufen lässt. Das Gnadenangebot Gottes in ihrem Leben bleibt gültig. Sie können Ja dazu sagen, auch zu ihrer Kindertaufe. Doch es kommt darauf an, dass sie sagen: Ich stelle mein Leben unter die Königsherrschaft Jesu.
Und ich will das praktizieren, hineingetaucht sein in den Tod Christi, und das Alte ist hinweggetan. Genau das will geschehen, wenn Sie sich bekehren und sagen: Ich möchte mein altes Leben aufgeben und Gott dienen, Schuld bekennen und aussprechen vor Gott, umkehren und das neue Leben ergreifen.
Denn nicht das Wasser tut es, es ist immer Jesus, der Christus Gottes, der in unserem Leben das Neue wirken will. Alles kann nur das eine bezeugen und auf dieses eine hinweisen: auf das Wunder der Neugeburt, die Jesus allein schenkt.
Darum möchte ich Sie bitten, dass Sie nicht auf äußere Heilsmittel bauen, sondern auf den Glauben fest vertrauen – auf ihn, auf Jesus, der für uns am Kreuz starb und der in seiner neuen Auferstehungskraft in unserem Leben wirken will.
Der Heilige Geist als Kraftquelle der Erweckung
Und noch ein letztes Mal: Wir sprachen zuerst darüber, wie das Wort Gottes durchschlägt. Dann betonten wir, dass eine Entscheidung wichtig und notwendig ist, wenn wir neues Leben und Erweckung wollen. Aber wie geht es danach weiter?
Man könnte erwarten, dass Petrus den Leuten viele Ratschläge gibt. Er müsste ihnen doch Anweisungen für die stille Zeit geben, die sie halten sollen, erklären, wie man richtig betet, wie man ein christliches Leben führt und eine christliche Familie aufbaut. Eine Unterweisung oder Jüngerschulung wäre zu erwarten, wie sie es ja auch in der ersten Christenheit gab. Die Apostellehre hatte einen wichtigen Platz.
Doch erstaunlich ist, dass bei den Neubekehrten am Pfingsttag nicht viel davon kommt. Petrus redet zwar mit vielen Worten, aber was tut er damit? Er beschwört sie und ermahnt sie, einen klaren Trennungsstrich zu ziehen – weg von der Gottlosigkeit, der Sünde und dem alten Leben, in dem sie bisher gelebt haben.
Das ist ganz wichtig. Petrus verlangt, dass es eine echte Begehrung wird und nicht nur eine fromme Begeisterung. Im Gottesdienst wären sie vielleicht alle bereit, ein freudiges Hurra für Jesus zu rufen. Aber wenn sie nach Hause kommen und morgen wieder in ihren Geschäften stehen, dann gibt es unrechte Praktiken, die sie beenden müssen. Es gibt Menschen, mit denen sie sich versöhnen müssen. Wenn ihr Leben neu werden soll und sie die Versöhnung Gottes erfahren wollen, dann ist das schwer.
Petrus beschwört sie, dass sie sich erretten lassen aus diesem verkehrten Geschlecht, aus diesem Weltlauf heraustreten und ein neues, gottwohlgefälliges Leben beginnen. So werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.
Interessant bleibt, dass Petrus in seiner Pfingstpredigt den Leuten überhaupt nie erklärt, was der Heilige Geist ist. Obwohl viele heute meinen, es sei das Allerwichtigste, über den Heiligen Geist zu sprechen, hat Petrus das am Pfingsttag nicht getan. Trotzdem hat der Heilige Geist gewirkt.
Gottes Geist will ohne Unterlass wirken. Wir müssen ihn nur fließen lassen und mit der Sünde brechen, die Hindernisse wegräumen. Gott will wirken, er drängt sich auf und wartet mit seinem Geist. Wo der Geist Gottes wirkt, wird gar nicht über den Heiligen Geist geredet.
Achten Sie in der Bibel darauf: Der Heilige Geist wird nie zum Thema, wo er wirkt. Stattdessen steht immer Jesus, der Gekreuzigte, im Mittelpunkt. Wo der Heilige Geist wirkt, wird Jesus groß gemacht, angebetet und gepriesen. Dann kann der Heilige Geist wirken.
Er schenkt den Menschen, dass sie ihn plötzlich erkennen können, verstehen, was im Wort steht, ihn anbeten und ihr Leben ihm ausliefern. Dieser Geist Gottes ist eine Kraft, die unser Leben verändert. Eine Kraft, die plötzlich in verbitterte Herzen Liebe schenkt, die Kraft zur Versöhnung gibt und Menschen, die träge und verlottert waren, mobilisiert zum Dienen und Hingehen.
So können plötzlich Leute, die bisher nichts wagten, viele andere mitziehen, weil der Geist Gottes in die Gemeinschaft mit Jesus Christus hineinführt und seine Kraft in schwachen Menschen lebendig wird.
Erweckung als Auftrag und Hoffnung für heute
Und das will Gott heute tun: Er will neues Leben schaffen in einem Feld von toten Gebeinen, in einem Friedhof christlicher Gemeinden und Kirchen. Gott will sie senden als Träger der Erweckung. Er will durch seinen Geist in ihnen wirken.
Sie sollen Boten der Erweckung sein. Wissen Sie, dass in unseren Tagen weltweit eine Erweckung geschieht? Wenn wir die Berichte hören, sehen wir das auch in unserem Land, in unserer Stadt und in unserer Gemeinde.
Wir könnten viel erzählen von dem, was heute geschieht, wo Menschen heraustreten, brechen und neues Leben empfangen. Öffnen Sie sich für diesen Gott, der seine Christenheit noch nicht aufgegeben hat, sondern neues Leben und Erweckung will! Amen!
