Evangelisation und Zeugnis im Alltag
Ich glaube, jetzt sind alle wieder bei mir, dann machen wir weiter. Wir befinden uns hier im Zusammenhang von Zeuge sein und Evangelisation.
Ihr seht, man kann nicht einfach drauflos evangelisieren. Das Leben ist überhaupt nicht aufgeräumt, und man ist manchmal ein Antizeugnis. Durch sein Leben streicht man das, was man gesagt hat, wieder durch. Das wollen wir nicht. Wir wollen keine Wegweiser sein, sondern Wegweiser.
Das ist dasselbe Wort, hat aber eine ganz unterschiedliche Bedeutung. Ich möchte das noch ein bisschen näher erklären, was diese drei Arten der Evangelisation sind. Das brauchen wir auch als Grundlage für morgen.
Als Erstes haben wir die proklamierende Evangelisation genannt. Proklamieren heißt einfach ausrufen, es herolden, verkündigen, proklamieren, es in eine Menge hineinrufen.
Proklamierende Evangelisation: Verkündigung an die Menge
Definition
Das Evangelium wird einer Menge verkündigt, wobei eine Menge bereits bei zwei Personen beginnt. Das ist zwar eine kleine Menge, aber dennoch eine Menge. Man kann zwei Personen das Evangelium sagen, man kann es fünf Personen sagen oder hundert Leuten. Wenn man im Radio predigt – ich habe früher ab und zu auch im Radio verkündigt – dann hatte ich zum Beispiel 150 Zuhörer an Abenden beim Evangeliumsrundfunk. Natürlich hatte ich diese Zuhörer nicht direkt vor mir, sonst wären meine Knie weich gewesen. Aber das proklamierende Evangelium wird einer Menge verkündigt.
Kennzeichen
Es findet eine Einbahnstraßenkommunikation statt, wenn der Evangelist predigt. Man kann ihn ja nicht unterbrechen. Das passiert zwar auch hin und wieder, aber dann sind es meistens Störer, die irgendwie dazwischenrufen. Das habe ich auch schon erlebt. Das kann man nicht verhindern. Man braucht viel Gnade und Weisheit, um dann angemessen zu reagieren und nicht gleich „draufzuhauen“. Ja, es ist eine Einbahnstraßenkommunikation: Der Evangelist predigt, er proklamiert, und die Menge hört zu und muss das irgendwie verarbeiten.
Vielleicht kann es hinterher noch zu Gesprächen mit Einzelnen kommen, aber sicher nicht mit der ganzen Menge, zumindest nicht bei einer Evangelisation. Also ist es eine Einbahnstraßenkommunikation.
Es gibt biblische Beispiele dafür. Das ist keine Frage, das ist voll und ganz biblisch. Zum Beispiel Petrus in Apostelgeschichte 2: Bei seiner Pfingstpredigt predigt er das Evangelium. Gott bekehrt durch das verkündigte Wort von Kreuz und Auferstehung dreitausend Menschen.
Wisst ihr, was der Unterschied ist zwischen Urgemeinde und Endzeitgemeinde? In der Urgemeinde genügte eine Predigt, um dreitausend zu bekehren. Heute braucht man dreitausend Predigten, bis sich einer bekehrt. So ungefähr ist es das Verhältnis. Weil wir jetzt in der Endzeitgemeinde sind und nicht mehr in der Urgemeinde. Aber trotzdem predigen wir weiter.
Dann Philippus in Samaria: Er verkündigte der ganzen Stadt das Evangelium, er proklamierte, und Gott hat unter seiner Verkündigung Menschen erweckt.
Philippus konnte niemand bekehren, Petrus konnte niemand bekehren, Paulus nicht. In Apostelgeschichte 14, ich glaube in Antiochien oder irgendwo unterwegs auf einer Missionsreise, predigt er vor einer Menge. Auch in Athen auf dem Areopag (Apostelgeschichte 17,16-34) waren Leute, die ihm zuhörten, als er über die Auferstehung Zeugnis gab. Einige spotteten, aber drei werden genannt, die zum Glauben kamen, unter anderem eine Damaris. So haben wir den schönen Namen Damaris her.
Das sind biblische Beispiele für Herolde. Und das sind nicht alle, sondern nur einige ausgewählte. Ich habe extra verschiedene genommen, die hier vorkommen: Petrus, Paulus, Philippus. Sie predigen, sie sind Herolde, sie proklamieren das Evangelium.
Ich weiß nicht, ob man das schon so nennen kann, aber wenn einer von euch eine Jugendstunde hält und dort sind 25 Jugendliche, die zuhören, und wenn das eine evangelistische Botschaft ist, eine evangelistische Andacht oder Predigt – wie auch immer wir sie nennen – und sie wirklich das Evangelium proklamieren, dann tut er in diesem Moment das Werk eines Evangelisten. Auch wenn er kein Vortragsevangelist ist, der in alle Gemeinden eingeladen wird.
Es ist biblisch, das Evangelium zu proklamieren.
Konfrontative Evangelisation: Ruf zur Entscheidung
Die zweite Art ist die konfrontative Evangelisation. Ihr werdet verstehen, dass wir uns heute und morgen mehr mit der zweiten und dritten Art beschäftigen. Ich gehe nicht davon aus, dass hier die meisten Evangelisten vor mir sitzen, die Vortragsevangelisation machen. Vielmehr können wir alle sowohl konfrontativ als auch beziehungsaufbauend evangelisieren.
Konfrontativ bedeutet, wie der Name sagt, dass man einen Menschen mit dem Evangelium konfrontiert. Das heißt aber nicht, dass wir ihm die Bibel auf den Kopf hauen. Vielmehr bringen wir ihm die Botschaft auf angemessene Weise nahe. Die Definition lautet: Konfrontation und Ruf zur Entscheidung.
Diese konfrontative Evangelisation teilt einem Menschen das Evangelium mit und weist ihn darauf hin, dass er sich jetzt entscheiden muss. Das bedeutet, dass er sich bekehren muss. Ich persönlich mag den Ausdruck „Entscheidung“ gar nicht, weil er im Grunde humanistisch ist. Er setzt das Bild von Herkules am Scheideweg voraus, der dort steht und sich für den einen oder anderen Weg entscheiden kann.
So ist es aber nicht. Wir sind nicht wie Herkules am Scheideweg auf neutralem Boden, wo wir uns für Himmel oder Hölle entscheiden können. Wir sind verlorene, in der Sünde gefangene und versklavte Menschen. Wir können uns nur dann „entscheiden“ beziehungsweise bekehren, wenn Gottes Geist und Gottes Wort uns ansprechen und uns die Tür öffnen. Nur dann ist eine Bekehrung möglich.
Wir können uns nicht einfach so bekehren, wie der Baron Münchhausen sich am Schopf aus dem Sumpf zieht. Das geht eben nicht. Trotzdem habe ich den Ausdruck „Konfrontation und Ruf zur Entscheidung“ hier so stehen lassen. Von mir aus kann man auch „Ruf zur Bekehrung“ schreiben.
Ein Kennzeichen dieser konfrontativen Evangelisation ist große Dringlichkeit. Sie sagt dem anderen: Du hast jetzt das Evangelium gehört, jetzt bist du dafür verantwortlich. Du musst darüber nachdenken, die Kosten überschlagen und prüfen, ob du das für dich annehmen oder ablehnen willst.
Man stellt den anderen vor die Entscheidung und macht diese dringend. Dabei drängt man nicht so, dass man sagt: „Jetzt musst du dich sofort bekehren!“ Aber man macht deutlich: Jetzt bist du für deine Entscheidung verantwortlich. Du musst annehmen oder ablehnen.
Biblische Beispiele für diese Art der konfrontativen Evangelisation finden sich zum Beispiel in Lukas 19,1-10. Dort begegnet Jesus Zachäus. Der Herr Jesus holt diesen „Früchtchen“ vom Baum herunter – ja, ein schönes Früchtchen – und sagt: „Heute muss ich in deinem Hause einkehren.“ Merkt ihr die Dringlichkeit? „Heute muss ich in deinem Haus einkehren.“ Und dann heißt es: „Heute ist deinem Haus Heil widerfahren.“
Jesus sagt also: „Ich muss heute in deinem Haus einkehren.“ Das zeigt große Dringlichkeit.
Ein weiteres Beispiel ist Johannes 3, der vielleicht bekannteste Abschnitt für persönliche Evangelisation, zusammen mit Johannes 4. Dort begegnen wir Nikodemus und der Frau am Jakobsbrunnen, mit denen wir uns morgen noch beschäftigen werden.
In Johannes 3 sagt Jesus zu Nikodemus mit großer Dringlichkeit: „Ihr müsst von neuem geboren werden.“ Das Wort „müssen“ kommt selten in der Bibel vor, hier aber wird es ganz dringlich ausgesprochen: „Ihr müsst von neuem geboren werden.“ Auch Nicodemus wird gesagt: „Du musst von neuem geboren werden.“ Das zeigt die Dringlichkeit.
Ein weiteres Beispiel findet sich in Apostelgeschichte 8,26-40 mit Philippus und dem Kämmerer. Warum hieß der Kämmerer so? Weil er über die Schatzkammer der Königin von Äthiopien gesetzt war.
Philippus verkündigte ihm das Evangelium, und der Kämmerer fragte: „Was hindert es, dass ich mich taufen lasse?“ Er war bereit, und scheinbar hatte Philippus ihm auch in Dringlichkeit gesagt, dass er sich entscheiden muss. Er wurde konfrontiert und vor die Entscheidung gestellt.
Der Kämmerer entschied sich positiv. Er sagte: „Hier ist Wasser, was hindert es, dass ich mich taufen lasse?“ Er ließ sich taufen und zog seine Straße fröhlich. Er war wirklich bekehrt – da können wir ganz sicher sein.
Weitere biblische Beispiele gibt es noch, doch diese sollen als kleiner Ausschnitt genügen.
Drei Arten der Evangelisation.
Beziehungsaufbauende Evangelisation: Die Kraft der Beziehung
Drittens: Beziehungsaufbauende Evangelisation
Damit werden wir uns morgen ausführlicher beschäftigen, denn beziehungsaufbauende Evangelisation ist einfach sehr, sehr wichtig. Ich wollte kein weiteres Fremdwort verwenden, sonst hätte ich von relationaler Evangelisation sprechen müssen. Relational ist ein Begriff, der im Deutschen nicht so häufig gebraucht wird. Deshalb habe ich „beziehungsaufbauend“ gewählt.
Definition
Die Beziehung zwischen Menschen ist der entscheidende Faktor. Mein Ziel ist es, eine Beziehung aufzubauen – nicht nur mit dem Hintergedanken: „Oh, das ist ein gutes Missionsobjekt, den könnte ich gut gebrauchen. Dann werde ich mir eine Kerbe in meinen geistlichen Revolver schnitzen, wenn ich ihn zur Bekehrung gebracht habe.“ Nein, so ist das nicht.
Menschen sind niemals Missionsobjekte. Es handelt sich immer um wertvolle Menschen, die Gott geschaffen hat, zu seinem Bild geschaffen hat und die Gott mit ewiger Liebe liebt – genauso wie er mich liebt. Deshalb möchte ich ihnen das Evangelium weitergeben, damit sie Gott kennenlernen und nicht verloren gehen.
Die Liebe Christi drängt mich dazu, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen, wenn das möglich ist. Die zwischenmenschliche Beziehung wird zur Brücke, über die das Evangelium transportiert wird. Das werden wir morgen ausführlich sehen. Ich kann es jetzt nur andeuten.
Wir werden erkennen, wie wir das überall im Neuen Testament finden. Gott scheint eine Methode zu haben, um Menschen zu erreichen – und diese Methode heißt Mensch. Das ist Gottes Methode. Gott gebraucht Menschen, nicht Engel. Nicht in erster Linie Veranstaltungen, sondern Menschen. Natürlich auch Veranstaltungen, aber letztlich sagt ein Christ einem anderen Nichtchristen das Evangelium.
Oder mehrere Christen laden andere ein – sei es zu einem Konzert, einem Bibelabend, zum gemeinsamen Bibellesen oder zu einem Frauenfrühstückstreffen. Sie laden Menschen ein, um durch diese zwischenmenschliche Beziehung das Evangelium weiterzugeben.
Biblische Beispiele
Ich habe hier nur zwei Beispiele herausgesucht, morgen werden wir noch mehr sehen:
Johannes 1,41 und 45: Andreas führt seinen Bruder Simon Petrus zum Glauben.
Der Hauptmann Cornelius lädt seine Verwandten und Freunde in sein Haus ein. Er hat sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht evangelisiert. Hier zeigt sich vielleicht ein kleiner Unterschied. Er nutzt die zwischenmenschliche Beziehung schon, bevor er selbst bekehrt war – man könnte sagen, er betrieb bereits Beziehungsevangelisation.
Morgen werden wir noch weitere Beispiele im Neuen Testament kennenlernen.
Natürlich kann man eine gute Beziehung aufbauen – ich habe das vorhin schon gesagt. Aber allein durch eine gute nachbarschaftliche Beziehung bekehrt sich niemand. Man leiht sich gegenseitig Dinge aus, hilft sich, passt auf Haustiere auf und hat eine gute Nachbarschaft. Dafür sind wir dankbar.
Aber irgendwann muss die Konfrontation kommen. Die Beziehung allein bewirkt keine Bekehrung. Das Evangelium muss auch präsentiert, gesagt, erklärt und durch Wort oder Schrift vermittelt werden. Dabei kommt es zur Konfrontation.
Es kann sein, dass die nachbarschaftliche Beziehung dadurch etwas getrübt wird. Es kann aber auch sein, dass sie noch enger wird – weil man dadurch einen Bruder oder eine Schwester im Glauben dazugewinnt.
Mir war es sehr wichtig, euch diese drei Arten der Evangelisation vorzustellen und zu erklären. Ich betone noch einmal: Morgen werden wir vor allem den Schwerpunkt auf die konfrontative und die beziehungsaufbauende Evangelisation legen – weniger auf die proklamierende Evangelisation.
Unsere Berufung als Salz, Licht und Zeugen
Bevor wir zu diesem Gedanken kommen, können wir noch einen Augenblick innehalten. Auf Seite fünf in eurem Umdruck steht noch etwas: „Wer sind wir und zu was sind wir berufen?“
Wir sind Salz und Licht – das haben wir vorhin schon gehört, und zwar in Matthäus 5,13-16. Dort sagt Jesus zu seinen Jüngern: „Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt.“ Er fordert sie nicht auf, sich anzustrengen, Salz und Licht zu werden. Er sagt: „Ihr seid Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt.“ Das bedeutet, dass wir es von Natur aus sind. Wir sind Christen, wir sind nicht mehr von der Welt. Wir leben zwar noch in der Welt, aber wir gehören nicht mehr zu ihr. Wir sind herausgerufen und in die Gemeinde hineingestellt. Damit sind wir Salz und Licht.
Vielleicht sind wir schwaches Salz, vielleicht schwaches Licht und können besser werden. Aber wir sind Salz und Licht. Wir sind Zeugen. Diese Stelle wurde auch schon genannt: Apostelgeschichte 1,8. Dort heißt es: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem, in Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.“ Wir sind Zeugen. Vielleicht sind wir manchmal schwache Zeugen, schlechte Zeugen. Vielleicht schämen wir uns manchmal des Evangeliums. Und hinterher schämen wir uns, dass wir uns geschämt hatten. So läuft das meistens.
Leider passiert das auch mir ab und zu. Man schämt sich aus irgendeinem Grund plötzlich. Man ist geistlich nicht auf dem richtigen Fuß, vielleicht auf dem linken, und bekommt den Mund nicht auf. Hinterher bedauert man es sehr.
Wir sind auch ein Wohlgeruch Christi, sagt Paulus in 2. Korinther 2. Wir werden umhergeführt in dem Siegeszug Jesu Christi. Das ist ein Bild von den römischen Kaisern, die von einer siegreichen Schlacht zurückkamen. Außerdem sind wir ein lebendiger Brief Christi, mit geistlicher Tinte geschrieben, von jedermann gelesen. Die Menschen sehen unser Leben, so wie Aristides es beschrieben hat. Er hat das Leben der ersten Christen genau beobachtet.
Wir sind auch Botschafter an Christi Statt. Das sind wir von unserer Stellung her, und das wollen wir auch sein. Das soll uns Mut machen: Wir sind es. Der Herr hat uns dazu berufen, und so dürfen wir das auch ausleben.
Jeder Christ ist Salz und Licht, jeder ein Zeuge, jeder ein Wohlgeruch – vielleicht für manchen auch ein Geruch des Todes zum Tode. Das ist klar: Nicht alle werden sich bekehren, wenn sie mit uns in Berührung kommen. Der Glaube ist auch nicht jedermanns Sache, sagt die Schrift. Aber wir sind auch ein lebendiger Brief und Botschafter an Christi Statt.
Förderung der Wirksamkeit im Zeugnis
Wenn du merkst: Jawohl, ich will das in Zukunft vielleicht noch intensiver, noch mehr, noch fröhlicher und zugleich noch ernster leben, dann stellt sich die Frage, wie deine Wirksamkeit als Zeuge Jesu gefördert werden kann.
Nimm zum Beispiel an Schulungen teil, in denen du für den Dienst der persönlichen Evangelisation zugerüstet wirst. Das macht ihr ja jetzt alle. In Epheser 4,11 haben wir vorhin gelesen, dass Gott einige gesetzt hat – Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer –, damit die Heiligen ausgerüstet oder zugerüstet werden zum Werk des Dienstes.
Heute Abend habe ich keine Ungläubigen vor mir, denen ich das Evangelium proklamieren müsste, sondern Heilige, die ich zurüsten darf zum Werk des Dienstes. Das ist eigentlich ein noch viel größeres Vorrecht, weil ihr wiederum das ausleben könnt und somit Menschen mit dem Evangelium erreicht werden.
Arbeitet gute Bücher und Kurse zum Thema persönliche Evangelisation durch. Eines habe ich euch vorhin vorgestellt, morgen werde ich euch noch ein anderes vorstellen. Bereits genannt wurde Jim Peterson mit „Evangelisation, ein Lebensstil – der lebende Beweis“. Das ist ein Doppelbuch, erschienen in der Franke Buchhandlung Marburg. Ich habe es heute nicht dabei, aber Jim Petersons „Der Insider“ vom CLV liegt hier hinten auf dem Tisch.
Floyd Schneider hat ein Buch namens „Freundschaftsevangelisation“ geschrieben, das gibt es leider nicht mehr, aber es war auch ein sehr gutes Buch, aus dem ich einiges gelernt habe. Außerdem gibt es von Volker Braas „Menschenfischer werden“, das habe ich ebenfalls dabei und bereits vorgestellt.
Wenn du merkst, dass du in diesem Dienst Freude hast, dass Gott dich dort gebraucht hat, dass du vielleicht schon Menschen das Evangelium erklären durftest oder sogar jemanden durch dein Zeugnis zum Herrn führen konntest, dann würde ich dich bitten, deinen Einsatz auf diesem Gebiet zu vermehren. Das ist ein Zeichen, dass Gott dich dort gebraucht.
Schließe dich einem Team an, das regelmäßig evangelistisch tätig ist. Ich habe gehört, dass einige immer wieder ans Deutsche Eck hier in Koblenz gehen, um Traktate zu verteilen. Vielleicht gibt es auch einen evangelistischen Besuchsdienst in der Gemeinde. So etwas wäre sehr wichtig – ein Team von Brüdern und Schwestern, die immer wieder Besuche machen bei Menschen, die vielleicht schon ab und zu in die Gottesdienste kommen, aber noch nicht bekehrt sind. Solche Menschen müssen unbedingt zu Hause besucht werden.
Ich erzähle gleich ein Beispiel: Ein Mann, ein Ehemann, kam mit in die Gemeinde. Die Schwester war bekehrt, und der Mann kam mit. Ich sah das und sagte zu meiner Frau: „Mensch, den hat, glaube ich, überhaupt noch niemand besucht.“ Er kam 35 Kilometer gefahren, um an den Gottesdiensten teilzunehmen.
Es dauerte noch ein paar Monate, und ich habe mich wirklich geschämt, aber nach einem halben Jahr habe ich es endlich geschafft. An einem Freitagabend bin ich zu der Familie gefahren. Sie saßen alle vier da – Mann, Frau und die zwei Kinder. Ich erklärte ihnen das Evangelium, wir kamen ins Gespräch, und dann fragte ich den Mann, ob ich ihm das Evangelium erklären dürfte. Er war gerne bereit, es zu hören, und ich habe ihn nicht gedrängt.
Ich hätte sagen können: „Herr Schäfer, wollen Sie sich bekehren? Sollen wir miteinander beten? Sollen wir auf die Knie gehen?“ Aber ich habe ihn nicht gedrängt. Ich sagte: „Jetzt haben Sie es gehört, überlegen Sie gut, überschlagen Sie die Kosten.“ Danach bin ich nach Hause gefahren.
Am nächsten Tag musste er zur Arbeit nach Frankfurt fahren. Er fährt jeden Tag nach Frankfurt und zurück bis nach Lauterbach im Vogelsbergkreis. Am nächsten Tag hatte er beinahe einen Unfall.
Gott hat es so gewollt, dass das, was er am Freitagabend gehört hatte und was er am Samstag erlebt hat, ausreichte, um ihn zur Bekehrung zu führen.
Am Sonntag war ich irgendwo im Dienst. Als ich nach Hause kam, sagte meine Frau zu mir: „Du glaubst nicht, was wir heute erlebt haben! David Schäfer ist aufgestanden und hat in der Gemeinde bezeugt, dass er sich am Samstag bekehrt hat.“ Wir haben zusammen den Herrn gepriesen.
Es war wirklich eine Maßarbeit Gottes. Der Mann war vorbereitet und suchend. Wenn jemand schon regelmäßig in die Gottesdienste kommt, kann man sehen, dass er suchend ist – es sei denn, er wird aus falschen Motiven dorthin gebracht. Bei ihm war es so, dass er wirklich suchend war. Es war nicht schwer, ihm den Weg zu zeigen, und Gott hat es so gebraucht.
Evangelistischer Besuchsdienst ist etwas ganz, ganz Wichtiges, aber auch oft Vernachlässigtes in den Gemeinden.
Leite jüngere oder andere Christen in den Dienst der persönlichen Evangelisation an. Dabei wirst du selbst weiter wachsen.
Praktische Einsatzgebiete der Evangelisation
Bei denen, die wirklich evangelistisch engagiert sind, also Evangelisten, ist mir Folgendes aufgefallen: Wir hatten jemanden in Mannheim, der auf den Mannheimer Maimarkt ging. Er war glücklich, wenn er in diesen Tagen 200 Traktate verteilen konnte. Er erzählte dann stolz, dass 200 Traktate unter die Menschen gekommen seien. Evangelisten mögen Zahlen sehr gern; das liegt ihnen einfach nahe.
Aber er nahm nie jemanden mit. Eines Tages habe ich zu ihm gesagt: Wenn du auf den Jahrmarkt oder an andere Orte gehst, nimm doch die jungen Brüder aus unserer Gemeinde mit! Ja, Evangelisten sind oft Einzelkämpfer. Aber bitte, seid ihr das nicht auch, wenn ihr für diesen Dienst brennt? Wenn euer Herz dafür schlägt und ihr gerne in der Liebe Christi Menschen das Evangelium bringen wollt, dann nehmt andere mit – Jüngere oder Ältere. Rüstet sie aus, dann vervielfältigt ihr euren Dienst.
Mögliche Aufgaben und Einsatzgebiete sind zum Beispiel evangelistische Gespräche mit Verwandten. Jeder von uns hat noch Verwandte, die nicht gläubig sind – vielleicht nicht im ersten Grad, aber spätestens im zweiten oder dritten Grad. Auf jeden Fall haben wir noch ungläubige Verwandte, Freunde, Bekannte, Mitschüler, Mitlehrlinge oder Kommilitonen an der Universität. Auch bei zufälligen Begegnungen kann man evangelistisch tätig sein.
Dann gibt es die evangelistische Büchertischarbeit. In Mannheim haben wir zehn Jahre lang jeden zweiten Samstag in der Fußgängerzone gestanden. Mit evangelistischer Literatur und Fragebögen haben wir versucht, Menschen ins Gespräch zu bringen und ihnen das Evangelium zu verkünden.
Auch evangelistischer Besuchsdienst ist möglich, wie ich Ihnen gerade bei unserem Bruder David Schäfer erwähnt habe. Evangelistische Hauskreisarbeit ist ein gutes Betätigungsfeld, vor allem für Brüder, aber auch für Schwestern. Ehepaare können das natürlich zusammen machen. Die Brüder sollten dabei den Dienst am Wort übernehmen. Offene Abende, T-Bus und andere evangelistische Veranstaltungen sind weitere Möglichkeiten.
Randgruppenarbeit meint die Arbeit unter Ausländern oder in Übergangswohnheimen. Ich weiß, es kommen nicht mehr so viele wie vor zwanzig Jahren, aber immer noch einige. Wir hatten einen Bruder in Mannheim, der viele Menschen in Übergangswohnheimen zum Herrn führen durfte. Die waren manchmal schon sehr vorbereitet. Er kam an die Tür und sagte: „Guten Tag, ich bin Bruder so und so, ich komme von der Gemeinde und möchte Sie fragen: Sind Sie schon bekehrt?“ Manchmal antworteten sie: „Nein, ich bin noch nicht bekehrt, aber ich weiß, dass ich mich bekehren muss. Meine Großmutter hat mir immer gesagt, ich muss mich bekehren.“ Das dauerte dann nicht lange. Er brachte ihnen Kassetten und Bücher und ließ sie da. Einige Wochen später waren sie bekehrt und wurden getauft. Diese Menschen hätten sich in Kasachstan hundert Jahre lang nicht bekehrt, aber entwurzelt hier in Deutschland, in einer fremden Sprache und Kultur, bekehren sie sich viel leichter als in einem Dorf, wo jeder jeden kennt und man sich nicht traut, ins Versammlungsgebäude zu gehen. Dort würde man wie auf einer Spießrutenlauf behandelt.
Damit habe ich eine der zwölf Fragen von vorhin beantwortet: Wer bekehrt sich leichter – traditionsverwurzelte Menschen oder traditionslose? Traditionslose bekehren sich viel leichter.
In Mannheim haben wir zehn Jahre Gemeindegründungsarbeit geleistet. Es hat, glaube ich, sieben oder acht Jahre gedauert, bis sich der erste Mannheimer bekehrt hat. Die ersten Bekehrten waren Leute, die zwar in Mannheim wohnten, aber von außerhalb in die Stadt zugezogen waren. Sieben oder acht Jahre bis zum ersten bekehrten Mannheimer – so ist das eben. Entwurzelte Menschen bekehren sich scheinbar leichter als andere.
Zurück zur Randgruppenarbeit: Das heißt auch Arbeit unter Umsiedlern oder Ausländern. Wenn ihr unter jugendlichen Junkies arbeitet, seid vorsichtig. Das ist eine sehr schwierige Arbeit, bei der man gut gefestigt sein muss. Wenn ihr das macht, ist das wunderbar, besonders wenn ihr Brüder und Schwestern habt, die dafür ein Herz haben.
Weitere Möglichkeiten sind Kinderevangelisation und Frauenfrühstückstreffen. Ich meine nicht die großen ökumenischen Treffen, bei denen auch Katholiken am Tisch sitzen. Ihr seid eine so große Gemeinde, dass ihr eigene Frauenfrühstückstreffen veranstalten könnt, nur für eure Frauen. So machen wir das jedenfalls, und morgen werde ich dazu noch etwas sagen.
Auch gemeindemissionarische Jugendarbeit und Gemeindegründungsteams sind wichtig. Wenn zum Beispiel die Gemeinde Neuwied-Gladbach 10 oder 15 Kilometer entfernt eine neue Arbeit beginnen will, braucht es Leute, die sehr evangelistisch tätig sind, die brennende Herzen haben und diesen Dienst gerne tun – Menschen das Evangelium zu bringen.
Evangelistische Zeitungsartikel und Leserbriefe zu schreiben, ist eine weitere Möglichkeit. Ich muss ehrlich sagen, dass ich das selten oder fast gar nicht mache, aber andere tun das, und es ist eine gute Möglichkeit.
Ich will nicht behaupten, dass ich jetzt schon alles aufgezählt habe, was es gibt. Vielleicht könnte man die Liste noch verlängern.
Gottes Offenbarung: Allgemeine und besondere Offenbarung
Wir kommen auf Seite sechs und damit zu einem neuen Thema: Wie offenbart sich Gott?
Man unterscheidet zwei Arten der Offenbarung Gottes. Wenn wir daran denken, dass wir unseren Nachbarn, unseren Arbeitskollegen, unseren Verwandten und Freunden das Evangelium sagen wollen – und nehmen wir an, es sind Einheimische oder Russlanddeutsche, ganz egal, woher sie kommen –, ist das völlig unerheblich.
Was wissen diese Menschen schon von Gott? Wo können wir anknüpfen? Müssen wir bei Null anfangen, bei absolut Null oder sogar bei Minus? Oder was wissen sie schon von Gott? Wo können wir anknüpfen?
Wir unterscheiden die allgemeine Offenbarung Gottes und die besondere Offenbarung Gottes, wie ihr hier auf Blatt sechs seht.
Die allgemeine Offenbarung Gottes...
Allgemeine Offenbarung Gottes
Da gibt es drei Dinge, die genannt werden müssen: Gott hat sich in der Schöpfung offenbart. Das zeigt Römer 1. Jeder Mensch auf dieser Erde kann erkennen, dass es einen Schöpfergott gibt. Das kann jeder Mensch erkennen, denn alle sehen den Sternenhimmel, alle sehen die Blumen. Sie sehen, wenn Tiere geboren werden, wenn eine Katze plötzlich Junge geworfen hat oder ein Vogel Eier ausbrütet. Sie erleben das Wunder des Lebens oder sie erleben selbst, wie sie ein Kind zur Welt bringen dürfen, wie eine Frau ein Kind zur Welt bringt und dann zum ersten Mal das Kind auf ihrem Bauch liegen hat und über dieses Wunder staunt: ein kleiner Mensch, aber vollkommen.
Sie sehen all das – die Blumen, die vielfältige Schöpfung, die Schönheit und die Herrlichkeit der Schöpfung. Die Bibel sagt in Römer 1, dass kein Mensch eine Entschuldigung hat. Keiner wird vor Gott sagen können: „Ich konnte nicht wissen, dass es dich gibt.“ Die Bibel sagt, jeder Mensch auf dieser Erde kann an der Schöpfung erkennen, dass es einen Schöpfergott gibt. Er kann natürlich am Sternenhimmel nicht erkennen, dass dieser Gott seinen Sohn auf die Erde gesandt hat und dass dieser Sohn am Kreuz gestorben ist. Das kann er nicht erkennen.
Schlagen wir bitte Römer 1, Verse 18 bis 20 auf – ganz entscheidende Stellen. Dort schreibt Paulus, dass wir Menschen keine Entschuldigung haben wegen der Schöpfung. Römer 1, Vers 18 beginnt Paulus ja diesen gewaltigen Brief zuerst mit dem Zorn Gottes. Es wird offenbart: „Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten, weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist.“ Das von Gott Erkennbare ist unter den Menschen offenbar, denn Gott hat es ihnen geoffenbart.
Denn jetzt, Vers 20, sein unsichtbares Wesen, sowohl seine ewige Kraft, Schöpferkraft, als auch seine Göttlichkeit wird seit Erschaffung der Welt, von Erschaffung der Welt an, in dem Gemachten, in dem Geschaffenen wahrgenommen und geschaut, damit sie ohne Entschuldigung seien. Deutlicher kann man es nicht ausdrücken. Paulus sagt, die Schöpferweisheit und Schöpferallmacht Gottes zeigt den Menschen, dass es einen Gott geben muss.
Ich staune immer wieder. Für mich ist es ein Rätsel, wie Menschen, sogar hochbegabte Menschen, Medizin studieren können und die Wunderwerke des Körpers sehen – die Komplexität des Blutkreislaufs, des Zellaufbaus, des Gehirns und vieler anderer Funktionen unseres Körpers, die so gewaltig sind, wie wir es kaum ahnen können – und trotzdem lehnen diese Leute einen Schöpfergott ab. Sie glauben, dass sich das alles aus Materie entwickelt hat.
Sie glauben, dass am Anfang nur Wasserstoffatome waren. „Am Anfang war der Wasserstoff“ heißt ein Buch von Holmer von Ditfurth. Ja, am Anfang war nur Materie. Dann hat sich Materie verdichtet, ein Gasnebel ist entstanden, und irgendwann ist der Kosmos daraus geworden. Und schaut mal, was sie glauben müssen: Wir müssen glauben, dass irgendwann aus Materie Leben gekommen ist.
Wie kann aus Materie Leben kommen? Einzeller, ganz primitive Lebensformen – primitiv in dicken Anführungsstrichen. Baut mal einen Einzeller, dann werdet ihr sehen, wie komplex das ist. Da müssen sie glauben, dass aus Materie Leben entstanden ist. Dann müssen sie glauben, dass sich aus einem Einzeller über Jahrmilliarden die vielfältigen Lebewesen bis zum Menschen, bis zum Homo sapiens, hochentwickelt haben. Sie müssen noch ein paar riesige Sprünge machen. Sie müssen glauben, dass irgendwann aus einem Einzeller Geschlechtlichkeit entstanden ist, also männlich und weiblich.
Wann war das bitteschön? Wann hat sich der Einzeller aufgeteilt in männlich und weiblich? Wann ist Sexualität entstanden? Auch das müssen sie großzügig annehmen: irgendwie hat sich das entwickelt, irgendwie, keiner weiß wie. Und dann die Artenvielfalt, die es heute gibt. Merkt ihr, wie groß der Glaube der Atheisten ist, die an einen atheistischen Materialismus glauben, dass sich aus Materie alles hochentwickelt hat?
Ich kann nur staunen, dass das hochintelligente Menschen glauben. Und seht ihr, Entschuldigung, wenn ich das so sage: Sie sind alle gehirngewaschen. Entschuldigt bitte den Ausdruck. Sie sind gehirngewaschen. Vom Kindergarten an hat man ihnen die Evolutionstheorie eingebläut – vom Kindergarten, in der Schule, am Gymnasium, in der Uni, durch Bücher, durch Medien. Die ganze Gesellschaft lehrt die atheistische Evolutionstheorie, und deswegen sind sie gehirngewaschen und glauben, halten sich für weise und erklären das Leben so.
Ich verurteile sie nicht. Bitte nicht falsch verstehen! Ich verurteile niemanden, der so geprägt ist. Ich bin Gott dankbar, dass ich nicht so geprägt bin, dass ich aus einem gläubigen Elternhaus komme. Aber ich habe Leute kennengelernt, die so geprägt waren und die Gott trotzdem zum Glauben gebracht hat, auch wenn sie als atheistische Materialisten aufgewachsen sind.
Aber noch einmal: Römer 1. Jeder Mensch hat das Zeugnis der Schöpfung. Darum gebe ich gerne Bücher von Werner Gitt, wie „Im Anfang war Information“ – nicht Wasserstoff, sondern Information – oder „Wenn Tiere reden könnten“, ein wunderbares Buch. Morgen lege ich da noch CDs hin, habe ich auch noch dabei, die kostenfrei sind, von Werner Gitt.
Das Zweite: Gott hat sich im Gewissen offenbart. Das Gewissen eines jeden Menschen ist allgemeine Offenbarung Gottes. Jeder Mensch auf der Erde hat ein Gewissen. Römer 2 zeigt das. Ihr seht, warum wir diese ersten drei Punkte – den dritten kann ich noch dazunehmen – warum wir die alle im Römerbrief finden: Für mich ist das logisch. Der Römerbrief ist der große Brief, der größte Brief, der je geschrieben wurde. In der Weltgeschichte wurde nie ein größerer Brief geschrieben, und dieser Brief entfaltet das Evangelium Gottes.
Hier hat Paulus das Evangelium erklärt. Logisch, dass wir hier finden, wie sich Gott offenbart hat: erstens in der Schöpfung (Römer 1), zweitens im Gewissen. Gewissen heißt wörtlich „mit Wissen“. Wir sagen im Deutschen „G-Wissen“, das ist schade. Im Lateinischen, für diejenigen unter euch, die Latein hatten, heißt es „Conscientia“, Mitwissen. Auch im Griechischen gibt es „Synädisis“, das heißt ebenfalls Mitwissen.
Ich weiß nicht, warum das im Deutschen zu „G-Wissen“ wurde. Es heißt eigentlich Mitwissen. Was wissen wir mit? Was haben wir für ein Mitwissen? Wir haben ein Mitwissen im Herzen mit den Geboten Gottes, mit dem ewigen Moralgesetz Gottes. Jeder Mensch auf der Erde weiß: Lügen ist schlecht, Stehlen ist schlecht, Ehebrechen ist schlecht, die Eltern nicht ehren ist schlecht. Das weiß jeder Mensch grundsätzlich.
Es gibt Verzerrungen in den Kulturen, ich weiß das. Es gibt fürchterliche Verzerrungen durch Traditionen, durch Kulturtraditionen, die sich entwickeln. Es hat Menschen gegeben in Neuguinea – Johann Siebert hat vorhin Neuguinea erwähnt mit den vielen Sprachen und Stämmen, die es dort gibt. Ich habe Freunde, gute Freunde, die dort Missionare sind, schon seit zwanzig Jahren.
In Neuguinea gab es einen Stamm, der seine Eltern, nachdem sie gestorben waren, gegessen hat. Das ist nicht ästhetisch. Sie haben ihre Eltern gegessen, weil sie glaubten, dass die Eltern in ihnen weiterleben, wenn sie sie gegessen haben. Menschenfresser. Das ist ein fürchterlich deformiertes Gewissen, das nicht mehr wusste, dass das niemals gut sein kann.
Natürlich hat die Sünde vieles verzerrt. Aber jeder hat im Herzen ein Mitwissen mit den Geboten Gottes, und daran können wir anknüpfen. Wenn wir morgen darüber sprechen, wie wir ungläubige Menschen, Nichtchristen, eben Weltmenschen, konfrontieren können, konfrontieren wir sie natürlich mit den Geboten Gottes, weil sich das in ihrem Herzen widerspiegelt. Sie müssen ja zur Erkenntnis der Sünde kommen. Dazu morgen mehr.
Drittens gehört zur allgemeinen Offenbarung Gottes die Geschichte Israels. Hier muss ich eine kleine Einschränkung machen: Nicht jeder auf der Erde kennt die Geschichte Israels. Ich weiß nicht, ob die Eskimos in ihrem Iglu ein Geschichtsbuch über die Geschichte Israels haben oder Menschen in irgendeinem Stamm in Afrika. Nicht alle auf der Welt wissen überhaupt von der Existenz des Volkes Israel.
Aber wir hier im sogenannten Westen, im freien Westen und in einem Großteil der Welt kennen die Geschichte Israels. Warum ist das allgemeine Offenbarung Gottes? Es gab in Deutschland den König Friedrich den Großen, den alten Fritz, wie er genannt wurde. Er hatte einen gläubigen General, der hieß von Zieten. Dieser war Bibel- und Christusgläubig.
Er hat den König immer wieder in Glaubensgespräche verwickelt. Hut ab vor diesem Mann, den König zu evangelisieren – da gehört Mut dazu. Eines Tages sagte der alte Fritz zu ihm, er gab ihm sogar manchmal Steilvorlagen: „Van Zieten, sage mir einen Beweis für die Existenz Gottes!“ Van Zieten antwortete ihm sofort: „Majestät, die Juden.“
Das war im 18. Jahrhundert, da war Israel noch lange nicht wieder in seinem Land. Van Zieten sagte: „Majestät, die Juden.“ Warum? Warum sind die Juden ein Beweis für die Existenz Gottes? Und warum ist das allgemeine Offenbarung?
Schaut, wenn ihr ein bisschen wisst von der Geschichte Israels: Als sie vertrieben wurden als Folge des Gerichts, weil sie den Messias abgelehnt und gekreuzigt hatten, den Gott ihnen gesandt hatte. 70 nach Christus kam Titus und zerstörte Jerusalem – das war das erste große Gericht.
135 nach Christus, am Ende des Bar-Kochba-Aufstands, ließ der römische Kaiser Hadrian alle Juden, die damals in Israel lebten, deportieren und zerstreuen. Sie wurden auf Schiffe verladen und im ganzen damals bekannten römischen Reich verstreut. Dort, wo heute das Land Israel ist und das Volk Israel wiederlebt, gab es keinen einzigen Juden mehr. Es war ihnen bei Todesstrafe verboten, das Land Israel zu betreten.
Das Land wurde dann umbenannt. Hadrian machte etwas Gemeines: Er forschte, welches die größten Feinde dieses Volkes in seiner Geschichte waren. Seine Gelehrten sagten ihm, es gab ein Volk, die hießen Philister. Er sagte: „So, jetzt soll das Land Philisterland heißen.“ Philister und Palästina sind genau dieselben Buchstaben im Hebräischen, es ist eine Konsonantenschrift.
Palästina nennt bitte nicht das Land Israel Palästina. Palästina heißt Philisterland. Es ist nicht das Philisterland. Die Philister hätten ausgerottet werden sollen, aber leider haben sie das nicht ganz konsequent getan, und so haben wir heute noch mit ihnen zu tun. Die Nachfahren der Philister sind die Palästinenser von heute.
Darum hieß das Land Philisterland, und die Juden wurden zerstreut. Es gibt Zeugnisse, dass im Jahr 135 Juden in Trier an der Mosel angekommen sind, nicht weit weg von hier, zerstreut von Israel auf Schiffen im römischen Reich bis nach Trier an die Mosel und vielleicht auch nach Köln. Dann war das Volk jahrhundertelang zerstreut.
Geschichtsforscher haben verglichen: Wenn ein Volk deportiert wurde, gibt es viele Beispiele, dass sie nach 50 Jahren schon nicht mehr existierten, die meisten nach 100 Jahren nicht mehr. Länger als 300 Jahre hat kein Volk als Volk, als nationale Identität, in der Zerstreuung existiert. Wie lange war Israel zerstreut? 1850 Jahre.
Wie ist es möglich, dass dann, als Gott rief, sie wieder aus allen Ländern der Erde kamen und schwuppdiwupp, möchte ich fast sagen, sie wieder in Israel waren? Am 14. Mai 1948 wurde der Staat Israel gegründet durch Ben Gurion. Heute sind siebeneinhalb Millionen Juden in dem kleinen Land, nicht viel größer als der Schwarzwald. Siebeneinhalb Millionen Juden.
Seht ihr, deswegen gehört das zur allgemeinen Offenbarung Gottes, und es ist gut, wenn wir solche Dinge wissen. Das gehört zum allgemeinen Wissen für Christen. So etwas muss man wissen. Das war jetzt keine große Vorlesung, die ich euch da gehalten habe. Ein paar Fakten habe ich euch genannt, aber so etwas muss man wissen.
Das habe ich schon ungezählte Male in Gesprächen Leuten gesagt, die dann mit offenem Mund dastanden. Muss man ihnen das sagen? Ja, sie sind meistens wirklich völlig unwissend, haben keine Ahnung. Da muss man ihnen diese Dinge in der richtigen Art und Weise präsentieren, und dann kommen sie ins Nachdenken.
Gut, allgemeine Offenbarung Gottes in der Schöpfung, im Gewissen und in der Geschichte Israels. Davon kann sich noch niemand bekehren.
Besondere Offenbarung Gottes
Die besondere Offenbarung Gottes muss hinzukommen, nämlich die Bibel und darin natürlich der Herr Jesus selbst – die höchste Offenbarung Gottes, die es überhaupt gibt.
Schlagen wir Johannes 5,39 auf. Wir können nicht alle Stellen lesen, die auf dem Ausdruck stehen, das ist ja klar. Aber Johannes 5,39 ist eine sehr wichtige Stelle. Dort sagt Jesus selbst zu den Juden: „Ihr erforscht die Schriften.“ Er meint natürlich die alttestamentlichen Schriften, denn sie meinen, in ihnen ewiges Leben zu haben. Und Jesus sagt: „Sie sind es, die von mir zeugen.“
Es geht dann weiter: „Und ihr wollt nicht zu mir kommen, damit ihr Leben habt.“ So weit waren sie nicht. Aber immerhin haben sie die alttestamentlichen Schriften erforscht. Jesus sagt, sie zeugen von ihm.
Bitte denkt mit: Wenn schon die alttestamentlichen Schriften vom Herrn Jesus zeugen, vom Sohn Gottes, wie viel mehr dann das Neue Testament – die Evangelien, die Briefe und die Offenbarung, die ganze Bibel! Wilhelm Busch hat gesagt: Die Bibel spricht auf jeder Seite von Jesus. Jesus ist die Mitte der Schrift.
Daran scheitern die Zeugen Jehovas, weil sie Christus nicht zentral in der Bibel sehen, sondern eben Jehova. Daraus entsteht eine ganz falsche Lehre bei ihnen. Aber Jesus selbst sagt: Das ist die besondere Offenbarung Gottes. Die Bibel zeugt von ihm.
Jesus Christus selbst sagt im Johannes-Evangelium, Kapitel 14, Vers 9: Philippus spricht zu ihm: „Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns.“ Jesus antwortet: „So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: ‚Zeige uns den Vater‘? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir?“
Jesus sagt also: Wer mich sieht, sieht den Vater. Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wilhelm Busch konnte zu dieser Stelle sagen: Wenn jemand behauptet, es gibt keinen Wilhelm Busch, bleibe ich ganz gelassen. Dann ziehe ich meinen Ausweis aus der Tasche – als guter Staatsbürger hat man ja seinen Personalausweis dabei – und zeige ihn. „Hier, bitteschön, das bin ich, ich bin Wilhelm Busch.“ Dann muss derjenige seinen Zweifel zurücknehmen und sagen: „Oh, stimmt, dich gibt es.“
Gott hat seinen Ausweis gezeigt: Gott ist in Jesus Christus zu uns gekommen und hat uns gezeigt: „Hier, wer mich sieht, der sieht den Vater.“ Jesus ist das Ebenbild des unsichtbaren Vaters, lernen wir in der Bibel.
Wilhelm Busch sagte weiter: Seit Jesus gekommen ist, ist Gottesleugnung entweder Unwissenheit oder böser Wille. Und er hat vollkommen recht. Seitdem Jesus Christus auf diese Erde kam und hier gelebt hat – und das kann kein Mensch bestreiten, dass er hier gelebt hat, das steht in allen Geschichtsbüchern – muss man zwar glauben, dass er Gottes Sohn war, aber dass er als Mensch auf dieser Erde gelebt hat, kann niemand bestreiten.
Seitdem ist Gottesleugnung entweder Unwissenheit – man hat nie von ihm gehört. Zwei Milliarden Menschen oder noch mehr haben nie den Namen Jesus gehört – oder es ist böser Wille. Ich fürchte, in der Dritten Welt, in Afrika und Asien, ist es eher Unwissenheit. Im Westen ist es eher böser Wille, wenn Menschen nicht an Gott glauben wollen.
Nun, das ist die Folie und der Gedankengang über die Offenbarung Gottes. Wir können also anknüpfen bei den Menschen, die die allgemeine Offenbarung Gottes haben. Sie alle haben das Zeugnis der Schöpfung, sie haben ihr Gewissen, sie haben die Geschichte Israels.
Und natürlich ist es unsere besondere Aufgabe, sie hierhin zu führen. Hier liegt zugleich auch die Schwierigkeit, wie wir gleich sehen werden. Ich weiß nicht, wie weit wir heute noch kommen. Wahrscheinlich lohnt es sich nicht, wenn wir den nächsten Gedankengang noch anfangen.
Aber da machen wir morgen früh weiter. Das ist zugleich die Schwierigkeit: Wie können wir die Menschen von der Glaubwürdigkeit der Bibel überzeugen? Wir müssen sie irgendwie zur Bibel bringen. Ohne die Bibel gibt es keinen Glauben, und ohne Bibel kann sich niemand bekehren.
Wir müssen sie an die Bibel bringen. Und wenn sie an der Bibel sind, werden sie auch Christus finden und Gott erkennen können. Das ist der Punkt. Morgen machen wir weiter bei Seite sieben, denn dort beginnt ein ganz neuer Gedankengang. Den möchte ich jetzt nicht mehr anfangen, denn wir würden es nicht mehr schaffen bis Viertel vor zehn.
So mache ich hier eine Zäsur.
Abschluss und Einladung zum Gebet
Hat jemand zu dem, was ich bisher gesagt habe, eine Frage? Vielleicht seid ihr sehr höflich und gut erzogen und wolltet mich nicht unterbrechen, aber es brennt euch schon die ganze Zeit unter den Nägeln. Oder habe ich etwas ganz Dummes gesagt?
Wisst ihr, wenn man redet wie ein Maschinengewehr, dann merkt man gar nicht, dass man sich manchmal verspricht. Es ist ein Versprecher oder man hat etwas missverständlich ausgedrückt. Man kann nicht alles absichern, nach jeder Seite hin. Es kann sein, ich habe etwas Dummes gesagt. Dann stellt es bitte richtig. Oder ihr habt wirklich Fragen zu Dingen, die ich gesagt oder nicht gesagt habe – erst mal bis hierhin, bis zur Seite sechs, die wir jetzt abgeschlossen haben.
Bitte schön, nur Mut!
Ah ja, ich sehe schon: Wilhelm Busch hat gesagt, wenn Fragen kommen, habe ich unklar gepredigt. Oder die Leute sind noch ein bisschen schüchtern und müssen noch ein bisschen warm werden mit dem Referenten. Oder die Fragen kommen erst auf dem Nachhauseweg, dann fällt einem erst ein, was man hätte fragen können.
Ihr müsst nicht fragen. Wir müssen jetzt die Zeit nicht mit Gewalt füllen bis viertel vor, denke ich, ja. Oder dann würde ich doch eher sagen, weil das jetzt einfach hier ein guter Schnitt wäre.
Ich könnte natürlich weitermachen. Wir haben hier noch genug vor uns, ja. Aber es wäre ein ganz neues Thema, und das würde ich bis viertel vor nicht packen, jetzt, was hier auf Seite sechs kommt. Da brauchen wir morgen ein bisschen länger.
Also, ihr Lieben, dann würde ich sagen, lasst uns doch lieber noch eine Gebetsgemeinschaft haben und dann schließen wir nachher. Oder ist das in Ordnung?
Ja, wenn einige mit uns beten würden, so laut wie es geht, kurz und für die Dinge, die wir heute Abend schon gehört haben – dass uns die Liebe Christi drängt. Und vielleicht auch namentlich für Menschen beten, um die er ringt. Wir sind hier ganz unter uns, das ist möglich so.
Bitte schön.
