Persönliche Glaubensgeschichte und Weg zum Dienst
Ich möchte euch herzlich begrüßen. Es ist fast ein Jahr her, dass wir im Juni damals den Petrusbrief begonnen haben. Es war ein bisschen wärmer damals. Heute dürfen wir diese Woche wieder ein Stück weit fortsetzen.
Ich soll noch etwas zu mir sagen: Ich bin in Österreich aufgewachsen. Wir wohnten im Salzburger Land und ich kannte den Herrn nicht. Ich bin katholisch aufgewachsen, doch das war nicht das Evangelium – jedenfalls nicht das, was ich in der Kirche gehört habe. Dort fehlte viel vom wirklichen Evangelium.
Mit 17 Jahren kam ich zum Glauben. An unserer Schule, einem Internat, gab es einen Bibelkreis von Schülern, die die Bibel lasen. Etwa fünf von ihnen waren damals siebzehn oder achtzehn Jahre alt. Ich stieß dazu, als sie den Jakobusbrief lasen. Ich kann mich noch gut erinnern: Wir saßen in dem Zimmer eines dieser Schüler im Internat. Wahrscheinlich war keiner wirklich gläubig, vielleicht einer. Sie fragten: „Was tun wir?“ Einer sagte: „Wir lesen den Jakobusbrief.“ So lasen sie den Brief von vorne bis hinten, alle fünf Kapitel an diesem Abend. Sie lasen reihum, jeder ein paar Verse.
Als wir fertig waren – ich weiß nicht genau, wie lange es dauerte, vielleicht vierzig Minuten oder länger, denn wir lasen langsam – herrschte Stille. Keiner sagte etwas. Dann meinte einer: „Gewaltig, den Brief müssen wir genauer lesen.“ Aus diesem Kreis entstanden mehr Schüler, und wir hatten dann diesen Schülerbibelkreis zwei Jahre lang. In dieser Zeit kam ich zum Glauben.
Allerdings kannte keiner von uns das Evangelium so richtig klar. Einer vielleicht halbwegs, sein Vater war Pfarrer, ein evangelischer Pfarrer. Die anderen waren teils evangelisch, teils katholisch. Wir waren etwa zwanzig Schüler, einige von uns kamen zum Glauben.
Bei mir dauerte es recht lange, denn ich dachte immer, ich sei ja ohnehin schon Christ. Ich dachte, ich sei von Baby an Christ. Doch dann lernte ich mehrere Menschen kennen, die wirklich Christen waren. So lernte ich Stück für Stück mehr dazu. Eine klare Verkündigung hatte ich jedoch nicht.
Was wir aber taten: Mein Freund und ich lasen sehr viel in der Bibel. Sehr viel! Ich denke, in etwa einem Jahr kam ich durch die ganze Bibel. Mehr und mehr wurde uns klar, was das Evangelium ist.
Dann lernte ich Christen kennen, die sechzig Kilometer entfernt in einer Versammlung waren. Dort fuhr ich am Samstagabend zur Jugendstunde, übernachtete, besuchte am Sonntagmorgen den Gottesdienst und fuhr dann wieder heim. Da war ich schon ein bisschen älter, etwa neunzehn, und schon aus der Schule heraus.
In Österreich begann damals eine kleine Erweckung. Wenn ich von Erweckung spreche, meine ich etwa 50 Christen. Das war damals schon viel, denn es gab kaum Gemeinden. Heute gibt es im Salzburger Land etwa zwanzig Gemeinden, die eine Konferenz haben, wo sie sich treffen. Dort versammeln sich etwa tausend Leute, die meisten davon junge Menschen im Alter von 18 bis 30 Jahren. Das ist erstaunlich und hat mich sehr gefreut.
Das ist eigentlich schon die zweite Generation dort. Denn damals, im Jahr 1977, als ich zum Glauben kam, war das ganz anders. Mittlerweile sind viele Jahre vergangen.
Ich selbst kam später in die Schweiz. Meine Frau ist Schweizerin. Wir haben vier Kinder. Die Älteste ist aus Österreich, die Zweite und Dritte aus Rumänien, der Jüngste aus der Schweiz. Wir sind eine internationale Familie. Alle Kinder sind adoptiert. Meine älteste Tochter ist mittlerweile 25 und verheiratet, der Jüngste, Luca, ist 14 Jahre alt.
In der Schweiz fragte ich den Herrn, was ich tun soll. Ich studierte Theologie an der STH Basel, einer bibeltreuen Ausbildungsstätte, doch das war schon vorher gewesen. Seit 1995 wohnen wir in der Schweiz. Dort studierte ich noch ein weiteres Jahr Theologie. Insgesamt hatte ich drei Jahre studiert und dann noch ein Jahr dazu.
Meine Frage war immer: Was soll ich tun? Ich war Lehrer für Englisch und Geschichte an einer Schule in Österreich, doch in der Schweiz arbeitete ich nicht mehr als Lehrer. Nach dem Theologiestudium fand ich eine Stelle als Nachtwächter für eine Zeit lang.
Während dieser Zeit besuchte ich einen Professor, den ich von früher kannte: Professor Herbert Jansen. Ich hatte viele biblische Fragen, denn ich beschäftigte mich intensiv mit der Bibel, verstand aber vieles nicht. Ich fragte ihn, ob er mir einiges erklären könne.
Bei diesem Treffen fragte ich ihn auch nach seinen Projekten. Er war damals schon über siebzig Jahre alt und sagte: „Ich habe viele Projekte. Möchten Sie mir gerne helfen?“ Ich sagte gerne zu. Er meinte, er könne mir kein Geld bezahlen. Ich antwortete, ich brauche kein Geld, ich möchte dem Herrn dienen.
So begann unsere Zusammenarbeit. Er war gerade dabei, das Neue Testament zu übersetzen. Ich durfte ihn unterstützen, was ich sehr gerne tat. Griechisch war etwas, das ich sehr liebte. Ich arbeitete mit ihm an Parallelstellen, Fußnoten und Ähnlichem.
Diese Zusammenarbeit mit Herbert Jansen besteht nun schon fast 20 Jahre, etwa 18 Jahre. Bruder Jansen ist fast 92 Jahre alt und wird im Herbst 92. Er ist nicht mehr so stark und fit, doch er arbeitet immer noch für den Herrn und möchte das bis zu seinem Tod tun.
Wir arbeiten weiterhin zusammen. Er lebt in Kanada, ich in der Schweiz, und wir kommunizieren per E-Mail. Er hat in seinen alten Tagen gelernt, mit dem Computer umzugehen. Mit etwa 70 Jahren begann er damit. So arbeiten wir gemeinsam.
1999 nahm er mich mit auf eine Reise zu Geschwistern in verschiedenen Aussiedlergemeinden in Deutschland. Dort entstanden einige Kontakte. Einmal lud mich ein Bruder aus Frankenthal ein, ein anderes Mal aus Neuwied. So entstanden Dienste nicht nur in Aussiedlergemeinden, sondern auch in der Schweiz.
Ein Bruder fragte mich, ob ich mit ihm nach Rumänien komme. So war ich etwa 25 Mal in Rumänien. Ein anderer Bruder, den ich von früher kannte, fragte mich, ob ich mitkomme in die Ukraine. Dort war ich etwa zwölf Mal. Dann entstand eine Arbeit in Moldawien, weil die Brüder aus der Ukraine auch in Moldawien wollten, dass wir kommen. Zusammen mit meinem Übersetzer war ich achtmal in Moldawien.
Dieses Jahr war ich in Kasachstan. Dort erlebte ich sehr kalte Temperaturen, wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte. Es war Januar. Doch es war sehr schön, und der Herr schenkte viel Gnade.
So sind verschiedene Kontakte und Dienste entstanden. Einerseits stellen wir Literatur her – Herbert Jansen und ich schreiben Bücher. Andererseits halten wir Vorträge. Jetzt bin ich hier.
Vorher war ich eine Woche in Blankenheim. Wir freuen uns, dass wir diese Woche Gemeinschaft haben können.
Ich möchte gerne den ersten Petrusbrief gemeinsam lesen, aber auch frei sein für thematische Ausflüge. Das heißt, wenn Fragen auftauchen oder wenn der Herr euch führt, dass ich mich zu bestimmten Themen äußern soll, können wir das versuchen – mit der Hilfe des Herrn.
Wir wollen frei sein. Deshalb möchte ich mich nicht festlegen, den ganzen Petrusbrief fertig zu machen. Ich möchte ohne Stress und mit Ruhe die Verse lesen, so wie der Herr uns hilft und führt.
Einführung in den Petrusbrief und seine praktische Bedeutung
Wir betrachten 1. Petrus Kapitel 2. Der Petrusbrief ist ein sehr praktischer Brief. Er gibt praktische Hilfen für Menschen, die unterwegs sind – unterwegs zwischen zwei Welten. Die eine Welt ist hier, die andere dort in der Ewigkeit.
Die Christen, an die Petrus schreibt, nennt er Fremdlinge. Sie sind Fremde in dieser Welt, aber noch nicht ganz in der Heimat. Sie sind hier nicht mehr ganz zu Hause und dort noch nicht ganz angekommen. Sie leben zwischen zwei Welten, man könnte auch sagen, sie leben in beiden Welten gleichzeitig, aber in keiner ganz.
Der Apostel Petrus gibt ihnen deshalb ganz praktische Hilfen. Petrus war ein Mann der Tat, und ihm ist das praktische Leben sehr wichtig. Diese Hilfen finden sich bereits in Kapitel 1. Wenn Sie sich erinnern können – und wenn nicht, macht das nichts –, der Petrusbrief beginnt mit einem Lobpreis. In den Versen 3 bis 12 lobt er den Gott, der uns wiedergeboren hat zu einer lebenden Hoffnung.
Ab Vers 13 beginnt eine Reihe von Aufforderungen. Etwa fünfmal sagt er, was die Christen tun sollen. Dieser Abschnitt reicht von Vers 13 bis Kapitel 2, Vers 10. Zum Beispiel sagt er in Vers 13: „Umgürtet die Lenden eures Denkens und seid nüchtern und setzt eure Hoffnung vollkommen auf die Gnade, die euch gebracht wird in der Offenbarung Jesu Christi.“ Sie sollen also ihre Lenden umgürten und ihre Hoffnung nur auf Jesus setzen.
Dann fordert er sie auf, sich nicht nach dem Schema der früheren Welt auszurichten. In Vers 14 heißt es: „Als Kinder des Gehorsams formt euch nicht nach dem Schema der früheren Lüste, sondern wie der, der euch rief, heilig ist, werdet auch selbst heilig.“ Das ist ein Aufruf zur Heiligung.
Ein weiterer Aufruf findet sich in Vers 17: „Und wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person nach eines jeden Werk richtet, führt euer Leben in der Zeit, in der ihr wie Ausländer in der Fremde wohnt, in Furcht.“ Das bedeutet, sie sollen in Ehrfurcht leben.
In Vers 22 heißt es: „Als solche, die ihr durch den Geist eure Seelen im Gehorchen der Wahrheit gereinigt habt, zu ungeheuchelter Bruderliebe, liebet einander.“ Hier geht es um die Liebe untereinander.
Dann, in Kapitel 2, Vers 1, fordert er sie auf: „Legt also ab alle Schlechtigkeit und alle betrügerische List und Heucheleien und Beneidungen und alle üblen Nachreden und seid begierig wie neugeborene Kinder nach der unverfälschten Milch des Wortes, damit ihr durch sie wachset.“
So weit waren wir das letzte Mal gekommen, vor einem Jahr.
Der fünfte Punkt ist, dass Petrus sie zu einer ganz wichtigen Tätigkeit aufruft. Nachdem sie alles Schlechte abgelegt haben, sollen sie sich dem Wort Gottes zuwenden. Sie sollen begierig sein. Gott hat in uns ein Verlangen hineingelegt. Wir haben ein Verlangen nach Gott, weil wir seine Kinder sind. Kinder haben ein Verlangen nach ihren Eltern und möchten gern mit ihnen zusammen sein. Das ist normal.
Die Kinder Gottes haben ein Verlangen nach Gott. Petrus spricht sie direkt an und fordert sie auf, diesem Verlangen nachzugeben und es zu nähren. Sie sollen das Wort Gottes lesen und sich damit beschäftigen. Sie sollen begierig sein nach dem Wort Gottes.
Das Ziel ist, dass sie durch das Wort Gottes wachsen. Das Ziel und der Zweck dieses Aufrufs, die Bibel zu lesen beziehungsweise das Wort Gottes zu hören, ist Wachstum.
Das betrifft uns alle. Wir können viel daraus lernen. Wir sollen wachsen. Wie wächst ein Christ? Was soll man tun, um zu wachsen? Hier lesen wir: „damit ihr durch sie wachset“ – durch die Milch des Wortes. Das heißt, das Wachstum des Christen hat mit der Bibel zu tun.
In dem Maße, wie ich die Bibel lese, darüber nachdenke und das Gelesene in meinem Leben umsetze, gibt es Wachstum: Wachstum im Glauben, in der Liebe, in der Hoffnung, in der Erkenntnis, in der Erkenntnis Jesu Christi. Wir lernen Gott besser kennen.
Es geht also um Wachstum, und das geschieht durch die Bibel, durch das Wort Gottes.
Der Satan, der Feind, wird alles daransetzen, damit die Christen möglichst wenig die Bibel lesen und wenig Zeit haben, darüber nachzudenken. Das ist sein großes Anliegen: möglichst wenig Bibel, möglichst wenig Zeit mit Gott und möglichst wenig Gebet. So bleiben die Christen verwundbar und schwach. Sie werden nicht gefährlich für das Reich Gottes.
Auf diese Weise will der Feind die Welt mit allem Möglichen füllen, damit wir abgelenkt sind und die Bibel nicht lesen. Das gelingt ihm recht gut.
Wir sollten darauf achten, nicht in diese Falle zu tappen, sondern einen großen Hunger nach dem Wort Gottes zu entwickeln. Der Geschmack muss kultiviert werden, er muss geweckt werden – wie bei Kindern.
Man gibt Kindern etwas zu essen, das sie am Anfang vielleicht nicht mögen, aber später mögen sie es. So wird ein Geschmack gebildet. So ist es auch bei uns.
Die Grundvoraussetzung für dieses Wachstum lesen wir in Kapitel 2, Vers 3: „Wenn ihr wirklich geschmeckt habt, dass der Herr freundlich ist.“ Hier geht es um Geschmack.
Wir haben gerade vom Geschmack gesprochen. Die Grundvoraussetzung für das Wachsen im Glauben, in der Liebe, in der Hoffnung und in der Erkenntnis ist, dass wir den Herrn geschmeckt haben.
Wenn jemand den Herrn nicht geschmeckt hat, dann ist ihm das Bibellesen langweilig. Er empfindet es als lästige Pflicht, weil er den Herrn nicht wirklich kennt.
Wie merke ich, wie der Herr schmeckt? Indem ich eine Erfahrung mit ihm mache.
Wie mache ich eine Erfahrung mit dem Herrn? Indem ich ihm den ersten Platz in meinem Leben gebe. Wenn ich lerne, mit dem Herrn zusammenzuarbeiten und ihn an die erste Stelle in meinem Leben stelle, werde ich Erfahrungen mit ihm machen.
Dann wird mein Leben interessant. Ich darf den Herrn genießen und erleben, dass er mich gebrauchen möchte – in dieser Welt, für andere Menschen, für andere Christen und für Menschen, die den Herrn noch nicht kennen.
Dann wird die Sache sehr interessant.
Persönliche Erfahrungen mit Gott und Ermutigung zum Wachstum
Ich habe vor kurzem etwas Interessantes erlebt, Geschwister. Die Kinder hatten Urlaub, und die Schule hatte es so eingerichtet, dass Eltern und Kinder alle gleichzeitig Urlaub machen sollten – in Italien, an so einem Platz am Strand. Im Frühling ist es dort natürlich leer, und es ist nicht warm am Strand. Aber es war eine gute Zeit. Wir konnten dort am Strand sein, und die Kinder konnten auch irgendwo in einem geheizten Becken schwimmen.
Jedenfalls war es eine Zeit, in der die Kinder miteinander sein konnten, und die Eltern waren frei, weil die Kinder ja zusammen waren. Es waren viele Kinder von der gleichen Schule dort. Es war eine christliche Schule, und abends gab es immer eine freiwillige Zusammenkunft, bei der man über die Bibel sprach. Das Interessante war, dass alle Kinder dabei waren. Sie fanden es sehr interessant, und es war sehr einfach, aber gut für die Kinder gestaltet. Es ging um die fünf Sprachen der Liebe und um Familie.
Jedenfalls war es eine gute Woche. Ich habe mir gedacht, ich nutze die Zeit am Morgen zur körperlichen Ertüchtigung und gehe am Strand ein bisschen laufen. Ich hatte Schwierigkeiten mit meinem Rücken und merkte, dass ich etwas tun muss. Wenn die Muskeln schlechter werden, wird der Rücken nur schlimmer. Also bin ich morgens um halb sieben gelaufen.
Beim Laufen kann man gut beten, wenn man nicht zu schnell läuft, sondern langsam. Mein Thema war Gehorsam. Ich habe in diesen Tagen viel über Gehorsam nachgedacht und zu dem Herrn gebetet: Herr, ich möchte lernen, dir gehorsam zu sein, damit du mich in dieser Welt gebrauchen kannst.
Während ich so am Strand lief, sah ich einen Mann, der Muscheln suchte. Ich dachte mir, vielleicht hat mich der Herr da ein bisschen geschubst – ich weiß es nicht genau. Jedenfalls bin ich zu ihm gegangen, habe ihn gegrüßt und guten Morgen gewünscht. In Italien kann man gut Deutsch sprechen, denn dort sprechen viele Deutsch. Er antwortete mir freundlich. Ich sagte, es sei ein schöner Morgen, so still. Er stimmte zu und meinte, dass man hier gut beten könne. Ich sagte ihm, das sehe ich auch so.
Irgendwie merkte ich, dass es ein bisschen ungemütlich wurde, aber ich habe ihm noch ein bisschen was gesagt und bin dann weitergelaufen.
Am nächsten Morgen lief ich wieder um die gleiche Zeit und sah wieder einen Mann. Ich dachte, es sei derselbe, also lief ich zu ihm hin und grüßte ihn. Dann merkte ich, dass es ein anderer Mann war. Auch ihm wünschte ich einen guten Morgen und sagte, es sei ein schöner Tag, so still und wunderbar. Er stimmte zu und meinte, man könne das genießen. Ich sagte, hier könne man auch gut beten. Er antwortete, es gäbe irgendetwas Höheres, aber er habe mit der Kirche Schluss gemacht und glaube nicht mehr an die Kirche.
Wir kamen ein bisschen ins Gespräch. Irgendwann merkte ich, dass es ihm ungemütlich wurde. Da wusste ich, dass ich aufhören musste. Er sagte, er wolle jetzt weiterlaufen. Wir verabschiedeten uns mit den Worten, dass wir uns vielleicht wiedersehen.
Am dritten Morgen lief ich wieder zur gleichen Zeit und sah den Mann erneut. Ich lief zu ihm und wünschte ihm noch einmal guten Morgen. Wir redeten ein bisschen über die Muscheln oder anderes. Dann kam seine Frau dazu. Der Mann sagte zu ihr: „Schau, das ist der Bibellehrer.“ Ich hatte ihm erzählt, dass ich Bibellehrer bin. Die Frau kam zu mir und begann, mit mir zu sprechen. Der Mann sagte, er gehe inzwischen weiter. Ich merkte, dass er kein Interesse hatte, aber die Frau wollte sprechen.
Sie war eine ältere Dame, etwa siebzig Jahre alt. Wir kamen auf das Thema Sünde und Vergebung zu sprechen. Plötzlich begann sie zu weinen. Ich merkte, dass sie große Probleme hatte. Ich machte ihr Mut, die Bibel zu lesen und sich an den Herrn Jesus zu wenden. Ich sagte ihr, sie müsse den Namen des Herrn Jesus anrufen, um gerettet zu werden.
Die Zeit wurde knapp, und sie musste irgendwohin. Ich sagte ihr, ich würde jetzt für sie beten. So blieb ich am Strand stehen und betete für sie. Die Frau strahlte mich an, umarmte mich und bedankte sich herzlich. Ich ermutigte sie, ihre Bibel zu lesen. Sie erzählte, dass sie eigentlich gestern nach Hause fahren wollte, aber aus irgendeinem Grund einen Tag länger geblieben war. So hatte der Herr es geführt, dass ihr geholfen werden konnte, den Weg des Herrn Jesus zu finden.
Sie erzählte auch, dass sie eine Tochter hat, die mit etwas Gläubigem in Kontakt steht. Das war ihr nicht fremd, was ich ihr sagte. So hat der Herr das geführt. Ich hätte niemals mit solchen Leuten am Strand gesprochen, denn ich tue mich schwer, fremde Leute anzusprechen. Das ist nicht meine Art. Ich tue mich leichter damit, zu predigen, als am Strand Leute anzusprechen und sie zu fragen, ob sie an den Herrn Jesus glauben.
Aber der Herr hat es so geführt. Da habe ich gemerkt: Wie viele Menschen sind hier am Strand, die vielleicht genauso große Probleme haben? Sie brauchen nur jemanden, der sie anspricht, ihnen einen guten Morgen wünscht und fragt, ob sie auch beten. Es braucht nur ein kleines bisschen Anregung, und der Herr schenkt dann, dass wir etwas weitergeben können.
Ich sage Ihnen eines: Ich habe Gott besser kennengelernt. Ich habe eine Erfahrung mit Gott gemacht und ihn jetzt besser verstanden – nur durch so eine kleine Sache. So wachsen wir, indem wir eine Erfahrung machen und wissen, wie der Herr schmeckt. Das ist die Grundvoraussetzung zum Wachsen.
Und wie merken wir, wie er schmeckt? Indem wir eine Erfahrung mit ihm machen. Wie machen wir Erfahrungen mit ihm? Indem wir ihm den ersten Platz im Leben geben. Das ist die Grundbedingung dafür, dass wir eine Begierde für das Wort Gottes entwickeln.
Wir müssen etwas schmecken. Wir dürfen auch so beten: „Herr, sammle mir die Spucke im Mund, mach es mir schmackhaft.“ Und der Herr kann das erhören.
Wenn wir die Bibel lesen, bitte beten Sie nicht: „Herr, sprich zu mir“, sondern beten Sie: „Herr, mach mir die Augen auf, damit ich erkenne, wie schmackhaft du bist. Lass mich die wunderbaren Dinge an deinem Gesetz sehen.“
Wenn ich die Bibel lese und nicht zum Herrn hin geführt werde, dann ist irgendetwas nicht richtig mit meinem Bibellesen. Ich muss darauf achten, dass ich meine Bibel lese und meine Liebe wächst.
Natürlich wird nicht jedes Bibellesen eine gewaltige Entdeckung sein. Aber dieses Beständige, dieses ständige Hineingehen ins Wort, darauf kommt es an. Wir essen jeden Morgen, jeden Mittag und jeden Abend. Manchmal vergessen wir, was wir gegessen haben. Aber eines wissen wir: Wir sind satt geworden.
Manchmal kann es sein, dass wir vergessen, was wir gerade gelesen haben – heute oder gestern Morgen. Aber wir sind satt geworden. Es geht um das Beständige. Wir haben dennoch etwas gelernt oder der Herr hat uns an etwas erinnert, das wir schon wussten, das aber wieder lebendig geworden ist.
So brauchen wir ein ständiges Neuausgerichtetwerden auf den Herrn. Er ist beständig in mir und um mich herum am Werk. Der Herr ist beständig am Wirken. Es ist wichtig für mich, dass ich mir dessen bewusst werde.
Jede Begegnung, jede Sache, die ich tue – ob bei der Arbeit, zuhause oder in der Freizeit – der Herr ist gegenwärtig und möchte mich etwas lehren. Ich muss lernen, die Gegenwart des Herrn zu realisieren und zu verwirklichen.
Ich muss lernen, auf ihn konzentriert zu sein und im Bewusstsein seiner Gegenwart zu wandeln. Ich muss mich jeden Tag neu auf ihn ausrichten.
Das ist wie bei einem alten Autoradio. Kennen Sie die alten Autoradios? Man fährt irgendwo hin und muss immer wieder drehen, um den Sender richtig einzustellen. Genauso ist es im Geistlichen: Ich muss immer wieder den Sender richtig einstellen, damit ich Empfang bei Gott habe.
Wachstum durch Glauben und geistliche Gemeinschaft
Weiter, Vers 4: Der Vorgang dieses Wachstums – Was haben wir zu tun?
In Vers 4 sagt er: „Ihr kommt ja zu ihm hin“ oder „wenn ihr zu ihm hinkommt“. Vers 4: „Zu ihm hinkommend, zu einem lebendigen Stein, von Menschen abgelehnt und verworfen, ja, aber bei Gott erwählt, kostbar, werdet auch ihr selbst als lebende Steine gebaut.“ Etwas müssen wir tun, und etwas tut Gott.
„Wir kommen zu ihm hin“, sagt er. Petrus sagt, ihr müsst einfach zu ihm kommen, wie oft? Immer wieder, beständig in seiner Gegenwart. Das Wort im Griechischen heißt „kommend“. Das ist ein Mittelwort der Gegenwart und bedeutet ständig kommend, immer wieder kommend. „Ganz zu ihm hin“ heißt das Wort hier, ganz zu ihm hinkommend.
Und wie kommen wir? Gemäß Vers 6 kommen wir im Glauben. Vers 6: „Weswegen in der Schrift steht: Siehe, ich lege in Zion einen Eckstein, einen erwählten, kostbaren, und der, der an ihn glaubt, wird keineswegs zu Schanden werden.“ Ich muss im Glauben kommen, ich muss vertrauen. Da muss ich sprechen mit ihm, da muss ich nachdenken, mich prägen lassen.
Beten heißt, dass ich abhängig bin von ihm, beten heißt, dass ich nachdenke. Oft ist es so – ich habe das bei mir entdeckt, liebe Geschwister –, ich habe entdeckt, dass ich bete, bete, bete, bete, bete und vor lauter Beten bin ich mit meinen Gedanken woanders. Kennen Sie das? Ich bete Dinge, die ich schon so oft gebetet habe, und vor lauter oft Beten sind meine Gedanken weggewandert. Mit dem Mund habe ich es noch gebetet, mit den Gedanken nicht mehr. Da habe ich gesagt: Herr, bitte verzeih mir, jetzt habe ich eine Dummheit gemacht. Ich habe mit dir gesprochen und gar nicht geachtet, was ich spreche. Da möchte ich lieber weniger sprechen, aber denken, mit den Gedanken dabei sein.
Zu ihm kommen, flehen, beten – das ist ein von Abhängigkeit gekennzeichnetes Bitten. Er ist ein lebendiger Stein. Die Menschen haben ihn verworfen, für unbrauchbar erklärt, aber Gott hat ihn als kostbar, als auserwählt, also als wertvoll eingeschätzt. Gott weiß, wie sehr der Herr Jesus zu schätzen ist. Weiß ich das auch? Ist mir das auch bewusst? Also ich muss kommen.
Was macht Gott? Vers 5: „Dabei werdet auch ihr selbst als lebende Steine aufgebaut.“ Ich komme, ich komme ständig, ich komme, komme, komme, immer wieder, und er baut mich auf. Ich werde gebaut, Gott baut uns, Gott baut ein Haus aus lebendigen Steinen, und dieses Haus wächst, und ich werde gebaut.
Wenn wir gebaut werden wollen, dann müssen wir nachdenken, da müssen wir kommen, da müssen wir beten, und der Herr baut mich, er gestaltet mich um in sein Bild. In welcher Richtung das Haus gebaut wird, das bestimmt der Eckstein. Jesus wird hier als Eckstein dargestellt. Er ist der Eckstein, der die Richtung angibt, wohin man baut. In welcher Richtung geht das Haus? Die Ecken sind vorgegeben durch den Stein. An der Ecke sind die Richtungen vorgegeben durch den Stein. So gibt der Herr die Richtlinien an.
Und was ist das Ergebnis des Wachstums? Ein Haus, ein geistliches Haus. „Ihr werdet gebaut“, da sagt er, „ein geistliches Haus, eine heilige Priesterschaft, um da zu bringen geistliche Opfer, die Gott angenehm sind durch Jesus Christus.“ Wir sind das Haus schon, und wir werden das Haus weiter. Gott ist schon, wir sind schon seine Wohnung. Und wir werden noch mehr seine Wohnung, das Haus wird größer.
Gott wohnt in jedem wiedergeborenen Christen, in allen als Gesamtheit und in jedem einzelnen wohnt er. Dieses Haus wird weiterhin gebaut. Gott wohnt nicht in einem Haus, das mit Menschenhänden erbaut wurde. Wir haben hier schöne Kirchen, auch hier, wunderschöne Kirchen, aber Gott wohnt nicht in diesem Haus. Gott wohnt in den Gläubigen, und wenn die Gläubigen zusammen sind, dann ist er in besonderer Weise gegenwärtig. Aber in den Steinen ist er nicht gegenwärtig.
Wenn wir rausgehen, dann ist das Haus leer, dann ist es kein besonderes Haus. Ja, für uns ist es besonders, weil wir uns da versammeln, aber an und für sich ist es nicht das Haus Gottes. An und für sich ist es ein Versammlungssaal oder ein Bethaus, von mir aus, aber es ist nicht das Haus Gottes. Das Haus Gottes sind Menschen, das Haus Gottes sind wir als Gesamtheit.
Das Zweite: eine heilige Priesterschaft. Priester sind Mittler zwischen Gott und Menschen. Die Israeliten sollten ursprünglich alle einen direkten Zugang zu Gott haben. In Zweiter Mose Kapitel 19, Vers 4 lesen wir: „Ihr habt gesehen, was ich den Ägyptern getan habe und wie ich euch auf Adlersflügeln getragen habe und euch zu mir gebracht habe.“ Vers 5: „Und nun, wenn ihr fleißig auf meine Stimme hören werdet und meinen Bund halten werdet, so sollt ihr mein Eigentum sein aus allen Völkern; denn die ganze Erde gehört mir. Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern sein und eine heilige Nation. Das sind die Worte, die du zu den Kindern Israel reden sollst.“
Gott hat ursprünglich gedacht, er hat das so eingerichtet, dass das ganze Volk Israel sollte alles Könige sein und alle Priester. Alle Israeliten Könige, alle Israeliten Priester, also ein Königreich von Priestern. Sie sollten alle direkten Zugang zu Gott haben. Leider ist es dann durch die Sünde nicht so geworden. Sie haben sich ein goldenes Kalb gemacht. Dann hat Gott gesagt: „Wer gehört noch zum Herrn? Wer ist für den Herrn?“ Dann kamen die Leviten zu Mose. Dann hat Gott gesagt: „Okay, ihr führt jetzt das Gericht aus.“ Dann haben sie das Gericht ausgeführt, sie waren treu. Und dann hat Gott gesagt, weil sie das getan haben, sollen die Leviten die Aufgabe haben, Priester zu sein. Die sollen das Zelt Gottes tragen, und die Leviten aus der Familie Aarons sollen die sein, die herzutreten dürfen ins Haus Gottes, die Priester.
So war eine heilige Priesterschaft nur für einige bestimmt. Nur einige Israeliten waren Priester, und nur einige durften so eng bei dem Haus Gottes arbeiten, in der Stiftshütte sein und um die Stiftshütte herum. Aber im Neuen Testament ist jeder ein Priester, da darf jeder Zugang haben zu Gott. Und er sagt hier: eine heilige Priesterschaft.
Was ist ein Priester? Ein Priester hat zwei Aufgaben. Einerseits ist ein Priester einer, der das Volk vor Gott vertritt. Also der Priester, der zu Gott tritt, und hinter seinem Rücken ist das Volk. Er ist der Mittler zwischen dem Volk und Gott und vertritt das Volk vor Gott. Er steht stellvertretend für das Volk, steht vor Gott und leistet Fürbitte, bringt Opfer da für das Volk.
Das Zweite: Ein Priester vertritt Gott vor dem Volk. Dann wendet er sich um, der Priester, und spricht zum Volk und verkündet das Wort Gottes. In Maleachi Kapitel 2 lesen wir: „Das Gesetz des Herrn soll von des Priesters Lippen ausgehen und dem Volk gelehrt werden.“ Der Priester hatte den Auftrag, das Volk zu lehren.
Also der Priester vertritt das Volk vor Gott, und er vertritt Gott vor dem Volk. Er belehrt es. Einerseits tut er Fürbitte, und andererseits ist er der Lehrer des Volkes.
Aber im Neuen Testament ist jeder ein Priester. Das heißt, jeder darf direkt zu Gott gehen und für die Geschwister beten, und jeder darf den anderen etwas weitergeben vom Volk Gottes. Jeder Gläubige – und ich hoffe, das wird auch getan, auch die Frauen – jeder darf den anderen etwas weitergeben. Nicht in der Predigt, denn die Frauen dürfen nicht predigen in der Versammlung, aber dennoch gibt es Gelegenheiten, wo die Frauen etwas weitergeben oder wo die Männer etwas weitergeben oder wo man untereinander etwas weitergibt.
Es gibt ganz, ganz viele Gelegenheiten, wo wir das Wort Gottes weitergeben können. Und unseren Kindern geben wir das Wort weiter, und wir treffen uns dort und dort, und wir schreiben uns Briefe, und wir telefonieren, und überall geben wir das Wort Gottes weiter und ermutigen uns. So haben wir einen Priesterdienst.
Das ist das Ergebnis des Wachstums: Wenn wir wachsen, werden wir ein geistliches Haus, und wir werden eine heilige Priesterschaft, die die Aufgabe hat, vor Gott zu treten und für die anderen zu beten, und vor das Volk zu treten und den anderen das Wort Gottes weiterzugeben.
Und wie heißt es da weiter im Text? Vers 5: „Eine heilige Priesterschaft, um da zu bringen geistliche Opfer, die Gott angenehm sind durch Jesus Christus.“ Das heißt, geistliche Opfer, die Gott gut schmecken.
Was heißt das? Angenehm – wenn wir beim Essen sitzen und man wird gefragt: Ist es angenehm, warm, ist es angenehm gut? Ja, es schmeckt gut, es ist angenehm, es ist wohlgefällig. Ja, es ist wohlgefällig, und das Wort wird hier verwendet. Das Opfer ist Gott wohlgefällig, das heißt, er hat Freude daran.
Was schmeckt denn so gut an dem Opfer? Was schmeckt so gut an dem Opfer der Priester? Im Alten Testament waren das Tieropfer, das waren ja nur Schatten, Schatten auf Christus. Gott selber hat keine Freude an Blutopfern von Tieren, aber in der damaligen Zeit im Alten Testament hat er das angenommen als Opfer.
Aber im Neuen Testament bringen wir ihm geistliche Opfer dar, die Gott angenehm sind. Was ist denn so angenehm an dem Dank, an dem Lob, am Geben? Wissen Sie, was so angenehm ist? Das ist so angenehm durch Jesus Christus, weil wir im Namen von Jesus Christus Priester sind, weil wir im Namen von Jesus Christus unsere Opfer bringen.
Die Opfer sind nicht angenehm, einfach weil wir gute Menschen sind. Wir sind keine guten Menschen. Die Opfer sind angenehm, weil Jesus Christus uns angenehm gemacht hat vor Gott. Das ist das, was Gott so gut schmeckt. Der Herr Jesus schmeckt ihm.
Und wenn er in uns etwas wirken kann, wenn der Herr Jesus uns gebraucht und wenn wir dann etwas vom Herrn Jesus weitergeben, etwas, das der Herr Jesus gewirkt hat, zum Beispiel, dass wir dankbar werden – wer hat denn das gewirkt, dass wir dankbar sind? Der Herr Jesus. Wer hat denn das gewirkt, dass ein Lob aus unserem Munde kommt? Der Herr Jesus.
Und das alles ist Gott angenehm durch Jesus Christus. Und Gott hat eine große Freude an seinem Sohn Jesus Christus. Das schmeckt ihm.
Der Hohepriester trug die Israeliten doppelt. Er trug sie auf den Schultern. Er hatte zwei Platten, da standen die Namen der sechs Stämme Israels, die Namen der anderen sechs Stämme. Und da hatte er auf der Brust einen Leibrock, und da war so eine Platte, eine Brustplatte, das Ephod, und da waren zwölf Steine. Auf jedem Stein stand für einen der Stämme Israels.
So trug der Hohepriester das Volk auf seinen Schultern und auf seiner Brust vor Gott. Die Schulter ist der Ort der Kraft, dort hat man ganz besonders viel Kraft, dort trägt man die Last. Und die Brust ist der Ort der Gefühle. Die Mutter drückt das Kind an die Brust, das ist ein Ort, wo herzliche Liebe ausgeübt oder gezeigt wird. Man umarmt einander und drückt an die Brust, da ist Herzlichkeit.
Und was macht der Hohepriester? Er trägt das Volk Gottes mit Herzlichkeit und mit seiner Kraft. So ist der Herr Jesus unser großer Hoherpriester, er trägt uns. Aber wir selber dürfen auch jetzt das tun. Wir dürfen auch jetzt einander die Lasten tragen und einander tragen. Die Stärkeren sollen die Schwachheiten der Schwachen tragen, und die Liebe wird ausgeübt, Herzlichkeit wird ausgeübt.
Also das ist eine wunderschöne Sache mit dem Priestertum, aber wir müssen weiter, sonst – ja, dann Vers 6.
Was ist die Motivation, was sind die Beweggründe dafür, dass wir begierig sind? Wir sollen ja begierig sein, sagt er: „Seid begierig nach der lauteren Milch.“ Und dann sagt er in Vers 6: „Darum ist in der Schrift enthalten: Siehe, ich lege in Zion einen Eckstein, einen erwählten, kostbaren, und der, der auf ihn vertraut, wird auf keinen Fall zu Schanden werden.“
Euch also ist er der kostbare. Er sagt: „Dieser Stein, den die Israeliten verworfen haben, dieser Stein ist euch so kostbar, euch, den Glaubenden.“ Was motiviert uns? Dass wir ihm geschmeckt haben, wie kostbar er ist, dass wir geschmeckt haben, wie gut er schmeckt, wie gut er ist, wie wertvoll er ist.
Für die anderen ist er verwerflich, die merken nicht, wie wertvoll er ist. Es ist wie wenn einer ein Goldstück findet und er weiß nicht, was ein Goldstück ist und wirft es wieder weg. So kommt einem das vor. Aber wir, wir wissen, wie kostbar das ist.
Den Ungehorsamen ist der Stein, den die Baulöten verwarfen, dieser wurde zum Hauptstein der Ecke und ein Stein des Anstoßens und Stolperns, ein Fels des Ärgernisses und Strauchelns. Also ihnen ist er nichts wert, aber euch, uns ist er kostbar. Sie stoßen sich am Wort, sie stolpern, wozu sie auch bestimmt wurden.
Also sie sind daran bestimmt, es ist nicht so, dass sie bestimmt sind, dass sie ihn nicht mögen. Nein, es ist bestimmt, dass diejenigen, die ihn als ein Ärgernis achten und die ihm nicht wert achten, fallen werden, die werden stolpern und fallen.
Aber uns, was ist mit uns? Was motiviert uns denn, was motiviert uns für diesen Herrn? Vers 9: Es motiviert uns das, was wir dem Herrn sind.
Vers 9: „Ihr aber seid ein erwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliges Volk, eine Volksgemeinschaft zum Eigentum.“ Hier sind vier Dinge erwähnt, was wir dem Herrn sind. Und es ist gut, wenn man darüber nachdenkt, es ist gut, wenn man sich Zeit nimmt, einfach einmal das wirken zu lassen.
Wir sind dem Herrn ein erwähltes Geschlecht, das heißt ein Volk, an dem er höchst wertvoll erachtet. Erwählt ist ein Ausdruck der Liebe und bedeutet wertvoll. Meine Frau ist meine Erwählte, das heißt, sie ist wertvoll für mich.
Das sind alles Ausdrücke, die für Israel verwendet wurden im Alten Testament, aber jetzt werden sie für alle Gläubigen verwendet, diese Ausdrücke.
Wir sind eine königliche Priesterschaft, also gleichzeitig Priester und Könige. Wir sind ein heiliges Volk. Das ist auch ein Begriff, der für das Volk Israel verwendet wurde, aber jetzt wird er für alle Gläubigen verwendet. Petrus verwendet diese Begriffe alle für die ganze Gemeinde Jesu.
Wir sind jetzt Gott zugeordnet. Heilig heißt Gott zugeordnet. Und dazu muss man sauber sein, deshalb muss man auch gereinigt sein. Durch das Blut Jesu Christi sind wir heilig gemacht, und jetzt sind wir ein heiliges Volk, das Gott gehört, Gott gewidmet.
Wir sind auf seiner Seite, und nicht nur auf seiner Seite, sondern wir sind für ihn da, heißt das. Bei uns steht bei jedem auf der Stirn geschrieben: „Heilig dem Herrn.“ Das, was früher nur der Hohepriester durfte, einen Stirnband tragen, worauf stand: „Heilig dem Herrn“, das darf jeder Christ.
In der Offenbarung steht es geschrieben: Sie werden seinen Namen an ihre Stirn geschrieben tragen, „Heilig dem Herrn“. Den Namen des Vaters werden sie an ihre Stirn geschrieben haben. Das heißt, sie gehören dem Vater, sie sind ihm zugeordnet.
Es ist wichtig, dass wir uns so als solche erkennen und dann eine Volksgemeinschaft zum Eigentum sind. Also ein Volk, das ihm gehört. Dieser Gedanke, dass wir ihm gehören, dass wir sein Eigentum sind, das sollte uns ein Leben lang beschäftigen.
Ich weiß, man vergisst das so leicht. Man sagt: „Ja, der Herr ist mein Herr.“ Wirklich? Gehöre ich ihm wirklich? Wenn ich ihm gehöre, dann muss ich mich aber auch so verstehen: „Herr, ich gehöre dir. Ich stehe morgen auf und sage zu ihm“ – oder wir stehen am Morgen auf und sagen zu ihm: „Herr, dieser Tag gehört dir und ich bin ganz für dich da.“
Es gibt Dinge, die sowieso schon geplant sind: die Arbeit und die Küche und was weiß ich. Es gibt verschiedene Dinge, die schon geplant sind, aber das wird jetzt alles für den Herrn getan, und die Freizeit dazwischen auch, und alles, und jede Beziehung und jede Begegnung.
Der Herr ist ständig um mich herum am Wirken, der Herr ist ständig in mir am Wirken, und ich gehöre ihm. Das sind Dinge, die wir alle wissen, aber sie sind uns oft zu wenig bewusst. Und es ist gut, wenn wir uns da einfach zurücklehnen und uns ganz fest darüber nachdenken und das ins Bewusstsein sinken lassen: Herr, ich bin dein Eigentum.
Die dritte Motivation für die Aufgabe – also die erste Motivation ist das, was er für uns getan hat, die zweite Motivation, was wir ihm sind, und die dritte ist die herrliche erhabene Aufgabe, die wir haben.
Vers 9 in der Mitte: „Wir sind das, um kund werden zu lassen die Tugenden dessen, der uns gerufen hat von der Finsternis in sein wunderbares Licht.“
Was heißt das? Das heißt, wir verkündigen seine rühmenswerten Qualitäten, wir verkündigen seinen rühmenswerten Charakter, wir verkündigen seine rühmenswerten Taten. Der Herr ist rühmenswert.
Und wie verkündigt man seine Tugend? Na ja, eine Tugend verkündigt man nicht nur über den Mund, das verkündigt man wahrscheinlich noch mehr über den Charakter, über die Bewegung, über die Haltung, über das Verhalten, über die Art und Weise, wie sehr man ihn liebt, über die Freundlichkeit, wie sehr wir ihn schätzen, wie wir uns verändern lassen.
Dadurch, dass wir uns verändern lassen, sehen andere Menschen seine Tugenden, seinen Charakter. An uns sehen sie seinen Charakter. Also wir lassen kundwerden die Tugenden dessen, der uns gerufen hat von der Finsternis zum Licht.
Von der Finsternis zum Licht – so weit weg waren wir, und der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht hat er uns gerufen. So herrlich, in eine so herrliche Nähe hat er uns gerufen.
In den letzten Tagen haben wir viel Wechsel gehabt von Finsternis und Licht, oder? Ich meine am Tag. Da kommt eine schwarze Wolke, dann wird es kalt und windig, und dann kommt wieder der blaue Himmel die nächsten fünf Minuten oder zehn oder zwanzig. Dann denkst du, das ist der wärmste, herrlichste, wunderbarste Tag, wenn die Sonne noch Kraft zum Scheinen hat, und dann kommt plötzlich in den nächsten fünf Minuten wieder alles dunkel.
Da sieht man den Wechsel. Ich fand heute ein paar Minuten am Tag, da war es so schön, da bin ich hinausgesprungen in die Natur und habe gebetet und habe gesagt: Herr, deine Natur ist so schön. Und im nächsten Moment war wieder Regen da. Aber der Herr hat inzwischen durchgesagt, gezeigt, wie schön es ist.
Und jetzt sieht man an diesem Wechsel, das ist ja nur ein kleiner Abbild von dem, wie es in der Ewigkeit ist. Der Herr hat uns aus dieser furchtbaren Finsternis der Sünde gerufen zu seinem wunderbaren Licht. In seiner Gegenwart ist Licht, das ist hell, das ist warm.
Er machte uns von einem Nichtvolk zu einem Gottesvolk. Vers 10: „Die ihr einst ein Nichtvolk wart, nun aber Gottes Volk seid.“ Das ist ein Bezug aus Hosea, dort ist es auf Israel bezogen. Die Israeliten wurden durch ihre Sünde zu einem Nichtvolk.
Und er sagt hier: „Ihr seid von einem Nichtvolk zu Gottes Volk geworden.“ Ihr wart weg, ihr wart fern, ihr wart nicht sein Volk, jetzt seid ihr sein Volk geworden.
Und weiter: „Die ihr nicht Barmherzigkeit empfangen hattet, nun aber Barmherzigkeit empfangend.“ Das ist auch aus Hosea. Sie waren nicht diejenigen, die Barmherzigkeit hatten, und jetzt hat Gott sich erbarmt, und sie sind jetzt Gegenstand seiner Liebe, seiner Barmherzigkeit.
Durch den Glauben sind wir zu solchen Gegenstand der Barmherzigkeit geworden.
Ja, mit diesem Gedanken wollen wir schließen: Barmherzigkeit Gottes – eigentlich ist es alles Barmherzigkeit.
Es gibt Männer Gottes, die dem Herrn viel gedient haben, die am Ende ihres Lebens festgestellt haben und gesagt haben, wenn man sie gefragt hat, wie war das so gewaltig, was sie alles geleistet haben, dann sagen sie: „Nein, das war alles Gnade, das war alles Barmherzigkeit.“ Und das ist wirklich so.
Paulus sagt: „Ich habe mehr gearbeitet als sie alle.“ Aber was sagt er dann? „Aber nicht ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir war.“ Nicht ich, es war die Gnade. Es ist alles Gnade.
Jedes, was wir für den Herrn tun dürfen, ist Gnade. Jeder Dienst oder jeder Dienst, den wir nicht tun können, es ist überhaupt alles Gnade.
Nur eins haben wir verdient: die Hölle, das haben wir verdient. Wenn es nach Verdienst geht, dann haben wir alle die Hölle verdient.
„Wie hast du das gemacht?“ haben wir einen Baptistenprediger in Rumänien gefragt. Seine Kinder waren alle gläubig und alle dienten dem Herrn und brannten für ihn. „Wie hast du das gemacht?“ Wisst ihr, was er geantwortet hat? „Alles Gnade, alles Gnade.“
Wenn ein Reichsgottesarbeiter müde wird, sollte er sich Zeit nehmen und über die Barmherzigkeit Gottes nachdenken. Dann kriegt man wieder die richtige Perspektive.
Ich habe einen Mann kennengelernt, der hat mir gesagt: „Ich habe jetzt zwanzig Jahre für den Herrn gearbeitet, so jetzt ist Schluss, jetzt lebe ich für mich.“ Ich dachte, ich höre nicht recht. Der hat überhaupt nichts verstanden. Der Mann hat nichts verstanden, wahrscheinlich hat er die zwanzig Jahre vergebens gearbeitet, nichts verstanden.
Unser Herr ist doch kein Sklaventreiber! Der Herr hat sein Leben hingegeben für mich, für uns.
Wie ein Vater sich über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten. Das ist unser Herr.
Wenn wir uns das vor Augen führen, das befreit uns vor dem Zwang, etwas leisten zu müssen. Wir müssen nichts leisten. Wir leben jeden Tag aus seiner Barmherzigkeit.
Aus seiner Fülle haben wir geschöpft Gnade um Gnade, sagt Johannes. Der hat es verstanden.
Also wenn unser Programm recht voll ist, dann dürfen wir uns zurücklehnen und danken, dass wir nicht einen fordernden Sklaventreiber haben, sondern einen mitfühlenden Vater, Gott der Barmherzigkeit.
Gott ist nicht ein fordernder Gott! In unserer Gesellschaft ist alles auf Leistung, Leistung, Leistung. Manche Gläubige denken auch so.
Ich habe Gläubige kennengelernt, die sagen: „Was habe ich heute geleistet?“ Eine Frau sagt mir: „Was habe ich heute geleistet?“ „Ihr habt nichts getan“, sagt sie. Das stimmt gar nicht.
Du warst da für deine Kinder, du hast deine Kinder versorgt am Morgen, du hast sie geweckt, du hast sie in die Schule geschickt, du hast den Haushalt geführt, du hast deinen Mann versorgt, was er braucht. Du hast das Mittagessen gekocht, die Kinder sind gekommen, die wollten mit dir reden. Du warst die ganze Zeit da. Alle Menschen haben dich angesprochen, dort und da. Du warst da, du warst die ganze Zeit da.
Ja, aber ich habe nichts gemacht. Was hast du gemacht? Denkst du nach Leistung? Willst du, dass irgendwer etwas anschaut?
Ja, wenn man ein Haus baut, wenn man die Ziegel sieht, die man am Abend gemacht hat oder wie viele Ziegel man da aufgeschichtet hat, dann denkt man sich: Jetzt hat man etwas geleistet. Man sieht es.
Manchmal sieht man gar nichts. Aber der Herr gebraucht Dinge für die Ewigkeit in einer ganz anderen Weise. Manchmal sind die Dinge, wo wir nichts sehen, äußerst wertvoll gewesen.
Wer kann denn das schon wirklich beurteilen? Nur der Herr. Und manchmal sind die Dinge, wo wir viel sehen, vielleicht gar nicht so viel wert gewesen.
Also bitte nicht nach diesem menschlichen Leistungsmassstab herangehen. Es gibt Menschen, die sind depressiv geworden, weil sie sich denken, wir haben zu wenig geleistet.
Leistungsmenschen sind sehr gefährdet. Dann lehn dich zurück und denk an die Gnade Gottes, an die Barmherzigkeit.
Mit dem schließt der Apostel Paulus diesen ersten Abschnitt, Petrus, an diesem ersten Abschnitt, und wir wollen dann morgen ab Vers 11 lesen.