Einführung in das Thema des Siegens und der göttlichen Rechte
Heute geht es um das Siegen, wie es am Ende dieses Verses noch einmal deutlich wird: Die Rechte Gottes siegt, auch mitten in den Spannungen und Schwierigkeiten des Lebens.
Ich habe immer ein wenig Herzklopfen, wenn wir den Römerbrief hier gemeinsam besprechen. Manchmal frage ich mich, ob wir uns nicht zu große Abschnitte vornehmen. Doch in diesem Lutherjahr wollen wir genau dort noch einmal tiefer graben, wo der Reformator selbst in Gottes Wort gegraben hat.
Die Ursache der menschlichen Not: Sünde und Tod durch Adam
Deshalb gilt nun: Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen, und durch die Sünde der Tod. So ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben.
Denn die Sünde war zwar in der Welt, ehe das Gesetz kam, aber wo kein Gesetz ist, da wird die Sünde nicht angerechnet. Paulus setzt sich hier immer wieder mit dem jüdischen Einwand auseinander: „Wir haben doch das Gesetz, wir leben nach dem Gesetz.“
Man kann das auch auf unser Verständnis übertragen. Viele Menschen sagen: „Wir leben doch ehrbar und bemühen uns, ein ordentliches Leben zu führen.“ Paulus sagt jedoch: Durch eure Lebensordnungen, die ihr euch gebt, könnt ihr die Sünde im Grunde nicht bezwingen.
Dennoch herrschte der Tod von Adam bis Mose auch über jene, die nicht durch die gleiche Übertretung wie Adam gesündigt hatten. Adam aber ist das umgekehrte Bild dessen, der kommen sollte, also von Jesus.
Mit der Gnadengabe verhält es sich jedoch nicht wie mit der Sünde. Denn wenn durch die Sünde des einen die vielen gestorben sind, um wie viel mehr ist dann Gottes Gnade und die Gnadengabe des einen Menschen, Jesus Christus, den vielen überreich zuteil geworden.
Mit der Gabe verhält es sich nicht so wie mit dem, was durch die Sünde des einen geschehen ist. Denn von dem einen ausgehend hat das Urteil zur Verdammung geführt. Die Gnadengabe aber führt zur Rechtfertigung von vielen Sünden.
Denn wenn wegen der Sünde des einen der Tod geherrscht hat, wie viel mehr werden alle, die die Fülle der Gnade und der Gabe zur Gerechtigkeit empfangen, im Leben herrschen durch den einen, Jesus Christus.
Wenn Sie einen Stift dabei haben, unterstreichen Sie sich das. Darauf kommen wir noch ein paarmal zurück.
Die Gegensätze von Sünde und Gerechtigkeit im Leben der Menschen
Wie nun durch die Sünde des einen die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, so ist auch durch die Gerechtigkeit des einen für alle Menschen die Rechtfertigung zum Leben gekommen.
Denn wie durch den Ungehorsam des einen Menschen viele zu Sündern geworden sind, so werden auch durch den Gehorsam des einen viele zu Gerechten.
Dazwischen aber ist das Gesetz hineingekommen, damit die Sünde mächtiger werden sollte. Bewusst können wir auch sagen: Wo aber die Sünde mächtig geworden ist, da ist die Gnade noch viel mächtiger geworden.
Denn wie die Sünde zum Tod geherrscht hat, so soll auch durch die Gerechtigkeit die Gnade zum ewigen Leben herrschen, durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Herr, mach uns jetzt nicht nur zu Hörenden, sondern auch zu solchen, die in diese Gnade hineingestellt werden.
Die Realität der menschlichen Not und die Ursache in der Sünde
Liebe Schwestern und Brüder, das Thema spielt heute für uns eine wichtige Rolle. Was ist eigentlich, wenn wir hier einen komplizierten Bibelabschnitt auslegen und dabei jedem von Ihnen eine Menge Probleme auf der Seele brennen? Wenn man sich nur umhört, merkt man: Unsere Welt schafft es kaum noch, ihre Nöte zu meistern. Man weiß gar nicht mehr, an welchem Punkt man noch anfangen soll.
Wirtschaftliche Nöte, menschliche Probleme, persönliche Sorgen, seelische Belastungen – und damit möchte ich beginnen, denn genau davon spricht Paulus. Sie müssen wissen, dass das, was er hier behandelt, keine ferne Sache ist, sondern sich mit dem beschäftigt, was uns ständig bewegt.
Es gibt unter uns einige kluge Köpfe, die behaupten, man müsse ja nur wollen. Dann werde man schon mit den Problemen fertig. Aber haben Sie es auch schon einmal versucht? Man möchte anfangen, all die brennenden Tagesfragen herauszugreifen – angefangen vom Frieden bis hin zu den Spannungen zwischen den Menschen. Wo sind denn die Menschen mit gutem Willen? Überall sind Menschen mit gutem Willen, und trotzdem gelingt es uns nicht, die Nöte zu meistern.
Wenn heute die Großen Europas im neuen Schloss zusammensitzen, sagen wir uns: Wir haben es ja gleich gedacht, dass nicht viel herauskommt. Es ist eben so kompliziert. Haben die denn keinen guten Willen? Doch, alle haben ihn, aber die Lage ist viel schwieriger und schmerzhafter.
Paulus nennt einen Grund, warum wir in dieser Welt die Nöte nicht meistern können. Die Ursache, die Paulus hier angibt, ist eine völlig andere als die, die Karl Marx nennt. Wir Christen sollten nicht müde werden, immer wieder laut die Stimme zu erheben und zu sagen: Die Ursache der Weltnöte liegt in der Sünde.
Dabei meint Paulus nicht nur unsere einzelnen Übertretungen und Verfehlungen, sondern er spricht von der Sünde als einer großen Weltbewegung. Diese begann damals mit Adam und geht seitdem über alle Menschen hinweg.
Die Sünde als Ursache für das Scheitern menschlicher Beziehungen und gesellschaftlicher Spannungen
Wir wollen alle etwas Besseres, so wie die Brautpaare, die hier an den Traualtar treten und sagen: Wir werden das glücklichste Paar der Welt.
Doch dann folgt die furchtbare Erschütterung, dass ihre Liebe scheitert. Wer sich da erhebt und sagt: „Bei mir passiert das nicht“, der kennt sich noch gar nicht.
Das ist keine Schicksalsfrage unserer Welt, wie wir manchmal denken, dass die Ereignisse einfach so ablaufen, weil irgendeine Schicksalsmacht darüber wacht. Nein, wir können ganz genau sagen: Da liegt Schuld drin.
Das können wir sogar bis hin zur Ehe sagen, wenn viel Schuld von ihm und von ihr da ist. Wir können das auch bei den Politikern und bei den Spannungen sagen: Das ist keine dunkle Schicksalsmacht.
Das Schlimme ist, dass man die Sünde immer auch in der konkreten Ausgestaltung zeigen kann und sagen: Da liegt sie doch. Das ist die Ursache der vielen Spannungen und Leiden – der Eigensinn der Menschen, die Härte des Herzens, die Unbußfertigkeit.
Darum ist es heute Morgen einfach wichtig, dass hier ein paar Leute in dieser Kirche sind, die sagen: Wir halten nicht mehr so viel vom Babbeln über die großen Probleme. Sondern wir wollen uns vor Gott einmal beugen in der Buße, denn wir sind Menschen, die teilhaben an dieser großen Aufruhrbewegung gegen Gott.
Die umfassende Wirkung der Sünde und die Notwendigkeit der Versöhnung
Das zieht sich durch mein Herz und durch ihre Gedanken. Ihr Leben ist davon geprägt, ebenso wie ihre Entscheidungen.
In den letzten Sonntagen haben wir beim Römerbrief darüber gesprochen, wie meine Schuld zwischen Gott und mir in Ordnung kommt. Wir haben Versöhnung empfangen – das ist die eine Seite meiner Schuld. Es ist eine wichtige Seite, dass ich mit Gott im Reinen bin und seinen Frieden habe.
Nun spricht Paulus eine andere Seite der Schuld an. Dabei verwendet er plötzlich das Wort „Sünde“. Er meint damit diese große Aufruhrbewegung, in die wir gefangen sind. Jetzt geht es eigentlich darum, dass wir Menschen gar nicht das tun können, was wir wollen. Dieses Thema zieht sich dann in den nächsten Kapiteln noch weiter durch.
Die große Not des Menschen liegt darin, dass er gar nicht das tun kann, was er will, auch wenn er es sich mit ganzer Entschiedenheit vornimmt. Paulus spricht davon, dass die Sünde herrscht. Wir sind heute so demokratisch geprägt, dass wir Herrscher kaum noch kennen – solche, die unumschränkt ihre Regierungsgewalt ausüben. Doch wenn wir daran denken, wie Menschen in einer harten Diktatur leben müssen, dann können wir uns vielleicht vorstellen, wie die Sünde mit hartem Regiment herrscht. Keiner kann ihr entfliehen, keiner kann sich von ihr loslösen.
Als Quittung für die Sünde kommt der Tod. Über uns allen, über unserer schönen Versammlung jetzt, liegt der Hauch des Sterbens. Er erinnert uns daran, dass all unser Tun vor Gott leer und vergeblich ist. Wir müssen ins Gericht Gottes. Der Tod bringt dann das Licht darüber, was wir gewirkt und gearbeitet haben.
Die Sünde als ansteckende Krankheit und die Ausbreitung des Todes
Ihr habt mir überlegt, wie ich dieses Herz heute ein wenig besser mit einem Begriff darstellen kann. Die Biologen und Mediziner mögen es mir jetzt verzeihen, wenn ich es nicht ganz richtig sage, aber ich meine: Bei den Bakterien ist es so, dass es mit einem kleinen Herd beginnt. Dann breitet sich das in rasender Geschwindigkeit aus, und plötzlich herrscht die Krankheit überall.
Wenn kein Gegenmittel vorhanden ist, bekommt man das nicht in den Griff. Die Menschen werden schwach, und schließlich führt die Krankheit zum Tod. Das ist besonders schlimm in manchen Ländern, wenn eine solche Seuche ausbricht.
Paulus sagt, dass es mit der Sünde ähnlich war. Als sie durch den ersten Menschen kam, war das wie ein Infekt. Dann ging es weiter und riss die Menschen mit. Schon bei der Geburt waren sie von dieser Krankheit angesteckt. Sie breitet sich hemmungslos aus, erfasst alle Organe eines Körpers und beherrscht sie – unsere Gedanken, unser Reden, unser Fühlen und natürlich auch unser Tun.
Paulus erwähnt das alles jedoch nicht, um uns eine lange Vorlesung darüber zu halten. Sein eigentliches Thema ist ein ganz anderes. Er hat eine Freudenbotschaft, muss das aber darstellen, weil wir die Zusammenhänge so schlecht kennen. Er hat eine Freudenbotschaft.
Die Freudenbotschaft: Leben in Fülle durch Jesus Christus
Heute habe ich meine Predigt überschrieben mit dem Titel: „Das Leben kann noch einmal beginnen“. Es geht heute wirklich darum, wie wir das Leben mit vollen Zügen genießen können.
Manche unter uns verstehen das nicht. Sie schreckt das ab und sie fragen: Warum muss man so viel von der Sünde reden?
Wir müssen zuerst wissen, was unser Leben zerstört. Wir müssen genau wissen, warum wir nicht die Lebensfreude bekommen. Das ist keine Schicksalsmacht. Es hängt nicht an den diffizilen Problemen. Es hängt an der Sünde, an dieser Krankheit, die uns durch und durch infiziert hat. Die einzelnen sündigen Taten sind dann nur eine Folge davon, die uns immer wieder das Leben rauben.
Paulus gebraucht hier ein Wort, das ich Ihnen vorher gesagt habe. Nehmen Sie Ihren Stift und streichen Sie es unter: „Wir sollen im Leben herrschen.“ Das ist eine so einmalige Umschreibung des Christenlebens, dass ich jetzt die ganze noch verbleibende Zeit dafür brauche, um Ihnen das nur in Andeutungen ein wenig zu erklären.
Paulus sagt, das ist jetzt eine Wende ohnegleichen. Was Adam fertiggebracht hat, das ist furchtbar. Es geht durch bis zu den Menschen, die irgendwo auf fernen Inseln leben. Die Sünde Adams hat alle erfasst. Aber mit der Gabe Jesu ist das auch so – ja, sogar noch mehr so.
Durch den einen haben wir Anteil an der Überwindung dieser Krankheit. Damit können wir auch aus dem Vollen schöpfen und das Leben genießen – in ganzen, reichen, vollen Zügen, im Leben herrschen.
Das Bild des Herrschens als Ausdruck des christlichen Lebens
Was meint Paulus hier mit dem Begriff im letzten Satz von Vers 17?
Jetzt muss ich Sie noch einmal an unsere Königsgestalten erinnern. Manche sind so demokratisch geprägt, dass ihnen schon wehtut, wenn man überhaupt einen Gedankengang anfängt. Aber stellen Sie sich die Königin Elisabeth von England vor. Sie ist zwar keine absolute Herrscherin mehr in der konstitutionellen Monarchie, aber noch ein Stück davon.
Mir gefällt an den Herrschergestalten immer, wie absolut sie waren. Sie waren von niemandem abhängig. Sie standen im Mittelpunkt und verfügten frei über ihre Entscheidungen.
Wenn Sie ein Bild vom Christenleben zeichnen müssten – ich weiß gar nicht, welches Bild Sie wählen würden – viele Christen kraxeln nur mühsam voran. Andere schleppen sich schwerfällig, wieder andere bewegen sich wie ein Regenwurm auf dem Boden entlang. „Oh, so schwer ist mein Christenleben, ich habe so viele Nöte und Probleme.“ Paulus gebraucht das Wort vom Herrschen.
Christen sind Menschen, die herrschen, adlige Persönlichkeiten, die ihre Lebensruhe und Selbstsicherheit gefunden haben. Wie überlegen konnte ein solcher Herrscher die Kritik ertragen, die andere ihm entgegenbrachten? Das kümmerte ihn nicht. Er lebte aus dem Vollen, aus den großen Gaben, die ihm zur Verfügung standen, aus den Reichtümern, von denen er lebte.
Er genoss den Luxus, der uns oft anstößig erscheint. Diese Herrscher konnten verfügen, es kam einfach so, wie sie es gerade wollten. Sie lebten fröhlich damit und konnten auf andere zugehen.
Königsgestalten haben auch etwas Liebenswertes an sich. Beim Zeitungsbild musste ich staunen: Da strecken lauter fröhliche Gesichter Helmut Kohl die Hände entgegen. Das steckt irgendwie an, diese Persönlichkeit. Jeder denkt: Das muss doch etwas Schönes sein, wenn man so oben steht.
Mit diesem Bild umschreibt Paulus, was Christenleben bedeutet. Durch Jesus können wir herrschen. Wir sind nicht mehr abhängig von kleinen Dingen, sondern durch Jesus hineinversetzt in die königliche Freiheit der Kinder Gottes. Paulus nennt das an anderer Stelle ausdrücklich die königliche Freiheit.
Wenn er dann all die Reichtümer aufzählt, in denen wir stehen, spricht er von der unaussprechlichen Freude, in der wir leben, und von einem Frieden, der höher ist als alle Vernunft.
Die Kraft des Herrschens trotz Schwächen und Herausforderungen
Jetzt müssen wir doch noch einmal die ersten Christen betrachten, von denen wir in der Bibel so viel erfahren. Sie kamen aus großer Sündennot. Doch später wurden sie gestandene Persönlichkeiten, Männer und Frauen, die für ihre Umwelt Säulen waren, auf die man bauen konnte.
Im Leben herrschen heißt, Persönlichkeiten zu werden. Zur Ausstrahlung des Herrschens gehört, dass wir die widrigen Dinge unter die Füße bekommen. Trübsal, Angst, Verfolgung, Gefahr oder Schwert – all das überwinden wir um des Willens, der uns geliebt hat.
Ich finde es schrecklich, wenn in Christengemeinden fortwährend bei Tag und bei Nacht die Probleme der Welt abgehandelt werden. Ich bestreite nicht, dass diese Probleme existieren. Aber es muss doch so sein, dass wir durch Jesus auch in unserem Christenstand so weit kommen, dass wir die Nöte unter die Füße bekommen.
Wir haben schon beim letzten Mal darüber gesprochen, dass unser Herr uns mit Vorliebe auch in Teststrecken führt. Einige unter uns, die Gottes Wort hören, tun das nur über die Kassette. Sie liegen krank da, und ihre Sorgen sind sehr ernsthaft. Wir überwinden weit um des Willens, der uns geliebt hat.
Durch Jesus sind wir weit herausgehoben. Aber wie hänge ich jetzt mit Jesus zusammen? So wie mich der Adam angesteckt hat, kann ich jetzt über diese Nöte hinüberspringen.
Doch nun kommt jemand und sagt: "Das ist doch alles viel komplizierter. Wir Christen sind doch schwache Leute und haben in unserem Leben immer wieder viele Enttäuschungen erlebt. Wir sind Gott untreu geworden." Genau das haben wir gerade im Lied gesungen, an dem sich Ludwig Hofacker immer wieder festgehalten hat: dass ich schwach bin, das weiß doch Gott.
Das soll keine Verwechslung sein. Jeden Morgen merken wir schon beim Aufstehen körperliche Schwäche, seelische Schwäche, Anfechtungen und Zweifel. Und dann sagen wir: Durch Jesus sind wir hineingenommen, hineingenommen in diesen königlichen Stand zu herrschen. Und er macht mich tüchtig und fähig.
Der Empfang der Gnade als Schlüssel zum Herrschen im Leben
Ich habe Sie vorher kurz erwähnt, auch diese Gefühle, die uns immer wieder zu schaffen machen und die heute besonders viele Christen verunsichern.
Meine Gefühle sind ganz anders, und ich fühle nichts davon. Es ist immer eine Willenssache, ob man sich diese Gefühle zu eigen macht. Paulus verkündet es ihnen, so wie er diese Botschaft nach Rom hineinträgt, und sagt: Man kann aussteigen aus dieser verhängnisvollen Todesbewegung dieser Welt.
Es kann geschehen, dass Menschen plötzlich von Gott gebraucht werden und an ihrem Leben begreifen, was geschieht. Am liebsten würde ich unsere jungen Leute einzeln vortreten lassen, sie einsegnen und sagen: Ihr ahnt gar nicht, was Jesus aus eurem Leben machen will, wie er aus euch Persönlichkeiten schafft, die herrschen.
Diese Persönlichkeiten verfügen aus dem Vollen über das, was Gott ihnen an Gaben zureicht. Sie können fröhlich und unbekümmert leben und das Widrige unter ihre Füße kriegen und einordnen. Sie reden nicht dauernd darüber, so wie Paulus seiner Wege ging und nicht ständig jammerte: „Ich habe so schwer mit meiner Krankheit zu kämpfen.“ Stattdessen sagt er: Jesus gebraucht mich.
Kennen Sie dieses königliche Wort des Paulus, als er sagt: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht“? (Philipper 4,13) Morgens konnte er sich kaum erheben von seiner Falle, so krank war sein Leib, so tief waren die Schmerzen, die ihm lagen. Doch er sagt: „Ich vermag’s durch Jesus.“ Es ist alles ein Wunder seiner Gnade.
Die praktische Umsetzung: Wie empfängt man die Gnade?
Jetzt stellt sich die Frage ganz einfach: Wie bekommt man das alles?
Wir sprachen über die Todesbewegung, über die Ursache unseres desolaten Weltzustands. Wir sprachen davon, Herrschen im Leben, Herrschen – aber wie kriegt man das? Genau davon spricht Paulus in dem ganzen Abschnitt. Er sagt, das geht genauso, wie Adam alle infiziert hat. Jesus ist für alle da, und das kann heute jeder bekommen.
Aber wie eigne ich mir das an? Wie komme ich damit in Verbindung? Das ist das Hauptproblem, an dem tatsächlich die meisten Menschen scheitern. Wie bekomme ich das jetzt in mein Leben hinein? Manche sagen, du musst Buße tun – das steht aber nicht so direkt da. Es ist zwar wichtig, Buße zu tun. Dann sagt jemand, du musst glauben – auch das steht nicht genau so da.
Jetzt müssen wir genau hinschauen, wer das bekommt. In Vers 17 heißt es: Wie viel mehr werden alle, die die Fülle der Gnade empfangen? Die Fülle der Gnade empfangen! Wenn man zur Buße geführt wird, ist das ein Empfang der Gnade. Wenn man zum Glauben kommt, ist das ebenfalls ein Empfang der Gnade, ein ganz großes Wunder Gottes in uns.
Ich darf die Hände ausstrecken, mehr nicht, und sagen: Herr, für mich soll die Gnade gelten. Ich kann das in eigener Kraft überhaupt nicht, aber deine Gnade gilt für mich. Und ich schreibe das über jeden Tag, über jede schwierige Entscheidung.
Darf ich noch einmal persönlich sagen: Ich stoße doch in allen Bewährungen meines Lebens fortwährend an die Grenzen meiner eigenen Glaubensheiligung. Ich merke, dass ich ein unbekehrtes Herz habe, mit Ungeduld und bösen Gedanken. Ich stoße tagtäglich darauf, wie die Sünde in meinem Leben regiert.
Und dann darf ich an dieser Stelle sagen: Herr, deine Gnade! Wenn mich einer reizt bis aufs Blut, und ich losschlagen wollte, dann sage ich: Herr, deine Gnade, ich will sie jetzt nehmen, will schweigen und meinen Mund nicht auftun. Ich will herrschen durch dich. Nimm diese Gnade in mein Leben hinein!
Paulus hat ganz klar gesagt: Es geht nicht dauernd so, wie die Leute das nach ihrem Gesetz machen wollten. So wollen es heute die Leute durch ihr eigenes Gutsein erreichen – das schafft man nie. Aber wenn die Gnade mächtig geworden ist, wo die Sünde sich wild in einem Leben eingenistet hat, dann wird die Gnade noch mächtiger.
Sie können das in ihrem Leben erproben und erfahren. Das ist ein Zuspruch, der ihnen gilt. Und sie brauchen nur zu sagen: Herr, für mich gilt das jetzt. Ich will das nehmen. Ich will doch Leben haben in seiner ganzen Größe und Weite. Ich will das ausschöpfen mit vollen Zügen.
Die Geschichte der Gnade in der Kirche und der Aufruf zum Leben in Fülle
Ich habe eigentlich gedacht, man müsste ihnen jetzt erzählen, wie es nur durch Erzählen möglich ist, zu zeigen, wie sich über die Jahrhunderte eine Schar gebildet hat. Jesus begann wirklich mit Prostituierten und mit Geldleuten, die so erkaltet waren, dass sie nur in Finanzen und Statistiken denken konnten.
Er machte sie zu Lebensmenschen, zu Aposteln der Freude, zu Menschen, aus deren Leben die Gnade Gottes hervorquoll. Aber all das konnten sie nur, indem sie sich in allen Bezügen die Gnade Gottes aneigneten.
Herr, es ist deine Wunderliebe, durch Jesus darf ich es tun, ich darf leben, er werde stärker und mächtiger in mir. So ging es durch die Jahrhunderte hindurch, bis hin zu den Vätern und Vorvätern, an denen man es spüren konnte. Sie sagten es nicht nur mit Worten, sondern ließen es mit einer maßlosen Liebe fühlen – um Jesu Willen. Das Leben!
Waren sie nicht Patriarchen, Könige? Oft hatten sie nicht viel Geld, und doch lebten sie in der herrlichen Freiheit als Kinder Gottes. Von dem Wenigen, das sie hatten, gaben sie noch das Doppelte her. Sie schenkten überreich. Man verstand gar nicht mehr, wie das bei denen möglich war, die über das Einfache in großem Maßstab verfügten.
Es geht um ein Leben. Sie sollen nicht bloß kraxeln und vegetieren. Es geht nicht nur darum, Konflikte und Probleme zu bewältigen oder hier und da ein bisschen sein Leben zu meistern, sondern darum, aus der Fülle Jesu zu leben.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie das in der kommenden Woche in den Spannungen, in denen Sie stehen, probieren, praktizieren, bewähren und umsetzen. Amen!
