Das Volk fordert harte Strafen – Sauls milde Reaktion
Wir lesen nun die restlichen Verse ab Vers zwölf aus dem ersten Kapitel des Buches Samuel, Kapitel 11.
Da sprach das Volk zu Samuel: „Wer sind denn die, die gesagt haben, Saul solle über uns herrschen? Gebt sie her, die Männer, damit wir sie töten!“ Saul aber sprach: „An diesem Tag soll niemand sterben, denn der Herr hat heute Heil in Israel gegeben.“
Samuel sagte zum Volk: „Kommt, lasst uns nach Gilgal gehen!“
Wo liegt Gilgal? Es liegt bei Jericho. Dort errichteten die Israeliten nach dem Durchzug durch den Jordan das erste Denkmal als Zeichen der Güte Gottes. Leider ist Gilgal von den Archäologen noch nicht ausgegraben worden. Hier könnten sich noch Spuren finden lassen, und junge Leute unter uns hätten die Möglichkeit, dort Entdeckungen zu machen.
Man weiß ungefähr, wo Gilgal liegt, und man könnte sicher noch viele Überreste der Denksteine finden, die an den Durchzug durch den Jordan erinnern.
Samuel rief: „Lasst uns nach Gilgal gehen und dort das Königtum erneuern!“
Daraufhin zog das ganze Volk nach Gilgal. Dort machten sie Saul vor dem Herrn zum König. Sie opferten Dankopfer vor dem Herrn. Saul und alle Männer freuten sich dort sehr.
Gottes Hilfe als Quelle der Freude und Zuversicht
Es gibt bei Ihnen so viel Deprimierendes, aber ich freue mich, dass ich Ihnen heute positive Nachrichten bringen kann. In einer Welt, in der so viel Schlimmes und Trauriges passiert, lässt Gott uns wunderbare und herrliche Erfahrungen machen – durch seine Hilfe, seine Macht und seinen Beistand.
Man versteht oft nicht, warum es Menschen gibt, die Angst vor Gott haben. Ich habe Menschen in meiner Nähe erlebt, die genau diese Angst haben. Wie man sagt: „Wie der Teufel das Weihwasser fürchtet, so fürchten sie Gott.“ Sie haben Angst, wenn sie zu Gott kommen oder sich für Jesus entscheiden sollen. Sie glauben, dass ihr Leben dadurch verkümmern würde, die Freude aufhören würde und sie in ein dunkles Loch fallen. Sie denken, dass ihnen etwas weggenommen wird und sie schwach gemacht werden.
Sie wissen doch, wie die Meinung vieler Menschen ist. Aber tatsächlich ist es genau umgekehrt. Wer gibt unserem Leben Mut? Ohne Gott, woher käme Kraft und Mut sonst? Ich weiß nicht, wie Menschen ohne Gott leben können. Woher sollte man Zuversicht haben, wenn nicht von Gott? Woher kommt Kraft, wenn nicht von ihm? Woher kommt die Freude, wenn nicht von ihm? Das ist doch unsere Erfahrung.
Gottesvertrauen trotz Alltag und Herausforderungen
Jetzt erlebe ich immer wieder in meinen Gesprächen, die ich bei meinen Besuchen führe, dass Leute mitleidig und herablassend sagen: „Ach, wissen Sie, ich habe gar keine Zeit für Gott. Ich habe so viel zu tun. Ich habe einen wichtigen Beruf, stehe in einer hohen Position und habe etwas zu leisten.“
Die Vorstellung ist oft: Gott ist nur für die Taugenichtse da, für die Faulpelze, die auf dem Liegestuhl sitzen. So lautet die Volksmeinung. „Wenn ich irgendwann im Ruhestand nichts mehr zu tun habe, kann ich mich auch um Gott kümmern.“
Heute wollen wir uns ganz klar machen: Je schwieriger, komplizierter und größer die Aufgaben sind, die Gott uns stellt, desto mehr können wir sie nur mit dem lebendigen Gott bewältigen. Wer auf ihn vertraut, erfährt seine Hilfe.
Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen. Gerade viele von Ihnen, die in sehr schwierigen Verpflichtungen stehen, sagen: „Ich kann ohne Gott keine Minute meines Lebens mehr bewältigen. Ich kann das gar nicht mehr.“
Trost und Hoffnung für Belastete
Ich möchte jetzt auch zu denen von Ihnen sprechen, die heute Morgen beschwert und belastet sind. Sie tragen Sorgen mit sich, können sie aber nicht loswerden. Ihre schwermütigen Gedanken kreisen immer wieder darum, und sie fragen sich: Wie wird das alles werden? Sie können diese Last nur auf Gott werfen, denn er sorgt für sie – und wie wunderbar er sorgt!
Ich möchte Ihnen allen die großen Gottesverheißungen zurufen: Die auf den Herrn Harren kriegen neue Kraft! Mir wird das immer wieder so groß, wenn ich an Krankenbetten stehe oder selbst miterleben muss, wie Menschen im Sterben zerbrechen. Ich weiß nicht, wie Menschen ohne einen Heiland sterben wollen. Vielleicht einfach besinnungslos, wie Sie sagen – ich will gar nicht darüber nachdenken, das kann sein.
Wenn alle unsere Kraft zerbrochen ist, darf ich hineinrufen: Jesus Christus ist die Auferstehung und das Leben, der den Tod zerbricht, der die Schlüssel von Hölle und Tod hat. Die Welt hat ja nichts anderes zu bieten gegen die Offenbarung des lebendigen Gottes in seinem Wort. Und ich verstehe nicht, wie es Menschen gibt, die ohne eine ganz feste Glaubensbeziehung mit dem lebendigen Gott leben können.
Wenn Sie es in Ihrem Leben noch nie festgemacht haben, dann tun Sie es heute. Und nicht nur beim Tod! Ich darf ein anderes Beispiel nehmen: Wenn ein Mensch in Schuld geraten ist, durch was auch immer, werden Sie erleben, dass Ihre besten Freunde Sie verlassen. Niemand hat Verständnis. Auch die Gesellschaft, die Öffentlichkeit, alle haben nur noch einen Fußtritt für den, der schuldig geworden ist. Alle brechen den Stab.
Beim Judas ist das so bezeichnend: Als er zum Hohen Rat nochmals ging, zu den geistlichen Führern Israels, und sagte: „Ich habe Unrecht getan“, da war keiner, der ihm helfen konnte. Selbst als er bußbereit war, sagten sie alle: „Typisch, das ist menschlich, da sieh du zu, du musst selber damit fertig werden.“ Das ist die Antwort der Gesellschaft, nur das Evangelium gibt dem Schuldbeladenen eine Antwort.
Und was für eine: „Gehe hin im Frieden, der Herr hat vergeben, ausgelöscht, weggetan.“ Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde. Ich wollte gerade so weitersprechen, was das heißt, mit Gott zu leben. Anders kann ich mir dieses irdische Leben überhaupt nicht mehr vorstellen. Da muss jemand schon sehr oberflächlich leben, wenn er das bewältigen will – ohne klare, feste Glaubenshingabe an Jesus.
Das wird uns auch heute an dieser Geschichte deutlich. Das ist eine Siegesgeschichte. Es wird erzählt, dass man mit Gott großartige Erfahrungen machen kann, dass etwas möglich wird, was man sich vorher nie ausdenken konnte.
Mein erster Punkt: Wie hoffnungslos ist doch diese Welt! Sie dürfen keine Angst haben, dass ich Ihnen diese Welt vermiesen will, wie man so schön sagt. Ich lebe ja auch gern. Ich lutsche gern Eis, freue mich am Urlaub und habe gern die Gemeinschaft mit netten Menschen. Das Leben kann so schön sein. Aber das Leben kann auch sehr hoffnungslos sein.
Heute Morgen, bloß um acht Uhr, habe ich die Nachrichten aufgedreht. Der erste Halbsatz – und dann habe ich zugedreht. Ich kann es gar nicht mehr hören, wie elend leidende Menschen auf dem Balkan weiter leiden. Wie hoffnungslos ist die Welt!
Keine Sorge, ich will heute Morgen nicht politisieren, aber darf ich noch ein bisschen weiterspinnen? Die armen Bosnier hoffen ja bloß ein bisschen auf Solidarität. Da wurden große Bekenntnisse gemacht, wie man den Armen und Bedrängten beisteht in der Welt. Da brauchen Sie sich gar keine Sorgen zu machen, selbst wenn Amerika noch drei, vier Raketen schießt – aber die sind verkauft und verraten.
Wenn Erdöl das Entscheidende wäre, dann wären alle da. Dann wären alle solidarisch. Es ist ja so ein Traumwort unserer Welt: Solidarität – alle Menschen dieser Welt stehen zusammen. Sie müssen mal beobachten, die Welt hat immer solche Traumbegriffe, man nennt sie Ideologien. An diese haftet man und sagt: Wenn man das alles nun tut, dann wird die Welt neu, besser, schöner, dann lösen wir die Schwierigkeiten.
Eines der Modeworte unseres Jahrhunderts ist die Solidarität. Das ist ein Kampfbegriff aus der Revolution von Karl Marx. Die Kali-Kumpel sind für die Presse nur so lange interessant, wie das interessante Nachrichten bringt und die Auflagen steigert. Dann sind sie wieder vergessen. Solidarität gibt es nicht.
Solidarność war nur so interessant, bis Lech Wałęsa Präsident war, und dann sagte er: „Jetzt machen wir unten weiter.“ Ob es Solidarität gibt? Darum handelt es sich in unserer Geschichte schon damals, tausend Jahre vor Christus, als König Nahas seinen Eroberungskrieg führte. Der Ammoniter belagert diese Stadt, die ganz isoliert im jenseitigen Gilead-Land liegt.
Die Leute sagen: „Das ist ja ganz wie in unseren Tagen, das Katz- und Maus-Spiel. Dürfen wir nicht noch einmal zu unseren Brüdern von Israel schicken? Die Brüder werden sich durch uns erbarmen.“ Und Nahas sagt: „Brüder sagt ihr? Es gibt sie nicht in der Welt, es gibt keine Solidarität.“ Das sage ich jetzt mit meinen Worten, und die Bibel bestätigt das: Jeder schaut nur auf seinen Weg.
Also nicht, dass Sie meinen, ich würde die Welt schwarz in schwarz zeichnen. Prüfen Sie mal die Weltgeschichte: Da ist sich jeder selbst der Nächste. Und in unserem zwanzigsten Jahrhundert ist der Egoismus am Ende fast zur ethischen Norm geworden. Gut ist, was mir nützt und meiner Lust dient.
Ich habe Angst, was auf unsere künftigen Generationen zukommt, wenn man jede Verpflichtung ablehnt. Das, was mit Menschenrechten noch deklamiert wird, ist ja nur noch ein fossilienhafter Rest aus dem Christentum. Es gibt ja kein Menschenrecht mehr. Wer die Natur als Leitnorm erwählt, der muss auch das Faustrecht des Löwen oder des Geiers als Menschenrecht dulden, der sich eben seine Beute holt. Da siegt der Stärkste.
Gibt es in unserer Welt doch noch etwas anderes, bei dem man füreinander einsteht? Gibt es noch etwas anderes, als dass eben doch der Schwache betrogen wird, in die Wand gespielt wird, über den andere hinweggehen? Das gibt es, wenn der Geist Gottes über Menschen kommt. Und das erzählt die Bibel: Wenn der Geist Gottes über Menschen kommt, dann macht er nicht aus Saul einen Helden, sondern Saul war ein Mensch, der sich für seine Brüder einsetzte, der mit den Bedrängten fühlte und sagte: „Das geht mich doch an!“
Er lässt alles liegen und stehen! Das ist nicht menschlich. Menschlich wäre es gewesen, hätte er gesagt: „Ach, die armen Leute, hoffentlich kriegen die Unterstützung von irgendjemand.“ Oder er hätte geweint, wie es folgt – das ist ein Zeichen der Hilflosigkeit. Aber dass ein Einzelner handelt! Er hätte doch sagen müssen: „Was soll ich schon tun? Ich mit meinem Pflug richte nichts aus.“ Er hatte nur seine Rinder und die Kinder.
Und mit diesen Rindern fängt er an, andere aufzurufen. Er sagt: „Los, wir gehen und befreien unsere Brüder und setzen uns für sie ein!“ Ich will das noch mal kurz erklären, wie das ist, wenn der Geist Gottes übereinkommt.
Bei Christen gibt es auch so eine Meinung, dass man dann ganz anders sein müsste als normal. Das stimmt gar nicht. Saul war sehr normal, auch nachdem ihm Gott ein anderes Herz gegeben hat. Er hat weiter seine Felder bestellt, ging hinter den Rindern her und pflügte. Er tat seine Tagesarbeit, ob es ihm Spaß machte oder nicht.
Und das ist ein Kennzeichen des Heiligen Geistes: dass wir treu sind in unseren irdischen Verpflichtungen. Heute meinen manche gerade das Gegenteil – dass man irgendwas Extravagantes tun müsste. Nein, das macht uns treu, auch in den Familienpflichten, in den Berufspflichten, in allem.
Aber man ist wach, wo kann ich mit meinem Leben etwas tun? Da, wo mir Gott vor die Hände legt. Das ist typisch, dass auch Samuel zu Saul sagt: „Tu, was dir vor die Hand kommt! Du musst nicht um den ganzen Globus reisen, sondern tu, was dir vor die Hand kommt!“
Die großen Dinge legt dir Gott vor die Füße, und wirke dort in seinem Namen. Ach, das ist wunderbar, wie Saul plötzlich handelt und sagt: „Ich will für meine bedrängten Brüder einstehen!“ Wie ihn das bewegt und treibt.
Ich sagte: Wie hoffnungslos ist die Welt! Ich weiß nicht, wo die Welt ihre Hoffnung her hat. Ich bezweifle auch, dass die Welt sich selbst erlösen kann. Was unsere Welt braucht, sind viele, viele Menschen, die nicht bloß den Namen Christ auf ihrem Leben stehen haben, sondern verwandelte, bekehrte Menschen sind.
Das, was ich am Anfang gesagt habe: Gottvertrauen im Glauben. Das ist nur das eine. Deren Leben ist auch umgekrempelt, wo der Geist Jesu die Mitte bildet. Das heißt, wo nicht mehr mein Ich auf dem Thron sitzt, sondern Jesus der Herr ist, der mein Tun, Denken und Handeln bestimmt – nicht nach meinen Wünschen.
Das ist bei Saul geschehen. Und das ist die Welthoffnung, wenn es wieder echte Christen gibt.
Jetzt möchte ich den nächsten Punkt anfügen. Ich ordne es einfach so, damit wir uns nicht verlieren. Mein Herz geht durch, und ich wollte Ihnen noch viel mehr sagen, aber ich muss mich beschränken.
Wer das neue Herz hat, der wirkt Großes. Da hört man jetzt vielleicht jemanden sagen: „Ich möchte mit meinem Leben auch mal etwas Großes tun. Ich möchte ein David werden, oder ich will ein Paulus werden, oder ich will ein Petrus werden.“ Das ist falsch.
Denn diese Leute, wenn man sie genau in der Bibel studiert, waren ganz normale Menschen. David hatte nur seine Schleuder in der Hand und seine Hirtentasche – ganz normale, schlichte Leute. Bleiben Sie, was Sie sind!
Wer bei David das Problem hat, als er die Rüstung Sauls anziehen wollte, die ihm nicht passte – das hat gar keinen Wert. Bleiben Sie, was Sie sind, bleiben Sie natürlich, so wie Sie es mit Ihren Worten und Gedanken ausdrücken können.
Auch was Sie für Gott wirken wollen, tun Sie es an Ihrem Platz. Ich muss mich immer wieder freuen an Ihnen. Ich wundere mich, wie Sie das als Gemeinde auch tun.
Ich bin da immer wieder bewegt, wie viele Dienste in der Welt wir angehen können. Es ist ja alles gar nicht organisiert oder groß gemacht. Auch durch die Jahre hindurch, ob das Slumbewohner in Südafrika waren, Inhaftierte in Russland, Ausgiftsüchtige in Herbstein, Krankenhäuser in Tansania oder Pakistan oder Schulen in Jordanien.
So haben wir vor vielen Jahren einmal angefangen: einfach da, wo wir merkten, dass wir mit unseren Gaben etwas helfen können. Und da will Gott Großes tun. Und zwar gar nicht groß, wir sagen: Wir haben doch nur vom Überfluss gegeben. Aber Gott hat gewirkt.
Sehen Sie, ohne das ist alles umsonst. Ich habe heute die Predigt überschrieben: „Ganz schön mutig!“ Ja, das ist der einzelne Saul. Aber ich will jetzt handeln. Wir fangen einfach an. Wir klären nicht lange und schimpfen nicht lange. Wir machen einfach an unserem Platz etwas.
Und ich wünsche mir, dass heute nach dem Gottesdienst jemand sagt: „Jetzt fange ich bei mir mit einer Kinderstunde in unserer Siedlung an.“ Ich weiß zwar noch nicht wie, aber ich lasse mich beraten. Und da sammle ich ein paar ausländische Kinder, denen ich biblische Geschichten erzähle und mit ihnen spiele.
Oder jemand sagt: „Ich mache einen Hauskreis.“ Oder: „Ich schaffe hier oder dort mit meinen Gaben etwas.“ Ganz schön mutig, aber ich vertraue auf Gott.
Ich habe vor ein paar Sonntagen hier etwas erlebt. Ich glaube, die Leute sind jetzt unter uns. Da spricht mich jemand an, ich kannte sie gar nicht beim Namen. Sie sagen: „Ich muss Ihnen noch sagen, vor elf Jahren haben Sie uns ganz arg geholfen.“ Was habe ich gemacht? Sie haben mir am Telefon eine Adresse gesagt, und die haben uns helfen können. Seitdem ist unser Leben neu.
Sie sagen: „Sie haben mir am Telefon eine Adresse gesagt, und Gott hat gewirkt.“ Sagen Sie bloß nicht, das sei eine Tat von mir gewesen!
Wenn das gelingt, dass Gott unsere ganz kleinen Dienste, die irgendwo zwischen Tür und Angel geschehen, so füllt, wenn wir wirklich Werkzeuge Gottes sind, wo Jesus sagt: „Reben am Weinstock“, dass seine Kraft in uns wirksam werden kann, dann möchte er auch noch etwas klarstellen.
Denn Jesus tut das ausdrücklich: In Gethsemane hat Jesus klar gesagt: „Stecke dein Schwert in deine Scheide!“ Nicht, dass Sie meinen, Sie müssten es wie Saul machen, nicht mit dem Schwert hineinschlagen. Das nicht.
Und mir tut es jetzt auch richtig leid, dass wir nicht die ganze Saulsgeschichte noch lesen können, bis er zur Hexe von Endor geht und wie er auf den Gilead-Bergen untergeht. Dann, auf diesen Gilead-Bergen, kamen Männer von Jabesch und leisteten jenen letzten Freundesdienst an Saul.
Das müssen Sie lesen in Betschean, in der ausgegrabenen Stadt Betschean, am Philister-Tempel, dem Heidengötzentempel. Dort wurde der geköpfte Leib Sauls heruntergeholt und abendbergt.
Das ist ein schönes Liebeszeichen, das da noch sichtbar ist. Die Leute haben nie vergessen, was Saul geleistet hat. Doch er war einer, der am Ende von Gott wegfiel.
Warum? Weil Saul es an dieser Stelle nicht aushielt. Und das ist uns zur Warnung geschrieben. Wir werden am nächsten Sonntag noch mehr davon reden können.
Er rückte sich selbst an diese Stelle und war nicht mehr der schlichte Bauernjunge, der nur aus Gnaden Gottes Hilfe erfuhr. Da kam der Stolz, der Ruhm vor den Menschen. Passen Sie da auf, wo in unseren Tagen wieder gemeint wird, man müsse das so groß machen, so mächtig, dass alle Menschen von uns reden.
Nein, nein, da weicht Gottes Segen.
Ganz schön mutig! Damals war es noch in Gibeah, da war noch in Gibeah ein Schildwächter der Philister. Und es wird nachher auch interessant, als die Philister Saul bekämpften – die Hauptfeinde Israels, die sogar in den Bergen überall ihre Garnisonen hatten und zur Erntezeit alles leerplünderten.
Als diese Philister Saul bekriegten, tat Jonathan plötzlich die große Heldentat in Michmas. Jonathan sagte zu seinem Waffenträger: „Es ist dem Herrn nicht schwer, durch viel oder wenig zu helfen.“
Das werden Sie immer wieder erleben. Da erleben es Vierzehnjährige neben Ihnen sagen: „Ich habe es erlebt, bei Gott ist Hilfe!“
Und wer auf ihn traut, der wird nicht enttäuscht. Das ist das Geheimnis. Und diese Erfahrung macht man nur, wenn man ganz, ja ganz im Vertrauen auf Gott nur durch den Glauben zu ihm kommt.
So ist Paulus hinausgezogen in diese weite Welt. So ist David dem Goliath entgegengezogen, als Goliath gerüstet vor David stand. Du kommst zu mir mit Schwert, Speer und Schild. Ich komme zu dir im Namen des Herrn Zebaoth. Ich bin nur ein schwacher Mensch, aber ich komme zu dir im Namen des Herrn!
Ich wünsche Ihnen, dass Sie Erfahrungen mit Gott machen in all dem, was Sie jetzt bedrängt. Das ist mein letzter Punkt: Gottes Geist will heute ohne Unterlass wirken. Es geht um den Heiligen Geist. Er will ohne Unterlass bei Ihnen wirksam sein – auch an diesem Tag.
Er will Sie erfüllen, er will mit Ihnen gehen. Dass das uns durchströmt und dass in allen irdischen Verrichtungen – und das ist heute oft nicht klar – in allem, was ich tue, in meinen Worten und Werken, Christus etwas Bleibendes wirken kann.
So wie Saul damals einfach spontan für den Herrn wirken konnte. Da kamen ja seine Freunde und sagten: „Du, da waren doch ein paar, die haben über dich gelästert. Jetzt zeig mal denen, dass du König bist!“
Es war für Israel immer die Versuchung, dass das Menschliche – in der Bibel sage ich mal das Fleischliche, also mein Ich – so durchgeht und nicht mehr geistlich bleibt, von Gott abhängig.
Sie wissen, was ich meine. Sie sagten: „Zeig doch mal denen, wer jetzt Herr im Haus ist! Bring sie um!“ Und Saul, noch ganz in der Gnade, da war er noch nicht gefallen, sagt: „Heute an diesem Tag wurde der Herr heilgewirkt.“
Dann sagte ich: „Das habe ich eben gemacht, das sind meine Begabungen.“ Wenn Sie das auch so ausdrücken können: Der Herr hat Heil gegeben. Alles, was geschieht, ist nur der Herr, alles, was wirkt, seine Güte, seine Größe, seine Wunderkraft.
Da braucht man sich nichts darauf einzubilden, da braucht man nicht stolz darauf zu sein. Aber man kann damit rechnen, in allen Stunden.
Das wird später auch erzählt in einer Geschichte, wieder bei David, wie der Sohn Sauls, Jonathan, in die Wüste geht, als David verfolgt war, und ihn in Horescha stärkte.
Ich habe diesen Ort Horescha mir nie eingeprägt gehabt, bis ich durch einen Brief, den ich einmal bekommen habe, von bedrängten Christen in der Sowjetunion, die damals in der kommunistischen Verfolgung so litten, da schrieben sie: „Wir haben unser Horescha erlebt.“
Da habe ich in meiner Bibel gesucht: Was ist denn Horescha? Das heißt, Jonathan kam zu David und wusste, dass David in dieser schweren, langen Zeit der Anfechtung sicher auch mürbe im Glauben war. Da heißt es, er stärkte sein Vertrauen in Gott.
Das brauchen wir auch: unser Horescha, wo jemand kommt und sagt: „Ich möchte dein Vertrauen in Gott stärken. Ich möchte dein Vertrauen in Gott stärken, auch in einer schweren Leidenszeit, auch in Anfechtungen, in Nöten.“
Haben Sie solche Menschen, die Sie stärken, die Sie aufrichten, die immer wieder den Punkt zeigen und sagen: „Darauf kommt es an!“?
Ich glaube, auch in allen christlichen Diensten, wenn ich an unsere Diakonie denke, wie schnell eine Diakonie eine wirkungslose Bürokratie wird, dass das Rote Kreuz viel wirksamer schafft oder unsere Missionswerke.
Wenn nicht der Geist Gottes darin wirkt, braucht es immer wieder Erneuerung, immer wieder Umkehr, dass Menschen da sein müssen, die ihr Vertrauen in Gott stärken, wie dieser Saul, die da kommen und sagen: „Der Herr hat mich gesandt, anders kann ich gar nichts tun.“
Sie können sagen: Das ist eine wunderbare Siegesgeschichte, eine wunderbare Siegesgeschichte. Und trotzdem ist die ganze Saulsgeschichte eine unheimliche Geschichte, wie dieser Saul nachher an sich zerbrochen ist.
Ich habe immer wieder Angst, dass in unseren Tagen die Christenheit Gott verliert, sich selbst verlässt. Wir machen das irgendwie mit unseren Tricks und Methoden und allem.
Ach wissen Sie, wo einzelne Menschen sind, die Gott trauen, kann Gott viel wirken. Und sonst steht man im Streit mit ihm und scheitert an Gott. Gott wird zum Feind und zerstört alles.
„Durch Stille sein und Hoffen würdet ihr stark sein, durch Stille sein und Hoffen würdet ihr stark sein.“
Ach, diese Geschichte von Saul hat mich wieder ganz neu ermutigt, und ich will es Ihnen zusprechen: Tu, was dir vor die Hände kommt! Vertraue ganz auf den lebendigen Gott und nimm alles, was dich jetzt bedrängt, hinein in seinen Dienst – nur für dich.
Und lass dir dieses neue Herz geben, wo es nicht mehr um dein Ich geht, sondern nur noch um die Sache Gottes. Und sage: „Herr, nur das soll mir wichtig sein: Deine Pläne, Deine Gedanken. Ich will in dieser Welt dienen!“
Dann hat die Welt eine Hoffnung, denn geschehen Ermutigungen weit hinaus in diese Welt. Dann gibt das anderen Menschen wieder Hoffnung und Zuversicht.
Man wollte jetzt das ganze Alte Testament auslegen, aber ich höre jetzt auf. Ich denke nur noch an Josua, dem gesagt wird, als er das schwere Amt von Mose übernimmt: „Bleib im Rahmen des Wortes Gottes, bleib ganz treu darin!“
Und dann: „Der Herr ist mit dir in allem, was du tun wirst!“ Welche herrliche Zusage!
Was ist das groß! Ich weiß sonst nichts, was unserem Leben Inhalt und Mitte geben kann.
Daher segne ich Sie. Amen.
Leben mit Gott als unverzichtbare Grundlage
Ich wollte gerade weiter darüber sprechen, was es bedeutet, mit Gott zu leben. Anders kann ich mir dieses irdische Leben überhaupt nicht mehr vorstellen. Wer das bewältigen will, muss schon sehr oberflächlich leben – ohne eine klare, feste Glaubenshingabe an Jesus.
Das wird uns auch heute durch diese Geschichte deutlich. Es ist eine Siegesgeschichte. Sie erzählt davon, dass man mit Gott großartige Erfahrungen machen kann. Etwas, das man sich vorher niemals hätte ausdenken können, wird möglich.
Die Hoffnungslosigkeit der Welt und die Notwendigkeit von Glauben
Mein erster Punkt: Wie hoffnungslos ist doch diese Welt.
Und Sie brauchen keine Angst zu haben, dass ich Ihnen diese Welt vermiesen will, wie man so schön sagt. Ich lebe ja auch ganz gern. Ich lutsche gerne Eis, freue mich auf den Urlaub und genieße die Gemeinschaft mit netten Menschen. Das Leben kann so schön sein, aber es kann auch sehr hoffnungslos erscheinen.
Heute Morgen, bloß um acht Uhr, habe ich die Nachrichten eingeschaltet. Beim ersten Halbsatz habe ich wieder ausgeschaltet. Ich kann es gar nicht mehr hören, wie elend leidende Menschen auf dem Balkan weiter leiden. Wie hoffnungslos ist die Welt!
Keine Sorge, ich will heute Morgen nicht politisieren, aber darf ich noch ein bisschen weiterdenken? Die armen Bosnier hoffen ja bloß ein wenig auf Solidarität. Es wurden große Bekenntnisse abgelegt, wie man den Armen und Bedrängten beistehen will.
Da brauchen Sie sich gar keine Sorgen zu machen, selbst wenn Amerika noch drei, vier Raketen abschießt – die sind verkauft und verraten. Wenn es um Erdöl ginge, dann wären alle da. Dann wären alle solidarisch.
Solidarität ist so ein Traumwort unserer Welt – alle Menschen dieser Welt stehen zusammen. Sie müssen mal beobachten: Die Welt hat immer solche Traumbegriffe, man nennt sie Ideologien. An diese haftet man sich und sagt: Wenn wir das alles nun tun, dann wird die Welt neu, besser und schöner. Dann lösen wir die Schwierigkeiten.
Eines der Modeworte unseres Jahrhunderts ist die Solidarität. Das ist ein Kampfbegriff aus der Revolution von Karl Marx. Die Kali-Kumpel sind für die Presse nur so lange interessant, wie die Nachrichten spannend sind und die Auflagen steigen. Danach sind sie wieder vergessen.
Solidarität gibt es nicht. Solidarnos war nur so interessant, bis Lech Walesa Präsident wurde. Dann sagte er: Jetzt machen wir unten weiter.
Ob es Solidarität gibt, darum handelt es sich in unserer Geschichte schon damals, tausend Jahre vor Christus, als König Nahas seinen Eroberungskrieg führte. Der Ammoniter belagerten eine Stadt, die ganz isoliert im jenseitigen Gilead-Land lag.
Die Leute sagten: Das ist ja ganz wie in unseren Tagen das Fass und Katz- und Maus-Spiel. Dürfen wir nicht noch einmal zu unseren Brüdern von Israel schicken? Die Brüder werden sich durch uns erbarmen.
Nahas sagt: „Brüder sagt ihr? Es gibt keine Brüder in der Welt. In der Welt gibt es keine Solidarität.“ Das sage ich jetzt mit meinen Worten, und die Bibel bestätigt das. Jeder schaut nur auf seinen eigenen Weg.
Also nicht, dass Sie meinen, ich würde die Welt jetzt schwarz in schwarz zeichnen. Prüfen Sie mal die Weltgeschichte: Da ist sich jeder selbst der Nächste.
In unserem zwanzigsten Jahrhundert am Ende ist der Egoismus fast zur ethischen Norm geworden. Gut ist, was mir nützt und meiner Lust dient.
Ich habe Angst, was auf unsere künftigen Generationen zukommt, wenn man jede Verpflichtung ablehnt. Was heute noch als Menschenrechte deklamiert wird, ist nur ein fossilienhafter Rest aus dem Christentum.
Es gibt ja kein Menschenrecht. Wer die Natur als Leitnorm erwählt, der muss auch das Faustrecht des Löwen oder des Geiers als Menschenrecht dulden. Denn sie holen sich ihre Beute – da siegt der Stärkste.
Gottes Geist als Quelle der Solidarität und Tatkraft
Gibt es in unserer Welt denn noch etwas anderes, wofür Menschen füreinander einstehen? Gibt es noch etwas anderes, als dass der Schwache betrogen wird, dass er in die Enge getrieben wird und die anderen einfach über ihn hinweggehen?
Ja, das gibt es – wenn der Geist Gottes über Menschen kommt. Das erzählt die Bibel. Wenn der Geist Gottes über Menschen kommt, dann macht er aus Saul keinen Helden im herkömmlichen Sinn. Saul war ein Mensch, der sich für seine Brüder einsetzte. Er fühlte mit den Bedrängten mit und sagte: Das geht mich doch an! Er ließ alles liegen und stehen.
Das ist nicht menschlich im üblichen Sinne! Menschlich wäre es gewesen, wenn er gesagt hätte: „Ach, die armen Leute, hoffentlich bekommen sie Unterstützung von irgendjemand.“ Oder er hätte geweint, was oft ein Zeichen von Hilflosigkeit ist. Aber dass ein Einzelner handelt – das ist etwas anderes. Er hätte doch sagen können: „Was soll ich schon tun? Ich mit meinem Pflug richte nichts aus.“ Er hatte nur seine Rinder und die Rinder. Und mit diesen Rindern fing er an, andere aufzurufen. Er sagte: „Los, wir gehen und befreien unsere Brüder und setzen uns für sie ein!“
Ich will noch einmal kurz erklären, wie das ist, wenn der Geist Gottes über einen Menschen kommt. Bei Christen gibt es oft die Meinung, dass man dann ganz anders sein müsste als normal. Das stimmt aber nicht. Saul war sehr normal, auch nachdem Gott ihm ein anderes Herz gegeben hatte. Er bestellte weiterhin seine Felder, ging hinter den Rindern her und pflügte. Er tat seine Tagesarbeit, egal ob es ihm Spaß machte oder nicht.
Ein Kennzeichen des Heiligen Geistes ist, dass wir treu sind in unseren irdischen Verpflichtungen. Heute meinen manche, es müsse extravagant sein, um heilig zu sein. Aber das stimmt nicht. Der Heilige Geist macht uns treu – auch in den Familienpflichten, in den beruflichen Pflichten und in allem anderen. Gleichzeitig sind wir wach dafür, wo wir mit unserem Leben etwas bewirken können. Dort, wo Gott uns Möglichkeiten vor die Hände legt.
Das ist typisch, was auch Samuel zu Saul sagt: „Tu, was dir vor die Hand kommt.“ Du musst nicht um die ganze Welt reisen, sondern tu, was dir gerade möglich ist. Die großen Dinge legt Gott dir vor die Füße, und dort sollst du in seinem Namen wirken.
Ach, wie wunderbar ist es, wie Saul plötzlich handelt und sagt: „Ich will für meine bedrängten Brüder einstehen!“ Wie sehr ihn das bewegt und antreibt!
Die Notwendigkeit echter Glaubenshingabe
Ich sagte: Wie hoffnungslos ist die Welt. Ich weiß nicht, woher die Welt ihre Hoffnung nimmt. Ich bezweifle auch, dass die Welt sich selbst erlösen kann.
Was unsere Welt braucht, sind viele, viele Menschen, die nicht nur den Namen Christ auf ihrem Leben stehen haben, sondern die wirklich verwandelte, bekehrte Menschen sind.
Das, was ich am Anfang gesagt habe, ist das Gottvertrauen im Glauben. Das ist nur das eine. Entscheidend ist, dass das Leben auch umgekrempelt ist, dass der Geist Jesu die Mitte bildet. Das bedeutet, dass nicht mehr mein Ich auf dem Thron sitzt, sondern Jesus der Herr ist. Er bestimmt mein Tun, Denken und Handeln – nicht nach meinen eigenen Wünschen.
Das ist bei Saul geschehen. Und darin liegt die Hoffnung für die Welt: Wenn es wieder echte Christen gibt.
Großes Wirken durch Treue im Kleinen
Jetzt möchte ich den nächsten Punkt anfügen. Ich ordne es einfach so, damit wir uns nicht verlieren. Mein Herz geht durch, und ich wollte Ihnen noch viel mehr sagen, doch ich muss mich beschränken.
Wer das neue Herz hat, der wirkt Großes. Da höre ich jemanden sagen: „Ich möchte mit meinem Leben auch mal etwas Großes tun. Ich möchte ein David werden, oder ich will ein Paulus werden, oder ich will ein Petrus werden.“ Das ist falsch. Denn wenn man diese Leute genau in der Bibel studiert, waren sie ganz normale Menschen. David hatte nur seine Schleuder in der Hand und seine Hirtentasche – ganz normale, schlichte Dinge.
Bleiben Sie, was Sie sind! Als David versuchte, Sauls Rüstung anzuziehen, passte sie ihm nicht. Das hat gar keinen Wert. Bleiben Sie natürlich, so wie Sie sind. Drücken Sie mit Ihren Worten und Gedanken aus, was Sie für Gott wirken wollen, und tun Sie es an Ihrem Platz.
Ich freue mich immer wieder an Ihnen. Ich wundere mich, wie Sie das als Gemeinde auch tun. Ich bin immer wieder bewegt, wie viele Dienste wir in der Welt angehen können. Es ist ja alles gar nicht organisiert oder groß gemacht, auch über die Jahre hinweg. Ob es Slumbewohner in Südafrika sind, Inhaftierte in Russland, Ausgiftsüchtige in Herbstein, Krankenhäuser in Tansania oder Pakistan oder Schulen in Jordanien – so haben wir vor vielen Jahren einmal angefangen. Einfach da, wo wir merkten, dass wir mit unseren Gaben etwas helfen können.
Und da will Gott Großes tun. Und zwar gar nicht groß im menschlichen Sinn. Wir sagen: „Wir haben doch nur vom Überfluss gegeben.“ Aber Gott hat gewirkt. Sehen Sie, ohne das ist alles umsonst.
Ich habe die Predigt heute ganz schön mutig überschrieben. Ja, das ist der einzelne Soldat. Aber ich will jetzt handeln. Wir fangen einfach an. Wir klären nicht lange, und wir schimpfen nicht lange. Wir machen einfach an unserem Platz etwas.
Ich wünsche mir, dass heute nach dem Gottesdienst jemand sagt: „Jetzt fange ich bei mir an, mit einer Kinderstunde in unserer Siedlung.“ Ich weiß zwar noch nicht, wie, aber ich lasse mich beraten. Ich sammle ein paar ausländische Kinder, erzähle ihnen biblische Geschichten und spiele mit ihnen. Oder jemand sagt: „Ich mache einen Hauskreis.“ Oder: „Ich schaffe hier oder dort mit meinen Gaben etwas.“ Ganz schön mutig, aber ich vertraue auf Gott.
Vor ein paar Sonntagen habe ich hier etwas erlebt. Ich glaube, die Leute sind jetzt unter uns. Da spricht mich jemand an, den ich gar nicht kannte, mit Namen. Er sagt: „Ich muss Ihnen noch sagen: Vor elf Jahren haben Sie uns ganz arg geholfen.“ Was habe ich gemacht? „Sie haben mir am Telefon eine Adresse gesagt, und die haben uns helfen können. Seitdem ist unser Leben neu.“ Sie haben mir am Telefon eine Adresse gesagt, und Gott hat gewirkt.
Sagen Sie bloß, das sei eine Tat von mir gewesen!
Der Heilige Geist wirkt im Alltag
Wenn es gelingt, dass Gott unsere ganz kleinen Dienste, die irgendwo zwischen Tür und Angel geschehen, so füllt, wenn wir wirklich Werkzeuge Gottes sind – wie Jesus es sagt, wenn wir Reben am Weinstock sind – dann kann seine Kraft in uns wirksam werden.
Er möchte aber auch noch etwas klarstellen, denn Jesus tut das ausdrücklich. In Gethsemane hat Jesus klar gesagt: „Stecke dein Schwert in deine Scheide.“ Damit will er verhindern, dass die Jünger es wie Saul machen, also mit dem Schwert hineinschlagen. Das ist nicht der Weg.
Mir tut es jetzt auch richtig leid, dass wir nicht die ganze Geschichte von Saul lesen können – bis zu dem Zeitpunkt, als er zur Hexe von Endor geht und wie er auf den Gileadbergen untergeht. Auf diesen Gileadbergen kamen dann die Männer von Jabesch und leisteten den letzten Freundesdienst an Saul. Das müssen Sie in Betschean nachlesen, in der ausgegrabenen Stadt Betschean, am Philister-Tempel, dem Heidengötzentempel. Dort wurde der geköpfte Leib Sauls heruntergeholt und abends beerdigt.
Das ist ein schönes Liebeszeichen, das dort noch sichtbar ist. Die Leute haben nie vergessen, was Saul versäumt hat. Und doch war er einer, der am Ende von Gott wegfiel. Warum? Weil Saul es an dieser Stelle nicht aushielt. Das ist uns zur Warnung geschrieben.
Wir werden am nächsten Sonntag noch mehr darüber sprechen, wie er sich selbst an diese Stelle rückte und nicht mehr der schlichte Bauernjunge war, der nur aus der Gnade Gottes Hilfe empfing. Da kam der Stolz, der Wunsch nach Ruhm vor den Menschen.
Passen Sie auf, wenn in unseren Tagen wieder gemeint wird, man müsse alles so groß und mächtig machen, dass alle Menschen von uns reden. Nein, nein, da weicht Gottes Segen.
Mut und Vertrauen im Kampf gegen das Böse
Ganz schön mutig!
Damals war es noch in Gibeah. Dort gab es eine Schildwache der Philister. Es wird später auch interessant, wenn die Philister, die Hauptfeinde Israels, Saul bekämpfen. Diese Philister hatten sogar in den Bergen überall Garnisonen und plünderten zur Erntezeit alles leer.
Als die Philister Saul bekämpften, vollbrachte Jonathan plötzlich eine große Heldentat in Michmas. Jonathan sagte zu seinem Waffenträger: „Es ist dem Herrn nicht schwer, durch viel oder wenig zu helfen. Das werden sie immer wieder erleben.“
Vierzehnjährige neben Ihnen sagen: „Ich habe es erlebt, bei Gott ist Hilfe.“ Wer auf ihn vertraut, wird nicht enttäuscht. Das ist das Geheimnis. Diese Erfahrung macht man nur, wenn man ganz im Vertrauen auf Gott und durch den Glauben zu ihm kommt.
So ist Paulus hinausgezogen in diese weite Welt. So ist David dem Goliath entgegengetreten, als dieser gerüstet vor David stand. Goliath kam mit Schwert, Speer und Schild. David aber sagte: „Ich komme zu dir im Namen des Herrn Zebaoth. Ich bin nur ein schwacher Mensch, aber ich komme zu dir im Namen des Herrn.“
Ich wünsche Ihnen, dass Sie solche Erfahrungen mit Gott machen, gerade in all dem, was Sie jetzt bedrängt.
Der Heilige Geist wirkt beständig und ermutigt zum Vertrauen
Gottes Geist will heute ohne Unterlass wirken. Es geht um den Heiligen Geist, der ohne Unterlass bei den Menschen wirksam sein will – auch an diesem Tag. Er möchte sie erfüllen und mit ihnen gehen, sodass sein Wirken sie durchströmt und in allen irdischen Verrichtungen gegenwärtig ist. Oft ist das heute nicht klar: In allem, was ich tue, in meinen Worten und Werken, kann Christus etwas Bleibendes bewirken – so wie Saul damals spontan für den Herrn wirkte.
Da kamen seine Freunde und sagten zu ihm: „Du, da waren doch ein paar, die haben über dich gelästert. Zeig ihnen doch, dass du König bist!“ Für Israel war es immer die Versuchung, dass das Menschliche, das Fleischliche – also der eigene Stolz – die Oberhand gewinnt und man nicht mehr geistlich bleibt, nicht mehr von Gott abhängig ist. Sie sagten: „Zeig doch mal, wer jetzt Herr im Haus ist, bring sie um!“ Saul aber, noch ganz in der Gnade, war noch nicht gefallen. Er sagte: „Heute an diesem Tag wurde der Herr heilgewirkt.“ Dann sagte er: „Das habe ich eben getan, das sind meine Begabungen, wenn Sie es so ausdrücken wollen. Der Herr hat Heil gegeben.“ Alles, was geschieht, ist nur durch den Herrn. Seine Güte, seine Größe und seine Wunderkraft wirken. Darauf braucht man sich nichts einzubilden, man muss nicht stolz sein. Aber man kann darauf vertrauen, dass es in allen Stunden so ist.
Später wird in einer Geschichte erzählt, wie bei David der Sohn Sauls, Jonathan, in die Wüste zu David ging, als dieser verfolgt wurde, und ihn in Horescha stärkte. Ich hatte mir den Ort Horescha nie eingeprägt, bis ich einmal einen Brief von bedrängten Christen in der Sowjetunion bekam. Diese litten damals unter kommunistischer Verfolgung und schrieben: „Wir haben unser Horescha erlebt.“ Da habe ich in meiner Bibel nachgeschlagen, was Horescha bedeutet. Jonathan kam zu David und wusste, dass David in dieser schweren, langen Zeit der Anfechtung sicher auch mürbe im Glauben war. Jonathan stärkte sein Vertrauen in Gott.
Das brauchen wir auch: unser Horescha, ein Ort oder eine Situation, wo jemand kommt und sagt: „Ich möchte dein Vertrauen in Gott stärken.“ Auch in schweren Leidenszeiten, in Anfechtungen und Nöten brauchen wir Menschen, die uns stärken und aufrichten. Die immer wieder den wichtigen Punkt zeigen und sagen: „Darauf kommt es an.“
Ich glaube, das gilt auch für alle christlichen Dienste. Wenn ich an unsere Diakonie denke, sehe ich, wie schnell eine Diakonie zur wirkungslosen Bürokratie werden kann. Das Rote Kreuz schafft oft noch mehr. Oder unsere Missionswerke. Wenn nicht der Geist Gottes darin wirkt, braucht es immer wieder Erneuerung und Umkehr. Menschen müssen da sein, die ihr Vertrauen in Gott stärken, so wie Saul damals, die sagen: „Der Herr hat mich gesandt, anders kann ich gar nichts tun.“
Man kann sagen, das ist eine wunderbare Siegesgeschichte. Trotzdem ist die ganze Saulsgeschichte eine unheimliche Geschichte. Wie dieser Saul später an sich zerbrach. Ich habe immer wieder Angst, dass in unseren Tagen die Christenheit Gott verliert und sich selbst verlautbart: „Wir machen das irgendwie mit unseren Tricks und Methoden.“ Aber wissen Sie, wo einzelne Menschen sind, die Gott trauen, da kann Gott viel wirken. Ansonsten steht man im Streit mit ihm, scheitert an Gott, und Gott wird zum Feind, der alles zerstört.
Ermutigung zum Vertrauen und Dienst im Alltag
Durch Stille sein und Hoffen würdet ihr stark sein, durch Stille sein und Hoffen würdet ihr stark sein.
Ach, diese Geschichte von Saul hat mich wieder ganz neu ermutigt, und ich will es Ihnen zusprechen: Tu, was dir vor die Hände kommt, einfach. Vertraue ganz auf den lebendigen Gott und nimm alles, was dich jetzt bedrängt, hinein in seinen Dienst – nur für dich.
Lass dir dieses neue Herz geben, in dem es nicht mehr um dein Ich geht, sondern nur noch um die Sache Gottes. Sage: Herr, nur das soll mir wichtig sein – Deine Pläne, Deine Gedanken. Ich will in dieser Welt dienen, dann hat die Welt eine Hoffnung.
Denn geschehen Ermutigungen weit hinaus in diese Welt, dann gibt das anderen Menschen wieder Hoffnung und Zuversicht. Man wollte jetzt das ganze Alte Testament auslegen, aber ich höre jetzt auf.
Ich denke nur noch an Josua, dem gesagt wird, als er das schwere Amt von Mose übernimmt: Bleib im Rahmen des Wortes Gottes, bleib ganz treu da drin! Und dann: Der Herr ist mit dir in allem, was du tun wirst – welche herrliche Zusage.
Was ist das groß! Ich weiß sonst nichts, was unserem Leben Inhalt und Mitte geben kann. Daher segne ich Sie. Amen.
