Wir freuen uns, dass Sie heute zu unserer Stuttgarter Konferenz für Weltmission gekommen sind. Wir begrüßen Sie alle, unabhängig davon, ob Sie zu den Mitarbeitern gehören, die draußen im Einsatz waren, ob Sie Angehörige haben, ob Sie heute ausgesandt werden oder ob Sie wieder zu den Angehörigen und Freunden zurückkehren.
Es ist ein großes Privileg, an diesem verheißungsvollen Unternehmen der Weltmission teilhaben zu dürfen – an der Sache Jesu. Besonders heute, am Himmelfahrtstag, feiern wir die Freude darüber, dass Jesus König ist, jetzt und für immer. Er hat alle Macht im Himmel und auf Erden.
Jesus breitet seine Herrschaft in dieser dunklen und unheimlichen Welt aus. An diesem Tag dürfen wir aus dem Mund vieler Zeugen hören, was Gott heute in verschlossenen Ländern tut – in Ländern, in denen die Gemeinde Jesu verfolgt und bedrängt wird. Dennoch läuft Jesu Wort und Menschen kommen zum Glauben an ihn.
Die Verheißung und Herausforderung der Weltmission
Ich will Sie heute Morgen mit dem Wort grüßen: Alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt. Und unser Glaube ist der Sieg, der diese Welt überwunden hat.
Vor dreißig Jahren kam einer der großen Missionstheologen aus Amerika, aus Dallas, Texas, nach Deutschland. Er hat den evangelikalen Missionen entscheidend geholfen, sich richtig auf die große Ernte der Weltmission einzustellen. Unser Freund George Peters, der inzwischen heimgegangen ist, sagte damals zu mir: „Ich möchte in deiner Gemeinde einen Vortrag halten über Mission 2000.“ Das war schon 1973.
Ich war sprachlos. George Peters sagte: „Die großen Jahre der Weltmission kommen noch.“ Wir waren damals ein Zuhörerkreis von vielleicht hundert Leuten. Man nahm das Staunen zur Kenntnis.
Was mir in den letzten Jahren immer deutlicher wird, ist, dass uns Gott auf ganz besondere Weise in diesen Jahren etwas schenkt, was keiner von uns je geahnt hat. Keiner hat geahnt, dass der eiserne Vorhang zusammenbricht, dass der Bambusvorhang fällt, dass China sich öffnet, dass so viele Aufgaben entstehen. Und längst treiben die Kirchen der Dritten Welt die große Weltmissionsbewegung. Das ist keine westliche Sache mehr. 80 Prozent der Missionare kommen längst aus Asien, Afrika und Lateinamerika.
Wir werden heute auch etwas von diesem großen Tun Jesu hören. In diesen Tagen sind die Zeitungen voll von Berichten über das Grauenhafte, das in der Welt geschieht. Jesus sprach davon, lesen Sie es nach in den Endzeitreden: Katastrophen, Hunger, Kriege und teure Zeit.
Dann sprach Jesus davon, dass das Evangelium vom Reich Gottes allen Völkern zum Zeugnis gepredigt wird. Das ist die wirklich aufregende Neuigkeit: Jesus schenkt überall in allen Teilen der Welt Durchbrüche. Es gibt nur ganz wenige Gebiete auf der Welt, in denen es noch keine Jesusgemeinde gibt.
So wollen wir uns an diesem Morgen mit all den Christen in aller Welt vereinen, unseren Herrn Jesus anrufen und beten:
Liebe Herr Jesus Christus, wir kommen zu dir und wollen heute Morgen hören, was du machst. Mission ist doch deine Sache, und ohne dich hat alles keinen Sinn. Wir wollen ermutigt und gestärkt werden und vor allem deinen Aufruf hören, dass du deine Königsherrschaft in unserem Leben aufrichten willst.
Gib, dass wir uns für dich öffnen und dass du Neues an uns wirken kannst. Rede, Herr, dein Knecht hört. Amen.
Zeugnis in schwierigen Zeiten
Es war in den dunkelsten Jahren der kommunistischen Herrschaft in Ostdeutschland. Immer wieder hörten wir die Nachrichten, dass drüben in Karl-Marx-Stadt Jugendgottesdienste stattfanden, bei denen Tausende junger Leute oft schon eine Stunde vor Beginn da saßen, um sich einen Platz zu sichern und zuzuhören.
Wir haben dann diese Kassetten gehört, auf denen der Prediger sprach, der dort in Plutschins gepredigt hat. Das Besondere war das unverkürzte Jesuswort, das Evangelium – so klar und so herausfordernd.
Wir freuen uns, dass Theo Lehmann heute Morgen unter uns ist und uns zuerst das Wort Gottes verkündet.
Liebe Freunde, zwei Männer sitzen im Gasthaus und haben Mittag gegessen. Nennen wir sie mal Winrich und Theo. Der Ober kommt zum Kassieren und fragt Theo: „Was hatten Sie?“ Winrich fragt: „Einen Schnitzel, ein Bier?“ Theo antwortet: „Ich hatte Hunger und Durst.“
Um eine Frage richtig zu beantworten, muss man sie erst einmal richtig verstehen beziehungsweise wenigstens richtig verstehen wollen.
Zum Beispiel wird jemand gefragt: „Was wissen Sie über die Verschmutzung der Weltmeere?“ Die Antwort lautet: „Uh, es wird immer schlimmer. Ich habe neulich eine Fischdose aufgemacht, alles voller Öl, alle Fische tot.“
Es gibt nicht nur Leute, die falsche Antworten geben, sondern auch solche, die falsche Fragen stellen.
Das Reich Gottes verstehen lernen
Als Jesus von den Toten auferstanden war, so heißt es in der Apostelgeschichte, war er vierzig Tage lang mit seinen Jüngern zusammen. In dieser Zeit sprach er mit ihnen über das Reich Gottes.
Eines Tages fragen sie ihn: „Herr, wirst du in dieser Zeit das Reich für Israel wiederherstellen?“ Dieses alte Missverständnis zeigt, dass Jesus seine Jünger 40 Tage lang über das Reich Gottes belehrt hat, sie es aber immer noch nicht verstanden haben.
Wenn Jesus vom Reich Gottes spricht, meint er: Wenn du Gottes Willen tust, dich bekehrst, nach seinen Anweisungen lebst, dir deine Sünden vergeben lässt und als Kind Gottes lebst, dann gehörst du zu seinem Reich.
Die Menschen damals verstanden unter dem Reich Gottes immer etwas wie ein Staatswesen mit Grenzen und bestimmten Vorstellungen. Sie dachten an das Reich des Königs David, wie es in der guten alten Zeit war. Deshalb fragen sie Jesus auch: „Wirst du jetzt das Reich Israel wiederherstellen?“
Aber Jesus stellt nicht etwas wieder her, was schon einmal da gewesen ist. Er gründet etwas völlig Neues. Sein Reich ist etwas Absolut Neues. Die Liebe ist die Regierungsform und auch die erste Bürgerpflicht. Wo gibt es das sonst noch in der Welt? Das Wort „Liebe“ steht in keiner einzigen Verfassung.
Es entstehen zwar ständig neue Verfassungen und Reiche, von der Demokratie bis zur Diktatur. Aber das Grundprinzip ist überall dasselbe: Gewalt. Ohne irgendeine Form von Gewalt kann kein Reich bestehen.
Kein Reich dieser Welt hat jemals verwirklicht oder auch nur behauptet, verwirklichen zu können, was Jesus über das Reich Gottes gesagt hat: ein Reich ohne Leid, ohne Krankheit, ohne Geschrei, ohne Schmerz, ohne Tod. Das sind die Kennzeichen des Reiches Gottes, wenn es vollendet ist.
Mit Jesus hat das Reich Gottes begonnen, und irgendwann wird es vollendet sein, nämlich am Ende der Welt. Deshalb fragen ihn seine Jünger hier: „Wann ist es so weit?“
Jesus weigert sich, die Frage nach dem „Wann“ zu beantworten, und weist die Jünger ab. Er sagt zu ihnen: „Es gebührt euch nicht, die Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat.“
Wer die Frage nach dem „Wann“ stellt, erhält von Jesus eine Abfuhr. Das gilt für alle, auch bis heute, die die Bibel mit dem Rechenschieber lesen und irgendwelche Fahrpläne für die Endzeit aufstellen.
1972 erschien ein dreibändiges Werk mit dem Titel „Heilsgeschichte in Zahlen“. Dort wurde genau angegeben, wann was passieren sollte. Zum Beispiel sollte am 16. Oktober 1986 die Schlacht von Namarkedon stattfinden. Wie ihr alle wisst, hat sie nicht stattgefunden.
Oder die Bibelforscher, die im vergangenen Jahr sechs Mal den Weltuntergang angekündigt haben. Allein diese Tatsache zeigt, dass diese Leute mit der Bibel nichts zu tun haben.
Jesus steigt da aus, er macht nicht mit. Er verweigert die Auskunft und wird geradezu grob zu seinen Jüngern: „Es geht euch überhaupt nichts an. Lasst die Finger davon, das überlasst Gott selbst.“
Wer also ein gieriges Interesse daran hat, herauszufinden, wann das Weltende kommt, bekommt von Jesus keine Antwort. Wer neugierig ist und Gott in die Karten schauen will, wann der jüngste Tag kommt, dem lässt Jesus nichts sehen.
Wer fanatisch die Gemüter aufheizt mit der Frage „Wann geht es endlich los?“, den lässt Jesus eiskalt auf Grund laufen. Und zwar aus folgendem Grund:
Jesus will die Menschen nicht aufklären, wann das Reich Gottes kommt. Er will, dass jeder in das Reich Gottes eintritt. Zuerst sollen alle die Einladung erhalten, sollen alle eintreten. Die Frage der Vollendung kommt später.
Das Wichtigste ist, dass jeder zuerst den Namen Jesus erfährt. Dieser Name ist das Losungswort, mit dem ein Mensch durch die Tür in das Reich Gottes gehen kann.
Und da kommst du nicht rein, wenn du sagst: „Ich bin ein guter Mensch, ich bin ein Humanist, ich habe auch an Gott geglaubt, ich habe auch einen Gott gehabt.“ Wenn dann Menschen aus anderen Religionen ankommen und die Namen ihrer Götter nennen – Buddha, Allah, Krishna und so weiter – dann ist das immer die falsche Losung.
Denn die Bibel sagt: „In keinem anderen ist das Heil.“ Es gibt keinen anderen Namen unter dem Himmel, der den Menschen gegeben ist, durch den sie gerettet werden sollen.
Deshalb müssen alle Menschen dieser Welt zunächst diesen Namen Jesus erfahren. An ihm entscheidet sich unser Schicksal. Wer Jesus ablehnt, ist und geht verloren. Wer ihn annimmt, der ist gerettet.
Die Rolle der Christen als Zeugen
Wir haben diese Information schon unzählige Male erhalten. Doch außer uns gibt es noch einige Millionen beziehungsweise Milliarden Menschen, die den Namen von Jesus noch nie gehört haben. Und es gibt nur eine einzige Möglichkeit, wie sie von ihm hören können: nämlich wenn es ihnen gesagt wird. Und gesagt werden kann es nur von denen, die ihn bereits kennen – also von den Christen.
Mit anderen Worten: Die Christen sind dazu da, Zeugen für Jesus zu sein. Deshalb sagt Jesus das, was hier auf dem Programmzettel ganz oben steht, in Vers 8: „Ihr werdet meine Zeugen sein.“ Das ist seine Antwort auf die Frage der ersten Christen, ob er das Reich Israel wieder aufrichten wird. Auf ihre Frage, was er tun wird, antwortet er ihnen, was sie tun werden.
Auf ihre Frage „Jesus, wann geht es los?“ antwortet er: „Ihr geht los. Ihr werdet meine Zeugen sein zu Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.“ Jesus sagt nicht „Ihr sollt meine Zeugen sein.“ Er sagt: „Ihr werdet meine Zeugen sein.“ Das ist eine Feststellung.
Jesus äußert keine Wünsche. Er erzählt nicht, wie er sich die Christen vorstellt oder wie sie eigentlich sein müssten. Er wirbt hier nicht, er agitiert nicht. Er stellt fest: Christ sein heißt Zeuge sein. Und das heißt umgekehrt: Wer kein Zeuge ist, der ist auch kein Christ.
Jeder von uns, der schon einmal versucht hat, auf der Straße oder an einem anderen Ort Menschen die Botschaft weiterzugeben, weiß, wie schwer das Zeugnisgeben ist. Meistens ist die Situation ungünstig. Mal ist man nicht in Form, dann wieder nicht ausreichend informiert, dann schämt man sich, fürchtet sich, hat keine Lust, keine Kraft oder keine Zeit. Man muss sich immer erst überwinden. Das Zeugnisgeben läuft nicht von alleine.
Das hat Jesus gewusst. Deshalb gibt er seinen Jüngern nicht nur den Auftrag, sondern auch die Kraft, diesen Auftrag auszuführen: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, welcher auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein zu Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.“
Mission als Auftrag und Kraftquelle
Jesus will also auch die Judenmission. Als der Ratsvorsitzende der EKD, Manfred Koch, vor zwei Jahren in einer Predigt sagte: „Zu wem und zu was sollten wir Christen Juden denn bekehren?“, können wir nur antworten: Zu Jesus, Herr Bischof, zu dem einzigartigen Heiland und Retter, dem Einzigen, der uns ins Reich Gottes bringen kann. Jesus hat zu den Juden gesagt: „Wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, so werdet ihr sterben in euren Sünden.“
Ich schlage deshalb vor, dass wir uns nicht lange mit den geistlosen Äußerungen des obersten Geistlichen der EKD befassen, sondern mit den Worten unseres Herrn, der vom Heiligen Geist spricht: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und werdet anfangen in Jerusalem, Samaria usw.“
Vor ein paar Monaten saß ich mit einem Juden beim Frühstück zusammen. Wir unterhielten uns über die Predigt, die ich am Abend zuvor gehalten hatte. Zunächst verlief alles noch ganz lieb und harmlos. Plötzlich wurde er ärgerlich und sagte zu mir: „Das ist doch eine Frechheit, eine Beleidigung von euch, dass ihr uns zu Jesus bekehren wollt. Wir haben die Tora und den direkten Zugang zum Vater.“
Daraufhin zitiert ich Jesus, der sagte: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ Er entgegnete: „Das ist doch zu den Heiden gesagt, das gilt für euch, damit ihr auch dabei sein könnt.“ Ich sagte: „Nein, das hat der Jude Jesus gesagt, und er hat es zu Juden gesagt.“ Darauf meinte er: „Man weiß ja nicht im Neuen Testament genau, was Jesus wirklich gesagt hat oder wer später was hineingeschrieben hat.“
Dann kam er noch mit der Geschichte vom Ölbaum, was aussagen würde, dass die Juden die Wurzel sind, aus der alles kommt. Aber das stimmt nicht. Die Wurzel ist die Erwählung und die Verheißung Gottes, und der Baum ist das Volk Gottes. Dieses besteht aus Ästen, die eingepfropft und ausgebrochen werden können.
Die Schwierigkeiten, mit einem gläubigen Juden ein Glaubensgespräch zu führen, sind enorm. Solche Leute wie Jesus, Paulus und noch ein paar andere haben das Leben dafür verloren. Ob es rein taktisch klug ist, wenn Deutsche in Israel missionieren, ist eine ganz andere Frage. Denn in den Köpfen der Israelis besteht bis heute die Gleichung: Deutscher ist gleich Christ, ist gleich Nazi.
Deshalb sind Deutsche vielleicht in Israel nicht gerade geeignet, um als Missionare aufzutreten. Aber das heißt nicht, dass die ganze Israel-Mission abgeschafft werden müsste. Denn, Freunde, wenn es ein Volk gibt, das mehr als alle anderen Völker der Welt zur Judenmission verpflichtet ist, dann ist es das Volk der Deutschen, weil es den Juden so viel Unrecht und Unheil angetan hat.
Judenmission bedeutet nicht unbedingt, als Missionar nach Israel zu gehen, sondern für die Errettung Israels zu beten und zu opfern. Ich meine, das Gebet für die Errettung Israels gehört ja wohl zum Grundbestand jedes Gebetes an jedem Tag eines Christen.
Im Übrigen finde ich es merkwürdig, wie heutzutage in Deutschland alles gegen die Judenmission ist. In Deutschland sind sie alle gegen etwas, was sowieso kaum jemand macht. Wer macht denn bei uns außer kleinen Gruppen Judenmission? Der Kampf mancher Leute, die sich sonst nie um die Judenmission gekümmert haben, kommt mir ziemlich heuchlerisch vor.
Das ist so, als wenn ich, der ich vom Fußball nichts verstehe, nicht Fußball spiele, mir noch nie ein Fußballspiel angeschaut habe und auch nie eines anschauen werde, dafür eintrete, dass ein bestimmter deutscher Sender die Fußballweltmeisterschaft nicht übertragen darf.
Jesus will die Judenmission und zweitens die Weltmission. Damit die Weltmission losgeht, damit die Christen losgehen in die Welt, erhalten sie als Kraftstoff den Heiligen Geist. Und den hast du, wenn du Christ bist, ja auch erhalten.
Die Frage ist nur, wofür du ihn verwendest, ob du ihn in Anspruch nimmst und wofür. Bei manchen Christen habe ich den Eindruck, sie halten den Heiligen Geist für einen Kraftstoff, der nur dazu da ist, um selber besser voranzukommen. Um besser Christ zu werden, bessere religiöse Erfahrungen zu machen, schönere geistliche Erkenntnisse zu gewinnen. Das ist ja alles schön und gut.
Aber es stimmt etwas nicht, wenn der Heilige Geist für alles Mögliche in Anspruch genommen wird, nur nicht für das, wofür er zunächst einmal gegeben worden ist. Der Heilige Geist ist eine zweckbestimmte Gabe Gottes – so wie die Kollekte, die heute eingesammelt wird, eine zweckbestimmte Gabe ist.
Es gibt viele gute Zwecke, für die man gutes Geld geben kann. Aber von dem Geld, das wir heute einsammeln, kann nichts für irgendeinen anderen Zweck abgezweigt werden. Das wäre ja eine Veruntreuung unserer Gabe.
Es ist eine Veruntreuung der Gabe Gottes, wenn du den Heiligen Geist, der für den Zweck der Mission gegeben worden ist, nur zur Sanierung deines eigenen geistlichen Innenlebens verwendest. Jesus hat den Heiligen Geist nicht mit dem Stempel versehen „nur für innerkirchlichen Dienstgebrauch“. Im Gegenteil, er hat ihn ausdrücklich abgestempelt für den Außendienst, für den Dienst der äußeren Mission.
„Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, welcher auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein zu Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.“
Denn um bis ans Ende der Erde zu gehen, ist wirklich mehr Kraft nötig als ein bisschen Abenteuertum. Die Abenteuerlust verdampft sehr schnell, wenn man in ein Land kommt, wo es kalt oder heiß ist, wo man von Moskitos gequält wird, wo es keine medizinische Betreuung gibt und man die Sprache erst lernen muss. Da vergeht einem die Abenteuerlust sehr schnell.
Die vielen Missionare, die buchstäblich bis an die letzten Enden der Erde gegangen sind, in die letzten Winkel und Inseln unserer Welt, sie und ihre Frauen sind für mich die wahren Geisteshelden der Menschheit. Das sind für mich die wahren Charismatiker, die erfüllt waren mit der Kraft des Heiligen Geistes und die nur ein einziges Ziel hatten: anderen Menschen den Namen von Jesus bekannt zu machen.
Zu diesen Helden gehören für mich auch meine Eltern, die im Dienste der Leipziger Mission in Indien gewesen sind. Dort hat meine Mutter in der mörderischen Hitze des tropischen Klimas ihre Gesundheit verloren. Dort hat sie einen Sohn verloren, dort hat sie eine Tochter verloren.
Erst der jüngste Tag wird offenbar machen, wie viel Leid, Tränen, Opfer und Kämpfe es alle diese Missionare gekostet hat, um als Zeugen von Jesus in der Welt zu leben – von der Welt unbeachtet, von vielen verachtet, heute noch von manchen Leuten in der Kirche als Kolonialistenknechte geschmäht. Das sind Leute, die keine Ahnung haben, worum es in der Mission wirklich geht.
Aber ich wiederhole: Sie waren und sind die großen Charismatiker und Heiligen der Kirche.
Die Herausforderung der deutschen Kirche in der Mission
Übrigens, unsere Kirche, die deutsche Kirche, gehört in Sachen Mission so ungefähr zu den Fausten in der ganzen Welt. Deutschland ist zwar reich an anderen Dingen. Wir sind eine der reichsten Kirchen der Welt, mit der größten Klappe und der anspruchsvollsten Theologie. Aber wir haben die wenigsten Missionare und sind in der Missionsgeschichte so ungefähr das Schlusslicht.
Es leben auf der Erde etwas mehr als sechs Milliarden Menschen. Davon sind etwa 33,5 Prozent Christen. Der Rest, immerhin rund drei Milliarden Menschen, hat den Namen von Jesus noch nie gehört. Das ist doch nach 2000 Jahren Kirchengeschichte ein ziemlich klägliches Ergebnis – eine Bilanz des Ungehorsams und des Versagens.
Die fehlende Mission der Kirche ist der Verrat der Kirche an Jesus. Auch dich wird er im Gericht fragen, was du für die Weltmission getan hast. Ich frage dich heute: Was tust du für die Weltmission? Betest du, und zwar täglich, für die Mission? Spendest du, und zwar reichlich, für die Mission? Das ist Christenpflicht. Es ist die oberste Christenpflicht, dafür zu sorgen, dass alle Menschen von Jesus erfahren.
Kommen wir jetzt nicht mit dem Argument, wir hätten in Deutschland vor der Tür genug Leute, die wir missionieren können. Das stimmt natürlich, dass wir mitten in einem Missionsgebiet leben. Aber das ist doch kein Grund, den Rest der Welt zu vergessen.
Mir fällt auf, dass jedes Mal, wenn von der Weltmission die Rede ist, die Leute zu Provinzlern werden und so tun, als ob sie nur etwas übrig hätten für ihre unmittelbare Umgebung. Aber um im Urlaub bis in den letzten Winkel der Erde zu fliegen und dort Weltbürger zu spielen, dazu sind immer Geldmittel übrig.
Mensch, eine Welt wartet auf die Erlösung, und du sitzt hier und kämpfst einen heroischen Kampf in deiner Seele, ob du 10 oder 20 Euro in die Kollekte werfen sollst. Ich wundere mich sowieso gerade über die jungen Generationen in unserem Land. Heute stehen den jungen Menschen alle Möglichkeiten offen. Aber sie kleben hier am heimischen Herd in Deutschland und üben sich jeden Abend in Ausländerfreundlichkeit, indem sie eine andere Pizzeria besuchen.
Die deutschen Fußgängerzonen sind verstopft mit frittenfressenden Fanta-Fans. Auf dem Arbeitsmarkt treten sich die Menschen gegenseitig auf die Flossen. Es gibt nicht genug Stellen für Pfarrer, für Lehrer, für Ärzte bei uns. Aber die Welt, die Welt schreit nach Predigern, nach Ärzten, nach Mitarbeitern.
Freunde, ich bitte euch: Überlegt euch, wie ihr in eurem Leben dem Missionsbefehl gehorsam sein könnt – durch Gebet für die Mission, durch Geben für die Mission oder durch Gehen in die Mission. Erhebt eure Hintern aus euren bequemen Fernsehsesseln und tut etwas für die in der Ferne, die auf die Erlösung wartet. Noch nie war Mission so nötig wie heute.
Der Missionsbefehl und die Himmelfahrt Jesu
Der Missionsbefehl, den Jesus hier gibt, ist das Letzte, was er zu seinen Jüngern sagt, bevor er sie verlässt. Ich lese ihn noch einmal vor:
Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, welcher auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein zu Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.
Als er das gesagt hatte, wurde er aufgehoben zusehends, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg.
Dieser Vers beschreibt das, was wir Himmelfahrt nennen. Jesus redet mit seinen Jüngern, auf einmal hebt er ab, eine Wolke davor, und weg ist er. Die Jünger stehen da, stieren, schauen und fragen sich: Was ist denn los? Wo ist er hin? Wie soll man so etwas finden? Selbst wenn sie ein Fernrohr gehabt hätten, hätte das nichts genützt. Es gibt nichts zu sehen, eine Wolke verdeckt alles, ein Vorhang.
Natürlich fragen auch wir uns, wie wir uns diese Himmelfahrt eigentlich vorstellen sollen. Wie war das damals? Die Frage nach dem "Wie" ist aber eine falsche Frage. Wenn du ins Theater gehst, ist vor der Bühne ein Vorhang. Wenn der zu ist, kannst du noch so angestrengt durch dein Opernglas starren – was hinter dem Vorhang passiert, siehst du nicht. Das sollst du auch gar nicht sehen. Es geht dich nichts an, wie die Bühne zum Szenenwechsel vorbereitet wird.
Himmelfahrt ist ein Szenenwechsel. Erst war Jesus auf der Erde, jetzt ist er im Himmel. Wie das vor sich geht, geht uns überhaupt nichts an.
Ich verstehe sowieso nicht, warum ausgerechnet bei der Himmelfahrt alle Welt naturwissenschaftliche Bauchschmerzen hat. Keiner kann das mehr so richtig glauben, allen ist das irgendwie ein bisschen peinlich. Die gleichen Leute sind es, die zu Tausenden an Weihnachten in die Kirche strömen, obwohl es da auch um einen Szenenwechsel geht – bloß in die umgekehrte Richtung. Denn an Weihnachten wird gefeiert, dass Jesus von oben herunter in unsere Erde gekommen ist.
Ob "vom Himmel hoch, da komm ich her" oder "zum Himmel hoch, da flieg ich hin" – das ist ja ideal. Es geht doch in beiden Fällen um den gleichen Himmel. Das ist aber nicht der Himmel draußen, an dem die radioaktiven Wolken vorbeiziehen.
Deine ganzen intellektuellen Bedenken lösen sich auf, wenn du endlich zur Kenntnis nimmst, dass der biblische Himmel kein Ort ist, sondern dort, wo Gott ist. Das ist kein Ort, das ist eine Dimension. Der Himmel der Bibel ist keine kosmische, sondern eine geistliche Dimension – die Dimension Gottes.
Wenn du das erst einmal verstanden hast, hast du keine Probleme mehr mit der Himmelfahrt. Wenn du allerdings die Bibel mit dem Himmel über unserer Erde verwechselst und denkst, das wäre so ein Ort, der ein paar Stockwerke höher über unserer Erde schwebt, dann kann ich dir auch nicht helfen. Da bist du genauso ein Primitivling wie Juri Gagarin, der da oben herumgeflogen ist und allen Ernstes naiv behauptet hat, er hätte dort oben keinen Gott gesehen.
Solche mittelalterlichen Vorstellungen kannst du dir als moderner Christ natürlich nicht leisten. Schon Martin Luther hat sich darüber lustig gemacht, als ob der Himmel ein Ort wäre, zu dem man mit einer Leiter hochkraxeln könnte.
Ich habe gehört, ein Computer hat ausgerechnet: Wenn Jesus damals mit Lichtgeschwindigkeit abgefahren wäre, wäre er noch 718 Jahre unterwegs, um wenigstens bis zum Andromedanebel zu kommen. Wenn mit diesem Rechenexempel eins bewiesen ist, dann nur, dass ein Computer richtig rechnen kann, aber das Ergebnis trotzdem Blödsinn ist.
Jesus ist weder unterwegs zum Andromedanebel noch in irgendwelche nebelhaften Gefilde. Er ist unterwegs zu dir, er ist hier.
Himmelfahrt heißt doch nicht, dass sich Jesus von dir entfernt, sondern dass er sich dir nähert. Der Raumfahrer fliegt zwischen den Planeten hin und her, Jesus sitzt mitten unter uns. Der Raumfahrer ist weit weg, Jesus ist ganz nah. Der Raumfahrer ist in Houston und muss im Weltraum husten. Er fährt von einem Ort zum anderen.
Raumfahrt ist Ortswechsel, Himmelfahrt ist Szenenwechsel, und damit liegen Welten dazwischen.
Es geht überhaupt nicht darum, dass du dir das vorstellst, sondern dass du dich darauf einstellst – auf die neue Szene, die jetzt gespielt wird.
Die Szene, in der der Sohn Gottes als Mensch auf unserer Erde war, ist vorbei. Jetzt lebt der Menschensohn als Gott im Himmel, als Herr der ganzen Welt. Jesus ist nicht mehr in Jerusalem oder Israel, er ist überall.
Und jetzt ist es deine Sache, wie du mit ihm verfährst: ob du ihn als den Herrn deines Lebens annimmst, nach seinen Geboten lebst und seinen Heiligen Geist in Anspruch nimmst für das, wofür er dir gegeben worden ist.
Wenn du aber sagst: Nein, das ist nichts für mich, und so richtig kann ich mir das mit Jesus und der Himmelfahrt sowieso nicht vorstellen – so etwas möchte ich erst mal selbst sehen –, dann kann ich dich beruhigen. Auch dafür gibt es eine Lösung.
Hier steht: Als sie ihm nachsahen, wie er zum Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Kleidern, welche auch sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr und seht zum Himmel? Dieser Jesus, welcher von euch aufgenommen zum Himmel ist, wird so kommen, wie ihr ihn habt zum Himmel fahren sehen.
Die Bibel sagt also, dass Jesus am Weltende so wiederkommen wird, wie er zum Himmel aufgefahren ist.
Jesus hat ja selbst gesagt: Dann werden alle Menschengeschlechter auf Erden heulen und werden kommen sehen des Menschensohns in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit.
Bei diesem Ereignis wirst du Zeuge sein – Augenzeuge. Die Bibel sagt, es werden ihn alle Augen sehen, auch deine.
Dann musst du der Tatsache ins Auge sehen, vor der du bisher deine Augen vielleicht verschlossen hast: nämlich dass Jesus lebt, dass die Christen nicht gesponnen haben und dass die Bibel kein Märchenbuch ist.
Ganz egal, ob du an dem Tag, wenn Jesus wiederkommt, schon gestorben bist oder noch am Leben bist – bei dem Treffen mit Jesus bist du auf alle Fälle dabei. Denn die Toten werden auferstehen und Jesus sehen, genauso wie die Lebenden.
Dann wirst du zum Beispiel sehen, dass Himmelfahrt rauf und runter für Jesus gar kein Problem ist. Aber dann wirst du ein Problem haben: Wie willst du Jesus begegnen?
Denn Jesus kommt ja wieder auf die Welt als der Richter, um das Reich Gottes aufzurichten. Und dann ist dein Problem: Wie kannst du vor Jesus bestehen? Wie willst du ihm in die Augen sehen, wenn du ihn abgelehnt hast? Wie willst du ihm antworten, wenn er dich fragt, warum du die Einladung in sein Reich nicht angenommen oder nicht weitergegeben hast? Womit willst du dich rausreden, wenn du Christ gewesen bist, aber so wenig für die Mission getan hast?
Du hast heute Morgen die Möglichkeit, deine Verbindung mit Jesus noch einmal ganz festzumachen und ihm zu sagen, dass du ihm gehören und gehorchen willst.
Dann hast du keine Probleme, wenn er wiederkommt. Denn wenn du zu ihm gehörst, bekommst du im Gericht Freispruch und kannst deine Ewigkeit in seinem Reich verbringen.
Und das ist dann deine Himmelfahrt.
Aber wenn du nicht zu Jesus gehörst, dann fährst du ab in die Hölle.
Und jetzt komm mir nicht mit dem Einwand, du könntest dir das alles mit Himmelfahrt, Hölle, Gericht und Wiederkunft nicht vorstellen. Ich kann mir das auch nicht vorstellen.
Aber darum geht es doch überhaupt nicht.
Nirgends in der Bibel steht, dass wir uns das vorstellen sollen. Aber überall in der Bibel steht, dass wir uns darauf einstellen sollen. Wir sollen uns darauf vorbereiten, Jesus als unseren Erlöser anzunehmen.
Das ist der Sinn deines Lebens, das ist der Sinn deines Aufenthaltes hier auf diesem Planeten.
Oder noch einfacher ausgedrückt: Du bist auf der Erde, um in den Himmel zu kommen.
Der Himmel ist der vorbereitete Platz für vorbereitete Leute.
Ich wollte dir heute sagen: Erstens, Jesus hat für dich einen Platz in seinem Reich vorbereitet, und zweitens, bereite du dich darauf vor, zu diesem Platz zu kommen.
Amen.
