Einführung in die Herausforderung der Nachfolge
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 425: Grundlagen der Nachfolge, Teil 2.
In der letzten Episode begegneten wir einem Schriftgelehrten, der Jesus nachfolgen wollte.
Matthäus 8,19: „Und ein Schriftgelehrter kam heran und sprach zu ihm: Lehrer, ich will dir nachfolgen, wohin du auch gehst.“
Interessanterweise antwortet der Herr Jesus eher reserviert. Er lädt diesen Schriftgelehrten nicht direkt ein, sein Jünger zu werden. Stattdessen macht er ihn auf einen Sachverhalt aufmerksam, der dem Schriftgelehrten möglicherweise entgangen war.
Matthäus 8,20: „Und Jesus spricht zu ihm: Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er das Haupt hinlegt.“
Was der Herr Jesus hier tut, ist ganz einfach: Er beschreibt die mit der Nachfolge verbundenen Schwierigkeiten.
Warum tut er das? Weil Jesus nicht will, dass jemand sein Jünger wird, der nicht genau weiß, worauf er sich dabei einlässt.
Die Kosten der Nachfolge bedenken
Wir werden das an anderer Stelle in diesem Podcast, wenn wir zu Lukas 14 kommen, noch viel deutlicher sehen. Aber so viel schon vorweg: Die Entscheidung zur Nachfolge darf nicht aus einer Laune heraus getroffen werden.
Wer Jünger Jesu werden will, muss sich gut überlegen, ob er wirklich bereit dazu ist. Wir müssen die Kosten überschlagen und ein Ja zu den vor uns liegenden Strapazen und Einschränkungen finden, bevor wir Jesus darum bitten, unser Herr zu werden.
Der Messias hat kein Interesse an solchen Jüngern, die mit der Nachfolge beginnen, dann aber die Sache irgendwann wieder aufgeben, weil es ihnen zu anstrengend wird. Deshalb müssen wir uns gut überlegen, wie es um die Themen Bequemlichkeit und Sicherheit in unserem Leben steht.
Jesu Lebensumstände und ihre Bedeutung für die Nachfolge
Haben wir wirklich verstanden, wie anstrengend es für den Herrn Jesus war, uns zu retten? Er sagte: „Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er sein Haupt hinlegt.“ Begreifen wir, was das bedeutet?
Der Herr Jesus hatte kein Zuhause. Es gab kein Häuschen in Nazareth, wo Frau und Kinder auf ihn warteten. Er war viel auf Reisen und musste oft im Freien übernachten. Für ihn war es wahrscheinlich normal, zu frieren, zu hungern und immer wieder auf Ablehnung, Verfolgung und üble Nachrede zu stoßen.
Mich bewegt immer wieder der Text aus Hebräer Kapitel 5, Verse 7 und 8. Dort wird über den Herrn Jesus gesagt: „Er hat in den Tagen seines Fleisches sowohl Bitten als auch Flehen mit starkem Geschrei und Tränen dem dargebracht, der ihn aus dem Tod erretten kann. Und ist um seiner Gottesfurcht willen erhört worden und lernte, obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam.“
Was für eine Formulierung! Er lernte, obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam. Wenn er es lernen musste, wie viel mehr wir! Wenn er so viele Strapazen auf sich genommen hat, um meine Sünde zu sühnen, was heißt das dann für mich als Jünger Jesu?
Wie kann ich denken, dass ich ein besseres Leben verdient habe, als es mein Herr führte?
Die Gefahr der Bequemlichkeit in der modernen Nachfolge
Während ich diese Zeilen schreibe, bin ich auf dem Weg zu einer Gemeindefreizeit im Allgäu. Heute Nacht werde ich bei Geschwistern unterkommen und in einem Bett schlafen. Woher weiß ich das? Weil es immer so läuft.
Wenn ich Praktikanten mitnehme, müssen diese sich nicht auf eine Übernachtung im Freien einstellen. Stattdessen erwartet sie eher viel zu viel gutes Essen. So fühlt sich Nachfolge im einundzwanzigsten Jahrhundert in Westeuropa an.
Und so sehr ich dieses Leben schätze, so sehr birgt es auch eine Gefahr. Es besteht die Gefahr, dass ich mich an Sicherheit und Bequemlichkeit gewöhne, mich in Komfort und Geborgenheit verliebe. Ein gutes Leben könnte mir wichtiger werden als ein Leben in der Nachfolge. Ich könnte mich nur noch dann für Jesus und sein Reich aus der Komfortzone herausbewegen, wenn es sicher ist, sich gut anfühlt und ich gut geschlafen habe.
Wie können wir uns vor so einer Entwicklung schützen? Ich weiß es nicht. Sicherlich durch das Nachdenken über das, was Jesus gesagt hat. Aber mir fällt auch auf, dass es das Zeugnis von verfolgten Christen ist, das mich bei den Themen Sicherheit und Bequemlichkeit immer wieder erdet.
Zeugnisse von verfolgten Christen als Mahnung
Da gibt es diese junge Frau, die im Irak lebt. Sie gehört dort einer geheimen Untergrundgemeinde an und wird in einem Interview gefragt, was sie tun würde, wenn Soldaten den Gottesdienst stürmen und sie misshandeln würden. Ihre Antwort war: „Dann würde ich meinen Leib für Gott als Opfer geben.“
Genau das schreibt Paulus den Römern: „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, gottwohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist“ (Römer 12,1).
Einmal im Monat bete ich nach dem Gebetsmaterial von Open Doors für verfolgte Christen. Gestern war es wieder so weit. Ein Pastor aus Mosambik schreibt: „Wir Christen erleben viel Verfolgung. Viele Gläubige werden vergewaltigt, getötet, etliche Kirchen und Häuser zerstört.“
Ich lese das, kann es kaum glauben und bete für mir völlig unbekannte Geschwister aus Mosambik um Versorgung, Schutz und Frieden. Während ich das tue, wird mir etwas davon klar, was es heißen kann, Jesus nachzufolgen.
Wenn Jesus sagt: „Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er sein Haupt hinlegt“ (Matthäus 8,20), dann ist das weit entfernt von meinen eigenen Erfahrungen. Doch es ist reine Gnade, dass ich nicht dort zum Glauben gekommen bin, wo marodierende Banden christliche Dörfer überfallen und niederbrennen.
Oder dort, wo es normal ist, dass zum Christentum konvertierte Frauen von ihren Männern geschlagen und davongejagt werden. Oder dort, wo die Geheimpolizei den Pastor einer Gemeinde jederzeit verhaften und foltern kann.
Für mich ist Jesu Heimatlosigkeit weit weg von meinen eigenen Erfahrungen. Aber für viele, für ganz viele Geschwister weltweit sieht das ganz anders aus.
Die Spannung zwischen Komfort und Nachfolge
Während ich in der Gefahr stehe, mich in Bequemlichkeit und Sicherheit so sehr zu verlieben, dass sie meiner Nachfolge im Weg stehen, stehen andere Christen ganz real in der Gefahr, an den Strapazen der Nachfolge zu zerbrechen.
Wenn Jesus diesem Schriftgelehrten beschreibt, wie aufreibend Nachfolge ist, wird mir klar, dass ich sehr vorsichtig sein muss, wenn ich versuche, ein gutes Leben und echte Jesusnachfolge miteinander zu verbinden. Selbstgewählter Verzicht kann genauso eine dämonische Versuchung sein wie Genuss um des Genusses willen.
Das Gute als Gottes Gabe zu feiern und dabei ein Benutzender zu bleiben – mich also nicht in die Gabe zu verlieben – das scheint mir die Herausforderung zu sein. Das Maß an Ruhe und Freude zu finden, das meiner Seele gut tut, und trotzdem in der Rolle des Kriegers zu bleiben, der sich nicht in den Beschäftigungen des Lebens verliert, weil er seinem König gefallen will, das ist die Spannung, die ich meine.
Und genau diese Spannung ist es, auf die Jesus jeden Nachfolger vorbereitet.
Abschluss und Ausblick
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, an welchen Stellen der Wunsch nach einem guten Leben deine Nachfolge Ressourcen raubt – sei es Geld, Zeit oder Kraft.
Das war es für heute.
Vom 28. Juli bis zum 3. August 2024 findet nördlich von Berlin eine Outdoor-Bibelschule für 14- bis 25-Jährige statt. Den Link findest du im Skript.
Der Herr segne dich. Erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.