Herr Präsident, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Herzlich willkommen zu unserem heutigen Abendvortrag zum Thema Leben im neuen Bund. Ich freue mich, dass heute einige von Ihnen vor Ort dabei sind, und ebenso über all diejenigen, die live oder vielleicht auch im Nachhinein über YouTube zuschauen.
Ein kleiner Hinweis: Lassen Sie gerne ein Like und auch ein Abo da, davon können wir sehr profitieren.
Mein Name ist Dominik Rahmer, ich bin Dozent hier am BSK für praktische Theologie. Heute freue ich mich ganz besonders, Sie mit hineinzunehmen in dieses spannende Thema „Leben im neuen Bund“.
Wie viele Verträge haben Sie schon abgeschlossen, ohne das Kleingedruckte zu lesen? Häufig wissen wir gar nicht, worauf wir uns eigentlich verpflichten. Es gibt eine ganze Reihe von Bedingungen, die zu einem Vertrag dazugehören, bei denen wir oft nicht genau wissen, was wirklich alles darin enthalten ist. Zum Beispiel: Welche Einzelfälle werden von meiner Haftpflichtversicherung abgedeckt? Wer könnte das hier gerade aufzählen? Eher schwierig, oder?
Oder: Welche Rechte über meine Daten gebe ich dem Anbieter einer kostenlosen App, wenn ich die Nutzungsbedingungen akzeptiere? Lesen wir das immer alles durch? Wahrscheinlich nicht.
Welche Rechte und Pflichten habe ich als Staatsbürger der Bundesrepublik Deutschland? Und so weiter. Wir könnten das lange fortsetzen.
Ich glaube, es gibt viele Verträge, die wir abschließen, ohne am Ende genau zu wissen, was alles Teil davon ist. Wer soll da auch den Überblick behalten? Bei so vielen Verpflichtungen kann man ja nicht alles durchlesen, geschweige denn alles verstehen.
Aber ich glaube, auch in unserem Leben mit Jesus, im Leben im neuen Bund, gibt es gewisse Rechte und Pflichten. Denn auch dieses Leben mit Jesus steht unter dem Bund.
Die Frage ist: Was gehört denn alles dazu? Ich habe den Eindruck, dass oft eine gewisse Unsicherheit besteht. Uns ist nicht ganz klar, was zu diesem Leben im neuen Bund dazugehört.
Und ich sage schon jetzt: Die Tatsache, dass Sie heute hier oder auch zuhause mit dabei sind, zeigt, dass ein gewisses Interesse daran besteht. Was gehört denn jetzt zu diesem Leben im neuen Bund? Welche Prinzipien gelten? Welche Auswirkungen hat dieser Bund auf unser Leben?
Dazu kommt, dass in der Bibel auch von verschiedenen Bünden die Rede ist. Oft bringen wir dabei gewisse Dinge durcheinander. Häufig denken wir, dass Prinzipien des Alten Bundes auch im Neuen Bund noch gelten, obwohl sie eigentlich nicht mehr für uns gültig sind.
Es ist nicht einfach, das zu unterscheiden. Man liest die Bibel, und da stehen bestimmte Dinge. Es liegt nahe, diese zunächst ernstzunehmen und danach zu leben. Das macht es oft schwierig zu verstehen, was für mich gilt und was nicht.
Ein kleines Beispiel: In 2. Mose 20, den Zehn Geboten, heißt es, dass wir Vater und Mutter ehren sollen. Ich glaube, jeder von uns würde sagen: Klar, ein Gebot, an das wir uns halten. Doch ein Kapitel weiter, in 2. Mose 21,15, steht: Wer Vater oder Mutter schlägt, soll des Todes sterben.
Hier würden wir wahrscheinlich zögerlicher bei der Umsetzung dieses Gebots werden. Das führt zu der Frage: Was gilt für uns, was nicht? Woher wissen wir, welche Prinzipien für ein Leben im Neuen Bund gelten? Kann ich einfach Dinge aus dem Alten Testament herauspicken, die ich nehme, und andere, die ich nicht beachten möchte?
Was sind die Grundlagen dieses Bundes? Wenn wir von „dem Bund“ sprechen, was ist überhaupt ein Bund?
Und genau damit wollen wir uns heute beschäftigen. Die erste Frage, der wir kurz nachgehen wollen, lautet: Was ist ein Bund?
Im Hebräischen gibt es das Wort Berit, das oft verwendet wird. Es bedeutet letztendlich eine Abmachung oder eine Verpflichtung. Im Griechischen finden wir das Wort Diatheke, das so viel heißt wie Verfügung, Testament, Vertrag oder Bund. Auch das Wort Testament, wie wir es in der Bibel mit Altem und Neuem Testament kennen, bedeutet im Grunde dasselbe. Es stammt aus dem Lateinischen und steht ebenfalls für Bund oder Verpflichtung.
Sprachlich gesehen steckt also schon im Alten und Neuen Testament der Begriff Bund – alter Bund und neuer Bund – mit drin. Das kann allerdings etwas irreführend sein, denn das Alte Testament spricht nicht ausschließlich vom alten Bund, und das Neue Testament nicht ausschließlich vom neuen Bund. Das Ganze ist differenzierter zu betrachten.
Was gehört nun zu so einem Bund dazu? Wenn wir in die Bibel schauen, finden wir verschiedene Bünde. Beispielhaft hat das Rieneker Bibellexikon einen Bund zwischen Jakob und Laban analysiert und die Bestandteile dieses Bundes beschrieben.
Zunächst ist die Grundlage für einen Bund ein Gefühl von Rechtsunsicherheit. Das bedeutet, dass die Beteiligten einen Bund schließen, weil unklar ist, wie sie rechtlich miteinander umgehen sollen. Sie müssen einen Vertrag aufsetzen, um Klarheit auf beiden Seiten zu schaffen.
Dann wird ein Bundesdokument verfasst, in dem gegenseitige Verpflichtungen festgelegt sind. Es werden Zeugen aufgerufen – in diesem Fall ganz konkret auch Gott, der als Zeuge fungiert. Ein Eid wird geschworen, ein Opfer dargebracht, und am Ende wird gemeinsam gegessen. So sieht der Bundesschluss zwischen Jakob und Laban aus.
Wir merken aber, dass es nicht immer genau so abläuft. Die Gestaltung kann unterschiedlich sein. Manchmal werden Opfer gebracht, manchmal genügt ein Handschlag. Manchmal wird man mit Blut besprengt. Es gibt auch den sogenannten Salzbund, bei dem gemeinsam Salz gegessen wird, um den Bund zu besiegeln.
Manchmal werden Tiere halbiert und rechts und links hingelegt. Die Beteiligten marschieren dann zwischen den Tieren hindurch. Das ist ein Zeichen dafür: Wenn ich diesen Bund breche, soll es mir so ergehen wie den Tieren. Damit steht man mit seinem Leben dafür ein, den Bund zu halten.
Wie diese Bünde geschlossen werden, kann also verschieden aussehen, aber im Grunde bestehen sie aus drei wesentlichen Aspekten: Erstens die Bundespartner, also die Parteien, die den Bund miteinander schließen. Zweitens die Bundesvereinbarungen, also der Inhalt, der den Bund definiert. Und drittens die Besiegelung des Bundes oder auch ein Bundeszeichen, das den Bund noch einmal verdeutlicht.
Das klingt vielleicht etwas komplex, wenn man die biblischen Bünde betrachtet. Im Grunde ist es aber nichts anderes als ein heutiger Vertrag. Auch heute gibt es Vertragspartner, die einen Vertrag schließen. Es gibt Vereinbarungen, und am Ende steht eine Unterschrift oder ein Handschlag, der deutlich macht, dass der Vertrag gültig ist.
Ganz konkret ist auch die Ehe ein Bund. Hier gibt es zwei Bundespartner, einen Mann und eine Frau. Es gibt Vereinbarungen im Rahmen der Ehe. Die Besiegelung des Bundes erfolgt durch ein Hochzeitsfest. Und am Ende gibt es noch ein Zeichen – den Ring, den man trägt – als Symbol für den Bund.
Im Grunde kann man also sagen, dass die Prinzipien, die wir im Alten Testament bei den Bünden finden, auch heute noch gelten und ganz gängig sind.
Welche verschiedenen Arten von Bünden finden sich in der Bibel? Zum einen gibt es, wie bereits erwähnt, Bünde zwischen Menschen, zum Beispiel zwischen Laban und Jakob. Solche Bünde schließen Menschen miteinander.
Ein weiteres Beispiel sind Jonathan und David, die ebenfalls einen Bund miteinander schließen. Es gibt aber auch Bünde, die nicht nur zwei Menschen betreffen, sondern ganze Völker. So schließt Abraham beispielsweise mit Abimelech einen Bund, der sowohl Abraham und seine Nachkommen als auch Abimelech und sein ganzes Volk betrifft.
Ein weiteres Beispiel findet sich in 2. Chronik 16, wo König Asa von Juda und König Benhadad von Aram einen Bund schließen. Hier geht es ebenfalls nicht nur um die beiden Männer, sondern um ganze Staaten, die miteinander Bünde schließen. Solche Bündnisse sind also auch damals üblich gewesen, ähnlich wie wir es heute kennen.
Darüber hinaus gibt es in der Bibel Bünde, die Menschen mit Gott schließen. Das ist ein zentrales Thema, zu dem wir noch kommen werden. Es gibt aber auch Situationen, in denen Menschen mit Gott einen Bund schließen.
Ein Beispiel dafür ist Hiob. Er sagt, dass er einen Bund mit seinen Augen geschlossen hat, um keine Jungfrauen lüstern anzuschauen. Dieser Bund mit seinen Augen ist nicht ein Vertragspartner im eigentlichen Sinne, sondern ein Bund gegenüber Gott. Hiob verpflichtet sich damit, dieses Verhalten zu unterlassen.
Ein weiteres Beispiel ist das Volk Israel nach dem Exil. Als sie zurückkehren, beschließen Esra und die Israeliten, die Frauen, die sie aus anderen Völkern geheiratet hatten, wieder fortzuschicken. Dabei wird nicht erwähnt, dass Gott diesen Bund fordert, sondern es ist ein Bund, den das Volk Israel von sich aus mit Gott schließt.
Es geht hier also nicht um eine Bewertung dieser Bünde, sondern darum festzustellen, dass Menschen Verpflichtungen gegenüber Gott eingehen.
Zu guter Letzt gibt es natürlich auch Bünde, die Gott mit den Menschen schließt. Im Alten Testament finden sich mehrere verschiedene Bünde, die wir heute kurz betrachten wollen.
Der Schwerpunkt des heutigen Abends liegt jedoch auf dem Neuen Bund. Diesen wollen wir uns intensiv anschauen und herausfinden, was der Inhalt dieses Bundes ist.
Aber fangen wir mal im Alten Testament an. In 1. Mose 9 lesen wir von einem Bund, den Gott mit Noah schließt. Die Bundespartner sind auf der einen Seite Gott und auf der anderen Seite Noah. Im Grunde gilt dieser Bund jedoch nicht nur für Gott und Noah, sondern für alle Menschen und sogar für alle Geschöpfe auf Erden. Dort steht explizit, dass Gott diesen Bund mit allen Lebewesen auf Erden schließt, nicht nur mit den Menschen.
Die Vereinbarung, die Gott dort gibt, ist, dass er keine Sintflut mehr auf die Erde kommen lassen will und dass er nicht mehr alle Menschen durch eine Sintflut vernichten wird. Das ist die Zusage, die Gott dem Noah macht. Eine spezielle Handlung zur Besiegelung des Bundes findet dort nicht statt; es ist letztendlich ein Versprechen Gottes.
Gott setzt jedoch noch ein Zeichen dazu, nämlich den Regenbogen. Er sagt, dieses Zeichen soll an den Bund erinnern, den er mit den Menschen geschlossen hat. Nun eine kurze Preisfrage: Wen soll der Regenbogen erinnern? Gott. Es ist interessant, denn es geht nicht darum, dass der Regenbogen uns Menschen daran erinnert, dass Gott die Menschheit nicht mehr durch eine Sintflut vernichten will, sondern es ist eine Erinnerung an Gott selbst. Er setzt sich dieses Zeichen, damit er daran denkt. Das ist natürlich bei Gott eigentlich überflüssig, aber es ist ein Zeichen dafür, dass er daran denkt, die Menschen nicht mehr durch eine Sintflut zu vernichten.
Das ist kurz gesagt der relativ einfache noachitische Bund.
Ein zweiter Bund, der ebenfalls relativ früh in der Bibel erwähnt wird, ist der Bund, den Gott mit Abraham schließt. Er wird in 1. Mose 17 intensiver thematisiert, aber schon in 1. Mose 15 angedeutet. Die Bundespartner sind Gott sowie Abraham und seine Nachkommen.
Zur Ergänzung noch kurz zurück zu Noah: Der noachitische Bund ist eine einseitige Verpflichtung Gottes. Der Mensch muss nichts dazu tun. Es ist eine reine Verpflichtung Gottes, dass er sagt: „Ich werde das nicht mehr tun.“ Es gibt keine Bedingungen, keine Voraussetzungen, keine Vereinbarungen, die den Menschen betreffen. Es ist eine rein einseitige Sache.
Beim Bund mit Abraham ist das anders. Hier sind die Bundespartner Gott und Abraham sowie seine Nachkommen. Wichtig ist, dass dieser Bund nicht alle Nachkommen Abrahams betrifft, sondern an zwei Stellen erneuert wird, nämlich mit Isaak und mit Jakob.
In 2. Mose wird dann noch einmal Bezug darauf genommen, dass es der Bund Gottes ist, den er mit Abraham, Isaak und Jakob geschlossen hat. Ab Jakob gilt dieser Bund letztendlich für das ganze Volk Israel, das sich ja von Jakob ableitet. Das sind also die Bundespartner dieses Bundes.
Was ist der Inhalt dieses Bundes? Zum einen die Landverheißung: Gott verspricht Abraham und seinen Nachkommen das verheißene Land. Außerdem verspricht er ihm eine große Nachkommenschaft. Auf der anderen Seite gibt es jetzt eine Verpflichtung des Volkes: Das Volk verpflichtet sich, sich beschneiden zu lassen. Die Männer sollen sich beschneiden lassen.
Anders als beim noachitischen Bund gibt es hier also auch eine Voraussetzung. Diese ist jedoch recht überschaubar: Es ist einfach nur die Beschneidung, die sie durchführen sollen. Das ist die Voraussetzung für das Volk Israel.
Wie wird das Ganze besiegelt? Zum einen durch das mündliche Versprechen Gottes. Zum anderen durch die Bestätigung des Bundes durch Abraham, der aufgrund dieses Bundes dann auch all seine Nachkommen beschneiden lässt. Das Bundeszeichen ist also die Beschneidung. Alle beschnittenen Jungen und Männer zeigen damit deutlich, dass sie Teil dieses Bundes sind.
Interessant an diesem Bund ist zunächst, dass es hier noch kein Gesetz, keine Regeln und keine weiteren Verpflichtungen gibt. Diese kommen erst später beim nächsten Bund dazu.
Zweitens ist bemerkenswert, dass dieses Prinzip des abrahamitischen Bundes im Neuen Testament wieder aufgegriffen wird. Dort ist von den Nachkommen Abrahams die Rede, aber es wird betont, dass es nicht nur um die leiblichen Nachkommen geht, sondern vielmehr um diejenigen, die glauben und dadurch Kinder Abrahams sind. Das werden wir uns heute noch in Galater 3 anschauen.
Auch das Thema der Beschneidung wird in Römer 2 aufgegriffen. Paulus sagt dort, dass nicht diejenigen, die äußerlich beschnitten sind, wirklich beschnitten sind, sondern diejenigen, die innerlich, im Herzen beschnitten sind. Das Neue Testament interpretiert also die Vereinbarungen des abrahamitischen Bundes neu. Wir werden noch sehen, warum das so ist.
Kommen wir zum nächsten Bund. Dieser wird für uns heute etwas entscheidender sein, weil er oft als der alte Bund gesehen wird oder im Neuen Testament als der alte Bund bezeichnet wird. Es ist der Bund, der am Sinai geschlossen wird. Letztlich ist dieser Bund kein komplett neuer Bund, sondern in den abrahamitischen Bund integriert, also Teil des Ganzen.
Die Bundespartner sind Gott auf der einen Seite und Israel auf der anderen Seite. Israel ist gerade aus Ägypten herausgeführt worden. Wer mag, kann jetzt in 2. Mose 19,3-6 nachlesen. Dort steckt eigentlich schon ziemlich viel drin, was zu diesem Bund gehört, in Kurzform.
Mose stieg zu Gott hinauf, und der Herr rief ihm vom Berg zu und sprach: „So sollst du sagen zum Haus Jakob und den Israeliten: Verkündigt, ihr habt gesehen, was ich mit den Ägyptern getan habe und wie ich euch auf Adlerflügeln getragen und zu mir gebracht habe. Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern, denn die ganze Erde ist mein. Ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein. Das sind die Worte, die du den Israeliten sagen sollst.“
Hier stecken verschiedene Aspekte drin. Zunächst ist die Grundlage dieses Bundes die Errettung Gottes, also dass Gott das Volk Israel aus der Sklaverei befreit hat. Damit beginnt Gott: „Erinnert euch daran, dass ich euch aus diesem Land, aus der Sklaverei herausgeführt habe.“
Dann folgt einerseits ein Zuspruch und andererseits eine Bedingung. Der Zuspruch lautet: „Ihr werdet mein Eigentum sein vor allen Völkern, ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein.“ Die Bedingung ist: „Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten.“
Das heißt, diesmal ist es kein einseitiger Bund. Gott erwartet konkret vom Volk, dass es diesen Bund hält, dass es sich an seine Gebote hält und ihm gehorcht. Wir wissen, dass das nicht ganz so gut ausgeht. Dass es von vornherein nicht gut ausgehen konnte, wird später beim neuen Bund noch einmal thematisiert.
Wir haben hier also konkrete Bundesvereinbarungen: Errettung, Erwählung, Gesetz und Gehorsam. Das Gesetz ist das, was Gott ihnen gibt, der Gehorsam ist das, was er einfordert, und die Erwählung ist das, was er ihnen letztlich schenkt, mit den Ehrentiteln, die wir hier sehen.
Wie wird der Bund besiegelt? Zum einen lesen wir in 2. Mose 19, dass Gott herabkommt, hörbar und sichtbar für das ganze Volk. Er macht deutlich, dass der Bund von seiner Seite aus besteht. Die Steintafeln mit den zehn Geboten sind ebenfalls ein sichtbares Zeichen.
Zum anderen gibt es in 2. Mose 24 eine Bestätigung des Volkes, dass auch sie sich an den Bund halten wollen. Dort heißt es in Vers 3 und den folgenden Versen: Mose kam und sagte dem Volk alle Worte des Herrn und alle Rechtsordnungen. Da antwortete das ganze Volk wie aus einem Munde: „Alle Worte, die der Herr gesagt hat, wollen wir tun.“
Mose schrieb alle Worte des Herrn nieder, machte sich früh am Morgen auf, baute einen Altar unten am Berg und zwölf Steinmale nach den zwölf Stämmen Israels. Er sandte junge Männer von den Israeliten hin, die darauf dem Herrn Brandopfer und Dankopfer von jungen Stieren darbrachten.
Mose nahm die Hälfte des Blutes und goss es in die Becken, die andere Hälfte sprengte er an den Altar. Er nahm das Buch des Bundes und las es vor den Ohren des Volkes vor. Sie sprachen: „Alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun und darauf hören.“
Dann nahm Mose das Blut, besprengte das Volk damit und sprach: „Seht, das ist das Blut des Bundes, den der Herr mit euch geschlossen hat aufgrund all dieser Worte.“
Hier sehen wir also, wie ein Bundesschluss konkret aussieht: Mose liest alle Bestimmungen vor, das Volk sagt Ja, und es gibt ein sichtbares Zeichen. Vielleicht erinnert ihr euch auch an andere Stellen im Alten Testament, an denen dieser Bund immer wieder erneuert wird. Dabei wird der Bund nicht verändert, sondern neue Generationen sagen ganz bewusst, dass sie diesen Bund halten wollen.
Zum Beispiel bei Josua oder bei Königen, die zu Gott umkehren. Sie sagen bewusst: „Wir wollen dem Herrn dienen, wir wollen uns an dieses Gesetz und an diesen Bund halten, den Gott mit uns geschlossen hat.“
Auch hier sehen wir bei der Besiegelung des Bundes die Gegenseitigkeit: Es ist keine einseitige Sache, sondern das Volk hat ebenfalls Verpflichtungen.
Kommen wir zum letzten Bund im Alten Testament, der eigentlich auch der vorletzte ist, denn der neue Bund ist schon im Alten Testament Thema. Es ist der Bund Gottes mit David, den wir in 2. Samuel 7 lesen.
Interessant ist, dass in 2. Samuel selbst eigentlich gar nicht davon die Rede ist, dass es ein Bund wäre. Jeremia nimmt später in Jeremia 33,20 und folgende darauf Bezug und bezeichnet es als Bund.
Es geht konkret um die Verheißung des Königtums. In 2. Samuel 7, ab Vers 11, sagt Gott zu David: „Der Herr verkündigt dir, dass der Herr dir ein Haus bauen will.“ David wollte eigentlich Gott versprechen, dass er ihm einen Tempel baut, ein Haus. Gott antwortet aber: „Nein, ich will dir ein Haus bauen. Wenn deine Zeit um ist und du dich zu deinen Vätern legst, will ich dir einen Nachkommen erwecken, der von deinem Leib kommen wird. Dem will ich sein Königtum bestätigen. Der soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will seinen Königsthron ewiglich bestätigen.“
Gott verspricht hier David, dass seine Nachkommen ewiglich auf dem Königsthron sitzen werden.
Man kann natürlich sagen, das ist schwierig, wenn man heute nach Israel schaut. Dort regiert nicht unbedingt ein König, und auch nicht unbedingt ein Nachkomme Davids. Wie funktioniert das Ganze?
Darauf gibt uns Jeremia eine Antwort. In Jeremia 33 wird noch einmal Bezug genommen. Dort spricht Jeremia von diesem Bund, den Gott in Zukunft schließen wird und der sich auf den Bund mit David bezieht.
Jeremia 33, ab Vers 14, heißt es: „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich das gnädige Wort erfüllen will, das ich zum Haus Israel und zum Haus Juda geredet habe. In jenen Tagen und zu jener Zeit will ich dem David einen gerechten Spross aufgehen lassen, der Recht und Gerechtigkeit schaffen wird im Land.
Zur selben Zeit soll Juda geholfen werden und Jerusalem sicher wohnen, und man wird es nennen: Der Herr unsere Gerechtigkeit.
Denn so spricht der Herr: Es soll David niemals fehlen an einem, der auf dem Thron des Hauses Israel sitzt. Und den levitischen Priestern soll es niemals fehlen an einem, der täglich vor meinem Angesicht Brandopfer darbringt und Speisopfer in Rauch aufgehen lässt und Opfer schlachtet.
Und das Wort des Herrn geschah zu Jeremia: So spricht der Herr: Wenn mein Bund mit Tag und Nacht aufhörte, dass nicht mehr Tag und Nacht sind zu ihrer Zeit, so würde auch mein Bund aufhören mit meinem Knecht David, dass er keinen Sohn mehr hat zum König auf seinem Thron, und mit den Leviten, den Priestern, meinen Dienern.
Wie man des Himmels Herr nicht zählend noch den Sand am Meer messen kann, so will ich mehr in das Geschlecht Davids, meines Knechts, und die Leviten, die mir dienen.“
Wovon spricht Jeremia hier? Er sagt, es wird auf ewig einen Nachkommen geben, der als König regieren wird. Auch das Priesteramt wird nicht aufhören, es wird auf ewig einen Priester geben.
Wenn wir jetzt ins Neue Testament springen und den Hebräerbrief lesen, stellen wir fest, dass es eine Person gibt, die beides miteinander vereinigt: ein Nachkomme Davids, der als Sohn Davids bezeichnet wird, nämlich Jesus. Er ist der ewige König und gleichzeitig der ewige und endgültige Priester.
Er ist die Erfüllung dieses Bundes, dieser Verheißung. Der davidische Bund bezieht sich letztlich auf Jesus.
So sehen wir an verschiedenen Stellen, dass diese Bünde – sowohl der Bund mit Abraham als auch der sinaitische Bund – auf etwas Größeres abzielen, nämlich auf den neuen Bund, mit dem wir uns jetzt beschäftigen.
Und natürlich auf eine Person, die mit diesem neuen Bund zusammenhängt, nämlich Jesus, ohne den dieser neue Bund überhaupt nicht möglich wäre.
Und deshalb kommen wir jetzt zu diesem neuen Bund und wollen uns damit beschäftigen. Zunächst ist die sprachliche Formulierung etwas widersprüchlich. Ich habe es überschrieben mit „Der neue Bund im Alten Testament“. Dabei habe ich gerade erklärt, dass „Testament“ eigentlich „Bund“ bedeutet. Gemeint ist also nicht „der neue Bund im Alten Bund“, sondern wie der neue Bund bereits im Abschnitt der Bibel, dem Alten Testament, zu finden ist.
Es überrascht, wie häufig an verschiedenen Stellen von einem neuen Bund die Rede ist, den Gott schließen will. Ich habe mich auf die drei großen Propheten Jesaja, Jeremia und Hesekiel konzentriert. Wir wollen uns nicht alle Stellen anschauen, sondern eher die Aspekte, die im Alten Testament in Bezug auf den neuen Bund gesagt werden.
Ich möchte mit dem ersten Aspekt beginnen und dazu auch die Bibelstellen mit aufschlagen: der Gottesknecht und der neue Bund, Jesaja 42,6 und 49,8.
Beim Propheten Jesaja gibt es verschiedene sogenannte Gottesknechtslieder, also Textabschnitte, die von dem Knecht Gottes sprechen. Immer wieder wird er dort als Knecht Gottes bezeichnet. Das bekannteste dieser Gottesknechtslieder ist wahrscheinlich Jesaja 53. Dort ist davon die Rede, dass dieser Knecht um unserer Sünden willen zerschlagen wird, dass er letztendlich wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt wird und vieles mehr.
Anhand von Jesaja 53 wird schon relativ klar und deutlich, wer dieser Gottesknecht ist, von dem die Rede ist. Aber neben Kapitel 53 gibt es auch noch weitere Stellen, zum Beispiel in Jesaja 42 und Jesaja 49.
So heißt es in Jesaja 42,6 über diesen Knecht: „Ich, der Herr, habe dich gerufen in Gerechtigkeit und halte dich bei der Hand, behüte dich und mache dich zum Bund für das Volk, zum Licht der Heiden.“
Hier spricht also Gott mit dem Knecht, mit Jesus, und sagt: „Ich mache dich zum Bund für das Volk.“ Im Grunde ist die gleiche Aussage noch einmal in Jesaja 49,8 zu finden: „So spricht der Herr: Ich habe dich erhört zur Zeit der Gnade und habe dir am Tag des Heils geholfen, dich behütet und zum Bund für das Volk bestellt, dass du das Land aufrichtest und das verwüstete Erbe zuteilst.“
Auch hier wird ganz klar ein Zusammenhang hergestellt zwischen einer Person und diesem Bund, nämlich einer Person, die diesen Bund aufrichtet. In der Zusammenschau aller Verheißungen im Alten Testament ist es völlig klar, und auch rückblickend im Neuen Testament, dass es hier um Jesus geht, der diesen Bund schließt.
Was wissen wir noch aus dem Alten Testament über diesen neuen Bund? Wie gesagt, wir schauen uns jetzt die nächsten drei Aspekte an. Die Bibelstellen könnt ihr gern selbst in Ruhe nachschlagen.
Ein Aspekt ist, dass dieser Bund immer wieder als ein Bund des Friedens bezeichnet wird. Es ist ein Friedensbund. Wenn man genauer hinsieht, merkt man, dass es nicht einfach nur um irdischen Frieden geht, sondern um einen viel größeren Frieden – den endgültigen Frieden, den Frieden mit Gott und natürlich auch im weiteren Sinne den Frieden untereinander.
Der zweite Aspekt ist, dass dieser Bund ein ewiger Bund ist. Es handelt sich nicht um einen vorübergehenden Bund, der irgendwann endet, sondern um einen Bund, der auf ewig bestehen bleibt.
Ein dritter, ganz spannender Punkt ist, dass mit diesem Bund auch das Ausgießen des Geistes und die Veränderung der Herzen zusammenhängt. Auch im Alten Testament wird bereits davon gesprochen, dass der Heilige Geist ausgegossen wird und dass Gott die Herzen der Menschen verändert.
Deshalb wollen wir uns jetzt an dieser Stelle eine konkrete Stelle anschauen, nämlich die bekannteste zum neuen Bund im Alten Testament: Jeremia 31,31-34.
Dieser ganze Textabschnitt wird auch im Hebräerbrief nochmals zitiert, wo deutlich wird, dass dies im Grunde der wichtigste Text im Alten Testament zum neuen Bund ist.
Jeremia 31,31-34 lautet:
„Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, einen Bund, den sie nicht gehalten haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der Herr.“
Warum schließt Gott einen neuen Bund? Weil sie den alten Bund nicht gehalten haben. Später im Hebräerbrief werden wir sehen, dass dieser Bund qualitativ nicht vollkommen war. Deshalb will Gott einen neuen Bund schließen.
Es geht weiter:
„Sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben. Und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. Und es wird keiner den anderen noch ein Bruder den anderen lehren und sagen: Erkenne den Herrn! – denn sie sollen mich alle erkennen, vom Kleinsten bis zum Größten, spricht der Herr. Denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken.“
Was lesen wir in diesem Abschnitt? Wir lesen, wie schon gesagt, dass der alte Bund nicht vollkommen war. Die Israeliten haben ihn nicht gehalten.
Was beinhaltet jetzt der neue Bund? Die Bundespartner sind zunächst Gott und Israel sowie Juda. Man muss dazu sagen, dass zu der Zeit Jeremias Israel bereits in zwei Teile geteilt war. Später werden wir auch noch darauf eingehen, was das für uns bedeutet.
Gibt es Verpflichtungen von Gottes Seite? Ja. Er sagt, er will sein Gesetz in ihre Herzen schreiben. Er erwartet nicht mehr, dass sie das Gesetz nur äußerlich halten, sondern dass es in ihr Herz geschrieben wird. Er will Menschen aus ihnen machen, die ihn erkennen und verstehen.
Außerdem will er ihre Sünden und Missetaten vergeben und nicht mehr daran denken. Die Sündenvergebung wird hier also schon vorausgesagt.
Wie das genau aussieht mit dem Gesetz, das ins Herz geschrieben wird, und dem inneren Erkennen Gottes, sodass man keinen Lehrer mehr braucht, darauf werden wir später noch genauer eingehen.
Aber das ist im Großen und Ganzen das, was wir im Alten Testament über den neuen Bund lesen.
Jetzt geht es weiter mit dem Neuen Testament. An dieser Stelle wollen wir untersuchen, was das Neue Testament über den neuen Bund sagt. Die ersten einschlägigen Stellen finden wir in drei der vier Evangelien und im ersten Korintherbrief. Dabei handelt es sich um das Abendmahl.
Was hat das Abendmahl mit dem neuen Bund zu tun? In den Einsetzungsworten Jesu heißt es, dass das Brot seinen Leib und der Kelch sein Blut des neuen Bundes darstellt. Jesus macht hier deutlich, dass das, wofür das Abendmahl steht, ganz konkret mit dem Abschluss des neuen Bundes zu tun hat. Wenn man bedenkt, dass der Kelch und der Wein für sein Blut stehen, wird klar, dass Jesus hier zeigt, dass das Vergießen seines Blutes die Besiegelung des neuen Bundes ist.
Anhand der Abendmahlsstellen sehen wir also, dass der Kreuzestod Jesu diesen neuen Bund besiegelt. Gleichzeitig geschieht durch den Kreuzestod Jesu genau das, was wir gerade bei Jeremia gelesen haben: die Vergebung der Sünden tritt damit ein. Das Abendmahl ist somit der erste Schritt in Bezug auf den neuen Bund. Es ist letztlich der Vorabend dessen, was tatsächlich am Kreuz von Golgatha geschieht, wo Jesus stirbt und sein Leben als Opfer darbringt. Der Hebräerbrief nennt es ein endgültiges, vollkommenes Opfer.
Wir machen weiter und sammeln noch ein paar Gedanken. Am Ende wollen wir das Ganze zusammenfassen. Der zweite Teil des Abends wird sich dann intensiver mit häufigen Missverständnissen bezüglich des neuen Bundes beschäftigen.
Dieser erste Teil ist also der Einstieg. Wir schauen uns viele Bibelstellen an und arbeiten viel mit der Bibel. Falls es zu schnell wird, könnt ihr gerne zwischendurch Fragen stellen. Im Moment versuchen wir einfach, gemeinsam ein Gesamtverständnis zu gewinnen.
Zweiter Korinther 3. Ab Vers 4 lese ich mal vor. Ihr könnt auch schon ein bisschen früher anfangen. Dort heißt es: „Solches Vertrauen haben wir durch Christus zu Gott, nicht dass wir tüchtig sind von uns selber, uns etwas zuzurechnen als von uns selber, sondern dass wir tüchtig sind, ist von Gott.“
Es geht also darum, wer Paulus die Autorität gibt, in das Leben der Korinther hineinzusprechen. Er sagt, ihr selbst seid doch eigentlich das Zeugnis dafür. Ihr seid letztendlich unsere Urkunden. Wenn man euer Leben anschaut und sieht, wie Jesus an euch gewirkt hat, ist das ein Zeugnis dafür, dass wir von Gott gesandt sind.
Und jetzt sagt er: Es sind nicht wir selber, die uns empfehlen, sondern es ist Gott, der uns empfiehlt. Dann kommt er zu den entscheidenden Versen, Vers 6: „Der uns auch tüchtig gemacht hat, zu dienen des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.“
Diese Verse werden häufig benutzt, um die Bibel und den Heiligen Geist gegeneinander auszuspielen. Das ergibt im Kontext aber überhaupt keinen Sinn. Wenn hier vom Buchstaben die Rede ist, dann geht es nicht um die Bibel als Wort Gottes, sondern um das Gesetz. Das Gesetz hat die Funktion, dass es tötet. Wir werden an anderer Stelle heute noch sehen, dass das Gesetz nicht dazu in der Lage ist, Leben zu geben.
Es wäre nur dann in der Lage, Leben zu geben, wenn der Mensch in der Lage wäre, es zu halten. Da er das aber nicht ist, tötet der Buchstabe. Es ist der Geist, der lebendig macht. Das ist hier schon ein grundlegender Unterschied zwischen altem und neuem Bund.
Paulus schreibt weiter: „Wenn aber schon das Amt, das den Tod bringt und das mit Buchstaben in Stein gehauen war, Herrlichkeit hatte, so dass die Israeliten das Angesicht des Mose nicht ansehen konnten wegen der Herrlichkeit auf seinem Angesicht, die doch aufhörte, wie sollte nicht vielmehr das Amt, das den Geist gibt, Herrlichkeit haben?“
Auf der einen Seite hatte schon das alttestamentliche Amt, das Mose innehatte, also dieser alte Bund, die Herrlichkeit Gottes. Er wurde von Gott geschlossen und war kein vollkommen wertloser oder nichtiger Bund, aber er war eben nicht vollkommen.
Schon dieser Bund hatte eine Herrlichkeit. Wie sollte dann nicht dieser neue Bund noch viel mehr Herrlichkeit haben? Also eben dieser Bund, der jetzt im Geist stattfindet.
Es geht weiter, Vers 9: „Denn wenn das Amt, das zu Verdammnis führt, Herrlichkeit hatte, wie viel mehr hat das Amt, das zu Gerechtigkeit führt, überschwängliche Herrlichkeit!“
Auch hier wieder die Gegenüberstellung. Jene Herrlichkeit ist nicht mit der überschwänglichen Herrlichkeit zu vergleichen. Wenn das, was vergeht, Herrlichkeit hatte, wie viel mehr wird das Herrlichkeit haben, was bleibt.
Auch hier wieder der Bezug: Der alte Bund, in all seiner Herrlichkeit, ist vergänglich. Er hört auf. In Jesus hat er schon aufgehört. Wie viel mehr Herrlichkeit hat also dieser neue Bund, der ewig bestehen bleibt und kein Ende hat.
Ich lese noch weiter, Vers 12: „Weil wir nun solche Hoffnung haben, sind wir voll großer Zuversicht und tun nicht wie Mose, der eine Decke vor sein Angesicht hängte, damit die Israeliten nicht sehen konnten, das Ende der Herrlichkeit, die aufhört.“
Mose hat sein Gesicht verdeckt, wenn er einmal in der Stiftshütte war und herauskam, weil sein Gesicht strahlte. Jetzt heißt es weiter: „Aber ihre Sinne wurden verstockt“, also die vom Volk Israel. Bis auf den heutigen Tag bleibt diese Decke unaufgedeckt über dem Alten Testament, über dem Alten Bund, wenn sie es lesen. Denn sie wird nur in Christus abgetan.
Bis auf den heutigen Tag, wenn Mose gelesen wird, hängt die Decke vor ihrem Herzen. Das heißt, sie verstehen nicht, worum es im Alten Bund eigentlich geht. Weil es letztendlich nur in Jesus abgetan wird.
Dann Vers 16: „Wenn Israel aber sich bekehrt zu dem Herrn, so wird die Decke abgetan.“
Paulus bezieht sich hier kurz auf das alttestamentliche Bundesvolk, auf den Teil Israels, der Jesus nicht als Messias angenommen hat. Er sagt, sie lesen das Alte Testament, als ob noch eine Decke darüber läge. Sie verstehen nicht, worum es wirklich bei diesem alten Bund geht.
Erst in Jesus ist der Schlüssel da, der deutlich macht, wofür dieser sinaitische Bund steht, wofür dieser abrahamitische Bund steht, wofür dieser davidische Bund steht. Sie alle zielen nämlich auf diesen neuen Bund ab, den Jesus schließt.
Am Ende kommt er zu dem Fazit. Er hat gerade schon Buchstabe und Geist erwähnt und dass der neue Bund eben der im Geist ist. Er sagt: „Der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“
Nun aber schauen wir alle mit aufgedecktem Angesicht, nicht mehr mit verdecktem Gesicht, sondern mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel. Und wir werden verklärt, also besser: verwandelt. Das griechische Wort ist Metamorphä. Wir werden verwandelt in sein Bild, von einer Herrlichkeit zur anderen, von dem Herrn, der der Geist ist.
Einerseits ist dieser Bund, dieser neue Bund, der Bund des Geistes, auch ein Bund der Freiheit. Teil dieses Bundes ist es, dass wir Gott mit aufgedecktem Angesicht seine Herrlichkeit betrachten können.
Und was geschieht mit uns, wenn wir das tun? Wir werden verwandelt, wir werden verändert. Es heißt nicht, wir müssten uns verändern, wenn wir Gott erkennen. Sondern wir werden verändert – von einer Herrlichkeit zur anderen, durch den Herrn, der der Geist ist, also durch den Heiligen Geist.
Das ist das Wesen des neuen Bundes, des Bundes des Geistes: dass wir von ihm verwandelt werden.
Zweiter Korinther 3. Ich glaube, da stecken genügend Aspekte drin, dass es sich lohnt, das noch einmal in Ruhe durchzulesen, weil Paulus nicht immer ganz so einfach alles beschreibt und erklärt.
Ich brauche noch gar nicht weiterzuklicken, es ist ja noch alles auf der Folie drauf.
Der nächste Abschnitt ist Galater 3 und 4. Hier lese ich ihn jetzt nicht mit euch, weil es ein bisschen zu viel zum Lesen wäre. Stattdessen möchte ich ihn nur kurz zusammenfassen.
Zunächst zu Galater 3: Paulus betont dort, dass die Gerechtigkeit aus dem Glauben kommt und nicht aus dem Gesetz. Letztendlich kam auch die Gerechtigkeit Abrahams dadurch zustande, dass er Gott geglaubt hat, denn zu seiner Zeit gab es das Gesetz noch nicht. Deshalb kommt Paulus zu dem Ergebnis, dass jeder, der glaubt, ein Kind Abrahams ist.
Er sagt in den Versen 13 und 14: „Christus aber hat uns erlöst von dem Fluch des Gesetzes, da er zum Fluch wurde für uns; denn es steht geschrieben: Verflucht ist jeder, der am Holz hängt.“ Er hat uns also von diesem Fluch des Gesetzes des alten Bundes befreit, der tötet. Wenn wir an den Ausdruck „Der Buchstabe tötet“ denken, wird das besonders deutlich.
Doch wozu geschieht das? Damit der Segen Abrahams unter die Heiden komme, in Christus Jesus. Und wir den verheißenen Geist durch den Glauben empfangen. Dieser Segen, der Abraham und seinen Nachkommen gilt, kommt durch den Glauben auch zu den Heiden. Das heißt, wer an Jesus glaubt, wird zu einem Kind Abrahams.
Deswegen singen wir auch „Vater Abraham hat viele Kinder, viele Kinder hat Vater Abraham“, denn genau das wird hier im Neuen Testament bezeugt: Durch den Glauben werden wir Kinder Abrahams.
Zum Thema Gesetz ab Vers 15 macht Paulus deutlich, dass der Bund, den Gott mit Abraham schloss, durch das Gesetz nicht aufgehoben wird. Das Gesetz ist vielmehr Teil dieses Bundes, kam aber nur dazwischen, um uns zu dienen – und zwar der Sünde wegen, als Zuchtmeister auf Christus hin.
Paulus sagt, das Gesetz soll uns zeigen, dass wir nicht in der Lage sind, selbst vor Gott gerecht zu werden. Wir Menschen können das nicht. Das Gesetz soll uns unsere eigene Unfähigkeit vor Augen führen.
Deshalb ist das Fazit bei Paulus: In Christus gilt das Gesetz nicht mehr, und in ihm sind wir Abrahams Kinder. So wie das Gesetz oder der Sinai-Bund zeitweise in den abrahamitischen Bund eingepflanzt war, bis es veraltet war, so ist auch der neue Bund jetzt wieder Teil dieses abrahamitischen Bundes.
Er ist die Grundlage für den Segen und den Zuspruch, der Abraham gilt – nämlich die Zusage der Nachkommenschaft. Allerdings nicht mehr rein irdisch, sondern geistlich. Jeder kann Teil dieser Nachkommenschaft sein, und zwar durch den Glauben.
Am Ende kommt Paulus in Galater 4 zu dem Ergebnis, dass wir in Christus die Kindschaft haben. In Christus haben wir den Heiligen Geist empfangen. In Christus können wir jetzt sagen: „Abba, lieber Vater.“
Zum Abschluss dieses Kapitels vergleicht Paulus zwei Dinge miteinander, zwei Punkte. Diesen Abschnitt möchte ich noch mit euch lesen, weil er für Kapitel 4, Verse 21 bis 28, sehr bedeutsam ist.
Dort heißt es: „Sagt mir, die ihr unter dem Gesetz sein wollt, hört ihr das Gesetz nicht? Denn es steht geschrieben, dass Abraham zwei Söhne hatte, den einen von der Magd, den anderen von der Freien. Aber der von der Magd ist nach dem Fleisch gezeugt worden, der von der Freien aber kraft der Verheißung.“
Diese Worte haben eine tiefere Bedeutung, denn die beiden Frauen stehen für zwei Bundesschlüsse. Einer kommt vom Berg Sinai, der zur Knechtschaft führt – das ist Hagar. Hagar bedeutet den Berg Sinai in Arabien und ist ein Gleichnis für das jetzige Jerusalem, das mit seinen Kindern in Knechtschaft lebt.
Paulus macht hier eine sehr deutliche Aussage: Er vergleicht die Juden, die nicht an Jesus glauben, mit Hagar und nicht mit Sarah, ihrer eigentlichen Stammesmutter.
Denn es steht geschrieben: „Sei fröhlich, du Unfruchtbare, die du nicht gebierst, brich in Jubel aus und jauchze, die du nicht schwanger bist! Denn die Einsame hat mehr Kinder als die, die den Mann hat.“
Paulus sagt weiter: „Ihr aber, liebe Brüder, seid wie Isaak Kinder der Verheißung.“ Wie damals der, der nach dem Fleisch gezeugt war, den Verfolgte, der nach dem Geist gezeugt war, so geht es auch jetzt.
An dieser Stelle geht Paulus eher auf die Verfolgungssituation ein.
Er vergleicht also Hagar mit Sarah, den Sohn des Fleisches, Ismael, mit dem Sohn der Verheißung, Isaak. Er vergleicht den Bund des Fleisches, den Sinai-Bund, mit dem Bund des Geistes, dem neuen Bund. Außerdem vergleicht er das jetzige Jerusalem mit dem himmlischen Jerusalem.
Ich habe noch eine Stelle übersprungen, Vers 26, der besagt: „Aber das Jerusalem droben ist frei, das ist unsere Mutter.“ Das ist ein relativ entscheidender Vers, der den Bezug auf das himmlische Jerusalem herstellt.
Auch hier macht Paulus den Unterschied zwischen dem Alten und dem Neuen, zwischen dem Irdischen und dem Himmlischen, zwischen dem Fleischlichen und dem Geistlichen deutlich.
Letztendlich ist all das, was auch im Hebräerbrief noch einmal klar wird, nur eine Vorschattung auf den eigentlichen Bund – auf den neuen Bund, den Jesus mit uns schließt.
Und so kommen wir jetzt zum letzten Abschnitt in diesem Bereich, nämlich Hebräer 8. Das ist gar nicht so viel, weil der Großteil des Abschnitts, den wir uns anschauen, aus der Jeremia-Verheißung besteht.
In Hebräer 8, Vers 6 geht es ganz konkret um Jesus als den Mittler des neuen Bundes. Dort heißt es: Er hat ein höheres Amt empfangen, denn Jesus ist der Mittler eines besseren Bundes, der auf besseren Verheißungen gegründet ist.
Denn wenn der erste Bund untadelig gewesen wäre, würde nicht Raum für einen anderen gesucht. Gott tadelt sie und sagt – und jetzt kommt diese Verheißung, in der der Tadel steckt –, dass sie den Bund nicht gehalten haben.
Am Ende, im Fazit Vers 13, erklärt er den ersten Bund für veraltet. Es heißt: Was aber veraltet und überlebt ist, das ist seinem Ende nahe.
Auch der Hebräerbrief macht hier deutlich, dass der alte Bund veraltet ist, unvollkommen und nicht untadelig. Es gibt einen besseren Bund, der auf besseren Verheißungen gegründet ist, mit einem besseren Mittler, nämlich Jesus, und mit einem besseren Opfer, nämlich dem Opfer Jesu.
Dieser einmalige und endgültige Opfertod Jesu bedeutet, dass es letztendlich um den Eingang in die wahre und bessere Stiftshütte geht – nicht in die irdische, sondern in die himmlische.
Das ist das, was hier im Hebräerbrief immer wieder betont wird: Jesus ist in allem besser.
Man könnte allein zu diesem Thema einen ganzen Abend sprechen. Aber ich denke, es wird auch hier deutlich, dass dieser neue Bund, den Gott durch Jesus mit uns geschlossen hat, der vollkommene Bund ist. Und dass dieser Bund letztendlich auch der entscheidende Bund für uns ist.
Und so können wir versuchen, das Ganze zusammenzufassen. Was beinhaltet dieser neue Bund?
Zunächst schauen wir uns wieder die Bundespartner an. Grundsätzlich, anhand der Verheißung bei Jeremia, stehen Gott und Israel als Bundespartner, also Israel und Juda zusammen. Im Neuen Testament wird dies jedoch geistlich interpretiert. Das bedeutet, diejenigen, die an Jesus glauben – also die gläubigen Juden und die gläubigen Heiden – sind die wahren Bundespartner. In Römer 2 werden sie als diejenigen beschrieben, die wahrhaft beschnitten sind in ihrem Herzen. In Galater 3 sind sie die wahren Kinder Abrahams durch den Glauben. Letztendlich sind sie die Kinder der Freien und nicht der Knechtin.
Die Bundespartner sind also Gott und Israel – und wir, die wir hier wahrscheinlich alle zusammen als Heiden kommen, auch wenn vielleicht jemand jüdische Vorfahren hat. Wir sind alle in diesen Bund eingepfropft. Wir können teilhaben an dem Ganzen, weil Gott den Bund durch den Glauben erweitert hat, sodass er auch für die Heiden offen wurde. So heißt es ja auch, wie ich es gerade vorgelesen habe, von Jesus, dem Gottesknecht, der als der Bund des Volkes bezeichnet wird. Er wird auch als das Licht der Heiden bezeichnet, was zeigt, dass der Bund nicht nur das Volk Israel betrifft, sondern auch die Heiden daran teilhaben können. Das haben wir gerade im Text, besonders in Galater 3, gehört.
Die Bundespartner sind also auf der einen Seite Gott und auf der anderen Seite der an Jesus gläubige Mensch.
Was sind die Bundesvereinbarungen? Hier wird es relativ interessant, denn diese Vereinbarungen sind sehr einseitig. Die erste Vereinbarung ist: Gott vergibt die Sünden durch den Kreuzestod Jesu. Das ist die erste Zusage, die er uns gibt. Durch den neuen Bund sagt er: „Ich vergebe euch, ich gedenke der Missetat nicht mehr.“ Jesus stirbt am Kreuz für uns, damit wir Frieden mit Gott haben – der Bund des Friedens.
Das Zweite, was er uns schenkt, ist neues, ewiges Leben. Sind wir in Christus, sind wir eine neue Kreatur, eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden. Er schenkt uns neues, ewiges Leben.
Das Dritte ist die Kindschaft. Es ist nicht nur das neue, ewige Leben, sondern wir dürfen jetzt auch seine Kinder sein und sagen: „Abba, lieber Vater.“ Das hören wir an verschiedenen Stellen immer wieder. Wir dürfen Kinder des Königs sein.
Das Vierte ist, dass er uns die Gegenwart des Heiligen Geistes schenkt. Das haben wir schon im Alten Testament gehört, diese Ausgießung des Geistes, die dort thematisiert wird. Im Neuen Testament hat der Heilige Geist unterschiedliche Funktionen: Er ist die Versiegelung, das Unterpfand unseres Erbes, wie es im Epheserbrief heißt. Wir lesen von der Frucht des Geistes im Galaterbrief, was der Geist in uns bewirkt. Wir lesen von Geistesgaben und ganz allgemein von Christus in uns, der Hoffnung der Herrlichkeit.
Das ist das Geschenk, das Gott uns macht: Er schenkt uns sich selbst. Dementsprechend verwandelt er auch den Menschen nach seinem Bilde. Das ist es, was wir gerade in 2. Korinther 3,18 gelesen haben: Indem wir auf ihn blicken, werden wir verwandelt in sein Bild. Wir werden Jesus ähnlicher, wir werden in sein Bild umgestaltet.
Nun ist die menschliche Habenseite ja sehr groß. Was müssen wir dafür tun? Das ist ja schon ein Riesenbrett, das Gott uns da gibt: nicht nur die Vergebung der Sünden. Oft bleiben wir schon an diesem Punkt stehen und denken, das war es schon. Aber da steckt noch so viel mehr drin, was er uns schenkt: die Kindschaft, neues Leben, seine eigene Gegenwart in unserem Leben.
Was müssen wir Menschen tun, damit wir Anteil an dem Ganzen haben? Im Grunde ist die einzige Voraussetzung der Glaube. Die einzige Voraussetzung ist, das alles im Glauben anzunehmen. Und das erscheint uns irgendwie zu einfach. Ich glaube, da tun wir uns oft als Christen oder auch als Nichtchristen schwer mit dem christlichen Glauben, weil wir denken: So einfach kann es nicht sein, es muss doch mehr geben als das. Aber genau das ist der Knackpunkt: Nein, es ist allein der Glaube, der uns rettet.
Glaube bedeutet aber nach biblischem Verständnis nicht einfach nur ein Fürwahrhalten. Es ist mehr als nur ein reines Fürwahrhalten. Das heißt nicht nur, dass ich diese Verheißungen, die Tatsache, dass Jesus für meine Sünden am Kreuz gestorben ist, für wahr halte. Sondern ich bekenne es, ich vertraue Gott, ich gebe ihm mein ganzes Leben hin.
Jakobus sagt, dass reines Fürwahrhalten nicht reicht, weil auch die Teufel Gott für wahr halten. Sie wissen natürlich, dass es Gott gibt, ordnen sich ihm aber nicht unter. Glaube bedeutet also, dass ich mein Leben in Gottes Hände gebe: „Mein Herr, und ich bin sein Diener.“
Das ist eigentlich ein sehr einseitiger Bund. Wir machen damit ein Riesengeschäft, wenn wir uns auf diesen Bund einlassen, denn wir müssen eigentlich nicht viel tun. Wir müssen einfach nur darauf vertrauen, dass es stimmt. Und dafür bekommen wir Schätze, die man in keinem anderen Vertrag findet: Vergebung der Sünden, ewiges Leben, die Gegenwart Gottes durch seinen Geist.
Das sind Vorteile gegenüber jeder Versicherung oder Anlage, bei der wir uns zu gewissen Dingen verpflichten müssen. Gott verspricht uns all diese Dinge, steht fest dazu und besiegelt diesen Bund. Nicht nur mit einer mündlichen Zusage wie bei den anderen Bünden, sondern indem er selbst Mensch wird, sich ans Kreuz schlagen lässt, für unsere Schuld stirbt und sein Leben für uns gibt.
So viel Wert war ihm dieser Bund, der eigentlich so einseitig ist und nur uns Dinge schenkt, dass er dafür sogar sein Leben gab. Er besiegelt den Bund durch seinen Tod am Kreuz.
Wir können auch die Besiegelung des Bundes mit dazu nehmen. Ich habe es unten mit dazu geschrieben beim Zeichen. Wir besiegeln diesen Bund im Grunde durch unseren Glauben, der sich dann in der Taufe zum Ausdruck bringt. Ich habe es deshalb als Zeichen hingeschrieben, weil die Besiegelung nicht erst mit der Taufe stattfindet, sondern im Moment des Glaubens, der Bekehrung, wenn der Mensch zum Glauben kommt.
Deshalb haben wir im neuen Bund zwei Bundeszeichen, die in der evangelischen Kirche auch die beiden Sakramente sind: das Abendmahl und die Taufe. Das Abendmahl erinnert uns daran, dass Jesus für uns gestorben ist, und daran, was er uns schenkt. Die Taufe erinnert uns an unseren Beitrag, nämlich den Glauben, diese Entscheidung, die wir vor anderen bezeugen.
Das ist das, was der neue Bund beinhaltet.
Jetzt könnte man sagen: Eigentlich ist es ja relativ einfach, so kompliziert ist es gar nicht. Aber es zeigt sich, dass es doch eine ganze Reihe an Missverständnissen unter uns Christen gibt, insbesondere in Bezug auf den neuen Bund. Deshalb möchte ich heute Abend mit uns noch auf drei dieser Missverständnisse näher eingehen.
Das erste Missverständnis betrifft das Prinzip von Segen und Fluch. An dieser Stelle möchte ich noch einen kurzen Hinweis geben: Wenn Fragen auftauchen, habt ihr am Ende die Möglichkeit, gern noch Fragen zu stellen. Falls es online von zuhause aus Fragen gibt, schreibt diese gerne in den Chat. Ich beantworte sie nicht direkt, aber am Ende können sie mir vorgelesen werden, und ich versuche, eine Antwort zu geben, soweit es mir möglich ist.
Kommen wir nun zum ersten Missverständnis beim neuen Bund: das Prinzip von Segen und Fluch. Im Alten Testament finden wir in 5. Mose 28 den Zusammenhang, in dem Gott sagt: Wenn ihr mir gehorcht, dann wird eine ganze Palette an Segensdingen versprochen. Wenn ihr meinen Worten nicht gehorcht, also ungehorsam seid, dann wird eine ganze Palette an Flüchen ausgesprochen, die über euch kommen wird.
Das heißt: Wenn sie gehorsam sind, werden sie in Frieden und Wohlstand leben, es wird ihnen gut gehen im Land, Gott wird sie segnen. Wenn sie aber ungehorsam sind, kommen andere Länder, erobern das Land, führen sie weg, es geht ins Exil und so weiter.
Dieses Prinzip von Segen und Fluch ist ein Prinzip aus dem Alten Bund. Ich glaube, häufig übertragen wir dieses Prinzip von Segen und Fluch in den Neuen Bund hinein, obwohl dort im Neuen Bund von diesem Prinzip nur die Rede ist.
Der Alte Bund ist ein Bund, der an Voraussetzungen geknüpft ist, nämlich an den Gehorsam. Im Neuen Testament ist das nicht der Fall. Das heißt, auf der einen Seite haben wir im Alten Bund den Zusammenhang zwischen gehorsamem Segen und ungehorsamem Fluch. Auf der anderen Seite lernen wir, wenn wir die Geschichte genauer verfolgen, gleichzeitig noch etwas über die Gnade Gottes.
Wir sehen, dass er eigentlich nie so stark bestraft, wie er es eigentlich müsste. Er ist viel gnädiger, als es dem Bund entsprechen müsste, gibt dem Volk immer wieder eine Chance und bestraft sie nicht so hart, wie es gemäß den Vorschriften in seinem Versprechen sein sollte. Das ist noch einmal ein anderes Thema, aber wir sehen hier schon seine Gnade heraus.
Wie zeigt sich dieses falsche Verständnis im Neuen Bund an vielen Stellen? Häufiges Denken, das vor allem im Wohlstands- und Gesundheitsevangelium zu finden ist – im Englischen als „Health and Wealth Gospel“ bekannt – ist, dass wenn ich alles richtig mache, Gott mich dann mit Wohlstand und Gesundheit segnet.
Das wäre schön, wobei ich gar nicht weiß, ob es so schön wäre, wenn ich so viel richtig mache, dass das am Ende wirklich dabei herauskommt. Aber wir sehen im Neuen Testament nichts davon, dass im Neuen Bund dieser Zusammenhang besteht.
Es gibt keinen Grundsatz, der besagt: Wenn ich alles richtig mache, dann muss Gott mich segnen. Und wenn Gott mich nicht segnet, dann liegt es daran, dass ich nicht alles richtig gemacht habe. Dieses Prinzip wird gerade in vielen Gemeinden des Wohlstandsevangeliums gepredigt: Du musst nur umso mehr spenden, dann wirst du auch reich werden.
Dieses Prinzip finden wir im Neuen Testament nicht. Ebenso wenig besteht ein Zusammenhang zwischen Krankheit, Tod, Verlust von lieben Menschen, Verlust der Freiheit oder des Berufs und unseren Taten. Es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass diese Dinge eine Konsequenz aus unserem eigenen Handeln sind, dass wir deshalb krank geworden sind oder ein lieber Mensch gestorben ist, weil Sünde in unserem Leben ist.
Das beste Beispiel dafür ist Paulus. Einerseits ist er ein sehr leuchtendes Vorbild des Glaubens, andererseits sehen wir, wie oft er in Schiffsbruch geraten ist, im Gefängnis saß, ausgepeitscht und gesteinigt wurde. Auch alle anderen Apostel sind früher oder später dem Märtyrertod gestorben.
Man kann also nicht sagen, dass ein Dienst im Sinne Gottes automatisch zu Wohlstand und irdischen Segnungen führt. Das widerspricht letztlich auch den Grundprinzipien des Neuen Testaments.
Was es dennoch gibt – und deshalb sage ich, ist es nicht ganz ausgeschlossen, dass es auch einen Zusammenhang gibt – ist das Prinzip von Saat und Ernte. Wir ernten das, was wir säen.
Es gibt zwei Stellen, die das verdeutlichen: Zum einen 2. Korinther 9, Vers 6, wo es um Geldsammlung geht. Paulus sagt: Wer kirchlich sät, wird auch kirchlich ernten; wer im Segen sät, wird auch ernten. Dieser Vers wird oft im Sinne des Wohlstandsevangeliums verwendet, aber es geht hier wesentlich weniger darum, noch mehr Geld zu bekommen.
Vielmehr geht es darum, dass es in geistlicher Hinsicht ein Segen ist, wenn wir bereit sind, auf unseren Besitz zu verzichten, loszulassen und uns zum Segen werden zu lassen. Wenn wir jedoch an den Dingen festklammern, wird es uns nicht zum Segen.
Eine ähnliche Richtung, aber nicht ums Geld, findet sich in Galater 6, Verse 7 und 8. Dort schreibt Paulus an die Galater: „Irrt euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten; denn was der Mensch sät, das wird er ernten. Wer auf sein Fleisch sät, wird von dem Fleisch Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten.“
Auch hier geht es um die Frage, worauf ich mein Leben baue: auf meine eigenen Leistungen oder im Vertrauen auf Gott? Beides hat Auswirkungen auf unser Leben.
Ein ganz banales Beispiel: Ich kann in meinen Beziehungen Liebe oder Hass säen und werde dementsprechend ernten. Ich kann in der Gemeinde Freude oder Angst säen und werde dementsprechend ernten.
Natürlich besteht ein Zusammenhang zwischen dem, was wir tun, und dem, was hinten herauskommt. Aber es gibt nicht das Grundprinzip, dass wir nur alles richtig machen müssen und Gott dann automatisch segnet wie ein Bedienautomat.
Im Neuen Bund geht es letztlich nicht um irdische Dinge, sondern um eine viel größere, geistliche Dimension.
Segen und Fluch haben hier eine ganz konkrete Bedeutung. Das Prinzip von Saat und Ernte hatten wir gerade noch nicht betrachtet, aber letztlich geht es um eine ganz konkrete geistliche Sache: In Jesus sind wir befreit vom Fluch der Sünde und des Todes.
Wir haben es gerade gelesen: vom Fluch des Gesetzes. Und wir sind in ihm gesegnet mit allem geistlichen Segen im Himmel.
Das heißt, das Prinzip Segen im Neuen Bund ist ganz einfach: Wir sind gesegnet mit allem geistlichen Segen im Himmel.
Vielleicht kommt es uns jetzt nicht so vor, vielleicht sagt ihr, da könnte schon noch mehr sein. So geistlich gesegnet fühle ich mich gar nicht.
Was ist das Größte, das Gott uns an geistlichen Segnungen schenkt? Es ist – auch hier wieder – dass er sich selbst schenkt. Er lebt durch seinen Geist in uns.
Es gibt nichts Größeres als die Gegenwart Gottes in unserem Leben. Er ist da. Ob ich das gerade fühle oder nicht, ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass er es zugesprochen hat: Er ist da.
Im Philipperbrief sehen wir sogar noch einen weiteren Gedanken, nämlich in Kapitel 4, Verse 11 bis 13. Dort sagt Paulus: Egal wie es mir geht, ob es mir gut oder schlecht geht, ob ich Mangel leide oder Überfluss habe, ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.
Paulus macht deutlich, dass irdische Segnungen und irdischer Mangel beides dazu dienen können, geistlich zu wachsen.
Wenn ich irdische Segnungen dazu nutze, an dem Reichtum, den Gott mir geschenkt hat, weiterzugeben – nicht selbstsüchtig nur für mich zu nutzen, sondern selbstlos weiterzugeben – oder wenn ich bereit bin, Mangel zu ertragen, um in diesem Mangel meine Abhängigkeit von Gott bewusst zu werden, dann werde ich geistlich gesegnet.
Nicht durch konkrete Dinge, sondern indem das verwandelnde Bild Jesu immer mehr real wird und wir in ihm wachsen dürfen.
Das ist der Segen, um den es geht.
Also: Das Prinzip von Segen und Fluch, wie wir es im Alten Testament im Alten Bund haben, gibt es so im Neuen Bund nicht.
Natürlich ist der Fluch sehr negativ, aber Paulus hält fest, dass das Gesetz an sich heilig, gerecht und gut ist.
Wie passt das zusammen? Das Problem ist nicht das Gesetz, sondern wir Menschen, die nicht in der Lage sind, das Gesetz zu halten.
Deshalb ist das Gesetz für uns zum Nachteil geworden, beziehungsweise hat uns in den Tod geführt.
Aber letztlich ist es als Zuchtmeister auf Christus hin auch wieder zum Vorteil, weil wir durch das Gesetz erst erkennen, dass wir Jesus brauchen.
Was wissen wir noch über das Gesetz? Wir lesen, dass Christus das Ende des Gesetzes ist.
Ihr habt es ja auch schon an verschiedenen Stellen gehört, dass das Gesetz veraltet ist und uns nicht mehr gilt.
So kommt automatisch die entscheidende Frage: Steht der Christ jetzt unter dem Gesetz oder nicht?
Dazu dürft ihr mal 1. Korinther 9 aufschlagen, insbesondere Vers 20.
Im Kontext geht es eigentlich um etwas anderes, aber Paulus macht hier zwei wesentliche Dinge deutlich.
Er sagt: „Dem Juden bin ich wie ein Jude geworden, damit ich die Juden gewinne. Denen, die unter dem Gesetz sind, bin ich wie einer unter dem Gesetz geworden, obwohl ich selbst nicht unter dem Gesetz bin.“
Also: Steht der Christ unter dem Gesetz? Nein.
Aber es geht noch weiter: „Denen, die ohne Gesetz sind, bin ich wie einer ohne Gesetz geworden, obwohl ich doch nicht ohne Gesetz bin vor Gott.“
Wie jetzt? Gerade hat er gesagt, er ist nicht unter dem Gesetz, und jetzt sagt er, er ist doch unter dem Gesetz.
Er sagt: „Sondern bin in dem Gesetz Christi, damit ich die, die ohne Gesetz sind, gewinne.“
Er spricht hier vom neuen Gesetz, dem Gesetz Christi.
Ich habe euch noch weitere Begriffe mitgebracht: Im Neuen Testament ist nicht nur vom Gesetz Christi die Rede, sondern auch vom Gesetz des Geistes, vom Gesetz des Glaubens und vom Gesetz der Freiheit.
Ich glaube, diese Gesetze sind alle dasselbe.
Es geht letztlich um das Gesetz des neuen Bundes.
Es ist ja schön und gut, wenn ständig gesagt wird, wir seien vom Gesetz befreit, wenn wir doch wieder unter dem neuen Gesetz stehen.
Aber was heißt es, unter diesem neuen Gesetz zu leben?
Dazu möchte ich euch jetzt mit auf einen kleinen gedanklichen Ausflug nehmen.
Welche zwei Berufsgruppen beschäftigen sich am intensivsten mit Gesetzen? Juristen und Physiker.
Natürlich gibt es noch weitere, aber diese beiden sind besonders prägnant.
Die Gesetze, mit denen sie sich beschäftigen, sind sehr unterschiedlicher Natur.
Juristen beschäftigen sich mit Gesetzen, die auf Papier geschrieben sind: Vereinbarungen, Regeln, die ich halten kann oder auch brechen kann.
Physiker beschäftigen sich mit einer anderen Art von Gesetzen: Grundprinzipien, Gesetzmäßigkeiten, die einfach so gelten.
Der gravierende Unterschied wird deutlich, wenn wir nach Hause fahren: Wir können uns alle dazu entschließen, das Gesetz der Straßenverkehrsordnung zu brechen, zum Beispiel über eine rote Ampel zu fahren oder zu schnell zu fahren.
Dazu will ich euch keinesfalls anstiften, das nicht ausprobieren.
Ich kann dieses Gesetz brechen und werde eventuell bestraft, wenn ich erwischt werde.
Oder ich komme vielleicht auch durch.
Wie sieht das Ganze bei den physikalischen Gesetzen aus?
Machen wir einen kleinen Versuch: Ich möchte euch bitten, alle das Gesetz der Schwerkraft zu brechen.
Entweder seid ihr alle treue Bürger, was das Einhalten von Naturgesetzen angeht, oder ihr könnt die Schwerkraft einfach nicht außer Kraft setzen.
Bei der Schwerkraft geht es um ein Prinzip, das für jeden gilt, der in diesem System lebt.
Dagegen kann ich mich nicht entscheiden.
Dieses Prinzip gilt, solange ich in diesem System lebe.
Im Fall der Schwerkraft ist das das ganze Universum, wo auf irgendeine Art und Weise immer die Schwerkraft wirkt – anders vielleicht hier auf der Erde und auf dem Mond –, aber das Prinzip gilt überall.
Was hat das mit den Gesetzen zu tun, von denen wir gerade sprechen?
Wir haben ein Gesetz, das eher dem Gesetz ähnelt, mit dem sich Juristen beschäftigen, nämlich dem Gesetz des Alten Testaments.
Es geht um Regeln und Gebote, die ich halten oder brechen kann.
Wie sieht das Gesetz im neuen Bund aus?
Ich glaube, das Gesetz des neuen Bundes gleicht eher dem zweiten Typ.
Es geht vielmehr um Prinzipien.
Es geht nicht um Gesetze, die wir halten müssen, sondern darum, dass wir im Herrschaftsbereich Gottes sind.
Der Geist Gottes lebt in uns und befähigt uns, nach diesen Gesetzen zu leben.
Wie komme ich darauf?
Weil die Bibel das an verschiedenen Stellen sagt.
Jeremia 31 berichtet, dass das Gesetz nicht mehr auf Steintafeln geschrieben wird, sondern in unsere Herzen.
Hesekiel 36, Vers 26, sagt, dass Gott uns unser altes, steinernes Herz herausreißt und uns ein neues, fleischernes Herz gibt, einen neuen Geist schenkt.
Galater 5 spricht von der Frucht des Geistes, all dem, was der Geist bewirkt und was aus dem Herzen des Menschen herauskommt.
Der Geist Gottes ist also derjenige, der das in uns bewirkt.
Auch Jakobus 3, Vers 17, spricht von Weisheit, die von oben kommt, gütig, friedfertig und reich an Barmherzigkeit ist.
Verschiedene Bibelstellen machen deutlich, dass das, was Gott von uns erwartet und verlangt, letztlich etwas ist, das er in uns bewirkt.
Das heißt, das Halten des Gesetzes ist keine Voraussetzung mehr, sondern eine Konsequenz, eine Auswirkung des neuen Lebens mit Jesus.
Das wird auch deutlich, wenn man Bücher wie den Jakobusbrief betrachtet.
Dort wird an vielen Stellen gezeigt, wie ein Leben mit Jesus aussieht.
Wenn es nicht sichtbar wird, stellt sich die Frage, ob man wirklich mit Jesus lebt.
Natürlich gibt es viele Abstufungen zwischen gar nicht und vollkommen, aber wenn gar nichts sichtbar ist, stellt sich die Frage, ob wir wirklich im Wirkungsbereich des Geistes sind.
Denn von der Frucht des Geistes ist die Rede, und eine Frucht ist eine natürliche Konsequenz von etwas, das wächst.
Es hat nichts mit Anstrengung oder Willen zu tun, sondern ist eine logische Folge davon, wenn die Pflanze an Wasser, Boden und Sonne angeschlossen ist.
So ist es auch mit unserem Leben mit Jesus.
Hier gilt ein Grundprinzip.
Ich möchte diesen Gedanken noch weiter spinnen.
Jetzt wird es noch physikalischer: Ich zeige euch die Formel für die Schwerkraft.
Ihr habt hier zwei Kugeln, eine große blaue und eine kleine grüne.
Diese zwei Kugeln üben eine Kraft aufeinander aus, die Schwerkraft.
Sie besteht aus verschiedenen Teilen: der Gravitationskonstante, der Masse der jeweiligen Kugel und dem Radius.
Das ist jetzt nicht entscheidend, aber interessant ist der Einfluss des Radius.
Wie groß ist die Kraft auf einen Körper, der genauso groß ist wie die grüne Kugel, wenn der Körper viel weiter weg ist?
Sie ist kleiner.
Man kann das mit unserer Erde vergleichen: Wenn wir auf der Erde sind, ist die Schwerkraft für uns alle gleich.
Wenn wir 10 Kilometer in die Höhe gehen, wird die Schwerkraft, die die Erde auf uns ausübt, wesentlich geringer.
Das heißt, die Kraft auf einen Körper, der weiter weg ist, ist wesentlich geringer.
Mir geht es nicht darum, dass ihr physikalische Grundprinzipien heute Abend neu verinnerlicht, sondern mir gefällt der Gedanke, dass die Kraft, die Gott auf uns ausübt, größer ist, wenn wir in seiner Nähe sind.
Je näher wir uns an Jesus halten, desto mehr wirkt seine verändernde Kraft in unserem Leben.
Wenn wir uns von ihm fernhalten, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn sich nicht viel verändert.
Es bedarf also eines bewussten Aussetzens, sich Gott auszusetzen.
Das haben wir gerade gelesen: Es geht darum, sich seine Herrlichkeit anzusehen und von seiner Herrlichkeit verwandelt zu werden.
Sich in sein Licht zu stellen und durch Gemeinschaft mit ihm, Zeit mit ihm zu verbringen, in seiner Nähe zu sein, werden wir verändert.
Deshalb ist es so wichtig, Zeit mit Gott zu verbringen.
Kommen wir zurück zur Ursprungsfrage: Was heißt das ganz konkret für unseren Umgang mit den Geboten?
Grundsätzlich gilt: Wir stehen nicht mehr unter dem Gesetz.
Alle Gesetze und Gebote, die im Alten Testament geschrieben wurden, galten für das Volk Israel im Alten Bund, aber nicht für uns.
Wir können nicht einfach sagen, wir halten uns daran, weil sie im Alten Testament stehen.
Natürlich finden sich im Alten Testament Grundprinzipien, die auch im Neuen Bund gültig sind.
Jesus fasst das Ganze mit dem Doppelgebot der Liebe zusammen.
Er sagt, das Grundprinzip des Gesetzes ist dieses Doppelgebot: Gott zu lieben von ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Kraft und den Nächsten wie sich selbst.
Weil die zehn Gebote Ausdruck dieses Doppelgebots der Liebe sind, können wir uns natürlich auch fröhlich an die zehn Gebote halten.
Zum Beispiel den Namen Gottes nicht zu verunglimpfen, die Ehe nicht zu brechen, nicht zu töten und so weiter.
Diese Gebote sind im Sinne des Doppelgebots der Liebe und Grundprinzipien, die nicht erst mit dem Gesetz am Sinai eingeführt wurden, sondern auch vorher schon da waren.
Die ganzen anderen Bestimmungen über Reinheit, Opfer und Strafen gelten nicht mehr, weil Jesus uns rein gemacht hat.
Er ist das Opfer und hat die Strafe getragen.
Das Alte hat keine Bedeutung mehr.
Es gilt letztlich das Grundprinzip der Liebe und die Auswirkungen daraus.
Das heißt, wir orientieren uns nicht an den zehn Geboten, weil sie auf Steintafeln des Alten Bundes stehen, sondern weil sie diese Prinzipien deutlich machen, die auch im Neuen Bund gelten.
Deshalb halten wir den Sabbat auch nicht so, wie es im Alten Bund vorgeschrieben war.
Wir halten den Ruhetag am Sonntag oder, wenn man berufstätig ist, auch an einem anderen Tag.
Wir müssen den Ruhetag nicht halten, aber wir nehmen uns selbst viel, wenn wir ihn nicht nehmen.
Denn er ist gut für unser geistliches Leben und unsere Beziehung zu Jesus.
Wir sollten den Ruhetag nicht nur zur Ruhe nutzen, was natürlich auch wichtig ist, sondern bewusst Zeit mit Gott verbringen.
Das können wir noch weiter ausführen, aber das ist ein anderes Thema.
Ich möchte noch ein Beispiel aus dem Neuen Testament nehmen, das das verdeutlicht: Römer 14, wo es um Götzenopferfleisch geht.
Vordergründig wird die Frage diskutiert, ob man Götzenopferfleisch essen darf oder nicht.
Paulus macht deutlich, dass es am Ende gar nicht um diese Frage geht.
Er sagt, entscheidend ist nicht, was ich darf oder nicht, sondern wie wir miteinander umgehen.
Es geht um die Liebe zueinander und zu Gott.
Das ist das Entscheidende.
Das heißt nicht, dass es bei jeder Frage egal ist, was man darf oder nicht.
Natürlich gibt es richtig und falsch, aber der Fokus liegt auf der Liebe zu Gott und zum Nächsten.
Die Liebe zu Gott zeigt sich darin, dass wir nach seinem Willen leben wollen.
Das macht Richtig und Falsch wieder deutlich.
Paulus macht beim Götzenopferfleisch auch deutlich: Wer die Freiheit nicht hat und ein schlechtes Gewissen vor Gott hat, soll es lieber nicht essen.
Denn es würde die Beziehung zu Gott stören, wenn er mit schlechtem Gewissen isst.
Es wäre für ihn sogar Sünde, obwohl es eigentlich erlaubt wäre.
Zwei wesentliche Aspekte als Fazit bei diesem Thema „Der Christ und das Gesetz“:
Erstens: Leben im Willen Gottes ist die Konsequenz der Erlösung und zugleich die Voraussetzung.
Weil Christus in uns lebt, leben wir jetzt in seinem Willen.
Philipper 2, Vers 13 sagt: „Denn er ist’s, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.“
Im Vers davor steckt natürlich auch das Ausstrecken danach drin: „Schafft euer Heil mit Furcht und Zittern, strebt danach.“
Aber letztlich ist er es, der beides bewirkt: das Wollen und das Vollbringen.
Zweitens: Die Liebe zu Gott, zum Nächsten und zu sich selbst ist das Grundprinzip des Lebens im Neuen Bund.
So heißt es auch in Galater 5, Verse 13 bis 15: „Ihr aber, liebe Brüder, seid zur Freiheit berufen.
Allein seht zu, dass ihr durch die Freiheit dem Fleisch nicht Raum gebt, sondern durch die Liebe einander dient.
Denn das ganze Gesetz ist in einem Wort erfüllt, in dem: ‚Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.‘
Wenn ihr euch aber untereinander beißt und fresst, so seht zu, dass ihr nicht voneinander aufgefressen werdet.“
Hier wird deutlich, welches Prinzip gilt.
Jetzt möchte ich zum Abschluss noch kurz auf einen dritten Punkt eingehen. Ich werde das auch gar nicht mehr zu ausführlich machen, nämlich auf den Christ und die Freiheit. Dazu haben wir eigentlich schon vieles gesagt, weil es ja direkt mit dem Gesetz zusammenhängt.
Häufig gibt es zwei gegensätzliche Denkweisen: Auf der einen Seite die Gefahr der Gesetzlichkeit, dass wir als Christen wieder in die Gesetzlichkeit rutschen und denken, was wir alles tun müssen. Auf der anderen Seite aber die Gefahr, dass man meint, als Christ könne man tun und lassen, was man will – völlig frei, nach eigenem Ermessen.
In Römer 5,20 bis 6,18 geht Paulus intensiv darauf ein. Ich will jetzt nicht den ganzen Text lesen, das kann man gerne in Ruhe zuhause nachlesen. Paulus fängt damit an, dass er sagt, das Gesetz sei dazwischengekommen, damit die Sünde größer werde. Wo aber die Sünde groß geworden ist, da ist die Gnade Gottes noch viel mächtiger geworden.
Dann stellt Paulus immer wieder Rückfragen: Heißt das jetzt, dass wir sündigen sollen, damit Gottes Gnade noch viel mächtiger wird? In Vers 2 heißt es dann: Das sei ferne! Wie sollten wir in der Sünde leben wollen, der wir doch gestorben sind? Oder wisst ihr nicht, dass alle, die auf Christus Jesus getauft sind, in seinen Tod getauft sind? So sind wir mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit wir, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch in einem neuen Leben wandeln.
In Vers 15 sagt Paulus noch einmal: Wie nun sollen wir sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetz sind, sondern unter der Gnade? Das sei ferne! Wisst ihr nicht, wem ihr euch zu Knechten macht, um ihm zu gehorchen? Dessen Knechte seid ihr und müsst ihm gehorsam sein, entweder der Sünde zum Tod oder dem Gehorsam zur Gerechtigkeit.
Was will Paulus hiermit sagen? Zum einen, wir sind immer Knechte von irgendwem. Freiheit bedeutet nicht, dass wir frei sind, alles zu tun und zu lassen, was wir wollen. Freiheit heißt vielmehr, dass wir befreit sind von der Sünde. Wir müssen der Sünde nicht mehr nachgeben, sondern können jetzt das Leben wählen, das Gute wählen – durch das, was Jesus in uns bewirkt.
Es geht also um die Frage: Sind wir Knechte der Sünde oder Knechte Gottes? Wem wollen wir uns zum Knecht machen? So sagt auch Martin Luther in seiner Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan; ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“
Genau in dieser Spannung steht letztlich auch die christliche Freiheit. Das heißt, wir sind frei vom Gesetz, aber diese Freiheit bedeutet nicht, dass wir tun und lassen können, was wir wollen. Wir sollen sie nicht zur Sünde missbrauchen, wie Paulus im Galaterbrief sagt oder wie es auch in 1. Korinther 10,23 heißt: „Alles ist erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist erlaubt, aber nicht alles baut auf. Niemand suche das Seine, sondern was dem anderen dient.“
Christliche Freiheit bedeutet also, dass ich befreit werde von der Selbstzentrierung und befreit bin, dem anderen zu dienen. Wenn man unter diesem Aspekt den ganzen Philipperbrief liest, merkt man, dass sich das Thema Selbstlosigkeit durchzieht. Das Herzstück ist Jesus, der Christushymnus im Kapitel 2, Verse 6 bis 11, wo beschrieben wird, wie er auf alles verzichtet hat, um für uns am Kreuz zu sterben.
Wir sehen dann, dass wir aufgerufen werden, in dieser Gesinnung zu leben. Paulus lebt diese Selbstlosigkeit vor, obwohl er im Gefängnis sitzt und sagt: „Ach, was soll es, solange Christus dadurch verherrlicht wird, ist es mir recht.“ Wir sehen es bei Timotheus, bei Epaphroditus, der sich so für Paulus einsetzt, dass er dem Tod nahekommt. Wir sehen es bei den Philippern, die arm sind, verfolgt werden und sogar das Letzte, was sie haben, noch Paulus mitgeben.
Überall zeigt sich diese Selbstlosigkeit, die Bereitschaft zur Liebe und zum Dienst, die Bereitschaft, dem anderen alles zu geben. Natürlich kann man das auch ungesund interpretieren, als ob man selbst nichts mehr zu melden hätte. Aber darum geht es in der Bibel nicht. Wenn jeder alles für den anderen gibt, ist auch jeder reich beschenkt. Das ist das Prinzip der christlichen Gemeinde.
Christliche Freiheit bedeutet also nicht, dass wir tun und lassen können, was wir wollen. Christliche Freiheit heißt vielmehr, ganz eng gebunden zu sein an Jesus und befreit zu sein von all den Dingen, die uns von Jesus wegziehen. Maximale Freiheit gibt es nur in der absoluten Abhängigkeit von Gott.
Was heißt es also, im Neuen Bund zu leben? Was ist das Fazit dieses ganzen Abends? Was bedeutet es, ein Leben im Neuen Bund zu führen?
Es heißt, durch den Glauben an Jesus von Gott beschenkt zu werden. Es bedeutet, neues Leben zu erhalten und Vergebung der Sünden zu erlangen. Es heißt, Kind Gottes sein zu dürfen. Es bedeutet, dass der Geist Gottes in uns lebt und wir mit allem geistlichen Segen gesegnet sind.
Es heißt, dass dieser Geist, Christus in uns, unser Leben verändert. Er nimmt immer mehr Gestalt in unserem Leben an. Deshalb sollen wir uns nach Jesus ausstrecken. Es bedeutet, dass wir unser Bestes geben, dass wir alles für Jesus geben. Wir sollen unser Äußerstes für sein Höchstes geben.
Es heißt aber auch, dass wir ohne ihn nichts tun können. Nichts habe ich zu bringen, alles, Herr, bist du.
Ich möchte noch beten: Herr Jesus, ich glaube, wir können gar nicht begreifen, was für ein Riesenschatz das ist, den wir haben dürfen, wenn wir in diesem neuen Bund leben. Was du uns alles schenkst, und dass wir im Grunde eigentlich nichts dafür tun müssen, nichts dafür tun können.
Und trotzdem neigen wir immer wieder dazu, etwas machen zu wollen, zu müssen. Wir neigen auch immer wieder dazu, Dinge falsch zu verstehen. Hilf uns dabei, dieses Geschenk anzunehmen. Hilf uns, nach deinem Willen zu leben. Verändere du unsere Herzen. Verherrliche du dich in uns, damit wir uns nach dir ausstrecken, nach deinem Willen leben und ein Zeugnis und Licht in dieser Welt werden – zu deiner Ehre. Amen.
Ja, jetzt habe ich ein bisschen überzogen. Aber gibt es von eurer Seite noch Fragen? Oder muss man das jetzt erst einmal ein bisschen sacken lassen? Gab es online irgendwelche Fragen?
Ansonsten habt ihr die Möglichkeit, euch das Ganze auch online noch einmal anzuschauen. Gerade Sachen, die ich jetzt noch schneller angesagt habe, könnt ihr vielleicht noch einmal mitschreiben.
Für alle, die bis zum Schluss auch zu Hause mit dabei waren, noch einmal der Hinweis: Lasst gerne ein Like und ein Abo da, wenn es euch gefallen hat. Wir freuen uns als BSK immer über eure Unterstützung.
Wenn ihr für uns betet, liegen auch Gebetsflyer vorne draußen. Gerne nehmen wir auch finanzielle Unterstützung entgegen. Die Studiengebühren alleine tragen den Studienbetrieb nicht. Das heißt, wir leben zu einem sehr großen Teil von Spenden. Dafür sind wir sehr dankbar.
Herzliche Einladung auch zu allen anderen Angeboten, wie Abendvorträgen, aber auch Seminaren, die man natürlich auch als Gasthörer besuchen darf. Dazu gibt es noch Flyer und Infos vorne.
Ich wünsche euch allen noch einen guten und gesegneten Abend, ein gutes Nachhausekommen und viel Freude an all den reichen Geschenken, die der neue Bund mit sich bringt. Einen guten Abend euch noch.
Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, Liebe, Liebe, Liebe, Liebe, Liebe, Liebe, Liebe, Liebe, Liebe, Liebe, Liebe, Liebe, Liebe, Liebe, Liebe,