So schöne Tage, wie diese Weihnachtsfesttage, vergehen oft viel zu schnell. Wir sollten dankbar sein, dass wir so viele freie Tage haben und Zeit finden, über die große Gabe Gottes nachzudenken.
Heute, am zweiten Feiertag, möchte ich Sie zu unserem Gottesdienst begrüßen. Im Wort heißt es: "Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass er seinen einzigen Sohn gesandt hat, damit wir durch ihn leben sollen." Gerhard Terstegen hat ein schönes Weihnachtslied gedichtet: „Jauchzet, ihr Himmel“, Lied Nummer 33. Wir wollen einige Verse daraus singen, nämlich die Verse eins bis vier und anschließend noch den siebten Vers.
Dann wollen wir beten: Herr Jesus Christus, öffne uns heute erneut die Augen des Glaubens, damit wir das alles begreifen, was da geschehen ist. Lass uns nicht nach oberflächlichen Erklärungen für das große Wunder deiner Liebe suchen. Du gehst jedem von uns nach und suchst uns. Du opferst und gibst dein Leben, damit wir das erfüllte und unbegrenzte Leben gewinnen.
Wenn wir uns jetzt versammeln, wollen wir vor dir ausbreiten, was sich in unserem Leben an Lasten, Not, Schuld und Gottesferne angesammelt hat. Wenn du zu uns kommst, bricht der Festglanz an. Dann beginnt die Freude, und Menschen werden fröhlich. Lass das bei jedem von uns geschehen. Rede zu uns allen. Gib, dass jetzt keiner unter uns ist – auch nicht unter denen, die über die Kassetten an diesem Gottesdienst teilnehmen –, der dir nicht begegnet und durch dich nicht reich gesegnet wird.
Wir wollen dir jetzt in der Stille all das bringen, was uns bewegt. Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen! Amen.
Einführung in das Weihnachtsfest und Gebet
Die Schriftlesung aus dem ersten Brief des Johannes, Kapitel 1, Verse 1 bis 4. Sie können mitlesen in den ausgelegten Bibeln auf der Seite 236.
Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen haben, was wir betrachtet haben und unsere Hände betastet haben – das ist das Wort des Lebens.
Denn das Leben ist erschienen, und wir haben es gesehen, bezeugen es und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist.
Was wir also gesehen und gehört haben, das verkündigen wir euch auch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt. Wir haben Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.
Das schreiben wir, damit unsere Freude vollkommen ist. 1. Johannes 1,1-4
Die Bedeutung der Weihnachtszeit und der Christbaum
Diese Festtage, die in diesem Jahr wirklich ausgiebig sind, sind dennoch zu kurz, um all die schönen Weihnachtslieder zu singen. Ich hoffe, dass Sie die Zeit zuhause nutzen und die wunderbare Botschaft dieser Lieder, die über die Jahrhunderte erklungen ist, auch in Ihren vier Wänden laut werden lassen.
Ich möchte Sie außerdem darauf hinweisen, dass wir einen herrlichen Christbaum haben. Dieser wurde von einem Gemeindemitglied gestiftet. So etwas Schönes wächst im Garten eines Gemeindeglieds. Leider muss der Baum dort gefällt werden, doch wir freuen uns darüber. Er grüßt uns hier und ist eine schöne Sache.
Nun wollen wir das Wort Gottes hören. Es soll im Mittelpunkt stehen.
Das Wort Gottes im Johannes-Evangelium
Das Johannes-Evangelium, Kapitel 1, zeigt uns, was hinter der Geburt Jesu steht.
Johannes 1,1-14: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Es war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch das Wort gemacht, und ohne das Wort ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
Und das Licht scheint in der Finsternis, doch die Finsternis hat es nicht begriffen. Es war ein Mensch von Gott gesandt, der Johannes hieß. Er kam als Zeuge, um für das Licht Zeugnis abzulegen, damit alle durch ihn zum Glauben kommen sollten. Er war nicht das Licht, sondern er sollte Zeugnis geben für das Licht.
Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen. Also war Jesus in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, doch die Seinen nahmen ihn nicht auf.
Allen aber, die ihn aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er Macht, Gottes Kinder zu werden. Diese Kinder sind nicht aus dem Blut geboren, auch nicht durch den Willen des Fleisches oder den Willen eines Mannes, sondern durch Gott.
Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns. Wir sahen seine Herrlichkeit, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
Herr, gib uns einen reichen Segen aus deinem Wort. Amen.
Persönliche Erfahrungen mit Wahrnehmung und Glauben
Als ich zur Musterung musste, haben die Ärzte meinen ganzen Körper untersucht und versucht, einen Makel an mir zu finden. Schließlich haben sie ihn auch entdeckt. Eigentlich war alles in Ordnung, nur als sie große Tafeln hochhielten, auf denen viele Farbkleckse zu sehen waren, wurde es anders.
Sie fragten mich, ob ich etwas darauf erkennen könne. Ich konnte jedoch nichts erkennen, nur viele Punkte. „Sehen Sie da keine Zahlen?“, fragten sie. Ich antwortete: „Ich sehe keine Zahlen, nur wirre Punkte.“ Dann schüttelte die Ärztin bedächtig den Kopf und sagte: „Also, Sie haben eine Farbenschwäche.“
Sie trösteten mich, doch ich hatte bereits bemerkt, dass ich den blauen Himmel von der gelben Sonne unterscheiden konnte und das Rotlicht von dem Grünlicht an der Ampel. Dennoch sagten sie, ich habe eine Farbenschwäche – ich sehe die Farben nicht richtig.
Ich habe immer wieder versucht, die Zahlen auf diesen Tafeln zu erkennen, und war erstaunt. Egal wie sehr ich mich anstrengte oder übte, es klappte einfach nicht. Meine Töchter lachen darüber und sagen: „Schau, das ist ein Neuner, und das ist ein Achter.“ Ich sehe jedoch nichts, nur diese Punkte. Dort, wo die Farben schwach sind, habe ich kein Empfinden dafür, diese Farbtöne voneinander zu unterscheiden.
Wenn wir heute am zweiten Feiertag noch einmal die Weihnachtsgeschichte bedenken, das Kommen Jesu, dann sollten wir daran denken, dass es nicht nur Farbenschwäche gibt, sondern auch Glaubensschwäche. Darunter leiden Christen in diesen Tagen besonders.
Sie feiern Weihnachten, singen die Lieder und besuchen vielleicht die Gottesdienste, doch ihr Glaube ist zu schwach, um das Wunder wirklich zu erfassen. Sie ahnen etwas, doch genau sehen können sie es nicht.
Die Hirten waren ganz anders. Sie rannten in den Stall und standen dort. Wenn man sie heute fragen würde, was da los war, warum sie das gesehen haben, würden sie sagen: „Da war doch nur ein Kind in Windeln.“ Was sollte man da denken? Wer möchte schon verstehen, dass das ein Retter sein soll? Und dann noch der gottgesandte Messiaskönig – das versteht wohl nur, wer will.
Aber die Hirten sahen das durch die Augen des Glaubens.
Glauben als Schlüssel zum Verstehen der Weihnachtsgeschichte
Und wenn man weiterdenkt in die Weihnachtsgeschichte, sieht man, wie Tage später Maria und Joseph zum Tempel eilen. Hunderte von Menschen laufen an ihnen vorbei und achten nicht auf die Frau. Vielleicht hat sie nur ein Kopftuch umgeschlungen und das Kind im Arm, um oben die Opfer darzubringen.
Da stürzt ein alter, ergrauter Mann auf sie zu, reißt das Kind Maria aus dem Arm und sagt: „Das ist doch … auf den habe ich mein Leben lang gewartet.“ Das wird wahrscheinlich der Predigttext am Sonntag sein.
Warum sieht das ein Simeon? Warum sieht das eine Hanna? Sie sehen es im Glauben, im Glauben erkannt. Es ist keine Frage unserer Augen. Wie viele waren damals in der Nähe der Krippe Jesu, in der Nähe des Stalls, und sahen alles, was da geschah – und doch sahen sie nichts.
Wir haben ja gerade in unserer Bibelstunde seit langem das Johannesevangelium. Die, die dabei sind, haben schon lange herausgefunden, dass das heimliche Thema des Johannesevangeliums genau das ist: Da sind Leute, die haben gesunde Augen, sie haben die Bibel unterm Arm und können sie sogar auswendig hersagen. Und sie sehen nichts.
Und da sitzt ein Blindgeborener, der sein Leben lang nie etwas gesehen hat, und der begreift plötzlich: Dieser ist der Christus.
Ich will das so klar sagen, weil sich in unseren Tagen viele an den Evangelienberichten von Jesus stoßen – ja, wirklich. Sie lesen die Bibel, zerlegen sie und sagen über all die wunderbaren Jesusgeschichten nur: „Das ist alles nur ein menschlicher Bericht von irgendjemand.“ Sie kommen nie zur Anbetung Jesu, des Gottessohnes.
Die Bedeutung des Hörens und Verstehens des Wortes Gottes
Dabei haben sie gesunde Augen und einen vernünftigen Verstand – dieses Auge des Glaubens, das hier eindringen muss und das Wunder verstehen soll, das da geschehen ist. Wie kann man denn sehen? Nicht, indem man noch mehr hinschaut, sagt er noch einmal. Es können selbst Theologen sein, die Tag und Nacht mit dem Wort der Bibel umgehen, neutestamentliche Exegeten, wie man mit dem Fachwort sagt, und die verstehen doch überhaupt nichts, weil sie nichts sehen vom Christus Gottes.
Darum ist es gut, dass uns Johannes am Anfang seines Evangeliums das zeigt, was auch in den anderen Evangelien so deutlich steht: Das Sehen kommt nicht mit den Augen, sondern mit den Ohren, mit dem Hören. Das Gotteswort muss durchdringen, durch unsere vielfachen Barrieren und durch diese Isolierungen. Es muss uns durchbohren bis ins Gewissen hinein.
Wer das einmal begriffen hat, dass das, was Jesus sagt – die Jesusworte – voller Kraft und Dynamik sind, von solch einer Kraft, wie man sie von irdischen Worten überhaupt nicht kennt, von Menschenworten überhaupt nicht verstehen kann, diese Jesusworte, die so kräftig sind, dass sie bis ins Innerste uns treffen können, der kann plötzlich anfangen, Jesus als Gottessohn zu sehen und als Christus zu erkennen.
Ich habe jetzt gar nicht die Zeit, um das im Johannesevangelium mit ihm durchzugehen. Ich habe das für mich zuhause getan in der Vorbereitung für diese Predigt, dass ich die Konkurrenz zur Hand nahm und dann nachschaute, wo das Wort Gottes im Johannesevangelium steht. Und da kommt das ja nachher.
Die Stille mag für viele stehen, wo Jesus sagt: „Wer sagt denn ihr, dass ich bin?“ Und wollt ihr nicht weggehen? Da sagt Petrus: „Wir können nicht, weil deine Worte uns im Herzen brennen.“ Die Worte waren das Entscheidende, nicht das Sehen der äußeren Leibesgestalt Jesu. Die war ja anstößig, auch damals für die Menschen. Dann sagten sie: „Der kommt aus Nazaret, wir kennen seine Brüder, wir kennen seine Mutter, was will der uns Besonderes sagen?“ Noch bis zur letzten Verurteilung Jesu war das äußere Erscheinungsbild immer nur ein Anstoß, an Jesus zu glauben. Die Worte, die Worte Jesu haben gebrannt.
Oder als Jesus mit der Samariterin gesprochen hat, und die Leute aus der Stadt Samaria nachher herkamen, sagten sie zu der Frau: „Jetzt glauben wir um der Worte willen, die Jesus zu uns geredet hat.“
Wenn sie zum Glauben kommen wollen in diesen Weihnachtstagen, wenn sie fest und gewiss werden wollen, dann müssen sie diese Worte Jesu in ihr Herz aufnehmen.
Das Beispiel des Hauptmanns von Kapernaum
Oder darf ich an eine andere Geschichte erinnern? Ich möchte Ihnen heute einfach viel Anschauliches bieten, weil ich dachte: Am zweiten Feiertag noch einmal eine schwere Weihnachtspredigt – ob man die da noch fassen kann, ob da nach so viel Speise noch das Glüsten da ist.
Der Hauptmann von Kapernaum sorgt sich um den Jungen, der krank im Sterben liegt. Er kommt zu Jesus, und Jesus rühmt ihn und sagt, dass er mehr begriffen hat als das Haus Israel. Was hat der Hauptmann begriffen? Er blieb nicht an der äußeren Erscheinung oder am Menschenbild Jesu hängen. Stattdessen sagt er zu Jesus: Bei dir ist das toll. Wenn du ein Kommando gibst, dann klappt das. Wenn du etwas befiehlst, dann setzt sich das durch. Es wird so, wie du sagst.
Er meint, dass Menschen Worte oft nur dahin sagen, bla bla bla. Bei ihm auf dem Kasernenhof ist das anders: Wenn er sein Kommando gibt, schwenkt das ganze Bataillon. Aber bei Jesus ist es noch viel mehr: Er muss nur über die Krankheit sein lösendes Wort sprechen, und dann wird es so. Sein Wort trifft, und es verändert sogar die Natur.
Ich war gestern froh, dass uns Rolf Hille in der Predigt diese Karikatur gezeigt hat. Ihr macht nur Worte, Worte, ja. Unsere Worte wären wirklich dumm, wenn wir hier nicht Gottes Worte hören würden. Alle eigenen Menschenworte können wir vergessen. Sie wissen, wie sie durch die Todesstunde hindurchtragen können.
Darum ist mein erster Leitsatz, den ich aus diesem Johannesevangelium herausnehmen will: Jesus ist das komprimierte Gotteswort. Komprimiert heißt zusammengepresst, ganz eng zusammengedrückt.
Die Herausforderung des Glaubens in der materialistischen Welt
Jetzt muss ich doch noch etwas Philosophisches kurz mit Ihnen durchnehmen und behandeln. Das betrifft jeden von uns.
In unserer Zeit fällt uns der Glaube deshalb so schwer, weil wir in einer Epoche leben, in der nur das gilt, was man anfassen kann. Das ist das Einzige, was als wirklich angesehen wird. Schon kleine Kinder sagen: „Wenn ich es nicht fassen kann, will ich es nicht glauben.“ Dieses Denken lässt sich mit dem Fachbegriff Materialismus bezeichnen. Materielle Dinge sind für uns das, was fest und greifbar ist, und nach diesen richten wir unser Leben aus.
Wie schlimm ist es, wenn man kein Geld mehr hat? Wie schlimm ist es, wenn man nichts mehr zu essen hat? Wir sind von der Materie abhängig. Deshalb hatten es die Sozialisten am Anfang der großen Geisteswende im vorigen Jahrhundert immer leicht. Sie sagten: „Mensch, die Pfarrer vertrösten euch mit einem Leben jenseits. Wichtig ist doch, dass man den Menschen hier und jetzt in dieser Welt hilft. Er braucht Essen, er braucht eine Wohnung, er braucht die rein materiellen Dinge.“ Das leuchtet jedem ein.
Aber nun fordert uns das Bibelwort heraus, einmal zu prüfen, dass all diese materiellen Dinge nicht bleiben. Nicht nur, dass wir nichts davon mit in den Sarg nehmen, sondern dass sie vergehen. Diese Welt wird zerbrechen, Himmel und Erde werden vergehen.
Was aber hat Bestand? Was ist eigentlich das Einzige, was wirklich ist? Die Bibel sagt: Es ist Gott, der das will, der das befiehlt, der das geschaffen hat. Gott spricht, und dann geschieht es. So hat er die Welt geschaffen. Die ganzen Dinge, die wir heute sehen, ruhen auf dem Befehlswort Gottes, auf dem Reden Gottes.
Wenn ich das so kurz sage, weiß ich nicht, ob das bei Ihnen wirklich etwas auslöst, dass unser ganzes Denken einmal umgestellt wird. Die wirklich realen Dinge in der Welt sind die Worte Gottes. Alles andere ist zeitlich und begrenzt. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
Das, was hinter den sichtbaren Dingen steht, ist das Reden Gottes. Nun sagt Johannes in seinem Evangelium so groß: Das, was uns hier in Jesus erschienen ist, ist das ganze zusammengedrängte Reden Gottes. Darum sind die Worte, die Jesus gesprochen hat, von Gott bestätigt und voller Kraft. Sie setzen sich durch und werden eingelöst. Alle großen Zukunftsweisungen Jesu werden erfüllt.
Wenn Jesus sein Wort sprach, etwa vor dem taubstummen Jungen, der nichts hören konnte, „He, Vater!“, und dann taten sich die Ohren auf – das ist das Große daran, dass das Wort Gottes heute auch wirkt. Sobald wir es verkündigen, geschieht etwas: Menschenleben werden gewandelt, Menschen werden froh, Menschen können glauben. Das geschieht durch das Hören des Wortes, denn in dem Wort steckt die ganze Kraft Gottes.
Und nun noch größer gesagt: In Jesus ist das ganze Gotteswort komprimiert. All das, was einst von den Propheten verkündigt wurde, ist in Jesus bestätigt und erfüllt. Sie können doch nicht Altes und Neues Testament auseinanderreißen, wenn Sie wissen, wie Jesus die Schrift verstand. Jesus wollte mit seinem Kommen das ganze Alte Testament, das ganze Prophetenwort und das Gesetz erfüllen und in Geltung setzen. Alles sollte in ihm ja und amen sein, bestätigt und erfüllt.
Darum kann man nicht genug über Jesus nachdenken und seinem großen Wort nachlauschen. Das sollte unser Lebensmotto werden: Ich möchte nur ihn erkennen und ihm gleichgestaltet werden, ihm immer ähnlicher werden, diesem großen Gotteswort. Er war das Wort, und das Wort war bei Gott.
Dort, wo Jesus ist, da ist dieses Wort lebendig. Dort fangen Menschen plötzlich an zu sehen und zu verstehen und das Wunder zu begreifen.
Das Licht Jesu in der Finsternis
Aber das Zweite steht dann noch in dieser Weihnachtsgeschichte des Johannes. Dort heißt es: „Er macht meine Finsternis hell.“ Ich will es Ihnen wieder mit anschaulichen Bildern einfach zeigen.
Der Johannes hat in seinem Evangelium nur einige wenige Wundergeschichten aufgenommen. Nicht, dass er die anderen nicht gekannt hätte – die wusste er sehr wohl. Ihm genügten einige Wunder, um das zu zeigen. Etwa als Jesus am Teich Bethesda an den schrecklichen Krankheiten vorüberging und vor einem Mann stehen blieb, der achtunddreißig Jahre krank war. Das hat Johannes gern erzählt. Er berichtet von dem Blindgeborenen, vom Schicksal einiger Kranker und Leidender, die so vor unserem Auge erstehen.
Dann erzählt Johannes das so anschaulich, wie plötzlich Jesus sein Wort spricht – sein Heilungswort – und es geschieht. Die Kranken werden gesund. „Steh auf, nimm dein Bett und geh“, sagt Jesus zu dem Kranken am Teich Bethesda. „Wie, ich soll aufstehen?“ – „Ja, steh auf, du kannst.“ Wenn Jesus dich auffordert, dann kannst du das tun. Es wird so sein und sich erfüllen.
Wie war das, als dieses Licht hineinleuchtete in die Dunkelheit eines solchen kranken Menschen? Und wie ist das heute, wenn ein Verzweifelter plötzlich merkt: Da spricht Jesus zu mir in meiner Krankheit! Dort unten am Krankenhaus Bethesda steht in jedem Zimmer so ein Wort, und ich weiß, wie das zu den Kranken reden kann.
Wenn Sie das Johannesevangelium lesen, merken Sie, dass Johannes nicht einmal die Krankheit als die schlimmste Dunkelheit ansieht. Für ihn ist die schlimmste Dunkelheit, dass selbst fromme Leute, die mit der Bibel leben, im Finstern sind und nichts vom Kommen des Lichtes sehen. Davon spricht er nur: „Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen.“
Herodes, der seine eigene Frau umgebracht hat und zwei seiner Söhne, hat es natürlich nicht begriffen. Aber auch die Frommen haben es nicht begriffen, wer der Christ ist. So finster war es in ihrem Leben. Wie ist es nur möglich, dass sie nicht begreifen, dass doch dieses Licht hineinleuchtet? Er war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet.
Wenn Sie sich einen Augenblick Stille nehmen in diesen Weihnachtstagen und Ihr Leben vor Jesus betrachten, dann leuchtet das Licht auf. Sie erkennen die vielen Versäumnisse und die Schuld, die Gottesferne und die ganze Ablehnung. Sie erkennen das Kreuz Jesu, seine Vergebung und seine Liebe. Sie wissen, wie es ist, wenn er Schuld in des Meeres Tiefe wirft.
Das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, geschieht auch bei uns in diesen Weihnachtstagen. Nicht bloß, dass wir Kerzen anzünden, sondern dass das Licht Jesu ganz hell hineinleuchtet in unsere Herzen. Es hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben, sodass durch uns die Erleuchtung von der Erkenntnis Gottes im Angesicht Jesu Christi entsteht – dass es ganz hell wird bei den Menschen.
Die Kraft des Wortes und das Zeugnis des Glaubens
Sie können viel über diese Fragen diskutieren. Ich habe nichts gegen das Diskutieren, ich unterhalte mich auch sehr gern. Aber durch all Ihre Verstandestricks werden Sie kein Stückchen Jesus näherkommen und auch nicht zur Erkenntnis des Glaubens.
Das helle Licht des Evangeliums können Sie nur sehen, wenn Sie das Wort Jesu hören – auch die harten Botschaften, die er hat. Und wenn Sie es hören vor dem Hintergrund eines wachen Gewissens. Wenn das Wort Sie durchbohrt, dann geht der helle Schein im Herzen an. So können Sie begreifen, was Gnade ist, was Vergebung bedeutet, was die Liebe Gottes ausmacht, was Auferstehung und neues Leben sind – das ist das Dritte, das hier Johannes beschreibt.
Ich hoffe, dass das heute für Sie keine schweren Worte waren, sondern dass es irgendwo praktisch für Sie wurde. Jesus öffnet uns den Himmel. Noch einmal erinnert Johannes daran, was er später im Evangelium immer wieder erzählen muss: dass Türen verrammelt sind. Wir haben das ja schon am Heiligen Abend betrachtet – viele wollen nichts wissen vom Kommen Jesu und schließen die Türen ab.
Das erleben wir sogar in einer christlichen Welt, in der viele Menschen mit uns feiern, aber nicht die Türen öffnen wollen, damit Jesus einkehren kann. Das ist schön: Jesus klopft an, drückt an der Tür. Sie müssen nur aufmachen, den Riegel wegnehmen und ihn zu sich hereinlassen. Er drängt in diesen Tagen zu Ihnen.
Und dann steht da: die ihn aufnahmen, die die Tür aufmachten. So einfach ist das Weihnachtsevangelium – nur die Tür aufmachen und Jesus in dein Leben einziehen lassen. Das ist kein pietistisches Evangelium, das ist das Evangelium des Johannes: ihn aufzunehmen, das ist Christsein. Jesus in das eigene Leben aufnehmen, ihn einlassen.
Denen gab Jesus Macht, Gottes Kinder zu heißen – nein, zu sein. Menschen nach dem Bilde Gottes, nach dem Format Gottes, nach dem Denkformat Gottes. Leute, die mit den großen Maßstäben Gottes leben: lieben, wie Gott liebt; treu sein, wie Gott treu ist; wahr sein, wie Gott wahr ist; rein sein, wie Gott rein ist.
Wie kann man das als Mensch? Jesus gibt die Macht dazu. Es ist immer wieder schlimm, dass Christen das missverstanden haben und meinten, sie könnten ihr Leben ändern, indem sie sich kasteien, sich quälen in der Heiligung, ihren schwachen Willen noch einmal zusammennehmen und sich drücken. Nein, nein!
Den, die ihn aufnahmen, gab er Macht. Vollmacht steht da, Befehlsgewalt. Sie konnten das auf einmal. Da konnte plötzlich ein Geizkragen, der am Zoll saß und immer nur rechnete, wo er Profit herausholt, sein Geld stehenlassen. Da hatte plötzlich eine Frau oder ein Mann mit unreinen Gedanken ein reines Herz, weil Jesus ihnen Macht gab.
Heilung und Hoffnung durch die Aufnahme Jesu
Ich denke, dass auch in diesem Jahr die schlimmste Not bei vielen von Ihnen, die Weihnachten feiern, darin besteht, dass wir in der Seele verwundet sind. Wir hängen fest an Erinnerungen von vorgestern, an Schmerzen, die uns zugefügt wurden. Am liebsten würden wir solche Tage wie den Weihnachtsabend weinend im Selbstmitleid verbringen, weil es uns so schwer geht und weil wir so viel Böses erfahren haben und eine so schwere Lebensführung führen.
Wie wird es sein, wenn Sie in der Tiefe Ihrer Seele Jesus aufnehmen? Das ist das allergrößte Wunder. Ich sage es Ihnen im Namen Jesu: Es gibt Heilung, selbst bei seelischen Verwundungen, die größer sind, als Sie verstehen können, wenn Sie Jesus aufnehmen. Wenn Sie ihn dort aufnehmen, wo wir allein mit unserem Schmerz waren, dann merken Sie plötzlich: Dieser Jesus sagt Ja zu mir. Er nimmt mich an, zieht mich an das Herz Gottes hin und gibt meinem irdisch begrenzten Leben eine ewige Hoffnung.
Sie dürfen fröhlich leben in großer Sicherheit, weil er Sie angenommen hat, weil er bei Ihnen ist, Sie stärkt und mutig macht. Es war doch noch einmal ein ausgewachsenes Weihnachtsevangelium mit einer Fülle von Entdeckungen. Ob Sie das alles heute am zweiten Feiertag, beim vierten Gottesdienst hintereinander, von diesem großen Evangelium aufnehmen konnten, ist eine andere Frage.
Aber da steht es: Wir haben alle genommen Gnade um Gnade. Wir haben uns tüchtig eingedeckt. Bei Weihnachtsgutzeln müssen Sie sich zwar vorsehen, dass Sie sich nicht überessen. Am Evangelium von Jesus können Sie sich jedoch nicht überessen. Davon können Sie nicht genug aufnehmen, damit Sie, wenn die Herausforderungen und Spannungen des Jahres 1985 auf Sie zukommen, sagen können: Wir haben genommen, wir haben ihn gefunden und wir haben das Heil und das Leben. Die Überfülle haben wir.
Ich habe die Auferstehung und das Leben und das Licht und die Freude, wie es später im Johannesevangelium so groß herauskommt. Wenn Sie ihn aufnehmen, haben Sie ihn richtig aufgenommen. Ihre Kindertaufe wäre mir zu wenig, und auch wenn Sie bei der Konfirmation niedergekniet sind, wäre mir das zu wenig, wenn Sie nicht mit Ihrem klaren Willen gesagt haben: Ja, Herr Jesus, dich will ich.
Und wenn Sie es einmal getan haben, dann bestätigen Sie es heute noch einmal und sagen: Ich will dich, ich will dich, Jesus, haben.
Abschlussgebet und Lobpreis
Mir gefällt sehr der Weihnachtsvers, den ich gerne in diesen Weihnachtstagen zitiere, von der Großmutter Zinzendorfs, der genial begabten Henriette, Freifrau von Gersdorf.
Ich will nicht kleine Gaben, oh Gotteskind von dir,
dich selber will ich haben und bitten,
dass auch mir du machst geboren heißen der Welt
und Sünde mich auf ewiglich entreißen
und leben nur für dich, Amen.
Nun haben wir das schöne Lied „Ich stehe in deiner Krippe hier“ noch gar nie gesungen. Wir wollen das nachholen und singen vom Lied 28 die Verse zwei, drei und vier.
Wir wollen beten: Herr Jesus Christus, wir wollen vor dir aussprechen, wie unsere Glaubensschwäche uns hindert, dich zu sehen. Wie wir uns oft stoßen, auch an deinem herrlichen Evangelium, und wie wir uns von deiner Knechtsgestalt abwenden und an irgendwelche anderen Gefühle und Erlebnisse suchen.
Darum bitten wir dich, dass du dein Wort so zu uns sagst, dass es unsere Widerstände aufbricht und alle Hindernisse überwindet. Wecke du Glauben in uns und vergib die Schuld des Unglaubens. Wir wollen sie vor dir bekennen, bereuen und loslassen.
Dann wollen wir dich aufnehmen. Mach du es ganz hell in uns. Du willst diesen hellen Lichtschein in der Finsternis anzünden. Mach es auch in unserem Leben, in der Tiefe unserer Seele ganz hell, dass wir uns selbst in deinem Licht erkennen und begreifen, wie du uns umfängst mit deiner Liebe.
Eine Liebe, wie keiner in dieser Welt sie hat, dem du nicht nachgehst, dem du nicht vergibst, dem du nicht Leben in ganzer Erfüllung schenken willst. So gib doch jetzt, dass es jeder unter uns begreifen kann und dass wir es selbst auch dolmetschen und weitersagen können. Bei den Traurigen, Verlassenen, Einsamen, auch bei so vielen kritischen jungen Leuten, damit sie es verstehen, aufnehmen und zum Glauben an dich kommen.
Wir wollen dich auch bitten, dass das Zeugnis, das Christen überall in der Welt von dir ablegen, von dir benützt wird. Dass es weltweit noch einmal eine große Erweckung gibt und viele zum Glauben an dich kommen. Lass dein Licht nicht erlöschen, auch in unseren Zeiten und in unserem Volk.
Sondern gib du doch, dass viele gerettet werden und das Leben finden in dir.
Lasst uns gemeinsam beten: Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen,
denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Wir nehmen noch einmal Platz und singen den neunten Vers vom Lied achtundzwanzig.
Sie brauchen jetzt den neuen Notizenzettel, das ist der gelbe hinten. Nehmen Sie ihn mit. Bis zum Altjahrsabend gilt noch der weiße Nummer 68. Jetzt brauchen Sie Nummer 69, damit sich jeder selbst versorgt und über unsere Gottesdienste und alles, was sonst wichtig ist, informiert ist.
Hier wird nur das Unwichtige bekanntgegeben. Das Wichtige steht immer auf dem Blatt.
Wir haben noch diese Weihnachtskassetten drüben. Sie waren ausgegangen, aber dummerweise wussten wir nicht, dass doch noch ein ganzer Schwung da war. Wenn noch jemand eine sucht, zum Beispiel für einen Besuch, die sind noch drüben. Es sind die Kassetten mit Weihnachten und Neujahr aus der Jona-Produktion.
Informationen zur Missionsarbeit und Segen
Das heutige Opfer wollen wir für die Liebenzeller Mission geben. Am vierten Advent, im zweiten Gottesdienst, hatten wir den Besuch des Missionars Maier, der im Januar wieder ausreist. Ich habe immer wieder Grüße von ihm übermittelt.
Er betreibt seit drei Jahren eine Landwirtschaftsfarm in Papua-Neuguinea. Aus unserem Gottesdienst heraus hat er eine Frau geheiratet. Das geschah jedoch nicht über die Kassette, sondern er kannte sie schon vorher. Nun gehen sie wieder gemeinsam hinaus. Im zweiten Gottesdienst am vierten Advent hat er uns ein liebes Wort gesagt.
Wir haben das Opfer bereits für Doktor Kilgus gegeben. Daher habe ich gedacht, wir nehmen es am zweiten Feiertag für die Arbeit, die dort draußen geschieht. Es ist schön, wenn manche Leute heute fragen: Wo kann man denn konkret helfen? Lassen Sie sich nicht immer von kurzfristigen Hungerbildern aufreizen.
Dort, wo Christen im Namen Jesu langfristig helfen, geschieht das am meisten in Verbindung mit den Missionsgesellschaften. Dort lernen die Menschen, wie man den Boden bestellt und wie sie angeleitet werden, in schwierigen Verhältnissen verantwortungsvoll umzugehen.
Das ist großartig. Ich freue mich, dass Missionar Maier, der auch viel in unserem Gottesdienst war, als er Student in Hohenheim war, dort draußen in Papua-Neuguinea Dienst tut und mit uns verbunden ist – immer wieder über diese Gottesdienstkassetten.
Dafür ist das heutige Opfer bestimmt.
Nun wollen wir uns unter den Segen Gottes stellen:
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.