Einführung in den Thessalonicherbrief und die Herausforderung des Lesens
Der erste Brief des Paulus an die Thessalonicher – es ist gut, wenn Sie Ihre Bibel dabei haben. Beim Lesen solcher Texte geht vieles oft einfach über die Köpfe hinweg. Ich merke das selbst, wenn ich irgendwo im Gottesdienst bin. Oft kann man bei einem Brieftext nicht richtig fassen, was gemeint ist.
Manchmal versuche ich schon während des Gottesdienstes, nur einen Vers herauszugreifen oder etwas besonders zu unterstreichen. Trotzdem ist es immer schade, wenn man nicht alles ausführlich ausleuchten kann.
Zuerst zum Briefkopf, also zum Anfang dieses Briefes: Paulus, Silvanus und Timotheus schreiben an die Gemeinde in Thessalonich. Sie grüßen in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus: „Gnade sei mit euch und Friede.“
Weiter heißt es: „Wir danken Gott allezeit für euch alle und gedenken euer in unserem Gebet. Wir denken ohne Unterlass vor Gott, unserem Vater, an euer Werk im Glauben, an eure Arbeit in der Liebe und an eure Geduld in der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus.“
Die Gemeinde in Thessalonich als Vorbild und die Bedeutung der Gemeinschaft
Liebe Brüder, von Gott geliebt, wir wissen, dass ihr erwählt seid. Unsere Predigt des Evangeliums kam zu euch nicht nur im Wort, sondern auch in der Kraft, im Heiligen Geist und in großer Gewissheit.
Ihr wisst ja, wie wir uns unter euch verhalten haben, um euretwillen. Ihr seid unserem Beispiel gefolgt und dem des Herrn. Ihr habt das Wort aufgenommen, trotz großer Bedrängnis, mit Freuden im Heiligen Geist. So seid ihr ein Vorbild geworden für alle Gläubigen in Mazedonien und Achaia.
Denn von euch aus ist das Wort des Herrn erschollen. Nicht allein in Mazedonien und Achaia, sondern an allen Orten ist euer Glaube an Gott bekannt geworden. Deshalb brauchen wir nicht mehr viel darüber zu sagen.
Denn sie selbst berichten von uns, welchen Eingang wir bei euch gefunden haben und wie ihr euch bekehrt habt. Ihr habt euch von den Abgöttern abgewandt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen. Ihr wartet auf seinen Sohn vom Himmel, den er auferweckt hat von den Toten, Jesus, der uns von dem zukünftigen Zorn errettet.
Die Suche nach der „richtigen“ Gemeinde und die Realität der Gemeindeleben
In den letzten Jahren ist es interessant zu beobachten, dass unter bibeltreuen Christen eine Diskussion immer heftiger geworden ist: Wie sieht die richtige Gemeinde aus?
Da ist der Wunsch entstanden: Wenn ich schon Gott diene, dann möchte ich auch in einer richtigen Gemeinde sein. Also eine Gemeinde, in der ich nicht länger Missstände mittragen muss – sei es Bibelkritik, Unglauben, Gleichgültigkeit oder auch die Leugnung großer biblischer Wahrheiten. Dieses Thema bewegt viele junge Menschen sehr stark.
Sie haben auch schon bemerkt, dass sich junge Menschen dann absetzen und sagen: Wir gründen eine andere Gemeinde. Heute gibt es viele dieser freien Gemeinden. Theoretisch ist dagegen nichts einzuwenden, wenn man einmal den Konkurrenzneid außen vorlässt. Doch man täuscht sich, wenn man glaubt, es sei immer so einfach.
Mir erzählte neulich ein Leiter vom württembergischen Brüderbund, dass er in einer solchen charismatischen und freien Gemeinde gewesen sei – die eigentlich gar nicht charismatisch gewesen sei. Dort sei man zusammengekommen und habe gefragt: Wer fängt an? Was machen wir heute? Welches Lied? Keiner hatte sich vorbereitet. Wer hält die Predigt? Ich oder du? Solche Situationen können sehr schnell ermüden.
Ich persönlich lehne daher starre Ordnungen ab, aber man muss aufpassen, dass man nicht ständig im Wechselspiel hin und her pendelt. Deshalb meine ich, dass sich nach einiger Zeit vieles wieder einpendelt. Es gibt Gemeinden, die vor zwanzig Jahren entstanden sind. Ich denke zum Beispiel an die Ortsgemeinde in Blieningen, die damals gesagt hat: Wir sind die richtige Gemeinde von Stuttgart. Diese Gemeinde ist heute tief gespalten und weit zerfallen, es ist nur noch ein kleiner Kern übriggeblieben.
Man muss die Entwicklung von Gemeinden immer über längere Zeit betrachten, besonders was die Organisation angeht.
Sie wissen, dass ich auch gar kein Hehl daraus mache, manches, was menschlich in unserer Kirche ist, offen anzusprechen. Aber wir dürfen nicht vergessen: Wir selbst sind ja auch Menschen mit Fehlern. Deshalb muss die Kritik zuerst bei uns selbst ansetzen. Die Reform muss bei uns beginnen.
Die Ursprünge der Gemeinde und die Bedeutung der Gemeinschaft
Aber jetzt interessiert uns, wie es denn in der ersten Christenheit war. Dort gab es überhaupt keine feste Gemeindeform. Es wurde auch kein Modell entwickelt, sondern es war einfach so: Gläubige Menschen fanden sich zusammen. Diese gläubigen Menschen bildeten eine Gemeinschaft.
Darum geht es. Und wir freuen uns sehr, dass das auch in der traditionellen Form unserer Volkskirche möglich ist. Ich möchte jedem Mut machen, in dieser bestehenden Organisation genau das Neutestamentliche zu verwirklichen – nämlich eine Schar, eine Gruppe, eine Gemeinschaft von Gläubigen, die miteinander verbunden ist.
Paulus selbst hat das Team sehr hoch geschätzt. Sie sehen es oben im ersten Vers: Paulus, Silvanus und Timotheus. Es gibt kein Christentum ohne Gemeinschaft. Wenn ich Sie immer wieder bitte, im Gottesdienst zu grüßen, dann ist das kein bloßer Tick. Ohne Gemeinschaft geht es nicht.
Es ist schlimm, wie viele Menschen völlig vereinzelt sind. Erst in der vergangenen Woche habe ich die Grafikerin Heide Schnaff von Karusfeld bewusst wahrgenommen. Sie war früher im Henssler Verlag und oft in unserem Gottesdienst. Ich habe nie einen Satz mit ihr gesprochen. Ich kenne viele Leute oft vom Gottesdienst, aber überhaupt nicht persönlich.
Da prägt sich niemals das Gesicht ein, und man muss immer suchen: Wo ist meine Gemeinschaft? Irgendwo, wo ich sagen kann: Ich bin in einer Gruppe, ich schließe mich an, ich rede mit anderen. Denn Gott beschenkt uns durch die Gemeinschaft.
Sie werden das merken, wenn ein anderer mit Ihnen betet, wenn Sie mit einem anderen beten oder wenn Sie einem anderen helfen. Wir sind eben ein lebendiger Organismus, der ineinandergreift. Das ist so wichtig. Keiner kann das allein.
Dann merkt man erst, was Gemeinde bedeutet. Und wenn es nur so ein Bibelstündchen ist, wie ich es heute Mittag mit unserer älteren Generation gemacht habe – wir waren neun Leute, ein Mann und acht Frauen – das war herrlich. Ich habe mich richtig gefreut an diesen Menschen.
Wenn man da miteinander über seinen Glauben reden kann, ist das so herrlich. Man erfährt Stärkung und Mutigung. Eine Frau sagte: „Ach, ich freue mich schon wieder aufs nächste Mal.“ Das ist doch so schön, wenn Gemeinschaft etwas bedeutet. Da wird man erwartet, da hat man jemanden.
Und da möchte ich Sie ermutigen. Gemeinschaft können wir nicht aufzwingen, aber Sie dürfen sich nicht länger entziehen. Sagen Sie: Ich schließe mich jetzt hier an, gehe dorthin, nehme die Einladung an oder fahre auf eine Freizeit. Ich bin dabei, kümmere mich und schaue, wo jemand mich braucht. Dann bringe ich meine Gaben ein.
Noch einmal: Gemeinschaft ist im biblischen Sinn gerade in unserer Volkskirche möglich. Ich bin so froh über die Freiheit, die wir haben, das wirklich im biblischen Sinn so zu gestalten.
Darum ist es für mich nie eine Frage, dass ich aus vollem Herzen – trotz mancher kritischer Worte – dieser Volkskirche diene und dort treu bin.
Die Bedeutung der Bekehrung als Grundlage der Gemeinde
Paulus rühmt in der Gemeinde von Thessalonich vor allem einen wichtigen Punkt. In Vers 9 sagt er, dass sie eine Bekehrung erlebt haben. Viele Menschen sind darüber verunsichert und sagen, sie hätten so etwas eigentlich noch nie erlebt. Man muss das aber nicht unbedingt so verstehen, wie manche es meinen. Nirgendwo in der Bibel steht, dass man Bekehrung nach einem bestimmten Muster erleben muss, wie es manche Christen verstehen. Gott hat ganz verschiedene Arten, Menschen zu berühren.
Das Entscheidende bei der Bekehrung ist nicht der genaue Zeitpunkt, den man benennen kann. Viel wichtiger ist die Wende, die dabei geschieht. Bekehrung bedeutet, eine Kehre zu machen. Und das ist der entscheidende Punkt: eine Kehre machen. Dabei gibt es ganz verschiedene Wege. Manche sagen, bei ihnen war es ein längerer Prozess. Am Ende dieser Kehre muss man jedoch sagen können: Früher lief ich in eine Richtung, heute gehe ich in eine andere.
Am Ende muss man eine neue Richtung eingeschlagen haben. Wer das nicht hat, dem fehlt etwas Wesentliches. Dieses Wort ist nicht von irgendwelchen frommen Spinnern erfunden worden, sondern war das wichtigste Wort in der Predigt Jesu. Das Wort, das hier mit „Bekehrung“ übersetzt wird, ist im Griechischen, Hebräischen oder Aramäischen dasselbe Wort, das Jesus immer gebraucht hat, wenn er von Buße sprach.
Bei Buße ist genau dasselbe gemeint. Buße tun heißt nicht, etwas bezahlen oder wiedergutmachen zu können. Das ist gar nicht möglich. Wie sollte das gehen? Buße tun heißt eine Wendung machen. Jesus war es wichtig, dass man eine totale Wende macht, das Steuer herumreißt und in eine neue Richtung geht.
Die Gemeinde ist eine Schar von Menschen, die eine Wende erlebt haben, die eine Kehrtwende in ihrem Leben gemacht haben. Früher liefen sie in eine Richtung, heute gehen sie in eine andere. Und übrigens müssen das alle machen – auch Kinder aus frommen Häusern müssen diesen Weg selbst ergreifen und finden, welchen Weg sie gehen wollen.
Darum ist uns das Wort Bekehrung so wichtig. Es bedeutet, eine Umkehr zu machen, wie man es nun nennen will. Über das Wort kann man gerne streiten. Ich hatte zum Beispiel eine liebe Patentante, die ich Ihnen, glaube ich, schon einmal erzählt habe. Sie sagte gleich nach meiner Investiturpredigt im Jahr 1971 hier, dass es schon wieder so schlecht geworden sei, wenn man da das Lied vom Übergeben singt. Sie musste dabei immer an die Reling und an das Spucken auf einem Schiff denken.
Es gibt Leute, die verbinden mit dem Wort Bekehrung oder mit dem Gedanken, sich Jesus zu übergeben, die seltsamsten Vorstellungen. Das ist Unsinn und vom Teufel. Die Sache ist so wichtig. Es war immer wichtig. Es hat mir gut getan, dass ich in der eigenen Familie so eine Patentante hatte, die eine Allergie gegen das Wort hatte, weil sie einen frommen Vater hatte. Das hat sie ihr Leben lang nicht verwunden und an genau dieser Stelle gelitten.
Aber biblisch gesehen, egal wie man es nennt, muss man eine Wende vollziehen. Das wollen wir nicht verschweigen. Wir bedauern, dass es oft verschwiegen wird und so getan wird, als ob man durch die Mitgliedschaft in einer Gemeinde schon Christ wäre. Das stimmt nicht.
Man muss sich in seinem Leben ganz bewusst klar machen: Welche Richtung will ich einschlagen? Und zwar bekehrt zu Gott, weg davon, den Abgöttern zu dienen, hin zum lebendigen und wahren Gott. Ich möchte mit meinem Leben Gott dienen, dem lebendigen Gott, der sich offenbart hat. Er soll mein Herr sein.
Die Schwierigkeit, Menschen zu verändern, und die Rolle Gottes in der Bekehrung
Jetzt hole ich noch einmal aus, damit es von der anderen Seite her interessanter wird. Ganz gefährlich ist es, wenn man versucht, Menschen zu ändern. Ich setze noch einmal ganz neu an.
Also, wo ist meine liebe Tochter Annegret? Sie ist heute unter uns, sitzt ganz lieb und brav dahinter. Sie ist gerade bei uns, und ihr Mann macht einen Kurs und so weiter. Wenn ich meine Tochter verändern wollte, während sie jetzt 14 Tage bei uns wohnt, wäre das ein Verbrechen.
Denn irgendwie denkt man vielleicht: Das gefällt mir nicht, irgendetwas, wie sie sich frisiert oder wie sie sich benimmt. Menschen zu verändern ist etwas ganz Heikles. Sie wissen ja, wie das in Ehen sein kann, wenn die Frau sagt: Meinem Mann möchte ich etwas abgewöhnen. Das ist so furchtbar.
Ich bitte Sie, seien Sie vorsichtig, wenn Sie meinen, Sie könnten mit Ihren Erziehungsmethoden etwas erreichen. Sie können nur eines bewirken: die Hölle auf Erden. Es geht nicht. Es geht nicht.
Was Sie erreichen können, ist, dass ein Mensch zu einer Einsicht kommt. Vielleicht gibt es mal eine Stunde, in der ein anderer auf Sie zugeht und Ihnen etwas sagen kann. Aber wenn Sie sagen, ich möchte Menschen verändern durch meine Methode, dann denkt der andere immer: Wie mit dem Stemmeisen – ich will rangehen und das erzwingen.
Wie viele Eltern haben ihre Kinder zerbrochen, nur weil ein Kind Linkshänder war und die Eltern verlangten, es müsse mit der rechten Hand schreiben. Meine Mutter hat das bis zu ihrem Lebensende nicht begriffen. Sie dachte immer, sie müsse das doch mit Zwang irgendwo ausmerzen, wenn sie das beobachtete. Das war so alte Schule früher.
Heute hat man gelernt, dass man da vorsichtig sein muss. Jeder Mensch hat ja so viele Eigenheiten. Besonders schwierig wird es, wenn wir merken, dass Dinge ganz tief in einem Menschen verankert sind. Mit Gewalt kann man da wenig erreichen. Es ist ja schon die Frage, ob man es bei Kleinkindern wirklich herausbekommt.
Verändern zu wollen ist ganz arg schwer. Und wenn man das mit Druck und Autorität versucht, ist es auch in menschlichen Beziehungen sehr schwierig. Es ist genauso schwierig, wenn Kinder ihre Eltern verändern wollen.
Es gibt nur eines: Gott verändert Menschen. Und das gibt es, und zwar total. Wenn Gott das macht – und das ist natürlich ein Wunsch –, wenn Gott es fertigbringt, dass er einen Menschen herausholt und prägt.
Deshalb müssen wir aufpassen, dass diese Bekehrung nicht eine Masche ist, um Menschen religiös im Zaum zu halten und sie zu etwas zu zwingen. Sondern es muss wirklich ein geistlicher Prozess sein, bei dem Gott einen Menschen zu sich hinzieht.
Wenn man sieht, wie Menschen durch ihre Bekehrung, durch ihre Hinwendung zu Gott neu geworden sind, dann sind das oft harte, brutale Menschen, die plötzlich liebenswürdig geworden sind. Man merkt zwar immer noch das Alte, das hängt wie eine Schale an einer Eierschale noch dran, aber es ist doch etwas Neues.
Wie im Frühling kommen die ersten Knospen heraus, und das dauert auch eine gewisse Zeit, bis das neue Leben von innen anfängt. Gott ist derjenige, der uns im Wesen verändern kann.
Darum ist diese Bekehrung so wunderbar. Für einen Menschen zu beten ist herrlich, oder ihn mit Liebe zu tragen, bis er selbst merkt, dass da etwas nicht richtig ist. Aber mit Zwang – das geht nicht. Es ist nicht nur bei Ihnen so, es geht nirgendwo.
Das muss klar sein: Was Bekehrung bedeutet, ist ein Prozess, den Gott in unserem Leben macht, wie er uns verändert und neu macht.
Die Abkehr von Götzen und die Herausforderung der modernen Idole
Und was ist jetzt der entscheidende Weg der Bekehrung?
Es geht darum, sich von den Abgöttern abzuwenden. Wahrscheinlich steht bei ihnen noch „Götzen“, bei den Altlutheranern heißt es in Vers neun: „Bekehrt zu Gott von den Abgöttern.“ Ein anderes Wort für Götzen oder Abgötter sind Idole, also Bilder oder Gegenstände, die angebetet werden. Ich kann nicht alles als ein Götzenbild bezeichnen, aber es gibt sehr viele Götzenbilder.
Was uns heute immer wieder so wichtig erscheint, ist die Frage: Was ist das Bild, das Götzenbild unserer Zeit? Sicherlich ist es das Bild vom Menschen, das uns alle prägt. Der Mensch glaubt, er könne alles schaffen und die Zukunft der Welt meistern.
Es war für mich sehr interessant, in der Zeitung zu lesen, dass ein Missionar, ein Pfarrer aus Kigali zurückkam und sagte, er müsse jetzt auch fragen: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Ich hätte immer gedacht, der moderne Mensch wundert sich nicht darüber, wie unheimlich notvoll und gefangen im Bösen der Mensch ist.
Wenn ich das alles sehe, zum Beispiel in Bosnien, frage ich mich: Gibt es das wirklich? Bin ich nicht auch ein Mensch, in dessen Herzen all das schlummert? Es muss nur geweckt werden, und wenn die Situation kommt, bricht diese unheimliche Leidenschaft aus einem Menschen heraus. Das ist doch erschreckend.
Doch der moderne Mensch leugnet das. Er glaubt, ihm fehle nicht viel zum Guten. Auch in unserer deutschen Geschichte sind ja unheimliche Dinge geschehen, und das oft von ganz friedliebenden Leuten.
Heute lebt immer noch das Traumbild, dass der Mensch von Natur aus gut sei und sich selbst veredeln könne. Man glaubt, wir schaffen eine neue Welt. Dabei ist die Welt wie ein Pulverfass.
Das Schlimmste, was ich befürchte, ist, dass der Nationalismus weitergeht. In zehn Jahren könnte das in vielen Teilen Europas eine große Gefahr sein, wenn es nicht gestoppt wird. Aber das ist jetzt nicht der Moment zum Politisieren. Es geht darum, dass der Mensch so unheimlich ist.
Und dennoch lebt der Traum, dass man den Menschen nur erziehen müsse. Das ist noch ratlos in allem.
Ein Beispiel dafür ist das Schicksal von Kurt Cobain, der sich mit 27 Jahren mit einer Schrotflinte das Leben nahm. Sein letzter Song hieß „Ich hasse mich und liebe das Sterben“ oder so ähnlich. Er war so beliebt, dass in Amerika sogar Telefone eingerichtet wurden, um Teenager und seine Anhänger zu trösten. Sie konnten dort ihren Schmerz austauschen, weil ihr Idol an einer Überdosis Heroin gestorben war.
Das ist das Bild, das Idol vieler junger Leute, die sonst nichts mehr finden. Unsere Idole sprechen junge Menschen kaum noch an. Das ist erschreckend.
Seine Frau, Mutter eines 18 Monate alten Kindes, reagierte auf die Todesnachricht, indem sie sich mit Heroin vollpumpte, bis sie bewusstlos wurde. Besonders tragisch ist das für das arme Kind.
Das ist ein Idol, einer der bewundertsten und verehrten Menschen, dessen Bilder an den Wänden junger Leute hängen. Was sind heute unsere Leitbilder? Es ist immer leicht zu sagen, was mit unserer Jugend los ist, aber schwer, eigene Leitbilder zu schaffen.
Ich treffe alte Menschen, die vor dem Sterben nur noch die Sorge haben, wer ihre Kehrwoche macht. Sie haben oft niemanden, der beim Putzen hilft, und sagen, bei ihnen will niemand putzen. Wenn jemand putzen würde – selbst Sie würden putzen –, dann würden Sie es gründlich machen. Sie würden noch mit dem Besensand hinterhergehen und auch hinter den Schrank putzen.
Es gibt so viele Leute, die haben ihr Idol irgendwo. Ich weiß schon, wo ihr Idol liegt. Wofür leben sie? Was ist ihr Lebensziel? Ist es nur ihr eigenes Ich, für das sie leben?
Das Wunderbare ist, wenn Menschen bekehrt werden, um dem lebendigen Gott zu dienen. Sie sagen: „Ich lebe für den lebendigen Gott, dem diene ich mit Leib und Seele.“ Sie sind in ihrem ganzen Leben davon erfüllt und sagen: „Das ist das Einzige, was zählt: Wie kann ich meine Lebenstage nutzen, um mit meinen Gaben Gott zu dienen und etwas zu sein zu seinem Lob und seiner Herrlichkeit?“
Dem lebendigen Gott zu dienen – das ist eine Gemeinde. Dort sind Menschen beieinander, die das als oberstes Ziel haben: „Ich möchte Gott dienen.“ Sie kommen zusammen und sagen: „Ich habe in meinem Leben oft nur für mich selbst gelebt und meine Eigenheiten gehabt. Jetzt will ich Gott dienen.“
Kennzeichen und Herausforderungen der Gemeinde in Thessalonich
Und was ist das Kennzeichen einer solchen Gemeinde?
Vers 7 sagt, sie ist ein Vorbild für alle Gläubigen in Mazedonien und Achaia. Die anderen Leute sagen: „Guck mal, da lebt etwas, da geht etwas aus, es gibt ein Echo.“ Das ist schön, wenn man davon redet.
Ich denke aber auch noch an Vers 3, wo kleine Zeichen aus der Gemeinde sichtbar sind. Wissen Sie, die Schönheit einer Gemeinde kann man erst einmal in der Ewigkeit sehen, wenn die Gemeinschaft vollkommen ist. In dieser Welt ärgert man sich manchmal auch aneinander. Es gibt Streit und Sank auch unter gläubigen Christen.
So schlimm, dass sie sich da gerade um den Gemeindetag in Siegen zanken, weil da irgendein Fallschirmspringer-Glaub kommt und Damenfußball, und das ist ja so sündig. Manchmal kann man sich an den Christen auch kaputtlachen. Aber man sollte den Humor behalten. Was denken Sie, was im Himmel über unsere blödsinnigen Ansichten manchmal gelacht wird?
Ich bin ganz überzeugt, dass das ein Jesustag wird. Aber unsere jungen Leute wollen auch ein bisschen Leben haben, was nicht böse ist. Das darf man auch genießen. Sonst könnte man sich auch im Kloster einmauern lassen, das ist nicht unmöglich. Man muss auch nicht zum Friseur gehen und so, das ist auch nicht nötig. Es gibt Leute, die leben von der Askese, aber ich möchte jetzt nicht in den Streit eingreifen. Nur ich wollte sagen: Es gibt unter Christen immer wieder komische Sachen, und da dürfen Sie sich bloß nicht so darin erbittern.
Man muss wissen und sagen, es gibt wichtige und es gibt unwichtige Dinge im Leben. Bei solchen anderen Dingen darf jeder seiner Meinung gewiss sein. Aber es gibt Zeichen der Gemeinde, die gehören doch dazu. Etwas muss man von einer Gemeinde sehen.
Ich sage noch einmal: Die endgültige Schönheit wird man erst im Himmel sehen. Wenn wir eine Gemeinde sind, der Leib Christi, aus all den verschiedenen Gruppen kommen wir zusammen, aus den Völkern und Nationen. Dort gibt es erst im Himmel die richtige multikulturelle Gesellschaft. Das klappt ja in dieser Welt leider auch noch nicht.
Ich möchte da gar nicht dafür oder dagegen reden. Es ist einfach so, dass wir unsere Meinungen haben, so wie junge Leute gerne unter jungen Leuten sind und oft Schwierigkeiten haben, die Generationen zu überbrücken. Wir sind eben Menschen, die immer auch in ihren Volksgruppen leben und unsere Empfindungen haben.
Aber die Kennzeichen der Gemeinde sind im Vers 3 genannt: euer Werk im Glauben.
Euer Werk im Glauben – ihr packt etwas an. Was packt ihr im Glauben an? Was ist euer Werk im Glauben, bei dem ihr sagt: „Ich möchte mich jetzt selbst bemühen, ich möchte einem Menschen Christus bringen, ich möchte mich um meinen Kranken kümmern, ich möchte ein Stück was tun“?
Das ist Werk im Glauben, wo ihr sagt: „Das traue ich mir einfach jetzt zu.“ Zum Beispiel fange ich einen Hauskreis an oder ich lade ein paar Kinder in der Nachbarschaft ein und erzähle ihnen eine biblische Geschichte. Da zittert man vorher.
Ich habe am Sonntag nach dem Abendgottesdienst mit jungen Leuten gesprochen. Die sagten: „Ich hoffe, ich verliere nie die Angst, vor jeder Predigt oder Verkündigung unheimliche Angst zu haben.“ Ein junger Mann sagte, ihm sei so ängstlich, wenn er Zeugnis geben muss. Das ist bei mir jedes Mal so. Hoffentlich wird das nie Routine. Wenn es Routine wäre, wäre das schlimm.
Und das wird auch bei allen Diensten so sein, die wir machen.
Aber unser Werk im Glauben ist etwas, wo gewagt wird, was man nicht erwarten kann, etwas Neues.
Eure Arbeit in der Liebe – schaffen ist schön. Auch Liebe erfordert Arbeit: einen Brief zu schreiben, einen Besuch zu machen, sich um jemanden zu kümmern und zu sagen: „Wo ist jemand, der mich braucht? Wo kann ich vielleicht einer überlasteten Mutter beistehen? Wo kann ich mich um einen Kollegen kümmern, der vielleicht in großer Not ist? Ist da jemand um mich herum, der mich braucht?“
Arbeit in der Liebe und die Geduld in der Hoffnung, dass man warten kann, bis Jesus die Lösung bringt.
Deshalb geschieht nicht alles sehr schnell. Das ist so ein Kindzeichen der Gemeinde.
Die Entstehung und das Wachstum der Gemeinde durch das Wort Gottes
Und wie geschieht das alles? Wie wird eine Gemeinde neu? Wie wird eine Gemeinde lebendig?
Vielleicht überlegen Sie und sagen: Ja, ich sehe jetzt auch so viel. Ich kenne Gemeinden, da fühle ich mich gar nicht wohl, da ist gar nicht viel los.
Sie können an jedem Ort hingehen, wo Sie wollen, und das gilt für die ganze Welt. Wenn Sie anfangen, das Wort, das Evangelium von Jesus, zu lesen und mit anderen darüber zu sprechen, wird automatisch Gemeinde entstehen.
Woher weiß ich das? Weil Jesus von einem Samenkorn sprach, das ausgeworfen wird. Dieses Samenkorn ist das Wort Gottes, und es braucht Zeit.
Wenn Sie sagen, ich will Jugendarbeit aufbauen, dann kann das vielleicht sechs bis acht Jahre dauern, bis die ersten Mitarbeiter da sind, bis sie eine gewisse Erfahrung haben und geschult sind. Das braucht Zeit. Aber nichts wird vergeblich sein. Wenn Sie anfangen, wird das durch das Wort geschehen.
Im Vers 5 steht: Unsere Predigt des Evangeliums kam zu euch. Die Predigt des Evangeliums, die gute Nachricht von der Liebe Jesu, von seiner Erlösung und seiner Vergebung.
Das war früher genauso schwierig für die Menschen zu verstehen. Und das ist heute die Hauptfrage: Wie können die Menschen das verstehen? Niemand kann es verstehen, man kann es nur durch den Heiligen Geist verstehen.
Über den können wir nicht kommandieren. Es gibt heute manche Ansichten, die sagen, wenn wir drei Nächte durchbeten, können wir den Heiligen Geist zwingen. Das können Sie nicht. Sie können überhaupt nichts erzwingen.
Beim Beten sind wir die Bittenden. Und das ist Gottes souveräne Freiheit, wie er das tut. Gott beschämt uns oft, aber wir sind nicht die Macher.
Aber die Predigt des Evangeliums wirkt. Seien Sie auch nicht enttäuscht, wenn Sie mal jemanden einladen und dann kommt die Person heraus und sagt: „Ach, das hat mich furchtbar aufgeregt, der schreit da vorne immer so und so.“
Sagen Sie nicht: „Jetzt habe ich den Mühsam hergeschleppt, das war alles umsonst.“ Vielleicht geht zwanzig Jahre später doch noch ein Wort auf. Es dauert manchmal lange, und dann wirkt es in uns. Das Wort des Evangeliums ist nie umsonst.
Deshalb ist es so schön, was wir einpflanzen können, auch bei Kindern, was wir weitergeben. Deshalb ist es so wichtig, dass Gemeinden in der Mitte ihrer Arbeit am Wort sind.
Ein Bibelwort, das gelesen wird, dass Sie selbst Zeit haben, ein Wort zu lesen – da reift auch Ihr eigenes Leben.
Ich singe so gern dieses Lied:
„Treuer Heiland, wir sind hier“, von Zeller, der dein Wirken in dem Schloss am Rhein bei Basel gewirkt hat.
Zeige deines Wortes Kraft an uns armen Wesen,
zeige, wie es neu uns schafft,
Kranke mach genesen.
Jesu, dein allmächtig Wort,
fahre uns zu Wirken fort,
bis wir ganz genesen.
Das tut auch Ihnen gut, auch Ihren kranken Nerven, Ihrer seelischen Belastung.
Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass es nicht alles heilen muss, aber ein ganz wichtiges „Medikament“ ist das Wort.
Sie wissen, wie es uns oft aus der Dunkelheit, aus der Traurigkeit herausholt, wie wir erquickt werden. Auch wenn Sie einmal nicht mehr weiterwissen, lesen Sie das Wort. Das Wort wirkt in uns.
Herr Petrus sagt in seinem Brief, das sei ein göttlicher Samen, der uns die göttliche Natur eingibt – das Wort.
Das ist so wichtig, das Bibellesen, denn das Bibelwort ist eben nicht Menschenwort.
Es ist heute tragisch, dass in vielen Bereichen der evangelischen, aber auch der katholischen Kirche das Bibelwort nur noch als menschliche Meinung verstanden wird. So, als sei es nicht wahr.
Dieses Bibelwort hat das Geheimnis, Glauben zu schaffen. Das kann man in unserer Zeit und weltweit in allen Kulturen und Völkern sehen. Es hat Zugang zu jedem Menschen, ob Japaner oder Chinesen, weil es für alle da ist und weil Gott der Herr aller Menschen ist – auch für uns.
Damals war es das Wort, aber gleichzeitig ist es ein kräftiges Wort, das unser Leben verändert, das uns bekehrt und unsere Gedanken neu ausrichtet.
Der Heilige Geist ist in diesem Wort.
Das ist heute wieder ganz wichtig zu betonen: Wie empfange ich den Heiligen Geist? Durch das Wort.
Das ist ein Geheimnis, und Sie können es an vielen Stellen der Bibel sehen. Der Heilige Geist ist an dieses Wort gebunden. Manche meinen, er sei an Handlungen oder bestimmte Evangelisten gebunden, das stimmt nicht.
Prüfen Sie es in der Bibel: Der Heilige Geist ist immer an das Wort gebunden, das Gott gibt.
Da fiel der Heilige Geist auf sie, als sie das Wort hörten, durch das Hören.
Der Heilige Geist wirkt zuerst auf eine gewisse natürliche Weise, damit ich es verstehen kann, damit ich Christus erkenne und ihn als Herrn nennen kann. Niemand kann das ohne den Heiligen Geist.
Er ist der Herr, und durch ihn kann ich glauben. Das ist die Wirkung: Ich verstehe Christus, ich kann ihm glauben – und zwar mit großer Gewissheit.
Er macht uns gewiss.
Darin merken wir auch das Wunder, dass wir nicht mehr im Zweifel bleiben, sondern gewiss sein können.
Das gehört zu einer Gemeinde. Wir lassen uns das nicht rauben, dass gewisser Glaube Grundbestandteil unserer christlichen Nachfolge Jesu ist – gewiss, ganz gewiss.
Sind Sie gewiss? Ja, ich bin gewiss, der Geist Gottes macht mich gewiss (vgl. Römer 8).
Ich bin gewiss: Nichts kann mich mehr von Jesus trennen.
Der Heilige Geist will mir das Wort so erklären, und der Geist ist immer beim Wort.
Das ist so wichtig, das hängt zusammen.
Manche haben Sorge, wenn das gelöst wird, und nicht in Träumen oder gar in unbiblischen Dingen. Im biblischen Wort wird uns der Geist geschenkt.
Wenn das mal nötig ist, machen wir ein ganzes Bibeltraining und erklären das wieder.
Früher hatten wir auch bei Fritz Grünzweig, der uns hier drei Abende lang unvergesslich über die Gabe des Heiligen Geistes gehalten hat, die biblische Lehre darüber.
Das Gebet des Paulus für die Gemeinde und die Herausforderungen der frühen Gemeinde
Und nun ist es schön zu sehen, wie Paulus für diese Gemeinde betet. In Vers 2 heißt es: „Wir danken Gott allezeit für euch alle.“ Das Danken im Gebet – machen Sie das auch? Dadurch lebt man wieder auf. Danken Sie doch für die vielen Menschen, die Sie kennen.
Unser Karl Frank war früher sehr krank. Er sagte immer so schön: „Ich mache morgens eine ganze Rundreise durch die Gemeinde in meinem Gebet.“ Schön, da besucht er alle und redet mit Gott über alle, die er in der Gemeinde kennt. So heißt es auch: „Wir danken Gott allezeit für euch.“ Alle freuen sich nur aneinander.
Bei uns ist es ja oft so: Gefahr in der Kirche besteht, wenn viele Menschen nur als Publikum da sind. Nein, wir wollen eine Gemeinschaft sein, uns aneinander freuen und sagen: „Wir treffen uns, wir gehen aufeinander zu, wir gedenken eurer in unserem Gebet und denken ohne Unterlass vor Gott an eure Arbeit.“ Ohne Unterlass. Es war ein ganzes Fühlen des Apostels mit den Thessalonikern.
Wir kennen ja die Entstehung der Gemeinde. Das hätte ich am Anfang bringen können, aber es ist jetzt nicht schlecht. In Apostelgeschichte 17 wird erzählt, dass es eine große Unruhe gab in Thessaloniki. Paulus stand dort früher am Bahnhof des Orientexpress, der von Saloniki nach Athen fährt, in Mazedonien. Dort gab es damals große Unruhen, weil das andere Mazedonien sich in Jugoslawien abgespalten hatte.
Thessaloniki ist heute eine große Stadt. Es gibt lebendige christliche Gemeinden und evangelische Gemeinden dort. Als Paulus hinkam, herrschte großer Aufruhr. Die Leute waren sehr aufgeregt. Warum? In der griechischen Welt gab es damals unheimlich viele Meinungen. Wo das Evangelium mit Kraft wirkt, gibt es Unruhe. Lassen Sie sich nie verwirren.
Deshalb denke ich auch so: Wenn menschliche Spannungen entstehen, sind das oft Tricks vom Teufel, um Unruhe zu stiften. In Thessaloniki war das so. Paulus sagt, es war gerade gut, dass ihr dieses Wort aufgenommen habt – ich habe das noch vergessen zu erwähnen – in großer Bedrängnis, Vers 6. Denn oft können wir das Wort erst richtig aufnehmen, wenn wir unter Druck stehen, eingezwängt sind, in Not.
Und weil es gleich Widerspruch gab, ist das das Beste. Wir hatten am letzten Freitag eine Unterbesprechung, den Beirat unserer christlichen Fachkräfte. Dort war auch Erwin Damson von Licht im Osten dabei. Er sagte: Die Gemeinde in China ist gewachsen. Ich habe es gerade in der Predigt erwähnt: 50 oder 60 Millionen Christen, ohne dass sie irgendeine Hilfe aus dem Ausland bekommen hat, trotz der schlimmsten Verfolgung.
Das ist ein Zeichen dafür, wie Gott die entscheidenden Dinge bewirkt – nicht wir mit unserer Hilfe. Es ist immer gut, daran zu denken. Als die Missionare China verlassen haben und die Verfolgung begann, gab es in China katholische und evangelische Christen zusammen keine eine Million. Heute spricht man von siebzig Millionen.
Das ist gewachsen ohne menschliches Zutun. Es ist immer wieder wichtig zu erkennen, dass Bedrängnis nicht schlecht ist. Das gilt auch, wenn wir leiden, Probleme haben, Nöte erleben oder in Engpässen stecken. Da will Gott umso mehr in uns wirken. Wir werden sein Wort erst neu verstehen und begierig sein, es zu hören und zu lesen.
Das war für die Gemeinde von Mazedonien, von Thessaloniki, das Entscheidende. Wenn Sie mal im Urlaub dorthin kommen, nach Griechenland, dann besuchen Sie die Gemeinde. Ich kann Ihnen auch noch die Adresse geben. Wir haben einer Gemeinde einmal geholfen, ihren Saal in einer der Hauptstraßen zu bekommen.
Es gibt auch ein evangelisches Krankenhaus und ganz lebendige Gemeinden heute in Thessaloniki. Auch wenn sie noch klein sind, gibt es Gemeinden mit mehreren Hundert Mitgliedern. Es ist schön, wenn man am Sonntag teilnimmt. Die freuen sich sehr. Es gibt sogar solche, die auch übersetzen können.
Wir freuen uns, dass das bis in unsere Tage weiterging. Mir ist das manchmal, darf ich das auch sagen, etwas unheimlich vor diesen orthodoxen Kirchen. Das merken wir auch immer bei den serbischen Auftritten der Priester in ganz Russland. Dort gibt es im Moment wieder eine starke Ablehnung aller Evangelisierung.
Auch in Griechenland wehrt sich die orthodoxe Kirche, die oft tot und sehr erstarrt ist, gegen die Kraft des Wortes Gottes. Das ist das Allerschlimmste: Wenn eine Kirche noch um ihr Erbe weiß, aber die Kraft des Wortes Gottes einpackt.
Die Bibel ist zwar noch da, aber sie ist eingehüllt in Goldbrokat und in Zeremonien mit Weihrauch. Das Wort aber will wirken. Es will unsere Herzen verändern.
Ich habe den letzten Vers nicht mehr ausgelegt. Unsere Zukunft ist, dass wir auf die Wiederkunft Jesu warten. Dort wird es sichtbar sein. Paulus hat nie verschwiegen, dass auch der Zorn Gottes, das Gericht, kommen wird.
An dieser Stelle kommt die letzte Klarheit darüber, was es heißt, Christ zu sein. Das muss in unserem Leben geklärt sein: Wie kann ich den Zorn Gottes überwinden? Durch Versöhnung, durch die Vergebung Jesu, damit ich frei werde.