Einleitung und persönliche Reflexion über Sünde und Gnade
Guten Morgen! Heute darf ich aus diesem Mikrofon hier predigen. Das habe ich noch nie gemacht, daher bitte ich um Entschuldigung, falls ich Fehler mache.
Ich bete zum Beginn: Vater, ich danke dir für diesen Morgen, den du uns geschenkt hast. Ich bitte dich, öffne jetzt unsere Ohren und mache unsere Herzen weich. Lass uns das aufnehmen, was du zu uns sagen willst, Herr. Hilf uns, nicht zu zögern, Buße zu tun, wo es nötig ist. Gleichzeitig bewahre uns davor, zu sehr in uns hineinzuschauen, sodass wir die große Gnade, die du für uns bereitet hast, nicht vergessen. Ich danke dir so sehr dafür. Bitte öffne jetzt unsere Augen, damit wir die Wunde in deinem Wort sehen. Amen.
Letzte Woche haben wir über den Untergang von Sodom gehört. Es war ziemlich ernüchternd zu sehen, was die Sünde bewirkt. Wir haben Gottes gerechten Zorn über die Sünde kennengelernt. Das ist ein kleines Bild, das wir durch den Fall von Sodom erhalten.
Außerdem haben wir gesehen, wie Lot – eigentlich ein Gläubiger und gerechter Mann – ebenfalls mit Sünde kämpfen musste. Er wurde wegen seiner Sünde diszipliniert. Immer wieder fiel er in Sünde und verbarg sie.
In den letzten zehn Tagen habe ich das auch persönlich erlebt. Mir wurden ziemlich unattraktive Makel aufgezeigt, mit denen ich selbst noch kämpfe. Deshalb stehe ich hier wie Lot, der immer wieder mit Sünden ringt und oft scheitert.
Wie geht es euch damit? Wie fühlt ihr euch, wenn ihr das auch in euch wahrnehmt? Vor allem vor dem Hintergrund, dass Sünde wirklich Gottes Zorn auf sich zieht – so wie die Botschaft, die wir letzte Woche gehört haben.
Ist das nicht etwas verunsichernd? Denkt ihr: „Ich hoffe, ich ende nicht wie Lot oder seine Frau?“ Bei Lot ging es letztendlich gut, aber bei seiner Frau zum Beispiel?
Wie kann ich sicher sein, dass ich am Ende des Tages vor Gottes Thron geheiligt stehen werde, wenn ich immer wieder Fehler mache und immer wieder in Sünde falle?
Die Geschichte Abrahams in Gerar: Gottes Plan trotz menschlicher Schwächen
In 1. Mose 20 finden wir eine Geschichte über Abraham, aus der wir etwas sehr Wichtiges über Gott und die Unveränderlichkeit seiner Beschlüsse lernen können. Ich hoffe wirklich, dass diese Tatsache uns heute beim Lernen hilft, besonders wenn wir irgendwann auf den Gedanken kommen sollten, dass wir durch unsere Mängel und Fehler Gottes Gnade und Verheißungen verlieren könnten. Das ist meine Hoffnung für heute.
Wenden wir uns also dieser Stelle zu. Gleich zu Beginn lesen wir, dass Abraham nach dem Fall von Sodom mit seiner gesamten Truppe von Mamre weggeht. Mamre liegt im Gebiet von Hebron. Dort war er ungefähr 15 bis 20 Jahre, vielleicht sogar etwas länger. Nun schlägt er sein Zelt an einem neuen Ort auf, in Gerar. Gerar liegt im Land der Philister, also noch im Land Kanaan.
Warum Abraham wegzieht, wissen wir nicht genau; die Bibel sagt es nicht. Auf jeden Fall lebt er dort als Fremder. In Gerar kommt er auf die Idee, Sara erneut als seine Schwester zu bezeichnen. Offenbar war es damals bei den Königen üblich, dass sie eine hübsche Frau, die zu ihnen kam, zu sich nahmen. So geschieht es auch hier: Abimelech, der König von Gerar, holt Sarah zu sich.
Max hat uns bereits darauf hingewiesen, dass wir einen sehr ähnlichen Fall schon in Kapitel 12 finden, als Abraham ebenfalls nicht wirklich an Gott glaubt, der ihn schützen kann, oder daran, dass Gott seine Familie beschützt. Damals gab Abraham auch seine Frau weg. Das war mehr als zwei Jahrzehnte zuvor.
Inzwischen ist Gott Abraham auf viele Arten begegnet und hat ihm seine Verheißung bestätigt. Vor zwei Wochen haben wir gelernt, dass durch Sarah diese Verheißung erfüllt werden soll. Trotzdem scheint Abraham nichts daraus gelernt zu haben. Vielleicht ist seine Furcht vor Menschen noch so groß, dass alles, was Gott sagt, in den Hintergrund rückt. Offenbar fürchtet er Menschen mehr, als er Gott vertraut.
Zum zweiten Mal gibt er also seine Frau preis. Er setzt sie einem fremden Mann aus, damit er sich sicher und wohl fühlt. Liebe Schwester, ich weiß nicht, ob ihr so einen Ehemann haben möchtet. Es ist sogar schlimmer als in Kapitel 12, denn nur wenige Wochen vor dieser Geschichte hat Gott verkündet, dass Sarah in einem Jahr einen Sohn gebären soll. Diese Verheißung ist also noch ganz frisch in Abrahams Gedanken.
Sehr bald wird es klappen mit Sarah. Vielleicht ist sie hier schon in der Anfangsphase schwanger, wir wissen nicht genau, wie viel Zeit seit der Prophezeiung vergangen ist. Doch Abraham riskiert hier einiges. Er gefährdet nicht nur das Wohl seiner Frau, ihre Ehre und Reinheit, sondern er öffnet auch die Tür dafür, dass der bald geborene Sohn nicht als sein eigener Sohn angesehen wird, sondern als der Sohn Abimelechs.
Es ist also nicht nur Unglaube von Abraham, nicht nur Eigennutz. Er bringt die Personen, die er eigentlich schützen müsste, in Gefahr. Es ist schlicht kurzsichtig und dumm. Natürlich sollen wir Abraham nicht zu schnell verurteilen. Ich glaube, wir sind da auch nicht besser. Fragt die Menschen, die um euch herum wohnen und leben. Sie werden euch vermutlich schnell sagen, an welchen Punkten sie immer scheitern, wo sie eigennützig handeln oder sich dumm verhalten. Zumindest ist das bei mir so.
Wenn Menschen Gott und sein Wort für einen Moment aus den Augen verlieren, handeln sie eigennützig und dumm – genauso wie Abraham hier. Abraham befindet sich in einer Zwickmühle. Seine liebe Frau soll bald von ihm schwanger werden, aber sie ist in einem Palast bei einem anderen Mann.
Die Angst hindert ihn natürlich daran, Klarheit zu schaffen und Abimelech zu sagen: „Sie ist doch meine Frau, gib sie zurück.“ Irgendwie hat Abraham das Ganze nicht wirklich durchdacht. Ohne viel Mühe bringt er Gottes Plan aus menschlicher Sicht zum Scheitern.
Doch es ist wunderbar, dass wir einen Gott haben, der sich von unseren Dummheiten und unserem Unglauben nicht aufhalten lässt. Der allmächtige Gott sorgt dafür, dass sein Plan nicht zerstört wird. So greift er auch in diesem Fall ein.
Gottes Eingreifen und Abimelechs Reaktion auf die Sünde
Lassen wir uns weiter lesen, oder betrachten wir weiter die Verse drei bis acht. Abimelech wird in Todesgefahr gebracht.
Der bedauernswerte Abimelech steht da und denkt, er habe nichts Falsches getan. Er glaubt, er habe einen Jackpot gewonnen: eine schöne Frau, die er nehmen darf, weil sie nicht verheiratet ist. Er hat keine Ahnung, wie nah er dem Tod ist.
Es ist ein bisschen so, als würde jemand mit verbundenen Augen unbekümmert einer Klippe entgegenlaufen. Unter der Klippe sind Felsen und ein gewaltiges Meer, das ihn sofort töten würde. Zwei Meter vor der Kante wird ihm die Augenbinde abgenommen, und er sieht, wie nah er dem Tod steht. Da erschrickt er.
„Du musst sterben, Abimelech“, lesen wir in Vers drei, „du hast eine verheiratete Frau zu dir genommen.“ Abimelech hatte Sarah noch nicht berührt, und er erhebt Einspruch. Er beruft sich auf seine Unwissenheit, auf seine Unschuld: „Woher sollte ich das wissen? Er hat mir doch gesagt, sie sei nur seine Schwester. Ich habe wirklich nichts Böses getan. Ich und meine Nation sind in diesem Fall unschuldig.“
Nun, es stimmt, er hat in Unwissenheit gehandelt. Er wusste es wirklich nicht. Aber unschuldig ist er trotzdem nicht. Hier sehen wir in diesem Kapitel ein Prinzip: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Das ist nicht nur eine Sache des deutschen Rechtssystems. Es ist wirklich so, auch Gottes Gesetz ist so.
Im dritten Buch Mose, Kapitel 4, haben wir sogar ein Opfer, das dem Volk Israel für genau solche Fälle vorgeschrieben ist, wenn Menschen unabsichtlich irgendwelche Sünden begehen. Das heißt sehr wohl, Menschen laden Schuld auf sich, selbst wenn sie es nicht wissen.
Das mag erst einmal beunruhigend sein. Überlegt euch mal: Wir können uns unbewusst jeden Moment Schuld aufladen – Schuld, die eigentlich Tod verdient.
Ich habe als Teenager an einem bestimmten Tag oft darüber nachgedacht: Welche Sünden habe ich heute begangen? Manchmal kam es vor, dass ich an keine bestimmte Sünde denken konnte. Dann dachte ich tatsächlich: „Oh, heute habe ich nicht gesündigt. Ich brauche Gott heute nicht um Vergebung zu bitten.“
Aber sehr bald lernte ich, wie begrenzt mein Blick war – nicht nur auf meine eigenen Motive und mein eigenes Herz, ich hatte so viele blinde Flecken, sondern auch auf die Umstände um mich herum. Auf Dinge, die ich sage, oder auf Arten und Weisen, wie ich es sage, die ich nicht beabsichtige, die aber wirklich falsch, schlecht und schmerzhaft rüberkommen.
Das habe ich sehr schnell gelernt. Und ich habe auch gelernt, dass mein Wissen über Gottes Wort eigentlich begrenzt ist. Man weiß manchmal gar nicht, dass etwas, was man tut, falsch ist, weil man es im Gotteswort noch nicht entdeckt hat.
Wir sind also sehr begrenzt. Und wenn das der Fall ist, sind wir wirklich verletzlich. Wir sind kurz davor, jeden Moment Schuld auf uns zu laden, selbst wenn wir es nicht wissen – selbst an unseren besten Tagen.
Das Bekennen bestimmter Sünden ist eine gute Sache, ja. Aber lasst uns wirklich bewusst sein: Unsere Sünden gehen weit darüber hinaus. Wir sind von Gottes Gnade jeden Moment abhängig, selbst wenn wir das nicht wissen oder erkennen.
Wir sind wirklich darauf angewiesen, dass Gott eingreift und nicht einfach zulässt, dass wir weiter in unserer Schuld versinken. Wir sind darauf angewiesen, dass Gott uns von Sünden heilt – jeden Moment. Und wir sind auch darauf angewiesen, dass Gott Geduld zeigt und uns Einsicht gibt, damit wir die Dinge erkennen, die wir tun.
Das erlebt Abimelech: Gott schenkt ihm Einsicht in seine Sünde und offenbart ihm auch, dass er ihn davon abgehalten hat, seine in Unwissenheit begangene Sünde weiterzuführen. Das lesen wir in Vers sechs.
Was für eine Gnade! Wenn Gott nichts getan hätte und sich zurückgezogen hätte, hätte Abimelech noch viel mehr gesündigt. Der einzige Grund, warum Abimelech noch nicht mehr gesündigt hat, ist, dass Gott ihn davon abgehalten hat. Was für eine Gnade!
Gott schenkt ihm auch Einsicht, damit er wirklich stoppt – wie vor einer Kante. Gott ruft ihn dazu auf, seinen Fehler zu korrigieren. Der Ruf zur Umkehr führt auch zu Taten: „Gib dem Mann seine Frau zurück.“
Und Gott sorgt auch dafür, dass jemand für ihn eintritt – er hat einen Fürsprecher. Dieser Fürsprecher ist Abraham selbst, der das ganze Problem angefangen hat. Trotzdem soll er für ihn eintreten, denn er ist letztlich ein Prophet.
Trotz Abrahams dummer, selbstsüchtiger Aktionen und obwohl er bisher Abimelech und seinem Volk eher ein Fluch gewesen ist, will Gott Abraham weiterhin als Mittel des Segens gebrauchen.
Hier sehen wir: Gott gebraucht unvollkommene Menschen. Ist das euch klar? Ich hoffe, das ist auch eine Ermutigung für euch. Wir müssen nicht vollkommen sein, wir können es von uns aus nicht sein. Gott kann uns trotzdem gebrauchen. Das ist eine Ermutigung.
Und bei Abimelech sehen wir: Falls er nicht von seinem Weg umkehrt, werden er und alle, die ihm gehören, sterben. Sünde hat Konsequenzen, und Abimelech sieht das ein.
Er zögert nicht. Er steht sehr früh am Morgen auf – ein sehr guter Grund, früh aufzustehen – und lässt alle seine Diener wissen: „Wir müssen etwas tun, Leute, wir haben Mist gebaut.“
Sie fürchten sich vor diesem Gott, sie fürchten sich vor seinen Worten, und sie nehmen das wirklich ernst. Sie wissen jetzt: Mit Abraham sollen sie aufpassen.
Ich muss sagen, bei Abimelech weiß ich nicht, ob er gläubig ist oder nicht, aber sein Verhalten ist sehr lobenswert. Er wird auf Sünde hingewiesen und verliert keine Zeit, seinen Fehler zu korrigieren.
Das wird Abraham, wie wir gleich sehen werden, nicht so machen.
Ja, der Gläubige: Manchmal lernen wir von Nichtgläubigen mehr als von Gläubigen. In diesem Fall lernen wir, wie Buße wirklich aussieht. Gott weist uns auf Sünde hin, und wir tun Buße sofort. So sollte es sein.
Das ist die richtige Reaktion, die Abimelech hier vorlebt. Lassen wir uns davon lernen und nicht zögern, wenn Gott auch uns auf Sünde hinweist.
Die Konfrontation zwischen Abimelech und Abraham
Aber das nur als Nebenpunkt. Lassen wir das hinter uns und gehen weiter.
In den Versen 9 bis 13 lesen wir, wie Abimelech Abraham konfrontiert. Abimelech ruft Abraham und fragt: „Warum hast du uns das angetan? Warum hast du das gemacht? Was habe ich dir getan, und was habe ich dir gesündigt, dass du eine so große Sünde über mich und mein Reich bringen wolltest? Du hast an mir gehandelt, wie man nicht handeln soll, Abraham.“
Stellt euch die Szene vor: Abraham, dieser große Prophet Gottes, der Gott repräsentieren soll, wird hier von einem König gescholten, der Gott eigentlich gar nicht kennt – und das auch noch zu Recht. Abimelech sagt: „Du hast dein gerechtes Volk zur Sünde verführt, du hast eigentlich das Gegenteil getan von dem, was ein Prophet tun soll.“ Ein Prophet soll auf Gott hinweisen, doch Abraham verführt dieses Volk. Das ist ziemlich peinlich für Abraham, oder? „Was hattest du damit vor, Abraham? Was hast du dabei gedacht?“
Wie verteidigt sich Abraham in den Versen 11 bis 13? Er sagt: „Ich habe gedacht, dass ich hier keine Gottesfurcht finden würde. Ich habe gottlose Menschen erwartet.“ Das klingt nachvollziehbar. „Ich habe gedacht, ihr würdet mich wegen meiner Frau töten.“ Das macht eigentlich Sinn. Aber ein Prophet ist eigentlich eher ziemlich ahnungslos, oder? Er kennt hier auch das Paradox: Abimelech ist bisher der Einzige gewesen, der gottesfürchtig gehandelt hat – nicht Abraham. Abraham hat so gehandelt, als würde er Gott nicht fürchten oder gar nicht vertrauen.
Im Folgenden sehen wir etwas, das wir gut kennen: „Ich habe eigentlich nicht gelogen. Ja, sie ist wirklich meine Schwester, Halbschwester, und ja, meine Frau, aber sie ist meine Schwester.“ Er versucht, seine Tat schönzureden und zu verkleinern. Es war eigentlich keine Sünde, was ich gemacht habe. Tatsache ist, er wusste ganz genau, was er tat und was er mit seiner Halbwahrheit erreichen würde.
Abrahams Verteidigung wird im Vers 13 noch deutlicher. Nicht nur hat er gelogen, er stellt sich auch als hilfloses Opfer Gottes dar: „Als mich aber Gott aus meines Vaters Hause wandern hieß…“ Das Wort hier bedeutet eigentlich „ins Ungewisse wandern lassen“, ein sehr negatives Wort. Es wird an anderen Stellen in der Schrift für „umherirren“ oder „verführen“ verwendet. Anders gesagt sagt Abraham: „Ich bin von Gott ein Opfer, er hat mich verführt. Ich bin ein bisschen schutzlos. Wer kann Gott widerstehen? Ich musste einen Weg finden, mich selbst zu schützen.“
Seine große Idee, um sich zu schützen, war: „Ich habe meine Frau gebeten, so lieb zu sein und mich vor den bösen Menschen zu schützen. Sie soll einfach lügen und sagen, sie sei nicht verheiratet, sondern meine Schwester.“ Und so wird sie fremden Männern ausgesetzt.
Abimelech konfrontiert Abraham, und wie reagiert dieser? „Das Problem liegt bei euch. Ihr solltet eigentlich eine gottlose Nation sein. Das Problem sind die Umstände, um nicht zu sagen Gott – das wäre Gotteslästerung. Und ich habe sowieso nicht gelogen.“ Eine schöne Entschuldigung, eine, die man gerne hört.
Und das ist unser Glaubensheld. Nun sage ich das nicht, um mich über Abraham zu erheben – überhaupt nicht. Abraham ist wirklich unser Glaubensheld. Ich sage das nur, um zu zeigen, dass wir nicht anders sind. Wir machen solche Dinge auch. Wir vermindern oft unsere Schuld und unseren Anteil daran. Wir schieben sehr schnell die Schuld auf andere Menschen oder auf die Umstände – aber nicht auf Gott, das wäre Gotteslästerung.
Vielleicht machen wir das sogar auch. Ich betone das nur, um zu zeigen, wie normal Abraham ist – ganz normale Menschen. Und das sind die Arten von Menschen, mit denen Gott seinen Plan durchführt: mit solchen schwachen Menschen, die nicht nur immer wieder Fehler machen, sondern menschlich gesehen Gottes Plan riskieren, dabei andere Menschen verführen und in Gefahr bringen und dann sehr langsam sind, ihre Fehler einzusehen.
Wenn ich in mein Leben schaue, klingt das sehr nach mir. Warum tut Gott das? Warum braucht Gott solche Menschen? Warum nicht solche, die alles wirklich auf die Reihe kriegen? Wäre das nicht effizienter? Wäre das nicht die bessere Investition?
Dazu gibt es zwei Antworten: Erstens, außer dem einen Menschen Jesus Christus kenne ich keinen Menschen, der von sich aus alles richtig machen kann und keine Fehler macht. So eine Person gibt es nicht, außer Jesus. Menschen machen einfach Fehler. Sie müssen sich nicht einmal besonders anstrengen, früher oder später scheitern wir. Und wenn wir versucht sind zu denken, wir seien irgendwie besonders oder anders als andere Menschen, zeigt die Bibel uns die Realität: Abraham ist unser Glaubensvater, unser Glaubensheld, unser Vorbild – und schaut, wie lächerlich er manchmal handelt. Wenn er das tut, wie viel mehr wir?
Zweitens und noch wichtiger: Warum braucht Gott solche Menschen? Gott benutzt schwache, unvollkommene Menschen, um seine Kraft zu zeigen. Seine Kraft wird in unserer Schwachheit besonders sichtbar.
Wenn die Welt oder andere Menschen hineinschauen und sagen: „Wie kann Gott durch so jemanden etwas ausrichten?“, dann zeigt das wirklich, wie mächtig Gott ist.
So nehmt Abraham als schlechtes Beispiel, aber auch als Ermutigung. Nicht, um so zu handeln, wie er es getan hat, sondern als Wissen, dass Gott nicht nur mit Menschen wirkt, die nie Fehler machen und alles auf die Reihe kriegen. Gott nimmt ganz gewöhnliche, fehlerhafte Menschen und gebraucht sie. Und er verwirft sie auch nicht, wenn sie Fehler machen – das werden wir gleich sehen.
Wenn wir versucht sind zu denken, wir kriegen nichts auf die Reihe, und früher oder später machen wir immer wieder die gleichen Fehler – und deswegen kann Gott uns nicht annehmen oder gebrauchen – dann stimmt das und doch wieder nicht.
Ja, du wirst immer mal wieder scheitern, ja, ich werde immer mal wieder scheitern, ich werde nicht immer schaffen, was ich mir vorgenommen habe. Das werdet ihr auch nicht. Aber nein, Gott kann und will dich trotzdem gebrauchen, auch in dieser Situation. Denn solche Schwachen sind die Art von Menschen, die Gott wirklich gerne gebraucht.
Gib ihm Freiraum, dich zu verändern und durch dich zu wirken. Lass dir, wie Paulus so schön sagt im 2. Korintherbrief, an seiner wunderbaren Gnade genügen und staune, was Gott mit Schwachen machen kann.
Gottes Segen trotz menschlicher Fehler und die Bedeutung für uns heute
Das bringt uns zum letzten Teil dieser Geschichte in Vers 14 bis 18. Nach den Entschuldigungen von Abraham schickt Abimelech ihn mit Sarah weg, damit er sein Land nicht mehr stört. Nein, falsch, oder? Er gibt Sarah zurück und noch eine Menge Dinge dazu: Schafe, Rinder, Knechte, Mägde. Außerdem erlaubt er ihm sogar, im Land zu wohnen, wo er will.
Also warte mal: Abraham bringt seine Frau in Gefahr, verführt Abimelech und sein ganzes Haus, bringt einen Fluch über sein Haus, liefert dann noch eine billige Ausrede für all das – und bekommt Reichtümer? Haben wir da irgendetwas verpasst? Nein, wir haben nichts verpasst. Abimelech scheint die Botschaft von Gott verstanden zu haben. Dieser Mann ist vom Herrn gesegnet. Gott hat sich vorgenommen, diesen Mann zu segnen. Das haben wir schon in 1. Mose 12 und 1. Mose 15 betrachtet. Diese Verpflichtung Gottes war einseitig und bedingungslos. Deshalb wird auch Abraham gesegnet.
Nicht nur das: Abimelech lässt auch öffentlich bestätigen, dass er die Frau von Abraham nicht berührt hat. In Vers 16 lesen wir, dass er Abraham eine Bezahlung gibt. Diese Zahlung soll eine öffentliche Garantie darstellen, dass Sarah rein und unberührt geblieben ist. Später soll niemand auf die Idee kommen, dass das Kind, das Sarah bekommt – und das wird im nächsten Kapitel passieren – nicht von Abraham ist. Das ist eine öffentliche Garantie: Diese Frau habe ich nicht berührt.
Daraufhin betet Abraham zu Gott für Abimelech, damit der Fluch, der über Abimelechs Haus steht – also die Kinderlosigkeit – von ihm und seinem Haus genommen wird. Abrahams Berufung war, ein Mittel des Segens für die Nationen zu sein. Bisher war er kein Segen, sondern eher ein Fluch. Doch nun erfüllt Abraham endlich seine Berufung, und es ist wirklich ein Segen für Abimelech und sein Haus.
Was lernen wir aus dieser Geschichte? Aus menschlicher Perspektive mögen unsere Taten manchmal Gottes Plan beeinträchtigen. Aber aus Gottes Sicht ist das ausgeschlossen. Gott wird nicht zulassen, dass seine Pläne zerstört werden oder seine Verheißungen nicht erfüllt werden. Das sehen wir hier: Obwohl Abraham Fehler macht, greift Gott ein, damit seine Verheißungen bestehen bleiben.
Doch es gibt noch eine weitere Sache: Diese Stelle zeigt uns das große Privileg, Teil von Gottes Plan zu sein. Abraham scheitert und verursacht Chaos. Gott greift ein, räumt das Chaos auf und segnet Abraham dabei. Das klingt irgendwie unfair, oder? Nun, Gott diszipliniert seine Kinder – das haben wir bei Lot gesehen – aber letztlich will Gott seine Kinder segnen. Das ist Gnade. Gottes Kinder verdienen seine Gnade nicht. Es ist einfach ein Privileg, Teil von Gottes Plan zu sein.
Denn die, die Teil von Gottes Plan sind – also dieses Errettungswerk –, werden gesegnet, auch wenn sie Fehler machen. Teil von Gottes Plan zu sein und Empfänger seiner Verheißungen und seines Wohlwollens zu sein, ist ein unverdientes Privileg. So viel Reichtum und Segen trotz Unwürdigkeit.
Was hat das mit uns zu tun? Warum ist Gottes Umgang mit Abraham in dieser Geschichte für uns heute relevant? Diese Geschichte ist ein Mikrokosmos, ein kleines Beispiel für eine viel größere Sache, einen wichtigen Punkt. Sie zeigt nicht nur Gottes Weg mit Abraham, sondern ist ein kleiner Teil eines viel größeren Plans, den Gott von Grundlegung der Welt an gefasst hat.
Gott setzt diesen Plan in Raum und Zeit um. Er schließt viele Menschen aus aller Welt und aus allen Zeiten ein. Dieser Plan ist in der Person Jesus Christus zentriert – das haben wir in den letzten Wochen schon gehört. Aus Abrahams Nachkommenschaft ist Jesus Christus gekommen, die Mitte und das Ziel dieses Planes. Durch ihn erhalten viele Menschen aus aller Welt Zugang zu der Gnade, die Abraham in dieser Geschichte erlebt hat.
Gott beabsichtigte in seinem Plan, ein besonderes Volk auszusondern, das er reinigt und mit allen Segnungen Abrahams überschüttet. Eines Tages wird dieses Volk in seiner Gegenwart stehen und mit seinem Sohn Jesus Christus verherrlicht werden. Dieser Plan ist fest und unveränderlich. Das ist Gottes unveränderlicher Ratschluss. Deshalb bürgt Gott dafür, wie wir in dieser Geschichte gesehen haben.
Deshalb konnte Abimelech Abraham nicht stören. Und deshalb konnte auch Abraham mit all seinen Fehlern diesen Plan nicht stören.
Hier wird es für uns relevant: Alle, die Jesus Christus als Herrn und Erlöser kennen, gehören zu diesem Plan. Gott reinigt sie durch das Blut von Jesus Christus, der stellvertretend für ihre Sünden sein Leben gegeben hat. Gott segnet sie mit den Segnungen, die Jesus in seiner Vollkommenheit erworben hat. Durch den Heiligen Geist werden sie immer mehr in das Ebenbild Christi verwandelt und lassen die Sünde mehr und mehr hinter sich.
Das ist der große Plan Gottes. Wenn du Jesus Christus als Herrn und Erlöser kennst, darfst du wissen: Alles, was wir über Abraham gehört haben – Gottes Umgang mit Abraham in dieser Geschichte – gilt auch dir. Versteht ihr, was das bedeutet? Als Teil von Gottes Plan kann dich niemand antasten, auch nicht du selbst. Nicht, weil du so besonders bist, sondern weil Gott dafür sorgt, dass sein Plan vollendet wird. Und weil Christus deinen Platz darin sichert – trotz uns.
Baust du darauf deine Zuversicht? Ich sage das, weil wir uns oft selbst verurteilen und kleinmachen. Wir haben Angst, dass Gott uns verwerfen wird, wenn wir wieder Fehler machen, wenn wir es wieder verbocken. Das führt dazu, dass wir zu viel auf uns selbst schauen und uns fragen: Habe ich genug getan? Habe ich genug getan?
Ich kenne diese Art von Christsein, so war ich wirklich. Es ist anstrengend und bringt keine Freude. Man fühlt sich ständig eingeengt, unter einer Last, einer Last von Verdammnis, die wir denken, von Gott zu kommen. Ein Gefühl der Verurteilung. Man hat das Gefühl, Gott im Himmel steht kurz davor, uns aufzugeben.
Das hat auch Luther erlebt. Als er mit Sündern und Anfechtungen kämpfte, sagte er, er konnte Gott nicht lieben, weil er die ganze Zeit nur einen böswilligen Gott sah. Das hilft unserer Beziehung zu Gott nicht. Lass uns bewusst sein, wie Gott wirklich ist.
Wenn du an Jesus Christus glaubst, wird er dich heimbringen – trotz deiner vielen Fehler. Lass deine Last los, lass deine Schuld los, bring sie zum Kreuz Jesu Christi. Es gibt keine Verurteilung für die, die in Jesus Christus sind, sondern nur Segen, Überfluss und Reichtum – so wie Abraham es erlebt hat.
Ich bin mir sicher: Wenn wir das wirklich verstehen, werden wir anfangen, die Freiheit, die Freude und den Frieden des Evangeliums wirklich zu begreifen.
Schlussgebet
Ich müsste dafür beten.
Vater, wir danken dir so sehr für die Gnade, die du Abraham gezeigt hast. Wir danken dir für die Sicherheit, die wir haben: dass wir eines Tages makellos vor dir stehen werden, Herr. Unser Vertrauen ruht nicht darauf, dass wir es aus eigener Kraft schaffen, sondern darauf, dass du es in uns vollbringst und uns heimführst.
Wir danken dir für diese Sicherheit, Herr. Wir danken dir, dass du für deinen Plan bürgst und alles in Bewegung setzt, damit dein Plan zur Vollendung kommt.
Herr, wir danken dir so sehr für Jesus Christus, der das bestätigt und vollzieht. Wir wollen unser Vertrauen ganz auf ihn setzen, Herr. Bitte hilf uns, jede Bürde und Last der Selbstverurteilung hinter uns zu lassen. Lass uns immer auf Jesus Christus schauen, der den Preis für unsere Schuld bezahlt hat und uns durch seinen Geist jeden Tag verändert, damit wir mehr und mehr wie er werden.
Wir danken dir so sehr für diesen großen Segen und für die großartigen Segnungen, die du schon vor Grundlegung der Welt für uns vorbereitet hast. Bald werden wir sie sehen und erleben können.
Amen.