Einführung und Gebet zum Beginn der Predigt
Bevor ich beginne, möchte ich noch kurz darauf hinweisen: Einige haben mich gefragt, was ihr am Dauernhof macht und was das genau ist. Dort liegen Prospekte aus, die findest du hinten, links vom Büchertisch, wo die Prospekte ausliegen. Wenn es dich interessiert, kannst du auch einfach im Internet „Dauernhof Österreich“ eingeben. Dann findest du alles, was du wissen möchtest.
Es ist großartig, dass so viele gekommen sind und Interesse an diesem Thema zeigen.
Bevor ich anfange, möchte ich noch gemeinsam beten und diese Stunde ganz bewusst Gott anvertrauen.
Lieber Vater, wir danken dir jetzt für die Zeit, die du uns in deiner Liebe schenkst. Danke, Vater, dass du sowohl dem Zweifler als auch dem Glaubenden begegnest. Zweifel sind ein Teil unseres Lebens – bei dem einen mehr, beim anderen weniger. Dein Wort hilft uns, damit richtig umzugehen. Deshalb bete ich, dass es eine Ermutigung sein kann, auch in und durch Zweifel mit dir weiterzugehen und zu wissen, dass wir von dir gehalten sind.
Rede du jetzt, Herr, durch deine Liebe und durch deinen Heiligen Geist, damit wir richtig hören können. Amen.
Begegnung mit dem Auferstandenen und das Thema Zweifel
Wer eine Bibel dabei hat, kann gerne mit mir Matthäus Kapitel 28 aufschlagen. Ich lese die Verse 16 bis 20.
Matthäus 28,16: Da lesen wir von den elf Jüngern, und zwar nach der Auferstehung. Die elf Jünger gingen nach Galiläa, an den Berg, wohin Jesus sie bestellt hatte. Als sie ihn sahen – den Auferstandenen, der aus dem Grab gekommen war –, warfen sie sich vor ihm nieder. Das kann ich gut verstehen.
Dann steht aber auch: Einige zweifelten. Sie fragten sich, ob es wirklich dieser Jesus war, der auferstanden ist, oder ob etwas anderes dahintersteckt. Einige zweifelten also.
Jesus trat zu ihnen und sagte: „Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden. Darum geht hin und macht alle Menschen zu Jüngern.“
Der Konflikt zwischen Glaube und Zweifel ist so alt wie die Menschheit selbst. Zweifel ist kein Randthema, über das man nur gelegentlich spricht. Vielmehr ist Zweifel ein zentrales Thema, das unser Leben in vielerlei Hinsicht bestimmt.
Persönliche Erfahrungen mit Glauben und Zweifel
Ich persönlich habe als 15-Jähriger, als Teenager, in unserer evangelischen Kirche in Ramsau zum Glauben an Jesus Christus gefunden. Wir hatten einen Jugendleiter, der uns von Jesus erzählt hat. Ich bin jeden Samstag über zwei Jahre hinweg hingegangen. Es hat Sinn gemacht, was er gesagt hat. So durfte ich mein Leben im Glauben mit Jesus beginnen. Damals war ich 15 Jahre alt.
Ich bin Gott extrem dankbar, dass ich die Gabe des Glaubens erhalten habe und an ihn glauben durfte. Doch über all die Jahre hat Gott mir auf meiner Lebensreise einen zweiten Begleiter mitgegeben. Dieser ist oft ein unangenehmer Geselle, und sein Name ist Zweifel.
Ich habe nicht nur Glauben erhalten, sondern auch einen großen Zweifel behalten. Es ist mir nie leichtgefallen zu glauben, das muss ich ehrlich zugeben. Und das ist bis heute so geblieben. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es ein Segen oder ein Fluch ist – es ist einfach so. Zweifel habe ich noch nie als angenehm empfunden, sondern immer als unangenehm.
Ich habe mir schon oft gewünscht, dass Gott meine Zweifel wegnehmen würde. Ich habe mir nie gewünscht, Zweifel zu bekommen, sondern sie mir immer weggewünscht. Über die Jahre habe ich festgestellt, dass ich relativ oft über meine Zweifel spreche. Viele Christen sind sehr dankbar dafür, weil es ihnen genauso geht. Dennoch reden nur sehr wenige darüber, aus welchem Grund auch immer.
Gründe für Zweifel am Glauben
Nun möchte ich damit beginnen, warum ich zweifle, und ich möchte euch objektive Gründe nennen. Zweifel sind ja sehr subjektiv. Ich weiß gar nicht genau, warum ich zweifle, aber ich zweifle halt. Dennoch will ich euch objektive Gründe nennen, warum es mir schwerfällt, an Gott zu glauben.
Zum einen fällt es mir manchmal schwer, an Gott zu glauben wegen der Ungerechtigkeit in dieser Welt. Wenn Gott alle Menschen gleich liebt, warum müssen dann jeden Tag Tausende Kinder sterben, weil sie nichts zu essen haben? Und wir hier müssen Abmagerungskuren machen, weil wir zu dick werden. Das ist ein Wahnsinn, wenn man darüber nachdenkt. Warum darf es mir körperlich so gut gehen, und andere müssen so viel leiden?
Nicht nur, dass sie ein Rückenproblem haben, dann bekommen sie noch Krebs dazu, und dann wird auch noch ihr Kind krank, und schließlich verlässt sie der Ehemann. Es ist manchmal ein Wahnsinn, was einem Menschen geschieht.
Eine liebe Bekannte von mir, eine Schwester im Glauben, sie heißt Gerti und sitzt seit 18 Jahren im Rollstuhl. Nicht nur das, ich kenne mehrere, die im Rollstuhl sind, aber sie hat jeden Tag unglaubliche Schmerzen, seit 18 Jahren. Sie sitzt oft so wie ihr hier im Rollstuhl und hört zu, und dann schreit sie wieder fünf Minuten, weil sie so Schmerzen hat. Achtzehn Jahre schon, oft gebetet, dass Gott sie heilen würde, verschiedene Menschen haben für sie gebetet. Sie ist bis heute nicht geheilt.
Das bewirkt in mir Zweifel. Ich denke mir: Gott, wenn es dich wirklich gibt und du hast Gerti wirklich gerne, warum kannst du dann nicht ein kleines Wunder tun und sie einfach mal heilen oder ihr zumindest die Schmerzen nehmen? Er tut es nicht. Das bewirkt bei mir Zweifel.
Ich habe auch Fragen an die Bibel. Wenn ich die Bibel lese – und die Bibel ist ein fantastisches Buch, das sage ich immer wieder – dann lese ich manchmal über Wunder: über Totenauferweckungen, über Blindenheilungen, über die Entrückung, über Engel, die geredet haben, über Himmel und Hölle. Und ich frage mich: Ist das alles nur Fantasie? Ist das ein Märchenbuch? Das stimmt doch nicht mit der Realität überein. Warum geschehen heute so wenige Wunder? Warum werden heute so wenige Kranke geheilt?
Ich habe auch Fragen an die Archäologie. Es ist ja so, dass das meiste, was Archäologen finden, genau das bestätigt, was die Bibel sagt. Das ist eine schöne Sache, und dafür bin ich dankbar. Aber es gibt auch Probleme in der Archäologie. Zum Beispiel finden wir so gut wie nichts über die Zeit von David und Salomon. Dabei müssten wir über Salomon sehr viel finden, denn er hatte eine Bauwut; er hat gebaut wie verrückt. Wir müssten da Dinge finden, aber man findet nichts oder nur wenig. Und man fragt sich: Haben diese Leute überhaupt gelebt, oder sind das Erfindungen?
Noch etwas anderes, das in mir Zweifel bewirkt, ist das Christsein an sich. Wir sagen und singen, und es ist auch richtig so: Wer in Christus ist, ist eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, alles ist neu geworden. Das klingt wunderbar. Aber weißt du was? Wenn ich ehrlich bin, stimmt das wirklich? Schau dir mal die meisten Christen an: Sind das wirklich neue Kreaturen? Wenn wir wirklich neu sind, warum sehen wir dann so alt aus? Ich meine nicht vom Alter her.
Früher, als junger Christ, haben mich große Gottesmänner oder -frauen oft extrem beeindruckt. Wenn ich ein Buch gelesen oder eine Predigt gehört habe, dachte ich: Wow, wenn ich mal so wäre, dann hätte ich es beisammen. Ich habe inzwischen viele dieser berühmten Gottesmänner und -frauen kennenlernen dürfen, durch meine Reisedienste und so weiter. Und wisst ihr was? Die sind völlig normal. Da ist überhaupt nichts Besonderes an ihnen. Sie streiten genauso zu Hause, sie müssen auch aufs Klo gehen, sie müssen genauso den Boden staubsaugen – alles normal.
Wenn du zu mir nach Hause kommst und fragst: „Was ist mit Hans-Peter?“, dann wird einer sagen: „Der ist relativ normal.“ Die Unterhose muss ich aufheben, weil er sie wieder fallen lässt – ganz normal. Früher hat mich das extrem enttäuscht, weil ich Erwartungen hatte, dass Jesus jemanden so neu gemacht hat, dass er ganz anders ist als ich.
Ich habe eine Bekannte, die sagt: „Mir geht es mit Jesus so: Wenn ich mich mit einem Freund verabrede und sage, wir treffen uns morgen um vier Uhr in Eidlingen im Kaffeehaus, und er sagt, ja, ich komme, und ich bin dort um vier Uhr, aber der Freund kommt nicht, und um fünf Uhr ist er immer noch nicht da, dann bin ich schwer enttäuscht. Aber das kann vorkommen. Wenn er beim zweiten Mal, wenn wir wieder einen Termin ausmachen, wieder nicht kommt, dann habe ich schon richtige Probleme.“
Und dann hat sie gesagt: „Weißt du, wie es mir mit Jesus geht? Ich habe mit Jesus schon dreißig Mal ausgemacht, dass ich mich mit ihm treffe, und er ist nie gekommen. Ich frage mich, ob es ihn überhaupt gibt.“
Ein zwölfjähriger Junge hat mir mal eine E-Mail geschrieben. Er sagte: „Hans-Peter, ich habe schon oft gebetet, dass Jesus sich mir zeigt, aber ich habe noch nie gemerkt, dass Gott überhaupt da ist. Was soll ich tun?“
Seht ihr, liebe Menschen, die an Gott zweifeln, an seiner Existenz, die kann ich extrem gut verstehen, und ich habe große Sympathie für sie, weil es mir genauso geht. Manchmal, ich muss euch ganz ehrlich sagen: Ich studiere jetzt die Bibel seit dreißig Jahren. Manchmal blättere ich die Bibel durch und denke mir: Freunde, das ist doch alles Psychologie, das ist Gehirnwäsche. Ich habe eine 30-jährige Gehirnwäsche hinter mir, und darum funktioniert es auch zum Teil. Das kann jeder Psychologe erklären, warum das so ist.
Die Zweifel, die auch ich habe, sind nicht kleine Zweifel, die man so nebenbei hat. Sie sind zum Teil fundamental. Ich muss zwar zugeben, Gott sei Dank, die letzten drei, vier Jahre waren viel besser, und ich bin Gott extrem dankbar dafür. Aber bis vor etwa drei Jahren waren meine Zweifel oft so stark, dass ich befürchtete, meinen Glauben zu verlieren.
Schlimm ist es dann, wenn dir gesagt wird, dass dein Zweifel Sünde ist. „Du hast wahrscheinlich Sünde, darum hast du so Zweifel“, oder „Dein Zweifel ist ein Kleinglaube, du musst halt ein bisschen mehr glauben.“ Das habe ich auch gehört, aber das hat mich noch tiefer reingerissen. Denn jetzt hatte ich nicht nur das Problem mit meinen Zweifeln, die ich ja nicht wollte, sondern auch noch ein schlechtes Gewissen, das mich jeden Tag angeklagt hat.
Aber Gott selbst hat mich in seinem Wort extrem ermutigt, als ich vor, ich glaube, sieben oder acht Jahren den Judasbrief mal etwas genauer durchgelesen habe. Das ist ein super Brief, der Judasbrief. Er hat nur ein Kapitel, den hast du schnell durchgelesen, beim Zahnarzt oder so kannst du das tun, das schaffst du locker.
Der Judas sagt ein paar Dinge, die sonst niemand in der Bibel sagt. Das ist ein wildes kleines Buch. Und einen Satz, den er sagt, hat mich extrem ermutigt. Im Judas, im ersten Kapitel, das gibt es nur eins, im Vers 22 steht: „Und denen, die zweifeln, erbarmt euch!“ Und im Vers 24: „Dem aber, der euch ohne Straucheln zu bewahren und untadelig euch hinzustellen vermag.“
Da habe ich zwei Dinge gelernt: Erstens, Gott ist barmherzig mit mir, wenn ich zweifle. Und zweitens, Gott bewahrt mich in meinen Zweifeln, sodass ich nicht vergehen muss.
Ich habe aufgehört, mich für meine Zweifel zu schämen und mich schuldig zu fühlen. Ich habe auch aufgehört, Angst zu haben, meinen Glauben zu verlieren. Ich habe festgestellt: Zweifel sind einfach ein Teil meines Lebens.
Ich bin mir sicher, hier sitzen einige, die sagen: „Hans-Peter, ich weiß ganz genau, wovon du redest.“
Unterschiedliche Erfahrungen mit Zweifel
Übrigens ist nicht jeder so wie ich oder wie du. Meine Frau zum Beispiel hat kaum Probleme mit Zweifeln. Ich sage dann: Ja, da steht etwas in der Bibel, aber wie kann ich wissen, ob das wirklich stimmt? Sie antwortet: Ja, es steht ja in der Bibel drin. Ich sage: Ja, das weiß ich auch, aber das hilft mir nicht weiter.
Für sie ist es wunderschön, wenn etwas in der Bibel steht, dann ist es wahr. Wenn es dir so geht, ist das schön, aber ich kann damit nicht leben. Ich muss wissen, ob das, was in der Bibel steht, wirklich verlässlich ist.
Was mich ermutigt hat, ist zu verstehen, dass Zweifeln menschlich ist. Zweifeln ist nicht nur das Vorrecht gläubiger Menschen, sondern auch der Ungläubige, der Atheist, bleibt von Zweifeln nicht verschont. Beide kämpfen mit Zweifeln: der Gottgläubige und der Gottlose.
Der Mensch, der an Gott glaubt, zweifelt manchmal, ob es diesen Gott wirklich gibt. Der Mensch, der nicht an Gott glaubt und Gott verleugnet, zweifelt manchmal, vielleicht gibt es ihn doch. Zweifel hat jeder, nicht nur der Gläubige.
Josef Ratzinger, der ehemalige Papst, hat es sehr gut formuliert. Er hat ein hervorragendes Buch geschrieben, „Einführung in das Christentum“, das in den sechziger Jahren erschien, als er der theologische Leiter war. Er schrieb: Wer der Ungewissheit des Glaubens entfliehen will, der wird die Ungewissheit des Unglaubens erfahren müssen.
Eine Ungewissheit wirst du immer haben, und mit dieser wirst du immer zu kämpfen haben – manche mehr, manche weniger, egal ob du gläubig oder ungläubig bist.
Gründe für den Glauben trotz Zweifel
Dritter Punkt: Warum glaube ich trotzdem?
Der erste Punkt war: Was sind die Gründe für meine Zweifel?
Der zweite Punkt lautete: Zweifeln ist menschlich.
Nun zum dritten Punkt: Warum glaube ich objektiv? Ich weiß natürlich, dass Gott meinen Glauben bewahrt. Aber was sind die objektiven Gründe, warum ich glaube?
Ich weiß etwas, das über das Furchtbare hinausgeht, das ich sehe. Ich weiß, dass es in diesem Leben unsichtbare Realitäten gibt. Diese Realitäten existieren und brauchen eine Erklärung.
Was meine ich damit? Zum Beispiel die Realität der Liebe. Niemand kann mir beweisen, dass Liebe existiert. Du kannst es mir nicht beweisen, ich kann es auch nicht. Du kannst nicht sagen: „Schau, hier ist Liebe, ich lege sie auf den Tisch, du kannst sie angreifen, hier ist Liebe, das ist der Beweis, Liebe gibt es.“ Das kannst du nicht. Du kannst mich überzeugen wollen, dass es Liebe gibt, aber beweisen kannst du es nicht, und ich dir auch nicht. Und doch weiß ich, dass es die Liebe gibt.
Vor einiger Zeit habe ich mal irgendwo in Deutschland gepredigt. Es kamen viele Ungläubige, was super war, weil es in den Zeitungen angekündigt war. Einige dachten wohl: Was ist das für ein Verrückter? Dann hören wir uns das mal an. Nach meinem Vortrag kam ein Mann, der etwas älter war als ich, auf mich zu. Er sagte zu mir: „Sie, junger Mann, mögen ja ganz nett sein, aber Sie haben keine Ahnung, wovon Sie reden.“
Ich fragte: „Warum nicht?“
Er sagte: „Sie reden andauernd von diesem Gott, dass Gott da ist. Aber wissen Sie was? Diesen Gott gibt es gar nicht. Sie sind in einem kleinen Kästchen, Sie sind so klein kariert mit Ihrem Gott.“
Ich fragte: „Warum?“
Er antwortete: „Weil ich gerade am Parkplatz bei meinem Auto war, da war Gott nicht. Ich bin hier drinnen, das war ein großer Saal, ähnlich wie hier. Da ist er auch nicht, auf der Bühne. Ich schaue hier, da ist er auch nicht.“
Dann sagte er: „Wissen Sie was? Zeigen Sie mir jetzt Gott, und dann werde ich an ihn glauben.“
Ich sagte: „Ich verstehe Ihr Argument, aber darf ich Ihnen auch eine Frage stellen?“
Er sagte: „Nein, zeigen Sie mir Gott.“
Ich bat: „Nur eine Frage, bitte.“
Schließlich stimmte er zu, und ich fragte ihn: „Glauben Sie an die Existenz von Liebe?“
Er antwortete: „Selbstverständlich.“
Ich sagte: „Das ist aber komisch. Ich war gerade am Parkplatz, da habe ich Sie nicht gesehen. Ich schaue hier auf die Bühne, da ist sie auch nicht. Ich schaue hier auf den Boden, da finde ich sie auch nicht. Und Sie glauben an Liebe.“
Er sagte: „Ja, kommen Sie mit mir nach Hause, ich bin verheiratet, ich zeige Ihnen meine Frau, dann zeige ich Ihnen Liebe.“
Er sagte: „Wenn ich mit Ihnen nach Hause gehe, sehe ich alles, was ich sehe, ist Ihre Frau, aber keine Liebe.“
Seht ihr, es gibt unsichtbare Realitäten, an die wir glauben, obwohl niemand sie beweisen kann.
Oder etwas anderes: die Realität der Hoffnung. Worauf hoffen wir überhaupt noch, wenn es keine Hoffnung gibt? Wenn wir durch Zufall entstanden sind, dann können wir keine Hoffnung haben, denn Zufall kann dir keine Hoffnung geben. Und jeder Mensch hofft, egal ob er gläubig ist oder nicht. Hoffnung ist das, was zuletzt stirbt. Es gibt einen Spruch: Hoffen tun alle Menschen, egal ob gläubig oder nicht, obwohl niemand beweisen kann, dass Hoffnung realistisch ist.
Oder die Realität von Sinn. Niemand von euch kann mir beweisen, dass dieses Leben Sinn hat, und ich euch auch nicht. Wenn dieses Leben nur ein Zufall ist, wie man in der theistisch-atheistischen Evolutionstheorie glaubt, dann kann dieses Leben keinen Sinn haben, weil Zufall keinen Sinn hervorbringen kann.
Die Antwort haben wir gestern vom Herrn Metaxa gehört: Der Sinn dieses Lebens ist, zu wissen, dass es keinen gibt. Gratuliere!
Warum, wenn es keinen Sinn gibt, fragt der Mensch nach Sinn? Ich bin mir fast sicher, es kann sein, dass deine Eltern nicht gläubig sind, angenommen, deine Eltern sind Atheisten. Aber weißt du was? Komisch ist, dass deine Eltern trotzdem zu dir sagen: „Tu doch mal was Sinnvolles.“ Wenn es keinen Gott gibt, dann gibt es nichts Sinnvolles, denn Zufall kann keinen Sinn hervorbringen.
Seht ihr, das sind all die Dinge, die ich in diesem Leben sehe. Und sie zeigen mir, Hans-Peter, es muss mehr geben als nur das, was du siehst. Es gibt einen Gott.
Ein gewisser Doktor Viktor Frankl, den ich oft und gerne zitiere, hat die dritte Wiener Schule gegründet, die sogenannte Logotherapie, nach Freud und Adler. Er hat drei Konzentrationslager überlebt, unter anderem Auschwitz. Er war Jude und ist inzwischen gestorben, am selben Tag wie Lady Di. Darum hat man nicht viel von ihm gehört an seinem Sterbetag.
Aber er hat gesagt: Der beste Beweis, dass es so etwas wie Wasser gibt, ist die Tatsache, dass der Mensch Durst hat. Und der beste Beweis, dass es so etwas wie Sinn gibt, ist die Tatsache, dass der Mensch nach Sinn fragt.
Ich würde dazu sagen – das hat Frankl nicht gesagt – der beste Beweis, dass es Gott gibt, ist die Tatsache, dass der Mensch nach Gott fragt.
Wisst ihr, was interessant ist? Ich komme viel in der Welt herum, das ist ein großes Privileg. Ich war schon auf vielen Kontinenten, ich war in Gebieten, da gibt es kein Krankenhaus, keine Schule, kein Altersheim. Aber es gibt kein einziges Gebiet auf der ganzen Welt, wo es keine Anbetungsstätte gibt. Überall auf der Welt. In jeder Kultur fragt der Mensch nach Gott.
Das ermutigt mich, weiterzugehen in meinem Zweifelnden.
Legitimer und unehrlicher Zweifel
Der nächste Punkt, der vierte, behandelt den Unterschied zwischen legitimen und tödlichen Zweifeln.
Es gibt einen legitimen Zweifel und es gibt einen unberechtigten oder unehrlichen Zweifel, so nenne ich ihn. Der legitime Zweifel ist der, wenn ein Mensch glauben möchte, aber fragt: Warum müssen dann Menschen so hungern, wenn Gott sie liebt? Warum werden die Schwachen dauernd ausgebeutet? Warum trifft es bei Naturkatastrophen nicht die Mächtigen, sondern wieder die Schwachen? Ich tue mich so schwer, an Gott zu glauben.
Es ist wie der Vater in Markus 9, der seinen besessenen Sohn zu Jesus brachte. Die Jünger konnten ihn nicht heilen. Dann sagte der Vater zu Jesus: „Wenn du etwas kannst, dann hilf uns!“ Jesus antwortete: „Wenn du kannst glauben, dem ist alles möglich.“ Und ich liebe die Antwort dieses Vaters: „Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ Das ist ein ehrlicher Zweifel. Ich will glauben, Herr Jesus, aber ich kann es nicht. Es fällt mir so schwer.
Dieser Zweifel ist berechtigt und ich möchte ihn sogar ermutigen, denn er kann dazu dienen, deinen Glauben zu untermauern und zu festigen.
Es gibt aber auch einen unehrlichen oder tödlichen Zweifel. Den unehrlichen Zweifel möchte ich so beschreiben: Ich bitte dich, ehrlich mit dir selbst zu sein. Den unehrlichen Zweifler nenne ich jemanden mit willentlichem Unglauben. Das ist eine Person, die sich entschieden hat, im Zweifel zu bleiben. Egal, welche Fakten du ihm vorlegst, er sagt: „Das kann nicht sein, das ist falsch.“
Es ist mir schon ab und zu passiert, dass nach einem Vortrag jemand mit vielen Fragen zu mir kam. Wir saßen dann zusammen, er fragte und ich antwortete. Soweit ich es sagen kann, habe ich die Fragen gut beantwortet. Doch ich stellte fest, dass dies bei diesem Menschen überhaupt nichts bewirkte.
Schon zwei- oder dreimal habe ich den Mut gehabt, den Menschen zu fragen: „Angenommen, ich könnte jetzt jede deiner Fragen zu deiner hundertprozentigen Zufriedenheit beantworten – würdest du dann ein Jünger Jesu werden?“ Dann antworteten sie ehrlich: „Na, würden wir sowieso nicht.“
Darauf sagte ich: „Okay, dann gehen wir lieber Kaffee trinken oder Ski fahren, weil das Gespräch sinnlos ist.“ Seht ihr, das ist kein Zweifler, sondern willentlicher Unglaube. Er bekommt Antworten auf all seine skeptischen Fragen und sagt trotzdem: „Ich bleibe bei meiner Skepsis.“ Das ist nicht ehrlich, das ist unehrlich.
Im Jakobusbrief wird von einem solchen Zweifel gesprochen. Ich lese euch vor aus Jakobus 1,5-8:
„Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der allen willig gibt und keine Vorwürfe macht, und sie wird ihm gegeben werden. Er bitte aber im Glauben, ohne zu zweifeln; denn der Zweifler gleicht einer Meereswoge, die vom Wind getrieben und hin und her geworfen wird. Ein solcher Mensch denke nicht, dass er etwas vom Herrn empfangen werde; denn er ist ein wankelmütiger Mann, unbeständig in allen seinen Wegen.“
Das ist unehrlicher Zweifel. Und warum weiß ich das? Weil Jakobus schreibt, er sei ein wankelmütiger Mann. Das griechische Wort für wankelmütig ist „dipsychos“, was bedeutet, dass er „zwei Seelen“ hat. Dieser Mann hat zwei Gesichter: Er gibt vor, glauben zu wollen, hat sich aber gleichzeitig entschlossen: „Ich werde sowieso nicht glauben.“ Das ist willentlicher Unglaube. Das nenne ich gar nicht Zweifel.
Es kann gut sein – ich bin mir fast sicher –, vielleicht bist du heute hier nach Eitlingen gekommen und sitzt jetzt da und denkst: „Was die hier sagen, klingt ziemlich überzeugend, aber ich beharre auf meiner Skepsis. Ich werde nicht glauben.“ Dann bist du kein Zweifler, sondern ein willentlicher Ungläubiger.
Mir geht es heute aber um den ehrlichen Zweifler. Deshalb möchte ich euch noch ein bisschen erzählen, wie ich mit meinen Zweifeln umgehe.
Umgang mit Zweifeln im Predigtdienst
Wie ich gesagt habe, ist es mein großes Vorrecht, auf der ganzen Welt Jesus zu predigen. Ich tue es gerne und mit Leidenschaft. Aber ich muss euch ehrlich etwas sagen: Das war noch nicht oft der Fall.
Ab und zu stand ich jedoch so wie jetzt am Bult, hatte meine Notizen dabei und predigte. Und dann konnte ich nicht glauben, was ich sagte. Ich persönlich dachte: Na, also das kommt mir nicht aus der Stimme. Trotzdem habe ich es gesagt, weil es in der Bibel steht. Aber ich konnte nicht daran glauben.
Das ging so weit, dass es mir zwei- oder dreimal passiert ist, dass ich zu mir selbst sagte: Hans-Peter, du bist ein Heuchler ohne Maß. Du redest vor Hunderten oder Tausenden Menschen über Dinge, an die du selbst in dem Moment nicht richtig glaubst.
Ich habe mir ernsthaft überlegt, etwas anderes zu tun, zum Beispiel Bergführer oder Skilehrer zu werden. Da müsste ich nicht predigen.
Als es mir so ging, ging ich in mein Büro. Es ist interessant, wie Gott immer zur rechten Zeit eingreift. Auf meinem Tisch lag ein ganz normales A4-Blatt in Schwarzweiß, auf dem allerlei Zitate standen. In der Mitte war ein Zitat, ich glaube, von Spurgeon oder Wesley, irgendeinem englischen Prediger. Darin stand: „Wenn du nicht mehr an das Evangelium glauben kannst, dann geh auf die Straße und predige es!“
Da dachte ich: Logisch ist das nicht. Aber dann habe ich ein zweites Mal darüber nachgedacht, und Gott hat mir gesagt: Hans-Peter, es stimmt.
Warum? Jesus hat zu mir so gesprochen, auf eine Art: Hans-Peter, ob du jetzt in dem Moment vollkommen von der Wahrheit überzeugt bist oder nicht, das ist nicht so wichtig. Weißt du, was wichtig ist? Du musst nur die Wahrheit predigen. Denn Jesus selbst hat gesagt: „Die Wahrheit wird euch freimachen.“
Es ist nicht meine Überzeugung von der Wahrheit, die dich freimacht, sondern die Wahrheit selbst macht dich frei. Seitdem habe ich Frieden damit, einfach Jesus zu predigen. Er sagt: „Ich bin die Wahrheit, ich predige die Wahrheit, Christus.“ Egal, ob ich in dem Moment voll überzeugt bin oder nicht. Denn ich weiß, dass in meinem Zweifel und Glauben die Wahrheit Menschen frei macht.
Seitdem predige ich relativ fröhlich – im Zweifel und im Glauben.
Interessant ist das erste Zitat, das ich gelesen habe, aus Matthäus 28, wo die Jünger dem Auferstandenen begegneten. Dort steht: „Und als sie ihn sahen, warfen sie sich vor ihm nieder, einige aber zweifelten.“
Jesus hat dann nicht gesagt: „Okay, ihr, die ihr euch alle niedergebeugt habt, ihr glaubt an mich, ihr geht hin und predigt das Evangelium allen Nationen. Ihr hier, die ihr gezweifelt habt, euch schicke ich noch nach Eidlingen für drei Jahre, da werdet ihr in eurem Zweifel ausgerichtet, und nach drei Jahren könnt ihr dann auch gehen.“
Wisst ihr, was faszinierend ist? Jesus sagt zu beiden, zu den Anbetern und zu den Zweifelnden: „Liebe Zweifler, liebe Gläubige, mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden, und darum geht!“
Das ist extrem befreiend. Ich darf gehen, egal wie es mir in diesem Moment gerade geht.
Siehst du, Christsein ist so: Es ist nicht so, dass du ein Rennen laufen musst und wenn du fit genug bist, dann wird Gott dich gebrauchen. Nein, du bist im Rennen und läufst vielleicht mit einem hinkenden Fuß, vielleicht mit einer blutenden Wunde, vielleicht mit einem psychischen Problem.
Weißt du was? Geh einfach weiter! Wir sind Verwundete, die einfach weitergehen und darin Zeugen Jesu Christi sind.
Es ist nie so, dass du dich vollkommen perfekt fühlst und sagst: „So, jetzt kann Gott mich gebrauchen.“ Nein, du bist als Verwundeter unterwegs in dieser Welt, um anderen Verwundeten zu ermutigen und mit ihnen zu gehen.
Ah, das ist einiges.
Ich predige in Gewissheit und ich predige im Zweifel.
Die Zuckerwatte sieht gut aus, Herr. Echt, bekommt man direkt Lust drauf – aber später dann.
Weitere Strategien im Umgang mit Zweifel
Zweitens: Was tue ich, wenn ich Zweifel habe? Ich schaue mich um und sehe, was die Welt sonst noch zu bieten hat. Mit anderen Worten: Der Zweifel, den ich hatte, hat mich dazu getrieben, sehr viel zu lesen. Ich weiß nicht, wie viele Bücher ich gelesen habe – das ist auch nicht so wichtig –, aber es waren sehr viele.
Ich weiß auch nicht, wie viele Vorträge ich mir angehört habe, über Naturwissenschaft, andere Religionen, Philosophien und so weiter. Denn ich wollte wissen, ob das, was die Bibel sagt, stimmt. Wenn ich Momente habe, in denen ich denke: „Na ja, das mit Jesus ist mir alles zu fantastisch“, dann drehe ich mich einmal im Kreis, 360 Grad, und schaue mir an, was die Welt sonst noch zu bieten hat, wenn Jesus nicht die Wahrheit ist.
Was ist dann die Wahrheit, wenn Jesus nicht der Sinn im Leben ist? Wer gibt mir dann Sinn im Leben? Und wisst ihr, was mir immer wieder passiert ist? Ich schaue mich um und muss ehrlich sagen: Ich habe noch keine Alternative gefunden.
Einmal, als Jesus eine ziemlich harte Predigt hielt, lesen wir im Johannesevangelium, dass alle von ihm davongelaufen sind. Die Zwölf waren noch übrig, weil sie zu ihm gehörten. Dann sagte Jesus zu seinen Zwölf, die noch da waren: „Was ist mit euch? Wollt ihr auch gehen?“ Und Petrus antwortete: „Herr, wohin sollen wir gehen?“
Das ist es, was ich in meinen Zweifeln sage: „Herr Jesus, wenn du nicht die Wahrheit bist, wer ist es dann?“ Wenn du Zweifel hast, möchte ich dich ermutigen: Fang an zu studieren. Informiere dich über den Islam, beschäftige dich mit dem Buddhismus, studiere den Hinduismus und frage dich dann: Ist das eine Alternative? Wohin sollen wir gehen?
Drittens: Was tue ich, wenn ich Zweifel habe? Ich gehe mit Gott spazieren und sage ihm all meine Zweifel. Jetzt denkst du vielleicht: Das ist komisch, du glaubst doch nicht, dass es Gott gibt, und gehst mit ihm spazieren. Weißt du, warum ich das tue? Auch in meinen tiefsten Zweifeln weiß ich objektiv, dass die Möglichkeit, dass es Gott gibt, fifty-fifty ist.
Übrigens, nur nebenbei: Wenn du Freunde hast, die Atheisten sind und nicht an Gott glauben, gebe ich dir einen Tipp, wie du mit ihnen ins Gespräch kommen kannst. Wenn jemand sagt: „Gott gibt es nicht“, dann frage ihn: „Würdest du zugeben, dass du von allen Dingen, die man über Nanowissenschaft, Atome, das Universum, Psychologie oder Philosophie wissen kann, weniger als die Hälfte weißt?“
Wenn er halbwegs normal ist, wird er sagen: „Natürlich weiß ich weniger als die Hälfte.“ Und wenn er richtig normal ist, wird er sagen: „Ich weiß nicht mal fünf Prozent von dem, was es zu wissen gibt.“ Wenn er das sagt, dann gibt es also mindestens fünfzig Prozent, von denen er keine Ahnung hat. Dann besteht die Möglichkeit, dass in diesen fünfzig Prozent Gott ist.
Das musst du immer offen lassen, sonst bist du nicht ehrlich. Wenn ein Mensch sagt, es gibt keinen Gott, dann ist er nicht ehrlich. Er kann höchstens sagen: „Ich glaube nicht, dass es Gott gibt.“ Das steht jedem frei. Aber zu sagen: „Gott gibt es nicht“, das kannst du nicht sagen, denn es gibt so viel, von dem du keine Ahnung hast.
So gehe ich mit Gott spazieren und sage beim Spazieren: „Herr, es kann sein, dass es dich nicht gibt. Dann rede ich halt jetzt mit den Bäumen. Du tust ihnen auch nicht weh, das ist völlig okay. Aber die Möglichkeit besteht, dass es dich gibt, und darum rede ich jetzt mit dir. Wenn es dich gibt, dann hörst du mich. Ich möchte dir sagen, wie es mir momentan geht.“
Dann sage ich ihm ganz ehrlich, dass ich nicht mehr an ihn glauben kann, und erkläre die Gründe, warum es mir schwerfällt. Und wisst ihr, was wunderbar ist bei Gott? Er gibt mir immer wieder eine Gewissheit und sagt: „Hans-Peter, ich verstehe dich vollkommen. Aber ich möchte, dass du weißt, ich bin da.“
Das ist nicht Psychologie, das ist nicht ein Überreden meines Gewissens. Es ist ein Friede, wie die Bibel beschreibt, ein Friede, der höher ist als alle Vernunft. Ich kann es nicht erklären, aber es ist eine Gewissheit.
Ich möchte dich ermutigen: Wenn du ein Zweifler bist, suche nicht nur nach Antworten auf alle Fragen. Das ist wichtig, aber ich kann dir eines versprechen: Angenommen, jemand könnte dir heute all deine Fragen hundertprozentig beantworten – nächstes Wochenende hast du wieder neue Fragen. Fragen zu beantworten ist nicht das Letzte, sondern eine Gewissheit.
Was ich noch tue – dann bin ich bald fertig – wenn ich Zweifel habe: Ich gehe in die Schöpfung, in meine Berge, in den Wald, und betrachte die Schöpfung. Ich schaue mir die Vögel an, die Berge, die Wolken, die Natur. Die Schöpfung spricht für mich eine Sprache.
Wenn ich an einer Blumenwiese sitze und die Schönheit sehe, komme ich zum Schluss: Es gibt einen Gott. Übrigens, das nur nebenbei, das ist meine persönliche Überzeugung. Ich glaube, dass jeder Mensch ohne Ausnahme, wenn er keine Vorurteile hätte und einfach in einer Blumenwiese sitzt oder in einer Mondnacht am Balkon und die Berge anschaut, ein inneres Gefühl hat und sagt: „Es muss jemand geben, der das gemacht hat.“
Das kannst du nur verleugnen, wenn du ein Vorurteil hast, zum Beispiel Atheismus. Aber wenn du ehrlich bist, dann ist diese Sprache da.
Dankbarkeit für Zweifel und Abschlussgebet
Und das Letzte: Aber was ich tue, wenn ich zweifle
Ich danke Gott für meine Zweifel. Jetzt wirst du vielleicht denken: „Hans-Peter, du bist ein komischer Typ, du dankst Gott für Dinge, die du gar nicht magst.“ Ich tue es aus folgendem Grund: Ich habe mir die Zweifel nie gewünscht. Oft habe ich gebetet, dass Gott mir die Zweifel nimmt. Bis heute hat er das nicht ganz getan.
Weil er mir die Zweifel nicht genommen hat, vertraue ich darauf, dass Gott einen Plan damit hat. Er meint es gut mit mir. Die Zweifel in meinem Leben haben einen Sinn. Wenn ich so zurückschaue, glaube ich, diesen Sinn sogar schon entdeckt zu haben. Ich kann nicht einfach die Bibel lesen und sagen: „Ja, so ist es.“ Ich muss alles hinterfragen.
Das hat meinen Glauben bestärkt. Manchmal kann ich sogar Dinge erklären, die ich sonst nicht erklären könnte, hätte ich nicht meine Zweifel. So kann auch der Zweifel ein großer Segen werden, so unangenehm der Geselle auch ist.
Ich möchte es hier belassen und noch beten. Dann freuen wir uns auf den letzten Akt heute Nachmittag um halb drei. Bei der Endveranstaltung beten wir noch zusammen.
Lieber Vater, ich möchte Dir danken, dass Du uns nicht im luftleeren Raum gelassen hast. Du hast uns Dein Wort, die Bibel, gegeben. Du hast uns den Heiligen Geist geschenkt, der uns immer wieder eine Gewissheit schenkt – über alle Vernunft hinweg.
Du hast uns objektive Dinge gegeben in dieser Welt, die klar und eindeutig darüber sprechen, dass es einen Schöpfer gibt, jemanden, der es geplant hat, einen intelligenten Designer.
Herr, ich danke Dir für den Nächsten, indem ich Dein Ebenbild immer wieder entdecken kann. Ich danke Dir, Vater, für Gebete, die Du immer wieder beantwortest. Ich danke Dir, dass wir mit Dir reden können – ganz normal, in Liebe, in Ehrfurcht, in Freude, mit Dir gemeinsam unterwegs sein dürfen.
Herr, ich bitte Dich: Wenn jetzt Zweifler in diesem Zelt sitzen, dass sie sich bewusst sind, dass Du Dich erbarmst über jene, die zweifeln. Du bist mehr als fähig, uns in unseren Zweifeln zu bewahren. Wir können es nicht, aber Du tust es.
Vater, ich bete in diesem Zelt für jene, die willentlich ungläubig sind und bleiben möchten. Bitte sprich ihr hartes Herz an, dass es sich erweichen lässt. Lass sie ehrliche Skeptiker werden, die sich nicht nur mit dem Unglauben und der Skepsis befassen, sondern auch mit den Dingen, die uns zum Glauben führen. Lass uns ehrliche Denker sein, die sich die Dinge anschauen, die uns umgeben, und so zu ehrlichen Schlüssen kommen können.
Vater, ich bete für jene, die Dich kennen und wenig Zweifel haben. Danke, Herr, dass Du ihnen eine Gabe geschenkt hast, die man einfach genießen darf. Danke, dass sie in ihrer Gewissheit eine Ermutigung für andere sein können. Ich bete, dass sie auch barmherzig sind mit jenen, die nicht so einen festen Glauben haben.
So, Herr, ich danke Dir, dass Du Dich jeden von uns erbarmst, jedem von uns begegnen möchtest und jeden von uns gebrauchen kannst – egal, wo wir stehen, auch im Sinne von Glauben und Zweifel.
Herr, segne uns noch an diesem Nachmittag. Danke für diese Tage, danke für jeden Einzelnen, der da ist. Jeder Einzelne ist so speziell.
Herr, wir möchten mit David beten: Danke, dass Du mich wunderbar gemacht hast. Das dürfen wir auch über unser Leben sagen. Danke, Herr, dass Du mein Leben wunderbar gemacht hast. Dir wollen wir dafür danken, in Jesu Namen. Amen.