Diese Lieder sind eine große Stärkung für unseren Glauben. Besonders durch die vergangenen Generationen, die uns im Glauben als Vorbilder dienen, wird uns das immer wieder neu bewusst gemacht.
Ich denke dabei auch an unsere eigenen Todesängste oder an Trauer. Es wird deutlich ausgesagt, dass uns gerade durch die Himmelfahrt Jesu die Tür zur Herrlichkeit offensteht.
Es ist klar, dass Jesus diejenigen nicht zurücklässt, für die er sein Leben gegeben hat. Er hat gesagt, dass er hingeht, um für sie Städte vorzubereiten.
Letztlich ist es nur eine Frage der Zeit, wie lange es bei uns noch dauert, bis der Herr uns zu sich holt.
Die Verheißung eines neuen Himmels und einer neuen Erde
Ich habe heute einen Predigttext ausgewählt, in dem die große Hoffnung, die wir haben, noch einmal deutlich wird. Diese Hoffnung gründet darauf, dass Jesus sein Reich in aller Welt baut. Der Text stammt aus Offenbarung 21, dem zweitletzten Kapitel des Neuen Testaments, Verse 1 bis 8.
Dort heißt es: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.
Und ich hörte eine große Stimme vom Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst wird ihr Gott sein.
Und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.
Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss.
Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.
Wer überwindet, der wird es alles ererben, und ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein.“
Diesen Vers möchte ich nicht weglassen, weil er dazugehört. Dennoch wird er beim Verlesen oft ausgelassen. Warum eigentlich?
Denn es folgt: „Die Feigen aber und Ungläubigen und Frevler und Mörder und Unzüchtigen und Zauberer und Götzendiener und alle Lügner – deren Teil wird in dem Pfuhl sein, der mit Feuer und Schwefel brennt; das ist der zweite Tod.“
Die Realität von Täuschung und die Herausforderung des Glaubens
Liebe Gemeinde,
da waren zwei Männer unterwegs in der Sahara. Sie hatten ihre Tour gut geplant, aber dann kam eine große Panne. Schließlich mussten sie ihren Wagen einfach stehenlassen und sind zu Fuß losgelaufen, um Hilfe zu holen. Doch sie verloren die Spur völlig.
Nach drei Tagen hatten sie kein Wasser mehr und standen mitten in dem weglosen Gebiet. Da wurde die Zunge dick und der Mund trocken. Der Durst wurde unerträglich. Plötzlich rief einer: „Siehst du da!“ Und tatsächlich sahen sie eine Oase mit wunderbarem Wasser, grünen Bäumen, Palmen, Menschen und Häusern.
Sie wissen, es war eine Fata Morgana, eine Spiegelung. Dort sind sie elend umgekommen.
So etwas gibt es auch im Leben: Man täuscht sich mit solchen Trugbildern, gaukelt sich etwas vor und meint, die Rettung sei ganz nahe, sie müsse doch kommen.
Das hat in den letzten Jahrzehnten, ja in diesem Jahrhundert, eine große Rolle gespielt im Spott gegen den christlichen Glauben. Ich meine, dass unter uns niemand ist, der nicht von diesem Spott infiziert ist.
Wie oft haben wir es in der Schule schon gehört – das ist die Polemik der Marxisten: „Ihr Christen, warum schielt ihr denn immer auf ein Jenseits, statt dass ihr euch den Nöten dieser Welt annehmt?“ Ein Marxist hat gesagt, er wolle die Menschen nicht zu Kandidaten des Jenseits machen, sondern zu Studenten des Diesseits.
Man solle den Blick nicht immer höher schweifen lassen in jene fernen Regionen. Das ist wichtig, aber in der Zwischenzeit ist es so geworden, dass die meisten Christen nicht mehr viel wissen von der großen Hoffnung, die sie haben. Der Mund der Christen ist stumm geworden, und wir können nicht mehr viel Hoffnung in unsere Welt hineingeben.
Die Notwendigkeit, die Hoffnung zu verkünden
Wir müssen uns heute einmal Rechenschaft darüber geben, warum wir reden müssen. Denn das hat mit der Himmelfahrt Jesu zu tun, die uns aufgetragen ist.
Wenn Jesus die Herrschaft angetreten hat, bedeutet das vor allem, dass er am Ende dieser unglückseligen und wirren Weltgeschichte steht. Am Ende kommt Jesus und bringt sein Reich.
Das muss man an diesem Sonntag Exodi ganz deutlich in den Mittelpunkt stellen. Nicht, weil es unsere Phantastereien oder wirre Gebilde von Träumen wären, die wir im Fieber haben. Solche Träume haben wir gar nicht.
Im Gegenteil, ich beobachte, dass die meisten von Ihnen recht fragend, zweifelnd und unsicher sind, was die Zukunft bringt. Auch hier ist es so, dass Jesus uns erst die Hoffnung und die Zuversicht schenkt.
Er hat sehr viel davon gesprochen. Sie finden das in all den großen Jesusworten, in der großen Endzeitrede. Dort hören Sie immer wieder Jesu Worte: „Ich komme“, „Ich halte diese Weltgeschichte zusammen“ oder wie an der Himmelfahrt: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Weltende.“ Darum hebt eure Häupter und seht, dass sich eure Erlösung naht.
Zum Ersten macht uns das heute lebenstüchtig.
Die Hoffnung der Christen im Vergleich zu weltlichen Hoffnungen
Ich möchte mich noch mit dem Vorwurf auseinandersetzen, als ob die Hoffnung der Christen uns weltflüchtig mache. Es wird behauptet, wir würden einfach immer wieder den täglichen Aufgaben entfliehen und sagen: „Ach, ich sehne mich nur nach der Zukunft, nach dem Himmel.“ Demnach würden wir unsere Aufgaben hier auf Erden nicht ernst nehmen. Das stimmt jedoch nicht.
Achten Sie einmal darauf, dass in der Welt, in der wir leben, sehr viel Hoffnung gemacht wird – und zwar oft in unverantwortlicher Weise. Hoffnung wird produziert, aber nicht von den Christen. Ich erinnere mich noch an die sechziger Jahre. Die Älteren können sich das noch gut vorstellen: Es war eine ganze Welle, eine Bewegung unter jungen Menschen, die sagten: „Wir schaffen eine neue Welt. Wir in unserer Generation schaffen eine Welt ohne Fehler. Wir verwirklichen die vollkommene Welt.“ Es brach sich noch einmal auf in der Friedensbewegung: „Schwerter zu Pflugscharen – wir machen das!“
Doch immer wieder passiert es, dass nach kurzer Zeit, nach zwei oder drei Jahren, diese großen Hoffnungen in einer tiefen Depression zusammenbrechen. Auf diesen Aufbruch der sechziger Jahre folgte die große Enttäuschung. Dann wurden noch einmal die Kräfte gesammelt: „Wir möchten es doch noch schaffen.“ Doch man merkt: Wir schaffen es nicht. Diese Welt bleibt so notvoll, schwierig und zerrissen, wie sie war. Wir können zwar ein Stück weit etwas verändern, aber das, was wir uns auf die Fahnen geschrieben haben, das gelingt nicht.
Man liest immer wieder den Satz: „Es macht nichts aus, wenn die Hoffnungen nicht verwirklicht werden. Junge Menschen brauchen ein Zukunftsbild, auch wenn es schwärmerisch ist. Lasst ihnen das schwärmerische Bild, das wird sich schon von allein zurechtrücken.“ Ich finde es gemein und hinterhältig, wenn man heute junge Menschen mit falschen Trugbildern täuscht. Genau das machen die Ideologen unserer Zeit, die ihre Programme entwerfen. Wir begegnen ihnen überall, sie geben immer wieder solche Worte und wecken solche Hoffnungen: „Vielleicht schaffen wir es doch noch in unserer Generation.“
Verstehen Sie das noch einmal: Es wäre schön, und keiner von uns ist dagegen. Aber wenn die großen Hoffnungen kommen – auf den Aufschwung der Wirtschaft, auf totale Abrüstung, auf das neue Leben, auf die neue Gesellschaft, in der einer den anderen liebt, auf diese wunderbare Zukunftsidylle – und dann plötzlich alles in totale Depression umkippt, dann ist das die Art der Welt. Und das sollen Christen nicht mitmachen, denn wir sollen von der Wahrheit geprägt sein.
Wir sollen nüchterne Menschen sein. Wir sollten uns prüfen und darauf achten, dass wir den Mund nicht zu voll nehmen. Natürlich gibt es manche, die im christlichen Gewand groß daherreden – schwärmerische Leute, die oft aus der großen Jesuserwartung heraus die tollsten Gebilde entwerfen. Wir kennen sie aus der Geschichte, wie sie das Reich Gottes sichtbar aufrichten wollten. Oder heute, wie manche Sektenpropheten ankündigen, dass in kürzester Zeit Wunderbares geschehen wird.
Doch das ist nicht unser Platz. Wir sollten solche Menschen prüfen und sorgfältig sein. Denn das hat Jesus sich selbst vorbehalten: „Ich mache alles neu, ich!“ Das sagt Jesus, der erhöhte Herr. „Ich mache das!“
Die Spannung zwischen Gegenwart und Zukunft im Glauben
Ich erschrecke, wie oft gerade bei Christen dieser Abschnitt benutzt wird und so verstanden wird, als könnten wir durch unsere menschlichen Aktionen etwas bewirken. Man sagt dann: Schau doch, wir können etwas tun!
Dabei bleibt ein großer Widerspruch über der Weltgeschichte, der sich erst in der Ewigkeit auflöst. Es ist schwer zu ertragen, dass diese Zerrissenheit der Welt bestehen bleibt – mit all der Not, dem Leiden, dem Unrecht und der Gewalt. Doch es heißt: „Siehe, ich mache alles neu.“
Bereits am Himmelfahrtstag hatten wir darüber gesprochen: Wie kann Jesus dann sagen, dass ihm heute alle Gewalt gegeben ist? Jesus hat bei seinen Leuten diesen tiefen Zwiespalt hinterlassen. Auf der einen Seite sagt er ihnen: „Jetzt sende ich euch in diese Welt.“ Auf der anderen Seite sagt er: „Es wird aber erst in der Ewigkeit vollendet.“
Sollen wir jetzt die Hände in den Schoß legen? Oder können wir sagen: Jetzt beginnt sofort das neue Herrlichkeitsreich? Wenn man in der Bibel liest, besonders im Neuen Testament, fällt auf, wie oft das Wort Hoffnung gebraucht wird.
Diese ersten Christen gingen mutig an die Arbeit, obwohl sie genau wussten, dass sie das neue endgültige Reich noch nicht schaffen konnten. Aber sie hatten den Mut, heute das Kleine zu tun. Darum macht uns die Ewigkeitshoffnung lebendig und lebensfähig.
Wir wollen nicht mitmachen bei den großen Illusionen, die uns immer wieder Ideologen von neuen Weltträumen erzählen. Wir wissen, dass in dieser Welt viel Leid geschieht. Wir sprechen davon, und wir sehen es. Aber wir sagen: Ich möchte an meinem Platz treu bleiben.
Da fängt eine Mutter an und sagt: Das ist meine Aufgabe, ich werde meine Kinder erziehen. Ein anderer geht in seinen Beruf und sagt: Ich ordne mein Leben in der Gegenwart Jesu, des Herrn, der alle Macht hat.
Und darin liegt ein Wert: In unserer Welt zu kämpfen, auch gegen Unrecht, gegen Gewalt und gegen Lüge – selbst wenn sich die ganze Welt nicht ändert.
Aber es ist doch groß, wenn ich nur in meinem Bereich anfange, die Herrschaft Jesu aufzurichten und ihm Geltung zu verschaffen. Das beeindruckt mich an den ersten Jüngern, die damals hinauszogen in die Welt. Sie begnügten sich mit ihrem kleinen Raum und wirkten dort.
Und was hat Gott Großes tun können? Wenn wir es einmal kritisch betrachten: Es war doch gar nicht viel. Paulus sammelte ein paar Leute in Athen, und in Ephesus waren auch einige. Aber sie waren das Salz der Erde.
Wenn das heute wieder gelingen würde – wenn Christen von Jesus, dem erhöhten Herrn, durchdrungen wären –, dann könnten sie in die Gesellschaft, in unsere Umgebung und in die Öffentlichkeit etwas von den großen Zielen Jesu hineintragen.
Unsere Arbeit wäre nicht vergeblich. Sie hätte Bedeutung im Blick auf das kommende Reich Gottes, auf die großen Träume von Frieden und Gerechtigkeit. Diese lassen sich in dieser Welt nicht verwirklichen, aus einem ganz einfachen Grund: Weil ich doch jeden Tag über meine Sünde stolpere – oder Sie vielleicht nicht.
Die Herausforderung der eigenen Unvollkommenheit im Glaubensleben
Geht es Ihnen so wie jenem jungen Fräulein, das einst zum Vater Blumhart kam, nach Bad Boll, zum alten Blumhart? Sie war natürlich eine Stuttgarterin und fragte: Herr Pastor, ist das eigentlich eine Sünde, dass ich so schön bin?
Da hat er gesagt: Eine Sünde ist das nicht, Kind, aber eine Täuschung. Es gibt nämlich manchmal Situationen, in denen man so vernarrt in sich selbst ist und meint: Ich bin so gut.
Und das gibt es immer wieder bei Christen, die fasziniert sind von ihrem Können. Sie sagen: Wir machen die neue Welt, wir prägen die Gesellschaft, wir schaffen Frieden. Wenn ich heute jedoch in die kläglichen Reste hineinsehe, die sich in den Gemeinden sammeln, dann wird über alle Weltthemen gesprochen. Dabei herrscht oft schon im kirchlichen Gemeinderat die schlimmste Spannung und der Krieg.
Auch unsere Ehen sind oft nicht vorbildlich, und unsere Familien sind belastet mit allem Schweren. In mir wohnt doch so viel Unrecht. Wie wollen wir denn eine neue Welt schaffen ohne Waffen? Wie denn?
Genau das sagt uns dieser Abschnitt: Jesus macht das, er macht alles neu. Und er beginnt heute bei uns, indem er seine Königsherrschaft bei uns aufrichtet, uns gerecht macht und seine Grundlinien der Wahrheit in unserem Leben verwirklichen will.
Die Kraft der persönlichen Umkehr und Erneuerung
Auf einer unserer Hofhacker-Konferenzen vor einigen Jahren hat einmal ein junger Mann gesprochen. Er erzählte sehr eindrücklich von der schweren Zeit seines Lebens, als er heroinsüchtig war. Was ist denn dann passiert?
Als er von Jesus hörte, dass Jesus alles neu macht, hat er ganz schlicht gebetet: „Herr, ich bringe dir den Schrott meines Lebens!“ So können wir nur beten: „Herr, ich bringe dir den Schrott meines Lebens. Du machst alles neu.“ Dann werde ich auch nicht mutlos, wenn ich jeden Tag noch an meiner Unvollkommenheit leide.
Ich finde es so schrecklich, wenn heute Menschen den Mund so voll nehmen, so unnüchtern werden und immer von der neuen Welt träumen. Dabei ist doch mit Händen zu greifen, wie überall die Not sichtbar wird.
Darum ist es gut, wenn Christen sagen: „Ich freue mich, dass Jesus das zu Ende bringt. Und ich bitte ihn: Herr, fang heute neu an, im Schrott meines Lebens etwas Neues zu bauen.“ Das geschieht doch.
Im Paulusbrief an die Römer steht das so eindrücklich. Paulus erzählt dort von Abraham und sagt: „Denk doch an den Vater Abraham!“ Was war denn der? Abraham war nicht wie die heutigen großen Sprücheklopfer, die immer große Programme entwerfen und sagen: Wir machen das, wir können das.
Abraham sah nicht auf seinen erstorbenen Leib. Er wurde nicht mutlos, obwohl er wusste, dass er ein schwacher Mann war. Das sehen wir doch überall: Wir können mit unseren Händen nicht viel bewegen. Aber Abraham wusste, dass Gott treu ist, der es verheißen hat. Er hielt es bei Gott für möglich, dass Gott tun wird, was er sich vorgenommen hat. Und er gab Gott die Ehre.
Das wollen wir tun – im Glauben.
Die Bedeutung des treuen Wirkens im Alltag
Wenn wir an unsere Arbeit gehen, spüren wir auf Schritt und Tritt unsere Unvollkommenheit und unsere Schwäche. Dennoch freuen wir uns, dass Jesus sein Reich zu Ende führen wird, das er heute beginnt. Das macht mich heute lebenstüchtig und verleiht sogar meinen Taten einen Sinn.
Dann können wir in kleinen Schritten arbeiten. Wir müssen nicht denken, dass wir keinen Einfluss haben. Wir haben viel Einfluss. Dort, wo wir arbeiten und stehen, wirken wir im Namen Jesu, des Herrn, der uns gebrauchen will.
Mir kommt das vor wie ein Mosaik, bei dem Steinchen an Steinchen gereiht wird. Erst aus der Nähe erkennt man das ganze wunderbare Bild. Damals bei der Himmelfahrt waren es nur elf Männer. Heute sind wir viel mehr!
Wenn das bei uns allen geschehen würde – dass wir sagen: „Wir gehen hier von diesem Gottesdienst hinaus und lassen uns von Jesus an unserem Platz gebrauchen“ – dann würde das unsere Welt prägen. Das hätte Einfluss und Bedeutung und eine ungeheure Macht!
Nicht erst, wenn man demonstrativ durch die Straßen zieht, sondern wenn Menschen an ihrem Platz die Herrschaft Jesu leben und im Glauben wissen: „Das stimmt, Jesus macht alles neu. Ohne ihn kommt nichts aus.“ Aber er hat es sich vorgenommen, und er wird es zu Ende bringen. Da bin ich froh.
Zweitens: Das gibt Trost.
Die Hoffnung als Quelle des Trostes in Leid und Trauer
Das Erste macht heute lebenstüchtig, das Zweite gibt Trost. Auch das ist wichtig: Wir müssen immer wieder daran festhalten. Auch nach der Himmelfahrt Jesu dürfen wir uns die Tränen aus den Augen wischen.
Jetzt können Sie einmal prüfen, ob die schwärmerischen Christen Recht haben, die nur noch vom Sieg brüllen und das Leiden vergessen. Es ist etwas Wahres daran: Wir wissen vom Sieg Jesu und dass ihm alle Macht gehört. Aber Sie müssen auch wissen, dass bei all den großen Ideologen, die von der neuen Welt sprechen, die Tränen nie vorkommen.
Es steht nämlich geschrieben, dass wir die Tränen mit hinübernehmen in die Ewigkeit. Bis zur letzten Sterbestunde geht es durch viel Not und Leiden hindurch. Ich hätte Ihnen das gerne erspart und etwas anderes gepredigt, aber es steht so da. Ebenso steht dort, dass kein Mensch vollgültig trösten kann. Das kann nur der ewige Gott.
Er wird am Ende, wenn wir vor seinem Thron stehen, die Tränen abwischen. In dieser Welt bleibt es gut gemeint, wenn wir einander die Hand drücken und Mut zusprechen. Aber es bleibt fehlerhaft, bruchstückhaft und wenig gekonnt. Warum ist das so? Weil Jesus diesen Widerspruch lässt. In diesem Widerspruch muss unser Glaube reifen.
Ich möchte mit Ihnen ein Stück weit den Paulusbrief an die Römer durchgehen. Im fünften Kapitel schreibt Paulus, nachdem er im vierten Kapitel mit der Hoffnung und Abraham eindrücklich erklärt hat, dass es ganz dringend nötig ist, Trübsale und Bedrängnisse zu durchleiden. Warum ist das nötig? Weil nur so der Glaube Erfahrungen sammelt.
Welche Erfahrungen? Die, dass man nicht sofort den Sieg erlebt, sondern dass der Glaube reifen und warten muss. Der Glaube hat – das ist ein biblisches Wort – „Harren auf die Erfüllung“. Wenn wir von der Königsherrschaft Jesu sprechen, wissen wir, dass sie in dieser Welt verhüllt ist.
Oft können wir sie erfahren und erleben Wunder Jesu. Doch dann kommen wieder Phasen unseres Glaubens, in denen es so aussieht, als wäre Jesus von uns gewichen. Aber er ist da. Er hat uns seine Trostworte der Verheißung gegeben. Er hat uns seinen Heiligen Geist als Pfand gegeben, der uns im Glauben stärkt.
So kann der Glaube reifen und braucht keine Stützen mehr, sondern vertraut allein dem Wort Jesu. Wie war das gerade bei Abraham? Er wartete im Alten Testament fünfzehn, sechzehn Jahre und sah die Erfüllung nicht. Wenn Gott mir versprochen hat, dass ich einen Sohn bekomme, dann muss ich ihn doch kriegen, dachte er.
Doch er wartete und wurde stark in der Hoffnung. Das ist auch für Christen nach der Himmelfahrt so: Sie müssen im Widerspruch reifen. Ich möchte das besonders denen sagen, die heute bekümmert, belastet und beschwert sind. Das ist gerade für sie gesprochen.
Wenn Jesus uns das Große noch einmal enthüllt, sagt er: „Blick doch hinaus auf die Ewigkeit, da löst sich der Widerspruch deines Lebens.“ Ich sah das neue Jerusalem, die vollkommene Stadt. „Schreibe“, sagt die Stimme, „denn diese Worte sind wahrhaftig: Da wird kein Leid und kein Geschrei mehr sein.“
Und jetzt kommt gleich die wichtige Folge: Darum überwinde! Lass dich nicht in die Depression hinunterziehen. Bleib nicht in der Anfechtung hängen. Verfalle nicht dem Selbstmitleid, sondern geh vorwärts deinen Weg. Gott braucht dich in dieser Welt als seinen Zeugen.
Und das ist ganz gewiss: Er wird es erfüllen, wenn wir durchs Todestal hindurchgehen. In dem Moment, in dem dieses Leben endet, nimmt uns Jesus zu sich, die an ihn glauben. Und wir dürfen vom Glauben zum Schauen kommen.
Darum nimm jetzt für die letzten Jahre – bei manchen von uns sind es nicht einmal Jahre, vielleicht noch kürzer – die Schwierigkeiten unter deine Füße und geh deinen Weg fröhlich. Überwinde! Du wirst doch nicht jetzt im Zank hängen bleiben.
Es ist so schlimm, wenn Christen sich in die Händel dieser Welt verlieren – Rechtshändel, Geldhändel. Das ist doch gar nicht wichtig im Blick auf die neue Welt. Sieh das Ziel vor Augen, dem du zuläufst. Und das ist Trost, wirklicher Trost: Gott wird uns die Tränen von unseren Augen abwischen.
Die Sehnsucht nach der Gegenwart Gottes
Noch das Dritte, das weckt Sehnsucht. Ich höre eine große Stimme: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen. Wir haben am Himmelfahrtstag viel darüber gesprochen, was es bedeutet, dass Jesus Christus als König herrscht.
Aber dann gehen wir wieder hinaus und spüren, wie die Krankheit herrscht, wie die Angst herrscht, wie Menschen über uns herrschen. Dann hätten wir es gerne ein wenig spürbarer: die Hütte Gottes bei den Menschen.
In unserer Zeit hat man sich viel Mühe gegeben, die Botschaft der Bibel immer wieder für das Heute zu aktualisieren. Das ist ja immer wichtig, damit ich es heute erleben kann. Aber das, was da steht, kann man nicht im Heute vollständig erleben. Heute erfahren wir es nur ganz bruchstückhaft. Das sind solche Augenblicke.
Ich denke, der Geist Gottes hat Ihnen auch heute ein Stück davon gezeigt, was es bedeutet, wenn Gott zu Ihnen spricht und Ehr in Ihnen wirkt. Aber erfahrbar wird das erst einmal in der Ewigkeit.
In meinem Haus wohnen liebe Leute, wo ich wohne, in der Stitzenburgstraße drüben. Aber es ist doch schön, wenn der ewige Gott bei mir wohnt und ich bei ihm, Hausgenosse.
Und was bedeutet das, wenn man einmal auf Reisen ist? Wie sehnt man sich zurück! Ich nach meiner Frau, nach meinen Kindern, nach den lieben Menschen, nach Ihnen allen.
Wissen Sie, wenn der ewige Gott einmal um uns sein wird, dann ist all die Liebe von Menschen, die wir in dieser Welt genossen haben – und wenn das eine wunderbare Liebe war, nur wie ein Tropfen gegen ein Meer – dann wird das eine so große Geborgenheit sein und ein solcher Frieden, wenn uns Gott in seinen Arm nimmt.
Man darf so menschlich vom ewigen Gott reden, dass er diesen ganzen unheimlichen Mächten zuruft: Schweig und verstumme! Ich denke das oft im Gespräch mit Depressiven, wo das ja am unheimlichsten hervorbricht, wie schrecklich diese Ängste sein können.
Da darf man wirklich Menschen im besten Sinn des Wortes vertrösten, weil es in der Welt keinen endgültigen Trost gibt. Man wird satt an der Nähe der Gegenwart Gottes.
Wenn wir morgens unsere Bibel aufschlagen und Zeit zum Beten nehmen, dann ist das ja nur so ein ganz kleines Kosten, bevor wir wieder in den Trubel des Tages starten. Und da wacht die Sehnsucht auf: Wie wird das einmal sein, wenn ich im Frieden Gottes bin?
Es ist gut, dass Jesus uns diesen Zwiespalt lässt mit der Himmelfahrt. Er weist uns darauf hin: Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Dann sendet er seine Jünger aus.
Damals zogen diese elf Männer fröhlich in die Welt hinein. So sollten auch wir hineingehen: ohne Angst, mutig. Und sie haben es erlebt: Er ist da.
Es war nur ein Vorgeschmack, was sie erlebt haben bei der Steinigung des Stephanus am Pfingsttag. Aber solche Erfahrungen will Jesus auch uns machen lassen, bis er uns das Volle schenkt in seiner Gegenwart.
Ja, Jesus siegt, wir glauben es gewiss. Glaubend kämpfen wir, wie du uns führst durch alle Finsternis. Wir folgen Jesus dir, denn alles muss sich vor dir beugen, bis auch der letzte Feind vor dir weicht.
Ja, Jesus siegt. Amen.
