Eröffnung und aktuelle Herausforderungen
Wir wollen beten, Herr Jesus, dass du unter uns bist. Das ist ganz groß. Wir bitten, dass du dein Wort so lebendig in unsere Herzen schreibst, dass wir getröstet werden, mutig werden und Freude haben. So können wir aus den Tiefen der Depression kommen und durch dich gestärkt und erquickt werden.
Wir danken dir, dass du lebst, dass du auferstanden bist und dass du der Herr bist – auch in einer heillosen Welt, in der wir leben. Amen.
Ja, ich habe mich riesig auf diese Zeit mit euch gefreut. Es ist sehr erschütternd, in welcher Zeit wir heute leben. Es hat so etwas noch nie gegeben, dass ein Außenminister und jetziger Bundespräsident sagt, die Welt sei aus den Fugen geraten. Aber es kommt ja noch viel Erschreckenderes.
Was Jesus sagt: Die Menschen werden vor Furcht verschmachten und auf die Dinge warten, die da kommen sollen. Ich wundere mich immer wieder über die große Gelassenheit, dass sich niemand aufregt, wie unser Euro kaputtgemacht wird, dass die ganzen Ersparnisse der Leute nichts mehr gelten, dass es jedes Jahr eine Geldentwertung von zwei Prozent gibt und wie die ganzen Maßstäbe unserer Welt nicht mehr gelten.
Umso wichtiger ist es, dass in dieser Zeit Jesus seine Gemeinde sammelt.
Ich habe mich sehr gefreut, dass ihr die Lieder singt. Wir sind ja viel unterwegs, oft mehr als wir zu Hause sind – bei den Freizeiten immer. Dort sagen die Leute alle, dass wir die Lieder noch singen. Die Menschen sind ja alle heimatlos geworden ohne die Lieder.
Der Hauptunterschied ist, dass heute Mystik unter jungen Menschen läuft – eine Mystik, die aber nicht inhaltlich gefüllt ist. Und was für uns der Inhalt des Glaubens ist, das ist jetzt für unsere Freizeit ganz wieder Inhalt.
Ich musste vorher an das Lied von Johanna Meyer denken. Sie gehörte ja zu den ersten zwanzig in der Schweiz, die mit dem Blaukreuz begonnen haben, mit Bovee damals in Genf. Johanna Meyer war sehr sprachbegabt und sagte, wir brauchen Lieder, wenn suchtabhängige Menschen Jesus kennenlernen. Jesus kam, um uns zu erlösen.
Die Bedeutung von Jesus und der Gemeinde heute
Was heute viele wollen, ist für Jesus etwas tun. Dabei haben sie oft nicht begriffen, dass Jesus etwas für uns tut – unabhängig davon, ob wir uns von ihm gebrauchen lassen oder nicht. Das soll in diesen Tagen besonders wichtig sein: Er will dich beschenken und in deinem Leben etwas bewirken.
Die Frage ist nicht, was du für ihn tun kannst, sondern was Jesus durch dich tun kann. Wir selbst können ja gar nicht viel machen, aber er will in unserem Leben viel bewirken – und das ist wunderbar. Man kann es nicht erzwingen, sondern nur zulassen.
Ein Beispiel dafür ist der Durchbruch durch die Befreiung von Sucht. Es waren Lieder von Menschen, die von der Straße kamen und in den Mächten dieser Welt gefangen waren. Sie haben entdeckt, was Befreiung durch Jesus bedeutet, die Erlösungskraft.
Wir wollen jetzt nicht viel über die Missstände reden, die uns immer wieder in der Christenheit beschweren. Doch es hat noch nie eine Zeit gegeben, in der Jesus sein Reich weltweit so gewaltig ausgebreitet hat wie heute.
Je mehr Widerstand und Feindschaft da ist, desto stärker breitet sich das Reich Jesu aus. Man denke nur an den atheistischen Sozialismus in China: Dort wächst das Reich Jesu mächtig. Über hundert Millionen Menschen bekennen sich zu Jesus.
In Kuba sind die Kirchen überfüllt. In islamischen Ländern wie Teheran gibt es jeden Monat Gewalt gegen Christen. Dennoch lassen sich dort Hunderte taufen. Wenn man sie fragt, ob sie wissen, dass der Koran den Tod für Abtrünnige fordert, sagen sie: „Das macht nichts, ich habe Jesus.“
Genau das fehlt in unserer Christenheit so sehr: das einfache Entdecken und Erleben, dass wir Jesus haben. Er hält uns auch in den größten Erschütterungen dieser Welt. Wenn unter unseren Füßen alles wackelt und der Boden weggezogen wird – und das werden wir in diesen Zeiten noch erleben, wenn alles zusammenbricht.
Wer hätte gedacht, dass in unserer Wirtschaft so viel gelogen wird? Denken wir nur an den Abgasskandal beim Diesel – da wären wir fast noch darauf hereingefallen. Oder an die Sprüche wie „Wir schaffen das“ von unserer Kanzlerin. Wenn Fake News verboten werden, müsste man der ganzen Regierung den Mund verbieten.
„Die Rente ist sicher“ – wer glaubt so einen Quatsch? Das ist unsere Welt: Wir werden von vorne bis hinten belogen.
Doch gerade in dieser Zeit ist es wichtig, dass wir uns an das halten, was Bestand hat: dass Jesus Christus König und Herr ist.
Einführung in die Bergpredigt als Leitbild
Jetzt haben wir die Bergpredigt gewählt. Die Bergpredigt ist die Magna Carta der Reden von Jesus. Es ist eigentlich ganz toll, wie alles darin zusammengefasst ist.
Überraschenderweise treffen wir viele Nichtchristen, die von der Bergpredigt begeistert sind. Sicher haben Sie auch schon gehört, dass einige Kollegen gesagt haben, sie halten nicht viel vom Christentum und brauchen Jesus nicht. Aber die Bergpredigt fasziniert alle. Sie vertreten darin eine Ethik, bei der jeder gerne dabei sein möchte.
Joschka Fischer zum Beispiel hat groß getönt: Er ist für die Bergpredigt. Ob dabei der Frieden oder die sozialen Verpflichtungen herausgegriffen werden, in der Auslegung der Bergpredigt geschieht das eigentlich immer so, dass die Leute einzelne Teile herausbrechen – wie in einem Bergwerk ein paar Steine. Man nimmt die Bergpredigt als Zitat, etwa die Feindesliebe, oder einen bestimmten Spruch.
Man muss wissen, dass die liberalen Theologen und Bibelkritiker ganz begeistert von der Bergpredigt sind. Sie sagen, sie begründet ihr Tun. Ich erinnere mich noch an den großen Kirchentag 1968 in Stuttgart, während der Studentenrevolution. Da ging es um die große Sache: „Wir wollen nichts von Jesus, aber die Bergpredigt, die wollen wir machen.“
Im Lauf der Auslegung merkt man, es gibt kaum einen verrückteren Satz als diesen. Jemand sagt: „Ich will in der Tiefe meines Herzens die Gerechtigkeit verwirklichen, von der Jesus sprach.“ Dann kam natürlich die Ansicht von Leuten wie Tolstoi, der sagte, das sei die Grundlage der neuen Weltordnung. Tolstoi war ein Pazifist durch und durch. Für ihn war es völlig unmöglich, dass Menschen das wirklich verwirklichen können.
Daraufhin wurde gesagt, die Bergpredigt sei nur für die Gesinnung da. Man solle so gesinnt sein, wie es in der Bergpredigt steht. Man könne es zwar nie richtig machen, aber die Gesinnung sei wichtig. Dabei wurde oft vergessen, dass die großen Glaubensleute, die Bibelmänner aller Zeiten – angefangen bei den Reformatoren, über die Leute des Pietismus, der Orthodoxie bis in unsere Tage – immer betont haben: Johann Albrecht Bengel und auch Bonhoeffer zum Beispiel. Bonhoeffer war der Letzte, der sagte: Natürlich ist die Bergpredigt die Grundordnung des Christen. Aber entscheidend ist, wer die Bergpredigt lebt und hält. Denn nur durch Jesus kannst du das tun. Ohne Jesus ist es null und nichts.
Das ist ein großer Unsinn, was die liberalen Theologen versuchen, wenn sie in der Bergpredigt unterscheiden wollen. Natürlich, wenn man sie so betrachtet, hat Jesus eine Rede gehalten: „Wir sollten lieb sein.“ Wer will denn nicht lieb sein? Aber ich kann das nur so tun wie Paulus, wenn die Macht der Sünde in meinem Leben besiegt ist und ich gerechtfertigt bin vor Gott.
Darum ist es schön, wie wir es jetzt angeordnet haben: Morgens schauen wir ein paar Stücke der reformatorischen Erkenntnis an und abends gehen wir die Bergpredigt noch einmal durch. So nehmen wir zur Kenntnis, wie wichtig die Bergpredigt ist.
Bonhoeffer macht das in seinem großartigen Buch „Nachfolge“ klar, das zu Ihren Lieblingsbüchern zählen muss. Dort heißt es: Der Glaubende gehorcht, und der Gehorsame glaubt. Es wird deutlich, dass es nur möglich ist, den Jesusglaubenden in totaler Nachfolge zu sein und in die Fußstapfen von Jesus zu treten.
Das ist in unserer Zeit wieder so wichtig für uns.
Die Herausforderung eines lebendigen Glaubens
Wenn wir ein oberflächliches, billiges Christentum haben, das überall vertreten ist, bei dem kaum noch etwas auswendig gelernt wird – wer lernt heute noch Bibelverse auswendig, besonders junge Leute? Man kennt kaum noch den Inhalt des Glaubens. Dabei wurden uns früher sogar Lieder gesungen, die uns wieder das Bibelwort nahebrachten. So konnten wir das Tolle daran entdecken: dass das Wort Gottes eine Kraft hat, eine Kraft, wie sie keine andere Kraft in dieser Welt besitzt. Diese Kraft kann Herzen bekehren.
Kein noch so schöner Gag oder Event kann einen Menschen zum Glauben bringen. Auch nicht irgendein Vorbildchrist, selbst wenn er ein Nobelpreisträger ist, dessen Versammlung viele Menschen anzieht und sie vielleicht sogar in Ohnmacht fallen. Nur weil jemand ein paar christliche Worte sagt, werden Menschen nicht automatisch glauben wollen.
Die Kraft, die dein Leben wirklich verwandelt, ist das Wort Gottes. Das Wort ist kräftig, mächtig und wirkt. Das Schöne daran zeigt sich auch in der Bergpredigt. Wir lesen dort große Abschnitte, die wir in schönen Zügen betrachten wollen. Wenn Sie eine Bibel dabei haben, ist das natürlich gut.
In Matthäus 5 ist die Bergpredigt am schönsten zusammengefasst. Beim Lukas finden sich einige Auszüge der Bergpredigt in Kapitel 6, allerdings etwas anders geordnet. In Matthäus beginnt es so:
Als Jesus das Volk sah, ging er auf einen Berg, setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Jesus öffnete seinen Mund, lehrte sie und sprach:
„Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich. Selig sind die, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden. Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Selig sind die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen. Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und allerlei Übles gegen euch reden, wenn sie dabei lügen. Seid fröhlich und getrost; es wird im Himmel reichlich belohnt werden. Denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch gewesen sind.
Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es taugt zu nichts mehr, als dass man es wegschüttet und die Leute es zertreten.
Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Eimer, sondern auf einen Leuchter, damit es allen im Haus leuchtet.
So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“
Die Realität der Menschen und die Botschaft Jesu
Entscheidend ist, dass viele Menschen kamen. Israel-Touristen denken ja immer an den Berg der Seligpreisungen am See Genezareth oben, wo man sich das Geschehen gut vorstellen kann. Dort standen sie herum, und Jesus warf einen Blick in die Herzen der Menschen.
Jesus kennt die Menschen, weiß, was sie bedrückt und bewegt. Das ist mir immer so erschütternd, wenn man sich ein wenig mit Menschen beschäftigt. Wir sind jetzt immer zweimal eine Woche in Berlin im Dienst. Wenn man dort in der U-Bahn oder S-Bahn sitzt, sieht man, dass die meisten ein Handy in der Hand haben. Man schaut sich um und fragt sich: Was geht in den Herzen dieser Menschen vor?
Bei den meisten sind Frustration, Depression, Aggression und Enttäuschung vom Leben spürbar. Wir kennen ja das Lied: „Ich bin durch die Welt gegangen, sie suchen, was sie nicht finden, Ehre und Liebe und Glück“ – und doch kommen sie belastet mit Sünden und Unzufriedenheit. So hat Jesus die Menschen gesehen: verschmachtet und zerstreut wie Schafe ohne Hirten.
Das Leben hat oft keinen Sinn. Viele verdrängen nur, dass wir sterblich sind. Bei Krankheit wird das deutlich, aber es fehlt eine Zukunft, eine Hoffnung. Das ist heute so trostlos in unserem überreichen Volk.
Meine große Frage ist: Die meisten Flüchtlinge, die unter uns sind, werden maßlos enttäuscht sein. Denn in der sozialen Familie der afrikanischen oder vorderorientalischen Kultur hatten sie viel mehr Geborgenheit als in unserer isolierten, individualistischen Welt. Sie sind maßlos enttäuscht. Ich kenne das ja selbst. Wir haben nie einem Menschen geraten, in Europa Asyl zu suchen – auch nicht im Kommunismus.
Wenn die Leute in dieser kalten Welt kaputtgehen, in dieser Welt, in der sich keiner um andere kümmert, dann hat Jesus einen Blick in ihre Herzen getan. Danach spricht er zu seinen Jüngern – nicht zum Volk. Das ist ganz wichtig, dass man das beachtet. Er sieht die Menschen und spricht zu seinen Jüngern, denn nur sie können verstehen, worum es geht.
Die Jünger können begreifen, dass Jesus von der Wirklichkeit spricht, die mit seinem Kommen angebrochen ist. Für diejenigen, die Jesus kennen, die ihn lieben und ihm nachfolgen, ist das seine Wirklichkeit. Die anderen hören es und stoßen sich an seinen Worten. Sie müssen sich stoßen, denn das, was Jesus sagt, klingt für sie reiner Unsinn.
Wenn er sagt: „Selig sind, die geistlich arm sind.“ Die Armen sind wirklich Leute, die in dieser Welt verloren sind. In dieser Welt kommt man nur weiter, wenn man groß herauskommt, Selbstbewusstsein hat und sich durchsetzt. Wer geistlich arm ist, wird an die Wand gedrückt, über den geht man hinweg, mit dem spielt man. Das hat zum Spott herausgefordert. Ältere Christen wurden oft als schwach angesehen, während die „Starken“ sich hervortun wollten.
Wenn man die Seligpreisungen noch einmal durchgeht, heißt es: „Selig sind, die Leid tragen.“ Sie haben oft erlebt, dass sie bei ihrer Trauer niemanden trösten können, weil die Trauer so schrecklich ist. Wer Leid trägt, dem will man oft gar nicht trösten.
„Selig sind die Sanftmütigen.“ Doch die Sanftmütigen sind oft die Betrogenen, die nicht auf den Tisch hauen und sich nicht durchsetzen können. In dieser Welt sind sie verloren.
„Selig sind, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit.“ Sie bekommen die Gerechtigkeit in dieser Welt gar nicht. Und „die Barmherzigen“ – über die geht man sowieso hinweg.
Das ist ein großer Widerspruch. Uns muss klar werden: Das Wort Gottes hat nichts mit unserem normalen menschlichen Denken zu tun. Was Jesus uns zumutet, steht im großen Gegensatz zu dem, was in der Welt gilt.
In der Welt sagt man: „Geliefert sind die Armen, geliefert sind die Barmherzigen, geliefert sind die Sanftmütigen.“ Sie haben in der Welt nichts zu erwarten. Und die „Reinen Herzens“? In unserer Zeit, in der schmutzige Gedanken durch jeden Kopf gehen, belasten sie das Leben. Und die „Friedfertigen“? Über die geht man hinweg.
Bei euch in Sankt Georgen hat Pfarrer Bösinger eine tolle Predigt über die Seligpreisungen gehalten. Er erzählte von Graf Bernadotte, der als Friedenstifter in Jerusalem vermutlich von jüdischen Aufständischen erschossen wurde. Friedenstifter haben in dieser Welt keine Chance, egal von welcher Seite die Schüsse kommen. Sie sind „die Gelieferten“.
Die, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, erfahren Spott. Marxisten vertrösten auf das Himmelreich. George Orwell erzählte vom schwarzen Raben, der vom Kantisten Zuckerberg berichtet. Der Spott der atheistischen Marxisten ist, dass die christliche Botschaft nichts für unsere Welt sei.
Deshalb ist es so wichtig: Jesus redet zu seinen Jüngern. Er spricht von dem, was sie erleben, denn sie sind alle arm im Geist. Sie haben sich vor Jesus auf den Boden geworfen und gesagt: „Herr, ich bin ein sündiger Mensch.“
Nur wer seine Sünde und Verlorenheit erkennt, kann Jesus nachfolgen. Heute ist es furchtbar, dass diese Grundtatsache der Jesusnachfolge oft vergessen wird. Das werden wir noch einmal bei der Lutherbotschaft entdecken, die uns zeigt, wie Martin Luther ein verlorener und verdammter Mensch war, der von Jesus erlöst wurde.
Diese Erkenntnis: Ich kann vor Gott nichts bieten. Wenn Sie sich bei Bosch oder Daimler bewerben, legen Sie Zeugnisse vor und sagen, was Sie können. Vor Gott zählt das nichts. Und das ist die große Not unserer toten Christenheit: Wir wollen nicht mehr arm sein.
Zinzendorf hat das wunderbar in seinen Berliner Reden aufgegriffen. Wer sagt, Armsein vor dem Heiland sei keine Schande, der hat verstanden, dass wir solange wir leben sagen müssen: „Herr, ich kann ohne dich keinen Schritt gehen.“
Ich gehe oft durch Tiefen, auch vor einer Freizeit. Ich sage: „Herr, wenn du es nicht machst, geht alles schief.“ Das trifft nicht immer die Herzen, aber es muss er tun. Das ist eine kleine Bibelstunde für uns: Wenn der Herr Jesus uns nicht begabt und gebraucht, dann können wir nichts.
Wir meinen oft, wir könnten es selbst tun und hätten es irgendwo gelernt, aber das kann man nicht lernen. Wir sagen: „Herr, ich bin so arm, so leer an deinem Geist, an deinem Heiligen Geist. Ich habe meinen Menschengeist, meinen Schmutzgeist und meine Ichsucht, aber du musst mich durchdringen.“
Jesus spricht denen, die ihr Armsein erkennen, die Gottesherrschaft zu. Das ist das wunderbare Wirken Gottes. Wir müssen hier von Lebensbildern in der Geschichte der Christen reden: ganz arme, schwache Leute, die von Gott gebraucht wurden.
Das waren die Missionare, die hinausgezogen sind. Oft denkt man, Missionare seien erwartet worden. Im Gegenteil: Das Fremde wurde gehasst. Sie zogen in fremde Länder, rechneten aber mit der Gegenwart Gottes.
Wir hatten schon gesagt, man soll mit Gott rechnen wie mit Zahlen. Sie wussten um ihre eigene Sündhaftigkeit und Verlorenheit. Wenn sie im Reich Gottes wirken wollten, kamen sie auf die Knie und sagten: „Herr, ich kann mit mir selbst nichts anfangen.“
Es ist verhängnisvoll, wie es heute oft geht. Wir Evangelikalen meinen, jetzt komme ich. Das geht schief, weil Gott nichts spotten lässt. Es geht nicht durch menschliche Kraft. Das Wollen und Vollbringen liegt bei ihm, bei den geistlich Armen.
Deshalb preist Jesus die Glücklichen, die Traurigen, die im schweren Schmerz stehen. Hier in der Gemeinde gab es den Bruder Strittmatter. Ich fragte ihn, wie er das mit seinem Glauben schafft und ob er nicht an Gott irre wird.
Er antwortete: „Ich weiß nicht, was Sie fragen. Wenn ich so schwer durch den Muskelschwund muss, habe ich doch nur durch Jesus Halt gefunden.“ Das habe ich oft erlebt: Menschen finden durch schwere Erlebnisse zu Jesus.
Wir hatten zwei Männer in der Gemeinde, die ganz weit von Gott entfernt waren. Beide fanden durch den Unfalltod ihrer etwa achtzehnjährigen Tochter zu Jesus. Wer wirklich durch diese Tiefen des Todes geht, steht ganz nah an den Verheißungen Jesu.
Wir scheuen uns oft, das den Leuten zu sagen. Doch wir dürfen bezeugen und erfahren, dass Jesus mit jedem reden will, der in dieser Tiefe ist.
Die Sanftmütigen sind nicht schwach. Wir sind oft energische Persönlichkeiten. Sanftmut war die Eigenschaft von Jesus, dem Herrn und König des Weltalls. Er sagte: „Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.“
Das Wort „Demut“ ist ein christliches Wort. Neulich wunderte ich mich, dass ein großer Politiker sagte, Demut gebe es eigentlich nur im Evangelium, weil Jesus sie vorgelebt hat.
Demut ist das größte Mittel im Dienst. Nirgendwo erreicht man etwas durch Macht oder Anspruch, sondern durch die demütige, stille Art eines Jesuszeugen in seinen Fußstapfen.
Die Sanftmütigen werden das Erdreich besitzen. Ich setze mich durch, und ich rege euch auf – wenn ihr zuhört, ist das gut. Die Sanftmütigen werden das Erdreich besitzen.
Der Herr öffnet Türen. Jeder könnte aus seinem Leben erzählen, wie er das erlebt hat, auch in Spannungen mit Menschen, die versucht haben, ihm Unrecht zu tun. Doch sie haben es dem Herrn hingelegt und gesagt: „Herr, du musst die Sache richten.“
Im Rückblick kann man nur staunen, wie er es gemacht hat. Jesus war kein Widersacher, der drohte. Er erlitt und gab uns ein Beispiel, besonders auf seinem Passionsweg.
Er ist der Größte. Niemand von uns hält die Seligpreisungen perfekt ein. Im Gegenteil, wir denken oft, es sei eine große Steigung, die wir vielleicht im Hinterkopf haben sollten.
Jesus hat sie bis zum Kreuz durchgelebt. Der Vater hat ihm die Macht über die ganze Welt gegeben, ihn erhöht und ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist.
Darum ist der Weg Jesu wunderbar. Wenn ich die Seligpreisungen lese, sind sie für mich wie Giftpfeile, die mir zeigen, wie ich versage. Wenn jemand sagt, er erfüllt sie alle, ist er ein Lügner und Heuchler.
Ich kann nur sagen: „Herr Jesus, durchdringe mich mit deiner Wesensart. Ich bin noch nicht weit in der Nachfolge. Du musst ganz anders von mir Besitz ergreifen und meine Gedanken beherrschen.“
Die Gemeinde Jesu kann nur überleben, wenn sie in dieser Stille, dieser Demut und Sanftmut bleibt.
Rückblick und Ermutigung für die Gemeinde
Der Aufbruch in den letzten dreißig, vierzig Jahren war gewaltig. Für uns ältere Menschen ist es immer wieder schön, zurückzublicken und zu sehen, was wir in dieser Zeit erlebt haben. Liederbücher, Jesu Namen, die Verklinger, die großen Bibelschulen und die Missionswerke – all das ist in dieser Zeit entstanden.
Was war das eigentlich? Ich denke immer noch an die wenigen treuen Beter damals, und dann kam der Aufbruch. Heute hat dieser Aufbruch eine große Verheißung. Wenn wir wieder zu Jesus beten: „Herr, tu es noch einmal, wie du es ganz wunderbar getan hast“, dann geschieht etwas.
Wem gelten die Seligpreisungen? Das sind Verheißungsworte, die zeigen, dass Jesus in deinem Leben etwas bewirken wird. Aber er sucht nicht nach menschlicher Ehre. Das Wort „selig“ ist noch nicht genau untersucht worden. Was bedeutet es eigentlich? Wir können es auch mit „Glück“ übersetzen. Wer sucht nicht das Glück? Wer hat es wirklich? Die Römer nannten es Fortuna, was heute noch beim Glücksspiel eine Rolle spielt. Zum Beispiel bei Fortuna, wenn man 32 Millionen Euro im Jackpot gewinnt.
Doch es ist ganz merkwürdig: Was können Sie eigentlich mehr essen heute Abend, als das, was Sie schon gegessen haben? Mit Geld kann man eigentlich nicht viel anfangen. Auch bei den großen Milliardären dieser Welt sieht man, was man mit äußeren Gütern anfangen kann. Da heißt es: „Trautes Heim ist Glück allein“ – das ist eine Menschenweisheit.
Das Entscheidende ist: Wo wird man glücklich, wo wird man selig? „Selig“ ist eine Steigerung von Glück. In unserer Sprache wird das Wort heute nur noch für Betrunkene verwendet, die an einem Laternenpfahl liegen und im Rausch „selig“ sind. Aber „selig“ ist ein herrliches Wort, das Jesus gebraucht. Es beschreibt einen Zustand völliger Geborgenheit, Freude und Glück.
Wer Jesus nachfolgt, wird selig. Oft wird dieser Mensch von anderen belächelt, weil er nicht viel zu bieten hat und keinen Einfluss besitzt. Doch er lebt im Reich Gottes. Das ist etwas Wunderbares. Gerade hier in Württemberg haben wir solche Vorbilder, auch in unseren eigenen Familien erlebt.
Ob es Frauengestalten oder Männer waren – ich denke an meinen unglaublich engagierten letzten Lehrer in Hülben. Er verschenkte alles, hatte nur noch zerrissene, aber gepflegte Hemden. Doch dort oben war er eine Metropole des Reiches Gottes, im alten Schulhaus in Hülben. Das hat uns Kinder fasziniert. Sogar Graf Zaremba war dort zu Besuch. Was alles im Reich Gottes geschieht, bei einfachen Bauern und Handwerkern, die teilhaben am Reich Gottes.
Meine Urgroßmutter, die erblindet war, kannte durch die Missionsberichte alle Orte der Welt in Sibirien. Sie war im Reich Gottes so zuhause, hatte eine Zukunft und eine Hoffnung.
Das ist auch das, was uns bei den Liederdichtern immer fasziniert hat. Sie hatten keine Schätze dieser Welt erobert, aber lebten in der Nachfolge Jesu. Und das müssen wir wieder sagen: Jesus gibt mehr als die Schätze dieser Welt uns bieten können.
Die Bedeutung des reinen Herzens und der Gerechtigkeit
Auch das mit dem reinen Herzen ist heute für uns wieder ganz wichtig. Wir sind alle vom Schmutz dieser Welt geprägt, man kann sich dem kaum entziehen – sei es durch Werbung oder durch Internetseiten, in die man plötzlich hineingerät. Jesus sagt, dass man nur durch die Reinigung des Herzens weiterkommen kann. Die, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, sind gemeint – nicht diese großen Schreier, die von Weltgerechtigkeit reden.
Aber was soll denn Gerechtigkeit überhaupt sein? Ist das Gerechtigkeit, was der Sozialismus gemacht hat? Gibt es überhaupt Gerechtigkeit? Was bedeutet Gerechtigkeit? Wenn alle das Gleiche haben, ist das gerecht? Was ist heute christlicher Friede? Was ist Gerechtigkeit, wenn man sie im Genderwahn sucht? Wo ist Gerechtigkeit?
Die entscheidende Frage der Reformation war: Wo werde ich vor Gott gerecht? Und das werde ich nur dort, wo Jesus durch sein Blut meine Sünden auslöscht. Dort bin ich gerecht und geheiligt. Es ist ein Wunder, dass er mich reinigt und heiligt. Anders kann ich es nicht erreichen. Aus eigener Kraft geht das nicht. Joanna Mayer hat das in einem Lied so schön ausgedrückt: Man kann es nicht selbst erzwingen. Er schenkt dieses Wunder des reinen Herzens.
Was man dabei erlebt, ist beeindruckend. Menschen, die sich in der Bekehrung ausstrecken und plötzlich eine schreckliche Gebundenheit vergessen können. In der Seelsorge habe ich Menschen erlebt, die ganz schreckliche Dinge durchgemacht haben – auch im Krieg oder in der Fremdenlegion, die unschuldige Zivilisten getötet haben. Sie sagen: „Ich kann nachts nicht mehr schlafen.“ Und Jesus macht ihr Herz rein. Das ist etwas ganz Großes! Der größte Schmutz dieser Welt wird versenkt.
Aber das geschieht nur dort, wo Jesus an dir handelt. Er ist es, der das Verwirklichen des Seligwerdens garantiert. Durch ihn wird das gesprochen, und die nach Gerechtigkeit dürsten, werden erfüllt. Dabei geht es natürlich zunächst um meine eigene Gerechtigkeit, denn wir sind alle ungerechte Menschen. Fragt eure Kinder, sie sagen euch, was sie alles Böses erlebt haben, wenn sie den Mut haben, es ihren Eltern ins Gesicht zu sagen.
Darum ist es so wichtig, dass wir zu Jesus beten: „Gib mir die Gerechtigkeit.“ Ich kann sie in meinem Leben auf keine andere Weise bekommen. Wenn man sie in unserer Welt sucht, bleibt es immer ein Hirngespinst. Von dort her kann man auch Gerechtigkeit an andere Menschen weitergeben, die nach Gerechtigkeit hungern. Und das sind jene, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden.
Verfolgung und Trost in der Nachfolge
Das bewegt uns in diesen Tagen sehr: Die Christenverfolgung ist erneut in einer grausamen, massiven Weise ausgebrochen. Boko Haram verursacht die schlimmste Vernichtungswelle, doch unsere Medien verschweigen das weitgehend.
Wie bei dem Attentäter in Hamburg gestern Abend – natürlich war er psychisch labil. Dabei wird vergessen, dass dies heute eine Methode ist, mit der wir alle konfrontiert werden. Als Bundeskriminalamt sollten Sie lesen, was erwartet wird bei radikalen Islamisten. Deshalb müssen Sie wissen, was dort auf uns zukommt.
Diese Menschen leben in Nordnigeria, in diesem riesigen Gebiet. Vor kurzem wurden wieder 50 Menschen getötet, vorgestern eine Gruppe von Geologen, darunter 18 Militärs, die erschossen wurden. In diesem Kriegsgebiet gibt es mehr Tote als durch Isis in den vergangenen Jahren. Frauen und Kinder werden unschuldig ermordet – und das vor unseren Augen. Doch wir nehmen es kaum zur Kenntnis, es geht an uns vorbei.
Jesus spricht davon, dass sie das Himmelreich haben, wenn sie nur an ihn glauben. Ich habe Ihnen das letzte Mal, glaube ich, von den Geiseln in Libyen erzählt, von den 21 ägyptischen Arbeitern, Familienvätern. In der Presse war zu sehen, wie einem von ihnen der Kopf abgeschnitten wurde und sie "Allahu akbar" rufen sollten. Stattdessen riefen sie "Jesus, mein Heiland", wie man auf dem Video hören kann.
Jetzt wieder: Diese 50 Menschen in Bussen in Ägypten, auch darüber wurde ausführlich berichtet, bis hin zu den Kindern. Sie mussten "Allahu akbar" rufen, doch sie riefen "Jesus, mein Heiland". Alle starben. Die Kirche der Ägypter schreibt: "Unsere Religion ist die Liebe. Die Welt ist nun Zeuge davon, wie die Gemeinde Jesu und sein Kreuz in Ägypten leuchten." Der Bischof sagte: "Unsere koptische Kirche in Ägypten wurde zur Kirche der Märtyrer und ist unter diesem Namen in der ganzen Welt bekannt." Wir singen sogar: "Wie schön ist die Mutter der Märtyrer" – gemeint ist die Kirche.
Die Christen erleben eine Geborgenheit, die wir kaum vermitteln können. Wir könnten keinen dieser Menschen trösten, denen heute solches widerfährt, und unsere Politik kann diesen armen, bedrängten Menschen nichts tun. Sie haben niemandem etwas getan, niemanden beleidigt wegen seiner Religionszugehörigkeit. Um der Gerechtigkeit willen werden sie verfolgt. Ihnen gilt der große Trost, dass das Himmelreich da ist.
Das Merkwürdige ist, dass gerade dort, wo der Name Jesu verfolgt wird, die Gemeinden am stärksten wachsen – bis nach Nordkorea. Es ist wunderbar, dass Jesus dort besonders durch das schlichte Zeugnis dieser Märtyrer wirkt und ihnen einen ganz besonderen Trost gibt.
Ein Pastor schloss sein Wort in dem neuesten Bericht der Hilfsaktion Märtyrke, den ich heute Morgen aus dem Briefkasten nahm: Trotz all des Schmerzes und der Schwierigkeiten sieht man in den Gesichtern der Familienangehörigen, die einen lieben Menschen verloren haben, das Leben echter Jesusnachfolger. Sie sind eine standhafte Gemeinde, die das Reich Gottes verkündet.
Das ist ein Zuspruch, den man rational kaum verstehen kann. Christus verspricht das ganz besonders denen, die leiden. Das können wir nicht einfach nachvollziehen, aber wir wissen, dass es ein Geheimnis ist, das Jesus schenkt – auch in unserem Leben, wenn man allerhand Übles gegen uns redet und damit lügt.
Meine Frau hat immer so schön gesagt, wenn ich nach Hause kam und von bösen Sprüchen hörte, die über mich erzählt wurden, zum Beispiel in Pfarrerskreisen: "Das ist doch alles erlogen." Sie sagte immer: "Wer ist der Liebe, wenn es wahr wäre?" Es ist jedoch sehr schwer, stillzuhalten und sich nicht zu rechtfertigen, sondern alles auf sich sitzen zu lassen.
Das ist ja das Schlimmste: Wenn man sagt, die hätten das noch provoziert. Übrigens war das auch im Dritten Reich das Furchtbarste. Wenn jemand in Haft kam – es waren viele Christen – war die schwerste Sache, dass man ihm vorwarf, unvorsichtig gesprochen zu haben, weil man meinte, es ginge nur um die Form. Und wir lassen so gern die Brüder im Stich.
Auf YouTube gibt es ein schönes achtminütiges Stück von Olaf Latzel, der erzählt, wie er auf dem größten Tiefpunkt war, als 30 Pfarrer in Bremen gegen ihn demonstrierten wegen seiner Predigt. Die ganzen Zeitungen und das norddeutsche Fernsehen verhöhnten ihn. Er ging nicht mehr ans Telefon. Dann erzählt er, wie ein Anruf kam – meine Frau und ich kannten ihn nur, weil wir ein paarmal bei ihm gepredigt hatten.
Er sagte, was ihm das bedeutete, als er den Hörer abnahm: "Du musst jetzt stehen! Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, der Herr Jesus macht das für dich." Heute hat keiner mit seiner Botschaft so viele Zugriffe bei YouTube wie Olaf Latzel. Das ist wunderbar, was das bedeutet, was der Herr Jesus macht.
Das kann man nicht zur Methode machen, denn unsere Nerven halten nicht durch, wenn man so etwas einmal erlebt. Ich habe einmal bei Konrad Eisler nur für eine Stunde das Telefon gehütet. Er war drei Tage lang von schrecklichen Anwürfen und Beleidigungen am Telefon überzogen worden.
Ich sagte: "Lass mich mal reden, ich versuche, mit den Leuten zu sprechen, was sie überhaupt wissen." Alles war nicht wahr. Doch die Leute brüllten: "Ihr gehört alle aufgehängt!" Was konnte man da sagen? Nur: "Herr Jesus, mach deine Verheißung an mir wahr."
Ich weiß auch, dass diejenigen, die durch Verleumdung und Bosheit hindurchmüssen, den Trost haben, den der Herr Jesus versprochen hat: "Seid fröhlich und getrost." Im Lukasevangelium steht, dass er sogar hüpft vor Freude.
Auf dem Höhepunkt damals des Klump-Rücktritts und der großen Schmähung der Pietisten – viele Ältere haben das noch miterlebt – wurde in allen Zeitungen schlecht über die Pietisten berichtet. Ein halbes Jahr lang in unserer Landeskirche. Da kam Hans Brandenburg vor den Hospitalhofen. Einige Menschen standen zusammen, da hörte man plötzlich ein Hüpfen und jemand sagte: "Regt euch doch nicht auf, dass so über die Frommen im Land geredet wird. Es ist alles unwahr gewesen."
Doch sie konnten die wirklichen Ursachen nicht mehr zurechtrücken. Das muss man wissen: Der Herr Jesus hat gesagt, freut euch und seid getrost, denn im Himmel wird reichlich belohnt werden.
Die Schmach, die über fromme, gottesfürchtige Menschen in unserer Welt ausgegossen wird, ist oft riesengroß. Die Verhöhnung, die sie durchmachen müssen, ist groß.
Heute Morgen habe ich mit einem Mann im Bayerischen telefoniert. Sie schicken Berichte und sagen, sie halten es kaum mehr aus, wie sie geschmäht werden, nur weil sie beim Wort Gottes bleiben.
Wir müssen sagen: Blick auf Jesus und leg deine Sorgen bei ihm ab. Es ist ein großer Trost, dass das Gottesreich erfahrbar ist. Das Gottesreich ist nicht ein Reich dieser Welt, sondern es ist in dieser Welt machtvoll und groß und breitet sich aus.
Wir erleben es in Ländern der Verfolgung, wir erleben es in der Sowjetunion heute, wir erleben es in Kuba und in vielen Ländern der Welt, wie Jesus mit seiner Macht mächtig wirkt, wo Menschen ihn bekennen.
Hoffnung und Zuversicht trotz Widerständen
Immer so gewesen, sagt Jesus, und bei den Propheten war es nicht anders. Seid fröhlich und getrost! Das ist keine bloße Vertröstung, sondern die Erkenntnis, dass es in dieser Welt keine endgültige Lösung gibt. Für diese Welt gibt es keine Hoffnung.
Ich wundere mich immer wieder, dass manche Leute glauben, man könnte diese Welt reparieren und in ein Paradies verwandeln. Ich will diese Welt verändern. Aber was will ich denn wirklich verändern? Ich kann Menschenherzen verändern – und das auch nur in der Kraft Gottes durch das Wort Gottes. Doch ich kann hier nicht die Herrschaft des Teufels lahmlegen.
Das ist ein Anspruch, den Christen heute oft haben: „Mit meiner Liebe verändere ich das.“ Doch sie merken doch, wie wenig sie erreichen können, wenn sie Menschen gegenüberstehen, die im Hass gegen das Evangelium und gegen Jesus sind.
Seid fröhlich und getrost! Das war die Kraft der Gemeinde in der Hugenottenverfolgung, ebenso in der schlesischen Verfolgung durch die Habsburger. Es war die Kraft der Gemeinde in all den großen Verfolgungen, in der Gegenreformation und auch in der Reformation.
Wenn wir so etwas morgen noch einmal erleben, dann war es doch nichts anderes: Für uns streitet der rechte Mann, den Gott selbst erwählt hat. Und wenn die Welt voll Teufel wäre – ich stehe und vertraue auf die Zusagen meines Herrn.
Jetzt verstehen Sie auf einmal, warum die Bergpredigt für uns so wichtig ist. Sie ist von Jesus wirklich die Magna Carta für Christen. Du kannst in dieser Welt nur bestehen, wenn du in die Fußstapfen von Jesus trittst. Er hat sie buchstäblich erfüllt, aber er will, dass wir das auch in unserem Leben ganz konkret tun. In der Nachfolge gibt es keinen anderen Weg.
Es ist der einzige Weg, der zum Ziel führt, wie es in 1. Petrus 2 beschrieben ist, dieser ganz wichtige Abschnitt. Dort heißt es, dass Jesus uns Fußstapfen hinterlassen hat, in die wir treten sollen. Ich kann durch diese Welt nur gehen, wenn ich in die Fußstapfen Jesu trete.
Jeder, der es billiger haben will, geht zugrunde. Für Christen ist es keine Frage, ob sie mit Macht, Geld oder politischer Unterstützung meinen, etwas gewinnen zu können. Das wird ihnen immer zum Verhängnis. Sie können nur im Gehorsam gegenüber Jesus leben.
Die Bedeutung von Salz und Licht für Christen
Und jetzt noch die Verse, die ganz wichtig sind: Ihr seid das Salz der Erde. Das ist ja ganz notwendig.
Jetzt werden Sie sich an viele Predigten erinnern, in denen das immer wieder gesagt wird: Wir Christen sind das Salz der Welt. Das ist aber gar nicht wahr. Wir sind nicht das Salz der Welt, wir sind das Gespött der Welt. Die Welt sieht uns als Heuchler, und wir imponieren ihr auch gar nicht.
Auch nicht durch unsere frommen Taten und was wir machen. Glauben Sie das nicht, das ist Selbsteinbildung. Da wird dann immer wieder gesagt: Das Salz gehört in die Suppe, und wir müssen in die Welt hinein. Wissen Sie, dass das das Leitmotiv der deutschen Christen in der Nazizeit war? Das Salz muss in die Suppe, und dann sind sie in die Partei eingetreten. Die Partei hat ihnen das Fell über die Ohren gezogen, und die Nazi-Ideologie hat die Kirche beherrscht.
Das ist eine ganz gefährliche Sache. Wir müssen nicht einfach in die Welt hinein, sondern was ist das? Wir sind nicht die Lichter der Welt. Das ist ganz schwierig.
Zunächst einmal zum Salz: Was meint denn Jesus? Da gibt es natürlich auch Bibelkritiker, die sagen, das ist doch unsinnig. Das Salz kann doch nicht dumm werden. Was soll das sein, wenn das Salz nicht mehr salzt?
Ich habe es unserem Israelführer ganz kurz erklärt: Wie wurde das Salz früher gekauft? Es kam vom Toten Meer, es waren große Brocken Salz. Wenn Sie einmal im Toten Meer sind, machen Sie selbst die Probe ganz einfach: Das Oberflächensalz, auf das der Regen gefallen ist, verliert seine Salzkraft, weil ein Stoff ausgewaschen wird. Das Oberflächensalz ist nicht richtig Salz.
Wenn der Vater seinen Sohn auf den Markt schickte in Kapernaum und sagte: „Hol Salz, aber lass kein taubes Salz aufdrehen“, meinte er von den großen Salzbrocken, dass es ein richtig würziges Salz sein muss, das unten drunter liegt. Das richtige Salz ist das, mit dem sie ihre Fische, ihre Petrusfische, im Toten Meer gesalzen haben.
Deshalb hat Jesus ein ganz aktuelles Beispiel genommen: Es gibt Salz, das nicht wirklich würzt. Was ist das? Wie können Christen wirken? Ihr könnt in dieser Welt nicht wirken. Das war das meiste, was sie sagen. Ich möchte das gar nicht mit Worten tun, ich möchte es durch mein Wesen tun, in meiner Schulklasse.
Glaubt doch nicht, dass irgendjemand durch dich, nur weil du den Mund hältst und liebevoll dasitzt, beeindruckt wäre. Das ist doch noch nie passiert, ob sie im Geschäft sind oder wo sie sind. Das Salz der Welt ist das Jesus-Evangelium. Und wo du das Jesus-Evangelium bekennst, wirst du erleben, wie das salzt.
Denken Sie nur daran, wie Johannes der Täufer dem Herodes Antipas gesagt hat: „Es ist nicht recht, dass du die Frau deines Bruders hast.“ Das ist von uns Christen auch mal nötig, dass wir einem anderen sagen müssen, dass er nicht recht tut, was er tut.
Darum ist das die Würze, dass wir das Evangelium bekennen. Und das sind wir nicht von unserer Natur her, von unserem Wesen her, sondern gerade weil das Jesus-Evangelium diese Salzkraft hat.
Und das ist noch toller beim Licht: Wir sind doch nicht die Lichter der Welt, das heißt nicht die Tranfunzeln der Christenheit. Guckt doch mal die Christenheit an, die Tranfunzeln der Welt – so nicht arg erregend, was wir heute erleben.
Sondern Jesus ist das Licht der Welt. Hat er doch immer gesagt: „Ich bin das Licht der Welt.“ Darum hat es eine ganz große Bedeutung, dass wir im Namen von Jesus dieses Licht weitergeben dürfen.
Das war natürlich da, wo Jesus sprach. Jetzt müssen Sie noch mal die Topographie von Israel vor Augen haben: Sie stehen auf dem Berg der Seligpreisung, da oben ist Safed, die Stadt der Kabbalisten. Abends sieht man es schön, wenn es dunkel wird, da oben leuchtet das Licht.
Und Jesus sagt: „Guck da oben, Safed strahlt hinaus ins Land ab.“ Was ist das, was Christen ausstrahlen? Das, was Christen in die Welt hinausstrahlen, ist das herrliche Zeugnis der Erneuerung, die in ihrem Leben durch Jesus geschehen ist. Wir haben eine Veränderung erlebt.
Glauben Sie doch nicht, dass man das spektakulär sagen kann, sondern Sie können es ihm wieder bezeugen: „Ich war in großer Not, Jesus hat mich freigemacht, er hat mich erlöst, er hat mich befreit, dadurch werde ich zum Licht.“
Und wenn Sie das noch lesen wollen, schauen Sie mal, wie Paulus das aufnimmt: Epheser 4,18 wird völlig klar.
Epheser 4,18: Der alte und der neue Mensch. So sage ich nun und bezeuge euch in dem Herrn, dass ihr nicht mehr leben dürft wie die Heiden, in Nichtigkeit ihres Sinns. Ihr Verstand ist verfinstert, sie sind entfremdet dem Leben, das aus Gott ist, durch die Unwissenheit, die in ihnen ist, durch die Verstockung ihres Herzens. Darum kommt die Finsternis her.
Und Kapitel 5, Vers 8: „Ihr wart früher Finsternis, sondern jetzt seid ihr Licht in dem Herrn. Lebt als Kinder des Lichts“, das heißt lebt als Jesuszeugen in dieser Welt.
Natürlich heißt das auch, dass wir keine Freude an irgendwelchen dunklen Dingen haben. Das ist doch klar. Das würde dem Zeugnis widersprechen. Wir können ja nicht Werke der Finsternis tun und dann Jesus zeugen sein.
Aber das Größte ist, dass wir Menschen etwas sagen von der Hoffnung und dem Heil, die es in dieser Welt gibt.
Das andere Wort ist Johannes 8,12: „Ich bin das Licht der Welt.“ Oder wenn Sie denken an Psalm 27,1: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten?“
Das ist ganz, ganz groß und es hat auch Bedeutung in Stunden, wenn wir den nächsten großen Terrorangriff erleben und in unserer Nachbarschaft die Leute alle verzweifeln. Und dann fangen sie so an zu sagen: „Ich habe keine Angst.“
Wie schön ist das! Ich hatte eine missglückte Operation und eine zweite Operation. Es waren auch Stunden, in denen man durch viele Tiefen ging, und der Anästhesist fragte dann: „Haben Sie Angst?“ bevor er die Spritze setzte.
Und ich sagte: „Ich bin doch in Jesus geborgen.“ Jetzt hat der Kerl doch – das war seine Operationsschwester – die Frechheit gehabt, so etwas zu sagen. Er kam aus dem Zivildienst in Esslingen als junger Mann, aber hat nicht begriffen, dass ich in den Stunden meines Lebens, in denen ich Angst haben könnte, entscheidend weiß, ob Jesus mein Licht ist und mein Heil, und dass ich mich deshalb nicht mehr fürchten brauche.
Und das ist so wichtig, dass das das Licht ist, das wir in die Welt hineinleuchten lassen. Das ist der Einfluss, den wir in der Welt geben sollen.
Wir Christen haben durch unsere Erscheinung, auch nicht durch unsere Vereine, keine Chance, dieses Licht zu sein. Und Sie, wenn Sie mitten in der Welt stehen, wissen doch, wie die Leute über Kirche und Pfarrer und alles reden. Was sollen wir uns da einbilden?
Das Beste, was wir als Christen haben, ist, dass wir von Jesus, dem Gottessohn, und seiner Liebe und seiner Erlösungskraft reden können.
Dann denken Sie an die schönen Lieder, die mir einfach ans Herz gewachsen sind: „Erneuere mich, o ewiges Licht, herrlich, mach mich doch rein, Herr, du musst mich erst durchdringen, damit ich das Licht leuchten lassen kann.“
Und die guten Werke, die die Leute dann sehen, das sind die Jesus-Taten, die er durch mich hindurch wirken lässt.
Das ist dann ganz wunderbar, wenn die Leute später sagen: „Das ist so herrlich, was wir da empfangen haben und was wir bekommen haben.“ Das ist so groß, das hat eine ganz große Bedeutung – gerade auch in den finstersten Stunden des Lebens, in den Katastrophen, in den Kriegen, in den Nöten dieser Welt.
So kann man erfahren und entdecken, wie man das haben kann und dann wissen kann.
Abschluss und Gebet
Das war unser Anfang heute: Wir haben eine Einführung in die Bergpredigt erhalten. Dabei wurde deutlich, dass Jesus der Erfüller der Bergpredigt ist und diese auch in unserem Leben erfüllen möchte.
Anders können wir nicht Christen sein als mit der Bergpredigt. Aber nicht in eigener Kraft, sondern durch die wunderbare Gnade und durch den Glauben. So will er unser Leben erneuern und uns zu Lichtpunkten machen.
Das ist dann ganz wunderbar. Wie Sie auch sagen können: Da waren Menschen, die sündhaft und fehlerhaft waren, aber sie sind mir zum Licht geworden. Ich bin so froh, dass ich ihnen begegnet bin. Sie haben mich zu Jesus geführt und mir den Weg gezeigt. Sie waren Salz in dieser Welt.
Das ist ganz wichtig, gerade um dem schrecklichen Missverständnis zu entgehen, dass wir mit unserer Art so schrecklich attraktiv für die Welt wären.
Jetzt ist es schön: Wir würden doch noch eine Gebetsgemeinschaft machen. Singt ihr noch ein Lied vorher oder seid ihr alle schon matt von der Anreise? Johannes, wie hast du das erlebt? Beten wir gleich? Wunderbar!
Es ist schön, wenn viele beten und auch konkret beten, auch in der Fürbitte, für die ganze Lage der Christenheit, in der wir leben.
Herr, verzeih uns unseren Unglauben, dass wir nicht rechnen, was du Großes in unserem Leben vollbringen willst. Wir dürften nach Gerechtigkeit streben, wir wollten ganz anders sein. Du kannst unser Herz verwandeln, sodass wir gerechtfertigte Menschen werden, durch deine Kraft erneuerte und veränderte Menschen.
Herr, du kannst auch so viel wirken. Wir staunen, wie du die ganzen Reiche der Welt, die gegen dich gekämpft haben – vom Römischen Reich her und über das Mittelalter – überwunden hast. Du hast die Macht Satans im Leben so vieler Menschen gebrochen.
Wir wollen auch in unseren Tagen mit dem Anbrechen deines Reiches rechnen, auch bei vielen Menschen, für die wir beten und eintreten. Auch in unseren Kirchengemeinden, dass neue Aufbrüche geschehen, dass dein Wort wieder so gelesen wird, wie es dasteht, und als die Kraft entdeckt wird.
Dass Menschen dir glauben und dir vertrauen. Gib du eine Erneuerung, eine Reformation, eine Umkehr und fang in unserem Leben an.
Wir bitten dich jetzt auch für die Nachtruhe, für unsere Kinder. Aber auch denken wir an die Kranken, die nicht unter uns sein können.
Wir bitten dich auch für unser Land und die vielen Menschen, die kein Ziel und keinen Frieden in ihrem Leben haben – den allein du geben kannst. Du, als der große Hirte der Menschen, willst dich ihnen offenbaren als Retter und Heiland. Amen.