Herzlich willkommen zum Wortreich Podcast. Ich bin der Jojo, und ich bin Markus. Gemeinsam sprechen, diskutieren und philosophieren wir über christliche Themen, die dich heute beschäftigen. Viel Freude beim Zuhören der heutigen Folge.
Ja, hey, hier ist der Jojo aus der Nachproduktion. Markus ist schon weg, und mir ist gerade aufgefallen, dass diese Folge ziemlich blechern klingt. Wenn dir das auffällt, liegt das nicht an deinen Lautsprechern – es liegt an mir. Ich habe etwas mit dem Mikrofon ausprobiert, aber es hat nicht funktioniert. So ist das eben manchmal.
Lass dich davon nicht ablenken. Vielleicht wäre es dir auch gar nicht aufgefallen, wenn ich es nicht gesagt hätte. Aber falls es dich stört oder irgendetwas komisch klingt, weißt du jetzt Bescheid.
Mein Perfektionismus würde am liebsten eine neue Aufnahme machen. Diese Folge war allerdings schon der zweite Take, denn beim ersten Take haben wir wunderbar 35 Minuten gesprochen. Als ich dann auf mein Gerät schaute, stellte ich fest: Ich hatte vergessen, die Aufnahme zu starten. Echt peinlich, aber gut.
Deshalb möchte ich dir diese Folge nicht vorenthalten. Ich hoffe, du lässt dich nicht ablenken. Viel Freude, ciao!
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge. Heute wollen wir, wie immer, Themen besprechen, die dich wirklich in der täglichen Nachfolge betreffen. Deshalb passt das heutige Thema sehr gut.
Worum geht es heute? Es geht um die stille Zeit. Genau, die stille Zeit. Wir sind gespannt, denn wie wir gerade im Gespräch festgestellt haben, gibt es zu diesem Thema sehr viel zu sagen. Man könnte wirklich viele Folgen darüber machen.
Wir fangen aber erst einmal damit an, zu erzählen, was die stille Zeit eigentlich ist. Wo kommen wir her? Wie geht es uns gerade mit der stillen Zeit? Und wie ist das bei dir, Marcus?
Bei mir ist es gerade so, dass mein Alltag stark von dem Lebensabschnitt geprägt ist, in dem ich mich befinde. Ich bin verheiratet und habe drei kleine Kinder. Morgens klingelt bei mir werktags um Viertel nach sechs der Wecker. Danach machen wir uns fertig, ich bringe unseren Ältesten auf den Weg zur Schule und gehe dann gegen acht ins Büro.
Morgens, was ja eigentlich oft die schönste und beste Zeit ist, um Zeit mit Gott zu verbringen, ist bei mir gerade sehr eingeengt. Manchmal klappt es trotzdem, so wie gestern: Ich wurde um sechs wach und dachte: „Wow, du hast noch genau eine Viertelstunde, bis dein Wecker klingelt.“ Ich habe mich leise rausgeschlichen, mich mit der Bibel in den Schaukelstuhl gesetzt und gelesen. Es war einfach perfekt.
Aber es gibt auch Tage, an denen unser Jüngster um sechs zu uns ins Bett krabbelt. Dann weiß ich, dass es mit der Zeit für Gott am Morgen nichts wird. Manchmal komme ich abends nach Hause und merke, dass ich tagsüber keine Zeit hatte, in der Bibel zu lesen. Dann setze ich mich meistens hin, wenn die Kinder im Bett sind und Ruhe eingekehrt ist, und nehme mir um acht eine halbe Stunde Zeit, um in der Bibel zu lesen.
Wir fangen dann nicht gleich an, Hausarbeit zu machen, E-Mails zu schreiben, etwas zu gucken oder uns zu unterhalten. Stattdessen sage ich: „Jetzt nehme ich mir die Zeit dafür.“
Es gibt aber auch Situationen, in denen ich ins Büro komme und eigentlich gleich E-Mails lesen oder mit der Arbeit beginnen könnte. Dann merke ich aber, dass ich so nicht in den Tag starten möchte. Stattdessen singe ich vielleicht erst ein Lied, lese noch ein bisschen und verbringe die ersten zwanzig Minuten mit Gott und im Gebet.
Das mache ich allerdings viel zu selten. Ich müsste es viel häufiger tun und mir bewusst sagen: „Bitte nicht stören, das hat jetzt Priorität.“ Das sollte ich wirklich öfter machen, weil ich merke, wie wichtig es ist. An den Tagen, an denen ich nicht so begonnen habe, spüre ich den Unterschied deutlich.
Es ist einfach gerade ein Lebensabschnitt, in dem ich mir wünsche, dass ich diese Zeit öfter haben könnte, aber es geht nicht immer. Es ist kein Alltag, in dem jeden Tag die stille Zeit problemlos reinpasst. Es ist sehr wechselhaft, was es manchmal anstrengend macht. Trotzdem merke ich, wie enorm wichtig es ist, diese Zeit mit Jesus zu verbringen.
Wie geht es bei dir?
Bei mir ist die Lebenssituation ganz anders als bei dir. Ich bin Single, habe keine Kinder und keine feste Arbeit, bei der ich jeden Morgen um neun Uhr da sein muss. Mein Leben als Student sieht ähnlich aus. Ich arbeite eher abends und nehme mir morgens viel Zeit. Das kann ich in meinem aktuellen Lebensabschnitt so machen.
Das finde ich super. Ich stehe auf, und das Erste, was ich mache – obwohl ich ein Morgenmuffel bin und das manchmal nicht so einfach ist – ist, mich erst einmal in meinen Sessel zu setzen und einen kleinen Andachtstext zu lesen. Danach stehe ich auf, mache mich fertig, um erst einmal wach zu werden. Dann nehme ich mir wirklich Zeit für meine stille Zeit.
Das ist mir ganz wichtig. Ich nehme mir so viel Zeit, wie ich brauche, und lese dann einfach einen Text. Manchmal sind das viele Kapitel, manchmal weniger. Ich folge dabei dem Gefühl, wie ich mich geleitet sehe. Es hängt auch stark von den Texten ab. Wenn ich merke, dass es tiefgründig wird, fange ich an, viel zu studieren und Kommentare herauszuholen. Diese Zeit variiert – mal dauert sie eine Stunde, mal eine halbe Stunde.
Das Bibellesen ist natürlich ein Teil davon. Das Gebet, das ich mir danach nehme, ist der zweite Teil.
Außerdem nehme ich mir abends noch einmal Zeit. Eigentlich will ich eine Stunde dafür einplanen, aber meistens sind es nur 20 bis 30 Minuten. Dann lese ich noch einen Psalm und bete.
Ich glaube, das, was du zum Schluss angesprochen hast, das Beten, ist mir ganz wichtig geworden. Wenn man in einem hauptamtlichen Dienst ist, hat man täglich mit der Bibel zu tun. Man bereitet Predigten vor oder erarbeitet Sessions, die man mit Volontären hält. Da passiert es leicht, dass man sagt: „Ich habe mich ja den ganzen Tag über mit der Bibel beschäftigt.“ Das stimmt auch, aber was nicht automatisch gegeben ist, ist, dass man wirklich bei Jesus angekommen ist.
Das ist mir in der stillen Zeit so wichtig geworden.
Es gab Momente, in denen ich gemerkt habe, dass du vielleicht dreimal am Tag gebetet hast – sei es beim Essen, in der Gruppe, im Hauskreis oder bei einem Meeting. Aber du bist nie wirklich angekommen und warst nie wirklich echt mit Jesus.
Es passiert uns so leicht, einfach drauflos zu reden: Was liegt uns gerade auf dem Herzen? Wofür möchten wir beten? Was steht gerade an? Doch wir kommen nicht wirklich in die Tiefe bei Gott. Wir schaffen es nicht, die Masken abzulegen und wirklich real mit Jesus zu werden.
Das ist mir in der stillen Zeit so wichtig. Natürlich kannst du auch mit anderen beten und Bibel lesen, oder die Bibel für das Studium oder die Arbeit lesen. Aber wann ist der Moment, in dem du ganz alleine mit Gott bist? Wie geht es dir dann? Hältst du das aus? Und merkst du vielleicht, dass es dir gar nicht gut dabei geht, weil da Dinge sind, die unbequem sind? Dinge, an die Gott ran müsste, die du eigentlich bearbeiten müsstest?
Es ist der Moment, in dem du tatsächlich bei ihm ankommst und einfach nur aufatmest. Du sagst: „Ach ja, endlich bin ich bei dir. Endlich habe ich die Zeit bei dir.“ Du merkst, dass du dich vielleicht zu sehr abgehetzt hast oder dir zu viele Sorgen gemacht hast. Und jetzt kannst du dich einfach in die Arme Gottes fallen lassen und bei ihm ankommen.
Es ist manchmal beides: Das eine und das andere. Manchmal merke ich, dass diese enge Zeit mit Gott fast schon unbequem ist. Da sind Dinge, die mich getrieben haben, die den Tag vielleicht ganz unterbewusst geprägt haben. Aber ich bin gar nicht bei Jesus angekommen, um ihm diese Dinge zu bringen.
Hast du so etwas auch schon einmal erlebt?
Ich denke, eine der großen Schwierigkeiten bei der stillen Zeit ist dieses Formulardenken. Man denkt: „Gut, ich kann ein Häkchen setzen, ich war wieder ein guter Christ, und mein Gewissen ist beruhigt.“ Das ist eigentlich total schade.
Ich merke, dass ich aufpassen muss, dass die stille Zeit nicht zu einem Formular wird. Wenn ich abends mal keinen Psalm lese, denke ich nicht: „Oh, der böse Gott schaut jetzt auf mich.“ So ist es ja nicht. Vielmehr will ich diese Zeit wirklich mit Gott verbringen.
So kenne ich das auch: Die stille Zeit ist oft eine umkämpfte Zeit. Es geht darum, wirklich echt vor Gott zu werden. Nicht einfach schnell hineinzustarten, sondern sich die Ruhe zu nehmen, die man braucht.
Wo sehen wir das zum Beispiel in der Bibel?
Das Wort „stille Zeit“ steht so nicht direkt in der Bibel, und es gibt auch kein Kapitel, das explizit darüber spricht. Dennoch wird uns diese Praxis ans Herz gelegt und geboten. Was hat Jesus gemacht? Was fällt dir dazu ein?
Zunächst glaube ich, dass Beten und Bibellesen jedem Juden sehr vertraut waren. Die täglichen Gebetszeiten und der hohe Stellenwert der Schrift sind fest verankert. Auch für Jesus hatte die Schrift einen hohen Stellenwert, ebenso für die Apostel und die frühen Christen.
Wir lesen zum Beispiel, dass Petrus aufs Dach ging, um zu beten. Ebenso wird berichtet, wie Gemeinden gelobt werden, die täglich in der Schrift forschen. Jesus selbst hat sich bewusst Zeit mit Gott genommen. Das finde ich sehr spannend, denn wenn man sich anschaut, wie Jesus diese Zeiten gestaltet hat, dann sieht man, dass sie sehr unterschiedlich waren. Mal war es morgens, mal mittags, mal abends, also zu ganz verschiedenen Tageszeiten. Manchmal verbrachte er sogar eine ganze Nacht im Gebet.
Ich denke, von Jesus selbst kann man da schon sehr viel lernen.
In dem Moment, als du das gesagt hattest, dass es tatsächlich im Leben der Israeliten ein fester Bestandteil war, fiel mir ein Vers ein, den ich schon sehr früh auswendig gelernt habe und den ich immer noch gut kenne. Er steht in Josua 1,8. Josua war ein junger Mann, und Gott gab ihm klare Anweisungen, die auch für junge Menschen heute sehr wertvoll sind. Gott sagt zu ihm:
„Du sollst die Weisung dieses Gesetzbuchs immer vor dir her tragen und Tag und Nacht darüber nachdenken, damit dein Tun ganz von dem bestimmt wird, was darin steht. Dann wirst du Erfolg haben, und was du anpackst, wird dir gelingen.“
Das ist ein perfekter Lebensentwurf, der schon damals galt. Natürlich ist das Neue Testament und das Leben Jesu das absolut Relevante, aber schon damals war es so. Gerade für junge Menschen ist es wichtig, von Gott selbst zu hören: Du sollst die Weisung dieses Gesetzbuchs – das war damals die Bibel, das, was sie hatten, heute haben wir noch mehr – immer vor dir her tragen. Du sollst darüber nachsinnen. Das bedeutet natürlich, dass du es erst einmal gelesen haben musst.
„Vor dir her tragen“ kann auch bedeuten, dass du ein paar Verse auswendig lernst. Wie gesagt, ich habe diesen Vers auswendig gelernt, und er begleitet mich bis heute. Du sollst Tag und Nacht darüber nachdenken. Das ist wie Kaugummi kauen: Es bleibt dir länger im Gedächtnis als ein schneller Snack, den du im Moment isst. Du denkst immer wieder darüber nach.
Das Ziel ist, dass dein Tun ganz von dem bestimmt wird, was in der Bibel steht. Hier merken wir, dass wir das oft trennen: „Jetzt habe ich die stille Zeit gemacht, Haken dran, jetzt geht es in den Tag.“ Aber die Verbindung ist genau hier: Damit dein Tun – also das, was du tagsüber machst, ob Studium, Arbeit oder Dienst in der Gemeinde – von dem bestimmt wird, was du in der Bibel gelesen hast.
Oft ist das leider nicht automatisch so, und das kann frustrierend sein. Wir trennen das im Kopf und setzen auf unsere eigenen Begabungen und Fähigkeiten, um etwas auf die Beine zu stellen. Aber das ist nicht immer aus Christus heraus. Doch laut Bibel soll dein Tun ganz von dem bestimmt sein, was in der Schrift steht.
Wenn du das tust, dann wirst du Erfolg haben, und was du anpackst, wird dir gelingen. Das bedeutet, dass das, was du in Christus tust, auch geistliche Frucht bringt.
Also ein toller Vers, der die Bedeutung von stiller Zeit gerade für junge Menschen zusammenfasst.
Was mir noch einfällt, sind die ersten Verse der Psalmen, nämlich Psalm 1,1-2:
„Wohl dem, der seine Lust hat am Gesetz des Herrn und über sein Gesetz nachsinnt Tag und Nacht.“
Ich glaube, das ist auch der Grund, warum es mir so wichtig ist, morgens mit der stillen Zeit zu starten, aber auch abends noch einmal Zeit für die Bibel zu haben. Ich habe gemerkt, wie hilfreich es für mich ist, abends noch einmal zu lesen, weil ich dann mit biblischen Gedanken in den Abend gehe.
Es gab eine Zeit, in der ich viele Verse auswendig lernen musste. Häufig habe ich das abends gemacht, und morgens bin ich aufgewacht, und der Vers war schon da.
Was du vorhin über Jesus gesagt hast, trifft es sehr gut: Ich glaube, Jesus hat das nicht als geistliche Übung betrieben. Für ihn war es eine Sehnsucht, Zeit mit seinem Vater zu verbringen.
Diese Zeit mit Gott hat auch nicht die Gemeinschaft mit den Jüngern ersetzt. Geistliche Gemeinschaft untereinander ist sehr wichtig, wir sind dazu berufen. Aber nichts kann die Zeit mit Gott ersetzen.
Jesus hat die Einsamkeit bewusst gesucht, und diese Zeit hatte Priorität für ihn. Er hat manchmal sogar Leute, auch die Jünger, stehen lassen und gesagt: „Jetzt geht das nicht, ich bin erst einmal mit meinem Vater zusammen.“
Er hat diese Zeit aus seiner Sehnsucht und Liebe zum Vater gesucht. Dabei ging es nicht darum, wie er die Zeit füllt. Er ist einfach angekommen in der Gemeinschaft mit Gott. Diese Gemeinschaft hat ihn geprägt und seinen ganzen Dienst beeinflusst.
Ja, also was ich denke und was mir auch sehr wichtig ist: Ich glaube, es gibt viele Christen, für die ist das alles so ein Formular, hinter dem viel Druck steckt. Das Gebet wird dann häufig sehr flach und einseitig.
Das hast du mal gesagt, und das fand ich sehr, sehr cool: Man nimmt sich im Gebet wirklich Zeit, um ganz ehrlich zu Jesus zu kommen. Man bringt das vor ihn, was einen gerade in dem Moment bewegt.
Oft ist uns das gar nicht gleich bewusst. Vielleicht denken wir nur an unsere Agenda: Was steht heute an? Ich muss in die Vorlesung, habe eine Besprechung, muss noch etwas für die Gemeinde vorbereiten. Am Freitag ist Jugend, und so weiter. Wir hetzen viel.
Aber es kann sein, dass uns etwas anderes viel stärker bewegt. Vielleicht eine Sorge, die uns gar nicht bewusst ist oder zeitlich gar nicht damit zusammenhängt. Es kann eine Sorge um die Eltern sein oder ein Konflikt, eine Unvergebenheit oder ein Ärger, den wir mit uns herumtragen.
Ganz oft habe ich das erlebt: Ich habe Ärger mit mir herumgetragen über Dinge, die schon lange zurücklagen. Oder ich dachte, ich lasse das hinter mir, es prägt mich nicht mehr. Oberflächlich stimmt das, aber unterschwellig war es noch da.
Das sind Momente, in denen wir mit Gott nicht weiterkommen. Vielleicht beten wir für einen Durchbruch oder für Frucht, dass etwas passiert. Aber wir kommen gefühlt nicht weiter und hören Gott auch nicht so präsent.
Das liegt daran, dass uns etwas stark beeinflusst. Wenn wir das nicht ins Bewusstsein holen und im Zwiegespräch mit Gott bekennen und offenbaren – er weiß ja sowieso, was uns bewegt – dann sind wir letztlich unecht.
Deshalb meine ich: Bist du real mit Jesus? Bist du wirklich da angekommen? Er ist direkt da, aber du bist oft nicht wirklich da. Du musst sozusagen hinabsteigen in das „Wo bin ich eigentlich gerade wirklich? Wie geht es mir wirklich?“
Bist du ehrlich in deinen Gesprächen mit Gott? Wenn du nur sagst: „Hilf mir bitte damit“, oder „Ich müsste gern wissen, was ich studiere“, oder „Das ist noch da, was soll ich machen?“ – dann haben wir viele Ansprüche, Bitten und Wünsche.
Aber das, was wirklich tief in unserem Herzen ist – die Bibel beschreibt das manchmal so altmodisch mit unseren Eingeweiden –, das, was tief drin ist, im Magen, was nicht so bewusst im Kopf ist, das prägt uns stark. Es beeinflusst, wie es uns geht, was wir tun und was aus dem Bauch herauskommt.
Diese Eingeweide müssen wir auch vor Gott bringen. Da müssen wir echt werden. Manchmal kostet es Zeit, dort anzukommen. Aber manchmal braucht es auch schonungslose Ehrlichkeit mit Gott darüber, wie es einem gerade geht.
Ich glaube, das ist ein ganz wichtiges Kriterium für stille Zeit: echt zu werden, wieder mit Jesus.
Die Psalmen sind gewissermaßen das Gebetsbuch der Bibel. David hat oft in einer Art Selbstgespräch mit sich selbst begonnen, bevor er sich dann zu Gott gewendet hat. Er sagte zum Beispiel: „Meine Seele, was bist du so unruhig in mir?“
Dieser Satz hat mir sehr geholfen. Manchmal habe ich mir selbst sogar laut gesagt: „Meine Seele, was bist du jetzt so unruhig in mir?“
Ein Beispiel: Kürzlich bemerkte ich, dass ich unruhig war. Ich spürte, dass etwas zwischen mir und Gott stand, obwohl ich eigentlich für die Woche beten wollte. Während ich mir Zeit nahm und mich fragte, was mich beschäftigt, wurde mir klar, dass mich unterschwellig ein Dienst beschäftigt, den ich erst in zwei Monaten auf einem Camp habe. Das ließ mir gerade keine Ruhe.
Dann wusste ich, dass ich das erst einmal klären musste. Ich habe es Gott abgegeben und ihn um Vergebung gebeten, weil ich mir Sorgen gemacht hatte und befürchtete, er würde nicht eingreifen. So musste ich das erst einmal ganz neu bereinigen.
Ich finde es gerade ganz spannend, dass unser Gespräch über die stille Zeit eigentlich genau darum geht, wie wir ehrlich mit Jesus umgehen. Es geht dabei gar nicht so sehr um Äußerlichkeiten.
Oft reden wir bei der stillen Zeit darüber, ob es eine bestimmte Reihenfolge gibt: Soll man zuerst beten, dann die Bibel lesen, danach noch einmal beten oder so ähnlich, wie man es vielleicht gelernt hat. Ich habe als Teenager auch solche Bibellese-Heftchen gelesen. Das hatte sicherlich seinen Segen, aber es hat mich nie so sehr gepackt, dass ich sagen würde, das sei das Entscheidende. Es ging mir vielmehr um das echte Erleben mit Jesus.
Das finde ich total schön, dass wir darüber mehr sprechen. Viele Menschen haben aber auch einfach Fragen wie: Wie lange sollte stille Zeit eigentlich dauern? Was gehört unbedingt dazu und was nicht? Kann ich meine stille Zeit auch draußen machen? Oder kann ich dabei singen und die Gitarre zur Hand nehmen?
Ich glaube, das sind wichtige Fragen, die man noch einmal genauer betrachten kann. Was ist wirklich essentiell? Was kannst du machen? Und gibt es vielleicht auch Dinge, die nicht so gut in die stille Zeit passen? Wo ist der beste Ort für stille Zeit, und wo eher nicht?
Ja, also ich denke erst mal zur stillen Zeit, was wir bei Jesus sehen. Er hat zu ganz verschiedenen Tageszeiten die Zeit mit meinem Vater gesucht. Dabei hat er immer geschaut, wo er diese Zeit haben kann, wo er diese enge Verbindung haben kann. Es hat ihn so hingezogen.
Was all diese Situationen eint, ist, dass Jesus immer in die Einsamkeit gegangen ist – immer auf einen Berg oder an einen abgelegenen Ort. Deswegen spricht man eben von der stillen Zeit. Er ist wirklich so allein irgendwo hingegangen und hat das nicht irgendwo anders untergebracht.
Wenn du sagst, du machst deine stille Zeit morgens in der Bahn oder im Bus auf dem Weg dorthin, dann bist du da wirklich so vertraut mit Gott, dass du offen und ehrlich mit ihm reden kannst. Ich sehe das nicht als Pflicht, aber für mich war es zum Beispiel ein ganz neues Erlebnis, auch laut zu Gott zu beten, selbst wenn ich alleine bin.
Im Bus kann das schon sehr komisch sein. Das stimmt. Es ist nicht so, dass du im Bus nicht beten kannst – wenn du zum Beispiel zur Arbeit oder zu einem Vorstellungsgespräch fährst, kannst du natürlich im Bus beten. Aber es ist eben so, wie du sagst: Wenn du denkst, du machst das immer morgens und musst dir deswegen nicht den Wecker eine halbe Stunde früher stellen, weil du ja im Bus auf dem Weg zur Uni noch eine halbe Stunde Zeit hast, dann würde ich sagen: Nein.
Denn du hast dort keine Stille und so viel Ablenkung, dass du nicht in die Tiefe kommst, wie du es eigentlich bräuchtest. Ich habe das auch schon überlegt. Manche sagen, sie sind sehr gerne draußen in der Natur, und ich verstehe das auch, weil die Natur wunderbar ist. Wir leben hier auch ganz nah am Wald, das ist total toll.
Aber ich habe fast schon erlebt, dass mich manchmal selbst die Natur ablenken kann. Mein Blick schweift dann weg, ich höre den Vögeln zu und so weiter. Das ist natürlich ein Feiern von Gottes Schöpfung, aber auch das kann mich ablenken.
Ich habe gemerkt, dass die Zeit, in der ich nichts habe außer der Bibel und vielleicht einer Tasse Kaffee, eigentlich die besten Momente sind. Denn das lässt wirklich keine Ablenkung zu. Es ist still um mich herum, ich sitze einfach nur da, vielleicht ist es sogar noch dunkel, und ich habe nur eine kleine Lampe an. Die Bibel ist aufgeschlagen, ich kann meine Augen schließen zum Gebet. In dem Moment, wo ich nicht abgelenkt bin, kann ich wirklich bei Jesus ankommen.
Ich denke auch, dass es von den äußeren Dingen her total hilfreich sein kann, das Thema Handy zu betrachten. Es gibt viele, die ihre stille Zeit am Handy machen, zum Beispiel mit einer App. Davon würde ich aber total abraten.
Eine Handy-App darf man haben, wenn man mal Verse nachsucht oder Markierungen machen möchte, weil man sie dann schnell wiederfindet. Aber wirklich eine Bibel in der Hand zu haben, ist etwas ganz anderes. Du merkst dir automatisch in deiner Bibel, wenn du Dinge markierst, wo oben rechts doch irgendwo dieser Vers war, in dem Jesus das gesagt hat. So lernst du die Bibel als Ganzes kennen.
Wie oft lese ich zum Beispiel Nachrichten am Handy und weiß danach schon längst nicht mehr, wo ich was gelesen habe. So wirst du dich auch nicht wirklich mit Gottes Wort auskennen und wissen, wo du was findest.
Außerdem hat das Handy die Versuchung in sich, dass du, wenn du es in der Hand hast, nur noch dein WLAN oder deine Daten einschalten musst, und schon hast du mit einem Klick die aktuellen Nachrichten und neuen Nachrichten gesehen – und das willst du vielleicht auch.
Deshalb hilft es tatsächlich, das Handy wegzulegen und nicht dabei zu haben. Ein Megatipp ist es, abends um neun Uhr oder so mal Daten und WLAN auszuschalten. So liest du morgens keine neuen Nachrichten und kannst wirklich erst mal gedanklich voll bei Gott sein und dich füllen lassen.
Das ist sicherlich der Vorteil, morgens so zu starten.
Ich denke, es hat seine Berechtigung zu sagen, dass morgens die beste Zeit für stille Zeit ist. Andererseits haben wir es auch im Leben von Jesus gesehen: Er hat seine stille Zeit nicht nur morgens, sondern auch mittags und abends gehalten. Es ist also schön, anhand von Bibelstellen tatsächlich zu erkennen, dass Jesus kein festes Schema F gelebt hat.
Trotzdem sind wir morgens in der Regel am frischesten. Natürlich gibt es Unterschiede. Sprichwörtlich hat jemand mal gesagt, eine Stunde am Morgen entspricht zwei Stunden am Abend. Selbst für mich als Morgenmuffel ist morgens tatsächlich eine gute Zeit. Das merke ich zum Beispiel auch bei der Arbeit. Die Zeit von acht bis zehn Uhr am Schreibtisch ist so produktiv wie der ganze Nachmittag. Das ist einfach so.
Das Beste sollte eigentlich Gott zuerst zugutekommen, so wie wir es im Alten Testament sehen. Nicht so, dass man ein Tier aus der Herde opfert, das lahmt und übrig geblieben ist. Gott hat immer den Anspruch an sein Volk gehabt: "Gebt mir das Erste, gebt mir das Beste." Das ist kein Gesetz im Sinne von "Wenn du abends deine stille Zeit machst, ist das schlechter als morgens." Aber wir können uns selbst hinterfragen: Geben wir Gott tatsächlich das Beste von unserem Tag? Dürfen wir ihm das Füllen, steht es ihm zur Verfügung?
Das hat mich herausgefordert, als mir klar wurde, dass es vielleicht mehr kostet, morgens den Wecker eine halbe Stunde früher zu stellen, als abends die Zeit einzuschieben. Es kostet etwas, aber gerade das macht es wertvoll. Wenn du sagst: "Das hat mich richtig was gekostet, eine halbe Stunde früher aufzustehen, aber es ist mir das wert", dann bekommt diese Zeit eine ganz andere Bedeutung in deinem Leben.
Die Jünger im Garten Gethsemane: Jesus sagt zu ihnen: "Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt." Doch die Jünger schlafen ein. In diesem Moment war ihnen der Schlaf wichtiger als das Wachen und Beten mit Jesus. Ich denke, es darf auch für uns mal unbequem sein. Jesus stand früh auf, als die Sonne noch nicht aufgegangen war. Das war sicher auch unbequem. Doch auch wir dürfen das Unbequeme annehmen, um Gott das Beste zu geben.
Für Menschen, die zum Beispiel durch Kinder oder einen Job sehr früh aufstehen müssen, ist es trotzdem wichtig, sich eine kurze Zeit mit Gott zu nehmen. Schon zehn Minuten am Morgen können reichen, um den Tag zu starten. Und wenn möglich, sollte man sich abends, wenn man nach Hause kommt, nochmals eine Zeit reservieren, in der man sich bewusst Zeit mit Jesus nimmt.
Ich glaube, das Gute ist, dass wir dort viele Hilfsmittel haben. Es gibt tatsächlich auch gute Andachtsbücher. Ja, es gibt auch welche, die nicht so gut sind.
Was ich damit meine, ist Folgendes: Ich schätze es am meisten, wenn tatsächlich mehr geboten wird als nur ein Bibelvers und eine Seite mit Gedanken und Ideen des Verfassers. Das schätze ich nicht so sehr, weil du dann auch einfach irgendein Buch lesen kannst, das immer mal irgendetwas aus der Bibel zitiert. Das ist nicht Gottes Wort in Reinform.
Was ich aber schätze, ist, dass du dir nicht alles selbst zusammensuchen musst, wenn du morgens einen stressigen Job hast oder früh aufstehen musst. Es reicht, wenn du einige abgedruckte Verse lesen kannst, vielleicht auch selbst in deiner Bibel liest. Manche Andachtsbücher helfen dir, indem sie Verse abgedruckt haben und dazu eine kurze Besinnung bieten.
Ich mag es zum Beispiel auch, wenn Fragen gestellt werden. Diese Fragen sind echt hilfreich, weil sie sich nicht auf neue Gedanken beziehen, sondern dich herausfordern. Sie fordern dich heraus zu sagen: Passiert das in deinem Leben? Hast du das schon mal erlebt? Hast du gerade ein Problem mit dem Vers? Was willst du Gott in diesem Moment sagen?
So setzt sich der „Kaugummi-Effekt“, den ich vorhin schon angesprochen habe, fort. Du bekommst einen kurzen Impuls, setzt dich vielleicht nur zehn Minuten hin und gibst Gott den Tag ganz bewusst. Du sagst ihm bewusst: Ich möchte ihn mit dir verbringen. Hilf mir, dass ich nicht mit meinen Gedanken abschweife. Du übergibst ihm auch, was du heute vorhast, deine Pläne, und erlaubst ihm, einzugreifen und mitzureden.
Dann gehst du in deinen Tag, auch wenn du wenig Zeit hast. Doch dieser Kaugummi-Effekt bleibt bestehen, du denkst über sein Wort nach, wie wir es am Anfang bei Josua besprochen haben. Diese zehn Minuten können den ganzen Tag verändern.
Aber, wie du auch gesagt hast, lass das nicht die einzige Zeit sein, die du im Bibelstudium verbringst, nur weil du ein kleines Andachtsbuch gelesen hast. Du kannst das Bibelstudium nachholen, wenn du mehr Zeit hast. Und wenn es bei dir abends ist, dann machst du es eben dann.
Vielleicht noch ein hilfreicher Gedanke: Gott kann uns in fünf Minuten das geben, wofür wir vier Stunden brauchen. Absolut. Manchmal hilft es einfach, sich zuerst die Zeit mit Gott zu nehmen und darauf zu vertrauen, dass er den Tag auch noch irgendwie ordnet.
Wenn du denkst, du hast total viel zu tun, dann bete trotzdem. Ich glaube, Luther hat mal gesagt: „Ich habe sehr, sehr viel zu tun, also muss ich jetzt auch viel beten.“ Oder es gibt den Spruch: „I’m too busy not to pray.“
Du hast heute zu viel auf deiner Agenda, Markus, zu viele wichtige Entscheidungen. Du kannst es dir gar nicht leisten, nicht zuerst zu beten.
Genau, und ich denke, das ist vielleicht zum Schluss das Wichtige oder was mir jetzt auch noch einmal richtig neu bewusst wird: Jesus hat einfach diese Gemeinschaft dauerhaft mit dem Vater gesucht.
Wir brauchen das viel, viel mehr als Jesus. Selbst Jesus hat sich immer wieder Zeit mit dem Vater genommen, gerade wenn er sie brauchte – auch wenn es unbequem war. Aber das war seine Priorität, egal wo oder wann. So ist er mit dem Vater gegangen.
Das finde ich eigentlich schön, weil dieser Gedanke uns davor bewahrt, eine feste Agenda aufzusetzen, die wir nur abhaken, um unser Gewissen zu beruhigen. Stattdessen ist es einfach ehrlich. Man nimmt sich vielleicht zehn Minuten und ist danach total erfüllt, oder man hat sechs Stunden Zeit und ist genauso oder noch mehr erfüllt.
So ist es total flexibel. Absolut.
Ja, das ist schon ein gutes Schlusswort. Ich glaube, da können wir es stehen lassen, oder? Ganz genau.
Wir wünschen euch einfach eine gute stille Zeit, falls ihr sie heute noch nicht hattet oder vielleicht morgen. Probiert es doch einfach mal aus, wirklich bei Jesus anzukommen.
Das war jetzt etwas wortreich. Wenn dir diese Folge gefallen hat, teile sie gerne mit deinen Freunden. Mehr zu uns und weitere Inhalte findest du auf unserer Website, deren Link in der Beschreibung steht. Dort kannst du uns auch Themen und Fragen schicken, die wir vielleicht schon in der nächsten Folge aufgreifen werden. Klick einfach auf den Link in der Beschreibung.