Einführung in das Bekenntnis des Petrus
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist. Episode 374: Das Bekenntnis des Petrus, Teil 3.
Unser aktueller Text ist Matthäus 16,17-20.
Jesus antwortete und sprach zu ihm: „Glückselig bist du, Simon, Sohn des Jona, denn Fleisch und Blut haben es dir nicht offenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist.
Aber auch ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen. Und die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen.
Ich werde dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben. Was immer du auf der Erde binden wirst, wird auch im Himmel gebunden sein; und was immer du auf der Erde lösen wirst, wird auch im Himmel gelöst sein.“
Dann gebot er den Jüngern, dass sie niemandem sagen sollten, dass er der Christus sei.
Erste Erkenntnisse aus dem Text
Bislang haben wir drei Punkte aus diesem Text herausgearbeitet.
Erstens haben wir gesehen, dass auch eine Offenbarung geprüft werden muss. Das ist besonders heute wichtig, da im Gemeindealltag die Formulierung „Gott hat mir gezeigt“ immer wieder als Totschlagargument verwendet wird. Wenn Gott mir vermeintlich etwas gezeigt hat, darf niemand diesen inneren Eindruck hinterfragen? Das ist falsch! Petrus bekommt hier nicht nur einen inneren Eindruck, sondern eine echte Offenbarung Gottes. Und trotzdem versteht er sie falsch.
Zweitens haben wir gesehen, dass es wichtig ist, erst zu lernen und dann zu lehren. Die Gefahr ist groß, dass Christen sich viel zu früh als Lehrer aufspielen, obwohl sie noch lange kein tiefes und umfassendes Bibelwissen haben. Deshalb steht hier, dass Jesus den Jüngern gebot, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei.
Drittens verspricht Jesus Petrus, dass er ihn mit seiner etwas kantigen Art gebrauchen wird, um die Gemeinde zu bauen. In Matthäus 16,18 sagt Jesus: „Aber auch ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und des Haares Pforten werden sie nicht überwältigen.“
Die Rolle des Petrus unter den Aposteln
Zwei Fragen: Erstens, bekommt Petrus hier eine besondere, herausragende Rolle unter den Aposteln? Das wird von katholischer Seite ja gern behauptet. Zweitens, wie kann Jesus hier von Gemeinde sprechen, wenn diese doch erst an Pfingsten entsteht?
Die erste Frage beantwortet sich ganz leicht. Wir müssen nur ein wenig weiterlesen, um zu sehen, welche Frage die Jünger umtreibt.
Matthäus 18,1: In jener Stunde traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wer ist denn der Größte im Reich der Himmel?
Oder Lukas 22,24: Es entstand aber auch ein Streit unter ihnen, wer von ihnen für den Größten zu halten sei.
Also merken wir, dass die Jünger selbst Petrus nicht als die Nummer eins ansehen. Würden sie das tun, müssten sie sich nicht darum streiten, wer von ihnen der Größte ist.
Argumente gegen eine herausragende Stellung des Petrus
Es gibt noch weitere Argumente gegen eine besonders herausragende Stellung des Petrus unter den Aposteln. Hier sind die vier wichtigsten:
In Apostelgeschichte 8,14 heißt es: Als die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samaria das Wort Gottes angenommen hatte, sandten sie Petrus und Johannes zu ihnen. Petrus steht hier neben Johannes unter der Autorität der Apostel in Jerusalem. Er wird gesandt, er sendet sich nicht selbst. Und er ist einfach nur einer von zwei Gesandten.
Nachdem Petrus dem Cornelius das Evangelium verkündigt und ihn getauft hat, kehrt er nach Jerusalem zurück. Weit davon entfernt, in ihm einen besonderen Apostel mit herausragender Autorität in Kirchenfragen zu sehen, wird er von den Christen in Jerusalem erst einmal heftig kritisiert. In Apostelgeschichte 11,2-4 steht: „Und als Petrus nach Jerusalem hinaufkam, stritten die aus der Beschneidung mit ihm und sagten: ‚Du bist bei unbeschnittenen Männern eingekehrt und hast mit ihnen gegessen.‘ Petrus aber fing an und setzte es ihnen der Reihe nach auseinander.“
Betrachten wir das Apostelkonzil. Wer leitet diese wichtige Sitzung aus Aposteln und Ältesten? Es ist Jakobus, der Halbbruder Jesu. Petrus leistet, wie auch Paulus und Barnabas, einen Wortbeitrag. Doch es ist Jakobus, der die eigentliche Sachfrage zu einem Abschluss bringt. Würde man hier nicht erwarten, dass Petrus den Vorsitz führt, wenn er tatsächlich das geistliche Oberhaupt der Kirche wäre und in Glaubensfragen das letzte Wort hätte?
Zum Schluss noch der Vorfall in Antiochien, den Paulus in Galater 2 beschreibt. In Galater 2,11-14 heißt es: „Als aber Kephas, das ist Petrus, nach Antiochia kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, weil er durch sein Verhalten verurteilt war. Als ich aber sah, dass sie nicht den geraden Weg nach der Wahrheit des Evangeliums wandelten, sprach ich zu Kephas vor allen: ‚Wenn du, der du ein Jude bist, wie die Nationen lebst und nicht wie die Juden, wie zwingst du denn die Nationen, jüdisch zu leben?‘“
Spannend, oder? Hier weist Paulus Petrus vor allen zurecht, weil dieser das Evangelium noch nicht ganz verstanden hat. Das klingt auch nicht danach, als wäre Petrus der Überflieger unter den Aposteln.
Die Bedeutung des Begriffs „Gemeinde“ im Matthäusevangelium
Kommen wir zur zweiten Frage: Wie kann Jesus hier von Gemeinde sprechen, wenn diese erst an Pfingsten entsteht? Ist das ein Anachronismus oder vielleicht ein Hinweis darauf, dass dieser Text von den Christen nach Pfingsten Jesus in den Mund gelegt wurde?
Und nein, das ist er nicht. Warum nicht? Zum einen ist das Wort, das hier steht, „Ekklesia“, also Gemeinde. Dieses Wort ist ein Begriff, der ganz allgemein für jede Form eines Zusammenkommens verwendet werden kann. Wo Menschen sich treffen, ist Ekklesia.
In Apostelgeschichte 19 führt ein Aufruhr zu einer Volksversammlung, zu einer Ekklesia im Theater von Ephesus. Wir verbinden mit dem Wort Gemeinde sofort christliche Gemeinschaft. Aber hier in Caesarea Philippi, im Gespräch mit den Jüngern, wo nichts auf eine neue Institution oder auf Gottesdienst hindeutet, meint Jesus vielleicht einfach nur das Miteinander derer, die ihm folgen.
Dazu müssen wir verstehen, dass im jüdischen Denken der Messias natürlich eine Gefolgschaft, eine messianische Ekklesia, hat. Dieses Denken wird noch dadurch verstärkt, dass in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, der Septuaginta, das Volk Gottes als Ekklesia, als Versammlung, bezeichnet wird.
Wenn der Messias also derjenige ist, der das wahre Israel um sich sammelt, dann macht es doch gerade Sinn, die Gemeinschaft der messianischen Gläubigen als „meine Gemeinde“ zu bezeichnen. Was sonst hätte Jesus sagen sollen?
Persönliche Reflexion und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Denke darüber nach, welche Bedeutung die Person des Petrus für dich hat. Woran machst du deine Beurteilung fest?
Das war es für heute. Einmal im Monat sende ich dir eine E-Mail mit Gebetsanliegen. Du kannst diese auch in der App ansehen.
Der Herr segne dich. Erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.