Eröffnung und Bitte um Gottes Gegenwart
Herr Jesus Christus, wir danken dir, dass du uns hier zusammengebracht hast, damit wir dein Wort in Frieden und Freiheit hören können.
Herr Jesus, du kennst uns und weißt, was uns bewegt hat, hierher zu kommen. Du weißt, wo Traurigkeit und Leere sind. Wir bitten dich, fülle unsere Herzen. Du kennst uns ja und weißt, was wir brauchen.
Herr, wir danken dir auch, dass Bruder Schäffbuch und seine Frau hier sind. Wir bitten dich, dass du sie für uns zum Segen werden lässt. Gib deinem Boten die Freude und Freimütigkeit, dein Wort zu verkünden, damit unsere Herzen bewegt werden.
Herr, du kennst unter uns die Kranken. Wir bitten für sie: Berühre jeden Einzelnen und hilf ihnen. Lass dich erleben, Herr, und wenn es dein Wille ist, kannst du auch heilen.
Herr Jesus, heute ist Sonntag, und überall auf der Welt versammeln sich Menschen, um dein Wort zu hören. Segne sie und schütze sie. Lass deinen Segen in Fülle herabkommen.
Wir bitten dich besonders für die verfolgte Gemeinde. Stärke sie, dass sie treu bleiben. Du weißt, was sie brauchen, hilf ihnen. Auch für dein Volk Israel bitten wir dich: Segne es.
Herr Jesus, jetzt freuen wir uns, dein Wort hören zu dürfen. Das Thema ist ja allein Jesus. Herr, werde du ganz groß in uns, bewege unsere Herzen und schenke uns Gehorsam.
Und wenn die Kinder in ihre Stunde gehen, bitten wir dich auch dort um deinen Segen. Hilf, dass sie ruhig sind und gut zuhören.
Herr, wir danken dir für alles! Amen!
Persönliche Begegnungen und Zeugnisse
Vor vielen Jahren waren Studenten aus Bulgarien an der Universität Ulm. Dort wurde einer von ihnen in einer Buchhandlung von einer lieben alten Frau angesprochen. Sie fragte ihn, ob er Jesus kenne. Diese Frau, Frau Frasch, die inzwischen im hohen Alter verstorben ist, nahm sich rührend um ihn an.
Der Mann, Dechko Schwilinow, wurde später ein sehr bedeutender Professor der Pathologie. Er wirkte viel in Bulgarien und erreichte vor allem im Haus der Bibel, dass unzählige Menschen in Bulgarien lebendige Jesusleute wurden. Das war nach dem Kommunismus kaum zu erwarten.
Besonders hervorzuheben ist, dass er die Kinderbibel in unzähligen Auflagen herausgegeben hat. Außerdem überreichte er im Parlament jedem Parlamentarier eine Bibel. Hinten in der Bibel befindet sich ein Heft mit Bildern.
Dezko Smiljnow hat nun ein Buch geschrieben, das auch für uns Deutsche übersetzt wurde. Es behandelt die Bibel und den Koran. Dieses Buch ist nicht dazu gedacht, es weiterzugeben, sondern es ist für mich die beste ruhige Darstellung des Evangeliums und des Korans. Es richtet sich an diejenigen, die sich damit beschäftigen möchten.
Das Buch wird kostenlos von der Ulmer Bulgarienhilfe abgegeben, die dort noch aktiv ist. Ein solches Heft liegt ebenfalls bei, und wer Interesse hat, kann dort mehr davon bestellen.
Ich habe nur diese wenigen Exemplare. Bitte lassen Sie sie mir erst am letzten Tag zurück, falls jemand eines mitnehmen möchte. Vier Exemplare liegen hinten, damit Sie es sich anschauen können. Manche sind daran interessiert, dass es so etwas gibt.
Das Buch ist ausgezeichnet und wurde auch gelobt. Es ist jedoch vor allem für Christen zur Information gedacht. Die Exemplare liegen drüben bei der Rundfunksache.
Die Bedeutung der Reformation und die Herausforderung der Christenheit
Jetzt haben wir diese vier sogenannten Allein der Reformation. Warum wir das machen, ist immer eine besondere Sache: Wir feiern ein Fest, das Reformationsfest. Und woran erinnern wir uns dabei?
Wir erinnern uns daran, dass die Christenheit in großer Not war. In jeder Generation passiert es, dass die Christenheit ihre Basis verliert, sich an die Welt anpasst und in einem ähnlichen Zustand gerät.
Heute sehen wir das überall: In jeder Zeitung werden die Missstände in der Welt gnadenlos aufgelistet. Wir sehen, was in der Völkerwelt falsch läuft, was in der Politik schiefläuft, was in der Wirtschaft nicht stimmt und auch, was in der Kommunalpolitik schiefgeht.
Doch das Allerschlimmste ist, wenn die Christenheit Missstände hat. Denn dann fehlt der Welt jegliche Orientierung. Früher, bevor es Armbanduhren gab, war es sehr wichtig, dass die Kirchturmuhr die richtige Zeit anzeigte. Wenn die Kirchturmuhr falsch ging, waren alle Leute irritiert und wussten nicht mehr, was eigentlich galt.
Das ist heute die große Not: Es ist nicht mehr klar, was von der Christenheit her gilt. Diese Zustände haben sich zu allen Zeiten schrecklich ausgewirkt. Es gab viele Reformbewegungen, zum Beispiel bei den Waldensern, aber schon in der frühmittelalterlichen Kirche und bei den Hugenotten.
Beim Lutherjubiläum ist ein großes Unglück passiert: Die Leute beschäftigen sich nur mit Luther, und das ist eigentlich gar nicht so wichtig. Es gibt sogar einige Bücher, die alle Fehler an Luther aufzeigen. Luther war ein sehr fehlbarer Mensch und hatte eine sehr grobe Sprache.
Aber entscheidend ist nicht, wer Luther war – wir sind ja alle fehlbare Menschen. Entscheidend ist, was er am Evangelium entdeckt hat und dass er eine so große Durchschlagskraft entfaltet hat.
Die Entdeckung Luthers und die zentrale Botschaft des Evangeliums
Wie hat er das denn überhaupt gemacht? Er hatte doch keinen adeligen Kaiser hinter sich oder sonst irgendeine Macht. Er war nicht einmal von der Wissenschaft geschätzt, hatte keine Hausmacht, war arm, ein Kind und eigentlich von Geburt an scheu, geprägt durch eine sehr harte Erziehung.
Das Interessante ist jedoch, dass er in der Bibel etwas entdeckt hat, was für uns nach 500 Jahren ganz neu zu entdecken ist – besonders in unserer Zeit. Es ist erschütternd, dass wir überall lesen, was angeblich Luther entdeckt hat. Manche sagen, er hätte die Freiheit entdeckt. Das stimmt aber gar nicht. Er hat die Bindung an Christus entdeckt und die Gültigkeit des Wortes Gottes. Das wissen wir ja alle.
In unserer Zeit ist es besonders wichtig, diese Entdeckung, die eine der ersten von Luther war, wieder neu zu entdecken: allein Jesus. Ja, es gibt doch keine Christen ohne Jesus. Doch es gibt ganze Gemeinden, in denen von Jesus überhaupt nicht mehr gesprochen wird. Und es gibt viele Christen, die Jesus gar nicht brauchen – nicht einmal das, was Jesus ihnen schenken will.
Einige nennen sogar offen, dass Jesus für sie nicht notwendig ist. Ich darf nur ein paar Namen nennen, von denen ich das mit Zitaten belegen kann: Nikola Schneider, der ehemalige Vorsitzende der EKD, sagte, es sei ein grausamer Gedanke, dass Jesus sterben musste. Dann gibt es Pastor Fliege, der im Fernsehen in der Sendung „Blau“ ähnliche Ansichten vertrat. Und wir kennen den Benediktinermönch, der ebenfalls behauptet, es sei nicht nötig gewesen, dass Jesus ans Kreuz gegangen ist.
Deshalb besteht die große Not, dass sich die Christenheit immer mehr an die Welt anpasst. Alle Reformen drehen sich darum, dass man mehr mit der Welt mitläuft und bei der Welt mehr ankommt. Gestern beim Christopher-Street-Day hat die Stuttgarter Prälatin ein großes Wort gesprochen. Sie war gar nicht persönlich anwesend, sondern hat über eine Kassette sprechen lassen.
Diese Verirrung ist eine große Not – nicht nur in Stuttgart, sondern überall, auch in Freikirchen. Das zieht sich bis in jeden Hauskreis hinein.
Die Gefahr der Überaktivität und der Verlust des Evangeliums
Das fängt bei den Schülern an, die das Evangelium neu entdecken wollen.
Und was ist das große Übel heute? Wir wollen ganz viel für Jesus tun. Die Menschen bringen sich regelrecht um mit lauter neuen Aktionen, sie sind alle überlastet.
Wo ich hinkomme, zum Beispiel jetzt wieder in Weil im Schönbütt, wollen wir einen ganz modernen Gottesdienst gestalten. Aber dabei muss „Fingerfutt“ dabei sein. Was brauche ich zum Verstehen des Evangeliums? „Fingerfutt“ – das ist ja ganz schön, ich esse auch gern. Man nutzt alle Mittel, um die Leute zu binden.
Das schlimmste Mittel ist die Musik. Für die Reformation war Musik eine große Not. Martin Luther hat lange überlegt, ob man überhaupt Musik benutzen soll, weil er den Missbrauch der Musik kannte. Wie wird Musik missbraucht? Im Satanismus, im Kommunismus, im Sozialismus von Nordkorea, bei Kim Il-sung und überall wird Musik eingesetzt, um Menschen zu begeistern und in einen Rausch zu versetzen.
Martin Luther sagte, das Idealste wäre die dritte Form der deutschen Messe, bei der man nicht viele Gesänge braucht, sondern das Wort Gottes miteinander liest. Das ist nach Martin Luther die höchste Form des Gottesdienstes. Das war seine große Sehnsucht, aber ich habe die Leute dafür noch nicht gewinnen können. Das war seine Hoffnung.
Ich bin aber nicht gegen Musik. Wir müssen jedoch wissen, dass die Gefühlswelt eine schwierige Welt ist. Wir wollen für Jesus alles tun und dann große Gesänge anstimmen, um Gott zu erheben. Aber den müssen wir nicht erheben, denn er ist bereits erhöht und thront im Himmel. Sein Thron wackelt nicht. Das ist gar nicht nötig.
Die Menschen dürfen sich freuen: Jesus Christus herrscht als König. Aber all die Aktionen, um ihn groß zu machen vor der Welt – wir wollen den Leuten etwas anbieten und benutzen alle Hilfsmittel, um Jesus im Rucksack den Leuten anzudrehen wie einen stinkenden Hering, den keiner will. Aber wir bringen ihn auch noch mit. Den müssen sie auch noch mitnehmen.
Die Lebenslust und die Herausforderung der Reformation
Wie war das bei Luther einmal, als er plötzlich diesen Hunger aussprach? Zunächst war da eine kurze Erinnerung daran: Lebenslust war das Thema – genau wie heute, sogar in einer christlichen Zeitschrift aus dem Hause Hensler mit dem Titel Lebenslust. „Amüsier dich, Hauptsache vergnüglich“ – so lautete das Motto.
Die Pest hat noch etwas dazugetan. Die Menschen fragten nie, ob das ein Gericht Gottes sei. In dieser Lebenslust lebte man. Und jetzt hört man immer wieder, dass sich die Menschen heute nicht fürs Evangelium interessieren.
Glaubt ihr, der Fugger in Augsburg, der große Geldgeber und Milliardär, hätte sich um die Rechtfertigung gekümmert? Oder wie er vor Gott sein Leben ordnen kann? Der Papst in Rom war der größte Mäzen der Kunst der Renaissance. Das wilde, sausende Leben wurde gelebt. Es wurde gehurt und gezeigt, was das Zeug hielt – überall. Die Kirche war mittendrin und gab ihren Segen und ihren Senf noch dazu.
Und das ist so schlimm. Wie ist das denn jetzt? Wollen wir besprechen, wie es denn überhaupt in der Reformation passiert ist?
Die entscheidende Erkenntnis Luthers
Was war denn die Entdeckung? Ein Mensch hat zum ersten Mal begriffen, dass Gott zürnt, als sein Freund in einem schweren Gewitter böse tot neben ihm lag. Manchmal braucht es im Leben solche Erschütterungen. Vielleicht haben Sie gerade noch miteinander Witze gemacht, und plötzlich liegt der Tod da.
Er hat zum ersten Mal begriffen, was Tod und Sterben bedeuten – oder besser gesagt, er hat es überhaupt erst begriffen. Unser Leben führt in den Tod. Später heißt es in einem Lied: „Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen.“ Das ist die große Frage, der viele immer wieder ausweichen.
Er hat gesucht und alles abgeklopft: Was gibt mir Trost und Rettung in der Hoffnungslosigkeit meines Lebens? Was hat Martin Luther probiert? Er ist nach Rom gepilgert, hat Messe gehalten in der noch nicht fertigen Peterskirche, alles gesucht. Er ist als Mönch auf den Knien herumgerutscht, hat Askese getrieben und alle Schriften der Kirchenväter studiert.
Dann war es eine Bibelstelle im Römerbrief, die ihm die Erkenntnis brachte: Jesus Christus am Kreuz löst die Schuld meines Lebens. Diese private Erkenntnis – ein Mensch hat erkannt, dass er in diesem irdischen Leben mit all der großen Not nur durch den Opfertod von Jesus, der für ihn am Kreuz gestorben ist, gerettet wird.
Das war für ihn die erschütternde Erkenntnis, die ihn umtrieb, und davon hat er gepredigt. Plötzlich war dieses Wort vom gekreuzigten Jesus ein Wort, das die Menschen aufwühlte. Und das ist heute das, was wir so leicht vergessen: Dieses Geschehen von Jesus am Kreuz ist etwas, das unser ganzes Leben verwandelt. Es ist die Kraft Gottes, die Menschen selig macht, sie rettet und aus den Bindungen der Finsternis herausholt.
Die Bedeutung der Sündenerkenntnis und das Evangelium in der Mission
Jetzt muss ich noch ein Wort dazu sagen. Wir lesen auch nachher noch einen Text.
Es ist immer ein Missverständnis, dass wir meinen, die Leute müssten nach dem fragen. Ich will nur auf die Fragen der Leute antworten.
Mir ist im Leben nie jemand begegnet, der mich gefragt hat: Wie komme ich mit Gott klar? Dass das wichtig ist. Noch nie hat ein Missionar erlebt, dass in einem Land die Leute gesagt haben: Wie kriege ich Vergebung meiner Schuld?
Stattdessen haben die Leute immer gesagt: Das ist doch kein Problem für uns, wir sind gute Leute. Alle Leute sagen: Das betrifft mich doch nicht. Ich tue Recht und scheue niemanden – und was Menschen sonst noch sagen. Ich brauche das nicht.
Diese Blindheit war schon immer da, schon zur Zeit Jesu. Jesus hat einmal so schön gesagt: „Vater im Himmel, ich preise dich, dass du uns den Weisen und Klugen verborgen hast. Die haben es nicht erkannt, die klugen Leute nicht. Aber die Unmündigen, die mit ihrem Leben nicht mehr fertig werden, die zusammengebrochen sind unter der Last ihres Lebens, erkennen plötzlich ihre Schuld. Und denen offenbart sich der gute Hirte, der Heiland Jesus, durch sein Wort.“
Diese Erkenntnis brauchen wir immer wieder neu. Und wenn es um Reformation geht, dann geht es darum, dass wir genau das machen.
Paulus als Vorbild in der Verkündigung
Wie hat es der Apostel Paulus gemacht? Das, was im Römerbrief steht, war bestimmt nicht der Stil seiner Missionspredigt. Der Römerbrief ist ein Brief an die Gemeinde gewesen.
Wir sehen in der Apostelgeschichte, wie Paulus nach Athen kam und sehr sorgfältig bei den ungläubigen Menschen anknüpfte. Er setzte genau dort an, wo ihr Erkennen stand. Er stellte fest, dass sie vermutlich noch nicht alles über den unbekannten Gott entdeckt hatten, den sie verehrten. Dann erzählte er ihnen davon. Er sprach vom Gericht Gottes und erklärte, dass Gott kein von Menschen erdachter Gott ist, sondern ein Gott, der sich offenbart hat.
Das war die Missionspredigt des Paulus. Er erlebte, wie plötzlich Menschen wach wurden. Es dauerte eine ganze Zeit, bis in Europa die ersten Menschen unter dem Evangelium aufwachten. Zum Beispiel war es in Philippi zuerst eine Boutikhändlerin, Lydia, die wach wurde.
Und was hat Paulus in der Gemeinde immer gemacht? Er hat Christus vor die Augen gemalt. Das müssen wir wissen: Wir können anderen nur von Jesus erzählen. Mehr hat Jesus von uns nicht verlangt. Wir können keinen Glauben machen. Wir sollten ihn bekennen und den anderen erzählen, was Jesus uns schenkt und was wir an ihm haben.
Eine wichtige Sache ist, dass wir dann bitten: Herr, mach das ganz tief zu einem Eindruck im Leben von Menschen. Das ist auch für uns heute die wichtigste Aufgabe. Wir müssen Jesus den Kindern, Jugendlichen und Teenagern vor Augen malen.
Dann sagen sie vielleicht: „Wir können mit unseren unreinen Leben doch Gott gar nicht ehren.“ „Geh weg von mir mit dem Geblärr deiner Lieder!“ Das war doch schon bei den Propheten so. Dein ganzes Leben ist unrein. Gott will mich zuerst reinigen, heiligen und in seinen Dienst nehmen. Dann will er die Kraft in meinem Leben sein, die wirkt.
Das Evangelium als Kraft Gottes
Und deshalb lesen wir in Römer 1,16-17 vom Evangelium. Das Evangelium ist die Botschaft von Jesus, dem Sohn Gottes, der am Kreuz für unsere Schuld gestorben ist. Es ist die Kraft Gottes, die alle rettet, die daran glauben – zuerst die Juden und ebenso die Griechen.
In diesem Evangelium wird die Gerechtigkeit Gottes offenbar, die vor Gott gilt. Diese Gerechtigkeit kommt aus Glauben und führt zu immer mehr Glauben. Wie geschrieben steht: „Der Gerechte wird aus Glauben leben.“
Normalerweise schämen wir uns, die Botschaft vom gekreuzigten Jesus weiterzugeben, weil wir versuchen, sie mit unserer eigenen Aktivität zu überdecken. Das ist die große Not, die heute viele junge Menschen betrifft. Wir möchten für Jesus etwas Großes tun. Wir sind bereit, in die Mission zu gehen, haben aber nicht verstanden, dass das Entscheidende ist, was Jesus für uns tut und durch uns wirkt.
Zunächst muss ich erkennen: Ich kann Gott nicht dienen. Das wird schon im Alten Testament bei Josua deutlich, der sagt, er könne Gott nicht dienen, weil Gott sich nicht bedienen lässt. Paulus sagt in Athen am Areopag, dass Gott unseren Dienst nicht braucht. Er braucht unsere Hilfe nicht, denn er hat alles. Das Wunder ist, dass er zu uns kommt – und das ist immer wieder die Passionsgeschichte.
Für mich ist das das Wichtigste: dass wir das immer wieder für uns selbst erkennen. Und das ist eine große Blindheit in der heutigen Christenheit.
Die Bedeutung des Kreuzes und die Herausforderung des Stolzes
Viele Theologen behaupten, Jesus sei gescheitert, weil er politisch die Geldwechsler aus dem Tempel vertrieben habe. Doch das ist Unsinn. Ganz klar heißt es in Markus 10,45: Weil er sein Leben gibt, ist er eine Erlösung für viele.
Ohne Jesus gibt es keine Erlösung in der Welt. Die Kreuzespredigt ist für den mündigen Menschen von heute ein Affront, ein Angriff. Für den stolzen Menschen, für den Humanisten, der sagt: „Ich bin ich, ich brauche mein Selbstbewusstsein und ich kann in meinem Leben etwas bewirken und gestalten.“
Für solche Menschen ist die Botschaft vom Kreuz eine Beleidigung, weshalb viele immer wieder dagegen Sturm laufen. Auch du bist dagegen Sturm gelaufen. Erinnere dich an deine Jugend, als du den Eltern nicht mehr folgen wolltest, als du gesagt hast, dass du nicht mehr mit in die Versammlung gehst. Da war der Aufruhrsgeist da.
Ich war auf einem humanistischen Gymnasium, wo das Schöne und Edle in der Welt großgeschrieben wurde, was der Mensch alles schafft. Natürlich kann sich jeder auch seine eigene Religion machen. Für viele war es ein Schock, als sie den gerechten Paulus kennenlernten, der so herrlich vom Kreuz sprach.
Paulus war einer, der mit Leidenschaft und Lust Menschen umbrachte, die von Jesus, dem Gekreuzigten, gesprochen haben. So steht es geschrieben: Er zog nach Damaskus mit der Leidenschaft, die Anhänger Jesu zu töten.
Man kann sich kaum vorstellen, dass ein Mensch nicht zurückschreckt, selbst vor dem Tod anderer, nur damit er nicht mehr von diesem Jesus hört, der für die Sünden der Welt gestorben ist.
Deshalb ist es für unsere Zeit wieder so wichtig, das „Allein Christus“ neu zu entdecken.
Das Beispiel der Frauen am Kreuz und die Bedeutung des Glaubensbekenntnisses
Ich finde es immer wieder schön, wie Jesus von den Frauen spricht, die am Straßenrand stehen, während er das schwere Kreuz auf dem Rücken trägt. Diese Frauen haben Mitleid mit Jesus. Doch Jesus braucht unser Mitleid nicht. Er sagt: Weint über euch und über eure Kinder, denn wir sind verlorene, verdammte Menschen.
Es ist schade, wenn wir nicht mehr auswendig lernen. Ich freue mich immer wieder, wenn ihr Bibelworte auswendig lernt, denn das ist sehr wichtig. Auch der Katechismus, besonders der Heidelberger Katechismus, ist von großer Bedeutung. Im Artikel 5 heißt es: "Ich bin von Natur aus geneigt, Gott zu hassen, Gott und meinen Nächsten zu hassen." Ohne diese Erkenntnis gibt es keine wahre Glaubenserkenntnis. Ohne sie kann ich das Evangelium nicht verstehen. Es bleibt wie ein Fremdkörper.
Martin Luther beschreibt im dritten Glaubensartikel, wie Jesus uns, die verlorenen und verdammten Menschen, erlöst. Bis an mein Lebensende bin ich ohne Jesus in der Kinderhölle, und die Schuld lastet schwer auf mir.
Ich erinnere mich immer wieder an die große Erweckungszeit des 19. Jahrhunderts und an August Tholuck. Seine Lehre von der Versöhnung lohnt sich auch heute noch. Neulich habe ich mir ein Taschenbuch von ihm besorgt, das vom Brockhaus Verlag neu herausgegeben wurde. Tholuck war ein genial begabter junger Mann, der neunzehn alte Sprachen fließend sprach, darunter auch die altarabischen und syrischen Texte. In seinem Leben hat er, wie kein anderer, die Höllenvater-Selbsterkenntnis entdeckt.
Du musst dein Herz erkennen. Wenn du einmal siehst, dass wir gefallene Menschen sind und was in deinem Herzen alles möglich ist, wenn die Gnade Gottes dich nicht hält, dann kannst du nur erschrecken – für dein ganzes Leben. Darum bete ich: Bewahre mich vor diesen unheimlichen Zerstörungsmächten meines Lebens, die plötzlich durchbrechen können.
Nur wer die Höllenvater-Selbsterkenntnis gemacht hat, kann auch die Himmelfahrter Gottes-Erkenntnis erfahren. Dieser Mensch kann den Heiland Jesus am Kreuz entdecken. Das ist heute dringender denn je.
Ich möchte euch ermutigen, auch mit anderen Christen über diesen wichtigen Punkt zu sprechen.
Die Herausforderung der Verkündigung und das Zeugnis der Demut
Nun wissen Sie, dass es keinen Wert hat, einem anderen zu sagen: „Du bist ein schlimmer Sünder, du bist ein verlorener Mensch.“ Solche Worte prallen an ihm ab wie Wassertropfen auf einem Regenmantel. Kein Mensch öffnet sich dadurch. So hat noch nie jemand wirklich evangelisiert.
Aber was hat uns Jesus aufgenommen? Wir sollten Zeugnis geben, wie wir es selbst entdeckt haben. Dabei müssen wir immer sagen: „Ich bin in Wahrheit eines der schlimmsten Wesen.“ Zinzendorf sagte: „Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid.“ Damit will ich vor Gott bestehen, wenn ich in den Himmel eingehe.
Das sind Sternstunden, wenn man einem anderen sagt: „Weißt du, ich bin nicht gut. Aber das Großartige ist, dass Jesus meine ganze Schuld getragen hat.“ Es ist so wichtig, dass junge Leute das wissen. Wir sind nicht die Vorbilder, sondern nur Vorbilder im Demütigsein, im gebrochenen Stolz und im überwundenen Hochmut.
Das war auch bei Paulus so. Er war der genialste Missionar aller Zeiten, aber er sagte: „Ich bin der Schlimmste von allen Sündern, weil ich Christen verfolgt habe.“ Er bezeichnet sich als den „Erstling der Sünder“, also ganz vorne stehend. Er hat sich so tief heruntergebeugt.
Es war diese Sündenpredigt, diese Erkenntnis der Sünde, die die großen Erweckungsbewegungen unserer Zeit angestoßen hat.
Die Sünde als zentrales Problem und die Notwendigkeit der Buße
Bleiben wir noch kurz beim biblischen Evangelium, das immer wieder so grandios ist. Es ist erstaunlich, wie Jesus ans Kreuz geheftet wird. Jesus ist der große Fremdkörper, weil er gehasst wird. Viele Menschen können mit Jesus nichts anfangen oder deuten ihn einfach um. Sie sehen ihn als das große Vorbild und sagen: „Ich will sein wie Jesus.“ Das ist der arroganteste Satz, als ob das jemand wirklich könnte.
Gestern hatten wir es im Bergbrief: „Das lebe ich“, sagt dann jemand, „welcher Unsinn.“ Dann stehen sie am Kreuz und fragen, was Jesus machen soll, damit die Welt zum Glauben kommt. „Mach doch ein Zeichen, dann glauben die.“ Dabei war sogar der, der neben Jesus hing, ein ganz schrecklicher Verbrecher, der wahrscheinlich Menschen umgebracht hat. Und dieser Verbrecher höhnte neben Jesus. Das ist so erschütternd, dass der Mensch bis ins Sterben hinein sagt: „Ich brauche Jesus nicht.“
Deshalb sind es nicht nur Kirchenvertreter oder Kirchenführer, die diese lästerliche Sprache führen. Auch wir sagen oft im christlichen Gewand: „Das brauche ich nicht, diesen Jesus für mich.“ Und dann gibt es die Geschichte von dem anderen Schächer, der neben Jesus hing und nur zu Jesus sagte: „Herr, denk an mich!“ Dieser sterbende Jesus spricht ihm zu, dass der Himmel sich über ihm öffnet. So einfach ist das Seligwerden: das Bekennen und Aussprechen der Schuld.
Die Sünde als Verbrechen gegen Gott und Beispiele aus der Bibel
Wenn wir uns die ganze Bibel ansehen, fällt auf, dass dieses Thema überall präsent ist. Wir hatten über das neue Jahr in Srikvenica, Kroatien, eine schöne Kurzbibelschule zum Thema "Christus im Alten Testament".
Schon mit dem Sündenfall beginnt es: Das Problem ist nicht lösbar. Kain bekam ein Zeichen auf die Stirn, damit ihn niemand totschlägt. Auch bei Noah war das Problem nicht durch die große Flut zu lösen. Das größte Problem in dieser Welt ist die Sünde.
Wo wird denn noch von Sünde gesprochen? Die größte Blockade unseres Lebens ist die Sünde. Und Sünde ist nicht einfach, wenn jemand irgendwo einen Liter Öl in die Natur vergießt. Das ist eine Naturverschandelung und eine Zerstörung unserer Umwelt, natürlich. Aber Sünde ist ein Verbrechen gegen Gott, gegen die Heiligkeit und Majestät Gottes.
Sünde zeigt sich schon darin, wenn wir Hunger haben, sein Wort zu hören, und stattdessen unseren eigenen Willen durchsetzen wollen. Wenn wir uns von Gott abwenden, ist das eine Lästerung Gottes in unserem Herzen. Im Herzen der Frommen ist das viel schlimmer als in der Welt. Denn Gott heimsucht die Sünden im Hause Gottes viel mehr als unter den gottlosen Menschen.
Deshalb ist die Sünde so schlimm. Die Bibel erzählt offen von David, der doch ein toller, gottesfürchtiger Mann war – ein Mann nach dem Herzen Gottes. Doch auch bei ihm breitete sich die Sünde aus. Es begann schon mit dem Töten: Als er von Saul verfolgt wurde, hat er in 1. Samuel 30 viele Menschen getötet. Als Herrscher von Ziklag ließ er Frauen und Kinder unschuldig umbringen.
Dann empören wir uns und fragen: Wie konnte David nur so fallen? Wenn die Gnade Gottes dich nicht bewahrt, sind wir verloren. Selbst bei diesem einen Vorfall mit der Offiziersfrau, die sich vergessen hatte, den Vorhang vorzuziehen, gingen bei David alle Sicherungen raus. Das ist erschütternd.
David fiel tief, ließ Urija umbringen, um seine Tat zu verbergen. Er merkte nicht einmal, was Sünde wirklich ist. Erst als Nathan in der Vollmacht Gottes zu ihm sagte: „Du bist der Mann!“, wurde ihm das klar.
Es ist schön, wie Nathan zuerst an einem anderen Beispiel zeigt, was Sünde bedeutet. David ist empört und sagt: „Wenn jemand so etwas tut, ist er des Todes schuldig.“ Doch das gilt nur, wenn man seine Sünde erkennt.
Das ist bei uns das Schlimmste: Wir sind oft verbohrt und erkennen unsere Sünde nicht. Das ist die große Not, wo Erneuerung heute einsetzen muss. Wir müssen unsere Sünde erkennen und vor dem lebendigen Gott bekennen, um Vergebung zu empfangen.
Das ist so wunderbar: Das Blut von Jesus Christus, dem Sohn Gottes, macht uns rein von aller Sünde. Ein solches Wort wird heute in der Inflation der frommen Worte oft beiseitegeschoben. Doch wir wissen, was es bedeutet.
Heute kommt in den modernen Liedern der jungen Leute kaum noch Sündenerkenntnis vor. Auch das Leiden unter der Last der Sünde fehlt fast völlig.
Die Kraft des Evangeliums und die Erneuerung der Gemeinden
Christian Gregor in der Brüdergemeinde hat ein Gedicht verfasst: „Ach mein Herr Jesus, wenn ich dich nicht hätte und wenn dein Blut nicht für die Sünde redete, wo sollte ich ernster unter den Elenden mich sonst hinwenden? Ich wüsste nicht, wo ich vor Jammer bliebe, denn wo ist solch ein Herz wie deins, voll Liebe? Du, du bist meine Zuversicht alleine, sonst weiß ich keine.“
Die Erneuerung unserer Gemeinden muss wieder dort beginnen, indem wir es von uns her sagen, wie es bei Ludwig Hofacker geschieht. In den Erweckungen war es immer wieder so, dass Ludwig Hofacker sich gewehrt hat und gesagt hat: „Du glaubst, mein Glaube wäre mein eigener. Du weißt gar nicht, wie schwach mein Glaube ist.“
Da saß der geisteskranke Bruder noch neben ihm auf dem Sofa. Er war ja körperlich so krank, dass man kaum noch glauben konnte, alles schien zu fliehen. Aber er hielt sich an den, der die Gottlosen gerecht macht. Die Galgenschwängel – das sind die, die man aufgehängt hat, die den Tod verdient haben – mit denen will ich selig werden. Das ist die Gnade von Jesus, und ich halte mich nur an die Gnade.
Jetzt kommen wir aber noch einmal darauf zu sprechen, wenn wir an die Gnade kommen. Heute geht es aber um die Gestalt von Jesus, der erschienen ist. Es gibt keine Versöhnung im ganzen Alten Bund. Was waren denn die Opfer? Sie waren nur ein Hinweis auf das kommende Opfer, das in Jesus gebracht wird. Im Alten Testament heißt es ja selbst, dass Böcke und Kälber die Sünde nicht sühnen können.
Schon bei Saul sagt Gott, dass er Gehorsam ihm und seinem Wort gegenüber will. Deshalb ist es so groß, wie das Evangelium voll davon ist, und Paulus kann es uns so wunderbar deuten – besonders der Römerbrief ist ganz wunderbar. Ich kann Sie nur ermutigen, in Ihrem Hauskreis die wichtigsten Stellen im Römerbrief zu lesen. Machen Sie es nicht dunkel, sondern ganz hell und schlicht. Unsere Augen sind im ersten Kapitel verfinstert. Wir sind blind geworden für das Gute Gottes. Wir haben die guten Ordnungen Gottes vertauscht und verfälscht. Wir können Gott mit unseren Gedanken gar nicht mehr erkennen. Juden wie Heiden sind verloren in der Finsternis dieser Welt.
Dann kommt die Botschaft, dass Jesus das Opfer bezahlt hat (Römer 3). Er hat es bezahlt. Im Römer 4 wird gezeigt, dass Abraham schon nach diesem Gedanken gelebt hat. Ich wurde ganz kurzfristig im letzten Dezember von einem Mennonitenpastor in Dortmund eingeladen. Er fragte, ob ich kommen könne. Es war ein kurzer Termin, und ich hatte gerade ein paar Tage frei in Dortmund, also sind wir hochgefahren. Er sagte, er hätte etwas im Internet gehört, das sei, glaube ich, Trost für das geängstigte Gewissen (Römer 7).
Er sagte: „Wenn der Saal voller junger Leute ist, sage ich: ‚Wollen habe ich, aber vollbringen das Gute schaffe ich nicht.‘“ Paulus sagt: „Durch das Tun des Guten wird kein Mensch gerecht.“ Das ist heute ein Hammersatz. Ihr könnt die ganze Welt mit guten Taten erfüllen, aber vor Gott werdet ihr nicht gerecht, weil das die Sünde nicht löst. Die Sünde ist ein großes Problem.
Man sagt, das Wort sei unpassend für unsere Seite. Es war zu allen Zeiten unpassend, weil die Sache unpassend ist. Philipp Friedrich Hiller nimmt es mit seinem schönen Lied „Die Sünden sind vergeben“ auf. Das ist ein Wort zum Leben für den gequälten Geist. Ihr wisst doch, dass hinter vielen Depressionen unserer Tage, besonders bei alten Leuten, Schuld liegt. Sie können es oft nicht mehr aussprechen, aber man darf ihnen sagen: „Hast du Vergebung über die dunklen Dinge deines Lebens?“
Wartet doch, es gibt nur eine Lösung: die Vergebung, die Jesus dir anbietet. Für dich ist er in den Opfertod gegangen. Es ist immer wieder der Vorschlag der Leute, das sei nicht nötig, dass jemand sterben muss, das sei ein sadistischer Gedanke. Tatsächlich aber ist die Lage des Menschen so schrecklich schwer und dunkel, dass er nur durch den Opfertod von Jesus gerettet werden kann.
„Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen vom Leibe dieses Todes?“ Es ist immer schön, wenn auch Menschen sich manchmal heute im Internet melden und plötzlich sagen: „Einer, der da einige Dinge auch ins Internet gesetzt hat, hat mir in diesen Tagen geschrieben und gefragt, wie wir wirklich frei werden, das ist doch mit meinem Fleisch drin.“ Ja, natürlich steckt das in uns allen. Fleisch meint nicht nur unseren Körper und auch nicht nur das Unterhalb der Gürtellinie – das ist ganz verkürztes Denken. Es ist auch unser Gemüt, unsere Seele, die alle vom Fleisch besessen sind, von der Gottferne. Das liegt so in uns drin. „Ich habe keine Lust zum Wort Gottes, das bis zum Sterben wirkt. Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen vom Leben dieser Sorge?“ Ich danke Gott durch Jesus. So fängt es an – Römer 1.
Nun leben wir nach dem Geist Gottes. Wie bekomme ich den Geist Gottes? Den hat Jesus angeboten. Es gibt über mir eine Quelle, die fließt. Trinke! Bitte darum: „Herr, komm in mein Leben!“ Die herrlichen Lieder vom Pfingstfest: „Komm doch, oh komm, oh komm, du Geist des Lebens, jetzt erneuere mich, damit die Frucht deines Geistes in meinem Leben wirken kann.“
Das wird heute oft an die Seite gedrängt, über all der menschlichen Aktivität, die man überall in Gemeinden tut, wo man sich überschlägt. Aber den Menschen bietet man immer dieses frische Quellwasser an. Jesus sagt es am Laubhüttenfest. Gerade an diesem Fest, am Ende der Wüstenwanderung, erinnert das an die Kanne. Eine goldene Kanne wurde im Tempel gefüllt und in der Prozession hochgetragen. Wir haben Brandopfer ausgegossen, die Leute jubeln, und dann ist Stille. Dann sagt jeder: „Wer jetzt noch Durst hat, komm zu mir und trinke!“
„Ich will Wasser gießen auf das durstige Land.“ Gibt es das überall? Wie erquickt meine Seele! Es gibt keine andere Erquickung, und keine andere Therapie kann das lösen. Im September habe ich hier sechs Tage Seniorenfreizeit auf dem Schönblick mit dem Thema „Er erquickt meine Seele.“ Wenn der Herr das schenkt, können nur einige Alte das merken. Für mich ist da, was in Psalm 23 steht: Jesus sieht die Not eines belasteten Gewissens. Unsere Seele leidet. Psychotherapeuten können keine Vergebung zusprechen. Darum helfen sie uns nicht. Sie können nur sagen: „Deine Eltern sind schuld, deine Mitmenschen sind schuld und die Gesellschaft ist schuld.“ Oder sie reden über Hass – das ist eine merkwürdige Therapie.
Aber Jesus, der beste Therapeut – ich habe es als Thema geschrieben: Er erquickt meine Seele. Im Schönblick-Programm wurde das leider nicht abgedruckt. Ich hätte gewollt, dass manche Leute, die in ihrer Schwermut kommen, das hören können. Für sie ist das da: Jesus weiß, was dich quält, wo du nachts nicht schlafen kannst, was zerbrochen ist in unseren Familien, was uns in unserem Leben belastet. Wir haben unser Leben doch ganz anders führen wollen, als es gelaufen ist. Aber er erquickt meine Seele, er gibt diesen wunderbaren Frieden der Vergebung und macht meine Seele heil.
Das ist so wunderbar, wie es schon in den Psalmen überall drinsteht: „Meine Seele ist still geworden wie ein entwöhntes Kind bei seiner Mutter.“ Gibt es das? Das ist so herrlich! Psalm 130 sagt: „Sei stille, meine Seele, harre auf den Herrn.“ In den Liedern heißt es immer wieder: „Gib dich zufrieden und sei still in dem Gott deines Lebens.“ Paul Gerhardt sagt: „Du musst mit deiner Seele reden, du musst deine Seele entlasten in diesen Tagen.“ Und das kannst du nur, indem du sagst: „Jesus, danke, dass du alle dunklen Mächte besiegt hast. Ich brauche dir gar nichts mehr zu geben. Dein Heilswerk ist vollkommen.“ Aber ich darf es annehmen.
Jetzt passiert etwas Wunderbares. Jesus hat gesagt, bei Johannes 7,38: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von seinem Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Auf einmal wird dein Leben ein Brunnen. Gar nicht durch Aktionen, sondern auf einmal kannst du dieses erquickende Wasser weitergeben, diese Stillung der belasteten Seele. Und auf einmal sagen Menschen: „Du hast mir damals das zugesprochen am Telefon, du hast mich damals besucht. Das war die Wende für mich, in all meinen Schwachheiten.“
Und dann wissen Sie, dass Luther selbst wahnsinnig angefochten war, weil er den Teufel wirklich erkannt hat – nicht nur da mit dem Tintenfass an der Wand, sondern das ist ja das Lied „Eine feste Burg.“ Ich habe Ihnen mal erzählt, dass Luther in einer ganz schweren Leidenszeit war, als er sterbensnah war, weil er immer wieder bewusstlos umkippte und die Pest in Wittenberg ausgebrochen war. Ganz schlimm war auch, dass ein Freund in Passau hingerichtet wurde, im Sturm des Scheiterhaufens verbrannt.
Dann sagt er: Äußerlich sind Kämpfe, innerlich Ängste und Zweifel. Ein Trost bleibt, den wir dem wütenden Satan entgegensetzen können: dass wir wenigstens das Wort Gottes haben, beten, dass wir des Herrn Handtapferkeit ertragen und Satans Macht und List besiegen. Er sei besiegt durch Leben und Tod.
Du musst die Macht des Teufels in deinem Leben besiegen. Er darf auch in deinem Gewissen nicht mehr die alten Dinge aufrühren. Vergeben, vergessen! Und wenn du es nicht fassen kannst, darfst du es dir in der Seelsorge noch einmal zusprechen lassen. Du darfst dir die Hände auflegen lassen. Es kommt nämlich auf die Handauflegung an, dass Christus bezahlt hat.
Darum ist das der tollste Siegesatz: „Das Blut Jesu Christi macht uns rein von aller Sünde.“ Wir sind geheiligt und gereinigt durch das Blut von Jesus. Deshalb ist es für uns überraschend, wie damals in der Reformationszeit plötzlich diese oberflächliche Lebenslust geherrscht hat. In jedem Dorf gab es Badehäuser, es waren Hurenhäuser. So hat man damals gelebt, und die Kirche hat mitgemacht.
Doch plötzlich kam die Botschaft der Reinigung des Lebens durch Jesus. Was mich fasziniert, ist, dass ich gerade noch mit Hanna Josua gesprochen habe. Er sagt: „Du ahnst nicht, wie die Macht des Islam in Syrien zusammenbricht, wie das alle Leute merken und wie das Evangelium von Jesus läuft.“ Man kann es kaum fassen. Wir hören es aus den ganzen Verfolgungsgebieten der Welt: Kasachstan und Kirgisistan, wie das Evangelium in der Heidenwelt läuft. Auch bei uns in der westlichen Wohlstandswelt.
Wenn wir die Reformation nicht verstehen, wo sie ansetzen muss – mit Jesus, aber nicht bloß mit Jesus, sondern mit dem, der am Kreuz für meine Schuld bezahlt hat – und das war bitter nötig, weil ich es selbst nicht meistern kann. Es hat noch nie ein Mensch meistern können. Und das hat sogar damals alles erschüttert.
Denn das Evangelium hat eine Kraft. Jetzt müssen wir noch einmal davon reden: Römer 1,16 sagt, das Evangelium ist eine Kraft Gottes, Dynamis, ein Dynamit. Wir erleben doch, wie viele es weglegen. Ein Prediger sagt: „Ich rede jetzt lieber über die kommende Bundestagswahl, über soziale Probleme, die Rente oder was wir in unserem Volk haben, über die Akzeptanz von Flüchtlingen und was wir als Predigtthema finden.“
Herr Paulus sagt: „Ich schäme mich nicht, das Evangelium von Jesus Christus zu predigen.“ Rom war eine Stadt der Lebenslust, die alle Moralvorstellungen auf den Kopf gestellt hatte. Man hat alles getan, Menschen wurden hingerichtet, und man hatte Lust daran, im Stadion. Paulus sagt über diese Welt: Der Römer war stolz und verachtete alle anderen. Der Römer war die Spitze der Menschheit. Kalos Kakatos – der Schöne, der Gute – war das Edle.
„Ich schäme mich nicht, in Rom vom gekreuzigten Jesus zu reden.“ Wir kennen das Spottbild, wo der Sohn einen Eselskopf hat: „Alexamenos betet seinen Gott an.“ So wurde er karikiert, wie heute auch. Aber es war eine Kraft. Das ganze Römerreich wurde in wenigen Jahren vom schlichten Jesus-Evangelium erreicht.
Das Evangelium hat eine Kraft – welche Kraft? Eine Gotteskraft, die selig macht. Das war zu allen Zeiten so, dass die zu Jesus bekehrten Menschen die schönsten Botschafter und Missionare waren. Paulus selbst wurde so umgedreht, dass er nicht mehr gebremst werden konnte. Er sagt: „Ob durch Leben oder Tod, mein Leben ist nicht wichtig.“ Für ihn war es auch nicht wichtig, seine Krankheitsnöte und Heilungen, sondern nur, dass Christus verkündigt wird.
Wenn ihr von dieser Freizeit weggeht, möchte ich, dass ihr es von euch selbst sagen könnt: Ich brenne nur für eines: anderen zu erzählen, ich bin unwürdig, aber er hat mich für würdig erachtet. Jesus hat mich herausgeholt. Es ist doch gar nicht interessant, ob die Leute das gut finden oder ob es ankommt. Das Wunderbare ist doch, dass dieses Wort eine Kraft hat und Menschen anzieht.
Ich erinnere mich, wie ich junger Pfarrer war und in den Schwarzwald ging. Mein Vorgänger war ein Genie. Er war der erste ständige Pfarrer dort oben in Zülken. Er veranstaltete große Lotterien zum Gemeindehausbau, bei denen sogar ein Volkswagen verlost wurde. Häberle und Pfleider holte er vom Rundfunk, die besten Leute. Aber am Ende war weniger Geld in der Kasse als vorher, weil das alles viel gekostet hat. Es waren Aktionen, um Leute anzulocken.
Ich habe euch oft erzählt, wie ich mit gutem Programm anfing und scheiterte. Da kamen keine jungen Leute mehr. Er hielt mich immer für einen tollen Kerl. Die Jugendarbeit kam aus der Landeshauptstadt Stuttgart, und ich fing im Bibelkreis an. Es war eine wunderbare Bezirksbibelstunde, wie Hunderte junger Leute erreicht wurden. Das war ein richtiger Aufbruch und eine Erweckung, weil das Wort Gottes eine Kraft hat.
Wir haben erlebt, dass eine Mutter das Neue Testament ihrer Tochter verbrannte. Die Tochter las es trotzdem. Auf einmal war der Hass weg. Das gibt es auch, aber die Kraft Gottes war stärker. Das ist für mich das beste Angebot, das wir haben. Yoga-Kurse und Volkstänze erreichen nicht die Kraft des Evangeliums, die Menschen verändert. Wir brauchen heute das Thema Evangelium.
Darum ist nicht die Musik das Entscheidende, sondern der Text der Musik. Die Worte machen es aus, und das Wort ist so groß. Wenn ich das erlebe, in Lima bei den großen Gemeinden der Christian and Missionary Alliance, den größten Gemeinden, 50 große Gemeinden in der Millionenstadt Lima, da stehen Frauen am Bus und warten. Eine Frau fragt: „Wo geht ihr denn hin?“ Wir sagen: „Wir gehen zum Gottesdienst.“ Sie sagt: „Oh, da könnte ich nicht hingehen.“ „Warum nicht?“ „Ich treibe ein Gewerbe.“ So hat sie es angenommen. Ich sage: „Mach dir nichts draus. Bis vor einem halben Jahr waren wir genauso wie du. Aber Jesus hat uns freigebracht.“
Dann wissen Sie, warum die Gemeinden wachsen. Menschen können das nicht machen. Das Zeugnis von Jesus ist eine Kraft, die durchschlägt und selig macht. Der Geist Gottes wirkt durch dieses Wort in den Herzen, wenn man das erleben kann. Dann geht es in die Völker hinein.
Auch Kim Il-jong in Nordkorea kann das Zeugnis der Christen, die frei geworden sind, nicht auslöschen. Auch in Ägypten und im Boko-Haram-Gebiet in Nordnigeria kann das Zeugnis nicht übertönt werden. Aber Jesus hat mich freigemacht, und ich sehe den Himmel offen. Jesus krempelt Menschen total um, er macht sie neu. Das Wunder geschieht, was kein Psychologe kann: dass ein Mensch frei wird von ganz furchtbaren Bindungen.
Es bleibt bis heute ein Geheimnis, dass das geschehen kann, dass er Menschen löst von schweren Nöten, Zwängen und Sünden. Auch wir, die wir unsere Lasten haben und auf diese Freizeit gekommen sind, tragen diese Lasten mit uns. Wir brauchen wieder die Erkenntnis des Evangeliums. Es ist eine Kraft Gottes, die selig macht, denen, die daran glauben.
Das wird bei Paulus so groß: Die Heiligung unseres Lebens ist auch kein Werk, das wir machen. Du kannst mit aller Energie versuchen, dein Leben zu entklappen – das klappt nicht. Ich muss danken, Herr Jesus, dass du in meinem Herzen wohnst. Ich könnte schönere Plätze anbieten, aber du wohnst dort, und du heiligst und reinigst.
Das ist wunderbar, was evangelische Heiligung auch ist: das Leben. Selbst so ein Grobian wie Martin Luther hat so wunderbar geredet. Natürlich gibt es den Trick, dass man bei Luther immer noch anti-jüdische Aussagen macht. Martin Luther hat aber auch ganz andere, viel wunderbare Aussagen zu den Juden. Es gibt eine ganze Schrift darüber. Karl Marx hat noch viel Schlimmeres über Juden gesagt, darüber spricht heute niemand.
Luther war ein Mensch mit vielen Fehlern, aber es geht nicht um Luther, sondern um Jesus, der Menschen reinigt – auch ganz schwierige Charaktere wie Martin Luther. Sogar solche Leute gebraucht er, obwohl nicht alles ideal an ihnen war. Da kann man sich über vieles ärgern, aber wie der Heilige Geist wirksam war, sieht man.
Ich kann fast sagen: Sie können unter der Weimarer Ausgabe dieser hundertbändigen Luther-Schriften lesen, was Sie wollen, und Sie werden tief von Jesus berührt und von seinem Heiligen Geist. Das wäre wunderbar, wenn Jesus auch in unserem Leben ein kleines Stückchen reformieren und erneuern könnte.
Es geht nicht darum, das Wort von Jesus in die Mitte zu setzen, sondern die Reinigung unseres Lebens. Wie heißt es im zweiten Glaubensartikel? Ihr könnt es noch auswendig: „Ich glaube an Jesus Christus, ich glaube, dass Jesus Christus wahrhaftiger Gott vom Vater in Ewigkeit geboren und auch wahrhaftiger Mensch von der Jungfrau Maria geboren sei. Mein Herr, sei mein Herr! Ich will nichts mehr ohne ihn, ich will nur ihm Gehorsam leben, der mich verlorenen und verdammten Menschen erlöst hat, erworben und gewonnen von allen Sünden, vom Tod und von der Gewalt des Teufels, nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen, teuren Blut und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben, auf dass ich sein Eigen sei und in seinem Reich unter ihm lebe und ihm diene, jetzt auf einmal in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit. Gleich wie er aus Auffassung von Gott lebt und regiert.“
Was war das gerade am Ende? Wunderbar! In Unschuld und Seligkeit darf ich ihm dienen. Auf einmal ist die Bergpredigt für uns die Fußspur von Jesus. Und das hält uns frei von manchen eigenen Wegen des Fleisches, die wir gegangen wären. Wir stehen auf dem Segensweg der Nachfolge Jesu.
Und wenn der Teufel wütet und wenn die Welt voll Teufel wäre – Jesus lässt dich nicht los. „Ich habe doch Jesus.“ Was kann denn jetzt noch geschehen? Das ist der große Trost, den wir haben.
Zeugnisse aus dem Leben und Ermutigung zum Glauben
Habe ich euch schon erzählt? Ich weiß nicht mehr genau, was von der letzten Freizeit geblieben ist. Peter Hahn hat ja neulich so schön in Korntal erzählt. Ihr kennt doch noch Blacky Fuchsberger und den Sportmoderator Dieter Kürten. Die wohnten nebeneinander.
Dieter Kürten war ein Jesu-Sünger, ein bekennender Jesu-Sünger. Blacky Fuchsberger kam immer wieder zu Peter Hahn und hat in den Büchern angestrichen, was er nicht versteht. Hahn hat viel mit ihm gesprochen, aber Blacky konnte einfach den Schritt zum Glauben nicht wagen.
Dann bekam Blacky Fuchsberger Krebs und hatte Angst. Er sagte: „Guck doch, der Dieter Kürten...“ Peter Hahn schaut zu Dieter Kürten und der sagt: „Ja, der hat es leicht, der hat ja Jesus.“
Dass Menschen der Welt die Kraft des Glaubens ahnen und spüren, zeigt uns, wie wichtig es ist, uns immer wieder zu erneuern in der Nachfolge Jesu und bei ihm zu bleiben. Wir haben nicht mehr lange zu leben. Aber in der kurzen Zeit, die uns noch bleibt, soll unser Zeugnis sein, dass wir nie vergessen, was es uns gekostet hat, erlöst zu sein.
Das sollen wir über alles rühmen. Es bewegt uns, wenn wir an die Menschen in unseren Orten denken, an die Leute, die wir aus der Nachbarschaft kennen. Er gib uns Weisheit, wie wir das auf schlichte Weise sagen können, sodass andere nie denken, wir seien hochmütig.
Wir wollen nie frömmlerisch sein, sondern offen sagen: Wir brauchen dich, und ohne dich können wir nichts. Gerade in unseren Tagen braucht unser Land und unsere Welt dich mehr denn je. Wir sehen, wie so vieles am Abgrund steht. Aber wir brauchen dich, deine Rettung und deine Erlösung. Amen.