
Einen schönen guten Morgen aus Ohio! Ich freue mich heute Morgen sehr, dass wir die Möglichkeit haben, Zeit miteinander zu verbringen und über ein äußerst wichtiges Thema zu sprechen.
Ich liebe die Deutschen und Deutschland sehr. Vor neunundfünfzig Jahren war ich 1962 in einem Jugend-für-Christus-Singteam aktiv. Von 1969 bis 1989 lebte ich in Stuttgart. Dort habe ich mein Herz verloren, denn Deutschland hat mich sehr, sehr positiv geprägt. Dafür bin ich dankbar.
Wir wollen miteinander beten zum Beginn unserer gemeinsamen Zeit.
Vater im Himmel, danke von ganzem Herzen, dass Jesus Christus mit uns ist. Unabhängig von unserer Entfernung auf dieser Welt sind wir in dir verbunden, eng mit dir und in dir.
Danke für diese Minuten. Ich bitte dich, dass du durch deinen guten Heiligen Geist zu uns sprichst und unsere Gedanken, Gesinnungen sowie unsere Praxis veränderst. Verwandle uns in das Ebenbild Jesu. In Jesu Namen beten wir Amen.
Das Wichtigste bei diesem bedeutenden Thema ist, dass wir Jesus näherkommen. Das Gebet der Ehepartner ist keine Nebensächlichkeit, sondern steht im Zentrum der Wahrhaftigkeit einer christlichen Familie und Ehe.
Es entscheidet darüber, ob unsere Familien und Gemeinden krank oder blühend gesund sind.
Mein Ziel und mein Gebet heute Morgen ist, dass diese Minuten uns prägen und verändern.
Wir wollen mit den grundlegenden Notwendigkeiten beginnen.
Ich fasse die biblische Grundlage für unsere Zeit und unser Thema zusammen. Erstens: Jesus ist unser Vorbild im Gebet. Alles im christlichen Glauben und im christlichen Leben geht von Christus aus und dreht sich um Christus. An diesem Punkt ist Jesu Gebetsleben die Grundlage.
Die mitgeschickten Unterlagen habe ich hier vor mir. Diese enthalten Informationen über Jesu Gebetsleben und das Gebetsleben des Apostels Paulus. Ich habe sie mitgeschickt, damit man ins Wort Gottes hineinschauen kann, um die Wichtigkeit des Gebets im Leben Jesu zu erkennen.
In Lukas 18,1 sagt Jesus: „Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis, um ihnen zu zeigen, dass es nötig ist, alle Zeit zu beten und nicht nachlässig zu werden.“ Häufig zitieren wir den Vers „Betet ohne Unterlass“ aus 1. Thessalonicher 5,17 von Paulus, als ob dies die einzige Aussage im Neuen Testament zum Gebet wäre. Aber Jesus sagte genau dasselbe: Es ist nötig, alle Zeit zu beten.
Viele Christen sehen es nicht als notwendig an oder glauben nicht daran, dass das Gebet grundlegend wichtig ist – zumindest zeigt die Praxis oft etwas anderes. Doch Jesus sah das ganz anders, und Paulus lehrte es genauso.
Paulus betete überall, und Jesus betete überall. Sein Leben in der Praxis zeigt das deutlich: Jesus betete durch die Nacht, er betete auf den Bergen, er betete auf den Knien. Er betete in jeder körperlichen Haltung, aber auch in jeder physischen Lage. Er betete in Zeiten der Not besonders viel. Jesus war ein Mann des Gebets.
Du fragst dich vielleicht, was es bedeutet, mit dem Ehepaar zu beten. Grundsätzlich sollten zwei Menschen, die Christus nachfolgen, in der Ehe zusammenfinden und ihr Gebetsleben mitbringen.
Ich habe das schon öfter betont: Das größte Geschenk, das ein Mann seiner Frau machen kann, ist geistliche Gesundheit. Ebenso ist das größte Geschenk, das eine Frau ihrem Mann geben kann, ihre geistliche Gesundheit. Das setzt voraus, dass beide betende Menschen sind. Wenn betende Menschen zusammenkommen und gemeinsam durchs Leben gehen, sollten sie auch zusammen beten.
Es ist erstaunlich, dass viele Christen jahrelang, manchmal sogar jahrzehntelang verheiratet sind und zwar das Tischgebet sprechen, aber ansonsten kaum beten. Das ist nicht nur tragisch, sondern mehr als das.
Eine zweite wichtige Wahrheit betrifft unsere Vorstellung vom Gebet. Es gibt viele falsche Einstellungen und unkorrekte Vorstellungen darüber. Eine davon ist, dass Gebet in erster Linie eine Aktivität sei und nicht das Pflegen einer Beziehung.
Ich weiß, wie weit verbreitet diese Auffassung ist, denn ich durfte ein Buch schreiben, das sogar ins Deutsche übersetzt wurde. Es heißt „Gebet und Seelsorge“. In diesem Buch haben wir, die beiden Autoren Doktor Tammy Schulz und ich, zusammengearbeitet. Wir haben zwei Jahre lang daran geschrieben.
Mitten in der Arbeit, vielleicht nach einem Jahr, war Tammy Schulz auf einer Konferenz. Von dort aus rief sie mein Tischtelefon in meinem Büro an der Schule an. Am Montag, als ich wieder im Büro war, hörte ich die Nachricht ab. Tammy sagte: „Roger, es ist mir endlich klar geworden: Gebet ist Beziehung. Gebet ist nicht eine Aktivität, sondern Beziehung – Beziehung mit Gott.“
Tammy ist in einem gläubigen Elternhaus aufgewachsen. Ihre Mutter betete wahrhaftig tief, ihr Vater war gläubig und Pastor. Sie war von ihrem Gebetsleben von Kindheit an geprägt. Auch Tammy war immer eine betende Person. Doch erst Mitte vierzig, als sie diese Aussage machte, erkannte sie: „Ich habe erst an diesem Wochenende verstanden, dass Gebet eine Beziehung ist.“
Viele betrachten Gebet als etwas, das sie zehn Minuten morgens tun. Sie sehen es als eine Aktivität, mit der sie ihre Pflicht gegenüber Gott erfüllen. Danach ist es für sie erledigt. Diese Sichtweise übersieht die gewaltige Natur des Gebets.
Wenn wir auf Jesu Gebetsleben zurückblicken, sehen wir, wie wichtig Gebet für ihn war. In den Evangelien ist 15 Mal vermerkt, dass Jesus betete. Neun dieser Stellen finden sich im Lukasevangelium. Man fragt sich: Warum musste Jesus beten? Jesus wollte Beziehung mit dem Vater haben.
Wenn ich von meiner Frau Beth getrennt bin, rufe ich sie an. Als ich in Deutschland war, telefonierte ich mit ihr, weil wir eine Liebesbeziehung haben. Wir wollen diese Beziehung durch Gespräche pflegen. Unsere Beziehung zu Gott ist nicht anders. Wir wollen mit ihm reden.
Es ist ein tiefes Bedürfnis eines Kindes Gottes, mit Gott zu sprechen. Diese Vorstellung muss bei uns herrschen: Es geht um die Beziehung mit ihm.
Drittens: unsere Haltung, unsere innere Haltung beim Gebet. Gebet ist erstens Anbetung. Es ist die Erhebung Gottes und die Erniedrigung meiner selbst.
Den Gott der Bibel erkennen wir, wenn wir die gewaltigen Geschichten lesen. Ich nenne einfach die Geschichte im Alten Testament von der Überquerung des Roten Meeres durch das Volk Israel. Die Ägypter jagten ihnen nach, und die Israeliten waren von fürchterlicher Furcht überwältigt. Doch Gott teilte das Wasser und trocknete sofort den Boden des Roten Meeres aus, sodass das Volk Israel hindurchgehen konnte. Auf der anderen Seite sahen sie zurück, wie die ägyptische Armee ins Wasser ging. Als sie in der Mitte waren, brachte Gott das Wasser wieder zusammen und vernichtete die ganze Armee.
Diese Überquerung, dieses Wunder Gottes – ich sage es noch einmal – dieses gewaltige Wunder zur Rettung des Volkes Israel ist ein Eckstein, ein Wendepunkt im Leben Israels. Gott erschien und wirkte. Wenn wir sehen, dass Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, des Weltalls, unser Freund ist, dann muss uns das verändern. Wir müssen darüber nachdenken, wie groß und wie wichtig er ist. Das bringt uns in Demut. Wir beugen uns vor Gott und sind bereit, zu tun, was er uns sagt.
Roger, ich will, dass du nach Deutschland gehst, sagte Gott. Und ich musste gehorchen. Ich wollte gehorchen. Es folgten zwanzig wunderbar gesegnete Jahre in Deutschland, die mein Leben für immer und unsere Familie total geprägt haben, diese Begegnung mit euch in Deutschland.
Jesaja 66,2 ist ein Lieblingsvers von mir geworden: „Nach diesem will ich schauen“, sagt Gott, „der zittert, wenn ich rede.“ In Apostelgeschichte 20 sagte Paulus in seiner Rede an die Ältesten von Ephesus in Milet: „Ich war unter euch mit aller Demut.“ (Apostelgeschichte 20,19) Die ganze Rede handelt von Demut. Er beendet sie mit seiner Selbstlosigkeit: „Ich habe euch gezeigt, mit diesen Händen habe ich für mich selbst gearbeitet und euren Weg bezahlt.“ Paulus wollte ihnen zeigen, dass er die Worte Jesu beherzigt: „Geben ist besser als nehmen.“ Er zeigte ihnen seine Selbstlosigkeit.
Gebet weckt in uns auch eine Sehnsucht nach Gott. Je mehr wir beten, desto mehr wollen wir beten. Aus Liebe zu ihm, mit einer Leidenschaft für ihn. Jesus sagte, als er gefragt wurde in Matthäus 22, was das größte Gebot im Gesetz sei: „Liebe Gott leidenschaftlich von ganzem Herzen, ganzer Seele, mit deinem ganzen Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst.“ So sollten wir geprägt sein – aus Liebe zu Gott. Diese Liebe zu Gott sollte die Mitte unseres Wandels mit ihm sein. Alle sollten merken, dass wir Gott lieben. In jeder Begegnung, in allem, was wir tun, sollte sichtbar und hörbar sein: Wir lieben Gott.
Gemeinschaft mit Gott zu haben bedeutet auch, geistlich zu wandeln, in Reinheit. Ich wurde durch das Lesen eines Verses in meiner täglichen Bibellese vor Jahrzehnten geprägt, in den Siebzigerjahren in Deutschland. Ich las Apostelgeschichte 24,16, wo Paulus sagte: „Ich übe mich allezeit, ein unverletztes Gewissen zu haben gegenüber Gott und den Menschen.“ Paulus behauptete nicht, sündenlos zu sein, sondern sagte: Wenn ich sündige, bekenne ich meine Schuld. Ich bekenne sie Gott und anderen Menschen und bringe alles ins Reine, sodass ich ein unverletztes Gewissen habe.
Auch Johannes 1,9 bestätigt: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Untugend.“ Weil wir gereinigte Menschen sind, sollte ständig Dankbarkeit in unserem Herzen wachsen. Lernt, in allem und für alles zu danken (1. Thessalonicher 5,18; Epheser 5,4). Das ist nicht leicht. Ich sage euch, es ist überhaupt nicht leicht, ja im Gegenteil unmöglich, in allem und für alles zu danken.
Die Kehrseite ist: „Tut alles ohne Murren und Bedenken“ (Philipper 2,14). Das heißt, hört auf mit dem Klagen! Ich unterrichtete 27 Jahre lang einen Gebetskurs am Grace College and Seminary. Im Laufe der Jahre entwickelte ich zwei Pflichtaufgaben. Die Teilnehmer sollten jeden Tag fünf Danksagungen aufschreiben – fünf Dinge, für die sie dankbar waren. Nach etwa fünf Jahren fiel mir noch etwas ein: die zweite Aufgabe war, jegliche Form des Murrens und Klagens zu unterlassen, besonders das Klagen über die Qualität des Essens in der Mensa.
Als ich das am Anfang des Semesters sagte, lachten alle. Nachdem das Lachen verklungen war, erklärte ich ihnen, dass ich es ernst meine: Hört auf mit dem Klagen über das Essen! Mindestens zwei Milliarden Menschen auf dieser Erde würden im Nu mit euch den Platz tauschen, wenn sie Zugang zur Menge und Qualität der Speisen hätten, die ihr habt. Und sie würden niemals murren. Hört auf mit dem Murren!
Interessanterweise habe ich vor zwei Wochen in der Bibelstunde eine Auslegung zu Philipper 2,12-18 gemacht. Paulus sagt dort, man solle aufhören mit Klagen und Murren. Das ist ein Wahrzeichen der Wiedergeburt, ein Zeichen unseres wahren Christseins. Das war mir neu, wie wichtig diese Tatsache ist.
Gebet ist nicht nur ständiges Bitten und Sagen, sondern Gebet ist auch Stille. Ich habe eine Tasse, die mir die Gemeinde als Sonntagsschullehrer vor ein paar Jahren geschenkt hat. Darauf steht Psalm 46,11: „Seid still und erkennt, dass ich Gott bin. Ich werde erhaben sein unter den Völkern und auf der Erde.“ Stillsein ist für uns furchtbar schwer.
Jesus betete die ganze Nacht hindurch – allein. Oft war er still. Es steht im Text, dass er seiner Gewohnheit nach früh morgens betete. In unserer Gemeinde hörten wir am vergangenen Sonntag eine wunderbare Predigt über Jesaja 30,15: „Denn so spricht Gott, der Heilige Israels: Durch Umkehr und Ruhe, durch Bekenntnis der Schuld könntet ihr gerettet werden. Im Stillsein und Vertrauen liegt eure Stärke.“ Im Stillsein und Vertrauen, nicht im Explodieren, nicht im Schreien „Warum?“ oder „Unfair!“, sondern im Stillsein und Vertrauen.
Denn der, der die Zahl der Haare auf unserem Haupt kennt – ich habe heute viel weniger als früher –, er kennt uns durch und durch. Er trägt uns, er ist unser guter Hirte. Wir warten auf ihn.
Hier deute ich klar an, weil ich aus den Worten Gottes gesprochen habe: Das Gebetsleben Jesu, unsere Haltung im Gebet, Jesaja 66, Johannes 1,9, 1. Thessalonicher – ich rede von der Schrift. Die Schrift prägt unser Gebetsleben. Es ist äußerst wichtig, täglich in die Schrift einzutauchen und zu sagen: „Herr, rede zu mir!“
Heute Morgen, ganz früh, las ich noch einmal einen Text. Ich lese gewohnheitsmäßig ein Kapitel der Sprüche pro Tag – 31 Sprüche für 31 Tage in den meisten Monaten. Heute war ich bei Sprüche 27, am 27. April, und wurde tief gesegnet durch das erneute Lesen eines sehr bekannten Textes. Natürlich lese ich auch andere Teile der Bibel, nicht nur die Sprüche.
Das Lesen eines Kapitels dauert etwa fünf bis zehn Minuten. So beginne ich meinen Tag. Im Laufe des Tages lese ich dann weitere Teile der Bibel. Das ist die geistliche Grundlage. Jesus betete inbrünstig und ständig. Paulus betete und wollte beten. Die Bibel sagt uns durch die Schrift, dass wir ständig betend sein sollen und in der Beziehung zu Gott, wie in der Ehe, als Betende leben sollen.
Die zweite Sache auf unserem kleinen Blatt sind die Vorteile des Gebets mit dem Ehepartner. Ich möchte diesen Satz vorlesen, denn er ist mir sehr wichtig geworden. Ich habe ihn hier fettgedruckt, gleich nach dem zweiten Thema unserer Zeit.
Es ist unvorstellbar, dass christliche Ehepaare nicht in die Gegenwart Gottes treten, mit ihm reden und Gemeinschaft mit ihm pflegen. Es ist unvorstellbar, dass wir das nicht tun. Es sollte eine reich gesegnete Selbstverständlichkeit sein.
Ich möchte nicht, dass man denkt, ich sei ein Meister darin und hätte keine Probleme. Ich habe an diesem Punkt nicht nur einmal, sondern mehrmals versagt. Aber nicht, weil ich es wollte oder weil es mir gleichgültig war. Auch nicht, weil ich dachte, es sei kein Problem, zu versagen. Nein, ich musste meine Sünde bekennen und immer wieder neu anfangen.
Einige Vorteile des gemeinsamen Gebets sind:
Erstens fördert es Demut. In einer demütigen Haltung ist das Herz offen für Wachstum und Veränderung. Wenn wir gemeinsam beten, ehren wir Gott und auch einander. Ich möchte, dass es meiner Frau Beth eine Ehre ist, mit mir zu beten. Es ist mir eine Ehre, dass sie mit mir betet. Gleich vor Beginn dieses Vortrags standen wir in der Küche, beteten Arm in Arm und baten den Herrn, dass diese Worte gesegnet werden und nicht nur leere Worte bleiben.
Es ist schwer, im Gebet argumentativ oder richtend zu sein, denn aufrichtiges Beten führt zu Selbstlosigkeit. Ein Ehepaar, das zusammen betet, bleibt zusammen – das ist ein Sprichwort im Englischen, das ich seit meiner Jugend kenne und das stimmt.
Zweitens fördert gemeinsames Gebet Offenheit und Verletzlichkeit, also die Transparenz vor dem Ehepartner. Viele Paare berichten, dass sie sich durch das Zusammenbeten freier fühlten, sich dem anderen gegenüber über Fehler, Versagen und Sünden zu öffnen.
In einem Gebetskurs wurde es zur Pflichtaufgabe, nicht nur zu danken, sondern auch eine halbe Seite mit der Maschine zu schreiben, was man aus der Dankesaufgabe gelernt hat. Eine weitere Aufgabe war, einen Gebetspartner zu haben und eine Stunde pro Woche mit ihm zu beten.
Wenn du verheiratet bist – und es waren einige Verheiratete in der Klasse – dann sollte dein Gebetspartner dein Ehepartner sein. Wenn du Mann bist, dann eine Frau, und wenn du Frau bist, dann ein Mann. In diesen Wochen des Semesters sollten sie jede Woche eine Stunde miteinander beten.
Am Ende des Semesters sollten sie eine halbe Seite schreiben, was sie dabei gelernt haben, beim gemeinsamen Beten mit anderen. Ich sage euch ganz offen: Viele Studenten hatten große Angst vor dieser Stunde. Sie hatten noch nie eine Stunde am Stück gebetet, nirgendwo in ihrem Leben.
Auch Pastoren gaben in ihrem halbseitigen Bericht zu, dass sie noch nie eine Stunde mit ihrem Ehepartner gebetet hatten, obwohl sie 10 bis 15 Jahre verheiratet und im Gemeindedienst tätig waren. Sie berichteten, wie gewinnbringend es war, mit dem anderen zu beten.
Fast alle, die vor der ersten Stunde große Angst oder sogar Terror empfanden, gaben zu, dass sie nach wenigen Minuten spürten, wie es floss. In der zweiten Woche sagten viele, sie hätten sogar zwei Stunden gebetet und große Freude daran gewonnen. Sie beteten weit über die verlangte Zeit hinaus.
Übrigens war das eine nicht benotete Aufgabe. Auch die Dankesaufgabe war Pflicht, aber nicht benotet. Es gab keine Note fürs Beten.
Drittens erzeugt gemeinsames Gebet Dankbarkeit für den Ehepartner. Bei meiner Vorbereitung dachte ich daran, dass es viele Ehepaare geben könnte, die diesen Vortrag sehen und einen tiefen Hass gegen ihren Ehepartner empfinden. Seelsorge zeigt, dass Hass und Widerwille gegen den Ehepartner in vielen Fällen sehr stark sind.
Ich hörte von einem Mann, der zum Pastor ging, um Seelsorge zu bekommen, und sagte: „Ich liebe meine Frau nicht.“ Der Pastor antwortete: „Du musst sie lieben.“ Der Mann entgegnete: „Ich kann sie nicht lieben.“ Der Pastor sagte: „Du musst sie lieben. Du bist Christ.“ – „Ja, ich bin Christ.“ – „Dann musst du sie lieben.“
Der Pastor sagte weiter: „Liebe sie erstens als Frau. Wenn du sie nicht als Frau liebst, dann liebe sie als Nächste. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Jesus hat auch gesagt: „Liebe deine Feinde.“ Liebe deine Feinde, liebe sie dann als Feind, aber lieben musst du sie.
Wenn wir miteinander beten, erzeugt das Dankbarkeit. In diesen Tagen haben Bethel und ich zusammen gebetet. Mitten im Gebet sagte ich: „Du Schatz, du bist mir so kostbar. Ich bin so dankbar für dich. Ich preise den Herrn für dich und dass Gott uns zusammengebracht hat.“ Heute bekam sie eine Karte von mir mit meiner Dankbarkeit für sie.
Als nächstes stärkt und bewahrt gemeinsames Gebet die eheliche Beziehung. Hier ist eine erschütternde, merkwürdige und wichtige Aussage: Nach einer Umfrage von Gallup aus dem Jahr 1997 in den USA liegt die Scheidungsrate unter regelmäßigen Gottesdienstbesuchern bei etwa 50 Prozent – also jede zweite Ehe, genauso wie in der Gesellschaft insgesamt.
Aber unter Paaren, die täglich zusammen beten, liegt die Scheidungsrate bei einer Scheidung pro 1153 Ehen – weit weniger als ein Prozent.
Zusammen beten bewirkt, dass wir zueinander finden. Wir beten auch durch Schwierigkeiten hindurch. Bert und ich haben auch Schwierigkeiten. Ich habe immer wieder Schwierigkeiten. Wenn wir zusammen beten, mitten in der Schwierigkeit, hilft Gott auf gewaltige Weise.
Auf unserem Blatt steht als Drittes: Vorschläge und Ideen für die Praxis. Das soll so verstanden werden, dass es sich nicht um Gesetze oder verpflichtende Aufgaben handelt, sondern um Anregungen und Vorschläge.
Gehen wir davon aus, dass du diesen Vortrag ansiehst oder anhörst und Freude daran gewinnst, gemeinsam mit deinem Ehepartner zu beten. Teile deinem Ehepartner mit, dass du regelmäßig zusammen beten möchtest. Das drückt Liebe für den Herrn und besonders Liebe für den Ehepartner aus.
Zweitens lade deinen Partner ein, mit dir zu beten. Sage ihm, dass du beten möchtest, und lade ihn ein, mitzubeten – mit Einfühlsamkeit.
Es war interessant: Am Anfang unserer neuen Ehe vor fast drei Jahren heiratete ich eine Frau, die zuvor ledig war. Sie hatte ein reges Gebetsleben, war aber nicht daran gewöhnt, mit ihrem Ehepartner zu beten. Es brauchte eine geraume Zeit, bis diese betende Frau Freude daran fand, mit mir zusammen zu beten. Es war kein Problem, auf sie zu warten, sie nicht vor den Kopf zu stoßen und sie nicht zu verletzen, indem ich das Beten erzwingen wollte. Stattdessen lud ich sie ein, in die Beziehung des Gebets einzutreten.
Drittens legt Zeit und Ort fest. Es ist vielleicht gut, wenn man das regelmäßig tut. Dabei kommt es darauf an, ob man Kinder hat oder nicht. Kinderlose Paare, egal ob jung oder wenn die Kinder schon aus dem Haus sind, finden es eventuell leichter, nach dem Tischgebet am Abend, also nach dem Essen, zu beten. Das kann eine Gewohnheit werden. Oder man betet früh morgens. Zeit und Ort sollten festgelegt werden.
Betet dann auch mit einer Liste. Übrigens habe ich das bei Nummer drei mit Gelb angestrichen, damit ich es nicht vergesse: Telefon abschalten. Es ist viel wichtiger, dass wir beten und nicht durch eingehende Texte oder Anrufe unterbrochen werden.
Viertens: Betet mit einer Liste. Ich schlage vor, zu Beginn eine schlichte, einfache Liste zu erstellen: Familie, andere Personen, die mir lieb und bekannt sind, dann christliche Anliegen, Anliegen von anderen, die ich habe, christliche Werke, die Obrigkeit, unsere Welt usw. Wenn man die Liste macht, wird sie im Nu wachsen.
Ich habe eine Liste von schwerwiegenden Gebetsanliegen, die ich mit mir trage. Manche stammen von deutschen Freunden, andere von Menschen aus unserer Gemeinde oder meinem Freundeskreis. Leute kommen zu mir und bitten mich, für sie zu beten. Ich schreibe diese Anliegen in die Liste und bete für sie.
Hier ist ein Vorschlag, den ich sehr gut finde, der aber nicht von mir stammt. Ich lernte ihn bei der Vorbereitung für heute kennen: Manche sind unsicher, vor allem Frauen. Sie möchten die Leitung des Mannes nicht übernehmen oder ihm nicht „überfahren“. Deshalb handhaben es manche Paare so, dass an Tagen mit geraden Zahlen der Mann beginnt und an Tagen mit ungeraden Zahlen die Frau. So gibt es eine Abwechslung.
Nummer sechs: Ich würde fast sagen, das ist eine Pflichtaufgabe: Dem Partner keine Zurechtweisung beim Beten mitteilen. Zum Beispiel: „Herr, ich bitte dich, dass meine Frau endlich mal zu Untertänigkeit kommt.“ Das ist überhaupt nicht, was Beten ist. Beten ist keine Lektion, die man erteilt, und keine Rüge an den anderen.
Nummer sieben: Wenn man an einem Tag versäumt zu beten, dann am nächsten Tag gleich wieder weitermachen. Sei entspannt und flexibel. Sei nicht streng gesetzlich oder boshaft gegeneinander. Lass solche Versagen nicht zu Unmut führen, sondern sei dankbar und mache am nächsten Tag weiter. Oder wenn eine Woche nicht gebetet wurde, dann danach wieder eine Woche beten. Sage: „Herr, bitte vergib uns, dass wir versagt haben. Wir beginnen neu und sind mit frohem Herzen dabei.“
Nummer acht: Betet sofort über dringende Anliegen, von denen ihr hört. Häufig bekommen meine Frau und ich Nachrichten oder Anrufe. Jemand ruft an und berichtet, dass jemand Krebs im letzten Stadium hat oder schwer krank ist. Dann stoppen wir sofort und beten, flehen den Herrn an – für sie oder für uns beide.
Andere Menschen kommen auf euch zu, sprechen euch auf der Straße an und sagen: „Übrigens, ich habe ein Gebetsanliegen.“ Lasst sie nicht gehen, ohne dass ihr gemeinsam gebetet habt. Der Pastor, der mich vor über fünfzig Jahren in meinen Dienst einführte, Pastor Gordon Bracker, hatte die Gewohnheit: „Pray with them right now“ – betet jetzt gleich mit ihnen. Sage nicht: „Ja, ich bete darüber“ und laufe weg, sondern: „Komm, wir beten jetzt gemeinsam.“ Das als Gewohnheit bringt große Freude für dich und für den, für den du betest.
Nummer neun: Lernt zusammen, Gott für gewaltige Dinge zu bitten, die seiner Liebe, seiner Weisheit, seiner Allmacht und seiner Größe entsprechen. Nichts ist für Gott zu groß. Wir haben das Lied im Deutschen: „Ihm ist alles möglich.“ Schau deshalb nicht auf die Unmöglichkeit der Situation und sage: „Darüber will ich nicht beten, das kann ich nicht.“ Sondern schau die Unmöglichkeit an und sage: „Darüber muss ich beten, ich will beten.“ Bittet den Herrn um Möglichkeiten. Ihr werdet großartige Gebetserhörungen erleben, wenn ihr für diese großen Dinge betet.
In Abwesenheit voneinander betet miteinander am Telefon. Ich habe das schon erwähnt: Transatlantisch habe ich öfter mit meiner Frau gebetet – per Skype, WhatsApp oder Telefon, je nachdem, wie die Kommunikationsmöglichkeiten sind.
Macht Gebetsspaziergänge. Nehmt euch Zeit zum Beten. Manchmal waren einige der besten Gebetszeiten diese Spaziergänge.
Nummer zwölf: Betet zusammen beim Autofahren. Das war Ernie Claassen von der Bibelschule Brake, der sagte: In Kanada und den USA kann man beim Autofahren beten. In Deutschland muss man beim Autofahren beten. Als er das sagte, lachten alle. Natürlich ist die Gefahr beim Autofahren in Deutschland groß, aber ich bete oft im Auto. Ich bete gerne im Auto und bin dankbar, dass das Fahren eine großartige Möglichkeit zum Beten bietet. Ein guter Freund von mir hat eine einstündige Fahrt zur Arbeit hier aus unserer Gemeinde. Er sagte: „Rotter, das ist meine Gebetszeit jeden Tag.“ Er macht das.
Nummer 13: Viele Paare beginnen den Tag im Bett mit einer kurzen Gebetszeit und beenden den Tag genauso. Das heißt, sie beten, bevor sie aus dem Bett gehen, ein kurzes Gebet und vor dem Einschlafen nochmals ein kurzes Gebet. Auch tagsüber kann man mehrmals beten.
Bei manchen Paaren...
Nummer 14: Beginnt der Tag mit dem Gebetsaltern. Das habe ich schon erwähnt, das war eine Wiederholung, entschuldigt.
Nummer 15: Sprecht mit anderen älteren Geschwistern, die jahrzehntelang miteinander gebetet haben, und lernt von ihnen. Es ist wichtig, von ihnen zu lernen. Führt ein Heft für Gebetserhörungen und schreibt diese auf. Es ist wichtig, dass man das tut.
Nummer 17: Die Bitte, diese Liste mit euren eigenen Gebetserfahrungen zu erweitern.
Ich möchte, dass das geistliche Potenzial einer Schar von betenden Ehen und Familien gesehen wird. Und die Alleinstehenden sind alle hier mitgemeint: Findet einen Gebetspartner und betet für Ehen und Familien, betet für die Gemeinde, betet für die Gesellschaft. Findet einen Gebetspartner und betet.
Meine Leidenschaft ist es, dass dieser Vortrag sich verbreitet – nicht nur in einer Gemeinde, sondern in vielen Gemeinden, damit man betet. Eine gesunde Familie und eine gesunde Gemeinde hängen vom Beten und vom Gehorsam ab.
Kommen wir zusammen zum Gebet, damit es nicht zu lang wird und niemand das Interesse verliert.
Vater im Himmel, ich danke dir von ganzem Herzen, dass du in diesen Minuten bei uns warst und auch jetzt bei der Anwendung dieses Vortrags bei uns bist.
Ich bitte dich von ganzem Herzen, dass uns allen die überragende Wichtigkeit unserer Beziehung zu dir bewusst wird. Herr, hilf uns, ins Gebet zu gehen – persönlich, einzeln und dann zu zweit.
Das gilt für unsere ehelichen Beziehungen, Freundschaften und auch für die Zeit vor der Ehe. Lass jeden einen Gebetspartner finden, besonders diejenigen, die alleinstehend sind.
Möge überall in unseren Gemeinden Gebetsteuerschaften entstehen. Eine Erweckung kann geschehen, Vater, wenn das geschieht.
Bitte zünde du dieses Feuer an, Herr, in Deutschland, zu deiner Ehre. Im Namen Jesu, Amen!