Einführung in die Fastenzeit und die Versuchung Jesu
Unser Predigttext steht im Matthäusevangelium, Kapitel 4, Verse 1 bis 11. Heute, am Sonntag in Bokawitz, beginnt nach einer uralten, jahrhundertealten Tradition, die weit zurückreicht in die vorreformatorische Zeit, die Fastenzeit. Darum ist dieser Text meist auf diesen Sonntag in Bokawitz gelegt.
Ich möchte jedoch klarstellen, dass es ein Missverständnis ist zu glauben, man könne mit leiblicher Übung den Teufel besiegen. Diese Geschichte zeigt ja gerade, dass sich der Teufel besonders auch in Fastenzeiten tummelt.
Am Radio habe ich kürzlich gehört, dass sich manche in diesen Tagen ganz hehre Entschlüsse vornehmen. Da wurde erzählt von einem Jungen, der sagte, er wolle sieben Wochen ohne Lüge leben, aber danach wieder feste trinken. Oder ein Ehepaar, das sieben Wochen auf etwas verzichten will und danach wieder voll einsteigt. Solche Vorsätze haben keinen Wert.
Eine Fastenzeit geht es um mehr: um einen Sieg über den Bösen. Und das interessiert uns: Wie können wir den Teufel besiegen?
Matthäus 4,1-11: Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er vom Teufel versucht würde. Und da Jesus vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn.
Der Versucher trat zu Jesus und sprach: „Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden.“ Jesus aber antwortete und sprach: „Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.“
Die drei Versuchungen Jesu und ihre Bedeutung
Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt, stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: „Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab! Denn es steht geschrieben: Er wird seinen Engel deinetwegen Befehl geben, und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.“
Dieser herrliche Psalm, wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt – Psalm 91.
Der Versucher benutzt dieses wunderschöne Psalmwort, um Jesus zu versuchen. Da sprach Jesus zu ihm: „Wiederum steht auch geschrieben: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.“
Darauf führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg, zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: „Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest.“
Da sprach Jesus zu ihm: „Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben: Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.“
Da verließ ihn der Teufel, und siehe, da traten Engel zu ihm und dienten ihm.
Kindheitserinnerungen und die Symbolik des Ritters
Einen Jungen habe ich gesehen, der beim Schlecker seinen Zettel für ein Preisausschreiben in die große Trommel warf. Voller großer Erwartung hoffte er, den großen Preis zu gewinnen. Diese Hoffnung begeistert viele Menschen: Vielleicht gewinne ich den großen Preis.
Ich selbst habe als Junge auch an Preisausschreiben teilgenommen. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich nie etwas gewonnen – bis auf einmal. Damals, ich war vielleicht dreizehn Jahre alt, gab es in unserer Jungscharzeitschrift eine Bildbetrachtung. Man sollte dazu einen Aufsatz schreiben.
Leider habe ich keine Kopien meiner damaligen schriftlichen Arbeiten gemacht. Sonst könnte ich mich heute noch darüber amüsieren. Denn ich gewann tatsächlich einen kleinen Preis, vielleicht einen Buchpreis oder ein Heftchen. Ich war sehr stolz darauf, einen Preis errungen zu haben.
Die Bildbetrachtung bezog sich auf Dürers Kupferstich „Ritter, Tod und Teufel“. Sie kennen doch dieses Bild: Ein Ritter sitzt aufrecht in seiner Rüstung auf einem starken, schönen Pferd. Das ganze Bild wird von diesem Pferd ausgefüllt. Vorne sieht man halb verdeckt den Tod, der auf einem Schindermeere sitzt und den Kopf nach unten senkt. Das macht dem Ritter nichts aus.
Hinten ist der Teufel, aber auch er kann den Ritter nicht ängstigen. Oben sieht man das Schloss, die Burg des Ritters. Ich kann mir vorstellen, wie ich damals meine Bildbetrachtung schrieb: Wir brauchen uns nicht zu fürchten, auch als Christen nicht vor der Macht des Teufels oder des Todes.
Doch heute, wo ich etwas älter geworden bin, möchte ich sagen: Das stimmt so nicht ganz mit der Rüstung. Denn wir sind alle verwundbar und verletzlich. Wir sind schwach. Wir sitzen nicht wie dieser starke Kämpfer und Krieger auf dem Pferd, mit geradeaus gerichtetem Blick. Vielmehr sind wir alle mehr oder weniger angeschlagene, schwache Menschen.
Darüber muss heute gesprochen werden, weil wir so viele Niederlagen und Enttäuschungen erleben. Weil die Angst unser Herz umklammert und wir nicht wissen, was auf uns zukommt. Dann ist es gut, wenn wir auf Jesus blicken – darauf, wie Jesus kämpft und wie Jesus sieht.
Das ist mir auch heute wichtig für die Predigt.
Der geistliche Kampf und die Rolle des Heiligen Geistes
Wir stehen in einem Kampf – das ist mein erster Punkt. Jesus hat sich eben von Johannes am Jordan taufen lassen. Plötzlich kam eine Stimme, die Gott laut bestätigte: „Das ist mein lieber Sohn.“ Jesus steht nun in der ganzen Machtfülle Gottes da. Sein erster Weg führt ihn in einen Kampf mit dem Teufel.
Gibt es überhaupt einen Teufel in unserer aufgeklärten Zeit? Viele lachen darüber und sagen: „Ich müsste mir vom Teufel seiner Großmutter noch Geschichten erzählen. Was soll das denn sein? Wir glauben doch nicht mehr an solche Hirngespinste!“ Dabei können wir selbst auf Schritt und Tritt die Macht des Teufels auch in unseren Tagen erfahren. Nicht nur im Kriegsgeschehen oder in unheimlichen Unrechtstaten, sondern auch in unserem eigenen Leben.
Ich bin so froh, dass die Bibel das klarstellt. Sie spricht immer vom „Fürsten der Welt“ und zeigt, dass Gott aus unerklärlichen Gründen viel von seiner Macht dem Satan überantwortet hat. Warum, das können wir nicht wissen. Er darf wüten, er darf herrschen. Aber Jesus nimmt den Kampf mit ihm auf – und er geht genau dorthin.
Es ist jetzt wichtig: Die erste programmatische Tat Jesu, also die, die sein Programm enthüllt, war, die Werke des Teufels zu zerstören. Denn wir Menschen sind alle von den ersten Menschen an längst Gefangene Satans. Keiner von uns kann sich den Einflüsterungen Satans entziehen. Der Teufel ist der große Diktator. Das Schlimme daran ist, dass wir ihm bewusst folgen. Oft haben wir ihm unser Ja gegeben.
Jetzt geht Jesus hin und nimmt den Kampf auf. Er will diesen Diktator der Welt stürzen.
Jesus wird vom Geist in die Wüste geführt. Der Heilige Geist führt ihn dorthin. Wir interessieren uns ja dafür, wie die Äußerungen des Heiligen Geistes sind. Es ist interessant, dass wir in der Bibel sehen, wie eine wichtige Äußerung des Geistes Gottes und seiner Führung darin besteht, dass er uns in die Auseinandersetzung mit der Teufelsmacht führt.
Ich bin überzeugt: Wo in Ihrem eigenen Leben der Heilige Geist wirkt – und er wirkt ja, sobald wir uns im Glauben für Gott öffnen und seinem Geist Raum geben – da fängt in Ihrem Herzen ein Kampf an. Sie spüren zuerst Ihre Unreinheit, Ihre gemeinen Gedanken und die unlauteren Triebe, von denen wir eben gesungen haben. Menschengefälligkeit und all das Böse, das uns umklammert hat.
Dann stehen Sie sofort in diesem schweren Kampf, in dieser harten Auseinandersetzung. Sie versuchen zu kämpfen und zu ringen. Das ist das Erste. Da merkt man die Wirkung des Geistes Gottes: Man wird überhaupt sensibel dafür und erkennt, dass dies die Kampffront des eigenen Lebens ist.
Die Wüste als Ort der Prüfung und Demut
Manche Menschen meinen, die Wüste sei ein heiliger Ort, ein Platz der Meditation und der Stille. Vielleicht kennen sie die Wüste nur aus dem Urlaubsprospekt oder als Touristen. So mag man die Wüste erleben – als ein gewaltiges Naturschauspiel.
Doch die Wüste macht den Menschen klein und verletzlich. Dort spürt man die Kälte in der Nacht und die Hitze am Tag. Erst in der Wüste erkennt man die Weite, die unendliche Weite, und die harten Lebensbedingungen. Dort verzagt man am Leben.
Wer hinausgeht in die Wüste, spürt erst, wie hilflos und wie klein das menschliche Leben ist. Jesus wird vom Geist in die Wüste geführt. Das ist echtes Wissen. Der Heilige Geist macht uns nie groß – das ist ein Irrtum.
Es stimmt auch nicht, wenn Menschen sagen: „Ich habe den Heiligen Geist“ und dabei große Sprüche machen. Der Geist Gottes will uns klein machen. Der Geist Gottes will Jesus dorthin führen, wo allein Kraft und Macht sind – nicht in die äußere Schau, nicht in das Spektakuläre, sondern hinaus in die Wüste.
Dort findet der Kampf mit den Mächten der Finsternis statt. Dort tritt der Teufel zu Jesus und stellt die Frage, die uns alle sehr bewegt: die Brotfrage. Die Brotfrage ist doch die entscheidende Frage schon des letzten Jahrhunderts und erst recht unseres Jahrhunderts.
Die Brotfrage als zentrale Versuchung
Das Wichtigste ist doch, was ein Mensch isst, was er hat, was er bekommt, wie viel Geld er hat und wie er sein Leben gestaltet. Das ist doch die Sache, die man mit den Händen betasten kann.
Jesus aber, der 40 Tage und 40 Nächte nichts gegessen hatte – gerade in solch einer Fastenzeit – erlebt die ganz natürliche Sehnsucht nach Essen. Er wird herausgefordert und es wird gesagt: „Du kannst doch, du bist doch der Sohn Gottes, jetzt löse doch das, was bestimmend ist.“
Dass die Brotfrage das Wichtigste ist, haben die Sozialisten betont, ebenso die Freidenker. Sie haben ja den Spruch erfunden: „Der Mensch ist, was er isst.“ Mit scharfem „s“, verstehen Sie? Der Mensch stellt das dar, was er isst. „Der Mensch isst, was er isst, das ist das Ganze, das ist mein Glaube.“
Mein Glaube ist: „Zwei Pfund Rindfleisch geben eine gute Suppe“, sagen heute noch Freidenker. Da brauche ich sonst nichts mehr. Das ist die Lebensfrage.
Und in unserem Jahrhundert ist es so, dass selbst Christen sagen: „Wir wollen in der Welt keine Bibelsprüche erzählen. Die Menschen brauchen Brot, und das ist das Erste, was die Welt braucht.“ Wer will das leugnen, wo in der Welt Millionen verhungern? Auch bei Jesus ist es so offenkundig: Er braucht Brot, denn ein Mensch braucht Brot, sonst geht er unter und kommt um.
Was ist eigentlich schwierig an dieser Versuchung? So selbstverständlich ist doch nichts Böses dabei. Jesus nimmt ein Zitat, und das müssen Sie nachschlagen: 5. Mose 8,3. Dort wird an die Wüstenwanderung des Volkes Israel erinnert, wo das Volk durch viele Engpässe leiblicher Not ging, wo sie nichts mehr zu essen hatten.
Dann heißt es: „Gott demütigte dich und ließ dich hungern und speiste dich mit Manna, auf dass er dir kundtäte, dass der Mensch nicht allein vom Brot lebt.“ Wenn Sie das hier noch einmal verstehen wollen, dann merken Sie, dass wir alle längst falsch liegen, wenn wir meinen, es gebe vorrangige Fragen in unserem Leben. Jesus bestreitet das: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.
Und wenn wir Christen irgendwo helfen, wenn in diesen Stunden unsere Krankenschwestern von der Gemeinde durch die Häuser gehen, dann ist es eben nicht nur medizinische Hilfe, wenn sie nicht gleichzeitig den Menschen das Wort des Lebens mitbringen. In aller kirchlichen Diakonie und Sozialarbeit ist es umsonst, wenn man irgendwo helfen will, ohne dem Menschen gleichzeitig zu helfen, dass er heimfindet zu Gott.
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Vielleicht spüren wir das heute mit unseren übervollen Geldbeuteln, Häusern und dicken Autos, dass das die Seele nicht sättigt. Das sagen wir dann so schnell. Aber ziehen wir die Konsequenzen daraus? Dass es in unserem Leben eben nicht zuerst um Arbeit geht, sondern darum, ob unser Leben von Gott wieder geprägt und gesegnet ist, ob wir ihn an erster Stelle haben, ob er der Herr meines Lebens ist, ob er mich führt?
Oder haben wir der Brotfrage, der Leibfrage, zu viel Raum eingeräumt? Sind wir so selbstverständlich auf die Versuchungen hereingefallen? Jesus hat deutlich gemacht, dass es ihm nicht um Essen geht, sondern um Welterlösung. Er geht den Weg zum Kreuz, und darum kann er hungern und leibliche Nöte ertragen. Manches kann zurücktreten, denn das ist das Wichtigste im Leben.
Wir müssen wieder neu lernen, was in unserem Leben die Hauptsache ist, wo Gott der Herr über uns bestimmen will. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Ich möchte Sie einfach fragen: Können Sie in Ihrer vielen Tagesarbeit – und ich bewundere Sie, wie toll Sie arbeiten können – auch am Morgen des Tages nur 15 Minuten einmal alles zurückstellen und hören, was Gott Ihnen sagt?
Wenn Sie daran sparen, brauchen Sie sich nicht wundern, wenn Sie mit Ihren Lebensproblemen nicht fertig werden, wenn Sie keine Zeit mehr für Gottes Wort haben und nicht mehr hören können. Denn davon lebt man.
Die Gefahr der Verführbarkeit und die zweite Versuchung
Das Zweite
Wir alle sind verführbar. Es ist so schwer, dass der Teufel sich meisterhaft verkleiden kann. Im ersten Petrusbrief Kapitel 5 steht: „Der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.“
Am Anfang der Wirksamkeit Jesu lesen wir, dass sich der Teufel mit Vorliebe am Tempel aufhält. Er führt Jesus auf die Zinnen des Tempels. Wissen Sie, dass der Teufel sich auch gerne in Kirchen bewegt? Er kann wunderbar fromm erscheinen und Bibelworte zitieren. Deshalb ist die Versuchung so schwierig.
Es gibt immer wieder Christen, die das ganz einfach sehen: Sie sagen, draußen ist die Welt, dort ist der Teufel, und hier in den frommen Gebäuden ist die Heiligkeit Gottes. Das stellt alles auf den Kopf. Der Teufel wohnt ja in unserem Herzen. Er weiß genau, wie er uns beherrschen kann. Deshalb führt er Jesus auf die Zinne des Tempels.
Die Zinnen sind oben auf der Mauer, von dort hat man einen hohen Blick hinunter in die Tiefen. Sie müssen wissen, dass die Mauern damals doppelt so hoch waren wie heute, und der Abgrund war genauso tief. Dort steht der Teufel und sagt zu Jesus: „Spring doch in den Abgrund!“ Das kann man nicht einfach so. Nicht nur, weil einem schwindelig wird, sondern weil es nicht leicht ist, dort zu springen.
Warum sollte Jesus nicht den Sprung machen? Es gibt Psalmzitate wie: „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt, der hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich behüten auf all deinen Wegen.“ Was ist daran böse?
Ausleger haben oft dazu gedichtet, dass dies ein Schauwunder gewesen wäre, weil viele Pilger zum Tempel strömten und Jesus ein tolles Wunder hätte zeigen sollen.
Ich las in einer anderen Predigt etwas, das mich tief beeindruckt hat, und ich möchte es hier wiedergeben. Ein Prediger unseres Jahrhunderts schrieb: „Wenn man auf der Schwäbischen Alb oben steht und die Schmetterlinge über dem Abgrund tanzen sieht, denkt man: Eigentlich wollte ich auch so über dem Abgrund schweben können.“
Das denken besonders Menschen, die spüren, dass sie in die Tiefe gerissen werden – Menschen, die mit Krankheit kämpfen, sagt dieser Schriftausleger. Dann hören sie die Versuchungsworte: „Steht da nicht in deiner Bibel, ich bin der Herr, dein Arzt? Du brauchst gar keinen Arzt, du kannst auch so gesund werden.“
„Steht nicht in deiner Bibel: Wenn du Glauben hast wie ein Senfkorn, dann sag zu diesem Berg: Hebe dich hinweg, und du wirst gesund werden. Komm, probier’s doch! Du glaubst bloß nicht richtig. Du brauchst all die natürlichen Dinge dieser Welt nicht mehr.“
Durch die Jahrhunderte war das eine Versuchung für Christen.
Ich möchte ganz klar sagen, dass wir alle mächtige Wunder Gottes erleben. In unserem Leben hat Gott auf eindrückliche Weise gezeigt, dass er auf viele Tausend Weisen aus der Not retten kann. Gerade in Krankheitsnöten haben wir Dinge erlebt, Wunder über Wunder, auch ohne die Mitwirkung der Ärzte.
In anderen Lebensnöten reißt er Menschen aus dem Tod. Aber ist es nicht auch heute manchmal so, dass das eine Versuchung sein kann?
Was ist nun Versuchung, was ist Glauben, und was ist Versuchung? Ich möchte Gott viel zutrauen und ihn mit meinem Glauben ehren. Wissen Sie, wo der Unterschied liegt? Dass ich Gott nicht versuchen darf.
Das stammt wieder aus der Wüstengeschichte, aus der Wüstenwanderung des Volkes Israel. Dort wird erinnert, und wenn Sie das Zitat nachlesen, ist es die Stelle von Massa und Meriba, wo sie in der Wüste dürsteten. Sie haben Gott herausgefordert und gesagt: „Aber Gott, jetzt musst du!“ Und Gott muss nicht.
Ich erschrecke immer wieder, wenn ich heute sehe, wie in den Zeitschriften der Dritten Welt Inserate von Evangelisten erscheinen, die sagen: „Wir können alle heilen.“ Glauben Sie nicht den Spruchbeuteln! Glauben Sie nicht den Spruchbeuteln! Das ist verlogen. Das kann erst der Antichrist. So groß sind die nicht.
Gott lässt seine Leute manchmal auch warten. Wenn Sie die Gotteswunder in der Bibel sehen, dann schenkt Gott Wunder, und Jesus hat Wunder getan. Aber er hat Wunder auch verweigert, weil Gott die Stunde setzt. Es ist nicht unser Kommando. Wir sitzen nicht am Drücker. Wir sind die Beter.
Wir dürfen auf die Knie gehen und von Gott große Wunder erbitten. Das tun wir auch in den Krankenbeten. Ich darf Ihnen sagen, dass wir in der Gemeinde nach Jakobus 5 verfahren und mit lieben Ältesten oder Mitchristen über Kranke beten und Gottes Wunder erbitten. Aber wir sagen immer wieder: Ich kann nicht über Gott verfügen, und ich will nicht über Gott verfügen.
Wenn Gott den Kreuzesweg vorhat, wie er es bei seinem Sohn getan hat, dann führt er auch den Passionsweg. Das ist der Unterschied.
Darum ist die teuflische Versuchung so gefährlich, gerade für fromme Christen. Jesus hat den Weg des Leidens geheiligt, sodass man ihn gehen kann. Auch den Weg, wo man oben steht und sagt: „Ich springe nicht, weil ich Gott nicht versuchen will.“
Der Sieg über den Teufel und die Zuversicht im Glauben
Mein letzter Punkt: Wir sollen siegen.
Die ganze Geschichte ist etwas Unheimliches. Wenn solch eine Teufelsmacht da ist – ich habe heute Morgen nicht vom Golf gesprochen und nicht vom Krieg, ich habe von unserem Leben gesprochen – dann darf uns nicht überraschen, dass in dieser Welt der Teufel herrscht, in all seinen Auswirkungen. Und zwar bis hinein in die fromme Gemeinde, bis in unser eigenes Herz.
Aber am Ende steht ja da, dass Jesus den Teufel wegschüttelt. „Weg, weg“, sagt er, „weg!“ Und dann muss der gehen. Das möchte ich am Ende nicht unterschlagen, auch wenn unsere Zeit hier auf der Erde zu Ende ist. Lassen Sie mich das noch sagen: Jesus hat die Macht, dem Teufel zu gebieten. Er kann gar nicht mehr kommen, ja, er darf uns nicht mehr antasten.
Jesus ist der Einzige, der diese Macht hat, und ihm vertraue ich. Ich habe diese Macht nicht, ich habe diese Vollmacht nicht, aber Jesus hat sie. Ich will mich in Jesus bergen, ich will auf Jesus blicken, ich will ihm am Ende vom Sieg sagen: Wir haben begründete Zuversicht.
So habe ich heute die Predigt überschrieben: „Begründete Zuversicht in einer unheimlichen Welt“. Wir können glauben, hoffen und auftreten. „Ein feste Burg ist unser Gott“ – und wenn die Welt voll Teufel wäre, kann er nichts machen. Er kann nichts machen, wo ich in Jesus geborgen bin. Er ist mein Schutz, er ist mein Halt, er muss mich bergen. Ich will mich an ihn anlehnen, ich will ihn lieben, er soll in meinem Herzen regieren.
Aber achten Sie noch kurz auf diese letzte Versuchung. Sie ist ja so tückisch. Bei dieser letzten Versuchung sagt der Teufel zu Jesus: „Schau, die ganzen Reiche der Welt, alles gehört mir. Alle Fabriken, alle Büros, alle Schulen, die Universitäten, die Akademien, die Kirchen – alles mir. Ich habe überall meine Finger drin, mein Herrschaftsbezirk sind die Menschen. Jesus, wenn du in dieser Welt überhaupt etwas willst, musst du mich anbeten.“
Es könnte ja für uns eine Versuchung sein, dass wir manchmal in dieser Welt Raum gewinnen wollen, Anerkennung. Wir sagen: Wir kommen in der Welt nicht an, wenn wir uns nicht den Gesetzen der Welt beugen. Jesus hätte nur einen kurzen Knicks machen müssen. Der Teufel verlangte nicht ein Verschreiben mit Blut – das stimmt nicht. Er hat nur gesagt: „Du musst mir kurz meine Referenz erweisen.“
Und das wissen Sie, wie oft das schon in Ihrem Leben war: Bei einer betrügerischen Sache im Geschäft, da müssen Sie nur kurz mitmachen, und sonst sind Sie drin. Sie müssen nur einmal in der Kumpanei dabei sein – mit dem Bösen, mit der Lüge, mit der Unreinheit, mit dem Gemeinen – und schon sind Sie drin. Dann zieht einen das unheimlich mit. Das sind so Kräfte!
Der Teufel verlangt nicht viel, nur einmal sagt er: „Komm mit!“ Dann sind wir alle schwach. Und die Versuchung steht vor uns x-mal jeden Tag, dass wir uns beugen, dass wir uns anpassen an die Bräuche dieser Welt, die alle vom Fürsten der Welt beherrscht sind.
Jesus hat sich nicht gebeugt, und darum kann ich siegen. Er kann mich freimachen von allen Bindungen des Bösen, und er kann dem Teufel gebieten, dass er weicht.
Jesus ging den Weg ohne große Massen von Menschen. Ihm war es nicht wichtig, ob er im Fernsehen kommt oder in der Zeitung. Ich sage das mit unseren Vokabeln: Jesus wollte nur dem Vater gehorsam sein. Und das ist für Ihr Leben gar nicht wichtig, ob Sie große Resonanz haben und die Menschen Ihnen zujubeln, ob Sie Anerkennung und Ehre bekommen, sondern nur, ob Sie treu in der Aufgabe dienen, wo Gott Sie braucht.
Und das war Jesus wichtig, als er den Weg zum Kreuz ging: dass er Erlösung schafft, damit diese Welt überwunden wird.
Wir hatten das in unserer Freizeit auf dem Michelsberg. Am letzten Tag war der Text aus dem ersten Johannesbrief: „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat“ (1. Johannes 5,4).
Und dann brauche ich nicht mehr auf den Teufel zu starren und gar nicht mehr zu fragen, wo und wie die Versuchung kommt. Sondern ich darf sagen: Herr, ich will mich trennen von all dem, was bei dir nicht richtig ist. Und ich möchte dann wissen, dass du mich beschützt und bewahrst.
Mit dir darf ich siegen und überwinden, und dann darf ich der Ritter sein, von dem Albrecht Dürer das Bild gemalt hat. Aber ich weiß, woher die Rüstung kommt, der Schutz, und warum der so fest auftreten kann – in Jesu Namen.
Amen.
