Ein Wort der Hoffnung aus Jesaja
Deshalb habe ich heute ein Wort für Sie ausgesucht, das mir in meinem Leben immer sehr wichtig ist. Es gehört zu den vielen Gottesworten aus dem Buch Jesaja, und zwar Jesaja 49,14-16.
Damals war Israel zerstört. Das Volk hatte das Gericht der babylonischen Gefangenschaft durchlebt, und die Stadt war zerstört. Doch Gott will aus diesem Trümmerhaufen seines Volkes noch einmal etwas Herrliches schaffen und Neues entstehen lassen.
Zion aber sprach: „Der Herr hat mich verlassen, der Herr hat mich vergessen.“
Doch Gott antwortet: „Kann auch eine Frau ihr Kindlein vergessen, so dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und wenn sie ihn vergessen sollte, so will ich dich doch nicht vergessen.“
„Siehe, in meine Hände habe ich dich gezeichnet, deine Mauern sind immer vor mir da.“
Zweifel und Gottes Fürsorge im Alltag
Es ist mir vor einiger Zeit bei einem Besuch hier in Stuttgart passiert, dass eine Frau mich sehr erregt angesprochen hat. Sie sagte, sie sei mal irgendwann zufällig in unsere Kirche geraten. Dabei äußerte sie, es sei in der Tat unerträglich, wie hier von Gott gesprochen werde. Empirisch fragte sie: „Was regt Sie denn so auf?“ Sie meinte, das sei doch völlig unsinnig und unmöglich, dass Gott sich um jeden Einzelnen kümmert.
„Sie können doch nicht so einen Quatsch erzählen“, sagte sie weiter. „Das wäre ja noch der Gipfel, als ob Gott sich noch um meine Haare auf dem Haupt sorgen würde.“ Nun, es war nicht viel zu sagen, die Frau war in ihrer Position ganz fest. Ich konnte nur sagen: „Sie hat ja Recht.“ Ein ganzes Stück hat sie wirklich Recht.
Können Sie verstehen, dass Gott sich um Sie kümmert und noch um viele andere in dieser Stadt, in unserem Land, in Europa und in der ganzen Welt? Unter Milliarden Menschen – wie soll Gott einzelne Menschen versorgen können und ihnen nachgehen? Wer soll sich überhaupt für mich interessieren? Schon mein Nachbar sagt, ich könnte ihm den Buckel runterrutschen. Aber warum sollte gerade der ewige Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, sich für mich interessieren? Und wer kennt Sie denn in dieser Stadt? Wir sind doch vielen unbekannt, unwichtige, kleine Leute. Und Gott soll sich für uns interessieren? Glauben Sie das wirklich?
In dunklen Stunden – und Sie haben sicher auch dunkle Stunden – wird diese Frage übermächtig und drückt uns nieder. Und dann, auf einmal, liegt dieses Wort auch in unserem Mund: „Gott hat mich vergessen. Gott hat mich abgeschrieben. Mein Leben liegt unter einem Fluch.“ Und das wird zur schwersten Anfechtung auf einmal: Gott geht an mir vorüber. Ich kann beten, aber das hört doch niemand.
Und dann, in diesen Stunden des Verzagens und der Traurigkeit, steht das ganz groß vor uns.
Die menschliche Schuld und Gottes unerschütterliche Treue
Ich habe mir das selbst eingebrockt. Warum habe ich Gott ins Gesicht gespuckt? Warum habe ich ihn mit Füßen getreten? Warum habe ich sein Wort gebrochen? Warum waren mir seine Gebote so gleichgültig? Ich habe es ja selbst verdient.
Und dann wird er trotzdem groß. Ja, jetzt sitze ich da und denke: Gott hat mich verlassen. Ich kann mich doch nicht auf ihn berufen.
Es ist ganz normal, dass uns solche Gedanken beschleichen. Sie sind selbstverständlich, begründet und einsichtig. Wenn wir etwas anderes sagen, dann gibt es nur einen Grund dafür: dass Gott das Gegenteil sagt. Noch nie hat ein Mensch so etwas in seinem Hirn ausdenken können. Noch nie hat einer so etwas denken können, dass Gott uns nicht verlässt – auch wenn wir alle seine Gebote übertreten haben, auch wenn wir ihn abgelehnt haben.
Es ist überhaupt interessant, wie wir von Gott reden. Ich möchte jetzt nicht von der Theologie sprechen, sondern vielleicht von unserem ganz normalen Sprachgebrauch. Wie wir in Hauskreisen oder in persönlichen Gesprächen von Gott reden.
Da reden wir über Gottes Beweise, über Evolution, über Gottes höchste Wesen, die Tiefe des Daseins und des Seins, über das absolut Bindende. Was das alles ist, weiß kein Mensch. Dann fangen wir an zu theoretisieren. Wir reden mit großen, schwülstigen Worten – und in der Bibel finden Sie so etwas nie. Es gibt dort überhaupt keinen so großen philosophischen Begriff für Gott.
Wenn Gott redet, dann redet er so, wie keiner von uns reden würde – gar keiner. Gott redet ganz praktisch, aus dem Innersten heraus, von Herzen kommend, so persönlich, so voll Liebe.
Dieses Wort spricht uns an. Einer hat mal gesagt: Bei den Worten Gottes braucht man nicht mal drunterzuschreiben, von wem das stammt. Bei den Worten Gottes kann es jeder gleich fühlen und spüren – das ist die Hirtenstimme.
So redet niemand. So kann gar kein Mensch reden, wie Gott da redet, mit diesem ungeheuren Trostwort von der Mutterliebe. Dass sein Herz brennt für sie, für ein schuldig gewordenes Volk. Wie er niemanden aufgeben kann, auch nicht den Schlimmsten, der ihn mit Füßen getreten hat – gar niemand.
Und das ist nicht nur da so, sondern in vielen, vielen Worten Gottes. Und man merkt es gleich, wenn man in eine Versammlung hineinkommt: Das sind Gottes Worte. Ja, das spricht mein Herz an. Das kommt vom Innersten. Dass sie so fein und so zart fühlen – so kann nur der Herr aller Herren und der König aller Könige reden.
Und darum ist unser Glaube plötzlich so handfest, so praktisch. Das hat mit dem Leben zu tun, nicht mit unseren Philosophien. So sollen sie Gott erfahren. Ganz wunderbar!
Die Verheißung des Heiligen Geistes als Tröster
Wir freuen uns auf das Pfingstfest. Was hat Jesus denn versprochen, was er auch an diesem Tag senden wird? Den Heiligen Geist.
Aus dem Heiligen Geist haben wir oft Streit gemacht, es gab verrückte Lehren und absonderliche Erscheinungen.
Wissen Sie, wie Jesus den Heiligen Geist nennt? In Johannes 14 nennt er ihn den Tröster. Wissen Sie, was ein Tröster ist? Das ist jemand, der die Tränen abwischt, der den Glauben fröhlich macht und die Menschen zu Anfängern im Glauben werden lässt.
Der Heilige Geist ist die Gegenwart Gottes in unserem Leben. Jesus sagt: „Ich will euch den Tröster senden.“
Dieser Tröster macht uns lebendig, warmherzig und lieb. Er zeigt uns, was es bedeutet, dass Gott bei uns ist.
Gottes unvergängliche Liebe im Bild der Mutterliebe
Mein erster Punkt heute: Gott, der Herr, kann dich gar nie vergessen.
Gott, der Herr, kann dich niemals vergessen. Er hat dies mit einem Bild veranschaulicht, das wohl nie von uns selbst gekommen wäre: das Bild der reinsten und schönsten Liebe, die es auf dieser Erde gibt – der Mutterliebe. Nichts ist so schön, so vollendet und so heilig wie die Mutterliebe.
Ich habe in der Brockhaus Enzyklopädie nachgeschlagen, was Mutterliebe bedeutet. Dort steht, dass es sich um einen Urinstinkt handelt. Es ist Urvertrauen, und „Mutter“ ist ein Lalllaut. Was ich Ihnen oft gesagt habe: Jeder Mensch ist auf diesen ewigen Gott hin geschaffen. Wir müssen nicht so tun, als wäre es ein Problem, Gott zu erkennen. Jeder Mensch steht eigentlich in dieser Urerfahrung, so wie man nicht erst ein akademisches Studium braucht, um Mutterliebe zu erkennen.
Jeder Mensch kann Mutterliebe entdecken und erfahren. Er muss nur sein Herz öffnen, und dann begegnet ihm die Mutterliebe Gottes – überwältigend und groß. Und dann setzt Gott noch etwas hinzu und sagt: Bleibt nicht an den Bildern irdischer Mutterliebe hängen, obwohl sie für uns schon unaussprechlich sind. Wahrscheinlich können Sie auch aus Ihrem Leben erzählen, was eine Mutter vermag.
Aber Gott will nicht, dass wir an solchen Beispielen stehen bleiben. In unserer Welt ist der Begriff der Mutter leider auch „unter die Mörder gefallen“. In unserer Zeit wird es als ganz normal angesehen, dass ein wehrloses und hilfloses Kind in der schützenden Höhle des Mutterleibs getötet werden kann. Das ist ein Widerspruch in sich. Das wird offenbar als normal betrachtet, aber gerade im Mutterleib umgibt das Kind doch nichts als Mutterliebe.
Ich möchte zu diesem Thema nicht weiter sprechen. Manche sagen, es gibt „Rabenmütter“. Das gibt es tatsächlich, obwohl das mit den Rabenmüttern sehr interessant ist. Ich habe auch nachgelesen: Raben stoßen ihre Jungen nur aus, wenn sie flügge sind. Das ist also auch eine Form von Liebe, nicht so schlecht, wie wir Menschen oft denken. Tieren werden oft schlechte Eigenschaften angedichtet.
Gott sagt: Selbst wenn es in dieser Welt Mütter gibt, die ihr Mutteramt versäumen, Gott kann sein Mutteramt an dir niemals versäumen, niemals aufgeben, niemals kündigen. Warum? Die Mutter kann das Kind ihres Leibes nicht vergessen, denn sie ist blutsverwandt mit ihm. Aber wir sind mit Gott noch viel enger verbunden: Du bist sein Kind. Er hat dich geschaffen. Lange bevor du geboren wurdest, steht diese ewige Bestimmung über dir.
Weißt du das? Warum sprichst du dann, der Herr habe mich verlassen? Er kann dich nicht verlassen. Er ist viel, viel mehr als eine irdische Mutter – das ist das Bild der göttlichen Liebe.
In der Bibel wird nicht der Unsinn gemacht, Vater- und Mutterliebe gegeneinander auszuspielen. Es kann von Vater und Mutter gesprochen werden, aber es geht nie darum, dass in unserer Welt beide Begriffe beschädigt sind. Im Urwillen der ewigen Gottesliebe bist du getragen, weil Gott das Werk seiner Hände nicht loslässt. Jesus hat das erzählt.
Ich habe Ihnen schon gesagt: In der Bibel gibt es keine theoretische Gotteserkenntnis. Machen Sie nie den Fehler, theoretisch über Gott zu diskutieren. Wie hat Jesus uns den Vater gezeigt? Er schildert, wie der Vater jeden Tag schweren Schrittes die Treppen seines Hauses hochsteigt und in die Ferne schaut. Wann kommt er denn endlich? Ich weiß nicht, ob wir so etwas bei unseren Kindern fähig gewesen wären, wenn sie unsere Liebe so mit Füßen getreten hätten wie der verlorene Sohn.
So ist Gott: Er wartet, schaut und sucht. Und sobald er am Horizont eine Spur sieht, kommt er, rennt ihm entgegen und nimmt ihn in seine Arme.
Kennen Sie Gott wirklich? Gott ist das Größte und Edelste, von allen Schätzen der edelste Herr. Ich habe erst bei der Auslegung des verlorenen Sohnes gesagt: Warum hat Gott so einen „Tick“? Die anderen Arbeiter auf dem Bauernhof sagen: Der guckt bloß immer auf das Verlorene. Das ist wirklich so!
Gott liebt uns, weil wir ihn brauchen. Er sieht, dass wir ohne ihn zugrunde gehen, dass es uns in den Abgrund reißt. Darum zieht er hinaus und sagt: Wann, wann kommt er denn endlich?
Gottes Geduld und die Einladung zur Umkehr
Dieser Vers, 65, Vers 2, enthält ein herrliches Wort. Schlagen Sie ihn doch einmal auf: „Ich strecke meine Hände aus den ganzen Tag zu einem ungehorsamen Volk, das seinen Gedanken nachwandelt auf einem Wege, der nicht gut ist. Es jammert ihn, es zerreißt sein Herz, es zerbricht, und er kann nicht anders.“
Das beschreibt die ganze Art dieses Volkes. Aber kann ich mich von Gott lossagen? Ja, das können Sie. Sie können eine Entscheidung fällen. Sie können eine Entscheidung gegen Gott treffen und sagen: „Ich will ohne Gott mein Leben führen.“ So wie der verlorene Sohn davonlaufen kann vom Vaterhaus.
Sie dürfen auch die Hölle wählen, und Gott hält Sie nicht zurück. Verleugnen wir ihn, heißt es bei Paulus, wird er uns auch verleugnen. Doch dann kommt diese wunderbare Umkehrung: „Sind wir untreu, bleibt er doch treu, denn er kann sich nicht verleugnen.“
Auf diese Treue Gottes dürfen wir vertrauen, daran dürfen wir glauben und unser Leben daran ausrichten. Aber das Wichtigste ist doch die Umkehr. Das Wichtigste ist: Komm her, tue Buße, nimm die Vaterliebe Gottes an, sag ja dazu und ergreife sie mit beiden Händen.
Gottes unbeirrtes Erbarmen trotz menschlicher Untreue
Das Zweite: Gott will dich ja gar nicht vergessen. Das Erste war, er kann dich ja gar nicht vergessen. Es wäre gegen seine Natur. Das wäre ja pervers, wenn eine Mutter ihr Kind vergisst, und das geht bei Gott gar nicht. Weil du nach seinem Bild geschaffen bist, kann er dich nie vergessen. Du kannst ihn verleugnen, aber Gott vergisst dich nie.
Die ganze Geschichte Israels war eine Kette von einem Akt der Bosheit bis zum nächsten – eine lange Katastrophe. Sie haben Gottes Wort gebrochen, die Propheten verworfen, sich von Gott losgesagt. Es gab lauter Enttäuschungen. Es war alles Fehlinvestition, was Gott in sein Volk hineingegeben hat. Muss Gott sein Engagement nicht endlich abbrechen und sagen: Schluss jetzt?
Und dann sagt Gott in diesem Wort: Ich will’s gar nicht aufhören. Nicht bloß, dass ich es nicht kann, sondern ich will es nicht. Und Gott bürdet sich eine Last auf.
Lassen Sie mich zunächst noch einmal sagen, welch eine schöne Sache der Schlaf ist – und das Vergessen. Dinge, die vor 100 Tagen oder vor 200 Tagen ganz schwer auf Ihnen lagen, bekümmern Sie heute nicht mehr. Denn es gibt das Geschenk des Vergessens. Und das ist befreiend. Wenn wir alles behalten hätten, was uns schon schwer war und eine Last im Leben war, könnten wir heute nicht mehr leben.
Das Vergessen ist eine Wohltat. Sie legen sich ein paar Stunden aufs Ohr und wachen auf und haben einfach vergessen, was Ihnen vorher so eine Sorge war. Das Vergessen ist wunderbar.
Nun könnte ja Gott sagen: Ich will diese schreckliche Unheilsgeschichte der Menschheit vergessen, ich will nicht mehr daran denken. Es ist ein Schmerz ohne Gleichung. Gott sei es, ich will es nicht. Ich will es gar nicht vergessen. Ich will mich daran erinnern. Ich will die Last dauernd auf meinem Herzen tragen, auch wenn es Gott das Herz schier abdrückt. Auch wenn die Last unerträglich wird, eine Bürde – die Untreue, der Ungehorsam und die Lieblosigkeit – mit ewiger Gnade will ich mich dein erbarmen.
Die ganze Antwort auf ihr Leben ist Erbarmen.
Sie wissen, wie mir das immer wichtig ist, dass ich sage: Man kann Gott gar nicht anders richtig erkennen. Da sind wir in der Wahrheit: Gott liebt uns nicht, weil wir so viel für ihn tun oder opfern oder einsetzen. Gott liebt uns nicht, weil wir so nette Kerle sind oder Leute und angesehen sind. Gott liebt uns, weil sein Mutterherz entbrennt über dem großen Schaden meines Lebens.
Gnade und Erbarmen sind der Grund. Und gerade wegen meiner Untreue, wegen meines Unglaubens, klopft er an die Türe. Deshalb geht er mir nach. Und das, was da im Alten Testament steht, ist genau das, was vom Heiland Jesus Christus im Neuen Bund drinsteht, der der Lastträger wird, der nicht müde wird, der sich nicht erbitten lässt über all dem, was geschehen ist.
Das heißt schon mal ganz am Anfang bei der Wüstenwanderung so: Israel, als der Bileam kommt und Israel fluchen soll, da sagt Gott: Sollte Gott etwas sagen und nicht tun? Gott ist nicht ein Mensch, dass er lüge. Das, was er von seinem Erbarmen sagt, das kann jeder erleben. Das gilt dem, der völlig verzagt ist, dessen Leben ganz aus den Fugen kam, was auch zerstört sein mag: Ich will mich sein erbarmen. Sollte er etwas reden und nicht halten? Doch erhält es.
Und dann steht in Jeremia 31 – wir hatten vorhin das Kapitel 33 gelesen – das herrliche Wort: So oft ich ihm drohe, muss ich doch seiner gedenken, darum bricht mir mein Herz, dass ich mich seiner erbarmen muss. Welcher Theologe hat das je ausgeschifft, dass Gottes Herz zerbricht über der Last meines Lebens und er sich seiner erbarmen muss? Er kann gar nicht vorbeigehen, und seine Liebe ist ein nie versagender Quell, eine Sonne, die nie untergeht.
Was leben wir in einer blöden Zeit, wo man so tut, als ob Gott finster vor uns geworden wäre, wo doch jeder Gottes Erbarmen und Gnade so überwältigend erfahren kann. Aber nur so – anders können wir Gott nicht finden – auf den Wegen, die das Evangelium lehren. Seine Hilfe gilt ihr und sein Beistand.
Gottes persönliche Kenntnis und liebevolle Fürsorge
Das Dritte und Letzte erkennt dich durch und durch. Er kann dich nicht vergessen, er will dich nicht vergessen, und er kennt dich vollständig. Wir sprachen davon: Es gibt Angefochtene, und wir sind oft angefochten. Dann sagt man: Gott hat mich verlassen, Gott hat mich vergessen. Doch Gott fordert uns auf: Mach doch die Augen auf, schau genau hin, was wirklich Sache ist.
Wir sagen oft, unsere Namen stehen im Buch des Lebens. Gott drückt es noch viel schöner aus: Nicht nur mein Name steht im Buch des Lebens, sondern er sagt: „Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet.“
Am letzten Sonntag hatten wir Konfirmation. Bevor wir dorthin gegangen sind, habe ich die Konfirmanden mit Handschlag begrüßt. Da sagte eine: „Nein, das geht nicht, meine Hand.“ Ich dachte zuerst, sie sei verletzt oder so. Doch sie vertraute mir an, dass sie einen Spickzettel in der Hand hatte. Wie vorher schon prophezeit, sieht man aus der Gemeinde oft am besten, wenn jemand noch so dasteht.
Aber sie hatten eigentlich genau gewusst: In der Hand ist das beste Wort. Auf den Fußsohlen kann man schlecht schreiben, aber auf den Handflächen schon. Was hat Gott in seine Handflächen eingemalt? Nicht nur ihren Namen oder ihre Persönlichkeit. Er sagt: „Ich habe dich in meine Hände gezeichnet.“ Wie ein Porträtzeichner hat er die Umrisse, das Wesen, die Traurigkeit und das Empfinden festgehalten.
Gott hat es dauernd vor Augen: ihre Belastungen, ihre Schuld, ihr Versagen, ihre Untreue, ihre Versuche und Schwächen, ihre Erbärmlichkeiten. Er sieht alles. Gott kennt sie besser, als sie sich selbst kennen. Kein Ehegatte kennt den anderen so, wie Gott sie kennt.
Und weil Gott sie so vor Augen hat, liebt er sie. Nicht, weil er alles gut findet, sondern weil er sie sucht und ihnen seine Nähe erfahren lässt. Es ist sicher richtig, dass diese Zeichnung in die Hände Gottes eingezeichnet ist – dort, wo die Hände seines Sohnes Jesus durch die Nägel am Kreuz durchbohrt wurden.
Sei jede einzelne Schwäche, jedes Versagen und jede Schuld meines Lebens durch diese Wundmale Jesu Gott vor Augen. Darum hat er seinen Sohn gegeben. Es war bitter nötig, denn ohne das gibt es keine Erlösung, keine Vergebung und keine Heiligung. Mit seinem Blut hat er mein Wesen in seine Hände eingezeichnet, damit ich frei werden kann.
Er hat es auf sich genommen und will mir all das heute schenken. Er will zu mir kommen und mich mit Gutem überschütten. Ich möchte Ihnen das heute so sagen, in der Hoffnung, dass Sie Gott in Ihr Leben aufnehmen.
Die Einladung zur Annahme von Gottes Gnade
Nein, ihr lieben Evangelikalen, das macht man nicht nur am Tag der Entscheidung. Es gibt viele Stunden im Leben, in denen es dringend nötig ist, Buße zu tun und zu sagen: Gottes Geist soll mich regieren und sein Wesen in meinem Leben einzeichnen. Gott soll Wohnung in mir machen.
Oft diskutieren wir in unseren Gesprächen gern darüber, was passiert, wenn jemand das Angebot ablehnt oder passiv bleibt. Wissen Sie, dass man vor einem gedeckten Tisch sitzen kann und trotzdem verhungert, wenn man nicht zugreift und isst?
Gott sagt Ihnen dieses herrliche Wort: Er kann auch eine Frau ihres Kindleins vergessen, wenn er in ihrem Leben wunderbar wirken will. Ganz gleich, was gewesen ist – seine Gnade soll jetzt überwältigend Macht gewinnen. Er will Sie umgestalten und erneuern, damit Sie Teilhaber seiner Herrlichkeit werden, etwas zu seinem Lob.
Gott gibt sein Volk nicht auf, auch wenn es von Sünde und Ungehorsam gezeichnet ist. Gott macht Neues, Gott schafft Heil und will es heute in Ihrem Leben tun. Amen.
