Herr, Dein Wort gibt unserem Leben wieder richtig das Fundament. Es ist so gut, dass Du in unsere Lebensverhältnisse hineinsprichst.
Wir bitten Dich, dass dieses Wort heute Abend ganz konkret wird. Lass es auch in unserem Leben Dinge ins Licht bringen, die Du richten willst, und dass Du trösten kannst. Beides soll geschehen.
Du musst uns zurechtweisen und kritisieren, aber auch erquicken und aufrichten.
Wir denken heute Abend auch an die Kranken und an diejenigen, die nicht unter uns sein können. Segne sie und grüße sie an diesem Abend. Amen.
Einführung in das Thema Reichtum und biblische Perspektiven
Ganz hinten im Neuen Testament finden wir den Jakobusbrief, noch vor der Offenbarung. Heute wollen wir ein Wort über die Reichen hören. Wenn man dieses Thema anspricht, wird oft über die Reichen geschimpft – da macht fast jeder mit. Denn es gibt niemanden auf der Welt, der nicht gern noch ein bisschen mehr Geld hätte. Am allermeisten wünschen sich das die Reichen selbst.
Niemand ist so geizig wie die Reichen, denn sie wissen genau, was Geld wert ist, und deshalb sind sie oft noch mehr darauf bedacht, es zu behalten. Das Thema ist also immer heikel. Wir müssen heute Abend darauf achten, dass wir nicht einfach nur reden, sondern das Wort auch für uns persönlich hören. Danach sollten wir nachdenken, was uns die Bibel über die Gaben sagt, die wir haben.
Wenn wir an Reichtum denken, denken wir meist zuerst an Menschen mit einem riesigen Besitz. Wenn man liest, dass jemand eine Abfindung von 1,4 Millionen oder eine Portion von 800 Tausend bekommt, klingt das nach viel Geld. Aber man muss auch die Verhältnisse sehen: In den Großstädten Indiens zum Beispiel leben viele Menschen in Slums. Wenn man in Bombay vorbeifährt, riecht man den Geruch von Feuer und Armut.
Auch in Buenos Aires gibt es 2,2 Millionen Kinder, die in Slums leben und kaum eine Chance haben, daraus herauszukommen. Im Vergleich dazu sind wir die Reichen. Deshalb ist es gut, wenn wir dieses Wort als eine Botschaft an uns selbst verstehen.
Warnung an die Reichen und soziale Verantwortung
Und nun, ihr Reichen! Weint und heult über das Elend, das über euch kommen wird. Euer Reichtum ist verfault, eure Kleider sind von Motten zerfressen. Euer Gold und Silber sind verrostet, und dieser Rost wird gegen euch Zeugnis ablegen. Er wird euer Fleisch wie Feuer fressen.
Ihr habt euch Schätze gesammelt in diesen letzten Tagen. Siehe, der Lohn der Arbeiter, die euer Land abgeerntet haben, den ihr ihnen vorenthalten habt, schreit. Das Rufen der Schnitter ist vor die Ohren des Herrn gekommen.
Ihr habt auf Erden geschlemmt und geprasst und eure Herzen am Schlachttag gemästet. Ihr habt den Gerechten verurteilt und getötet, und er hat euch nicht widerstanden.
Bedeutung der Armen in der evangelischen Kirche
Vielleicht noch eine Vorbemerkung: Im Raum der evangelischen Kirchen spielt es heute eine sehr wichtige Rolle, an die Armen zu denken. Das ist direkt ein Programm beim Weltkirchenrat, der das Thema immer wieder auf die Tagesordnung großer Konferenzen setzt. Sie lesen davon in den Berichten und auch in den kirchlichen Blättern.
Dabei passiert jedoch manchmal etwas Ungeschicktes. Es wird an das Los der Armen erinnert, und dann wird gesagt: Die Armen sind diejenigen, denen Jesus das Himmelreich zuspricht. Das stimmt, den Armen kündigt Jesus das Himmelreich an. Aber gerade jetzt ist es wichtig, ihnen das Evangelium zu bringen, zusammen mit der äußeren Hilfe, die selbstverständlich, hoffentlich auch gegeben wird.
Gerade in diesen Tagen ist das wirklich die Not: Hier geschehen immer wieder politische Umwälzungen in der Welt, aber den Menschen wird das Evangelium nicht verkündigt. Deshalb werden die Armen in der Bibel immer wieder angesprochen. Wir können das heute Abend nicht ausführlich verfolgen, aber es geht darum, diesen Armen die Liebe zu bringen – sowohl in der Diakonie als auch im Wort der Evangelisation.
Beides sind nur zwei verschiedene Dienste: die diakonischen Dienste und die Dienste der Liebe. Beide sind immer gefordert und wurden immer getan.
Historische Beispiele christlicher Nächstenliebe und Mission
Es hat noch nie einen Missionar gegeben, der nicht einen Dienst der Liebe getan hat. Gerade in der Zeitung war ein Artikel über den Zimmermann aus Gerlingen. Haben Sie das gesehen? Er hat eine Afrikanerin geheiratet. Der Artikel erschien in der Samstagsausgabe und war hochinteressant. Diese Menschen waren Pioniere. Sie haben kulturell viel geleistet und praktische Arbeit getan.
Besonders die Missionsbewegung der letzten zweihundert Jahre hat in Afrika enorm viel Aufbauarbeit geleistet. Da es Menschen waren, die zu Jesus gerufen wurden, waren sie immer auch Helfer. Ich interessiere mich sehr für die Geschichte von Palästina und Jerusalem. Wenn man verfolgt, was die Boten, die damals von Grishona und Spittler ausgesandt wurden, getan haben, erkennt man ihre vielfältigen Aktivitäten. Sie förderten das Handwerk und richteten Läden in Jerusalem ein, wo es vorher nichts zu kaufen gab. Es waren die Missionsboten, wie zum Beispiel Doktor Konrad Schick, der nur wollte, dass viele Seelen geheilt und bekehrt werden. So hat er es selbst niedergeschrieben.
Es ist ganz klar, dass sich geistliche und praktische Hilfe nicht ausschließen. So wie wir Kindergärten betreuen und Diakoniestationen betreiben, versuchen wir zu helfen. In unserer Kirche wurden jedoch alle Sozialdienste immer wieder aus der örtlichen Gemeinde ausgegliedert. Es wurde eine riesige evangelische Gesellschaft geschaffen, die natürlich mit Kirchensteuergeldern finanziert wird. Diakonische Werke entstanden.
Heute ist es bei mir selbst so, dass der größere Prozentsatz meiner Zeit, sogar ein weit größerer Anteil, mit Sozialaufgaben zu tun hat und nicht mit Seelsorge oder geistlichen Aufgaben. Selbst bei evangelikalen Missionen beschäftigt sich etwa 80 Prozent der Missionare mit Viehzucht, Ackerbau und anderen praktischen Tätigkeiten.
Man möchte immer sagen: Vergesst dabei nicht, dass die Menschen eine Seele haben, dass sie das Wort Gottes brauchen und Erneuerung benötigen. Wenn wir uns in unserem Volk umsehen, sehe ich die Sozialnöte nicht als das Hauptproblem. Das Hauptproblem ist vielmehr, dass das Wort Gottes den Menschen oft so verkündigt wird, dass es sie nicht wirklich verändert.
Jakobus’ Bezug auf Jesu Worte und die Haltung zu Reichtum
Und deshalb sprechen wir jetzt darüber, was Jakobus mit diesem Wort meint. Wir spüren sofort, wie er sich unmittelbar an die Worte von Jesus anschließt. Jakobus, der Bruder des Herrn, greift Worte von Jesus aus der Bergpredigt auf, in denen es heißt, dass Reichtum vergeht.
Es handelt sich dabei nicht um eine Beschimpfung der Reichen, wie wir es manchmal auch heute noch hören. Reiche gehörten bestimmt auch damals zur Gemeinde. Joseph von Arimathia war sicher Teil der urchristlichen Gemeinde und wohlhabend. Sonst hätten auch keine Gemeindeglieder Äcker verkaufen können.
Es geht also nicht darum, diese Menschen anzugreifen. Nirgendwo in der Bibel steht, dass man nichts besitzen darf. Das Beispiel der urchristlichen Gemeinde in Jerusalem war nicht verpflichtend für die anderen Gemeinden. In Ephesus wurde mit den Gütern anders umgegangen.
Die Jerusalemer Gemeinde war früh verarmt, weil sie alles hergegeben hatte. Das ist keine Lösung. Vielmehr muss ich mit meinen Gaben haushalten – das ist das biblische Wort.
Wie kann ich richtig mit meinen Gaben haushalten? Das Problem ist doch, dass ich im Reichtum mein Vertrauen auf den Reichtum setze. Das zeigt sich anschaulich im Gleichnis vom reichen Kornbauern. Der Mann sagt abends: „So, liebe Seele, ruhe dich aus! Du hast dich abgesichert.“ Doch wirklich abgesichert hat er sich nicht. Die entscheidende Lebensfrage hat er vernachlässigt: Wie werde ich vor Gott in der Ewigkeit bestehen?
Jakobus nimmt den Reichen ihre Sicherheit. Er nimmt ihnen den Gedanken, als könnten wir unser Leben durch äußere Güter absichern. Es ist merkwürdig, dass Reichtum einen immer weiter von Gott entfernt.
Das haben wir in der Geschichte unseres Volkes gesehen. In den letzten fünfundvierzig Jahren wurden wir aus der großen Katastrophe herausgeführt. Eigentlich müssten die Menschen dankbar sein. Doch je mehr ich habe, desto weiter komme ich von Gott weg.
Psalm 73 und die Gefahr des Wohlstands
Wenn Sie den Psalm 73 einmal aufschlagen, finden Sie darin das Klagelied über die Gottlosen. In Psalm 73,12 heißt es: „Siehe, das sind die Gottlosen, die sind glücklich in der Welt und werden reich.“ Es kann nicht unser Lebensziel sein, einfach nur Wohlstand zu haben.
In Vers 4 steht: „Denn für sie gibt es keine Qualen, gesund und feist ist ihr Leib.“ Auch Gesundheit kann zur Gefahr werden, wenn man nur noch für dieses Ziel lebt.
Oder Vers 7: „Sie brüsten sich wie ein Vetter Wands, sie tun, was ihnen einfällt.“
Der Psalm ist schön, und obwohl er das beschreibt, kommt er dennoch zu dem Schluss: „Dennoch bleibe ich stets bei dir.“ Lass dich nicht beirren. Es wird immer Menschen in der Welt geben, die stolz mit ihrem Besitz prahlen.
Es ist wichtig, dass wir unseren Kindern frühzeitig immer wieder sagen, dass es nicht ihr Lebensziel sein darf, reich zu werden. Paulus schreibt im ersten Timotheusbrief, Kapitel 6, Vers 10: „Geiz oder Habsucht ist eine Wurzel allen Übels.“ Dabei gehören Geiz und Habsucht zusammen.
Weil ich eine so geschickte Art habe, für materielle Dinge zu schwärmen, muss ich besonders aufpassen. Jeder hat unterschiedliche Interessen und Gefahren, was materielle Dinge angeht.
Jesus hat sehr viel über Geld gesprochen. Er hat mehr vor den Gefahren des Geldes gewarnt als zum Beispiel vor Untreue in der Ehe. Jesus sah Geld als die größere Bedrohung an.
Deshalb ist es in unserer Zeit besonders wichtig, auf diese Gefahr aufmerksam zu machen.
Persönliche Erfahrungen und Warnungen vor Geldverfallen
Ich selbst verstehe Gelddinge gut, verfolge das Wirtschaftsgeschehen und empfinde es als großes Vergnügen, wenn ich mitten am Tag ein wenig am Satellitenprogramm der täglichen Börsenübertragung aus der Frankfurter Börse teilnehmen kann. Das ist für mich ein besonderes Erlebnis.
Aber das verstehen viele nicht – auch das hochinteressante Wirtschaftsteil einer Zeitung zu lesen. Dennoch sollten wir aufpassen, wo unser Herz hängt, ob es an den Gelddingen hängt. Genau dazu wollen wir heute Abend klare Maßstäbe setzen.
Jesus sagt in der Bergpredigt, Matthäus 6,20, dass Reichtum zerfällt. Hier ist mir Ihr Erleben immer besonders hilfreich, wenn Sie das jungen Leuten erzählen. Tun Sie das oft, etwa wie es war, als man in der ersten Inflation kein Geld mehr hatte.
Wir haben zu Hause gern Monopoly gespielt. Das ist ja ein unsittliches, scheußliches Spiel mit diesen wahnsinnigen Mieteinnahmen, wie der Kapitalismus hier verführt wird. Für uns war es aber ein sehr lehrreiches Spiel, denn wir haben es mit altem Inflationsgeld gespielt – törichten, ganzen Kartons mit Inflationsgeldscheinen.
Später haben wir das im Jugendkreis und in der Johannesgemeinde gespielt. Irgendwo habe ich es dann denen hinterlassen, die damit mit dem Restgeld Millionenvermögen gemacht haben. Sie haben das Spiel sicher irgendwann verkauft. Es waren alle Scheine dabei, die man sich denken kann: Notgeld, Millionen- und Milliarden-Inflationsscheine. Das war eine tolle Sammlung.
Man konnte das ganze Spiel immer mit originalen Inflationsgeldscheinen spielen, denn diese Summen waren genau die, die man bei Monopoly braucht. Dieses Kindheitserlebnis, dass Geld so wenig wert ist, war prägend.
Ein zweites Erlebnis hatte ich selbst: Ein Päckchen meiner Großmutter kam etwas verspätet zu meinem Geburtstag. Wenige Tage nach meinem Geburtstag gab es die Währungsumstellung in der Währungsreform. Der Geldschein, den sie hineingelegt hatte, war plötzlich nichts mehr wert, weil er nicht angemeldet wurde. Das Restgeld musste im Verhältnis zehn zu eins umgemeldet werden.
Das war für mich eine heilsame Erfahrung. Man muss ja irgendwo erleben, dass Geld plötzlich nichts mehr ist. Wenn Sie heute wissen, dass Amerika wahrscheinlich das am höchsten verschuldete Land der Erde ist, brauchen Sie sich nicht zu wundern, wenn über Nacht alles zusammenbricht. Was steht denn hinter dieser Papierwährung noch?
Auch viele Dritte-Welt-Länder sind hoch verschuldet. Das ist der größte Flop. Das Geld, das Sie auf der Sparkasse haben – ich möchte Sie jetzt nicht verführen, sonst kommt wieder jemand von der Sparkasse und fühlt sich berufsbedingt angegriffen. Aber man muss es nüchtern sehen und das Wort Gottes sagen: Weint über euer Elend. Denn wer Geld hat, muss erleben, wie alles zusammenbricht.
Wenn jetzt Menschen aus der DDR kommen und ihr Geld nicht umtauschen können, ist es nichts mehr wert, und sie können damit nichts mehr kaufen. Euer Reichtum ist verfault, eure Kleider sind von Motten zerfressen.
Manche von Ihnen haben das schwere Erlebnis, dass ihr Haus abbrennt oder Diebe alles gestohlen haben. Es ist heute schon schwierig, sich überhaupt zu schützen.
Der große armenische Ölhändler Gulbenkian war ein harter Mann. Zum Schluss lebte er nur noch Jahre in Hotels und ging kaum noch aus der Tür, weil er sich nicht mehr hinaus traute. Ein ganz merkwürdiger Mensch, der seinen Reichtum immer wieder zeigen musste und stets etwas Exotisches suchte.
Um den Damen, die er verehrte, das Letzte zu bieten, färbte er zum Schluss sogar die Blumen mit Tinte, damit sie außergewöhnlich waren und etwas Besonderes hatten, das nicht käuflich war. Er suchte immer nach etwas ganz Außergewöhnlichem, das es sonst nicht gab. Das kann zur Krankheit werden.
Euer Gold und Silber ist verrostet – obwohl Gold und Silber eigentlich nicht rosten – und doch zerrinnt es zwischen den Händen. Ich verliere es. Geld bekommt Macht über uns, und Besitz wird zu einer Macht, die unsere Gedanken raubt und uns den Frieden nimmt.
Ihr habt euch Schätze gesammelt in diesen letzten Tagen. Wir leben in einer Zeit, in der wir wissen, dass wir an der Schwelle zur Ewigkeit stehen. Darum ist es nicht die Zeit, um große Schätze anzuhäufen.
Wir haben in diesen Tagen vielleicht die längste Epoche einer gesunden wirtschaftlichen Entwicklung ohne große Krise erlebt. Früher hätte ich nie gedacht, dass uns eine große Inflation so lange erspart bleibt.
Es ist eigentlich jeden Tag ein Wunder, dass diese ganzen Wirtschaftsordnungen noch halten und nicht zusammenbrechen.
Die kommende Macht des Antichristen und wirtschaftliche Kontrolle
Wenn man sich Offenbarung 13 anschaut, findet man dort etwas über den Antichristen, insbesondere in Offenbarung 13,17. Dort heißt es, dass der Antichrist, dieser weltumspannende Herrscher mit seinem Einheitsreich, den Menschen ein Zeichen gibt. Niemand kann mehr kaufen oder verkaufen, wenn er nicht das Zeichen hat – entweder den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens.
Das bedeutet, dass irgendwann alle Weltwirtschaftsordnungen unter eine einzige Macht kommen. Wer sich dieser Macht entzieht, kann nicht mehr am wirtschaftlichen Leben teilnehmen. Diese Entwicklung haben wir heute noch nicht. Wir sind sehr dankbar, dass wir ein ethisches Wirtschaftsleben haben.
Ich halte es für nicht gerechtfertigt, dass heute Pastoren von der Kanzel immer wieder darüber klagen, wie schlimm es in der Wirtschaft zugeht. Denn ich habe fast den Eindruck, dass es in weiten Teilen der Wirtschaft ethisch und moralisch sauberer zugeht als in manchen kirchlichen Verwaltungen. Ich weiß gar nicht, ob es dort immer sozial und gerecht zugeht.
Deshalb bin ich immer wieder erstaunt, mit wem ich in meinem hohen Ethos auch Wirtschaftsführer ihre Geschäfte machen und dabei versuchen, gerecht zu sein. Es ist vielleicht nicht unsere Aufgabe, hier zu richten. Das muss von Fall zu Fall geprüft werden. Aber wir sollten im Auge behalten, was über diese Welt noch kommen kann – nämlich die große Gefahr einer Beherrschung durch diese antichristliche Macht.
Es ist immerhin auch denkbar, dass es im Islam ähnlich ist. Dort ist es beispielsweise so, dass man heute keinen Handelsvertrag mit dem Iran abschließen kann, ohne eine muslimische Formel zu akzeptieren. Die Geschäftsleute des Islams waren immer auch die größten Missionare. Wir wollen jetzt nicht prophetisch sein, aber es wäre denkbar, dass sich so etwas entwickelt.
Im Islam ist das ganz besonders schwierig. Man kann mit dem Islam keine Geschäfte machen und sagen, man möchte bestimmte religiöse Verpflichtungen ausklammern. Wer das versucht, wird boykottiert. Vielleicht ist das noch anders, wenn man in der Minderheit ist – das werden hier Gastarbeiter nicht tun. Aber in vielen Ländern, in denen Muslime das Sagen haben, muss man in diese religiösen Versprechungen einwilligen und mitmachen.
Ein Reisender, der in Sierra Leone war, erzählte mir, dass dort nur etwa 15 Prozent der Bevölkerung muslimisch sind. Im Flugzeug wollte er etwas zu trinken bestellen, doch die Stewardess sagte, dass sie nichts ausgeben dürfe, weil Ramadan sei. Das zeigt, wie stark die religiösen Vorgaben auch in Ländern mit einer muslimischen Minderheit wirken.
Wir wissen nicht genau, wie sich das alles entwickeln wird. Aber wir sollten sehr sorgfältig darauf achten, dass Geld eine ungeheure Macht hat. Diese Macht wirkt jetzt schon in unserem Leben, weil viele Menschen immer meinen, sie könnten sich für die Zukunft finanziell absichern.
Zeugnis eines Glaubens im Vertrauen auf Gottes Versorgung
Wir hatten in diesen Tagen bei CFI Besuch von einem amerikanischen Arzt, der Gunter Kiene und mich sehr beeindruckt hat. Auch meine Frau war beim Frühstück dabei, wo wir nur kurz ein paar Worte wechseln konnten. Ich hatte ihn vorher noch kurz im Büro getroffen.
Ich habe so etwas noch nie erlebt: Ein Mensch, der Kinder hat und sonst vieles, ist seit 24 Jahren verheiratet, arbeitet jetzt immer in den Slums mit deutschen Notärzten. Er sagt, er wolle eigentlich als gläubiger Christ mit einer solchen Organisation hinausgehen, aber er wolle keine Rentenversicherung oder ähnliches, weil der Herr ihn versorge.
Ich sagte ihm, dass es bei uns so nicht geht. Ich lasse niemanden ohne eine völlig richtige Absicherung raus, das ist bei uns das Erste. Doch es war interessant, wenn ein Mensch so lebt und sagt: „Nein, in meinem ganzen Leben habe ich nie irgendwelche Sorgen gehabt, dass es nicht reichen könnte.“ Das hat mich und auch meine Frau bewegt, auch wenn wir beide über fünfzig sind. Er vertraut darauf, dass Gott das regelt, denn er ist der, der den Vögeln auf dem Feld gebietet.
Wir haben viele solcher Leute, und das sind keine unvernünftigen Menschen. Bei uns ist die Bezahlung so geregelt, dass jeder mit allem, was man zum Leben braucht, maximal tausend Mark im Monat erhält – egal ob Professor, Arzt oder was auch immer. Von diesem Betrag muss der gesamte Lebensunterhalt bestritten werden: Essen, Trinken, Reisekosten, besondere Ausgaben, Postgebühren, Strom und so weiter. Die Leute, die wir haben, setzen sich nicht an die Geldfrage.
Wir haben immer gedacht, dass mehr sagen würden, das reicht nicht, aber alle sagen, sie kommen gut aus. Es sind also Menschen, die sich von einem gewissen Aufwand freigemacht haben, den man zuhause vielleicht hätte oder bräuchte. Mit dem Geld müssen sie auch ihren Urlaub bestreiten, wenn sie irgendwohin reisen wollen, etwa nach Afrika. Sie müssen dafür sparen und merken dann, dass es knapp wird.
Es ist einfach beeindruckend, dass dies eine Frucht christlichen Glaubens ist, dass man die Treue Gottes erfährt und erlebt und so durchkommt. Wir haben oft ganz andere Lebensverhältnisse. Es ist wichtig, dass wir uns auch ein Stück weit befreien und sagen: Ich muss das mal wieder auf eine neue Ordnung stellen und Gott bitten, dass er mir jetzt wieder hilft. Was brauche ich wirklich für mein Leben?
Teerstegen hat dazu ein Lied gedichtet: „Kommt Kinder, lasst uns gehen, wir reisen abgeschieden, mit wenigem zufrieden und brauchen’s nur.“ Wenn man einen Koffer packt und irgendwohin reisen will, merkt man oft, dass man viel zu viel mitnimmt, was man gar nicht braucht. Man denkt an alle Fälle: „Wenn meine Schuhe kaputtgehen.“ Aber es gibt ja Geschäfte, wo man notfalls neue Schuhe kaufen kann. Das ist besonders schön im Urlaub, wenn man Schuhe kauft, die oft noch schöner oder günstiger sind.
Man lebt immer aus der Sorge heraus, und diese Sorgen hat uns Jesus in der Bergpredigt verboten: „Ihr sollt euch nicht sorgen.“ Denn der Vater im Himmel versorgt euch. Er geht mit und ist in allen Notlagen da.
Das betrifft auch unsere Vorsorge vor Krankheitsgefahren, vor Ansteckungen und Infektionen. Wir können uns nicht vollständig absichern. Dass wir deshalb Versicherungen nicht ablehnen, ist klar. Für unsere Vorväter war es eine große Frage, ob man eine Feuerversicherung abschließen soll. Später wurde sie staatlich vorgeschrieben, und das ist sicher eine sinnvolle Lösung, die wir nicht ablehnen.
Wir haben das Schlimme bei unserem Jan den Hartog erlebt. Er ging auf eine Bibelschule, bevor er in den Missionsdienst wollte. Wir haben diese Bibelschule für ihn finanziert. Doch er wurde in dieser Zeit, mit 31 Jahren, so herzkrank, dass er starb. Seine Frau und das Kind hatten bis heute keine Rentenversicherung. Das ist eine unvorstellbare Not, wirtschaftliche Not. Solche heimlichen Notfälle sind schwer. Die Mutter konnte nicht arbeiten, auch weil sie ein Herz für ihr Kind hatte. Wenn man so ein kleines Kind hat, ist es nicht gut, wenn die Mutter wieder als Krankenschwester arbeitet. Das sind schwere Dinge.
Seitdem habe ich mir geschworen, niemanden mehr wegzuschicken, ohne dass diese Dinge geregelt sind. Wir hatten an diese Möglichkeit vorher überhaupt nicht gedacht. Man hatte Krankenversicherung, aber eben keine Rentenversicherung. Wenn jemand in Ausbildung ist, macht man normalerweise keine Rentenversicherung. Deshalb ist es richtig, sich zu versichern.
Es gibt ja Leute, die sagen, das sei alles Unglauben und gehöre abgeschafft. Gott hat uns diese Mittel gegeben, mit denen wir leben dürfen. Wir sind dankbar, dass vieles geregelt ist: Wenn wir mit dem Auto einen Schaden verursachen, tritt jemand ein und reguliert das, sodass wir uns nicht streiten müssen.
Aber wir sollten nicht aus Sorge leben, weil Gott das fügt und er der gute Vater im Himmel ist. Darum wird unser Besitz uns zerfallen und wird nicht...
Gerechtigkeit im Umgang mit Arbeitern und sozialer Verantwortung
Vers 4 stammt jetzt von den Arbeitern, die im Ernten tätig sind und denen offenbar nicht der richtige Lohn gezahlt wurde. Dieses Beispiel ist mir immer wieder praktisch vor Augen. Ich denke oft daran, wenn wir in der Kirche groß über soziale Weltordnungen sprechen. Dann müssten wir es in der Kirche so handhaben, wie wir es bei CFI tun: Dort verdienen alle gleich, egal ob Baumeister oder Professor. Alle erhalten denselben Satz.
Bei der großen SAM-Mission ist es genauso. Der Generaldirektor verdient genauso viel wie der Krankenhelfer. Alle haben einen Lebensunterhaltesatz, mit dem sie auskommen müssen. Das ist sozial. Bei uns ist es leider so, dass Frau Ludwig, die viel härter arbeitet als ich, viel, viel weniger verdient.
Interessant ist, dass es hier nur darum geht, wie man seine Ordnungen praktiziert. Haben die Arbeiter, die ihr auf dem Feld beschäftigt, den großen auch den Lohn, den sie brauchen? Habt ihr das oder wollt ihr sie noch auspressen? Es ist ganz einfach: Jeder, der Verantwortung trägt, sollte dafür sorgen, dass die, die schlecht dran sind, auch in seinem Betrieb gut versorgt werden.
Gut gesagt, dass das in der Bibel steht. Es wird dort keine Sozialordnung gelehrt, es wird kein Kommunismus gelehrt, sondern christliche Liebe. Überhaupt ist es ja so in der Bibel, dass die heute verbreiteten Sozialgedanken nicht abgedeckt sind. Man darf über diese Fragen kaum noch diskutieren, das würde heute großes Aufsehen erregen. Wenn morgen in der Zeitung stünde, dass hier so etwas gelehrt wird, wäre das sicher katastrophal.
Die Bibel geht davon aus, dass jeder Mensch für seine Notzeiten vorsorgen sollte. Das ist ganz richtig. Man sollte vorsorgen und haushälterisch mit seinen Gaben umgehen. Mich beschäftigt auch die Frage, ob unsere Besteuerungspraxis richtig ist, wenn man kaum etwas zurücklegen kann, um später mit Anstand in ein Pflegeheim zu gehen.
Es ist nicht die Aufgabe des Staates, in der Bibel nicht, für die Menschen zu sorgen, so dass alle vom Staat abhängig werden. Der Staat hat eigentlich nur die Aufgabe, für die Schwachen zu sorgen. Das ist richtig. Die Sozialordnung soll nur für die wirklich Schwachen da sein. Das würden wir gutheißen.
Das Normale sollte heute wieder sein, dass Menschen ein wenig vorsorgend für die Notfälle ihres Lebens handeln. Das ist ihnen wahrscheinlich noch in Fleisch und Blut übergegangen, geht aber zunehmend bei der jungen Generation aus dem Blickfeld verloren. Das ist das Normale.
Heute herrscht oft der Ruf: Der Staat muss für mich sorgen, meine Ausbildung machen, für meine Kinder sorgen, und wenn etwas schiefgeht, für mich da sein. Das ist sicher nicht die biblische Ordnung. Es ist meine Verantwortung vor Gott, mein Leben zu regeln.
Aber in der Bibel steht sehr viel darüber, dass ich mit dem Besitz, den ich habe, Liebe übe. Das fängt bei den Mitarbeitern an und geht weiter bei den Familienangehörigen. Wenn nicht bei den Familienangehörigen, dann wenigstens in Güte und Liebeswirken. Härte, die manche zeigen, wenn sie meinen, besonders knapp und scharf sein zu müssen, auch in der eigenen Familie, ist nicht biblisch.
Wir haben auf einer Israelreise erlebt, wie sich zwei Israelis unterhielten. Der eine sagte: „Mein Sohn kam zu mir und bat um Geld, weil er in einer Notlage ist, aber ich habe es ihm verweigert.“ Der andere fragte: „Wie viele Söhne hast du?“ „Einen“, antwortete der erste. Darauf sagte der andere: „Und dann verschließt du vor ihm dein Herz? Es ist doch schwierig genug für den Sohn, dich um Hilfe bitten zu müssen.“
Dieser Jude hinterließ bei mir einen tiefen Eindruck, weil das genau das ist, was Jesus sagt: Wir sollen die Dinge, die wir haben, verantwortungsvoll einsetzen. Wir geben sie unseren Kindern nicht, damit sie sie verschwenden, aber wir sollten offen sein und unser Herz nicht verschließen.
Es beginnt bei den Familienangehörigen: Habt immer ein offenes Herz. Bei euren Mitarbeitern, wenn ihr Verantwortung tragt, ist es nicht etwas, das ihr euch für euren Nachruf aufsparen müsst, dass ihr sagt: „Er hat das Geld immer so verwaltet.“ Wir sollten mit den Dingen wuchern, damit Gutes und Liebe getan wird.
Deshalb müssen wir das Geld nicht mit beiden Händen zum Fenster hinauswerfen, aber es ist wichtig, ein Herz zu haben und zu wissen, wo es gebraucht wird. Das ist alles in der Bibel enthalten. Es gibt keine asketische Linie, die besagt, man dürfe kein Geld ausgeben wegen der Not der Welt. Das ist nicht biblisch.
Jesus feierte bei der Hochzeit zu Kana ein Fest und regte sich nicht darüber auf, wie viel das Mahl kostete. Es gibt Christen, die immer vorrechnen, was Neonreklame kostet. Man könnte auch das Blaulicht brennen lassen und sagen, das andere sei Luxus. Ich könnte auch nur einen schlechteren Anzug tragen. Das ist nicht biblisch.
Ich darf die Dinge dieser Welt benutzen und mich daran freuen. Es gibt eine Asketenlinie, die manche leben wollen, aber ich will ihnen nichts tun. Ich darf die Güter dieser Welt gebrauchen. Umgekehrt soll ich die Güter dieser Welt einsetzen.
Deshalb sind die Güter eine Leihgabe von Gott, eine Leihgabe, die ich verwalten darf.
Biblische Ordnungen zum Besitz und Umgang mit Geld
Worin kommt in der Bibel zum Ausdruck, dass das siebte Jahr, das Sabbatjahr, ein Ruhejahr war? Deshalb ließ man den Acker ruhen und bestellte ihn nicht. Das war ein Zeichen, dass der Acker Gott gehört. Diese wunderbare Ordnung wird in den Mosebüchern beschrieben.
Wenn Sie einige Stellen in den Mosebüchern aufschlagen, finden Sie praktische Hilfen, zum Beispiel in 3. Mose 19,9. Diese Stelle ist mir besonders wichtig, weil hier einige Schwaben unter uns sind, und ich zähle mich selbst dazu. Wir nehmen es oft sehr genau. Dort steht: Wenn du dein Land aberntest, sollst du nicht alles bis an die Ecken deines Feldes abschneiden. Auch sollst du keine Nachlese halten, weder im Feld noch im Weinberg. Die abgefallenen Beeren sollst du nicht auflesen, sondern dem Armen und Fremdling lassen. Denn ich bin der Herr, dein Gott.
Es ist ganz wunderbar, wenn etwas liegen bleibt auf dem Acker. Wenn Sie mal Geld verloren haben und hoffen, dass es jemand findet, der es brauchen kann – selbst wenn es nur ein Zehnmarkschein ist –, dann verstehen Sie das Bild vom Acker. Wer einmal Not erlebt hat, weiß, wie wichtig es ist, wenn Raum gelassen wird.
Ich habe erlebt, wie meine Töchter als Studenten so lieb aufgenommen und großzügig entlohnt wurden. Das ist etwas Wunderbares. Möge der Herr sie auch segnen! Sicher haben sie mehr kaputt gemacht, als sie helfen konnten, aber es ist schön, wenn sie fröhlich nach Hause ziehen. So ist es immer, wenn man irgendwo Gutes und Liebes tun kann.
Auch 5. Mose 14,28 ist sehr praktisch, was den Besitz betrifft. Dort steht: Alle drei Jahre sollst du den ganzen Zehnten des Ertrags dieses Jahres aussenden und in deiner Stadt hinterlegen. Wenn dann der Levit, der Fremdling und der Bedürftige kommen, kannst du sie versorgen.
Ich habe immer wieder gesagt, dass wir bei uns keine Bettler unterstützen sollten. Bei einer Adventsfeier kam wieder einer, der nur bei mir Brot bekam. Herr Schätz bemerkte das auch. Der Mann wollte Brot holen, war aber bei der Adventsfeier nicht interessiert. Er wohnt hier irgendwo in der Nähe. Ich glaube, unser Sozialsystem ist erstaunlich gut.
Ich würde gern mit Ihnen eine Exkursion machen, zum Beispiel zum Übernachtungsheim in der Nordbahnhofstraße. Dann könnten wir sehen, wie viel die vielen Sozialarbeiter heute leisten. Ich möchte Sie warnen: Greifen Sie nicht direkt in dieses Sozialsystem ein, etwa durch Geldspenden an Einzelpersonen. Viele müssen heute nach München fahren oder andere dringende Dinge erledigen. Manche wollen Bargeld, weil Alkohol nur gegen Bargeld erhältlich ist.
Seien Sie also vorsichtig, wenn Sie etwas Gutes tun wollen. Geben Sie Ihr Geld einer Einrichtung, die wirklich hilft und sinnvolle Arbeit leistet, zum Beispiel einem Kinderheim in Korntal. Geben Sie es nicht auf der Straße, denn so belohnen Sie diejenigen, die aus dem Sozialsystem ausbrechen und sich noch zusätzliche Gründe suchen.
Das mit dem Zehnten ist eine interessante biblische Ordnung: Wir sollen zehn Prozent unseres Einkommens geben. Viele praktizieren das, auch weil es im Neuen Testament bekräftigt wird. Ich kann Ihnen nur Mut machen, eine solche Ordnung in Ihr Leben zu bringen. Es wird Ihnen sehr gut tun, auch wenn Sie knapp bei Kasse sind. Ich freue mich, wenn sogar Studenten diesen Brauch pflegen und sagen, dass ein Segen darauf liegt, weil es eine Gottesordnung ist.
Das Finanzamt honoriert das sogar. Wir haben Gemeindeglieder, die nicht einmal eine Quittung wollen, weil sie sagen: Die rechte Hand soll nicht wissen, was die linke tut. Das heißt, die rechte Hand muss es auch nicht wissen. Aber die Quittung darf ich einreichen, damit ich noch mehr für das Reich Gottes tun kann.
Wer die zweiten fünf Prozent geben will, kann das gegen Nachweis tun. Es gibt Einrichtungen, zum Beispiel die theologische Ausbildungsstätte "Bibeltreue" in Gießen. Diese ist als wissenschaftliche Einrichtung anerkannt. Die Spendenbescheinigung darf die Gemeinde nicht ausstellen, sondern muss direkt von der Einrichtung kommen. Wer sich dafür interessiert, kann gerne spenden und bei seiner Steuererklärung zehn Prozent Steuerbegünstigung angeben.
Das würde Ihnen Mut machen. Es ist nichts Unrechtes, sondern etwas, was der Staat will und fördert. Die biblische Ordnung des Zehnten ist außerdem ein Grundsatz, der hier gilt.
Noch eine weitere Stelle: 3. Mose 25,36. Dort heißt es: Du sollst nicht Zinsen von deinem Bruder nehmen, noch Aufschlag, sondern dich vor deinem Gott fürchten, damit dein Bruder neben dir leben kann.
Es gibt viele tolle Geschichten, die wir heute Abend nicht mehr erzählen können. Zum Beispiel von einem Konkurs in einem ostwürttembergischen Ort, wo ein Mitchrist den Betrieb übernahm. Er sagte, er wolle nicht den vollen Preis zahlen, sondern nur die Schulden begleichen. Das zeigt Mitgefühl für einen Bruder in Not.
Ich staune immer wieder, wie es im Wirtschaftsleben gläubige Brüder gibt, die diese Praxis leben. Manche sagen: Der kann kein Christ sein, wenn er so viel Geld und Betriebe hat. Doch es gibt gläubige, bekennende Christen.
Ich freue mich auch über das Gute, das etwa ein Deichmann tut. Ich weiß, wie viel er im Verborgenen tut – auch in Afrika. Am meisten gefällt mir, wenn Christen bei Geschäftspraktiken, wo sie es nicht müssen, auch noch ein Mehrfaches zahlen, nur um einem Bruder aus der Not zu helfen.
Das ist etwas Besonderes: Die Maßstäbe der Christen sollen anders sein und von Liebe bestimmt werden.
Im Neuen Testament gibt es noch ein ganzes Kapitel über das Opfer, das wir heute nicht behandeln wollen: 2. Korinther 8 und 9. Dort heißt es, wer karg sät, wird auch karg ernten. Sie können hier die Güte Gottes in Ihren Geldgeschäften erleben.
Neulich habe ich diesen Abschnitt gelesen: "Habt, als hättet ihr nicht." Wir sollten uns von Dingen lösen und nicht an ihnen hängen bleiben. Das Rufen der Notleidenden ist vor den Herrn gekommen.
Ich sage Ihnen heute freimütig: Das große Problem ist, wo man sinnvoll seine Gaben einsetzen kann. Besonders bei spektakulären Dingen sollten Sie zurückhaltend sein.
Wir sind oft mit den Notgebieten der Welt belastet. Das war auch bei der Russlandarbeit so. Wir ärgerten uns immer, wenn eine christliche Ostmission in einem Jahr 20 Millionen Euro eingenommen hat, nur weil sie sensationelle Geschichten erzählte.
Das kann man gar nicht umsetzen. Wenn man sagt: Hier ist ein Kind, und mit dreißig Euro kann man es heilen – das ist nicht wahr. Es braucht sehr viel, um einem Kind zu helfen, auch einem Kind im Slum. Die Erziehung ist ein langer, mühsamer Weg.
Aber es ist schön, dass es so viele Werke gibt, die umfassend helfen. Wo immer man hilft, liegt ein großer Segen darauf.
Abschluss: Warnung vor Selbstsicherheit und Aufruf zur verantwortlichen Verwaltung
Jetzt noch zu den zwei letzten Versen: Ihr habt auf Erden geschlemmt und euch gesättigt, eure Herzen habt ihr am Schlachttag gemästet. Es könnte sein, dass mit dem Schlachttag schon der Tag des Gerichts sehr nahe ist. Ihr steht praktisch schon am Schlachttag und esst weiterhin so, als hätte das alles keine Bedeutung.
Ihr habt den Gerechten verurteilt, ihr habt Jesus verurteilt. Das ist an die Judenchristen geschrieben. Und er hat euch nicht widerstanden. Aber er greift uns jetzt an und sagt: Seid nicht solche Reichen, die sich auf ihren Reichtum verlassen, daran festhalten, sich stolz und sicher fühlen.
Stattdessen nehmt jetzt noch einmal das Wort als Haushalter, als Verwalter: Dieses Geld und diese Gaben, die euch Gott anvertraut hat, sollen im Leben wirken. Verantwortet sie vor Gott. Wir dürfen sie auch für unser Leben einsetzen, aber macht etwas daraus zur Ehre Gottes.
Das fängt in unseren Familien an. Es beginnt auch damit, dass wir die Dinge bewahren, die wir haben. Wir dürfen sie gebrauchen, aber nicht den Dingen verfallen. Es gibt biblische Beispiele, die wir in diesem Zusammenhang immer wieder erwähnen.
So etwa Gehasi bei Elisa, in 2. Könige 5. Gehasi wird reuig, als Naaman Gold bringt, doch Elisa sagt, er will es nicht. Eine ähnliche Haltung hat Abraham gegenüber den Königen von Sodom, als er sagt, er will nichts, weil er keinen Schuhriemen von der Beute begehrt.
Es ist immer wieder wichtig, dass wir von den Dingen frei werden und nicht an ihnen hängen. So heißt es im Hebräerbrief, dass einige den Raub ihrer Güter mit Freuden erduldet haben.
Wir sollten also auch nicht unsere Autos so heilig nehmen, dass wir uns über jeden Kratzer aufregen. Auch den Teppichboden und dergleichen – all das ist ja zum Benutzen da. Es soll Freude stiften und nicht zu einer Last werden.
Es ist eine geistliche Not, wenn Leute ihre Wohnung so behandeln, dass das Sofa mit der Zeit kaputtgeht und man sich darüber ärgert, wenn jemand darauf sitzt. Natürlich hat jeder seinen Stil und seine Art, aber die Dinge sollen zum Leben da sein.
Nicht, dass wir immer nur Angst haben, etwas könnte kaputtgehen, und deshalb nicht mehr richtig atmen können. Das ist nicht christlich. Wir sollten aufpassen, dass das nicht nur die Leute in den Villen betrifft, sondern gerade auch Menschen, die wenig haben und ihr Weniges umso mehr vergöttern.
Wir sollten frei werden von den Dingen und Gott danken, dass er uns so wunderbar versorgt. Dann haben wir viel Grund zum Danken und zum Loben.
