Die Last des Beschenktwerdens und das Geschenk der Dankbarkeit
Weihnachten zum Beispiel. Ich muss Ihnen gestehen, ich finde, beschenkt zu werden ist immer ein bisschen anstrengend. Denn wenn man beschenkt wird, muss man Danke sagen. Und man muss dankbar sein. Manchmal muss man lange dankbar sein, manchmal ein ganzes Leben lang.
Dann schenke ich doch lieber anderen etwas, dann müssen die mir dankbar sein.
Ein kleines Theaterstück mit Eva Maria Admiral und Erik Werlin. Jede Übereinstimmung mit ihrem realen Eheleben wäre rein zufällig.
Peter, bist du gerade sehr beschäftigt?
Ich habe eine Idee: Wir könnten zu deinem Geburtstag eine große Geburtstagsparty veranstalten.
Ja, ich bin gerade sehr beschäftigt.
Das ist doch erst in zwei Monaten, oder?
Ja, eben deshalb sollten wir unbedingt jetzt anfangen zu planen.
Ach nein, lass uns einmal essen gehen, einen gemütlichen Abend im Restaurant, nur wir beide, herzenlicht.
Oh, verzeihung, ich war wohl nicht ganz bei Verstand.
Nein, darum geht es nicht. Aber wir kommen dieses Jahr um eine große Geburtstagsparty nicht drum herum.
Warum?
Ja, warum? Nimm zum Beispiel nur mal die Müllers. Ist dir bewusst, dass wir im vergangenen Jahr insgesamt sechsmal bei ihnen eingeladen waren?
Siehst du, bei uns waren sie nur einmal.
Und? Wir schulden ihnen also etwas.
Nein, ich glaube nicht, dass die Müllers Buch darüber führen.
Darüber hinaus ruft mich Andrea mindestens einmal die Woche an.
Ja, ich dachte, du magst sie.
Ja schon, aber ich selbst rufe sie ja nie zurück.
Na ja, das ist...
Und deshalb fühle ich mich schuldig. Ich meine, ich will nicht, dass jemand so nett zu mir ist, wenn ich nicht so nett zu ihm bin.
Werde doch nicht übertreiben.
Aber überhaupt nicht, Peter. Bitte, du weißt, wie die Leute sind. Sie erinnern sich bitte sehr genau an die Anzahl der Anrufe, an die mitgebrachten Geschenke, an die Einladungen.
Ich schwöre, wenn wir nicht bald anfangen mitzuhalten, dann werden wir sie alle verlieren.
Überleg doch mal, was du da sagst, als ob wir unsere Freunde erkaufen müssten.
Na, nicht verkaufen, nur mit ihnen gleichziehen oder was drauflegen!
Und deshalb müssen wir unbedingt eine Party veranstalten, um es den Müllers heimzuzahlen.
Nein, nicht nur den Müllers, das sind die Zborschils, die Schotterers, die Donnings...
Bitte, was schulden wir den Zborschils?
Peter, bitte, jetzt aktiviere deine Gehirnzellen!
Doch weißt du wirklich nicht mehr, was sie uns vor zwei Jahren zu Weihnachten geschenkt haben?
Vor zwei Jahren? Ich, Hohlkopf, kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern.
Gut, dann zeige ich dir.
Was ist das denn?
Das ist eine Aufstellung, die genau auflistet, wer uns was in den vergangenen Jahren geschenkt hat und wie oft wir eingeladen waren. Alphabetisch geordnet.
Ja, und in Kategorien eingeteilt. Schau mal, in dieser Spalte stehen die Namen, wie oft wir eingeladen waren und was es zu essen gab.
Und im letzten Abschnitt sind die Geschenke verzeichnet, die wir bekommen haben, und bei welcher Gelegenheit.
Auf der nächsten Seite sind dann unsere Einladungen, unsere Menüzusammenstellungen und die Geschenke, die sie von uns bekommen haben.
Sie ist doch...
Ich habe noch nie gehört, dass irgendjemand so eine Liste führt.
Ja, vielleicht nicht so. Aber ich garantiere dir, die Leute führen eine solche Liste in ihren Gedanken.
Frieda, bitte schau dir doch mal die ganzen Leerstellen an in unserer Spalte im Vergleich zu den anderen. Da!
Das waren die Zborschils: drei Einladungen mit Rippchen, Truthahn, Rinderfilet, Weihnachtsgeschenk, der silberne Kerzenleuchter.
Der war abgrundhässlich!
Ja und?
Wir nichts!
Oder da die Schotterers: sechsmal mit Kebab, Steak, Steak, Steak, Steak, Steak, Steak, Geschenk der Trinkkelch aus Zink.
Wir einmal Hamburger, Geschenk Spielkarten.
Also, weißt du, das ist sowas von peinlich.
Ich verstehe dich nicht. Wie willst du all diesen Menschen jemals zurückzahlen?
Überhaupt nicht.
Wie bitte?
Wenn uns jemand etwas schenkt oder uns einlädt, dann macht er das, weil er das gerne tut.
Peter, bitte, jetzt werde doch endlich erwachsen.
Oh, ach.
Peter, es wird nichts ohne Gegenleistung gegeben, nichts ist umsonst. Man ist immer zu etwas verpflichtet.
Deshalb habe ich mir ja eine Lösung überlegt: einen Therapeuten zu suchen.
Also, ich meine es ernst.
Ja, ich gehe schon.
Kaum zu glauben, wer kümmert sich schon um sowas.
Die Hälfte der Geschenke schenken wir sowieso immer weiter.
Die Schwierigkeit, Geschenke anzunehmen und die Liebe als Geschenk
Peter, stell dir vor, jemand hat mir Blumen geschickt. Wer mag das wohl sein? Für einen außergewöhnlichen Menschen. Aber es ist kein Name dabei, kein Hinweis. Ein heimlicher Verehrer? Das muss ein Versehen sein. Ich rufe gleich den Blumenladen an.
Warum? Um herauszufinden, von wem die Blumen sind.
Warum musst du das unbedingt wissen?
Damit ich mich für das Geschenk revanchieren kann.
Jetzt bleib mal auf dem Boden. Jemand hat dir Blumen geschenkt – ganz einfach Blumen. Blumen, weil er dich mag. Blumen, weil er denkt, du bist ein außergewöhnlicher Mensch. Warum kannst du das nicht einfach akzeptieren?
Ich hab’s, sie sind bestimmt von Andrea. Das ist typisch.
Du hörst mir ja gar nicht zu. Ich rufe trotzdem im Blumenladen an.
Okay, ich war’s. Also, Quatsch. Ich war’s wirklich.
Warum solltest du so etwas tun?
Weil ich dich liebe.
Also bitte, sei doch nicht so kindisch. Wo ist das Telefonbuch? Warte, bitte, der Kassenzettel. Die Blumen sind wirklich von dir?
Okay, also, was willst du?
Nichts!
Peter, bitte, du hast mir noch nie Blumen geschenkt. Du bist doch hinter irgendetwas her, oder?
Na, ich schwöre dir, ich bin hinter gar nichts her – außer vielleicht hinter dir!
Ach so, darum geht’s!
Na, ich gebe es auf. Da überlege ich mir etwas Besonderes für meine Frau, weil ich sie liebe – und sie glaubt mir nicht.
Ja, also schau, Peter, schau mal, wann hast du mehr... Was ist da auch drin?
Ja, natürlich.
Vergiss es, vergiss alles. Ich werfe die Blumen in den Mülleimer.
Nein, die Zahlung ist so knapp. Ich will nicht, dass du dich verpflichtet fühlst, dich mit diesen Blumen zu revanchieren oder mir gleichzuziehen. Ich schenke dir etwas ganz Einfaches, weil ich dich liebe.
Ja, ich finde die Blumen so schön. Bitte gib den wunderschönen Blumen ein bisschen Wasser. So schön!
Okay, ich tue es, aber nur, weil ich dich liebe!
Danke!
Peter, Peter, Blumen, Blumen, fünfundzwanzigster März, Anlass, Anlass, Anlass, Anlass – weil er mich liebt.
Ihr Posten! Wenn es Sie angeregt hat, können Sie das Spiel ja bei sich zu Hause fortsetzen. Die Rollen waren ja klar, die Ausstattung ist bescheiden – Bügeleisen, Blumentopf und so. Den Rest kriegen wir schon hin, weil das Kapital in uns ist.
Wir schaffen es.
Die menschliche Sehnsucht nach Gleichgewicht und Selbstwert
Bei dem Stück wurde mir klar, warum in Deutschland Weihnachten so heftig gefeiert wird – auch von Menschen, die mit dem Christentum nicht viel am Hut haben. Weihnachten ist hierzulande das Fest der süßen Rache. Es geht um Geschenke, um Vergeltung, plus minus 50 Pfennig, damit man seine Selbstachtung bewahren kann. Weh dem, der etwas geschenkt bekommt, sich aber nicht revanchieren kann.
Fast möchte ich sagen, das sei typisch deutsch. Doch Eva Maria ist Österreicherin, Erik Schweizer – also ist es international. Es scheint vielmehr typisch menschlich zu sein, was wir da beobachten konnten.
Im Ernst würden wir das nie zugeben. Die traurigsten Wahrheiten des eigenen Lebens kann man eigentlich nur lachend erkennen und betrachten. Vielleicht kommen sie dann doch ans Tageslicht, und man wird sich bewusst, dass es kein Witz war, sondern die Wirklichkeit unseres Lebens.
Nun wird doch endlich erwachsen! Nichts wird ohne Gegenleistung gegeben, nichts ist umsonst. Alle machen solche Listen – wenigstens in Gedanken. Wenn wir uns nicht revanchieren können, fühlen wir uns schäbig, klein gemacht.
Das ganze Streben der Menschen ist doch, wenigstens auf gleicher Augenhöhe mit anderen zu sein – möglichst bei einigen sogar etwas höher. Das stärkt unser Ich, wir brauchen so etwas. Selbstwertgefühl lebt sehr stark vom Vergleich. Ich schaue, ob jemand da ist, mit dem ich noch mithalten kann.
Wenn ich jedoch zu sehr beschenkt werde, kommt das von oben herab. Dann fühle ich mich ganz unten, und bei vielen sinkt das Selbstwertgefühl in den Keller. Das ist eine Sackgasse!
Wer sein Selbstwertgefühl daraus zieht – es gibt solche Sackgassen, aus denen man umkehren muss. Doch es gibt auch solche ohne Wendemöglichkeit. Darunter steht: keine Wendemöglichkeit. Das ist ganz prekär.
Es könnte sein, dass die Unfähigkeit, sich etwas schenken zu lassen, eine solche Sackgasse ist, in der es keine Wendemöglichkeit gibt. Man fühlt sich so verpflichtet, dass man etwas heimzahlen muss. Man schafft es einfach nicht mehr, die Kurve zu kriegen, nicht mehr herumzukommen.
Am Ende herrscht die Angst: Wer bin ich überhaupt? Nehmen die anderen mich überhaupt noch ernst?
Die Herausforderung der Religion und das Beispiel der Jünger
Das Problem gibt es auch in der Religion, denn Religion schützt nicht vor Eitelkeit. Im Gegenteil: Sie ist ein hervorragendes Material, um Eitelkeit zu pflegen, und das ist uralt.
Im engsten Kreis der Freunde, die mit Jesus diese Wanderuniversität bildeten – die zwölf Jünger, wie man sie nennt –, gab es immer wieder spannende Themen. Ein klassisches Beispiel ist die Frage: Wer ist der Größte im Himmelreich? Wer ist der Größte? Dieses Vergleichen, wer größer ist, ist etwas sehr Menschliches.
Übertragen auf ihre Thematik sprachen sie mit Jesus über Gott und über ein Leben, das von Gott bestimmt ist. Die Juden damals redeten vom Himmelreich, wenn sie das Leben meinten, das von Gott beeinflusst ist. Aus Scheu, den Namen Gottes nicht zu missbrauchen, sagten sie nicht einfach „Gott“, sondern sprachen von den Himmeln.
Das Himmelreich ist also das Leben, das unter dem Einfluss Gottes steht. Man spürt darin seine schöpferischen Kräfte. So wird unser Leben reich durch die Nähe Gottes. Und dieser Reichtum bleibt auch über den Tod hinaus erhalten, weil Gott stärker ist als der Tod. Deshalb kann der Tod dieses Leben nicht zerstören.
Das Reich Gottes, die Herrschaft Gottes, ist das Leben unter Gottes Einfluss – das Reich des Himmels. So fragten sie: Wer ist der Größte?
Jesus antwortete: Ihr kapiert es nicht, ihr kapiert es nicht. Im Matthäusevangelium können Sie das selbst nachlesen. Jesus rief ein Kind zu sich. Sie waren unterwegs, irgendwo in einer Stadt, und die Kinder spielten auf einem Abenteuerspielplatz, vielleicht im Matsch oder in einer Pfütze.
Dann holte er sich ein kleines Kind und stellte es in die Mitte dieser engagierten Wichtigtuer – alles junge Männer, die unheimlich stark waren und weiter hinaus wollten. Jesus sagte: Ich sage euch, wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, dann werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.
Das heißt: Ihr werdet nicht in den Einfluss Gottes kommen, nicht in ein Leben, das von Gottes schöpferischer Kraft bestimmt ist und von seiner Nähe und Liebe beschützt wird. Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, könnt ihr das nicht erleben, sagte er.
Die Bedeutung des Kindseins im Glauben
Wieso soll man wie ein Kind werden, um so etwas erleben zu können? Was ist der Vergleichspunkt? Was meint Jesus damit?
Die Reinheit von Kindern – nach Ansicht mancher Kritiker sind Kinder einfach nur „Schmierfinken“, kleine, weiße Wesen, die putzig aussehen. Vielleicht geht es um ihre Lebendigkeit. Natürlich gibt es bei Kindern vieles, das Sehnsucht weckt. Da ist immer viel los. Doch wenn man dann ein älterer Mann ist, wie ich, sehnt man sich vergeblich danach, noch einmal so pfiffig zu sein. Das kann man nicht zurückdrehen.
Was meint Jesus also genau? Will er sagen, wir sollen kindisch werden? Dass wir all unsere Lebenserfahrung und alles, was wir gelernt haben, vergessen und so tun, als wären wir kleine Kinder, die in alles hineintappen, weil sie sich die Finger noch nie verbrannt haben? Das kann doch nicht gemeint sein.
Worum geht es also wirklich? Es geht um Umkehr. Warum sagt Jesus, dass das eine Änderung der Lebensrichtung ist, eine wirkliche Wende – wie ein Kind zu werden?
Der Vergleichspunkt ist, dass Kinder sich beschenken lassen können – absolut richtig, unverschämt und ohne Hemmungen. Interessant ist, dass in der Theaterszene der klassische Satz „Wird doch endlich erwachsen!“ oft fällt. Bei uns gilt als Zeichen des Erwachsenwerdens, dass man sich nichts mehr schenken lässt, ohne sich revanchieren zu können. Man muss sich nicht sofort revanchieren, aber irgendwann kommt die Stunde der Rache aus Selbstachtung. Das ist Erwachsensein.
Erwachsene fühlen sich gedemütigt oder erniedrigt, wenn ihnen einfach so etwas geschenkt wird. Ein Kind würde so etwas nicht denken. So groß können die kleinen Kinderhände gar nicht sein, aber sie wissen sich zu helfen. Sie nehmen die Arme dazu, sie können alles mitnehmen – von Oma, Opa, Tante und Onkel, auch wenn sie nicht verwandt sind. Hauptsache, es gibt etwas Wunderbares, ungeniert.
Das ist ein Ausdruck des Vertrauens: sich beschenken lassen zu können. Das ist der Punkt, den Jesus meint.
Und Sie verstehen das natürlich. Die jungen Männer, die mit Jesus lebten und die ihn gefragt hatten, wer der Größte sei, waren alle so um die zwanzig, zwischen achtzehn und fünfundzwanzig Jahre alt – also richtig im Saft, stark. Als sie da standen, sagte Jesus: Es muss eine totale Wende in eurem Denken und eurer Lebensweise vonstattengehen, wenn ihr wirklich dem auf die Spur kommen wollt, was Gott mit euch vorhat. Wenn ihr wirklich unter diesen Einfluss kommen wollt und nicht nur darüber reden wollt, wie über eine blasse Theorie, ohne je eine wirkliche Lebensahnung zu haben.
Immer mehr Menschen gewöhnen sich daran, über das Leben zu reden, anstatt es zu leben. Umkehr bedeutet, wie ein Kind zu werden, um sich beschenken zu lassen.
Die Unbezahlbarkeit des Lebens und der Liebe als Geschenk
Übrigens, es ist uns vielleicht gar nicht so bewusst, warum das so grundsätzlich für uns alle wichtig ist. Heute Abend sind nur wenige Kinder hier, aber da laufen gerade zwei herum. Es ist toll und schön, dass ihr hier seid. Viele Erwachsene sind da, und das Altersspektrum reicht von acht bis achtzig Jahren. Auch für uns Ältere ist diese Haltung „wie ein Kind“ wichtig.
Warum? Denken Sie über Ihr eigenes Leben nach: Alles Entscheidende im Leben kann man sich nicht kaufen, erarbeiten oder erwerben. Man bekommt es geschenkt. Das fängt mit dem Leben an. Sie werden geboren, Sie bekommen das Leben geschenkt. Es kann sein, dass Sie es später als Geschenk verachten, dass Sie es nicht richtig würdigen oder sich nicht richtig darüber freuen können. Aber Sie können es sich nicht erarbeiten – Sie bekommen das Geschenk.
Man kann sich viel kaufen, und man kann sich eine Menge Lebensqualität leisten, wenn man Geld hat. Das ist schon nicht ohne. Aber Liebe kann man sich nicht kaufen. Manche versuchen das ganz verzweifelt und sind dann enttäuscht, wenn sie merken, dass sie auch mit ihren Millionen auf den Banken keine Liebe kaufen können. Kein Vertrauen kann man kaufen. Aber ohne das kann man nicht leben.
Das heißt: Alles Wesentliche kann man sich nicht kaufen. Das bekommt man geschenkt – oder man hat es nicht. Die Luft zum Atmen zum Beispiel, die bekommt man geschenkt. Ich glaube, dass uns das häufig nicht richtig bewusst ist. Wir tun manchmal so, als ob wir uns die entscheidenden Dinge selbst beschafft hätten und auch weiterhin selbst beschaffen könnten. Und das stimmt einfach überhaupt nicht.
Diese Einstellung färbt auch auf das Leben mit Gott ab. Da frage ich Leute: Sind Sie Christ? Ich bekomme selten eine klare Antwort. Dann kommt oft ein verlegenes „Ja, ich versuche es zu sein.“ Warum sagen Sie das so unsicher? Weil jeder denkt: Wenn ich sage, ich bin Christ, dann bedeutet das doch, dass ich etwas Gutes tue. Ein Christ ist jemand, der die Zehn Gebote hält und so weiter. So etwas sagt man nicht von sich selbst, das wäre anmaßend. Man kann höchstens sagen: Ich bemühe mich darum, anfangsweise und stückchenweise. Aber wir sind ja alle schwache Menschen.
Nehmen wir die Sache mal mit den Zehn Geboten. Ich habe oft gehört, dass Sie sagen: Ein Christ ist ein Mensch, der versucht, die Zehn Gebote zu halten. Aber bitte, fangen Sie mit dem ersten Gebot an. Wie fängt das erste Gebot an? Das erste Gebot heißt: „Ich bin der Herr, dein Gott.“ Es beginnt gar nicht mit einem Gebot, sondern mit einem Geschenk. Der ewige Gott schenkt sich uns.
Dann geht es weiter in der Formulierung für das Volk Israel: „Ich habe dich aus der Knechtschaft in Ägypten geführt, in die Freiheit geführt.“ Ich bin in Jesus Christus für dich gestorben und führe dich in die Freiheit. Am Anfang der Zehn Gebote steht die Zusage Gottes: „Ich möchte dir gehören. Du darfst zu mir sagen: Mein Gott, ich bin dein Gott, der dich in die Freiheit geführt hat.“
Dann kommen die Lebensanweisungen, wie dieses Geschenk auszupacken ist und wie man die Freude daran haben kann – an dem Leben, das Gott schenkt in der Gemeinschaft mit sich selbst. Danach folgen die Gebrauchsanweisungen, was wir lassen sollen. Aber am Anfang steht das Geschenk: „Ich bin dein Gott, der dich in die Freiheit geführt hat.“ Das ist der entscheidende Punkt.
Deshalb ist es so kritisch, dass wir in der Tiefe unserer Persönlichkeiten und unserer Gesellschaft so geprägt sind, dass man sich nichts schenken lassen kann.
Die Notwendigkeit der Umkehr und das Geschenk Gottes annehmen
Und deshalb: Das ist nicht neu, es ist nicht modern. Man sieht das bereits im biblischen Text vor fast zweitausend Jahren. Das war das Problem der jungen Männer damals, die sich mit Jesus beschäftigten – genauso wie das Problem der jungen Frauen und der jungen Männer sowie der alten Frauen und der alten Männer heute.
Deshalb sagt Jesus, es braucht eine wirkliche Kehrtwende, eine Umkehr, eine Wendung um hundertachtzig Grad in der Lebensausrichtung. Das ist der Grund, warum Sie in sich eine Mischung aus Sehnsucht auf der einen Seite fühlen, wenn Sie von Jesus hören und von dem Geschenk der Liebe Gottes, und auf der anderen Seite ein Unwohlsein spüren. Sie denken, da passt etwas nicht, und es gibt ein Widerstreben, denn man lässt sich nichts schenken.
Diese Kehrtwende ist dann durchaus nötig. Wir empfinden sie als eine wirkliche Richtungsänderung um hundertachtzig Grad. Es geht dabei um den Übergang vom verkrampften Leben in der Lebenslüge – ich könnte mein eigenes Leben schaffen, erhalten und mir selbst geben – hin zu einer Lebensweise, in der mein Leben ein Geschenk von Gott ist. Ich lasse mich gerne von ihm beschenken, um Schutz, Sicherheit, Lebenszuversicht und Hoffnung zu haben. Deshalb ist Umkehr so wichtig.
Deshalb ist es mir an den Abenden, so auch heute, besonders wichtig, Ihnen eine wirklich konkrete Gelegenheit zu bieten. Ich finde, es ist zu wenig, wenn wir hier zusammenkommen, über so ein wunderbares Thema sprechen, jeder sich seine Gedanken macht und dann nach Hause geht, ohne dass etwas daraus entsteht.
Deshalb lade ich Sie zum Schluss der Veranstaltung im Namen von Jesus ein: Kehrt um, werdet wie ein Kind. Ich werde Sie am Ende einladen, wenn Sie möchten, von Ihren Plätzen aufzustehen, nach vorne zu kommen, die Hände auszustrecken und ein Dankgebet zu sprechen. Sagen Sie dabei: Jesus, Deine Liebe, ich danke Dir dafür. Ich öffne Dir mein Leben, ich möchte Dir folgen und bekenne Dir, was falsch gelaufen ist. Von jetzt an will ich Dir gehören.
Das ist Umkehr und das Annehmen dessen, was Gott schenkt. Und das dürfen Sie heute tun. Geht das einfach so? Ja, so einfach ist das. Wie wenn man ein Geschenk angeboten bekommt, nimmt man es an.
Es dauert ein Leben lang, dieses Geschenk auszupacken, zu benutzen und den Umgang damit zu lernen. Das ist ein langer Prozess, in dem man viel lernt und es Auf und Ab gibt. Aber der Anfang ist ein Geschenk. Es ist ganz einfach: Kehrt um und werdet wie die Kinder.
Die Herausforderung, sich beschenken zu lassen
Das ist groß. Ich weiß, wenn ich das so sage, gibt es viele, die innerlich spüren, dass ihnen das gegen den Strich geht und die es gar nicht so leicht annehmen können. Deshalb möchte ich einen weiteren Zugang bieten, eine Hilfe, damit es vielleicht leichter fällt.
Sehen Sie, warum fällt es uns so schwer, Geschenke anzunehmen? Nicht bei allen Geschenken, aber es gibt eine Art, beschenkt zu werden, die wirklich eine Zumutung ist und nicht annehmbar erscheint. Immer dann, wenn man das Gefühl hat, das Geschenk wird einem gönnerhaft wie ein Almosen von oben herab gegeben. Dadurch entsteht das Gefühl, klein gemacht zu werden. Man wird seiner Selbständigkeit beraubt und abhängig gemacht.
Leider schließen wir oft von uns auf andere – und leider auch von uns auf Gott. Das ist eine wirkliche Sackgasse. Wir Menschen schenken oft auf eine entwürdigende Weise von oben herab und haben kein Fingerspitzengefühl dafür, dass andere sich bei diesem Geschenk verletzt fühlen und sich nicht freuen können. Nun denken wir, so sei Gott: Er ist ja groß, allmächtig und ganz oben. Und dann werden wir noch kleiner, fühlen uns unterm Teppich und unsere Minderwertigkeitskomplexe blühen auf.
Das ist ganz anders. Ich will Ihnen sagen: Der ewige Gott ist deshalb Mensch geworden. Vielleicht haben Sie sich schon gefragt, warum das mit Jesus so ist. Sie haben die Geschichte gehört, dass er als Kind in der Krippe lag, dass Gott Mensch wird und dass er am Kreuz stirbt. Warum das alles? Weil es nicht leicht ist, diese riesigen Barrieren in unserem Herzen zu überwinden. Es ist nicht mit Worten und Erklärungen getan. Dadurch sind wir nicht zu überzeugen, denn die blockierende Wirklichkeit in uns ist zu stark.
Deshalb verlässt Gott seine Herrlichkeit und Ewigkeit und wird Mensch in Ohnmacht und Schwachheit – bis hin zum tiefsten Punkt. Bespuckt, geschändet, entehrt, gefoltert, blutet er aus und erstickt an diesem Galgen, an diesem Kreuzesgalgen, an dem er umgebracht wird. Schrecklich ist das! Es hat überhaupt nichts zu tun mit den schönen Kreuzen, die wir als Schmuck tragen oder in Kirchen als Dekoration sehen. Es ist einfach nur Elend und mies, was da passiert.
Warum? Was hat das mit Gott zu tun? Weil Gott uns so sehr liebt, dass er will, dass wir spüren, wie tief wir auch sind. Und es gibt heute Abend hier Menschen, die so wenig Selbstachtung haben. Sie versuchen mühsam, die Fassade aufrechtzuerhalten, doch sie kennen die Stunden der tiefen Selbstverachtung, in denen sie am liebsten nicht in den Spiegel schauen möchten. Sie führen Krieg gegen ihre eigene Seele.
Deshalb hat Gott sich so weit herabgebeugt und gesagt: Du bist mir so kostbar. Du bist mir so kostbar. Sie treffen Gott nicht oben im Jenseits irgendwo. Sie können sich philosophisch den Kopf zerbrechen, aber Sie werden immer nur bei Ihren eigenen Gedanken, Einbildungen und Vorstellungen landen – und nie beim wirklichen Gott. Gott ist unten, in der Tiefe des Elends, des geschundenen Menschen, des kaputten Lebens, der Verzweiflung, in Blut, Schweiß und Kot am Kreuz.
Dort treffen Sie ihn. Und von dort aus bietet er sein Geschenk an – nicht von oben, nicht wie ein arroganter Gönner, sondern von unten, herzlich erniedrigt. Verstehen Sie deshalb, warum dieses Geschenk Gottes uns nicht klein macht und uns nicht entmündigt?
Jesus sagt von sich selbst, dass er der Menschensohn, Weltrichter und Weltherr ist. Das ist der Ausdruck dafür: Menschensohn bedeutet in der Bibel, im Judentum, Weltrichter und Weltherr. Er ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben – im Kreuz, im Sterben. Und das ist ein Lösegeld zum Freikauf für viele.
Der ewige Gott dient uns. Und damit richtet er uns auf. Es ist eine unerhörte Ehre, dass ich Gott so viel wert bin, dass er so tief herabkommt, um mich zu beschenken. Verstehen Sie, warum dieses Geschenk so gut tut? Warum Jesus uns überzeugen möchte, dass wir endlich von unserer Verkrampftheit in uns selbst umkehren und Kinder werden, die sich einfach beschenken lassen können – voll Freude und Dankbarkeit.
Ich habe hier in diesen Tagen Männer und Frauen weinen sehen vor Freude, als sie dieses Geschenk angenommen haben. Und wir schämen uns unserer Tränen nicht. Wir schämen uns nicht unserer Tränen des Kummers, der uns peinigt, aber auch nicht unserer Tränen der Freude – der Freude, dass Gott uns so kostbar ansieht und wir ihm so wichtig sind.
Gottes Nähe zu den Schwachen und die Einladung zur Umkehr
Die Geschundenen dieser Erde sollen wissen, dass sie Gott, den einzigen Sohn, kosten können. Gott gibt sogar den letzten Blutstropfen her, um dir zu zeigen: So sehr liebe ich dich, so sehr liebe ich dich.
Vielleicht haben manche Doktoren, Direktoren oder wichtige Menschen dieser Welt mit Verachtung auf uns geschaut. Nie würde ich einen Schritt in die Öffentlichkeit tun, um zu erklären, dass ich zu Jesus komme.
Herr Doktor, ich sage Ihnen: Sie werden sich zu den Elenden dieser Welt stellen, die in der Niedrigkeit und Kümmerlichkeit sind – zu den Schwachen, weil Gott sich zu ihnen gestellt hat und in Jesus ganz dicht zu ihnen gekommen ist. Oder Sie werden in Ewigkeit verloren gehen.
Sie werden ihr Leben zur Hölle machen und die Ewigkeiten der Hölle verbringen. Gott ist herabgekommen, und so werden auch Sie von Ihrem hohen Ross herabkommen müssen, wenn Sie das Leben wollen. Sonst werden Sie zur Hölle gehen. Es gibt keinen anderen Weg.
Die, die unten sind, fängt Gott auf, da, wo ihr seid – ihr, die ihr unten seid, zerbrochen und geschunden. Da ist Gott, der gekreuzigte Gott.
Die, die hier oben sind – die Starken, die Reichen, die Klugen, die immer alles besser wissen und alles im Griff haben – ihr werdet schon noch herunterkommen müssen, um Gottes Geschenk zu empfangen. Nur so könnt ihr aufgerichtet werden, zu der Würde des Menschseins, die nicht auf Kosten anderer gelebt wird, sondern für alle eine Wohltat ist.
Deshalb sagt Jesus: Kehrt um! Kehrt um! Werdet wie die Kinder, denn anders werdet ihr nicht an Gottes Leben und an Gottes Herrschaft teilhaben – anders nicht!
Das Beispiel des polnischen Premierministers und die Haltung des Dienens
Im letzten Juli hatte ich eine schöne Gelegenheit, in Polen dem polnischen Premierminister Jerzy Buzek zu begegnen. Ich war dort bei einer einwöchigen Veranstaltung, die ähnlich wie Pro Christ ablief, in dem wunderbaren Ort Dschingjelow. Dieser liegt im Süden Polens, nahe der Grenze zu Tschechien. Das Land dort ist wunderschön.
Es gab Abende wie bei Pro Christ und eine Konferenz mit vielen jungen Leuten. Der polnische Premierminister kam zu Besuch. Am Sonntagmorgen feierten wir gemeinsam einen Gottesdienst, an dem er teilnahm. Er sprach zu uns und erzählte aus seinem Herzen, wie sehr er dazugehört und sich zu denen zählt, die Jesus folgen.
Beim Frühstück mit den Mitarbeitern waren wir dann zusammen. Sie sehen hier, ihm wurde ein großes Brot geschenkt. Unaufgefordert nahm er das Brot, griff zu einem Messer, und das Frühstück begann. Er schnitt das Brot und teilte es an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. Das war gar nicht geplant oder vorgesehen.
Ich habe das als sehr bewegend erlebt. Ich dachte: Meine Güte, danach sehne ich mich. Dass die Verantwortungsträger dieser Welt – die Regierenden in unseren Regierungen und Parlamenten, in Wirtschaft und Wissenschaft – aus einer solchen Lebenshaltung heraus ihre Arbeit tun. Nicht, weil sie Macht suchen oder sich selbst bedienen wollen.
Viele von ihnen stehen im Verdacht, ihre Arbeit nur zu tun, um sich selbst zu suchen. Aber wir brauchen Verantwortungsträger, die begriffen haben, dass sie dazu da sind, das Brot auszuteilen. Das ist allzu selten der Fall.
Wenn Menschen umkehren und verstehen, dass Gott sich nicht zu schade ist, uns Menschen zu dienen, dann können wir uns eine Scheibe davon abschneiden. Vielleicht wird das auch auf unsere Lebenshaltung abfärben, und wir werden bereit sein, anderen zu dienen.
Wir brauchen das so dringend in Europa, wenn wir nicht vor die Hunde gehen wollen – in einer Eiszeit der Herzen, in einem Dschungel, in dem jeder gegen jeden seinen Vorteil sucht. Allzu oft ist es nicht so, dass die Mächtigen dieser Welt anderen das Brot austeilen. Vielmehr schauen sie darauf, wie sie selbst zu möglichst viel kommen.
Das ist der Unterschied zu dem Einen, der den Namen „Herr“ wirklich verdient. Seine Herrschaft ist ganz anders als das, was wir unter Herrschaft kennen. Der ewige Gott wurde in Jesus Mensch. Er ist der Herr aller Herren.
Er hat das erste Wort der Weltgeschichte gesprochen und wird das letzte Wort der Weltgeschichte sprechen. Alle werden ihre Knie vor ihm, Jesus, beugen müssen. Er ist der Herr.
Doch seine Herrschaft kommt nicht mit Gewalt. Er dient uns im Sterben und opfert sein Leben.
„Ich bin das Brot des Lebens“, hat er gesagt, und er teilt es uns aus. Er schenkt sich uns. Wie ehrenvoll ist es für uns, dass der ewige, majestätische Gott uns dient und sich uns zuwendet.
Zweifel, Verzweiflung und die Kraft der Liebe Gottes
Vielleicht zweifeln Sie jetzt und sagen: Wenn das so ist, das ist großartig, das wäre das Leben. Aber bei mir? Mich erreicht das nicht mehr. Alles hat seine Grenzen – Liebe hin und Liebe her. Doch das, was in meinem Leben gewesen ist, ich kann nicht mehr.
Ich bekomme Briefe, die mich verzweifeln lassen, weil sie voller Hass und Bitterkeit sind. Nicht unbedingt gegen mich, sondern weil Menschen Kübel von Hass ausgießen, da sie schwere Erfahrungen mit anderen gemacht haben. Und dann denke ich oft: Liebe hat überhaupt keine Chance. Hier ist so viel Gift und Groll, und nur nach Rache und Menschenverachtung hat Liebe eine Chance. Sie stößt ständig an Grenzen.
Ich bin so froh, dass Gott sich keine Illusionen über uns macht. Er kennt mich, nicht nur meine Schokoladenseiten, sondern auch die Abgründe meines Herzens. Ich fürchte, Sie würden mir nicht zuhören wollen, wenn Sie miterleben könnten, was in meinem Leben alles passiert ist, was ich gedacht, gesagt und getan habe. Es ist ein barmherziger Schutz für mich, dass das nicht wie ein Film vor Ihnen abläuft. Ich glaube, niemand würde im Saal bleiben.
Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen aussieht, aber so ist es doch: Wir lieben uns, solange wir nur die Schokoladenseiten voneinander kennen. Wenn wir das Liebenswerte abgelutscht haben, laufen wir voneinander weg. Dann werfen wir die Brocken hin, rennen auseinander, und es wird bitter.
Gott kennt mich bis in die Abgründe meines Herzens. Es ekelt ihn nicht, er spuckt nicht vor mir aus. Stattdessen sagt er: Ich liebe dich so sehr, dass ich für dich sterbe. Und das meint er ernst. Das ist grenzenlose Liebe.
Haben Sie gehört, was Andrea Adams vorhin gesungen hat? Ganz tief in dir der Schrei: Wer gibt mir Liebe? Gott hört ihn. Und er ist der Einzige, der in der Lage ist, die Grenzen zu durchbrechen und wirklich ranzukommen.
Das ist der Grund, warum wir ProChrist machen, warum wir so leidenschaftlich sind, Grenzen zu überwinden. Es geht nicht darum, Mammutveranstaltungen zu veranstalten, meine Güte! Viele, viele Menschen sollen es hören.
Gott will, dass allen Menschen geholfen wird und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, sagt die Bibel. Gott will alle. Er verachtet nicht die Massen, er sieht nicht einen Block. Er sieht immer nur Einzelne, und er leidet, er sorgt sich.
Gott hat Angst um ihr Leben, dass sie besserwisserisch laufen könnten, seine Liebe links liegen lassen und ihr Leben in Zeit und Ewigkeit vertun. Deshalb möchten wir, dass es sich ausbreitet – in ihrer Familie, in ihrem Betrieb. Die Menschen sollen spüren, dass Gottes Liebe da ist.
Die Weltausstellung als Chance für das Evangelium
Wir haben vorhin erzählt, welche Möglichkeiten dieses Jahr in Deutschland bestehen, Gastgeberland für die Welt zu sein. Auf der Weltausstellung werden 190 Nationen vertreten sein. Wir sind gespannt.
Ich werde fünf Monate lang in Hannover sein, um den Pavillon der Hoffnung zu leiten. Ich nehme Sie noch einmal mit zu diesem Ort. Dieser Fisch ist noch nicht ganz fertig, aber er wird ein großer Fisch werden. Denken Sie an das Zeichen der Christen, den Ichtis – Jesus Christus, Gottes Sohn und Retter.
Dieser Fisch wird auf der Weltausstellung stehen. Im Laufe von fünf Monaten werden eine Million Menschen daran vorbeigehen. Wir werden ihnen sagen: Willkommen in der Zukunft. Denn Jesus ist auferstanden, der gekreuzigt wurde. Seine Liebe ist nicht einmal vom Tod zu zerstören, und sie kann unser Leben erfüllen.
Deshalb hoffe ich, dass viele Menschen, die sich von der Liebe Gottes haben anstecken lassen, in Deutschland zu Gast sein können. Wir möchten diese Chance auf dem Marktplatz der Welt nutzen, auf dem alles angeboten wird, was diese Welt zu bieten hat. Dort wollen wir auch zeigen, wo die Quelle der Hoffnung ist.
Wir möchten erklären, warum es sich lohnt zu leben – trotz der Schwierigkeiten, der Überforderungen und des Schrecklichen, das in dieser Welt existiert. Es gibt eine Hoffnung, die im auferstandenen Jesus liegt, weil die Liebe Gottes stärker ist als der Tod. Er hat den Tod überwunden.
In diesem Fisch werden anderthalbtausend junge Christen aus allen Teilen der Welt Gäste empfangen. Sie werden mit ihrem Leben bezeugen: Willkommen in der Zukunft, denn Jesus ist der Schlüssel.
Wenn Sie dabei mithelfen möchten, tun Sie das, indem Sie dafür beten, Menschen darauf aufmerksam machen oder uns finanziell unterstützen. Seien Sie Mithelfer der Hoffnung!
Die Bedeutung des Jahres 2000 und die Einladung zur Antwort
Was haben wir für Chancen in unserem Leben? Wir zählen das Jahr zweitausend. Dieses Jahr wird übrigens nur wegen Jesus mit der Nummer zweitausend versehen. Es ist der einzige Grund, warum es diese Zahl gibt.
Ich bin begeistert davon, dass wir im Jahr 2000 wirklich eine große Feier für Jesus veranstalten können – von Anfang an. Viele Menschen in Deutschland, in Europa und darüber hinaus sollen hören, dass Jesus die Liebe Gottes in Person ist und dass er Menschen ruft und lockt. Es gibt Hoffnung, weil Gott uns nicht aufgegeben hat. Er wendet sich in seiner Liebe uns zu, durchbricht Grenzen.
Das Wichtigste ist jetzt die Frage: Was wird passieren an der Grenze, die noch zwischen Ihnen und der Liebe Gottes liegt? Ich möchte zu denen sprechen, die heute Abend oder diese Woche erlebt haben, dass sie anfangen, das im Kopf zu verstehen, aber ihr Leben noch nicht verändert ist. Da ist eine Grenze.
Es geht um diese Grenze: Die Liebe Gottes ist grenzenlos, und sie sehnt sich danach, dass wir antworten und uns öffnen. Jede Liebeserklärung wartet sehnsüchtig auf eine Antwort. Das gilt auch zwischen Menschen. Je stärker die Liebe ist, desto größer ist die Sehnsucht, dass der oder die Geliebte mit Ja antwortet.
Wenn man eine Liebeserklärung macht, sagt man: „Ich liebe dich.“ Man diskutiert nicht darüber – das wäre doch bescheuert. Doch so läuft das Christentum hierzulande heute oft: Ein theologischer Vortrag über die Liebe Gottes, dann ein Seminar, in dem wir diskutieren, ob das alles so geht.
Kerl noch mal, Töter noch mal, Töter kann das überhaupt nicht mehr werden! Was sollen wir mit diesem Gedankenkram in unseren Köpfen anfangen, mit der Theorie über die Liebe? Die Liebe ist doch eine Beziehung. Gott sehnt sich, er verblutet für uns und will, dass wir endlich Ja sagen und uns öffnen. Ganz einfach Ja.
Er erwartet keine theologischen Erkenntnisse, keinen Vortrag und keine Philosophie, sondern ein Ja – wie ein Mensch, der die Liebe spürt, sich angerührt fühlt und sagt: „Ja, ich lasse das rein, ich bin gespannt, was daraus wird.“ Immer wenn Liebe kommt, verändert sich etwas dramatisch. Das weiß jeder. Am Anfang weiß man vielleicht noch nicht, was passiert. Das zeigt sich erst mit der Zeit.
Aber eines ist klar: Er will das Beste mit uns tun. Er nimmt uns an, wie wir sind. Deshalb bitte ich Sie: Kommen Sie! So wie wir es an all den Abenden angeboten haben, lade ich Sie ein, sich zu öffnen und von Ihrem Platz aufzustehen, wenn Sie das innerlich annehmen wollen. Kommen Sie nach vorne, stellen Sie sich hierher.
Unser Treffpunkt ist das Kreuz – das Kreuz aus Licht, die aufgehende Sonne der Liebe Gottes. So sehr hat Gott die Welt geliebt. Kommen Sie hierher in aller Stille, und dann beten wir. Ich möchte Ihnen dieses Gebet anbieten, das ich vorhin gesagt habe, ein Dank und eine Bitte:
Herr, nimm mir alles weg, was mich von Dir trennt. Danke für die Vergebung der Schuld. Ich möchte mit meinem ganzen Leben Dir gehören.
Dann ist der Kontakt gemacht, ein erster Schritt zur Umkehr – wie ein Kind, das das Geschenk Gottes annimmt. Daraus wird ein Weg, ein Lebensweg. Aber am Anfang des Lebens steht das Geschenk des Lebens in der Geburt. Dieser Schritt, dieses Gebet, kann Ihre neue Geburt werden.
Ich lade Sie herzlich ein, wo auch immer Sie sitzen. Wir sind froh, dass so viele gekommen sind. Vielleicht sitzen Sie ganz oben auf den Rängen und denken: „Das ist nicht für mich.“ Doch wir warten auf Sie. Gehen Sie die Treppen hinunter. Draußen stehen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sie zeigen Ihnen den Weg hierher.
Kommen Sie! Hier sind Leute, die mehrere Abende miterlebt und nachgedacht haben. Gut, dass Sie gründlich gefragt haben. Vielleicht haben Sie Gespräche geführt, die Sie innerlich bewegt haben.
Jetzt bitte ich Sie: Geben Sie Antwort! Gott hat ein großes, leidenschaftliches Ja seiner Liebe zu Ihnen gesagt. Jetzt sehnt er sich danach, dass Sie Ihr Ja sagen. Das kann zögernd und vorsichtig sein, mit allen Fragen. Kommen Sie, aber ja, danke, dass du mich liebst!
Die Einladung gilt auch an den Übertragungsorten. Sie sollen wissen: Nicht die elektronische Verbindung ist wichtig, sondern dass Jesus Christus auferstanden ist und lebt. Er ist gegenwärtig, wo immer wir uns in Europa versammeln und darüber hinaus in der Welt, wo Sie das hören oder sehen. Er ist Ihnen unmittelbar nah – nur ein Gebet entfernt.
Deshalb lade ich Sie ein, die Einladung anzunehmen. Gleich werden Ihnen Leute an Ihren Orten sagen, wohin Sie kommen können und wie es bei Ihnen am besten ist.
Vielleicht fragen Sie: Warum dieser öffentliche Schritt? Kann man das nicht heimlich für sich machen? Gott hat seine Liebe in aller Öffentlichkeit erklärt. Er hat sich nicht geschämt. Nur was sich im Leben zeigt, nimmt Gestalt an und prägt unser Leben.
Ich glaube an Jesus. Leben mit ihm ist nicht nur ein Gedanke im Kopf oder ein Gefühl im Herzen, sondern verändert unsere Beziehungen zu anderen Menschen – in der Familie, im Beruf, in der Gesellschaft. Nur was öffentlich wird, verändert Beziehungen. Alles, was nur ein Geheimgedanke bleibt, ist wirkungslos und stirbt ab.
Deshalb haben wir den Mut und die Freiheit, Sie einzuladen, zu kommen – ob jung oder alt. Sie sind wertgeschätzt in den Augen Gottes. Er wird nie sagen: „Du bist zu jung.“ Er sagt auch nicht: „Du bist zu alt, du hast die Chancen vertan.“ Kommen Sie!
Ich empfinde, dass die Liebe Gottes eine besondere Kraft hat, harte Menschenherzen aufzuweichen. Wenn wir älter werden mit den Nöten und der Schuld, die wir begangen haben, werden unsere Seelen hart. Deshalb rufe ich Sie: Sie kommen nicht zu mir, ich kann das nicht mit meinem Wort bewirken.
Aber ich sage Ihnen im Namen von Jesus: Wenn er ruft – und er hat versprochen, durch Menschen und durch sein Wort in der Bibel zu rufen – dann hat seine Liebe die Kraft, Ihnen den Freiraum zu schaffen, den Sie nie aus eigener Kraft haben. Deshalb müssen alle Mächte zurücktreten – die Freunde, die Sie angrinsen, die Kollegen, die Sie niedermachen.
Es gibt Menschen in unserem modernen Europa, die sich dem Satan verschrieben haben. Solche Menschen waren in diesen Tagen hier. Ich sage Ihnen: Satan hat keine Macht in diesem Raum und keine Macht über Ihr Leben.
Wenn Sie kommen und umkehren, wird Jesus geehrt. Wenn Sie aufstehen, umkehren und Ihr Leben ihm öffnen, werden Sie erfahren, dass Jesus Ihnen den Freiraum schafft – eine Freiheit, die keiner von uns selbst hat. Aber er schafft sie.
Deshalb habe ich die Freiheit, Sie zu rufen. An vielen Orten kommen Menschen zusammen, ob zwanzig oder zweihundert. Nutzen Sie die Gelegenheit!
Der Chor wird ein Gebet singen, das die ganze Wahrheit ausdrückt: Jesus, zu dir kann ich so kommen, wie ich bin. Dieses Gebet soll Ihr eigenes werden.
Kommen Sie! Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden mitkommen, damit es danach auch eine Möglichkeit zum Gespräch gibt. Rücken Sie vorne zusammen, damit viele, die kommen wollen, Platz finden.
Wer beten kann, soll beten. Wer nachdenken möchte, soll nachdenken. Aber dies ist die Stunde, die Gott Ihnen schenkt. Er liebt Sie. Kommen Sie!
Wir sind nicht nur Zuschauer, sondern beteiligt. Ich lade uns ein, aufzustehen und das Lied, das der Chor jetzt singt, mitzusingen und mit einzustimmen:
Jesus, zu dir darf ich so kommen, wie ich bin. Wie ich will. Du hast gesagt, dass jeder kommen darf. Ich muss dir nicht erst beweisen, dass ich besser bin. Ich muss nicht bleiben, wie ich bin. Nimm fort, was mich und andere zerstört. Einen Menschen willst du aus mir machen, wie er sein soll. Da muss ich nicht so bleiben, wie ich bin.
Du hast schon lange nur das Beste für mich im Sinn. Darum muss ich nicht so bleiben, wie ich bin.
Die Liebe Gottes hat einen langen Weg zu uns genommen. Von uns aus ist es nur ein kleiner Schritt zu sagen: Ja, ich will mich beschenken lassen.
Allen, die das möchten und sich wirklich beschenken lassen wollen, biete ich es an – so wie an den Abenden zuvor, so wie es Ulrich Parzany jetzt auch in Bremen tut.
Ich möchte Ihnen ein kleines Gebet vorsprechen. Wenn Sie möchten, sprechen Sie es im Herzen mit:
Jesus, ich habe Deine Einladung gehört. Ich danke Dir, dass Du mich liebst. Ich öffne Dir mein Leben, ich bekenne Dir meine Sünde und bitte Dich um Vergebung. Danke, dass Du am Kreuz für mich gestorben bist und mir hier Deine Liebe zeigst. Von heute an will ich mit allem, was ich bin und habe, Dir gehören. Danke, dass Du mich annimmst als Dein Kind. Amen.