Einführung in den Weg des Heils
Er zeigt hier in zehn Schritten den Weg des Heils wunderbar auf.
Der Vorteil dieses Heftes wird sofort deutlich, wenn man es durchblättert. Die Skizzen und Illustrationen sind so eindrücklich, dass sie wirklich eine große Hilfe sind, um den Menschen das Thema verständlich zu machen. Natürlich sollen sie später die Bibel lesen, aber da sie die Bibel jetzt noch nicht kennen, kann man ihnen die Inhalte ruhig anhand von Skizzen erklären. Das ist keineswegs schlecht, sondern sehr hilfreich.
Wenn wir das Heft nur kurz durchblättern – wir wollen es jetzt nicht lesen, sondern nur einen Überblick gewinnen – zeigt es in zehn Schritten den Weg zu Gott. Das Heft trägt den Titel „Schritte zur Freude“. Gott wird darin immer als Sonne dargestellt, und das ist auch passend. Die Bibel sagt: „Gott, der Herr, ist Sonne und Schild.“
So wie die Sonne in unserer Welt alles am Leben erhält, ist Gott die geistliche Sonne, die alles am Leben erhält.
Die ersten Schritte zum Glauben
Der erste Schritt zu Gott besteht darin, Gott als Quelle alles Guten anzuerkennen. Das ist der Anfang. Hier fängt man ganz außen an, bei der Quelle allen Guten. Dieser Schritt ist noch sehr leicht.
Darunter kann man den Gesprächspartner, mit dem man das bespricht, fragen: Ja, nein oder vielleicht. Er kann seine Antwort dann unten ankreuzen.
Im zweiten Schritt geht es darum, die Welt als Schöpfung und den Menschen als Gottes Geschöpf anzuerkennen. Ihr seht, der Grafiker hat hier den Menschen als Krone der Schöpfung dargestellt. Er ist bereits auf Gott hin ausgerichtet.
Erst beim nächsten Schritt, der Gemeinschaft mit Gott als lebenswichtig erkennt, zeichnet der Grafiker den Menschen wirklich in Gemeinschaft mit Gott. Mathematiker würden sagen, in einer Schnittmenge. Er zeigt hier Gott und Mensch zusammen.
So war es einmal im Paradies. Das war damals die Situation von Adam und Eva. Sie waren in ungetrübter Gemeinschaft mit Gott, auf du und du, wie Wilhelm Busch einmal sagte.
Die Erkenntnis der Sünde und Trennung von Gott
Und dann der vierte Schritt: Jetzt kommt eine schwere Wahrheit, die die Menschen heute immer schwerer anerkennen können – Satan als Quelle allen Bösen zu erkennen.
Hier sehen wir den Sündenfall, wie Satan lauert. Das war die Situation im Garten Eden, als er darauf wartete, den Menschen von Gott wegzureißen.
Beim nächsten Bild, beim nächsten Schritt, ist es dann geschehen: Der fünfte Schritt ist die Abkehr von Gott als Ursache aller Not zu erkennen.
Wir sehen, was passiert ist: Satan hat den Menschen in seine Gewalt gebracht und in seine Nähe gezogen – weg von Gott. Zwischen Gott und den Menschen ist eine Trennwand, eine Trennmauer aus Sünde und Schuld entstanden.
Das können Menschen heute verstehen, wenn man nicht nur abstrakt von Sünde spricht, sondern ihnen zeigt: Hier, schau, da ist eine Mauer zwischen dir und Gott. Du bist nicht versöhnt mit ihm, du bist nicht an seinem Herzen. Zwischen dir und Gott steht eine Mauer – du bist ein Sünder.
Die Vergeblichkeit eigener Rettungsversuche
Dann kommt der sechste Schritt, der sehr wichtig ist: Alle eigenen Rettungsversuche als vergeblich zu erkennen.
Die eigenen Rettungsversuche, die wir von Natur aus alle ausprobiert haben, werden hier dargestellt. Er zeigt den Teufel mit einer Kette – eine sehr anschauliche Darstellung. Wenn ein Mensch weg von ihm will, spürt er erst die Kette, die ihn festhält.
Dann prallt alles ab: religiöse Rettungsversuche, ja, die Religionen führen nicht zu Gott. Auch die guten Werke, die Mitmenschlichkeit, die Humanität und die Ideologien führen nicht zu Gott.
Denn die Trennmauer ist zu stark, und alles prallt daran ab.
Das Evangelium als Brücke zu Gott
Und jetzt kommt im siebten Schritt das Evangelium. Das Evangelium bedeutet, Jesus Christus als den einzigen Weg zu Gott zu erkennen. Er hat gesagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich.“
Hier sehen wir die Liebe Gottes, der selbst Mensch wurde in Jesus. Er hat unsere Schuld getragen und damit eine Brücke geschlagen. Aus dem Trennbalken ist eine Brücke geworden.
Das ist hier ganz großartig illustriert: eine Brücke. Jesus ist die lebendige Brücke zum Vater.
Persönliche Entscheidung für Jesus
Und dann kommt der achte Schritt: Es heißt, persönlich zu Jesus zu kommen.
Es wäre vielleicht hilfreich, wenn wir dazu ein paar Sätze lesen, die auf der linken Seite beim achten Schritt stehen: „Jesus lädt mich ein, zu ihm zu kommen und damit den nötigen Schritt zu Gott zu tun. Kommt her zu mir alle, die ihr euch abmüht und belastet seid, ich werde euch Ruhe verschaffen.“
Dieser Schritt geschieht durch ein schlichtes Gebet.
Dann wird nochmals betont: Jesus verspricht, mich anzunehmen, wenn ich im Gebet zu ihm komme. Er hat gesagt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen.“ Auf diese Zusage kann ich mich verlassen.
Dann stellt sich die Frage: Glaube ich der Zusage Jesu Christi? Wenn ja, dann ist es gerade jetzt möglich, zu Jesus zu kommen. Ich darf ihn mit einfachen Worten darum bitten, mich anzunehmen und zu erretten.
Ich erkenne an, dass ich Gott gegenüber gesündigt habe und ohne Jesus Christus ewig verloren bin. Das muss der Betreffende anerkennen.
Ich sehe ein, dass ich nicht durch eigenes Tun, sondern allein durch Christi Opfer am Kreuz gerettet werden kann.
Und dann das Dritte: Ich bin bereit, von jetzt an Jesus Christus in meinem Leben Herr sein zu lassen.
Neulich habe ich mit jemandem das Heft hier durchgelesen. Er erkannte die ersten beiden Punkte voll und ganz an, aber beim dritten zögerte er und sagte: „So weit bin ich noch nicht.“
Ich habe ihn nicht gedrängt. Er kommt zu unseren Veranstaltungen, er soll weiter zuhören, weiter in der Bibel lesen. Er muss den Herrn noch besser kennenlernen, damit er sich wirklich ihm anvertrauen kann.
Da darf man dann nicht drängen, sondern man muss loslassen, freigeben und begleiten.
Dann folgt hier ein Übergabegebet. Auch bei der Evangelisation wird es nicht anders sein, als dass man mit den Menschen ein Übergabegebet betet.
Meistens können sie nicht beten, meistens haben sie noch nie ein Freigebet gesprochen.
Dann ist es eine Hilfe, wenn man ihnen Satz für Satz das Übergabegebet vorbetet und sie es nachsprechen.
Oder manchmal gibt es auch Leute, die dies frei sprechen können. Sie müssen das nicht genau so sagen, wie es hier steht.
Sie müssen nur zum Ausdruck bringen: „Herr Jesus, hier bin ich, ich will dir gehören, vergib mir und nimm mich an.“
Die Folgen der Bekehrung
Der neunte Schritt bietet eine wunderbare Gelegenheit, zu erklären, was genau geschieht, wenn sich jemand wirklich bekehrt und wiedergeboren wird. Diese Erklärung steht auf der linken Seite.
Ich bin errettet von der Macht der Finsternis und hineingesetzt in das Reich Christi und Gottes. Ich bin ein Kind und Erbe Gottes geworden. Durch das Blut Christi habe ich Vergebung all meiner Sünden erhalten. Außerdem habe ich Frieden mit Gott, ewiges Leben und ich empfange die Freude Gottes und Christi.
Auf der Zeichnung sieht man, was hier passiert ist: Die Kette ist gerissen, der Mensch wurde von Satan weggerissen und durch das Kreuz mit Gott versöhnt. So wird er wieder in die Gemeinschaft geführt.
Ich finde diese Darstellung sehr anschaulich und großartig illustriert. Die Menschen verstehen das gut. Ich durfte schon mehrfach erleben, dass Menschen diesen Text gelesen haben und danach wirklich den Wunsch verspürten, sich zu bekehren.
Leben als Christ und Nachfolge
Der zehnte Schritt erklärt das Glauben, Danken und das Christsein ausleben. Ganz hinten, auf der letzten Seite, sind die nächsten Schritte auf dem Weg mit Jesus aufgeführt.
Ich darf und will täglich beten. Ich lerne, Gottes Wort zu lieben und kennenzulernen. Ich brauche und suche Gemeinschaft mit Christen. Außerdem bin ich bereit, Jesus Christus zu bekennen.
Ihr seht, das ist ein wirklich sehr feines und eindrückliches Heft, das verständlich ist. Man kann es sogar für Kinder verwenden. Es gibt auch andere Hefte, man kann andere nehmen, aber das ist bisher das Beste, was ich kennengelernt habe.
Das dürft ihr also gerne behalten und auch beide für euch verwenden.
Umgang mit Zweifeln und Fragen in der Evangelisation
Nun kommen wir zum letzten Punkt heute Vormittag und dann auch bald zum Schluss. Wir haben ja keine Pause gemacht, aber vielleicht geht es noch so. Ich möchte auch gerne noch Gelegenheit geben, Fragen zu stellen.
Ein letzter Punkt steht noch auf unserem Programm. Immer dann, wenn ein Thema behandelt wurde, frage ich den Betreffenden, nachdem ich es mit ihm durchgesprochen habe: Glaubst du das? Kannst du das so annehmen? Ja, nein oder vielleicht?
Diese Frage oder Bemerkung kann zeigen, ob er noch eine Einschränkung hat. Zum Beispiel bei Schritt vier mit dem Teufel. Das ist heute für viele ein Problem. Sie glauben nicht mehr, dass es den Teufel gibt. Mir ist es schon ein paar Mal passiert, dass Leute das gehört haben, wie ich es gesagt habe: Doch, die Bibel spricht mit aller Deutlichkeit von Satan. Jesus spricht von ihm, die ganze Bibel spricht von ihm. Er ist Realität. Dann haben sie mit dem Kopf geschüttelt oder es infrage gestellt.
Dann haben wir hier „vielleicht“ angekreuzt und hier hingeschrieben, dass er noch weitere Informationen braucht. Falls ich diese Frage bemerke, wer schreibt hier „eins“? Zum Beispiel der Seelsorger oder der Suchende?
Beide können das, aber der Seelsorger kann es machen, weil er das Heft hat. Wenn man zwei Hefte hat, eines vom Seelsorger und eines vom Suchenden, dann kann auch der Suchende sich etwas hinschreiben. Zum Beispiel: Hier will ich noch mehr Informationen, oder hier habe ich noch eine Frage, die später geklärt werden muss.
Bei der Schöpfung vorne wisst ihr ja, dass die allermeisten eher in Richtung Evolution tendieren. Aber da gehe ich so weit, dass ich sage: Gut, das können wir heute Abend nicht klären – das Thema Schöpfung oder Evolution. Ich kann abends um zehn Uhr keinen Vortrag über Evolution anschließen.
Ich frage dann jeden Einzelnen: Kannst du glauben, dass Gott die Welt geschaffen hat? Dabei lassen wir einmal außer Acht, ob er es in sechs Tagen gemacht hat, was ich natürlich glaube, oder ob es Millionen Jahre waren. Das spielt jetzt eine untergeordnete Rolle. Ich glaube, dass das sehr wichtig ist, und ich möchte schon, dass die Menschen dahin kommen.
Aber ich kann nicht von jemandem erwarten, der zwanzig, dreißig oder fünfzig Jahre lang fest im Denken war, dass die Erde in Jahrmilliarden Jahren entstanden ist, und jetzt komme ich daher und halte einen Vortrag. Dann wischt er das weg und glaubt, dass die Erde in sechs Tagen geschaffen ist. So einfach geht das nicht.
Der braucht erst einmal Informationen. Er muss ein Buch bekommen von Professor Waltersmith oder anderen Fachkundigen und es lesen. Also schränke ich das ein und sage: Ich glaube, dass Gott so groß ist, dass er die Erde auch in sechs Sekunden hätte schaffen können. Wenn die Bibel sagt, er hat es in sechs Tagen gemacht, dann glaube ich das.
Wenn du das jetzt noch nicht glauben kannst, klammern wir das jetzt mal aus. Wichtig ist, dass du glauben kannst, dass Gott die Schöpfung gemacht hat und dass er dahintersteht. Dann muss man das einfach mal so lange stehen lassen.
Gibt es noch andere Fragen zu dem Heft direkt? Es ist nur ein Hilfsmittel, es ist nicht perfekt, aber man kann es wirklich sehr fein unterstützend gebrauchen. Es soll eine unterstützende Funktion haben.
Auch wenn ihr einen Arbeitskollegen kennt, einen Nachbarn oder wen auch immer, der suchend ist, kann man so etwas verwenden. Ihr könnt es zusammen mit ihm durchsprechen und dann dürft ihr einen Menschen zu Jesus führen.
Das ist mit das Schönste, was man als Christ erleben kann. Man wird beteiligt an der Freude des Himmels. Da ist Freude im Himmel, da spielen die Engel Gitarre, hat mal jemand gesagt, und da werden wir beteiligt an dieser Freude.
Das kommt auf uns zurück. Da werden wir wirklich mit einer ganz, ganz tiefen Glückseligkeit erfüllt.
Problemorientierte Evangelisation und Motive der Bekehrung
Können wir dann erst den vierten Punkt noch zum Abschluss bringen? Es geht um problemorientierte Evangelisation.
Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass sich Menschen meistens in Notsituationen bekehren. Gibt es hier jemanden, der sich bekehrt hat, als es ihm rundherum gut ging und er überhaupt keine Probleme in seinem Leben hatte? Das gibt es hier und da mal, aber wahrscheinlich die wenigsten. Meistens muss uns das Wasser bis zum Hals stehen, damit sich ein Mensch bekehrt.
Ich werde heute Nachmittag ein Beispiel erzählen, wo sich ein Mann bekehrt hat, dem stand das Wasser buchstäblich bis zum Hals – er hat sich unter Wasser bekehrt. Den kenne ich persönlich. Er wohnt nicht weit von hier, in Geislingen an der Steige. Davon werde ich heute Nachmittag berichten.
Meistens bekehren sich Menschen in großen Nöten, und das müssen wir einfach sehen. Das Motiv unserer Bekehrung sind meistens unbefriedigte Bedürfnisse. Entweder unbefriedigte körperliche Bedürfnisse wie Hunger, Durst, Kleidung oder Wohnung – besonders in Kriegs- und Katastrophengebieten.
Wenn ihr nach Afrika fahrt, wo ich Freunde als Missionare habe, dann fahren sie in ein Dorf, in dem Hunger herrscht. Sie verkündigen das Evangelium und haben Lastwagen mit Proviant dabei. Die Leute wissen, wenn sie sich jetzt bekehren, bekommen sie später Brot, Wurst und andere Lebensmittel. Die Menschen bekehren sich aus unbefriedigten Bedürfnissen, weil sie Hunger haben. Ob die Bekehrung dann echt ist, ist natürlich eine Frage: Geht es nur um die Dinge oder mehr?
Dann gibt es psychisch-seelische Bedürfnisse, wie Depressionen und Angst. Viele Menschen, die heute kommen, sind von Depressionen und Ängsten geplagt. Wir leben in einer Welt der Angst. Heute Nachmittag werde ich noch etwas mehr darauf eingehen, auch auf Seelsorge an depressiven Menschen.
Oder es ist das Bedürfnis nach Gemeinschaft, nach Zugehörigkeit, nach Liebe und nach Angenommensein. Das sind die Bedürfnisse, die wir haben. Keiner von uns bekehrt sich um Gottes Willen, damit Gott sein Geschöpf wieder hat. Daran denken wir zunächst gar nicht. Wir denken erst mal an unsere Nöte, die wir haben. Wir wollen Sinnerfüllung, wir wollen Angenommensein und so weiter. Wir wollen unsere Ängste und Sorgen loswerden.
Unsere Motive sind meistens sehr egoistisch und auf uns bezogen: das Bedürfnis nach Sinnerfüllung, das Bedürfnis nach Vergebung der Schuld. Das sind in der Regel die Motive. Wir sprechen über die Beweggründe, die uns zu Gott hin aufbrechen lassen. Wir haben gesehen, es sind meistens unbefriedigte körperliche, seelische oder geistliche Bedürfnisse, und das ist alles berechtigt.
Wir dürfen so zu Gott kommen. Gott gebraucht unseren Mangel, er gebraucht unsere ungestillten Bedürfnisse, damit wir offen werden für ihn und seine Botschaft. Aber alles, was wir jetzt genannt haben, sind selbst- und gruppenbezogene Motive. Der Mensch mit seinen Bedürfnissen steht im Mittelpunkt – anthropozentrisch, wie man das mit dem Fremdwort nennt: Ich will, ich brauche, ich muss haben.
Noch einmal: So darf es beginnen – mit Hunger oder Angst, mit Sinnkrise, mit Schuldkrise, mit dem Bedürfnis nach Gemeinschaft, nach Geborgenheit, nach Sinnerfüllung. Mein Bekehrungsmotiv war auch nicht edler. Ich wollte nicht verloren gehen, ich wollte sinnvoll leben können.
Aber jetzt kommt etwas sehr Wichtiges: Wenn ich nur aus selbstbezogenen Motiven zu Gott gekommen bin, reicht das auf Dauer nicht aus. Das ist zu wenig, dabei sollte es nicht bleiben. Das merkt man einem Menschen noch Jahre später an, wenn er bei diesem Motiv stehen geblieben ist. Dann ist das eine ganz egoistische Frömmigkeit.
Gott ist in diesem Fall so der große Wunscherfüllungsautomat, der immer segnen, trösten, helfen und heilen muss. Er muss immer um mich herum tanzen, und ich bin im Mittelpunkt. Jesus muss mich bedienen. So entsteht eine solche Frömmigkeit.
Ich möchte zeugnishaft sagen: Es gibt auch noch ein gottbezogenes Motiv. Der Herr kann uns immer mehr zeigen, dass sein Wort Wahrheit ist, dass er die Wahrheit ist.
Wenn mich heute jemand fragt: Warum bist du Christ? Dann antworte ich aus voller Überzeugung, weil ich glaube, dass Gottes Wort Wahrheit ist. Weil ich glaube, dass Gott und sein Wort Wahrheit sind. Davon bin ich überzeugt. Das ist Wahrheit, das ist die einzige Möglichkeit, wirklich zu leben. Es ist Wahrheit, und alles andere ist sinnlos und geht am Ziel vorbei.
Dahin müssen wir kommen: Wir müssen erkennen, dass Gottes Wort Wahrheit ist. Ich darf ihm Recht geben und ihm die Ehre geben – ihm, ihm. Es geht doch um ihn.
Es gibt heute eine Art von Evangelisation, die ich nicht für richtig halte. Das ist diese Problemevangelisation, wenn dann evangelisiert wird mit den Worten: Komm zu Jesus, und du wirst gesund, du verlierst deine Krankheiten. Oder wenn Geschäftsleuten gesagt wird: Kommt zu Jesus, und eure marode Firma wird wieder flott. Oder jungen Mädchen wird gesagt: Komm zu Jesus, und du bekommst einen gläubigen Mann oder was auch immer.
Wenn so evangelisiert wird: Komm zu Jesus, damit die Probleme deines Lebens gelöst werden – das ist nicht ganz in Ordnung.
Ich darf das auch sagen: Jesus kann heilen, er kann sogar eine Firma wieder gesund machen, er kann uns einen Partner schenken, natürlich. Er kann auf alle Probleme unseres Lebens Antworten geben – er kann es. Aber das sollte nicht der Grund sein, warum wir kommen.
Wir sollten in der Evangelisation oder die Menschen sollten kommen, weil ihnen gepredigt wurde, dass Gottes Wort Wahrheit ist, dass Gott lebt, dass sie ihm die Ehre geben sollen und dass es darum geht, dass er der Herr wird in ihrem Leben und dass er etwas von ihrem Leben hat.
Das muss schon in der Evangelisation gepredigt werden. Sonst kommen die Leute nur, weil sie die Bonbons wollen, weil sie persönliche Vorteile suchen und einfach ihre Nöte loswerden wollen. Das kann später eine verkorkste Nachfolge geben, schon von Anfang an, wenn es überhaupt eine gibt.
Wir dürfen nicht nur von der Schokoladenseite des Evangeliums sprechen – dass wir Vergebung bekommen, dass wir ewiges Leben bekommen. Wir müssen das Kreuz verkündigen – in seinem vollen Umfang, das Kreuz.
Wir müssen den Leuten in der Botschaft und auch in der anschließenden Seelsorge sagen, dass Jesu Nachfolge auch beschwerlich ist. Dass man verachtet wird, verkannt wird, dass man unter Umständen benachteiligt wird.
In vielen Ländern der Erde, vielleicht auch dort, wo ihr herkommt, wenn ihr nicht hier geboren seid, sondern drüben noch in der Zeit des Sowjetregimes, kann das Verfolgung bedeuten.
Ihr kennt Geschwister oder vielleicht sind sogar einige hier, die selbst im Gefängnis gesessen haben. Ihr kennt Jakob, Esau und all die Brüder und ihre Geschichten.
Nun, das müssen wir nicht unbedingt in der Evangelisation sagen: Wenn du dich bekehrst, dann kommst du vielleicht ins Gefängnis. Das ist hier bei uns im Augenblick wahrscheinlich nicht aktuell. Aber wir müssen es ihnen sagen: Es heißt, das Kreuz auf sich zu nehmen, dass es auch eine Schattenseite hat und Nachteile mit sich bringt.
Das dürfen wir zumindest nicht verschweigen. Und dann machen wir die Pforte nicht weiter und den schmalen Weg nicht breiter. Dann leeren wir den schlichten Weg des Kreuzes.
Das Wort Gottes wird Scheidung wirken, und der Herr selbst wird Menschen erretten und sie auch auf dem Weg der Nachfolge weiterbringen.
Seelsorge und Begleitung nach der Bekehrung
Zum Schluss
Im Gespräch mit Nichtchristen müssen wir immer wieder deutlich machen, dass Gott den Menschen zur Lösung ihrer Probleme mehr anbietet, als der Ratsuchende im Moment bereit ist anzunehmen.
Wir bewegen uns bei der Seelsorge von Nichtchristen in einem Bereich der problemorientierten Evangelisation. Man kann einem Menschen, der vor einem sitzt, sagen, was geschehen müsste und wie man sich die eigentliche Hilfe vorstellt. Zum Beispiel kann man ihm sagen: „Ich möchte, dass Sie all diese Dinge erleben.“
Wir stehen im Augenblick vor einer Mauer, oder um es bildlich auszudrücken: Wir stehen hier auf dieser Seite der Linie. Hier ist eine Mauer. Alles, wovon wir gesprochen haben und was Jesus Ihnen anbietet, liegt auf der anderen Seite, jenseits der Mauer. Sie sind jetzt noch auf dieser Seite.
Es gibt nur eine Möglichkeit, hindurchzukommen: eine Pforte. Diese Pforte ist eng. Und genau da möchte ich Sie jetzt einladen. Jesus hat gesagt: „Ich bin die Tür.“ Sind Sie bereit, hindurchzugehen?
Alles, was Gott Ihnen anbietet, liegt auf der anderen Seite. Aber dort ist auch der Weg der Nachfolge, der mit Beschwerden verbunden ist. Dieser Weg hat sogar schon manchen Christen das Leben gekostet. Das ewige Leben ist umsonst, aber der Preis der Nachfolge kostet alles. Das müssen wir in der Evangelisation sagen, und das wollen wir auch.
Es ist schon nicht mehr weit bis zum Ende, aber jetzt möchte ich doch fragen, ob jemand zu dem ganzen Gebiet noch Fragen oder Ergänzungen hat. Wir haben uns eben nur auf das Heft bezogen, auf das, was ich heute gesagt habe – zur Diagnose, zum Seelsorgehelfer oder zum Erklären des Weges der Rettung. Gibt es dazu Fragen oder Ergänzungen?
Praktische Hinweise zur Evangelisation und Seelsorge
Bernd. Der Seelsorger spricht das Gebet vor. Soll das dann in der Ich-Form gesagt werden oder immer als „ich“ ausgesprochen werden?
Ja, das muss er dann so sagen. Gott weiß ja auch, dass ich das jetzt vorsage und nicht unbedingt mich selbst meine. Er weiß, dass ich mich jetzt nicht unbedingt bekehren will. Gott sieht, dass ich es ihm vorbete, damit er es so beten kann. Aber das würde ich in der Ich-Form beten.
Das kann ich ja nicht beten: „Herr Meier hat gesündigt und Herr Meier will jetzt zu dir kommen.“ Das ist ein bisschen seltsam. Das darf man in der Ich-Form beten.
Heißt jemand Meier? Noch Fragen? Man darf ermutigen, wenn man merkt, dass es jemandem sehr schwerfällt. Wenn er sich auf die Lippe beißt und nicht weiß, wie er es sagen soll, dann kann man Mut machen und sagen: „Ich weiß, wie Ihnen zumute ist. Ich saß auch mal so einem Seelsorger gegenüber und habe es nicht über die Lippen gebracht.“ Ja, ich mache ihm Mut.
Ich bin auf der gleichen Bank wie Sie. Ich bin auch ein begnadigter Sünder, der andere vielleicht noch nicht. Unter Umständen kann man sagen: „Sagen Sie es ruhig. Ich habe volles Verständnis. Haben Sie keine Sorge, ich werfe keinen Stein auf Sie. Ich mache Ihnen Mut. Sagen Sie es raus. Hinterher wird es Ihnen viel, viel leichter sein.“ So kann man Mut machen.
Aber man sollte auch ruhig mal eine Zeit lang warten. Wenn jemand kämpft, dann soll er kämpfen. Ja, das gehört auch dazu. Aber wenn ich wirklich merke, er kriegt es nicht raus, dann mache ich ihm Mut. Dann „lupfe“ ich ihm, schwäbisch gesagt, die Zunge.
Richard, das ist jetzt ein Bereich, den wir heute Nachmittag weiter vertiefen wollen. Aber ich kann das jetzt ruhig schon sagen: Es kann durchaus sein, dass man in dem Gespräch mit dem Menschen, der sich bekehren will, schon vor der Übergabe fragen sollte, ob es konkrete Sünden in seinem Leben gibt, die er gerne aussprechen möchte.
Gibt es Dinge, die er jetzt konkret nennen möchte? Gibt es Dinge aus seiner Jugendzeit? Gibt es Dinge aus seiner vorehelichen Zeit? Gibt es Dinge aus dem okkulten Bereich, der gerade angesprochen wurde? War er mal bei einer Wahrsagerin? Hat er gar an einer spiritistischen Sitzung teilgenommen? Hat er immer aufs Horoskop vertraut? Das darf man ruhig konkret fragen.
Und wenn das der Fall ist, dann wäre es gut, wenn diese Dinge gleich mit behandelt und mitbereinigt werden. Aber meistens ist es so, aus meiner Erfahrung, dass die Leute nicht gleich alle ihre Sünden bekennen wollen. Das kommt oft erst mit Zeitverzögerung. Manchmal erst Wochen oder Monate später erkennen sie im Licht Gottes ihre Sünden richtig.
So war es bei mir auch. Es hat einige Wochen gedauert, bis ich so richtig erkannt habe, im Lichte Gottes, was ich alles an Schuld aufgehäuft habe.
Ist der Mensch, der jetzt zur Schuldbewusstheit sein Leben offenbar durch die Dämonen wünscht, gleich beim Übergabegebet errettet? Was dann geschehen ist? Das weiß Gott allein.
Auch da verweise ich auf heute Nachmittag. Da werden wir eine Folie sehen, dass es ganz verschiedene Anmarschwege zu Gott gibt. Ich halte es für möglich, dass jemand ein Übergabegebet spricht und wir ihm jetzt zusagen: „Du hast dich jetzt bekehrt, du bist jetzt ein Kind Gottes, du darfst es jetzt glauben.“ Und dass er trotzdem erst einige Tage, Wochen oder Monate später wirklich die Wiedergeburt erlebt.
Das kann sein. So wirkt der Geist Gottes. Es geht nicht anders. Der Heilige Geist verbindet sich nur mit Bankrotteuren, mit Leuten, die wirklich voll bankrott angemeldet haben vor Gott. Wann dieser Punkt gekommen ist, das weiß Gott allein.
Aber ich gehe davon aus: Wenn ein Mensch sich bekehren will, wenn er wirklich erkannt hat: „Ich gehe verloren ohne Jesus, ich brauche den Herrn Jesus und ich will ihn annehmen“, dann helfe ich ihm den Weg. Wenn er das vollzieht vor mir, dann darf ich ihm auch zusagen: „So, der Herr hat dich jetzt angenommen.“
Und wenn es noch irgendwo an Sündenerkenntnis fehlt, wenn sie noch tiefer wird – sie wird ja im Leben der Nachfolge auch noch tiefer, hoffentlich bei uns allen – dann weiß das der Herr. Dann kann er das auch noch ergänzen.
Ich vergleiche das oft mit einem Bild, das ich noch schnell anbringen möchte: Wisst ihr, welche drei Dinge nötig sind, damit man ein Feuer bekommt?
Ich brauche brennbaren Stoff, nehmen wir mal an hier das Papier. Ich brauche Sauerstoff. Aber da fehlt noch etwas. Was fehlt noch? Ja, das Feuer selbst.
Wenn ich jetzt hier ein Streichholz unter das Holz halten würde, würde das nicht brennen. Es würde schwarz werden, aber nicht brennen. Da fehlt etwas: Die Zündtemperatur muss erreicht sein.
Das Papier brennt sofort. Das Papier hier könnte ich mit dem Streichholz anzünden. Das Holz nicht, und schon gar nicht das Metall. Aber das Metall brennt auch, wenn genügend Hitze da ist.
Die Zündtemperatur muss erreicht sein. So ist es bei einer Wiedergeburt auch.
Ein Menschenleben ist der brennbare Stoff, das Evangelium ist der Sauerstoff. Aber das Ganze entflammt erst, wenn die Zündtemperatur erreicht ist. Die Zündtemperatur ist das völlige Überführtsein durch den Heiligen Geist von der Sünde und Verlorenheit.
Erst wenn ich völlig überführt bin, zündet das Feuer voll auf. Versteht ihr, wie ich das mit dem Bild sagen will?
Wann der Punkt erreicht ist, also der Flammpunkt, das kann sein, dass ein Mensch kommt, der schon völlig überführt ist von seiner Sünde und Schuld. Er sitzt da und weint vielleicht. Aber auch wenn er nicht weint, er kann zerschlagen sein. Dann ist der Punkt erreicht.
Dann brauche ich ihm nur das Evangelium sagen und sofort wird er wirklich wiedergeboren sein – auf der Stelle.
Aber es gibt andere, da betet man das Übergabegebet, und vielleicht kommt erst später die Zündung. Das liegt nicht in meiner Verantwortung, das müssen wir Gott überlassen. Von Mensch zu Mensch.
Begleitung bis zur Taufe und Gemeindeleben
Die seelsorgerliche Begleitung bis zur Taufe ist wichtig. Irgendwann sollte der Gläubige selbstständig werden, und vielleicht helfen dann auch schon andere mit. Er bekommt dann mehr Kontakte zu anderen Brüdern und Schwestern. Es wäre jedoch gut, ihn bis zur Taufe zu begleiten – bis er wirklich verwurzelt ist in einer biblischen, bibeltreuen Gemeinde.
Die Taufe ist ein gutes Ziel, bis dahin sollte die Begleitung erfolgen. Danach kann die Betreuung abgegeben werden. Vielleicht hat man die Erstbegleitung übernommen, ihn zum Herrn Jesus geführt. Dann könnten andere dazukommen, die ihn weiter begleiten. Er lernt neue Menschen kennen, die ihm menschlich vielleicht sogar besser liegen. Diese können ihn übernehmen.
Wir haben es vorhin beim barmherzigen Samariter gesehen: Er gab den Verletzten an den Wirt ab. Gibt es hier einen „Wirt“? Nein, aber es gibt Menschen, an die man Verantwortung abgeben kann. Das kann ein anderer Bruder oder eine andere Schwester sein.
Junggläubige sollten begleitet werden. Das machen wir auch in unserer Gemeinde, auf jeden Fall bis zur Taufe. Doch auch danach brauchen sie Betreuung. Sie sollen Mitarbeiter werden, dem Herrn in der Gemeinde dienen. Sie sollen hineingeführt werden, damit ihre Gaben eingesetzt werden können.
Zusammenfassung und Wiederholung der Grundlagen
Können wir noch beten? Ja, wollen wir noch einmal aufstehen zum Gebet?
Zum einen kam die Bitte, dass ich etwas lauter sprechen soll, und das möchte ich gerne tun. Vorhin haben wir auch darüber gesprochen, aber nicht alles kam über die Lautsprecher gut bei euch an.
Zu Beginn des Nachmittagsteils wollen wir uns nochmals ganz kurz vor Augen halten, was wir heute Morgen besprochen haben. Denn Wiederholung ist die Mutter des Studierens, wie die Lateiner schon sagten.
Wir haben uns mit den Seelsorgehelfern beschäftigt – mit denen, die in der Seelsorge Dienst tun wollen. Dabei haben wir gesagt, sie müssen wiedergeboren sein, eine aufgearbeitete Vergangenheit haben, schweigen können und bereit sein zur Nachbetreuung.
Zum dritten Punkt möchte ich noch etwas sagen. Es ist wirklich so, dass, wenn wir in der Evangelisation sind und jemand uns bittet, etwas vertraulich zu behandeln – also unter dem Siegel der Verschwiegenheit –, wir das zwar versprechen können. Aber vielleicht sollten wir es nicht zu schnell versprechen. Vor allem nur dann, wenn es uns wirklich abgenommen wird, nicht von uns aus gleich.
Denn es könnte sein, dass jemand etwas sagt, was später doch an eine andere Stelle weitergeleitet werden muss. Zum Beispiel, weil ich es allein nicht bewältigen kann oder noch jemand anderen mit zu Rate ziehen muss.
Ein Beispiel wurde genannt: Es könnte sein, dass jemand aus der Gemeinde eine Sünde bekennt. Ich verspreche ihm, nichts zu sagen. Aber er hört nicht auf mit der Sünde und befleckt damit die Gemeinde. Ich kann nichts tun, weil ich ihm versprochen habe, nichts weiter zu sagen. Das wäre fatal, wenn ich mich mit meinem Wort selbst gebunden hätte.
Darum muss das gut überlegt und etwas eingeschränkt werden – hier der dritte Punkt. Es bedeutet, dass ich kein Tratschweib sein darf, das gleich alles, was es in der Seelsorge hört, weiterverkündet.
Es soll schon vorgekommen sein, dass wenige Stunden oder wenige Gottesdienste nach einer Evangelisation in der Gemeinde irgendwelche Sünden ausgetratscht wurden. Vielleicht sogar in der Predigt. Die Leute saßen darin, gingen dann weg und kamen nie mehr wieder. Das darf nicht sein.
Grundsätzlich müssen wir schweigen können. Ob wir es jedes Mal versprechen müssen, ist eine andere Frage. Vielleicht ist es wirklich besser, vorher zu sagen: „Sag mir erst mal, was du zu sagen hast. Ich verspreche dir, dass ich damit heilig umgehe, dass ich damit in Verantwortung vor Gott umgehe.“ Das ist vielleicht der bessere Weg.
Biblische Grundlagen der Seelsorge am Beispiel des barmherzigen Samariters
Anhand des barmherzigen Samariters haben wir gesehen, dass dort bereits alle Grundzüge biblischer Seelsorge angesprochen sind. Das Wort Gottes ist wunderbar in seiner Tiefe und inspiriert vom Geist Gottes.
Bei dem Samariter, von dem Jesus erzählt, sehen wir: Er sah den Verletzten, wurde innerlich bewegt, verband seine Wunden, hob ihn auf sein Tier und führte ihn in die Herberge. Dort gab er ihn ab – ein ganz wichtiger Punkt für die Seelsorge.
Wir haben dann darüber gesprochen, dass wir Menschen eine Diagnose stellen müssen. Diese muss nicht schriftlich erfolgen, wie es ein Arzt tut, aber wir müssen für uns erkennen, wo jemand innerlich steht, um wirklich helfen zu können. Wenn ein Arzt einen Patienten mit schwerem Husten hat, der an Bronchitis leidet, und er ihm etwas dagegen verschreibt, ohne gründlich zu untersuchen, ob es vielleicht Lungenkrebs ist, macht sich der Arzt schuldig.
So müssen auch wir prüfen, ob jemand „Bronchitis“ oder „Lungenkrebs“ hat. Deshalb stellen Ärzte viele und direkte Fragen – und auch wir müssen in der Seelsorge Fragen stellen. Eine wichtige Frage lautet: Hast du Gewissheit deiner Errettung? Weißt du, dass du bei Gott im Licht aufwachst, wenn du sterben musst? Weißt du das ganz gewiss?
Eine weitere wichtige Frage ist: Angenommen, du müsstest sterben, und Gott würde dich fragen: „Warum soll ich dich in den Himmel lassen?“ Was würdest du ihm darauf antworten? Diese Frage ist sehr bedeutsam. Sie lässt sich leicht einprägen und man kann sie Menschen stellen. Dabei sollte man nicht plump vorgehen, denn dann weichen sie möglicherweise aus.
Wenn man jedoch einfühlsam fragt – so, wie ich es vorhin geschildert habe – zum Beispiel ganz lieb sagt: „Angenommen, du müsstest heute Nacht sterben. Das kann auch mir passieren. Wir wissen ja nicht, wann unsere Stunde kommt. Und Gott würde dich fragen: ‚Warum soll ich dich denn in den Himmel lassen?‘ Was würdest du dann antworten?“ – dann kommt meist erst einmal: „Oh, das ist eine schwere Frage“ oder „Oh, das kann ich mir gar nicht vorstellen“ oder Ähnliches.
Man sollte dann dabei bleiben und sagen: „Doch, stell es dir einmal vor. Wir stehen eines Tages vor Gott. Was willst du ihm dann antworten?“
Wir haben gesehen, dass die zufriedenstellende Antwort lautet: Jesus Christus hat alles für alle getan, auch für mich. Und ich habe es in Umkehr und Glauben persönlich angenommen. Das muss unbedingt hinzukommen, sonst genügt es nicht.
Wir haben die möglichen Antworten durchgegangen und zum Schluss die voll zufriedenstellende Antwort gefunden.
Der Weg der Rettung anhand von Bibelstellen
Dann haben wir noch den Weg der Rettung anhand von fünf Bibelstellen betrachtet. Vier davon kann man sehen: Johannes 3,16 – die kennen wir ja alle auswendig: Gott liebt jeden Menschen. Jeder Mensch ist ein Sünder, das steht in Römer 3, und da gibt es keinen Unterschied.
Manche Menschen fragen manchmal: „Wieso kein Unterschied? Ist da wirklich kein Unterschied zwischen einem Verbrecher im Gefängnis und mir, einem anständigen Bürger?“ Das sei doch ein riesiger Unterschied! Darauf antworte ich: Weißt du, die Sonne ist von der Erde so weit entfernt, dass ein Lichtstrahl acht Minuten braucht, um von der Sonne zur Erde zu kommen. Obwohl das Licht dreihunderttausend Kilometer in der Sekunde zurücklegt, ist die Sonne so weit weg.
Macht es da noch einen Unterschied, ob ein Mensch auf dem Mount Everest steht oder in Schwäbisch Gmünd? Die acht Kilometer machen auf diese riesige Entfernung keinen Unterschied mehr. Und wir sind alle so weit von Gott entfernt, von Natur aus so weit, dass es keinen Unterschied macht, ob einer erwischt wurde bei seinen bösen Taten und im Gefängnis sitzt oder die anderen, die ihre bösen Taten besser versteckt haben und vielleicht niemanden umgebracht oder keine Bank ausgeraubt haben. Bei Gott gibt es keinen Unterschied. Die Entfernung ist so groß, dass es nicht mehr auf ein paar Millimeter ankommt.
Dann haben wir gesehen, dass Christus unser Stellvertreter wurde. Vielleicht sollte ich hier auch noch ganz kurz die Geschichte von Jamül einfügen, weil sie wie keine andere das verdeutlicht, was Christus für uns am Kreuz getan hat. Diese Geschichte erzähle ich sehr oft, weil Menschen immer wieder Probleme damit haben, dass Jesus für sie gestorben ist. Sie verstehen das nicht, die Stellvertretung – dass er an meiner Stelle gestorben ist.
In Russland gibt es das Volk der Tscherkessen. Tschamyl war der Tscherkessenhäuptling; er war Heerführer, Priester und Gesetzgeber in seinem Volk. Eines Tages nahm der Diebstahl bei den Tscherkessen überhand. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, wurde geklaut. Daraufhin entschied sich Tschamyl zu einer drakonischen Strafe. Er verkündete: Von jetzt an wird jeder Diebstahl mit hundert Hieben mit der Riemenpeitsche bestraft – hundert Riemen Schläge auf den Rücken. Das Gesetz wurde verkündet und trat in Kraft.
Nach einiger Zeit wurde seine eigene Mutter beim Diebstahl erwischt. Was sollte er tun? Tschamyl wusste nicht ein noch aus. Er schloss sich drei Tage lang ein. Lässt er sie frei, sagen alle: „Tschamyl ist ungerecht, er beugt das Recht.“ Lässt er sie bestrafen, sagen alle: „Er liebt seine Mutter nicht, er lässt seine Mutter totprügeln.“ Was sollte er machen?
Nach drei Tagen versammelte sich eine große Menge auf dem Gerichtsplatz. Die Mutter war an einen Pfahl angebunden, der Knecht mit der Peitsche stand bereit. Dann rief Tschamyl über den Gerichtsplatz: „Vollstreckt das Urteil!“ Ein Raunen ging durch die Menge. Doch bevor der erste Schlag auf den Rücken der Mutter niedergehen konnte, riss sich Tschamyl selbst das Hemd vom Leib, beugte sich über die angebundene Mutter und ließ sich alle einhundert Schläge auf den eigenen Rücken geben.
Bei jedem Schlag wussten alle Umstehenden, vor allem die Mutter, dass Tschamyl absolut gerecht war. Er hatte ein Gesetz gegeben, es unter Strafe gestellt und ließ es vollstrecken, ohne Ansehen der Person. Aber bei jedem Schlag wussten alle auch, wie sehr Tschamyl seine Mutter liebte. Er war bereit, die gerechte Strafe stellvertretend auf sich zu nehmen. Die Strafe musste vollstreckt werden, aber er nahm sie stellvertretend auf sich, und die Mutter ging frei aus.
Das können wir leicht übertragen: Gott ist der Gesetzgeber. Er hat uns gute Ordnungen und Gebote gegeben. Wir haben sie übertreten. Die Strafe, die die Bibel nennt, ist der Lohn der Sünde: der Tod. Das ist die gerechte Strafe – zeitliche und ewige Trennung von Gott. Aber Gott liebt uns, den Sünder. Deshalb war er bereit, wie Tschamyl selbst die Strafe auf sich zu nehmen. Er wurde Mensch in Jesus Christus und nahm die volle Strafe für die grausame Sünde auf sich. Das geschah am Kreuz. Das ist Stellvertretung.
Diese Geschichte kann helfen, das Geheimnis von Golgatha, die Stellvertretung, besser zu verstehen. Sie ist sehr eindrücklich, leicht zu merken und zu erzählen. Solche Dinge sind eine große Hilfe, um geistliche Wahrheiten zu verdeutlichen.
Wenn wir sagen, Christus ist für dich am Kreuz gestorben, er wurde dein Stellvertreter, ist das wie ein Tausendmarkschein. Damit kann man in einem kleinen Laden nichts einkaufen. Der muss gewechselt werden – in zehn Markscheine und in Münzen, in kleine Münzen, damit ein Mensch ihn verstehen und gebrauchen kann. Wir dürfen nicht mit großen Tausendmarkscheinen um uns werfen. Wir brauchen kleine Münzen. Dabei helfen uns Bilder, Beispiele und auch solche Geschichten.
Das zur Stellvertretung ist sehr wichtig; das muss der Mensch verstehen. Ich hätte am Kreuz hängen müssen, aber Christus hing an meiner Statt an diesem furchtbaren Galgen. Jeder Mensch muss umkehren und Christus persönlich aufnehmen. Dann stellt sich immer die Frage: Glaubst du das? Bejahst du das? Willst du das? Man muss immer wieder rückfragen und weitermachen, wenn der Betreffende das will.
So, das war eine kurze Wiederholung und noch eine kleine Ergänzung zu dem Thema von heute Morgen. Jetzt sollten wir wieder ein Arbeitsblatt haben. Es soll einfach eine kleine Hilfe sein. Darauf stehen die wichtigsten Aussagen. Man kann es auch ergänzen, wenn man einen Kugelschreiber hat, und sich Notizen dazu machen. Manchmal ist ein bisschen Platz zum Ausfüllen gelassen, wenn das auf der Bank geht – es muss nicht sein.
Heute Morgen haben wir darüber gesprochen, wie wir Menschen, die uns in der Evangelisation begegnen, helfen können. Diese Menschen sind suchend und wollen sich bekehren. Wir wollen ihnen helfen, sich wirklich von Herzen zu bekehren und Gotteskinder zu werden.
Aber in der Evangelisation bekommen wir auch Menschen in die Seelsorge, die schon gläubig sind, aber Probleme in der Nachfolge haben. Probleme in der Ehe, in der Erziehung, mit zwischenmenschlichen Beziehungen oder mit der Heilsgewissheit zum Beispiel. Sie sind bekehrt, aber haben Probleme mit der Heilsgewissheit.
Deshalb wollen wir uns jetzt einmal mit der Seelsorge an Gläubigen beschäftigen. Zu Beginn sprechen wir in einem ersten Teil darüber, welches Ziel die Seelsorge allgemein hat.
Bei Seelsorge – Sorge um die Seele – geht es immer zuerst um das Verhältnis eines Menschen zu Gott. Nicht zuerst darum, wie er zu seinem Arbeitgeber steht, sondern zuerst, wie er zu Gott steht.
Seelsorge soll dem Menschen helfen, sich vor Gott so zu sehen, wie Gott ihn sieht. Von Natur aus haben wir alle ein falsches Bild von uns selbst. Es ist gut, wenn wir manchmal beten: „Herr, zeig du mir, wie du über mich denkst!“
Das ist wichtig. Wir wollen dem Menschen helfen, sich so zu sehen, wie Gott ihn sieht. Auch bei Gläubigen muss eine Diagnose gestellt werden. Es muss herausgefunden werden, wo der Betreffende in seinem Verhältnis zu Gott steht.
Dann geht es um das Verhältnis zu Gottes Wort. Unser Leben als Christen hängt stark davon ab, wie wir zu Gottes Wort stehen. Wie leben wir mit dem Wort Gottes? Sind wir bereit, dem Herrn in allen Dingen zu gehorchen?
Es geht also um das Verhältnis zu Gottes Wort. Die Seelsorge soll dem Menschen helfen, so zu denken, wie die Bibel denkt. Denn in der Bibel steht schwarz auf weiß, wie Gott denkt. Ohne die Bibel wüssten wir nichts. Aber da steht, wie Gott denkt.
Letztendlich geht es um die Person Jesus Christus. In Jesus hat Gott uns eine absolute Norm gegeben, einen Anschauungsunterricht für unser Leben. Es geht darum, dass wir Jesus Christus ähnlicher werden als seine Jünger.
Das geschieht, indem wir uns viel mit ihm beschäftigen und ihn anschauen. Paulus schreibt im 2. Korintherbrief: „Wir schauen mit aufgedecktem Angesicht den Herrn an und werden so verwandelt in sein Bild.“ (2. Korinther 3,18)
Das ist eine Wahrheit: Wen wir anschauen, dem werden wir ähnlich. Ältere Leute kann man manchmal beobachten, wie sie einander ähnlich geworden sind, bis in die Gesichtszüge – dass Mann und Frau ähnliche Gesichtszüge haben. Hat das schon mal jemand beobachtet? Das kann man nicht bei allen sehen, aber bei manchen ganz fein, weil sie sich ein langes Leben lang oft angeschaut haben.
So ist es: Wir werden verwandelt von dem, was wir anschauen. Darum müssen wir den Herrn anschauen, uns viel mit ihm beschäftigen, mit seinem Wort. Dann werden wir ihm ähnlich.
Darum geht es in der Seelsorge allgemein.
Seelsorge an Gläubigen: Fehlende Heilsgewissheit
Nun zweitens einige Gebiete der Seelsorge an Gläubigen. Ich beginne mit dem, was uns in der Evangelisation am häufigsten begegnet, nämlich der fehlenden Heilsgewissheit.
Wenn ein Mensch zu uns kommt und wir ihn fragen: „Sind Sie gläubig? Sind Sie errettet? Haben Sie Gewissheit der Gotteskindschaft?“ und er antwortet: „Ja, das hatte ich schon mal mehr, aber irgendwie ist da Sand ins Getriebe gekommen, ich bin heute nicht mehr ganz sicher“, dann merken wir: Aha, ein Gläubiger hat Probleme mit der Heilsgewissheit. Entweder hat er sie nie ganz fassen können, oder er hatte sie und hat sie wieder verloren – fehlende Heilsgewissheit.
Zuerst müssen wir klären, ob der Betreffende sich wirklich gründlich bekehrt hat, ob er wirklich aus dem Reich Satans durch die enge Pforte in das Reich Gottes gegangen ist. Wir müssen fragen: „Hast du dein Leben hundertprozentig Jesus anvertraut?“ Ich betone: hundertprozentig. Da kann man manchmal ein blaues Wunder erleben. Einige Fromme sagen dann: „Hundertprozentig eigentlich nicht, neunzigprozentig vielleicht.“ Dann sage ich: „Mit neunzig Prozent gehst du in die Hölle. Das geht nicht. Man kann sein Leben nicht neunzigprozentig Jesus geben.“
Als Erstes müssen wir nachhaken: „Hast du dein Leben schon einmal hundertprozentig Jesus anvertraut? Ganz, mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, mit Haut und Haaren?“ Wenn er sagt: „Ja, das habe ich, ich habe mich wirklich bekehrt, ich war in einer Evangelisation oder an einem anderen Ort, und ich weiß, ich habe mich wirklich bekehrt“, dann ist das gut. Wenn nicht, wenn wir merken, er sagt: „Nein, neunzigprozentig“, dann müssen wir noch einmal mit ihm auf die Knie gehen und sagen: „Dann wird es höchste Zeit, dass du jetzt eine ganze Sache machst. Du kannst nicht mehr etwas in deinem Keller für dich behalten wollen, von deinem Leben.“
Wir müssen ganz konkret fragen, ob er es uns auch sagt. Es ist wichtig, wir müssen auf diese wunden Stellen kommen, sonst geht es uns wie jenem Mann im Krankenhaus, bei dem zwei Patienten im Zimmer lagen. Da kam die Krankenpflegerin oder der Masseur und massierte das Bein. Der Erste wimmelte sich vor Schmerzen, konnte es kaum aushalten, ihm standen die Schweißperlen auf der Stirn, und er war froh, wenn es endlich vorbei war. Dann kam der Nächste dran, und auch ihm massierte sie das Bein. Er verzog keine Miene, blieb ganz cool, wie die jungen Leute heute sagen. Als die Pflegerin wieder rausging, sagte der Erste zum Zweiten: „Hör mal, ich bin fast gestorben, so weh hat es getan, und bei dir habe ich gar nichts gehört.“ Der antwortete: „Ja, mir hätte es auch wehgetan, wenn ich das kranke Bein hingehalten hätte.“
So machen wir das manchmal: Wir halten das gesunde Bein hin. Und so machen das auch manchmal Leute, die zu uns in die Seelsorge kommen. Erst mal das gesunde Bein hinhalten. Aber wir müssen an das kranke Bein ran. Ein Arzt muss auch manchmal wehtun, sonst kann dem Patienten nicht geholfen werden.
Wir müssen fragen: „Was ist mit den zehn Prozent, die du nicht preisgegeben hast, die du für dich behalten wolltest?“ Zum Beispiel habe ich schon erlebt, dass Menschen sich bekehren wollten, sich aber nicht von ihrer ungläubigen Freundin trennen wollten und diese zehn Prozent behalten haben. Es wurde keine ganze Sache. Oder manche haben eine Sünde ganz bewusst festgehalten und gesagt: „Ja, ich will Vergebung, ich will auch mit Jesus leben, aber das mache ich weiter, das gebe ich nicht auf.“ Das ist so eine Sache mit den zehn Prozent. Über die Prozente brauchen wir nicht streiten. Ihr wisst, wie ich das meine: Es geht einfach darum, dass etwas nicht ausgeliefert ist an den Herrn.
Wir müssen auch klären, ob ein falsches Bekehrungsverständnis vorliegt. Es gibt manchmal ein falsches Verständnis von Bekehrung. Oft wird die Bekehrung als eine hochdramatische Wende im Leben eines Menschen geschildert. Das kann es auch sein – hochdramatisch. Ich habe schon Bekehrungszeugnisse gehört, bei denen man meint, sie hätten vorher drei Wochen auf dem Schreibtisch eines Dramaturgen gelegen und wären dann ein bisschen aufgepeppt worden, einfach zu dick aufgetragen. Man merkt, der übertreibt doch, das kann doch gar nicht sein, so wie der das schildert.
Es ist großartig, wenn Menschen eine plötzliche, krisenhafte Umkehr erleben – so schwäbisch gesagt: ruckzuck. Ja, eben noch in der Welt und dann ganz bekehrt. Nach einigen Monaten stehen sie auf der Kanzel, so ungefähr. Ja, aber das ist nicht gut, wenn sie so schnell auf die Kanzel kommen. Aber das gibt es wirklich, dass Menschen aus einem völlig sündigen, gottlosen Leben eine Totalbekehrung erleben, auch in einer Evangelisation, bald darauf wiedergeboren sind und den Weg der Nachfolge gehen.
Ich durfte einmal erleben, wie ein Mann als Atheist in ein Missionszelt kam und nach zwei Stunden unter Tränen seinen Sohn umarmte und sagte: „Junge, du hast einen Bruder bekommen.“ Der Vater sagte zum Sohn unter Tränen: „Du hast einen Bruder bekommen, ein Atheist.“ Das gibt es alles. Ja, es gibt wirklich solche Bekehrungen. Gott ist ein Gott, der Wunder tut. Er kann das, er hat es oft bewiesen, und wir haben auch in der Bibel Beispiele dafür.
Matthäus, der am Zoll saß – könnt ihr euch den Menschen vorstellen? Zöllner, Geldeintreiber, gebunden an Geld. Wenn der nur ein Geldstück gesehen hat, dann hat es bei ihm vibriert. Ja, er war gebunden an Geld, an den Geldschrank gebunden, sein Herz. Und der Herr Jesus kommt vorbei, sieht ihn an und sagt: „Folge mir nach!“ Und der Mann ist gelöst vom Geld und folgt nach und schreibt uns das Matthäusevangelium. Das war eine punktuelle Bekehrung, ganz plötzlich.
Denkt an die Frau am Jakobsbrunnen. Sie kam an den Brunnen, sie war eine Frau mit Vergangenheit, eine ganz gewisse Vergangenheit – fünf Männer hast du gehabt. Wir werden gleich noch mal darauf zurückkommen. Der Herr Jesus hat ein Gespräch mit ihr geführt, und sie wird gläubig und wird am selben Tag Werkzeug einer Erweckung für eine ganze Stadt. Die ganze Stadt kam zum Glauben. Es wird extra von Johannes berichtet, dass sie später nicht nur um der Rede der Frau willen glaubten, sondern weil sie selbst erkannt hatten: Jesus ist der Messias, der von Gott gesandte Retter. Also wurde die Frau am Jakobsbrunnen gläubig durch ein Gespräch.
Saulus von Damaskus ist das Beispiel schlechthin: Christus begegnet ihm, er wird auf den Boden geworfen, und nach drei Tagen kann er aufstehen und sich taufen lassen. Er ist gläubig geworden. Oder der Gefängnisaufseher von Philippi, der Kerkermeister: Als Atheist ging er ins Bett, war zufrieden mit sich und der Welt. Dann gab es ein Erdbeben, das nicht nur äußerlich die Mauern wackeln ließ, sondern auch die Wände seines Herzens einstürzen ließ. Dann liegt er auf den Knien und fragt: „Liebe Herren, was soll ich tun, dass ich gerettet werde?“ „Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus gerettet.“ Jawohl, eine punktuelle Bekehrung innerhalb kurzer Zeit. Das gibt es auch heute noch in unserer Zeit, das wollen wir festhalten.
Vorhin habe ich von diesen dramatischen Bekehrungen erzählt. Das ist eigentlich das Seltsamste oder, wie soll ich sagen, Außergewöhnlichste, was ich je gehört habe, von einem Mann hier aus Geislingen. Er war aus gläubigen Elternhaus, die Eltern sagten: „Martin folgt dem Heiland nach.“ Mit 14, 15, 16 Jahren hat er es so gemacht wie ich leider auch: den Freunden mehr Vertrauen geschenkt und weg war er. Die Eltern haben ihn oft ermahnt, ich kenne auch die Eltern Martin, „kehr um, folge dem Herrn Jesus nach“, aber er wollte nicht.
Eines Nachts, eine Samstagnacht, kommt er von der Diskothek nach Hause. Es ist dunkel, die Straße glatt, er rast mit seinem Opel die Straße entlang, getrunken natürlich, kommt von der Straße ab, kommt ins Schleudern, über eine Böschung runter und landet mit dem Dach nach unten und den Rädern nach oben in einem begradigten Fluss. Der Fluss ist nicht breit, gerade ein bisschen breiter als ein Auto, und das Dach liegt nach unten.
Er hängt mit dem ganzen Körpergewicht im Gurt, braucht erst eine ganze Weile, um sich aus dem Gurt zu befreien. Er wirft sich gegen die Fahrertür, die Tür klemmt, geht nicht auf. Er wirft sich auf der anderen Seite gegen die Tür, die klemmt auch, er kommt nicht raus, und das Wasser steigt. Das Schiebedach ist eingedrückt, überall kommt Wasser rein, das Wasser steigt.
Jetzt kam die Stunde, in der ihm die Gebete der Eltern einfielen und auf die die Gebete der Eltern gezielt hatten – auf diese Stunde. Die Eltern hatten nicht gedacht, dass es in einem Fluss sein würde. Dann hat er gebetet: „Herr Jesus, wenn du mich hier herausbringst, dann will ich dir wirklich gehören.“ Anders kann man in so einer Situation nicht beten. Aber er hat es ernst gemeint und hat sich noch einmal mit allerletzter Kraft gegen die Tür geworfen. Die Tür ging auf, das Wasser strömte entgegen, und er konnte sich rausdrücken. Das Auto war innerhalb von wenigen Sekunden bis oben hin vollgelaufen, wurde am nächsten Tag mit einem Kran rausgezogen, und er hat nicht mal einen Schnupfen davongetragen. Aber sein Versprechen hat er gehalten, und er ist ein Jünger Jesu.
Solche Dinge tut Gott. Das ist erst ein paar Jahre her. So kann Gott Menschen rufen – dramatisch und undramatisch.
Nun sind wir bei anderen Beispielen. Wir haben in der Bibel auch ganz undramatische Vorstellungen von Bekehrung. Das müssen wir ganz deutlich sagen. Wir dürfen nicht überbetonen, dass Gott nur so rufen kann wie bei mir. Ich habe es vor einem halben Jahr hier auf dem Fliegerhorst erzählt, wo ich mit betrunkenen Soldaten war, und es wurde mir klar: Jetzt ist die Stunde, jetzt will ich nicht mehr so weiterleben. Das gibt es, aber wir dürfen das nicht überbewerten.
Es gibt auch ganz stille Bekehrungen und wachstümliche Bekehrungen, bei denen es nicht von jetzt auf gleich geht, sondern seine Zeit braucht. Vor allem bei jungen Leuten, wenn sie aus gläubigem Elternhaus kommen, ist das oft ein jahrelanger Wachstumsprozess in das Leben hinein. Irgendwann gehen sie über diese Linie. Und das ist sicher ein Augenblick, das ist dann sicher irgendwo ein Übergabegebet. Irgendwann kommt diese Linie. Aber es ist oft ein langer Weg, bis man da drüber geht.
In der Bibel haben wir das Beispiel von Nikodemus. Die erste Begegnung war noch in der Nacht. Da fragt er: „Wie wird man von neuem geboren? Wie geht das? Ich kann doch nicht in den Leib der Mutter zurück.“ Als wir ihn beim dritten Mal erwähnt finden, in Johannes 19, bringt er hundert Pfund Myrrhe und Aloë zum Grab, zum Leichnam des Herrn Jesus. Wir wissen nicht mit letzter Sicherheit, ob er dann die Wiedergeburt erlebt hat. Er wird in der neutestamentlichen Gemeinde nicht mehr erwähnt, das wissen wir nicht. Manche sagen: „Ja, das war das Zeichen, dass er jetzt bei dem Herrn war, weil er kam und das brachte.“ Manche sagen: „Nein, das war nur Krokodilstränen, nur ein nachträgliches Gutmachenwollen, aber eine verpasste Gelegenheit.“ Aber lassen wir Nikodemus.
Bei Lydia ist es auf jeden Fall so: Lydia kam schon eine ganze Zeit zu der Gebetsstätte am Fluss vor Philippi und betete dort mit den Frauen. Erst als der Apostel Paulus kam und verkündigte, ging ihr das Herz auf. Es war ein längerer Prozess bei Lydia.
Oder wo es auch deutlich ist: Timotheus. Er hatte eine gläubige Mutter, Eunike, und eine gläubige Großmutter, Lois. Sie haben ihn schon im Elternhaus unterwiesen. Eines Tages kam der Apostel Paulus und hat vielleicht den letzten Dienst über die Linie tun dürfen. Aber da war viel Grund gelegt durch Großmutter und Mutter. Paulus nennt ihn sein rechtes Kind im Glauben. Wahrscheinlich hat er ihn geistlich gezeugt und über die Linie geführt.
Manche zweifeln ihre Heilsgewissheit an, weil sie nicht so eine dramatische Bekehrung erlebt haben wie die Leute, die vorne Zeugnis geben in der Evangelisation oder in Büchern berichten. Dann müssen wir sagen: „Hör mal, das kann ganz undramatisch gewesen sein, ganz unspektakulär, ganz schlicht. Vielleicht hast du als Kind mit deiner Mutter am Bett gebetet und es ernst gemeint, dich bekehrt, und der Herr hat dich angenommen und begleitet durch dein Leben oder was auch immer war.“ Wir dürfen die krisenhafte Umkehr nicht zur Norm erheben. Gott arbeitet nicht nach Schema F. Er geht mit jedem Menschen seinen individuellen Weg.
Im Himmel wird es Millionen von Christen geben, aber keine Bekehrungsgeschichte wird gleich sein, keine einzige.
Wichtig für alle, die in christlichen Elternhäusern aufgewachsen sind: Wenn sie die dramatischen Bekehrungsgeschichten hören, kommen Zweifel, ob ihre Bekehrung echt war. Oder, was noch schlimmer ist: Sie wünschen sich manchmal sogar, mal so richtig im Sumpf zu leben, so richtig im Sumpf der Sünde, um dann auch so eine spektakuläre Bekehrung erleben zu dürfen. Das ist fatal, so ein Wunsch.
Wenn ich das höre, schimpfe ich mit diesen jungen Leuten und sage: „Wünsch dir das bloß nicht! Ich muss Dinge tragen, Folgen meines Lebens in der Sünde. Gott hat mir ganz vergeben, aber manche Folgen werde ich vielleicht bis an mein Lebensende tragen müssen.“ Wünsch dir nicht, dass du aus so einem ganz verkehrten Leben heraus dich bekehren musst. Sei froh, wenn du bewahrt geblieben bist vor der Wende.
Wir haben gesehen: Eine Bekehrung kann schrittweise geschehen. Man kann in das Leben mit dem Herrn hineinwachsen. Die Bekehrung ist dann eben eine Umkehr in mehreren Etappen, wenn sie nur zu einer ganzen Lebenswende führt. Darauf kommt es an.
Etwas zeigen an einer anderen Folie hat mir auch sehr geholfen und schon manchen anderen: Hier habe ich zwei verschiedene Arten von Bekehrung aufgezeichnet. Es gibt eine punktuelle Bekehrung und eine wachstümliche Bekehrung. Das will ich deutlich machen an der Grenze zwischen Schweiz und Deutschland.
Man kann von Deutschland in die Schweiz kommen, bei Basel auf der Autobahn. Wisst ihr, wie das da geht? Schon ist man von Deutschland in der Schweiz. Man kann unter Umständen mit sechzig oder achtzig Sachen über die Grenze fahren. Die Autobahn, da ist irgendwo die Grenze, da steht ein Grenzstein, den nimmt man kaum wahr, und zack, ist man in der Schweiz. Ganz schnell. Das ist die punktuelle Bekehrung – so durch Übergabegebet und Evangelisation.
Aber es gibt auch eine andere Form von Bekehrung. Man kann auch in die Schweiz kommen über den Bodensee. Die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz verläuft nämlich mitten durch den Bodensee, so ungefähr, wie ich es da gezeichnet habe, mitten durch. Dann stoße ich irgendwo ab in Konstanz oder wo in Deutschland, fahre auf den Bodensee und weiß: Ich bin nicht mehr ganz in Deutschland, aber auch noch nicht in der Schweiz. Ich bin so irgendwo dazwischen, ja im Niemandsland. Irgendwann fahre ich dann über die Grenze.
Wichtig ist, dass ich weiß: Ich bin jetzt in der Schweiz. Ich steige jetzt aus dem Boot. Es kann eine Übergangsphase geben, aber jetzt ist wichtig: Ich bin in der Schweiz, ich habe weder Boden noch Füße, ich bin angekommen, ich bin durch die Pforte durch, ich bin im Reich Gottes.
Seht ihr ganz verschiedene Möglichkeiten, in die Schweiz zu kommen: Autobahn oder über den See. Und wir haben beides unter uns. Wir haben Geschwister, die sind so über die Autobahn gebraust in das Reich Gottes, und andere sind langsam über den See gefahren in das Reich Gottes. Wichtig ist nur, dass wir in der Schweiz sind, auf der anderen Seite, bei dem Herrn. Darauf kommt es an.
Manche sagen: „Ja, ich weiß aber nicht Tag und Stunde, wann ich da angekommen bin. Ich weiß nicht, wann ich das Übergabegebet gebetet habe, das war in meiner Kindheit, ich kann es nicht mehr sagen, wann es genau war.“ Das spielt keine Rolle. Gott wird es wissen, an welchem Tag es war. Wichtig ist, dass wir heute wissen: „Jawohl, ich bin in der Schweiz, heute.“
Was nützt mir ein Bekehrungserlebnis, noch so dramatisch, vor dreißig oder vierzig Jahren, wenn ich heute wieder weltlich lebe oder heute den Herrn nicht mehr lieb habe? Das nützt mir nichts. Ich muss heute in einer lebendigen Beziehung zu dem Herrn stehen. Das ist viel wichtiger, als dass ich genau Tag und Stunde nennen kann. Wenn du es nennen kannst, ist das gut.
Die Eltern wissen meistens Tag und Stunde, an dem das Kind geboren wurde. Aber das Kind – wer von uns kann sich an seine Geburt erinnern? Niemand. Aber wenn ihr Eltern seid, könnt ihr euch genau an die Geburt eurer Kinder erinnern, da wart ihr vielleicht dabei.
Was du dabei erwähnt hast, sieht du: Er weiß ganz genau, wann sein Sohn geboren wurde. So weiß auch Gott, der Vater, wann er uns gezeugt hat zu neuem Leben. Er gebiert sich nämlich seine Kinder selbst, wie Hermann Betzel gesagt hat. Das Bild hat mir geholfen.
Über die Schweiz – also rüber in die Schweiz – über die Autobahn oder über den See, beides ist möglich. Flugzeug lassen wir jetzt weg, ja, das gibt es auch noch, an Eisenbahn, aber ich will nur sagen: Schnell oder wachstümlich in ein Leben mit dem Herrn. Wichtig ist, ich muss wissen, heute, ob ich in einer lebendigen Beziehung zu dem Herrn stehe.
Ich weiß doch, ob ich verheiratet bin oder nicht. Stellt euch vor, ich frage einen von euch: „Bist du verheiratet?“ Und er sagt: „Jein.“ Das geht doch nicht. Ja oder nein. Oder: „Ich weiß nicht recht, ich muss erst mal überlegen.“ So auch: „Ich lebe mit dem Herrn“ oder „Ich lebe nicht mit ihm.“ Es ist wichtig, dass ich das heute weiß: Ich bin auf der anderen Seite bei ihm.
Fehlende Heilsgewissheit kann mit einem falschen Bekehrungsverständnis zusammenhängen, dass man nur meint, es geht so, es geht nur rasant mit einem großen Erlebnis. Nein, es geht ganz still und unspektakulär, und dann ist man genauso bekehrt.
Ich will auch noch etwas sagen: Glaubt ja nicht, dass nur die, die so ein ganz auffälliges Bekehrungserlebnis haben, später so ganz hingebungsvoll Christen werden, und die anderen, die so reingewachsen sind, es nie so ganz ernst nehmen. Das stimmt nicht, das stimmt wirklich nicht.
Ich habe Leute kennengelernt, die sind reingewachsen, die haben sich als Kind mit sieben Jahren bekehrt und stehen brennend in der Nachfolge, vielleicht brennender als ich. Das ist einfach nicht wahr, dass nur die Leute mit dramatischer Bekehrung so richtig hingebungsvolle Christen werden. Das muss man aufräumen mit diesem Vorurteil.
Also haben wir zwei Punkte für fehlende Heilsgewissheit: Erstens kann es sein, dass der Mensch noch gar nicht richtig hundertprozentig sein Leben dem Herrn ausgeliefert hat, sondern nur neunzigprozentig. Zweitens kann ein falsches Bekehrungsverständnis vorliegen.
Nun kommen wir zu einem nächsten Punkt. Wir klären ab, ob die Gewissheit des Hilfesuchenden im Gefühl oder im Wort Gottes gegründet ist. Wie oft habe ich schon erlebt, dass Menschen sagen: „Ja, aber ich spüre es nicht richtig, ich fühle es nicht richtig, irgendwie kommt mir so vor, als fehlt etwas.“ Man merkt, sie leben im Gefühl, im Gespür, und nicht gegründet auf der Schrift.
Das ist eine ganz wichtige Aufgabe in der Seelsorge, bei der Bekehrungsseelsorge, Menschen auf das Wort zu gründen und zu sagen: „Hier, da steht Johannes 1, Vers 12: ‚Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben.‘ Hast du Jesus aufgenommen? Ja? Was hat er gemacht? Das war deine Verantwortung, Jesus aufzunehmen. Was hat er daraus gemacht? Er hat dir das Recht gegeben, ein Kind Gottes zu sein. Hier steht es, Johannes 1, Vers 12. Glaubst du das? Ja, das glaube ich. Fühlst du das? Nein, fühlen tue ich es nicht.“ Dann sage ich: „Das macht nichts. Wichtig ist, dass du es glaubst. Wir sollen im Glauben leben und nicht im Fühlen.“
„Der Gerechte wird aus Glauben leben“ steht geschrieben, und nicht aus Fühlen, Spüren, Eindrücken oder Seelischem, sondern gegründet auf das Wort.
Der Evangelist Fritz Binde, der Ende des letzten Jahrhunderts, Anfang dieses Jahrhunderts im Segen wirkte, auch in meiner Heimat oben im Kasseler Raum, hat es einmal ganz drastisch gemacht. Da kam eine Frau und klagte über fehlende Heilsgewissheit. Er merkte, dass sie nicht im Wort gegründet war, dass sie nicht einfach aufgrund des Wortes glaubte, dass sie der Herr angenommen hat. Sie fühlte nichts und spürte nichts, und deswegen ging es ihr nicht gut.
Dann hat er die Stelle aufgeschlagen in Johannes 6, Vers 37, wo es heißt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen.“ Dann hat er gesagt: „Glauben Sie das, dass das Gottes Wort ist? Glauben Sie, dass das auch für Sie gilt?“ Sie zögerte: „Ha, ich weiß nicht recht.“ Dann hat er sein Taschenmesser herausgenommen, es bei der Schriftstelle angesetzt und gesagt: „Wenn das nicht stimmt, wenn das für Sie nicht gilt, dann schneiden wir es raus aus Ihrer Bibel. Dann hat es nichts zu suchen in Ihrer Bibel.“ „Kommen Sie, geben Sie mir Ihre Bibel.“ Sie sagte: „Halt, halt, was machen Sie?“ Da ist der Groschen gefallen. Sie hat begriffen, durch diese drastische Seelsorge, dass es geschrieben steht und Gottes Wort ist. Das gilt, ob draußen Regen oder Schnee oder Sonne scheint, das bleibt immer gleich. Ob ich das fühle und spüre, es bleibt gleich. Es ist Gottes Wahrheit, unabhängig von meinem Gefühl.
Das hat sie begriffen und hat folglich ihre Heilsgewissheit auf das Wort gebaut und dem Wort vertraut.
Spurgeon hat ein Buch geschrieben: „Ohne Fühlen will ich trauen“ – ein ganz wichtiges Buch. Darum geht es. „Der Gerechte wird im Glauben leben“, sagt die Schrift, nicht im Gespür.
Das müssen wir den Leuten erklären, auch dem, der jetzt sein Leben dem Herrn gibt. Wir müssen ihm sagen: „Schau, hier steht es, nicht weil ich dir das sage. Gott sagt es dir, hier ist Gottes Wort, ewiger Felsengrund, Gott lügt nicht, Gott verspricht es dir. Nimm ihn beim Wort, und es gehört dir. Glaube es, und du hast es.“ So müssen wir die Leute auf die Schrift gründen.
Ich frage manchmal nach ein paar Wochen, wenn ich so jemanden wiedersehe: „Bist du ein Kind Gottes?“ „Ja.“ „Weil es geschrieben steht.“ „Fühlst du es?“ „Nein, nicht immer, aber es gilt trotzdem.“ Das muss man durchbuchstabieren, einmal gründlich, dass man dem Wort Gottes vertraut mehr als Gefühl und Gespür.
Dann kann es sein, dass Fühlen und Spüren kommt wie die Sahne auf den Kuchen dazu. Wenn die Sahne auf dem Kuchen ist, ist es gut. Wenn der Kuchen ohne Sahne ist, dann ist es auch gut. Aber der Kuchen ist: Der Herr hat mich angenommen. Wenn ich es fühle, dann ist Sahne drauf, wenn ich es nicht fühle, dann ist es ohne Sahne.
Dann müssen wir den Menschen sagen, dass sie täglich danken sollen für ihre Errettung. Das ist auch so ein Punkt: Die Menschen bitten oft: „Herr, nimm mich an, nimm mich an, nimm mich an.“ Dann fragt man: „Haben Sie sich schon mal bekehrt?“ „Ja.“ „Und haben Sie Heilsgewissheit?“ „Nein.“ „Warum?“ „Ich weiß nicht, ob er mich angenommen hat.“ Dann beten sie wieder: „Nimm mich an, nimm mich an, nimm mich an.“ Das brauche ich nicht zu beten. Einmal: „Herr, nimm mich an!“ Und dann auf das Wort hin danken: „Herr, ich danke dir, dass du mich angenommen hast. Punkt. Ich danke dir, du hast mich angenommen.“
Nicht immer wieder beten: „Nimm mich an, nimm mich an“, sondern danken: „Herr, du hast mich angenommen.“ Das ist wichtig, täglich danken.
Durch Danken beweist man, dass man ein Geschenk angenommen hat. Wenn ich etwas geschenkt bekomme und ich sage: „Danke“, dann nehme ich es an. Damit beweise ich, dass ich es annehme. Wenn ich sage: „Oh, das kann ich nicht annehmen“, dann nehme ich es nicht an. Aber wenn ich sage: „Danke“, dann nehme ich es an.
So muss man auch das geistliche Geschenk der Errettung, des ewigen Lebens, dankend annehmen und jeden Tag dafür danken. Morgens sollte das unser erstes Gebet sein: „Herr, ich danke dir, dass ich im Glauben aufwachen darf, vielleicht auch noch gesund – das ist auch noch Sahne oben auf dem Kuchen – aber entscheidend, dass ich im Glauben aufwachen darf und in dem Leben mit dir stehen darf. So will ich auch heute durch den Tag gehen.“
Also klären, ob die Gewissheit im Wort Gottes gegründet ist oder nur oberflächlich im Gefühl. Das trägt nicht. Gefühle sind eine schöne Sache, aber spätestens bei den nächsten Zahnschmerzen sind die fremdsten Gefühle über alle Berge, das kann ich euch versprechen.
Das trägt einfach nicht. Der Unterschied zwischen Gefühl und Gewissheit ist: Gefühle gehen in den Krisen des Lebens baden, aber die Gewissheit kann in Krisen sogar noch stärker werden.
Ich weiß von Märtyrern im Baltikum, die bei ihrer Hinrichtung den Henkern zugerufen haben: „Grüßt uns die Sterbenden! Wir gehen ins Leben.“ Meint ihr, das war ein frommes Gefühl? Das war kein frommes Gefühl, das war angesichts des Todes eine felsenfeste Gewissheit. Da konnten die sagen: „Grüßt uns die Sterbenden, wir gehen ins Leben.“ Gewissheit, gegründet auf dem Wort, verankert im Wort.
Ich merke auch immer wieder: Die, die im Wort leben, die gerne und täglich lesen, die mit dem Wort Gottes leben, sind auch verankert in der Heilsgewissheit. Die, die mit der Bibel Probleme haben, schlampig sind und einfach nicht treu im Lesen und Hören des Wortes, da kriselt es dann auch schnell bei der Heilsgewissheit.
So, das war der eine Punkt: Klären, ob Gefühl oder Wort Gottes.
Jetzt kommt ein weiterer Punkt: Wir klären ab, ob die Begriffe Rechtfertigung und Heiligung auseinandergehalten werden. Das ist auch so ein Thema.
Ihr wisst: Die Rechtfertigung geschieht in einem Augenblick. Die Rechtfertigung ist die Bekehrung und Wiedergeburt, wo ich angenommen werde – die Rechtfertigung.
Beim verlorenen Sohn kann man es wunderbar zeigen: Der verlorene Sohn sitzt bei den Schweinen und sagt: „Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen.“ Und er tut es auch, nicht nur im Vorsatz, er macht sich auf und geht zum Vater. Das ist Bekehrung. Der Sünder kehrt um, er ist bei den Schweinen und kehrt um zum Vater.
Der Vater läuft ihm entgegen. Es steht nur einmal in der Bibel, dass Gott läuft. Wem läuft er entgegen? Dem Sünder, der umkehrt, dem bösen Tot. Dem läuft Gott entgegen, und sie treffen zusammen. Das ist der Augenblick der Wiedergeburt.
Da sehen wir, wie der Vater ihn annimmt, ohne Bedingungen. Der Vater sagt nicht: „Wenn du meinen guten Ruf wiederhergestellt hast, wenn du das ganze verprasste Geld wieder zusammen hast, wenn du erst mal anständig gebadet und angezogen bist, dann kannst du mir unter die Augen treten.“ Nein, der Vater umarmt ihn. Er hat ja gewartet auf ihn, hat Ausschau gehalten, läuft entgegen. Er nimmt ihn so an, wie er ist. Aber dann lässt er ihn nicht so, wie er ist.
Der Vater gibt ihm das neue Kleid. Er hat nicht gesagt: „Komm, hol dir irgendwo eins!“ Der Vater schenkt ihm das Kleid der Gerechtigkeit und den Ring der Sohnschaft. Das sind Zeichen, dass er gerechtfertigt ist, dass er wieder in die Sohnestellung aufgenommen ist. So auch bei uns.
Wir bekommen die Rechtfertigung in dem Augenblick, wo wir umkehren und die Erlösung Jesu Christi für uns annehmen und somit Kind Gottes werden. Das ist die Rechtfertigung, die geschieht in einem Augenblick.
Nun beginnt ein lebenslanger Prozess der Heiligung. Wiedergeburt, Rechtfertigung – ein Augenblick. Heiligung – wann hört sie auf? Wenn sich der Sargdeckel über uns schließt oder im Augenblick der Entrückung, wenn der Herr Jesus kommt und uns zu sich nimmt. Dann hört sie auf.
Das sind die beiden Möglichkeiten. Bis dahin Heiligung, ein lebenslanger Prozess.
Das halten viele Christen nicht auseinander. Sie schauen an sich herunter und finden noch so viele Fehler. Und wer von uns würde das nicht finden, wenn er an sich herunterschaut? Überall ist zu kurz gekommen, zu wenig Liebe, zu wenig Geduld, zu wenig Vergebungsbereitschaft, zu wenig Einsatz, zu wenig Eifer, überall fehlt es: zu wenig Gebet, zu wenig Zeugnis.
Wenn wir an uns herunterschauen, da könnte man verzweifeln.
In einem Lied heißt es: „Wenn ich mich selbst betrachte, so wird mir Angst und Weh.“ Aber dann geht es weiter: „Wenn ich auf Jesus achte, so steige ich in die Höhe, so freut sich mein erlöster Geist, der durch das Blut des Lammes gerecht und selig heißt.“
Wir müssen das auseinanderhalten: Rechtfertigung, das Geschenk der Gerechtigkeit vor Gott in Jesus, und Heiligung, ein lebenslanger Prozess, bei dem wir so werden sollen, wie wir in Gottes Augen schon in Christus dastehen.
Das muss ich an einem Beispiel deutlich machen. Das ist auch wieder so ein Tausendmarkschein: Rechtfertigung und Heiligung, das sind zwei Tausender, aber die muss man wieder in kleine Münzen kriegen.
Ich erzähle eine tatsächliche Geschichte, die sich ereignet hat: Napoleon reitet auf seinem Schimmel eine Truppenparade ab. Tausende von Soldaten sind angetreten. Er ist Oberbefehlshaber der französischen Armee, eine Hand hier im Jackett, reitet die Truppenparade ab.
Dann passiert, was nicht passieren durfte, was nicht im Protokoll stand: Es kommt eine Biene oder Wespe, irgend so ein Insekt, fliegt vor den Nüstern des Pferdes herum. Das Pferd scheut und steigt hoch. Napoleon kann sich nur noch mit aller Macht im Sattel halten, und es fährt ihn vor den Soldaten.